Hanoi – Ankunft und erste Eindrücke

Unsere Anreise hat wie geplant geklappt. Aber ein bisschen Aufregung gab’s natürlich schon. Denn:
Wir hatten unseren Anschlussflug von Bangkok in die vietnamesische Hauptstadt mal gerade eben so erreicht. Wir kamen verspätet an, und es war ohnehin nicht viel Zeit zum Umsteigen. Und als wir dann noch einen zeitaufwändigen Sicherheitscheck durchlaufen mussten, schwand die Hoffnung auf den Anschlussflug rapide. Der Weg schien immer länger zu werden, als wir von einer Abflughalle zur nächsten hetzten … Wir haben es tatsächlich geschafft, als letzte Passagiere in den Flieger zu hüpfen. Die wichtigen Leute kommen eben immer mit etwas Verspätung ;-).
Einmal den Schweiß auf dem Körper erkalten lassen, durchatmen, ein Getränk, und schon setzte der Flieger in Hanoi zur Landung an. Dann wieder Aufregung – die Kabine des Flugzeugs füllte sich nach dem Touchdown mit Rauch bzw. Qualm, was wir Fluggäste irritierend fanden. Eine Information bekamen wir auch nicht. Aber dann verflüchtigte sich der „Bordnebel“ wieder und wir konnten die Maschine verlassen. Wahrscheinlich hatte die Klimaanlage nur ein bisschen verrücktgespielt. Eine Erleichterung: Das durchabgefertigte Gepäck war da, trotz der verspäteten Ankunft unseres Fliegers aus Frankfurt. Na also, geht doch.

Kein Rauch ohne Feuer??

Unser Fahrer stand am Ausgang mit einem Namensschild bereit. Das fühlte sich schon mal gut an. Er brachte uns – auf Umwegen, weil einige Straßen wegen des strömenden Regens überflutet waren – in unser zentral gelegenes Hotel. Zu einer Dusche. Zu einer Stunde Schlaf … Und dann raus ins Getümmel!

Hanoi wirkt auf mitteleuropäische Sinne wie ein Wirbelsturm, ein Sprung in einen Bienenstock. Der Lärmpegel und die visuelle und olfaktorische Reizüberflutung sind für europäische Sinne eine echte Herausforderung, für deutsche allzumal. Und dann war an unserem Ankunftstag auch noch „Tag des Kindes“. Da ist besonders viel Süßes und Plastik mit Blinkblink angesagt …

Wichtig: Zunächst eine solide Grundlage für die Ersterkundung schaffen, also am Straßenrand etwas essen und das Treiben einfach sich wirken lassen.

Kulinarik auf engstem Raum.

Als Nächstes überlegen, wie man heil über die Straße kommt, wenn niemand hält und rote Ampeln bestenfalls Empfehlungscharakter haben. Wie? Sich ein Herz fassen und bei der kleinsten Lücke im Verkehrsstrom loslaufen. Die anderen machen das schon. Die wissen, wie man mit den verunsicherten Touris im Verkehr umgeht. Hoffentlich. Wir können ja schließlich hier nicht übernachten. Tastend einen Fuß auf die Fahrbahn. Die Moped- und Rollergeschwader kurven um einen herum, alles fließt, alles fügt sich, nur in Bewegung bleiben, das scheint wichtig. Selbstbewusstsein zeigen, das Ziel anvisieren. Kopf hoch, nicht ängstlich aneinanderklammern. Weiter, Schritt für Schritt. Und dann wird man auf der anderen Straßenseite wieder ausgespuckt, unversehrt. Geht doch. Generalprobe bestanden. Außerdem gelernt: Hupen ist so eine Art allgemeine Lebensäußerung im Verkehr in Hanoi. Es bedeutet nur ganz selten „akute Gefahr”. Manchmal hupen Rollerfahrer in dieser Stadt auch, wenn sie mutterseelenallein eine Seitenstraße hinunterdüsen. Weil das zum Fahren dazugehört.

Typisch Südostasien: Motorräder und Roller sind die Verkehrsmittel schlechthin, so auch in Hanoi.

Dann braucht’s nur noch ein Verfahren, wie man mit den vielen freundlich-aufdringlichen Angeboten der Laden- und Restaurantbesitzer, der Standbetreiber und Tuk-Tuk- und Cyclofahrer umgeht: „Hallo sir, where are you from? What are you looking for? Do you want to buy …”. Das hat natürlich nichts mit Interesse an uns als Personen zu tun. Hier gilt: Blick nicht intensiv erwidern, nicht stehenbleiben, „No, thank you.” Die Menschen wollen nur ein paar Dong verdienen, um irgendwie über die Runden zu kommen. Denn bei vielen reicht‘s nicht einmal für dreimal essen am Tag. Und wenn sie nicht selber darum kümmern, macht das niemand. Dann bleibt der Teller leer. Bettler haben wir in Hanoi übrigens nicht angetroffen.

Händler sind fast rund um die Uhr im Einsatz.

Damit waren wir dann auch schon recht gut gewappnet für die nächsten Tage in Hanoi …

Angkor-Park: Angkor Thom (Bayon, Baphuon, Phimeanakas, Königliche Terrassen), Ta Prohm, Banteay Kdei, Ta Keo, Mebon, Preah Khan

Angkor Wat gilt als DAS Highlight im Angkor-Park, und viele der anderen 100 Tempel und Paläste (von ehemals 600) haben ihren eigenen Charme und sind definitiv besuchenswert. Es würde den Rahmen dieses Blogs schon sprengen, wenn wir versuchen würden, allein die Tempel darzustellen, die wir an den zwei Tagen Tuk-Tuk-Tour auf dem kleinen beziehungsweise großen Rundweg (rot bzw. grün in der Darstellung) gesehen haben. Daher konzentrieren wir uns auf eine Auswahl von Anlagen, die uns aus dem einen oder anderen Grund besonders beeindruckt haben.

Bestimmte Bauelemente und Darstellungen (Götter, Dämonen, Tiergestalten) fallen bei der Erkundung der Bauwerke immer wieder ins Auge. Sie waren in der damaligen Zeit (8. bis 12. Jahrhundert) für das religiös-mythologische Weltbild der Menschen in dieser Region von zentraler Bedeutung, und sie haben bis heute kaum an kultureller und identitätsstiftender Strahlkraft verloren. Hier ein kurzer Überblick:

A n g k o r T h o m

Bereits bei einem kurzen Blick auf die Routenübersicht (oben) fällt auf, dass ANGKOR THOM sehr viel mehr Fläche einnimmt als beispielsweise Angkor Wat. Das hat einen Grund: Als König Jayavarman VII. (zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts) die Cham besiegt hatte, wollte er eine neue, uneinnehmbare Hauptstadt mit einem entsprechenden Königspalast bauen: Angkor Thom – mit drei Kilometer langen und acht Meter hohen Mauern und einem 100 Meter breiten Wassergraben. Angkor Thom ist ein Komplex aus mehreren Tempeln und anderen herrschaftlichen Gebäuden.
Zumeist nähert man sich Angkor Thom von Süden, über eine Brücke, deren Balustrade zur Rechten mit 54 Dämonen (Asuras), zur Linken mit 54 Göttern geschmückt ist.

Die siebenköpfige Naga.

Dann ist ein mächtiges, 24 Meter hohes Eingangstor (Gopuram) zu passieren, das vier in Stein gehauene Gesichter hat, die in die verschiedenen Himmelsrichtungen schauen.

Der BAYON (13. Jahrhundert) ist der Staatstempel von mehreren Herrschergenerationen, der immer wieder umgebaut und erweitert wurde. Aus der Ferne sieht er etwas unscheinbar aus, wie eine amorphe Erhebung mit mehreren Türmen:

Der Bayon ist als dreistufige Pyramide konzipiert, mit einem zentralen und mehreren Nebentürmen. Lächelnde Steingesichter laden auch hier zum Betreten ein.

Die 72 Meter lange Terrasse wird von mächtigen Löwenfiguren bewacht.

Ein Highlight des Bayon sind seine Reliefs, die zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sind und unter anderem Hof- und Schlachtszenen darstellen.

Der Tempel- und Götterberg BAPHUON ist als fünfstufige Pyramide angelegt und war über 50 Jahre für Besucher gesperrt, weil in den 1940er-Jahren große Teile des Bauwerks zusammengestürzt waren. In den 1960er-Jahren wurde die Ruine Stein für Stein abgetragen und in der Folge mit Hilfe von Computerprogrammen zusammengebaut. Seit 2011 ist der Baphuon wieder für den Besucherverkehr freigegeben.

Der PHIMEANAKAS (auch „Himmlischer Palast“) ist der Staatstempel von Suryavarman I. und eher klein und schmucklos. Er hat die Form einer dreistufigen Pyramide (erbaut Mitte des 10. Jahrhunderts) und kann für den Besucher zur Herausforderung werden, wenn es beispielsweise regnet, da seine Treppen sehr steil angelegt sind.
An dieser Stelle stand früher einmal der aus Holz gebaute Königspalast des Herrschers, von dem nichts übriggeblieben ist.

Vom Phimeanakas sind es nur ein paar Schritte zu den KÖNIGLICHEN TERRASSEN beziehungsweise Elefantenterrassen, die am Rand des königlichen Gebäudekomplexes liegen. Sie sind vor allem bekannt für ihre Elefantenreliefs.

T a P r o h m

TA PROHM ist gleich in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich: Zum einen ist der Tempel im Grunde noch in dem Zustand, in dem ihn die französischen Entdecker im 19. Jahrhundert vorgefunden haben. Zum anderen ist er ein richtiger Movie-Star, seit er als LaraCroftKulisse die Medienwelt eroberte. Seitdem sind die Urwaldriesen, die Teile der Gebäude im wahrsten Sinn des Wortes im Klammergriff haben, geradezu Kult. Und ein Muss-Motiv für alle Instagram-Nutzer.
Für uns strahlen die KapokBaumriesen und Würgefeigen etwas zutiefst Beruhigendes aus – demonstrieren sie doch auf eindrucksvolle Weise, dass die Natur am Ende immer gewinnt, ganz gleich was sich der Mensch so alles einfallen lässt, um sie sich untertan zu machen.

In den zum Teil verschachtelten Ruinengängen von Ta Prohm kann man leicht die Orientierung verlieren. Macht nichts, denn wenn man sich ein wenig treiben lässt, stößt man immer wieder auf tolle Fotomotive:


B a n t e a y K d e i

BANTEAY KDEI gehört nicht zu den „großen Namen“, wir waren dennoch sehr angetan. Uns hat die besondere Atmosphäre in diesem auf einer Ebene angelegten „Flachtempel“ beeindruckt. Er ist nicht komplett restauriert und lädt zum Stöbern und Verweilen ein.

Filmischer Eindruck.


T a K e o

TA KEO ist ein TempelBerg, der Ende des 10. Jahrhunderts erbaut wurde. Man hält ihn für unvollendet, weil seine fünf großen Prasat-Türme ohne jegliche Steinmetz-Verzierungen sind. Als 22 Meter hohe quadratische Pyramide angelegt imponiert Ta Keo vor allem durch seine Massivität. Er will erklommen werden!

Da braucht’s eigentlich laaange Beine, und Ausdauer sowieso ;-).
Am Fuß der Treppe ist eine Statue von Nandi, Shivas Reitstier, platziert.


Ö s t l i c h e r M e b o n

Der ÖSTLICHE MEBON ist ein Ende des 10. Jahrhunderts erbauter Tempel, der auf vier Ebenen auf einer künstlichen Insel angelegt wurde. Das den Mebon umgebende Wasser ist zwar inzwischen eingetrocknet, aber die Bootsanlegestellen an den vier Seiten sind erhalten. Eine 10-stufige Treppe, die von zwei Löwen flankiert wird, führt von jedem Anleger zur ersten Plattform. Der Tempel hat zwei Umfassungsmauern. Diagonal in den Terrassenecken sind 8 Elefanten-Skulpturen platziert.


P r e a h K h a n

PREAH KHAN bedeutet in der Khmer-Sprache „heiliges Schwert“ und erinnert an einen Sieg des buddhistischen Königs Jayavarman VII. über Cham-Invasoren in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Bis zur Fertigstellung von Angkor Thom soll Preah Khan als provisorische Hauptstadt gedient haben, danach als Kloster und buddhistische Universität (mit über 1.000 Lehrern).


Zum guten Schluss

Ein herzliches Dankeschön an alle Leserinnen und Leser, die bis hierhin durchgehalten haben!
Denn dies ist ein ungewöhnlich langer Blogpost, in dem wir versucht haben, die Highlights unserer Zwei-Tages-Tour durch den Angkor-Park festzuhalten. Sagen wir so: Die Länge und Ausführlichkeit dieses Beitrags ist Ausdruck unserer Begeisterung für diese einzigartige und außergewöhnliche Kulturstätte, für die allein sich schon eine Reise nach Kambodscha lohnt.

Liebe Grüße aus dem Angkor-Park!

Angkor Wat – pulsierendes Herz des Angkor-Parks

Eine Fläche so groß wie Berlin. 1.000 Quadratkilometer. Das muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen. Denn das war die Ausdehnung der historischen Stadt Angkor in ihrer Blütezeit, mit mehr als 600 Tempeln (von denen etwa 100 „überlebt“ haben). Die Khmer-Könige beherrschten zwischen 802 und 1402 halb Südostasien.

Bei „Angkor“ hat man bestimmte Bilder im Kopf. Der größte Sakralbau der Welt, Angkor Wat, mit den fünf Türmen, die die Gipfel des Berges Meru (Wohnsitz der Götter) versinnbildlichen … UNESCO-Weltkulturerbe. Das wollten wir natürlich bei unserem Kambodscha-Besuch auch sehen und erleben. Aber als uns klar wurde, wie weitläufig das Gelände des Angkor-PARKS insgesamt ist, stellten wir uns schon die Frage, wie denn das zu bewältigen sein könnte mit unserem Zeitbudget: einen Tag Anreise (mit Hotel in einem Außenbezirk von Siem Reap), zwei volle Tage für Besichtigungen, dann Weiterreise nach Battambang. Gleich mal die Antwort vorweg: Das hat recht gut geklappt. Natürlich braucht man „Mut zur Lücke“. Viel wichtiger noch: Das Wetter muss mitspielen. Denn wenn sich der Monsun stundenlang auf die teils bemoosten Ruinen ergießt, wird aus Entdeckerfreude rasch Frust. Und bedeutend entspannter ist das Ganze, wenn die Anlagen nicht mit Touristen geflutet sind. Also eigentlich sollten die vielen anderen nicht kommen, wenn wir da sind? Hm.

Wir meinen ja öfter mal, dass wir Glückskinder sind, und dieser Eindruck bestätigte sich in Angkor. Wir haben über unser Hotel für zwei Tage einen Tuk-Tuk-Fahrer (Mr. Vanna) engagiert, der uns von Tempel zu Tempel gefahren und dann auf uns gewartet hat, bis wir genug herumgestöbert hatten. Das ist übrigens ganz wunderbar im Angkor-Park: Man kann sich in den Anlagen weitgehend frei bewegen, auch ein wenig herumklettern und alles im eigenen Tempo betrachten. Deshalb haben wir auf einen Guide verzichtet.

Mr. Vanna kennt den Angkor-Park wie seine Westentasche …

Es gibt unzählige Websites, Blogs, Infoseiten, Filmbeiträge und Dokumentationen, Bücher und Zeitschriftenartikel über die Angkor-Tempel. Daher wollen wir in unserem Blog nicht den Versuch unternehmen, eine auch nur annähernd umfassende Darstellung zu verfassen. Eine solche findet sich beispielsweise unter www.angkorwat.de, viele nützliche Tipps inklusive.

Basierend auf vielfältigen Erfahrungswerten haben sich für zwei Tage zwei Routen als optimal erwiesen, der kleine Rundweg („petit circuit“, in der Abbildung rot) über 17 Kilometer und der große Rundweg („grand circuit“, in der Abbildung rot + grün) über 26 Kilometer. Diesen Empfehlungen sind wir im Wesentlichen gefolgt, zum Teil in anderer Reihenfolge.

Routenüberblick Angkor

ANGKOR WAT ist die weltberühmte 800 Jahre alte hinduistische Klosteranlage des sagenumwobenen Königs Suryavarman II. (1112-50). Zu Angkor Wat hatten nur der König, seine Beamten und Bediensteten sowie Priester Zugang. Das waren der Überlieferung nach immerhin 20.000 Menschen.
Schon der lange Zuweg zu diesem Gebäudekomplex ist ein Erlebnis. Alles und jedes hat hier eine religiös-mythologische Bedeutung. Zuerst überquert der Besucher eine 190 Meter lange Sandsteinbrücke über den Wassergraben, der das „Urmeer“ verkörpert. Anschließend die fast 500 Meter lange Prozessionsstraße mit siebenköpfigen Nagaschlangen als Symbol für den irdischen Weg ins Heiligtum. Durch ein Portal erreicht man sodann die Galerien, die links und rechts um den inneren Bereich herumführen – mit einem Flachrelief von 540 Metern Länge und 2 Metern Höhe, das wunderbar erhalten/restauriert ist. Mit den Darstellungen von Alltagsszenen, Schlachten, Mythen, Göttergestalten, Affenwesen und Tempeltänzerinnen (Apsaras) könnte man Stunden verbringen. Überwältigend.
Über mehrere Durchgänge, Treppen und Portale gelangt man schließlich auf der dritten Ebene zum inneren Kern der Anlage, dem geometrischen und symbolischen Mittelpunkt in 42 Metern Höhe, von wo aus man einen Panoramablick auf die Anlage und die Umgebung hat. Hier befindet sich der Zentralturm in Lotusblütenform.

Die Sandsteinbrücke über das „Urmeer“.
Eingangsportal, an das sich die Prozessionsstraße anschließt.
Seitenansicht des Eingangsportals.
Die sehr verehrte 4 Meter hohe Vishnu-Statue in Angkor Wat.
Über die Prozessionsstraße erreicht man die Westgalerie mit einem weiteren Portal.
Das Portal zur Westgalerie.
Götter und Dämonen ziehen an der endlos scheinenden Nagaschlange, um das Unsterblichkeitselixier zu gewinnen.
Die sieben Köpfe der Nagaschlange.
Das 2 Meter hohe und 540 Meter lange Flachrelief.
Über eine steile Treppe geht’s hinauf zum inneren Kern der Tempelanlage.
Panoramablick von oben.
Rückweg im Abendlicht.

Man kann entweder ein Tagesticket für 37 US-Dollar kaufen oder ein Drei-Tage-Ticket für 72 Dollar (ermäßigt 62 USD, Oktober 2023). Auch Tickets für eine Woche oder gar einen Monat sind zu erwerben. Sie sind mit Foto ausgestellt und daher nicht übertragbar. Wie auch immer: ES LOHNT SICH.

PS: Wir hatten unser Hotel so gewählt, dass wir zwar am Stadtrand von Siem Reap waren, aber nur etwa 5 Kilometer vom Eingang zum Angkor-Park entfernt. Ruhig gelegen und gut zum Entspannen nach einem Besichtigungstag.

Hanoi: Der Zug kommt! Oder doch nicht?!

Eigentlich ist ein Zug, der mit beachtlicher Geschwindigkeit mitten durchs Wohngebiet rattert, in Südostasien gar nicht so ungewöhnlich. Wer in diesen Ländern mit der Eisenbahn unterwegs ist, der hat das schon erlebt: Manchmal schrammelt der Waggon nur ein paar Zentimeter an den Häusern vorbei, und nicht selten hat der Reisende für einen kurzen Moment Einblick ins Innere eines Hauses. 

Aber die Train Street in Hanoi ist Kult. Aber sowas von. Befeuert über die Sozialen Medien (dabei sind Instagram und Youtube ganz vorne) hat sich der Zug zum Muss für alle Hauptstadt-Besucher entwickelt. Noch vor wenigen Jahren kraxelten die Touristen einfach über die Gleise, um sich einen guten Spot für die ultimative Aufnahme zu sichern. Das ist seit Mitte der 20er-Jahre vorbei. Inzwischen sitzen Polizisten an den Bahnübergängen und verwehren allen Nichtanwohnern den Zugang über die Gleisanlagen. Gerade mal ein Schienen-Foto von der Schranke aus ist gestattet, dann muss man sich wieder trollen.

Alles dicht, keiner kommt durch.

Aber die Vietnamesen haben in aller Regel schon ein Geschäftsmodell etabliert, wenn wir Westler zu grübeln anfangen, wie man das denn nur regeln könnte. Und das geht in diesem Fall so: Die Schienen und die teilweise parallel verlaufende Straße in Tran Phu, nahe der Altstadt, sind durch eine Reihe Häuser mit vielen Läden voneinander getrennt. Auf der Schienenseite sind kleinere Cafés eingerichtet oder einfach nur Bänke, Stühle und kleine Tische aufgestellt. Man spricht die Touristen auf der Straße an („Do you want to see the train?“), führt sie bei Interesse durch das Haus oder den Laden, und schon hat der Touri ein Plätzchen am Gleis und die Kasse klingelt. Da sind die nächsten Schritte: (zu akzeptablen Preisen) Getränk bestellen, Schwätzchen halten, warten. Auf den Zug, der öfter mal nicht kommt, warum auch immer. Wir sprachen mit Enttäuschten, die sich sogar mehrfach zum Zug-Stelldichein einfanden, aber den Koloss aus Eisen nicht zu Gesicht, geschweige denn auf Film bekamen. Auch das Insta-Leben ist manchmal hart 😉.

Am Gleis hat sich schon eine Bewirtungsszene entwickelt.
Und die Polizei schaut, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Und wird mit Freibier versorgt :-).
Kommt er, kommt er nicht …

Wir jedenfalls hatten Glück! Obwohl heftiger Regen einsetzte. Vielleicht auch gerade deswegen. Denn den Zug im Sonnenschein und/oder Abendlicht haben viele, aber wer hat ihn im strömenden Regen?! Hier kommt er …

Genozid-Museum Tuol Sleng in Phnom Penh

Ein mehrstöckiger Trakt des Verhörzentrums vom Innenhof aus.

Das Genozid-Museum (Tuol Sleng Genocide Museum) liegt mitten in der Stadt. Bald nach dem Einmarsch der Roten Khmer unter Pol Pot wurde die vormalige Schule als Verhörzentrum S-21 eingerichtet und umgebaut. Bis zur Befreiung durch die vietnamesische Armee 1979 wurden hier etwa 20.000 Menschen (auch Kinder) auf bestialische Weise verhört, gefoltert und ermordet. Wer in diese Vernichtungsmaschine geriet, hatte kaum eine Chance zu überleben. Oft waren es Menschen, deren Namen in Todesangst von Inhaftierten genannt worden waren, ohne dass es irgendeinen „objektivierbaren“ Grund dafür gegeben hätte. Sie wurden so lange gequält, bis sie ein Geständnis unterschrieben, dass sie Verräter seien, Gegner des Systems, Agenten der CIA etc. – und die Namen von weiteren „Komplizen“ nannten.

Wer die Verhöre überlebte, wurde nach Choeung Ek (auch als Killing Fields bekannt), 17 Kilometer südlich von Phnom Penh, verbracht, um exekutiert zu werden. Die Menschen mussten sich dort beispielsweise an den Rand einer großen Grube stellen, wo ihnen mit einem Knüppel von hinten der Schädel eingeschlagen wurde. Auf diese Weise wollte man Munition sparen.

Verhörzentren wie das Tuol Sleng waren über das ganze Land verteilt, insgesamt zwischen 150 und 200. Man geht davon aus, dass in den wenigen Jahren der Pol-Pot-Tyrannei (1975-1979) 1,5 Millionen Kambodschaner ihr Leben verloren. Das entspricht einem Viertel der Bevölkerung. Um diesen Schwund auszugleichen, gab es in vielen Städten und Regionen Zwangsheiraten. Dabei wurden Frauen und Männer in einem großen Raum zusammengeholt und einander zugeordnet. Binnen weniger Tage war ein Nachweis zu erbringen, dass die „Ehe vollzogen“ war. Wer sich weigerte, wurde umgebracht. Das bedeutet, dass auch in den heutigen Familien das Pol-Pot-Trauma noch sehr lebendig sein muss. Denn die Kinder aus diesen Zwangsverbindungen sind heute Anfang bis Mitte 50 und werden gesellschaftlich nicht anerkannt. Viele von ihnen dürften eigene Familien gegründet haben …

Folterbett.

Ein Besuch des Tuol Sleng Genocide Museum ist ein schwerer Gang, weil er uns mit den Abgründen des Menschseins konfrontiert. Warum tun Menschen Menschen so etwas an? Man geht von Klassenraum zu Klassenraum und sieht auf Bettengestelle mit eisernen Fußfesseln, an der Wand das Foto eines namenlosen Toten. Da sind Räume mit Kleinstzellen, die man sonst für kleine Tierställe halten könnte. Viele Stellwände mit Fotos von Menschen mit leerem Blick, die Opfer dieses mörderischen Systems wurden. In Glaskästen Totenschädel. Die ursprünglich zum Innenhof hin offenen Treppenhäuser sind mit Stacheldraht verschlossen – so wollte man den Selbstmord von Inhaftierten verhindern. Es sind Folterinstrumente unterschiedlicher Art ausgestellt, auch viele verstörende Fotodokumente. In besonderer Weise berührt hat uns eine Ausstellung mit der Kleidung der Opfer (auch Kinderkleidung) und gemalte Bilder von Folteropfern und -szenen (siehe oben). Sie stammen von einem der wenigen Überlebenden, heißt es.

