Karlskrona – Residenzstadt mit viel Marinegeschichte

Karlskrona (64.000 Einwohner) wurde 1680 auf Befehl von König Karl XI. als Flottenhauptquartier angelegt. Damals war Schweden eine Großmacht. Zu Karls Reich gehörte das Territorium des heutigen Finnlands, die gerade erst den Dänen abgerungenen südschwedischen Provinzen sowie beträchtliche Gebiete in Pommern und Nordwestdeutschland. Wegen seiner Lage im südöstlichen Schärengarten galt die Militärstadt als kaum angreifbar. Noch heute ist Karlskrona Marinestützpunkt und Sitz der Marineakademie. 1998 wurde die Stadt wegen ihrer Verteidigungsanlagen ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Diese Stadtgebiete sind militärische Sperrgebiete, mit Fotografierverbot belegt und von einer beeindruckend hohen Felsmauer umschlossen, wie die folgende Karte verdeutlicht – siehe die grau gekennzeichneten Bereiche:

Da passt es ins Bild, dass in dieser Stadt Anfang des 18. Jahrhunderts – so will es der Volksmund – in einer frostigen Dezembernacht ein Bettler namens Rosenbom an der Wand der Admiralitätskirche erfror, weil ihm nirgendwo Einlass gewährt wurde. Ein Bürger, der ihn abgewiesen hatte, wurde später von seinem schlechten Gewissen geplagt und schuf eine menschengroße Holzfigur, die an Rosenbom und allgemein an die Barmherzigkeit gegenüber Armen erinnern sollte. Die Skulptur ist eine Sammelbüchse. Denn der Hut des Alten Rosenbom lässt sich nach hinten aufklappen und im Kopf befindet sich ein Schlitz für den Münzeinwurf. Auf diese Weise kommen pro Jahr mehr als 6.000 Euro für wohltätige Zwecke zusammen.

Die Figur hat in Schweden Kultstatus und ist ist vor allem bekannt aus Selma Lagerlöfs Roman „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson“. Dort begegnet ihm der Titelheld bei seinem Besuch in Karlskrona und unterhält sich mit ihm.

Der militärisch-strategische Hintergrund bestimmt nach unserer Wahrnehmung den Charakter von Karlskrona nach wie vor. Bei unserem Rundgang kamen wir uns zunächst etwas verloren vor. Breite Straßen und große Plätze dominieren Bild. Der Stortorget, der zentrale Platz in der Innenstadt, grenzt an die das Rathaus, die barocke Frederikskyrkan und die pantheonähnliche Dreifaltigkeitskirche, im Innern insgesamt schlicht und mit einem groben Holzbohlenfußboden versehen. Und draußen wenig Leben (gänzliches Fehlen von Markständen, Cafés etc.) und sehr viel Kopfsteinpflaster … Wir haben uns gefragt, wie dieses Ambiente wohl im Herbst oder Winter aufs Gemüt wirkt, schließlich besuchen wir die Stadt im Hochsommer. So der Blick auf den Stortorget von einer Seitenstraße aus:

So richtig einladend wirkt das nicht, oder?

Aber gut, dieser Platz wurde ja auch für große Militärparaden entworfen und nicht für für den Umschlag von Obst und Gemüse. Dann liegt das Problem wohl eher beim Betrachter, der bei „zentraler Platz“ gleich an eine mediterrane Piazza denkt?

Außerdem stammte uns der weitere Rundgang immer versöhnlicher. Unsere nächste Station war der alte Fischmarkt (Fisktorget), wo es reichlich Verpflegungsangebote gibt, die Fährschiffe zu Rundfahrten durch die Schären ablegen und ein bronzenes Fischweib daran erinnert, dass früher die Fischer hier ihren Fang an die Stadtbewohner verkauften. Bei der näheren Betrachtung der Statue fällt auf, dass der Künstler bei der Ausformung der unteren Rückenpartie wohl die historische Kleiderordnung der Fischfrauen sehr männlich-modern interpretiert hat – da könnte Beyoncé vor Neid erblassen.

Nur wenige hundert Meter in westlicher Richtung entfernt liegt das einstige Werftarbeiterviertel Björkholmen. Da sind sie wieder, die schnuckeligen Holzhäuser! Einige von ihnen stammen noch aus dem 18. Jahrhundert, und auch die neueren Bauten passen sich harmonisch an die Vorlagen an. Sie sind rings um die Wachtmeistergatan angesiedelt.

Dass Karlskrona auf Schären errichtet wurde, wird u.a. deutlich an einem nackten Felsrücken, der gern von Jung und Alt zum sommerlichen Treff genutzt wird und von dem aus man einen schönen Blick auf die Stadt hat.

Neben ganz viel Wasser bietet Karlskrona auch etwas Grün, zum Beispiel im Admiralitetsparken, einer Grünanlage mit Glockenturm.

Die Militäranlagen (Båtsmanskaserne, Bastion Aurora, Marinmuseum) haben wir nicht besucht, wir haben uns in dieser Hinsicht mit ein paar visuellen Eindrücken begnügt.

Ach ja, auch in der sonst so strengen Militärstadt zeigt sich hie und da ein Hauch von künstlerischer Anarchie.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert