Vancouver – trendige Metropole zwischen Bergen und Meer

Zum Abschluss unserer Wohnmobil-Rundreise im August 2010 wollten wir uns noch eine knappe Woche Vancouver gönnen, nach so viel Landschaft und Natur die ideale Abwechslung.
Die etwa 630.000 Einwohner (Metropolregion: 2,5 Mio.) zählende Stadt ist hip und landet bei den Rankings der lebenswertesten Städte (Mercer-Studie) regelmäßig bei den Top 5. Und wer hier einmal ein paar Tage verbracht hat, weiß warum.
Vancouvers Lage ist einfach fantastisch. Die drittgrößte Stadt Kanadas liegt in der Strait of Georgia, einer großen Bucht des Pazifischen Ozeans, geschützt durch das vorgelagerte Vancouver Island. Dahinter erhebt sich der Bergkamm der oft schneebedeckten Coast Mountains. Jenseits des halbwilden Bergparks im Norden erstreckt sich ein uralter Regenwald, im Süden mündet der Fraser River in den Pazifik.
Das ist also das geografische Setting für eine Stadt, von der es heißt, hier könne man am selben Tag im Meer baden und Ski fahren.
Markenzeichen der Metropole ist im Innern ihre Internationalität, verschiedenste Ethnien haben sich zu einem bunten, vibrierenden Schmelztiegel zusammengefunden. Im Äußeren dominiert die Wolkenkratzer-Skyline am Coal Harbour, die zwar mächtig wirkt, aber nicht erdrückend. Vancouver ist der größte Hafen Kanadas und ein Zentrum für Forstwirtschaft, Bergbau, Soft– und Biotechnologie, Finanzwesen, Brennstoffzellenherstellung und, last but not least, Tourismus. Der Freizeitwert Vancouvers ist außerwöhnlich hoch. Es gibt ausgedehnte Grünanlagen in der Stadt. Strände und subalpine Wander- und Mountainbike-Wege sowie erstklassige Ski- und Snowboardpisten sind unmittelbar erreichbar. Wassersportenthusiasten finden ein äußerst reichhaltiges Angebot vor.
Im Englischen heißt es „spoilt for choice“, wenn man die Qual der Wahl hat. Das traf auch auf uns zu. Es fing schon damit an, dass wir ein richtig cooles Apartment in einem Hochhaus in zentraler Lage (Melville Street) angemietet hatten, mit Zugang zu Schwimmbad, Sauna, Fitnessstudio. Die jungen Leute waren so begeistert, dass sie kaum noch aus dem Haus wollten :-).
Von oben hatten wir einen tollen Blick auf die Stadt und auf den Hafen, einschließlich „Start- und Landebahn“ für die Wasserflugzeuge. Mehr als ein Hauch von Luxus …

Einmal in den Fahrstuhl, 36 Stockwerke runter und zwei Minuten zu Fuß und wir waren mitten im städtischen Getümmel:

Oder an der Waterfront, wo es bedeutend entspannter zugeht. Bei bis zu 30 Grad Außentemperatur war die Wasserseite des Burrard Inlet natürlich die Erstoption. Ein besonderer Anziehungspunkt ist Canada Place, ursprünglich für die Expo 1986 erbaut. Seine fünf von weither sichtbaren Teflonsegel erinnern an ein Segelschiff. Es ist heute ein Kreuzfahrtterminal und Kongresszentrum. Hier legen zum Greifen nah Kreuzfahrtriesen an. In einiger Entfernung ziehen Containerschiffe vorbei, auch Fähren, die Menschen und Güter von A nach B transportieren. Wasserflugzeuge starten und landen, wie emsige Hummeln suchen sie manchmal die Lücken zwischen den großen Schiffen. An den Piers liegen in bestimmten Bereichen Jachten, die dem Spaziergänger in dieser Häufung wie ein maritimer Ball der Eitelkeiten vorkommen.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei einer Fahrt mit dem Aquabus durch den sogenannten False Creek. Diese Bucht wurde einst von den ersten Entdeckern für die Mündung des Fraser River gehalten und deshalb „Falscher Nebenfluss“ getauft. Die Fährfahrt verläuft von Granville Island im Osten bis zum westlich gelegenen Anleger bei der Science World, einem Kinder- und Wissenschaftsmuseum unter einer aus unzähligen Dreiecken zusammengesetzten sphärischen Kuppel – oder umgekehrt. Die Hafenpromenaden wurden ebenfalls im Rahmen der Expo 1986 hergerichtet. Ein gelungenes Prestigeobjekt …

