Kleine Klo-Kunde in SOA

Jede/e Reisende/r in Südostasien (SOA) kennt sie, und nicht wenige wissen selbst nach Wochen immer noch nicht, wie die Popo-Dusche denn nun genau funktioniert. Aber wen soll man denn fragen? Die nette junge Frau an der Hotel-Rezeption vielleicht?

„Excuse me, would you explain to me how the ‘bum gun’ works? As detailed as possible, please?“

Hm, keine gute Idee. Und wir Deutsche brauchen ja immer eine genaue Anleitung, möglichst schriftlich. Video-Anleitungen sind leider rar …

Da hängt das Ding und schaut dich erwartungsvoll an.

Bidets kennen wir ja in Europa, Steh- beziehungsweise Hock-Klos auch, zum Beispiel von Frankreich- oder Spanienurlauben. Aber diese Teile?

Man findet überall freundliche und deutliche Hinweise in den Hotels und Hostels, dass man bitte kein Toilettenpapier ins Klo werfen möge. Die Rohre in SOA sind generell zu dünn, und mehr als die reine Botschaft vertragen sie nicht. Verstopfte Rohre sind kein Spaß.

In einem Hostel im kambodschanischen Battambang fanden wir die bislang beste Anleitung:

Merke:

– Das ist der Grund, warum es in SOA eher verpönt ist, die linke Hand beim Essen zu verwenden oder jemanden mit dieser Hand zu berühren.

– Immer zuerst den Druck prüfen. Aus einer Dusche kann schnell mal ein Kärcher werden. Letzterer ist prima bei der Terrassenreinigung, aber in einem empfindlichen Körperbereich weniger empfehlenswert.

PS: Die Toilettenausstattung mit der Popo-Dusche ist in SOA der Standard. Manchmal, insbesondere auf dem Land, gibt es auch nur einen Wasserbehälter mit einer Schöpfkelle. Klopapier oder eine Möglichkeit zum Händewaschen ist eher die Luxusvariante – daher hat der erfahrene Reisende immer eine Notration parat.

PPS: Frauen sollten die Dusche immer von vorn nach hinten einsetzen, um das Infektionsrisiko niedrig zu halten.

PPPS: Entsetzte Gemüter sollten kurz innehalten, bevor sie „igitt“ rufen und überlegen, wo ihre Hände beim Duschen ungeniert hingreifen 😉.

Battambang: Sehenswertes in der Stadt

Battambang, etwa 120.000 Einwohner, ist die viertgrößte Stadt Kambodschas und der Verwaltungssitz der gleichnamigen Provinz. Es ist gut zu erreichen, sowohl von Siem Reap als auch Phnom Penh aus. Die meisten ausländischen Touristen kommen wegen des Bamboo Train hierher (siehe Beitrag). Der Tourismus ist in der Provinzhauptstadt jedoch noch kein bestimmender Wirtschaftsfaktor, und daher gehört es zu den normalen Erfahrungen eines westlichen Besuchers, interessiert beäugt zu werden, insbesondere von Kindern. Einmal Lächeln und freundlich nicken, das bringt die kleinen Gesichter sofort zum Leuchten. Und das eigene Herz legt ein Wärmebrikett nach 😊.

Sowohl die nähere Umgebung (s.o.) als auch das Stadtzentrum lohnen einen zweiten Blick.

Während unseres 2,5-tägigen Aufenthalts Ende Oktober 2023 hat es uns immer wieder zum zentralen Markt, dem Phsar Nath, hingezogen. In und um den gelblichen pyramidenartigen Bau pulsiert das Leben. Ein authentischer Markt, in dem man sich als Tourist in aller Ruhe umschauen kann, ohne permanent angesprochen zu werden. Er scheint in vollem Umfang seiner Funktion als Umschlagplatz gerecht zu werden. Die Provinz gilt als Reiskammer Kambodschas, Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch, Kräuter und Gewürze sind im Überfluss vorhanden. Zum weiteren Angebot zählen Schmuck, Kleidung und Stoffe sowie Dienstleistungen wie Schneiderarbeiten und Körperpflege. Wie Frisördienste und Maniküre. Vom frühen Morgen bis tief in die Nacht hinein wird hier ver- und gekauft, gehandelt, zubereitet, gekocht, mit den Händen gearbeitet … Auch wir haben im Phsar Nath das eine oder andere eingekauft und mehrfach etwas gegessen.

Da Battambang sogar über eine eigene von Buddhisten geführte Hochschule verfügt, ist es wenig überraschend, dass die Stadt auch ein paar sehenswerte Pagoden hat.

Mönche jeden Alters sind eine normale Erscheinung im Alltag. Im Markt wie auch zu anderen Gelegenheiten sammeln sie für ihren Lebensunterhalt Geld, manchmal Essen. Das Procedere ist immer gleich: Der Mönch stellt sich ruhig und ohne eine Gesichtsregung an einen Stand und bekommt sodann vom Standbetreiber Geld in seine Sammelbüchse. Manchmal wird auch etwas Beiläufiges geredet. Ein buddhistischer Mönch wird sich nie für eine Spende bedanken, weil nicht der Spender ihm, sondern er dem Spender etwas Gutes tut. Er gibt dem Spender nämlich die Möglichkeit, sein Karma zu verbessern. Frauen müssen darauf achten, dass sie den Mönch nicht berühren, weil sie ihn dadurch „verunreinigen“. Tja.

Übrigens, das Pol-Pot-Regime unterdrückte den Buddhismus (wie andere Religionen auch), tötete und verfolgte Mönche, zerstörte Pagoden und entzog der Staatsreligion die Lebensgrundlage.

Heute sind etwa 95 Prozent der kambodschanischen Bevölkerung Anhänger des Theravada-Buddhismus.

Das touristisch relevante Viertel der Stadt sind die Uferpromenade am Sangker und ein paar parallel dazu verlaufende Straßen. Hier findet sich eine stattliche Zahl an Häusern aus der französischen Kolonialzeit, die meisten von ihnen indes in unterschiedlichen Stadien des Verfalls. Hübsch herausgeputzte und sanierte Straßenzüge sucht man vergeblich. Die Straßen ab der zweiten Reihe gleichen Teils befestigten Pisten, die Gehwege sind mit Motorrollern und großen Fahrzeugen zugeparkt. Von einem „Bürgersteig“ im deutschen Verständnis kann hier nicht die Rede sein.

So sieht die erste Reihe an der Uferpromenade aus:

Das ist kein Wohnhaus, sondern … eine Bank!

So die zweite und dritte Reihe:

Im Kabelgewirr: Ein Kolonialbau neben einer modernen Bauruine.

Natürlich hat Battambang auch ein paar ansehnliche und architektonisch gelungene Bauwerke, wie beispielsweise den imposanten Gouverneurspalast und das Zentralbankgebäude. Insgesamt sind derartige Gebäude im Straßenbild die Ausnahme.

Der Zustand der Straßen und Gebäude ist eines von vielen Indizien, dass Kambodscha noch einen weiten Weg gehen muss, um zu Ländern wie Vietnam oder Thailand aufzuschließen. Das durchschnittliche verfügbare Jahreseinkommen eines Kambodschaners liegt bei 1.614 Euro (Vietnam und Thailand: 4.500 Euro). Man sieht schon, dass sich etwas tut, aber die Armut von vielen Menschen ist ebenso unübersehbar. Ständig begegnen einem vollkommen Mittellose wie bettelnde Mütter mit behinderten Kindern, Blinde, Alte … Es ist im Buddhismus tief verankert, den Armen zu geben, und nur so kommen diese Menschen irgendwie über die Runden.

Spannend ist im Zusammenhang mit der Entwicklung des Stadtzentrums die Pub Street mit ihrer Backpacker-Ausrichtung: mehrere Hostels, eine Vielfalt an Restaurants (mehrere mit kambodschanischer Küche!), Cafés und Bars sowie interessante Läden und Boutiquen prägen das Bild.

Und in der Pub-Street-Ecke sind wir dann sogar mit Blick auf eines unserer Dauerbrenner-Themen fündig geworden – Street Art!

In die gleiche Kategorie ist unseres Erachtens diese eigenwillig-kreative Version eines Mülleimers, der wir an vielen Stellen in der Stadt begegnet sind – gefertigt aus Lkw-Reifen.

Wir hatten zunächst gedacht, es handele sich um einen massiven gusseisernen Grill 😉.

Wasserfest (Ben Om Tuk) im kambodschanischen Battambang

Das Wasserfest (Water Festival) zählt zu den Großereignissen des kambodschanischen Kalenders, insbesondere in den größeren Städten des Landes. Es ist eine Mischung aus Massenpicknick, Volksfest und Kirmes. Anlässlich dieses mehrtägigen Ereignisses ist so ziemlich alles auf den Beinen, was laufen kann. Das gilt selbstverständlich auch für Battambang. Schon lange vorher beginnen die Vorbereitungen. Am Abend vor dem offiziellen Beginn bevölkern bereits viele Kleinhändler und Imbissbetreiber die Flussufer des Sangke und übernachten auch hier, um sich strategisch günstige Plätze zu sichern. Wesentlicher Bestand des Festes ist ein Wettbewerb von Rennpaddelbooten. Wenn der Startschuss fällt, fiebern viele Besucher mit ihren Favoriten mit. Die Veranstaltung ist so wichtig, dass sich auf der Ehrentribüne viele Honoratioren einfinden und, damit einhergehend, auch eine starke Präsenz von Sicherheitskräften sowie von Medienleuten zu verzeichnen ist.

Die Tradition des Ben Om Tuk geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Sie markiert das Ende des Monsuns und soll die Götter gnädig stimmen, damit sie eine reiche Fischausbeute und gute Reisernte gewähren mögen.

Die Ehrentribüne.
Ein breites Angebot an gegrillten Insekten darf da nicht fehlen!
Nichts geht ohne das Wohlwollen von oben.
Begeisterung pur.

Den Abschluss des Festes bildet ein Feuerwerk und das Zuwasserlassen von mit brennenden Kerzen versehenen kleinen Booten, Tempeln und Pagoden. Nicht nur für die Kinder ein faszinierendes Lichterspiel.

Umgebung Battambang – Bamboo Train, Phnom Sampeau, Millionen von Fledermäusen

Kaum waren wir nach 3,5-stündiger Autofahrt von Siem Reap nach Battambang, der früheren Hauptstadt Kambodschas, im „The Place Hostel and Rooftop Bar“ angekommen, bot sich unmittelbar die Möglichkeit, an einer Halbtagestour in die nähere Umgebung von Battambang teilzunehmen, und zwar per Tuk-Tuk. In einer kleinen Gruppe, wir mit einem eigenen Fahrzeug. Das Programm passte uns, also rein in den Tuk-Tuk, raus aus der Stadt, durch schöne Landschaft zum ersten Highlight …

Macht doch immer wieder Spaß, besonders bei schönen Wetter.

Viele Touristen, vor allem die jungen, kommen in erster Linie nach Battambang, um einmal diese wilde „Schienenfahrt“ zu erleben. Denn mit einem „Zug“ hat dieses Gefährt rein gar nichts zu tun. Es ist eher die kambodschanische Version einer Draisine. Der Hintergrund des Bamboo Train (auch: Nori) ist ein durchaus ernster: Nachdem das Pol-Pot-Schreckensregime von den Vietnamesen besiegt war, bastelten sich einige findige Kambodschaner aus Kriegsschrott ein Transportmittel für einen befahrbaren Streckenabschnitt der Bahn zusammen. Zwei oder drei Achsen, Plattform aus Bambus, kleiner Boots- oder Automotor als Antrieb, fertig ist der Bamboo Train. Wenn man einem entgegenkommenden Fahrzeug ausweichen oder zurückfahren will, wird das Teil kurzerhand vom Gleis gehoben und andersrum wieder aufgesetzt!

Inzwischen gibt es zwei Varianten des Bamboo Train, einmal die „alte“ und ursprüngliche (die direkt von den Menschen vor Ort betrieben und zeitweilig immer noch für den Waren- und Personentransport genutzt wird) und eine neue, die wohl als „Disney-Variante“ beschrieben werden kann. Nur die alte ist die wahre 😉. Und mit der sind wir gefahren. Ein Höllenlärm und ein Riesenspaß!

Zuerst die Achsen auf die Schiene.
Dann die Plattform drauf.
Schließlich den Motor verschrauben und den Keilriemen an der Achse befestigen.
Ach ja, Sprit braucht’s auch noch 😉.
Bereit zur Ausfahrt mit viel Frischluft.
Auch der Nachwuchs steht bereit und testet schon mal die Bissfestigkeit des Keilriemens.
Volle Kontrolle, volle Elle.

Hier ein paar Eindrücke von der ruckelig-schönen Fahrt:

Yesssss …
Über sieben Brücken …
Was die Kühe wohl davon halten?

Von der Nori-Station ging’s weiter zum Phnom (= Berg) Sampeau. Man erreicht die Spitze der 160 Meter hohen Erhebung über eine sich hoch windende Straße oder über eine Treppe mit 700 Stufen. So oder so, eine schweißtreibende Aktivität, für die man mit einem Blick auf eine hübsche Pagode und, talwärts, eine grandiose Landschaft belohnt wurde, neugierig beäugt von einer umherspazierenden Makakenfamilie.

Reisfelder.
Phnom Banan.

Aber der Berggipfel beherbergt nicht nur schöne Pagoden und Schreine, sondern auch eine Höhlen-Gedenkstätte für unzählige Opfer des Pol-Pot-Regimes, die hier über eine steil abfallende Klippe in den Tod gestürzt wurden, darunter auch Mönche. Ihre Gebeine werden in einem Glaskasten aufbewahrt, der symbolisch von einem Buddha bewacht wird. Die Gedenkstätte ist unter der Bezeichnung „Killing caves“ bekannt.

Nach dem Abstieg vom Phnom Sampeau bietet sich dem Besucher allabendlich bei Einbruch der Dämmerung ein besonderes Naturschauspiel: Aus einer Höhle im Fels begibt sich ein nicht enden wollender Schwarm von Fledermäusen auf Nahrungssuche. Die Schätzungen belaufen sich auf stolze 6,5 Millionen Tiere. Das Schauspiel verläuft fast wie ein Kinofilm oder eine Theaterinszenierung – fast pünktlich auf die Minute verdunkelt sich der Himmel.

Ein paar Plätze sind noch frei.
Die Show beginnt …
… und will einfach nicht enden.

Ganz schön viele Erlebnisse für einen halben Tag!

Der schwimmende Markt von Cai Rang

Eigentlich gehören die bei Touristen so beliebten schwimmenden Märkte der Vergangenheit an. Das war vor wenigen Jahrzehnten noch ganz anders, als es noch keine guten Straßen gab und das Schiff das Haupttransportmittel war. Und die wenigen „floating markets“, die es noch gab, hat die Covid-Pandemie dahingerafft. Aber der eine oder andere hat auch das Killer-Virus überlebt. In der größeren Umgebung von Vinh Long ist nur noch der schwimmende Markt von Cai Rang besuchens- und erlebenswert.

Das bedeutete für uns konkret: Morgens um 04.15 Uhr mit dem Auto etwa eine Stunde nach Can Tho fahren, dort mit einem Guide und weiteren Gästen ein Boot besteigen und in der aufgehenden Sonne einen Seitenfluss des Hau (wird auch als „unterer Mekong“ bezeichnet) hinunterschippern …

Anfahrt mit der aufgehenden Sonne im Rücken.

Was tut man nicht alles für ein kleines Urlaubsabenteuer. Und die alte Weisheit „Morgenstund hat Gold im Mund“ hat sich für uns bewahrheitet …

Der Markt war über lange Jahre ausschließlich auf den Großhandel ausgerichtet, es kauften also hier Einzelhändler ein, um diese Waren dann mit einem Aufschlag an die Verbraucher weiterzuverkaufen.

Hier gibt’s vor allem Kürbisse.
Ein Einzelhändler deckt sich mit Melonen ein.
Am Bug stets ein Augenpaar, das die bösen Geister fernhält.

Inzwischen wird jedoch auch ein weiteres Segment abgedeckt: Direktverkauf an den Endverbraucher – und das ist der Tourist! Getränke, heiße Suppen, belegte Baguettebrötchen, Obst, Schmuck, Souvenirs … nach zum Teil schon waghalsigen Manövern hakt man sich beim Touristenboot ein und bietet seine Waren an. Und viele Touristen, die seit Stunden ohne Frühstück unterwegs sind, nehmen das Angebot gerne an.

Eine Kokosnuss oder doch lieber eine warme Suppe?
Der Topf mit Suppe dampft verlockend …
… hier nicht minder …
… und findet schließlich einen dankbaren Abnehmer.
Noch mehr Kundschaft, da läuft man einfach von Boot zu Boot.
Zum Abschluss vielleicht etwas Obst?
Boot klar zum Entern.

Mekong-Tagestour ins „Rote Königreich“ – mit Schlangenalarm

Um mit fachlicher Begleitung noch etwas mehr über unsere unmittelbare Umgebung zu erfahren, buchten wir über unsere Homestay-Gastgeberin Yennie eine Tagestour mit einem Guide. Henry, der als Englischlehrer arbeitet und daher über sehr gute Sprachkenntnisse verfügt, holte uns um 7.30 Ihr vom Homestay ab. Die Tour heißt „The Red Kingdom, Bamboo Weavers, Rice Fields, & Traditional Market“.

Auf dem Weg zur ersten Station unserer Tour erlebte ich eine kleine Überraschung: Als ich unter einem Baum durchfuhr, fiel etwas zunächst auf meine Hand und dann auf meinen Fuß. Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass das kein Blatt oder Zweig gewesen war. Es war eine Schlange … Das etwa 40 Zentimeter lange Reptil schlängelte auf eine Garküche zu und versetzte die Betreiberin in Panik, als ich sie auf das Tier hinwies. Ein junger Mann eilte zur Hilfe und beförderte die Schlange mit einem Besen auf die Straße. Henry meinte, das Tierchen sei für Menschen ungefährlich, es fresse nur Mäuse und Ratten. Na dann …

Nach einem Spaziergang über den Markt von Vinh Long (vgl. dazu unsere Radtour) verlud unser Skipper unsere Räder aufs Boot und sodann tuckerten wir zunächst den Mekong entlang, später weiter einen Seitenarm (Co Chien River) hinunter. Wir machten mehrfach Halt, um uns aus der Nähe anzuschauen, wovon die Menschen in dieser Region leben. Auch ein Mittagessen (vietnamesische Pfannkuchen) war Teil des Programms.

Diese Schiffe sind schwimmende Fischbasins, an den Seiten offen, so dass die Fisch permanent mit Frischwasser versorgt werden.

Leben und wohnen am Fluss:

Handwerk in Heimarbeit:

Auch bei der Zubereitung des Mittagessens durfte Eva mit Hand anlegen – in Vietnam Frauensache!

Kross gebratene Reispfannkuchen mit Schweinefleisch, Garnelen, Sojabohnensprossen und Kräutern.

Auch bei einem Gemüsebauern schauten wir vorbei.

Es ist hier üblich, seine Verwandten am Feldrand oder auch mitten im Reisfeld beizusetzen. Die Vietnamesen halten ihre Vorfahren in hohen Ehren.

Begegnungen unterwegs:

Reis zum Trocknen ausgelegt.
Hochzeitsvorbereitungen.
Alle vietnamesischen Schiffe haben am Bug zwei Augen, die das Böse abwenden sollen.

Aber warum eigentlich „rotes Königreich“? Mit der politischen Gesinnung in der sozialistischen Republik dürfte das wohl nichts zu tun haben. Nein, diese Gegend ist sozusagen die Ziegelei der Nation. An den Flussufern stehen hier etwa 1.000 spitzkegelige Brennöfen für Ziegelsteine!

Hier und da raucht ein Brennofen.

Nur noch zehn Prozent der Ziegeleien sind noch aktiv, wie Henry uns erklärt. Es gebe vor allem zwei Probleme: Zum einen finde man kaum noch Arbeitskräfte für die harte Arbeit, zum anderen stoße der Tonabbau zuungunsten der Reisfelder auf immer weniger Akzeptanz. Hinzu komme die Luftverschmutzung durch die Brennöfen, die mit Reisspelzen betrieben werden.

Die Ziegelsteine werden zwei Wochen bei gleichbleibender Hitze gebrannt. Die Männer befeuern die Öfen in 12-Stunden-Schichten.
Die Steine werden auf den Wasserwegen abtransportiert.

Die ganz überwiegende Mehrheit der Ziegeleien befinden sich in unterschiedlichen Stadien des Verfalls.

Eine gleichermaßen erlebnisreiche und informativer Tour. Ganz herzlichen Dank, lieber Henry !

Radtour – über den Mekong nach An Binh

Gleich nach unserer Ankunft in unserem Mekong Pottery Homestay in Vinh Long – einmal tief durchatmen – ging‘s mit dem Rad auf Erkundundungstour. Yennie vom Homestay stellt kostenlos Fahrräder einschließlich Helm und Regenponcho zur Verfügung. Überdies hat sie auf ihrer Homepage ein paar ausgearbeitete Tourenvorschläge, die man über Googlemaps aufrufen kann.

Wir hatten uns die „An Binh Island Cycling & Biking Loop“ ausgesucht.

Die Tour führte uns zunächst an der Straße, dann am Mekong entlang zum Markt in Vinh Long. Dort legten wir eine kurze Pause für eine Nudelsuppe ein, um danach mit der Fähre nach An Binh überzusetzen. Die Insel ist sehr ländlich geprägt und einfach ideal zum Radfahren. Auf dem Rückweg konnten wir wiederum eine Fähre nutzen und waren nach ein paar hundert Metern Straße zurück im Homestay – um ein sehr schönes Erlebnis reicher.

Ein Stück Promenade am Mekong, gut befahrbar.

Der Markt von Vinh Long ist ein authentischer Regionalmarkt, wo Touristen eher eine Ausnahme sind und entsprechend bestaunt werden.

Für uns etwas gewöhnungsbedürftig, in Vietnam eine Delikatesse: halb ausgebrütete Hühnereier, die dann gekocht und verzehrt werden.

Die Fährfahrt ist ein kleines Abenteuer für sich.

Die Zahlstelle für die Fähre.

Auf An Binh geht alles ein paar Takte langsamer und ruhiger zu – entspanntes Radeln mit Einblick ins Landleben.