Diese vier Kinder überlebten wie durch ein Wunder.

Ein solcher Besuch wirkt lange nach, und es fällt einem danach schwer, zur touristischen Tagesordnung überzugehen.

Stadterkundung Phnom Penh – Sehenswürdigkeiten und Vergnügliches

In der Hauptstadt Kambodschas, schön gelegen am Tonle-Sap-Fluss, leben heute etwa zwei Millionen Menschen. In nur wenigen Jahrzehnten hat sich vor allem das Zentrum zu einer modernen, pulsierenden Metropole entwickelt, in der Scharen von Zweirädern und Tuk-Tuks mit großmotorigen Pick-Ups um den Platz auf den Straßen und Bürgersteigen buhlen. Wenig überraschend findet in dieser Hackordnung der Fußgänger kaum Beachtung.

Edle Restaurants und einfache Garküchen stehen in friedlicher Koexistenz nebeneinander, ebenso wie Boutiquen europäischen Zuschnitts und Stände mit Billigkleidung und -schuhwerk. Oder Straßen mit Bars und Bordellen unweit von Öko-Cafés und vegetarischen Restaurants. Besonderen Charme versprühen immer noch einige Bauten aus der französischen Kolonialzeit.

Eine der Hauptattraktionen der kambodschanischen Hauptstadt ist der prächtige Königspalast, bei dessen Bau wohl der thailändische Königspalast in Bangkok Pate stand. Der Eintritt kostet satte zehn Dollar, und Audioguides oder Informationsmaterial gibt es nicht. Da muss man zusätzlich einen persönlichen Guide engagieren. Als dann noch deutlich wurde, dass weite Teile der Palastanlage für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind und in den Innenräumen strenges Fotografierverbot besteht, waren wir schon etwas verärgert. Aber man muss natürlich berücksichtigen, dass der Monarch hier ja noch residiert.

Zugänglich sind die Thronhalle sowie einige kleinere Gebäude auf dem Gelände. Ein besonderes Schmuckstück ist die sogenannte „Silberpagode“, die ihren Namen von den 5.329 Bodenfliesen aus Silber hat (diese sind jedoch weitgehend mit Teppichen bedeckt). Die Pagode beinhaltet darüberhinaus einen lebensgroßen Buddha aus 90 Kilogramm Gold und der Smaragd-Buddha, eine für den nicht-buddhistischen Besucher eher unscheinbare 50 Zentimeter große Figur. Über das Gelände verteilt finden sich außerdem mehrere königliche Grab-Stupas. Uns haben besonders die leider nur zum Teil gut restaurierten großflächigen Wandmalereien mit Szenen aus dem höfischen Leben und Kriegen auf circa 600 Quadratmetern Fläche besonders beeindruckt.

Die sogenannten Reamker-Wandgemälde auf der Innenseite der Umfassungsmauer der Silberpagode.
Die Stupa von Norodom Sihanouk vor dem Hintergrund der Silberpagode.
Der 2012 verstorbene König Norodom Sihanouk mit seiner Gemahlin Norodom Monineathen.
Der seit 2004 amtierende König Norodom Sihamoni.
Warten auf den nächsten Einsatz.

Sehr vermisst haben wir schriftliche Erläuterungen und Erklärungen der Gebäude und Kunstwerke. Leider fehlt offensichtlich jedwedes museumspädagogisches Konzept.

Ein architektonisches Meisterwerk ganz anderer Art ist der schöne Art-déco-Bau des Zentralmarktes (Phsar Thmay) aus den 30er-Jahren, der ein wenig wie ein Raumschiff anmutet. Der Bau hat vier symmetrisch angelegte Gebäudeflügel, wo man sich wunderbar einfach nur treiben lassen kann.

Hier ist alles übersichtlich und gut sortiert. Durch das hohe Dach wirkt der Markt offen und luftig.

Ein Markterlebnis der anderen Markt bietet der Psar Tuol Tom Poung oder Russian Market im Süden der Stadt. In seinen zum Teil sehr verschnörkelten Gängen kann man leicht die Orientierung verlieren. Neben den üblichen Waren wie Klamotten, Schuhen, Schmuck, Souvenirs, Porzellan und Antiquitäten gibt’s im „Russenmarkt“ ein beachtliches Angebot an Reifen und Kfz-Zubehör, Werkzeug, Baumaterialien, Malerbedarf und dergleichen – das kambodschanische Pendant eines Baumarkts. Sein Name geht übrigens darauf zurück, dass die russischen „Berater“ in den 80er-Jahren hier gerne und viel eingekauft haben.

Zum Shoppen gibt’s auch in Phnom Penh reichlich Gelegenheit. Uns fiel besonders die vergleichsweise hohe Zahl an kleineren Boutiquen und Restaurants in bestimmten Vierteln bzw. Straßen (Street 178 und 240) auf, davon einige mit einer ökologischen und auch sozialen Ausrichtung. Insbesondere Frauenherzen schlagen in diesen Gegenden einen kleinen Takt schneller.

Selbst wenn das Preisniveau in diesen Läden deutlich höher ist als andernorts, kann man durchaus das eine oder andere Schnäppchen machen. Und natürlich für die Heimreise in aller Ruhe ein paar schöne Geschenke für Freunde und Verwandte finden.

Auch Dienstleistungen kommen hier nicht zu kurz. Und warum nicht mal einen Frisör konsultieren, wenn der Putz nach fünf Wochen unterwegs etwas außer Kontrolle geraten ist 😉? Sogar ohne Sprachkenntnisse hat das recht passabel funktioniert.

Die gewünschte Grundform der Frisur lässt sich auch durch Zeigen und freundliches Nicken kommunizieren. Pech, wenn dabei „Slick-Back“ herauskommt.

Tolle Restaurants hat Phnom Penh reichlich zu bieten, beispielsweise das Bopha Phnom Penh Titanic Restaurant direkt am Tonle Sap, mit Blick auf an- und ablegende Vergnügungsschiffe. Große Auswahl inklusive vegetarische Gerichte!

Alternativ kann man auch in RooftopRestaurants speisen, die einen fantastischen Panoramablick auf die leuchtende Metropole bieten – mit vierzig bis fünfzig US-Dollar für zwei Personen ist man dabei!

Um kein zu schönes Bild zu zeichnen, muss daran erinnert werden, dass wir uns vor allem im Zentrum der Stadt bewegt haben, und auch hier sieht man neben Licht sehr viel Schatten. Kambodscha hat noch einen langen Entwicklungsweg vor sich. Es hat ein signifikant niedrigeres Lebensniveau als die Nachbarländer Vietnam und Thailand, und das spürt man im Alltag deutlich. In diesem Sinne ist die Frau, die zusammen mit ihrer kleinen Tochter vor dem Königspalast Müll sammelt und sortiert, möglicherweise wichtiger als das Gebäude.

Und das Essengehen in tollen Restaurants ist am Ende des Tages eher eine Veranstaltung für ausländische Touristen und einige wenige kambodschanische Gäste. Die Normalverpflegung auf der Straße sieht anders aus, ebenso wie die Anlieferung von Fisch und Meeresfrüchten.

Fazit: Ein Phnom-Penh-Besuch für zwei bis drei Tage lohnt sich auf jeden Fall. Es ist für jedes Interessenprofil etwas dabei. Sehr spannend ist die Gleichzeitigkeit von internationaler Modernität und althergebrachter Lebensweise. Viele Sehenswürdigkeiten sind gut zu Fuß zu entdecken, und wenn‘s mal etwas weiter ist, ordert man für kleines Geld einen Tuk-Tuk und ist im Nu am gewünschten Ort.

Highlight 3 in Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon): drei Beispiele für Geschichte zum Anfassen

Vietnam war im Grunde für den längsten Teil des 20. Jahrhunderts im Krieg. Gegen die Franzosen, die Japaner, die Chinesen, die Briten, dann wieder die Franzosen, die Amerikaner; und dann natürlich, von 1955-75, der Norden des Landes gegen den Süden, bis zur Wiedervereinigung. In diese Phase fällt auch das amerikanische Kriegsengagement von 1964-1975. Im westlichen Bewusstsein ist dies der „Vietnamkrieg“ (den die Vietnamesen den „Amerikanischen Krieg“ nennen).

1978 marschierten die Vietnamesen in Kambodscha ein und blieben zehn Jahre. 1979 griffen chinesische Truppen Nordvietnam an, zogen sich jedoch drei Wochen später wieder zurück … Fast ein Jahrhundert Krieg, gegen wechselnde Gegner, die nicht selten militärtechnisch weit überlegen waren, und, last but not least, gegen sich selbst (Nord gegen Süd). Dennoch haben es die Vietnamesen geschafft, ihr Recht auf Selbstbestimmung durchzusetzen, das Land zu vereinen und eine nationale Identität zu entwickeln.

Man sagt, der „Vietnamkrieg“ sei der erste Krieg der Neuzeit gewesen, dessen Verlauf und öffentliche Wahrnehmung entscheidend durch die Medien geprägt war. Bei diesem Stichwort tauchen bei der heutigen Rentnergeneration in Deutschland unmittelbar bestimmte Bilder auf: – Da ist das nackte Mädchen, das sich nach einem Napalmangriff der Amerikaner die brennende Kleidung vom Körper gerissen hat und schreiend davonläuft. – Oder der Polizeichef von Saigon, der vor laufender Kamera per Kopfschuss einen Mann hinrichtet, den er für einen Offizier der Vietcong hält. – Ein buddhistischer Mönch, der sich mitten in Saigon auf der Straße sitzend mit Benzin überschüttet und sich selbst anzündet und verbrennt. – Die vielen Toten von My Lai (es waren 507 Dorfbewohner, die von einer kleinen Einheit US-amerikanischer Bodentruppen massakriert wurden, davon 173 Kinder und 76 Babys).

Die Reihe ließe sich ohne Mühe fortsetzen. Es war die Kraft dieser Bilder, die die Öffentlichkeit sowohl in Europa wie auch in den USA für das Grauen dieser Auseinandersetzung zwischen so ungleichen Gegnern sensibilisierte und dies- und jenseits des Atlantiks zu immer mehr Protest führte.

Wir beide, Jahrgang 1954 bzw. 1956, sind mit diesen Bildern aus dem Fernsehen aufgewachsen, und sie haben unser politisches Bewusstsein mitgeprägt. Deshalb ist die Beschäftigung mit dem Vietnamkrieg für uns nicht fern und abstrakt, sondern persönlich und zum Teil eine Rückschau auf unsere eigene Jugend.

Der Ort in Ho-Chi-Minh-Stadt, der die Monstrosität des Vietnamkrieges wohl sehr nachdrücklich darstellt und damit viele Besucher und Besucherinnen zu Tränen rührt, ist das 1975 eröffnete Kriegsrelikte-Museum (War Remnants Museum). Die ursprüngliche Bezeichnung war „Museum der amerikanischen und chinesischen Kriegsverbrechen“. 1990 fiel der Hinweis auf die chinesischen Nachbarn weg, 1994 erhielt das Museum seinen heutigen Namen. Seitdem kommen die Besucher in Scharen. Über das Außengelände verstreut ist verschiedenes Kriegsgerät wie Hubschrauber, Flugzeuge, Panzer und Bomben. Die Ausstellung drinnen zeigt anhand von drastischen Foto-Dokumenten, was Krieg für die Menschen bedeutet, die ihn erleiden müssen: Verwundung und Zerstückelung, Schmerz und Tod, von Agent Orange verstümmelte Kinder. Ein Raum ist den im Vietnamkrieg getöteten Reportern gewidmet. Vor dem Tor des Museums haben wir uns entschieden, uns diese Ausstellung nicht anzusehen. Weil wir wissen, wenn wir sie uns anschauen, wird uns das noch Tage (und Nächte?) beschäftigen. Und das woll(t)en nicht.

Daher an dieser Stelle nur ein paar von außen gemachte Fotos, die eher wie überdimensionale Spielzeuge wirken.

Für viele Saigon-Touristen gehört ein Besuch des Tunnelsystems von Cu Chi, etwa 25 Kilometer nördlich von der Metropole gelegen, zum Pflichtprogramm. Das Tunnelnetz, das insgesamt 220 Kilometer umfasst, wurde bereits zur Zeit des Ersten Indochina-Krieges gegen die Franzosen (1946-54) angelegt und genutzt und später im Krieg gegen die Amerikaner ausgebaut. Von hier aus konnten die nordvietnamesischen Vietcong Anschläge auf die südvietnamesischen und US-amerikanischen Militäranlagen in und um Saigon ausführen, um gleich danach wieder unterzutauchen. Sie boten auch der Bevölkerung Schutz, es gab hier unter der Erde sogar Schulen und Lazarette.