Ebenfalls nur wenige Gehminuten von unserer Edelherberge entfernt liegt Gastown, die Altstadt. Wobei „alt“ bei einer so jungen Stadt wie Vancouver relativ ist. Immerhin sind hier einige denkmalgeschützte viktorianische Backsteinhäuser zu bewundern. Benannt wurde dieses Viertel nach Gassy Jack („gassy“ bedeutet „geschwätzig“), einem pensionierten Schiffskapitän, der hier 1867 einen Saloon eröffnete, wo es ziemlich ruppig zugegangen sein muss. Zu den meistfotografierten Wahrzeichen Vancouvers gehört die stündlich dampfende Steam Clock an der Ecke Water/Cambie Street.

Das benachbarte Chinatown ist das drittgrößte Nordamerikas, nach New York und San Francisco. Gründungsimpuls für dieses Viertel war die Anwerbung von Eisenbahnarbeitern im ausgehenden 19. Jahrhundert. Das Ambiente Chinatowns ist geprägt von exotischen Lebensmittelgeschäften, Kuriosenständen, unzähligen Restaurants und Imbissen. Ruhepol ist der Dr. Sun Yat-Sen Classical Chinese Garden.
Chinatown gehört zum touristischen Pflichtprogramm, ein Besuch lohnt sich auch aus unserer Sicht – im Gesamtvergleich hat uns allerdings die kalifornische Variante in San Francisco am besten gefallen.

Ebenfalls nur wenige Schritt von unserer Wohnung entfernt liegt der Stanley Park, mit ca. 45 Hektar einer der größten Stadtparks Nordamerikas. Er ist eine Mischung aus zedernbestandenem Küstenwald und Rosen- und Rhododendrengärten, einschließlich Lagune mit Vogelparadies. Man kann hier einfach nur spazieren und die Natur genießen. Für Sportbegeisterte bietet der Park ein Meerwasserschwimmbad und diverse Radund Wanderwege. Kulturbeflissene schätzen das Freilichttheater Theatre Under The Stars, wer sich für Meeresbewohner der Pazifikküste interessiert, besucht das Vancouver Aquarium.
Beliebter Anlaufpunkt für Besucher (und Ziel aller Stadtrundfahrten) im Ostteil des Parks ist Brockton Point, wo dauerhaft verschiedenste indianische Skulpturen ausgestellt sind. Die Kanadier benutzen übrigens den Begriff „First Nations“ für ihre Ureinwohner. Es handelt sich um Totempfähle. Sie sind typisch für die indianische Urbevölkerung an der Nordwestküste Britisch-Kolumbiens. Die Schnitzwerke sind nicht etwa Ausdruck eines Totenkultes, sondern stellen in aller Regel ein reales oder mythisches Ereignis dar.

Wir haben einen Tag für einen Ausflug zur Capilano Suspension Bridge, im gleichnamigen Park nördlich von Vancouver gelegen, genutzt. Die frei schwingende, 136 Meter lange Seilbrücke wurde 1888 gebaut und überspannt den Capilano River heute in 70 Metern Höhe. Uns hat die Begehung viel Spaß gemacht, ob auch Leute mit Höhenangst die Überquerung genießen, sei dahingestellt. Für alle Besucher spannend sind die kostenlosen Öko-Touren, die in kurzen zeitlichen Abständen angeboten werden. Man erfährt dabei viel über das Ökosystem des Regenwaldes.

Wir hätten Vancouver gerne etwas länger erkundet, die Stadt bietet so viel für unterschiedlichste Geschmäcker. Insbesondere die Kombination aus durch Umtriebigkeit geprägtem Stadtgefühl und echtem Naturerlebnis hat bei uns einen dauerhaften Eindruck hinterlassen.
Vancouver? Jederzeit wieder!

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