Jackfruit mit Insektenschutz.
Der Mekong hat einen Tidehub von etwa zwei Metern.
Bananen als Wegzehrung.
Zu trinken gab’s natürlich auch.

Mekong Pottery Homestay

Neben Ho-Chi-Minh-Stadt gab es bei unserer Reiseplanung für unseren vierwöchigen Vietnam-Aufenthalt im Oktober 2023 ein zweites absolutes Muss im Süden des Landes: einen Aufenthalt im Mündungsgebiet des Mekong.

Die Länge dieses Stromes wird auf 4.350 bis 4.900 Kilometer veranschlagt, und damit ist er der drittlängste seiner Art in Asien. Er entspringt in Tibet und fließt durch fünf Länder (China, Myanmar, Laos, Thailand und Kambodscha), bevor er sich in Südvietnam über ein Netz von Flussarmen und Kanälen ins Südchinesische Meer ergießt. Er ist für alle dieser Länder eine wichtige Lebensader.

Und von diesem mächtigen Fluss wollten wir zumindest einen Eindruck gewinnen. Passend zu diesem Naturwunder hatten wir uns als Übernachtungsmöglichkeit, ähnlich wie mit dem Mong House in Sa Pa hoch im Norden, einen Homestay ausgesucht. Dabei hatten wir ganz offensichtlich ein glückliches Händchen. Denn der Mekong Pottery Homestay in einem Außenbereich von Vinh Long ist ein kleines Stückchen Paradies. Er bietet (derzeit) nur zwei etwa 20 Quadratmeter große Doppelzimmer mit Bad und kleiner Terrasse zum Garten. Wer sich gerne im Grünen aufhält, ist hier bestens aufgehoben. Bis ins Detail ist das Gästehaus liebevoll gestaltet. Yennie, Herz und Seele des Familienbetriebs, ist die personifizierte Gastlichkeit. Mit großem Engagement und exzellentem Englisch (das die junge Frau sich im Wesentlichen im Selbststudium übers Internet beigebracht hat) setzt sie sich dafür ein, dass sich ihre Gäste rundum wohlfühlen. Der Homestay ist ein Familienbetrieb, bei dem die Mutter für das leibliche Wohl zuständig ist (und ausgezeichnete Gerichte auf den Tisch bringt) und der Vater die Gäste zu jeder Tages- und Nachzeit mit seinem Geländefahrzeug sicher ans Ziel bringt. Auch Jennies Freund packt kräftig mit an. Yennie verfügt über gutes Netzwerk an Guides und kann sowohl Gruppen- wie Privattouren anbieten. Sie stellt kostenlos Fahrräder, einschließlich Helm und Regenponcho, sowie ausgearbeitete Tourenvorschläge zur Verfügung, die man dann in Eigeninitiative abradeln kann.

Auf dieser Basis konnten wir in knapp drei Tagen mehrere Ausflüge unternehmen und die Umgebung gut kennenlernen. Hier ein paar Eindrücke von unserem Aufenthalt im Mekong Pottery Homestay, zunächst der Außenbereich:

Zimmer und Freiluft-Bad:

Der Spiegel muss immer abgedeckt sein, sonst kommt ein Vogel und hackt auf sein Ebenbild ein.
Hundertwasser lässt grüßen 😊.

Und auch ein Candle-Light-Dinner ist möglich, und zwar auf dem Gepäckträger eines Fahrrades.

Highlight 2 in Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon): repräsentative Gebäude und Plätze

Wir hatten für unseren ersten Aufenthalt in Ho-Chi-Minh-Stadt (HCMS) ein zentral gelegenes Hotel ausgesucht. „Zentral“ bedeutet hier „Distrikt 1“ (von insgesamt 17 Distrikten). Dieses Zentrum heißt offiziell „Sai Gon”. Bis zur Wiedervereinigung von Nord- und Südvietnam im Jahr 1976 zur „Sozialistischen Republik Vietnam” hieß auch die ganze Stadt so. Die zusammengefasste Bezeichnung „Saigon” führten die Franzosen ein, und sie ist auch heute noch durchaus gebräuchlich.

Nachdem wir nach unserer Zugfahrt von Nha Trang gegen Abend in unserem Hotel eingecheckt hatten, wollten wir uns noch ein wenig die Beine vertreten und waren überrascht, wie mondän und prächtig sich uns die unmittelbare Umgebung darbot: breite Straßen, ein lang gezogener Platz (Nguyen Hue Boulevard, wo allabendlich mächtig was los ist), viele namhafte Hotels, Gebäude aus der Kolonialzeit, Geschäfte mit exquisiter Mode … irgendwie sehr westlich.

Das Alte Rathaus, 1901-1908 von den Franzosen erbaut, ist ein echtes Schmuckstück. Abends wird es beleuchtet.

Hier residiert heute das Volkskomitee. Da darf natürlich Landesvater Ho Chi Minh nicht fehlen, der seinem Volk (und vielleicht uns?) mit gütiger Geste den Weg weist.

Tagsüber sieht das so aus:

Die weiß uniformierten Soldaten sind nur zu besonderen Anlässen da.

Nur wenige hundert Meter entfernt befindet sich ein weiterer Prachtbau aus der Kolonialzeit, die Oper am Lan-Son-Platz. Heute ist sie ein Theaterhaus, das unterschiedliche Kulturveranstaltungen anbietet. Das Gebäude wird gerne als Kulisse für Foto-Shootings benutzt, einer solchen Inszenierung durften wir beiwohnen.

Wir fanden dabei den Kontrast zwischen dem Hochzeitsmode-Shooting und der kleinen Garküche besonders reizvoll – gegensätzlicher könnten die Welten wohl kaum sein.

Nicht minder beeindruckend, und ebenfalls aus der Kolonialzeit, ist das 1891 eröffnete Hauptpostamt. Gleich im Eingangsbereich befinden sich beidseits Telefonzellen, die heute natürlich keine Verwendung mehr finden. Hübsch anzusehen sind sie allemal!

Im Postamt selbst gibt es ein überaus reichliches Angebot an Ansichtskarten (viele alte Stadtansichten), die die Besucher gerne kaufen und dann mit einer Briefmarke versehen und an Freunde und Verwandte in Übersee schicken. Man liest aber, dass die Karten eher selten ihre jeweiligen Ziele erreichen 😉. Trotzdem eine schöne Idee.

Alle schreiben fleißig Karten … Wer bekommt nicht gerne eine Stadtansicht von Saigon?

Ein Statement der völlig anderen Art ist der Bitexco Financial Tower. Er steht für das neue und selbstbewusste Vietnam. Bei seiner Fertigstellung im Jahr 2010 war es mit 262,5 Metern das höchste Gebäude in Vietnam (um schon ein knappes Jahr später vom Keangnam Hanoi Landmark Tower übertroffen zu werden). Er ist einer Lotusknospe nachbildet und ragt 68 Etagen hoch in den Himmel. Auf der 49. Etage, knapp unterhalb einer Plattform, befindet sich ein ein Skytower, von dem aus man eine grandiose Aussicht auf die Stadt hat. Erfreulicherweise bekommen Senioren ab 65 Jahren eine ermäßigte Eintrittskarte. Als wir diese an der Kasse einforderten, hat uns wieder niemand nach einem Nachweis über unser Alter gefragt. Woran das nur liegt 🤔?

Die Plattform darf man als Besucher nicht betreten. Sie dient Sicherheits- und Evakuierungszwecken.
Zu Halloween sogar mit Blick durch ein Spinnennetz 😉.

Wie es sich für eine echte Metropole gehört, gibt es in Ho-Chi-Minh-Stadt selbstverständlich eine große Vielfalt an religiösen Stätten, nicht zuletzt Zeugnisse des christlichen (= katholischen) Glaubens. Da wäre in erster Linie die Notre-Dame-Kathedrale zu nennen. Diese war leider zum Zeitpunkt unseres Besuchs (Oktober 2023) komplett eingerüstet. Wir mussten uns daher mit einer Stippvisite bei der HuyenSi-Kirche begnügen.

Frontalansicht der Huyen-Si-Kirche …
… im Spiegel einer Kommerz-Fassade.
Da behaupte noch jemand, die Menschen wären nicht dankbar.

Liebhaber von Pagoden haben in Ho-Chi-Minh-Stadt die Qual der Wahl. Wir haben es mit einem Besuch der Ong-Bon-Pagode bewenden lassen, zumal wir in den Wochen zuvor bereits diverse Pagoden besichtigt haben. Sie ist von ihrem Ursprung her eine Versammlungshalle für Chinesen aus Fukien (einer südöstlichen Provinz), dem Glücksgott Ong Bon gewidmet und entsprechend beliebt.

Wenden wir uns zur Abrundung dieser persönlichen Auswahl noch zwei gänzlich unterschiedlichen Formen des ewigen Menschheitsthemas des Kaufens und Verkaufens zu.

Da wäre zum einen die Variante des „Alles-für-alle“-Prinzips in Gestalt des zentral gelegenen überdachten Ben-Thanh-Marktes, der mit seinem Uhr-Turm als ein Wahrzeichen der Stadt gilt.

Der Haupteingang des Ben-Thanh-Marktes nach Eintritt der Dunkelheit.
Einen kleinen Moment Ruhe, bevor es mit der Kundenakquise weitergeht.

Sozusagen als Gegenpol (klein und fein) geriert sich eine Boutique namens The Bloom Tao Dan, die wir zufällig bei einem Stadtspaziergang entdeckten und die in unmittelbarer Nähe des vielbesuchten Kriegsrelikte-Museums liegt. Perfekte höhlenartige Gestaltung, irgendwo zwischen Bauhaus und Hundertwasser angesiedelt, verlockendes Warenangebot. Zum Konzept gehört auch ein Restaurant im ersten Stock.

Einen dieser alten Körbe hätten wir gerne mitgenommen.

Highlight 1 in Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon): Essen

Wir werden sicherlich nicht einmal den Versuch unternehmen, hier im Blog – nach drei Tagen in der Stadt – etwas Substanzielles oder Umfassendes über die Gastronomie dieser 9-Millionen-Metropole zu verfassen. Darüber gibt es zuhauf Bücher, Zeitschriften und unzählige Beiträge im Netz. Man sagt, in Ho-Chi-Minh-Stadt seien alle vietnamesischen Küchen an einem Ort vorzufinden, und die internationalen gleich mit dazu.

Wir finden, das man spürt man auch, wenn man durch die Straßen schlendert, hier und da auf ein Getränk einkehrt oder sich mit einem Imbiss stärkt, um danach die Erkundungstour fortzusetzen.

Für eine kleine Mahlzeit zwischendurch sind die Garküchen immer eine gute Option. Wir folgen da ohne feste Vorstellungen unserem Gespür: Sieht das Umfeld einigermaßen sauber aus (ohne dabei pingelig zu sein)? Wird das Essen frisch zubereitet (oder liegt es schon länger in der Auslage)? Was für Gäste sind da? Wenn die Garküche beispielsweise in der Nähe einer Schule oder von Bürokomplexen ist und sich dort bereits viele Schüler bzw. Menschen im Bürozwirn (auf den kleinen Hockern ein herrlicher Amblick!) eingefunden haben, kann man sich getrost dazusetzen.

Allerdings hat man dann noch die Herausforderung der Bestellung. Oft gibt es Speisekarten mit Bildern, manchmal sogar englische Übersetzungen. Aber wir erleben auch immer wieder Situationen wie diese: Der Koch freut sich über neue Gäste (nämlich uns), kann leider kein einziges Wort Englisch und zeigt auffordernd auf diese Speisekarte:

Ohne Vietnamesischkenntnisse wird‘s bei der Bestellung schwierig … Thailändisch wäre auch nicht schlecht 🤔.

OK. Da kann man freundlich nickend und achselzuckend aufstehen und wieder gehen. Oder man zeigt auf etwas, was andere Gäste auf dem Teller haben. Oder man kommt irgendwie mit der Karte klar (was in diesem Fall unsere Lösung war). Wir wissen nämlich inzwischen, dass „Pho“ eine würzige Reisnudelsuppe ist, die mit diversen Beilagen wie Bo=Rindfleisch oder Ga=Huhn u. a. angereichert ist, und können auch andere Gerichte identifizieren.

Oder man schaut einfach zu, was da in der Garküche so gebrutzelt wird und bestellt entsprechend. So haben wir eine in frischem Fett frittierte Banane im Teigmantel entdeckt, mit Sesam und diversen Gewürzen. Lecker!

Ein weiteres Beispiel: Man traut sich in kleinere Gassen hinein, die für unseren Geschmack nicht wirklich einladend aussehen. Und dann kann es geschehen , dass man auf eine echte kulinarische Perle stößt. So ist es uns passiert mit dem Bep Me In („Mama’s kitchen with a twist“) in der Nähe des Ben-Thanh-Markts. Hier gibt’s einfache Streetfood-Gerichte vom Feinsten. Besonders die knackigen Reis-Pancakes, Banh Xeo, mit verschiedenen Füllungen und grüner Salatbeilage sind ein Gedicht.

Das kleine Restaurant ist äußerst liebevoll und originell gestaltet und das Personal sehr freundlich und auskunftswillig.

Im Bep Me In sitzt man quasi in einem belebten Hinterhof, wo zum Beispiel auch Flaschensammler „wohnen“.
Die Kasse.
Zu Tisch, bitteschön!

Wir haben den Eindruck, dass es in Ho-Chi-Minh-Stadt viele solcher Perlen zu entdecken gibt. Dafür müsste man sich viel mehr Zeit nehmen. Vielleicht beim nächsten Besuch? Schauen wir mal …