Damit auch ausländische Touristen durch die gut getarnten kleinen Zugänge und niedrigen Gänge passen, hat man sie für deren Körpergröße etwas erweitert. Dennoch: Wenn man in Hockstellung oder auf allen Vieren durch diese Tunnel kriecht, ist das durchaus ein mulmiges Gefühl. Die Eingänge waren für die Amerikaner kaum zu finden. Sie waren überdies durch Sprengfallen geschützt. Die Amerikaner hatten es also mit einem Gegner zu tun, der die meiste Zeit unsichtbar war. Darüber hinaus hatten die Vietcong überall in diesem Dschungel-Kampfgebiet Fallgruben mit Metall- oder Bambusspießen ausgehoben. Hier sollte sich jemand tödlich verletzen, aber nicht gleich sterben. Zur Hilfe eilende Kameraden wurden dann von den Vietcong-Kämpfern beschossen.

Die Tunnelsysteme dehnen sich zu drei Etagen tief aus.

Ein Busch mit Schießscharte, kaum erkennbar.
Der Eingang wird dann wieder von innen mit einem Deckel verschlossen.

Auswahl aus dem Arsenal an Fallgruben und ähnlichen Tötungsapparaturen:

In Cu Chi gibt es auch einen Schießstand, wo man – gegen eine satte Gebühr – beispielsweise mit einer AK47 schießen darf. Aus unserer Sicht ist das geschmacklos.

Einen längeren Besuch statteten wir dem Wiedervereinigungspalast ab, einem typischen Beispiel für opulente 60er-Jahre-Architektur. Das heutige Gebäude wurde 1966 fertiggestellt, nachdem der vormalige Palast von der südvietnamesischen Armee bombardiert wurde, um den damaligen Präsidenten Diem auszuschalten. Diem überlebte und ließ an gleicher Stelle neu bauen („Unabhängigkeitspalast“). Doch die Einweihung erlebte er nicht, er wurde 1963 bei einem von der CIA unterstützten Putsch ermordet. Sein Nachfolger residierte bis zum Ende des Krieges hier. Das weitläufige Gebäude vermittelt einen guten Eindruck in das südvietnamesische Präsidenten-Leben in Zeiten des Krieges. Neben den Privatgemächern, Sitzungsräumen, Festsälen sind im Keller auch Funkräume und die Kommandozentrale zu besichtigen.

Kleine Klo-Kunde in SOA

Jede/e Reisende/r in Südostasien (SOA) kennt sie, und nicht wenige wissen selbst nach Wochen immer noch nicht, wie die Popo-Dusche denn nun genau funktioniert. Aber wen soll man denn fragen? Die nette junge Frau an der Hotel-Rezeption vielleicht?

„Excuse me, would you explain to me how the ‘bum gun’ works? As detailed as possible, please?“

Hm, keine gute Idee. Und wir Deutsche brauchen ja immer eine genaue Anleitung, möglichst schriftlich. Video-Anleitungen sind leider rar …

Da hängt das Ding und schaut dich erwartungsvoll an.

Bidets kennen wir ja in Europa, Steh- beziehungsweise Hock-Klos auch, zum Beispiel von Frankreich- oder Spanienurlauben. Aber diese Teile?

Man findet überall freundliche und deutliche Hinweise in den Hotels und Hostels, dass man bitte kein Toilettenpapier ins Klo werfen möge. Die Rohre in SOA sind generell zu dünn, und mehr als die reine Botschaft vertragen sie nicht. Verstopfte Rohre sind kein Spaß.

In einem Hostel im kambodschanischen Battambang fanden wir die bislang beste Anleitung:

Merke:

– Das ist der Grund, warum es in SOA eher verpönt ist, die linke Hand beim Essen zu verwenden oder jemanden mit dieser Hand zu berühren.

– Immer zuerst den Druck prüfen. Aus einer Dusche kann schnell mal ein Kärcher werden. Letzterer ist prima bei der Terrassenreinigung, aber in einem empfindlichen Körperbereich weniger empfehlenswert.

PS: Die Toilettenausstattung mit der Popo-Dusche ist in SOA der Standard. Manchmal, insbesondere auf dem Land, gibt es auch nur einen Wasserbehälter mit einer Schöpfkelle. Klopapier oder eine Möglichkeit zum Händewaschen ist eher die Luxusvariante – daher hat der erfahrene Reisende immer eine Notration parat.

PPS: Frauen sollten die Dusche immer von vorn nach hinten einsetzen, um das Infektionsrisiko niedrig zu halten.

PPPS: Entsetzte Gemüter sollten kurz innehalten, bevor sie „igitt“ rufen und überlegen, wo ihre Hände beim Duschen ungeniert hingreifen 😉.

Battambang: Sehenswertes in der Stadt

Battambang, etwa 120.000 Einwohner, ist die viertgrößte Stadt Kambodschas und der Verwaltungssitz der gleichnamigen Provinz. Es ist gut zu erreichen, sowohl von Siem Reap als auch Phnom Penh aus. Die meisten ausländischen Touristen kommen wegen des Bamboo Train hierher (siehe Beitrag). Der Tourismus ist in der Provinzhauptstadt jedoch noch kein bestimmender Wirtschaftsfaktor, und daher gehört es zu den normalen Erfahrungen eines westlichen Besuchers, interessiert beäugt zu werden, insbesondere von Kindern. Einmal Lächeln und freundlich nicken, das bringt die kleinen Gesichter sofort zum Leuchten. Und das eigene Herz legt ein Wärmebrikett nach 😊.

Sowohl die nähere Umgebung (s.o.) als auch das Stadtzentrum lohnen einen zweiten Blick.

