(2) Per Auto nach My Son: Besuch der Tempelanlage

Ben, den wir für einen Tag für eine Tour als Fahrer und Guide engagiert haben, fährt uns nach einem Zwischenstopp zum Kennenlernen der Reispapierherstellung direkt zur UNESCO-Weltkulturerbestätte My Son, etwa 45 Kilometer südwestlich von Hoi An. My Son war zwischen dem vierten und dem dreizehnten Jahrhundert die heiligste Stätte der früheren Hochkultur der Cham. Die Gebäude stammen aus dem 10. Jahrhundert, als das Champa-Königreich auf dem Höhepunkt seiner Macht stand. Ab dem 14. Jahrhundert wurden die Bauaktivitäten in My Son eingestellt, und die Anlage überwucherte allmählich. Erst Ende des 19. Jahrhundert wurde das Heiligtum wiederentdeckt und Schritt für Schritt unter Leitung des französischen Archäologen Henri Permentier freigelegt. Das von ihm entwickelte Katalogisierungssystem ist auch für heutigen Arbeiten führend.
Aktuell sind etwa 70 Gebäude aus verschiedenen Epochen vorzufinden, größtenteils Ruinen. Die US-Amerikaner bombardierten die historische Anlage während des Vietnam-Krieges, weil sich hier vietnamesische Widerstandskämpfer aufhielten.

Einer der zahlreichen Bombenkrater aus der Zeit des Vietnamkriegs.

Weil die Cham-Kultur insbesondere in der Frühphase ihrer Entwicklung unter starkem Einfluss Indiens stand, hat sie viele Besonderheiten von dort übernommen, beispielsweise die Verehrung des Hindu-Gottes Shiva. Das dürfte auch ein wesentlicher Grund dafür sein, dass Indien nach der Wiedervereinigung Vietnams einen maßgeblichen Beitrag zur Restaurierung der Gebäude leistete.

Die Vorher-Nachher-Fotos belegen das Engagement Indiens bei der Restaurierung von My Son.

Die Ruinen sind in Buchstabengruppen (A-F) unterteilt und über Gehwege miteinander verbunden. Viele Geheimnisse der Baukunst der Cham-Kultur sind bis heute noch nicht gelüftet, aber ein spannendes Detail der Forschungsarbeiten hat sich besonders eingeprägt: Statt Mörtel verwendeten die Cham-Baumeister zum Verfugen und Befestigen das klebrige Harz des lokal verfügbaren Dau-Rai-Bauns. Es wurde auch dazu benutzt, die Gebäude vor den Einflüssen der Erosion zu schützen, indem man die Mauern, Statuen und Reliefs damit bestrich. Ganz schön clever …

Auch spannende Reliefs und Statuen gibt es zu entdecken:

Leider fing es bei unserem Besuch an zu regnen, und es wollte einfach nicht mehr aufhören 😞.

Deshalb war es nach etwa zweieinhalb Stunden für uns auch Zeit zum Aufbruch. Nicht ohne ein leckeres Mittagessen, das Ben für uns arrangiert hatte. So kamen wir dann gleichermaßen gestärkt und entspannt in unserer Unterkunft am Zielort Hoi An.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert