Der Bromo ist ein sogenannter Stratovulkan im Osten Javas und der jüngste Krater des Tengger-Vulkan-Massivs im Nationalpark Bromo–Tengger–Semeru. Er ist 2.390 Meter hoch und sehr aktiv. Seine Ausbrüche erfolgen zumeist in Serien, manchmal einhergehend mit Flughafensperrungen, Evakuierungen und Zerstörung von Infrastruktur und Wohngebäuden: 2004, 2010, 2016, 2019, 2022 … Für hinduistische Indonesier ist der Gunung Bromo eine Pilgerstätte. Und eine einzigartige Naturschönheit ist er ohnehin. Der Bromo hat also beste Voraussetzungen zum Social-Media-Star …
Wir hatten bei der Vorbereitung unserer Indonesienreise bereits einige Filmbeiträge über den brummigen Riesen gesehen, auch über seine letzte Eruption 2022, als er seine Umgebung in eine dicke Schicht Vulkanasche hüllte.
Wir nahmen über eine Internet-Empfehlung Verbindung zu einem erfahrenen lokalen Guide auf, der uns ein auf unsere Wünsche zugeschnittenes Paket schnürte, das auch den Besuch des Kratersees am Iljen (s. separaten Beitrag) einschloss.
Aidey holte uns pünktlich um 11.00 Uhr von unserem Hotel in Malang ab und fuhr uns in einen kleinen Ort in unmittelbarer Nähe des Vulkanmassivs, wo sich fast alles um den Bromo dreht. Unmittelbar nach der Abfahrt waren wir drei bereits in ein munteres Gespräch vertieft, das im Grunde über die gesamte gemeinsame Zeit nicht aufhören sollte. Die Chemie stimmte einfach – ein sehr glücklicher Umstand. Die etwa vierstündige Fahrt bestätigte uns darin, uns in diesem Land (und wahrscheinlich auch in kaum einem anderen südostasiatischen) nicht ohne Not ans Lenkrad eines Autos zu setzen. Das extrem enge Überholen (links und rechts inklusive Standspur) bei Gegenverkehr und unübersichtlicher Verkehrslage ist hier eine Grundfertigkeit, ohne die man kaum vorankommt. Motorrad- und Rollerfahrer ohne Führerschein und Versicherung sind die Regel. Hier etwa in einen Unfall, vielleicht mit Personenschaden, verwickelt zu werden, wäre ein Alptraum. Wir hatten beispielsweise eine leichte Kollision mit einem Affen, der seitlich gegen die Hintertür krachte und hier eine Beule verursachte. Wir hielten an und schauten nach. Der Affe war weg, hat also überlebt, zumindest vorerst.
Aidey brachte uns sicher ans Ziel (das Café Lava Hostel in Cemorolawang; für den Zweck OK). Für uns hieß es nun Einchecken und und gleich wieder mit dem Jeep los zum Bromo. Denn das Erfolgsrezept unseres erfahrenen Guides ist „antizyklisches Verhalten“, was in diesem Fall konkret bedeutet: Genau dann zum Vulkan, wenn die anderen Besucher nicht mehr – oder noch nicht – da sind. Der Regelfall ist: Um drei Uhr morgens in der großen Karawane losziehen, um den Sonnenaufgang auf dem Vulkan zu erleben. Und wir haben quasi eine Sonnenuntergangstour gemacht.
BROMO-TOUR 1: Der Jeep ist deswegen erforderlich, weil man zunächst ein dunkles Lavasandmeer durchfahren muss (grundsätzlich kann man auch wandern, reiten oder mit einem Geländemotorrad fahren), das sich durch mehrere Eruptionen in einer riesigen zehn Quadratkilometer großen Caldera gebildet hat.
Wenn man das Fahrzeug abgestellt hat, passiert man den Hindutempel Pura Luhur Poten. Er ist für Nichtgläubige nicht zugänglich.
Hinter dem Tempel geht man durch eine Art Hohlweg, der an ein Flussbett erinnert.
Man erklimmt den Vulkankegel über eine Treppe mit 240 Stufen, die teilweise mit Aschesand bedeckt ist.
Bereits auf dem Weg zum Vulkan schlägt einem immer wieder beißender Schwefelgeruch entgegen, der in der Lunge leicht brennt. Außerdem tut man gut daran, sich warm und winddicht anzuziehen, denn nach oben wird‘s immer kälter und windiger.
Und wenn man den Kraterrand erreicht hat, tut sich unten ein Naturschauspiel auf. Instinktiv weicht man ein bisschen zurück. Da möchte man nicht unbedingt reinfallen.
Der Kraterrand ist nicht mehr rundum begehbar, seit sich mehrere Einbrüche ergeben haben.
Aber wer möchte, bei Wind und immer wieder umnebelt von Schwefelschwaden, schon gerne über diesen Grat gehen??
Nach unserem Abstieg fanden sich schon wieder die ersten Besucher für den Abend ein.
Und wir machten uns auf den Rückweg zu unserer Unterkunft. Und hielten nochmal kurz für ein Abschiedsfoto im Sonnenuntergang.
Als dann diese beiden Reiter aus dem Sonnenuntergangsszenario auf uns zukamen, fühlten wir uns für einen Augenblick in eine verkitschte Cowboywelt versetzt:
BROMO-TOUR 2: Das war nur ein Abschied für wenige Stunden. Jetzt ging‘s in die Unterkunft zurück, einmal ums Eck zum Essen und dann ins Bett, um noch ein paar Stunden Schlaf zu kriegen. Denn wir waren um 3.30 Uhr wieder mit Aidey verabredet, dieses Mal, um den Tag mit Blick auf die Vulkangruppe zu begrüßen. Als wir aufstanden, hörten wir draußen schon das Brummen der Jeep-Motoren. Die Karawane machte sich also bereits auf den Weg, mit allem, was Beine oder Räder hat …
Und wir fuhren in die entgegengesetzte Richtung, stellten das Fahrzeug ab und wanderten zum Schluss einen Pfad hoch. Im ersten Abschnitt war viel los. Nach Abstellen der Fahrzeuge ging es per pedes weiter. Immer noch viele Menschen unterwegs. Es ist deutlich wahrzunehmen, dass sich an solchen „Insta-Orten“ Leute einfinden, die es gar nicht gewohnt sind, mal einen Hang hochzugehen, Jung und wie Jung. Als Aide uns zu einem engen Pfad lenkte, wo wir ein bisschen kraxeln mussten, waren wir fast allein. Auf „unserem“ Aussichtspunkt fanden sich etwa zwanzig Leute ein – kein Gedränge, kein Geschiebe. Und bestes Wetter, also freie Sicht auf die Vulkangruppe. Und wenn der Guide dann seinen Gaskocher rausholt und dir einen Kaffee kocht und dazu ein paar Kekse reicht, fühlt sich das ziemlich gut an 😊.
Und dann durften wir besondere Momente erleben, die sich tief in die Erinnerung einprägen und die keiner weiteren Kommentierung bedürfen …
Und nun zurück zur Unterkunft und frühstücken, Aidey geht voran!