Während unseres 2,5-tägigen Aufenthalts Ende Oktober 2023 hat es uns immer wieder zum zentralen Markt, dem Phsar Nath, hingezogen. In und um den gelblichen pyramidenartigen Bau pulsiert das Leben. Ein authentischer Markt, in dem man sich als Tourist in aller Ruhe umschauen kann, ohne permanent angesprochen zu werden. Er scheint in vollem Umfang seiner Funktion als Umschlagplatz gerecht zu werden. Die Provinz gilt als Reiskammer Kambodschas, Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch, Kräuter und Gewürze sind im Überfluss vorhanden. Zum weiteren Angebot zählen Schmuck, Kleidung und Stoffe sowie Dienstleistungen wie Schneiderarbeiten und Körperpflege. Wie Frisördienste und Maniküre. Vom frühen Morgen bis tief in die Nacht hinein wird hier ver- und gekauft, gehandelt, zubereitet, gekocht, mit den Händen gearbeitet … Auch wir haben im Phsar Nath das eine oder andere eingekauft und mehrfach etwas gegessen.

Da Battambang sogar über eine eigene von Buddhisten geführte Hochschule verfügt, ist es wenig überraschend, dass die Stadt auch ein paar sehenswerte Pagoden hat.

Mönche jeden Alters sind eine normale Erscheinung im Alltag. Im Markt wie auch zu anderen Gelegenheiten sammeln sie für ihren Lebensunterhalt Geld, manchmal Essen. Das Procedere ist immer gleich: Der Mönch stellt sich ruhig und ohne eine Gesichtsregung an einen Stand und bekommt sodann vom Standbetreiber Geld in seine Sammelbüchse. Manchmal wird auch etwas Beiläufiges geredet. Ein buddhistischer Mönch wird sich nie für eine Spende bedanken, weil nicht der Spender ihm, sondern er dem Spender etwas Gutes tut. Er gibt dem Spender nämlich die Möglichkeit, sein Karma zu verbessern. Frauen müssen darauf achten, dass sie den Mönch nicht berühren, weil sie ihn dadurch „verunreinigen“. Tja.

Übrigens, das Pol-Pot-Regime unterdrückte den Buddhismus (wie andere Religionen auch), tötete und verfolgte Mönche, zerstörte Pagoden und entzog der Staatsreligion die Lebensgrundlage.

Heute sind etwa 95 Prozent der kambodschanischen Bevölkerung Anhänger des Theravada-Buddhismus.

Das touristisch relevante Viertel der Stadt sind die Uferpromenade am Sangker und ein paar parallel dazu verlaufende Straßen. Hier findet sich eine stattliche Zahl an Häusern aus der französischen Kolonialzeit, die meisten von ihnen indes in unterschiedlichen Stadien des Verfalls. Hübsch herausgeputzte und sanierte Straßenzüge sucht man vergeblich. Die Straßen ab der zweiten Reihe gleichen Teils befestigten Pisten, die Gehwege sind mit Motorrollern und großen Fahrzeugen zugeparkt. Von einem „Bürgersteig“ im deutschen Verständnis kann hier nicht die Rede sein.

So sieht die erste Reihe an der Uferpromenade aus:

Das ist kein Wohnhaus, sondern … eine Bank!

So die zweite und dritte Reihe:

Im Kabelgewirr: Ein Kolonialbau neben einer modernen Bauruine.

Natürlich hat Battambang auch ein paar ansehnliche und architektonisch gelungene Bauwerke, wie beispielsweise den imposanten Gouverneurspalast und das Zentralbankgebäude. Insgesamt sind derartige Gebäude im Straßenbild die Ausnahme.

Der Zustand der Straßen und Gebäude ist eines von vielen Indizien, dass Kambodscha noch einen weiten Weg gehen muss, um zu Ländern wie Vietnam oder Thailand aufzuschließen. Das durchschnittliche verfügbare Jahreseinkommen eines Kambodschaners liegt bei 1.614 Euro (Vietnam und Thailand: 4.500 Euro). Man sieht schon, dass sich etwas tut, aber die Armut von vielen Menschen ist ebenso unübersehbar. Ständig begegnen einem vollkommen Mittellose wie bettelnde Mütter mit behinderten Kindern, Blinde, Alte … Es ist im Buddhismus tief verankert, den Armen zu geben, und nur so kommen diese Menschen irgendwie über die Runden.

Spannend ist im Zusammenhang mit der Entwicklung des Stadtzentrums die Pub Street mit ihrer Backpacker-Ausrichtung: mehrere Hostels, eine Vielfalt an Restaurants (mehrere mit kambodschanischer Küche!), Cafés und Bars sowie interessante Läden und Boutiquen prägen das Bild.

Und in der Pub-Street-Ecke sind wir dann sogar mit Blick auf eines unserer Dauerbrenner-Themen fündig geworden – Street Art!

In die gleiche Kategorie ist unseres Erachtens diese eigenwillig-kreative Version eines Mülleimers, der wir an vielen Stellen in der Stadt begegnet sind – gefertigt aus Lkw-Reifen.

Wir hatten zunächst gedacht, es handele sich um einen massiven gusseisernen Grill 😉.

Wasserfest (Ben Om Tuk) im kambodschanischen Battambang

Das Wasserfest (Water Festival) zählt zu den Großereignissen des kambodschanischen Kalenders, insbesondere in den größeren Städten des Landes. Es ist eine Mischung aus Massenpicknick, Volksfest und Kirmes. Anlässlich dieses mehrtägigen Ereignisses ist so ziemlich alles auf den Beinen, was laufen kann. Das gilt selbstverständlich auch für Battambang. Schon lange vorher beginnen die Vorbereitungen. Am Abend vor dem offiziellen Beginn bevölkern bereits viele Kleinhändler und Imbissbetreiber die Flussufer des Sangke und übernachten auch hier, um sich strategisch günstige Plätze zu sichern. Wesentlicher Bestand des Festes ist ein Wettbewerb von Rennpaddelbooten. Wenn der Startschuss fällt, fiebern viele Besucher mit ihren Favoriten mit. Die Veranstaltung ist so wichtig, dass sich auf der Ehrentribüne viele Honoratioren einfinden und, damit einhergehend, auch eine starke Präsenz von Sicherheitskräften sowie von Medienleuten zu verzeichnen ist.

Die Tradition des Ben Om Tuk geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Sie markiert das Ende des Monsuns und soll die Götter gnädig stimmen, damit sie eine reiche Fischausbeute und gute Reisernte gewähren mögen.

Die Ehrentribüne.
Ein breites Angebot an gegrillten Insekten darf da nicht fehlen!
Nichts geht ohne das Wohlwollen von oben.
Begeisterung pur.

Den Abschluss des Festes bildet ein Feuerwerk und das Zuwasserlassen von mit brennenden Kerzen versehenen kleinen Booten, Tempeln und Pagoden. Nicht nur für die Kinder ein faszinierendes Lichterspiel.