Wir hatten für unseren ersten Aufenthalt in Ho-Chi-Minh-Stadt (HCMS) ein zentral gelegenes Hotel ausgesucht. „Zentral“ bedeutet hier „Distrikt 1“ (von insgesamt 17 Distrikten). Dieses Zentrum heißt offiziell „Sai Gon”. Bis zur Wiedervereinigung von Nord- und Südvietnam im Jahr 1976 zur „Sozialistischen Republik Vietnam” hieß auch die ganze Stadt so. Die zusammengefasste Bezeichnung „Saigon” führten die Franzosen ein, und sie ist auch heute noch durchaus gebräuchlich.
Nachdem wir nach unserer Zugfahrt von Nha Trang gegen Abend in unserem Hotel eingecheckt hatten, wollten wir uns noch ein wenig die Beine vertreten und waren überrascht, wie mondän und prächtig sich uns die unmittelbare Umgebung darbot: breite Straßen, ein lang gezogener Platz (Nguyen Hue Boulevard, wo allabendlich mächtig was los ist), viele namhafte Hotels, Gebäude aus der Kolonialzeit, Geschäfte mit exquisiter Mode … irgendwie sehr westlich.
Das Alte Rathaus, 1901-1908 von den Franzosen erbaut, ist ein echtes Schmuckstück. Abends wird es beleuchtet.
Hier residiert heute das Volkskomitee. Da darf natürlich Landesvater Ho Chi Minh nicht fehlen, der seinem Volk (und vielleicht uns?) mit gütiger Geste den Weg weist.
Tagsüber sieht das so aus:
Nur wenige hundert Meter entfernt befindet sich ein weiterer Prachtbau aus der Kolonialzeit, die Oper am Lan-Son-Platz. Heute ist sie ein Theaterhaus, das unterschiedliche Kulturveranstaltungen anbietet. Das Gebäude wird gerne als Kulisse für Foto-Shootings benutzt, einer solchen Inszenierung durften wir beiwohnen.
Wir fanden dabei den Kontrast zwischen dem Hochzeitsmode-Shooting und der kleinen Garküche besonders reizvoll – gegensätzlicher könnten die Welten wohl kaum sein.
Nicht minder beeindruckend, und ebenfalls aus der Kolonialzeit, ist das 1891 eröffnete Hauptpostamt. Gleich im Eingangsbereich befinden sich beidseits Telefonzellen, die heute natürlich keine Verwendung mehr finden. Hübsch anzusehen sind sie allemal!
Im Postamt selbst gibt es ein überaus reichliches Angebot an Ansichtskarten (viele alte Stadtansichten), die die Besucher gerne kaufen und dann mit einer Briefmarke versehen und an Freunde und Verwandte in Übersee schicken. Man liest aber, dass die Karten eher selten ihre jeweiligen Ziele erreichen 😉. Trotzdem eine schöne Idee.
Ein Statement der völlig anderen Art ist der Bitexco Financial Tower. Er steht für das neue und selbstbewusste Vietnam. Bei seiner Fertigstellung im Jahr 2010 war es mit 262,5 Metern das höchste Gebäude in Vietnam (um schon ein knappes Jahr später vom Keangnam Hanoi Landmark Tower übertroffen zu werden). Er ist einer Lotusknospe nachbildet und ragt 68 Etagen hoch in den Himmel. Auf der 49. Etage, knapp unterhalb einer Plattform, befindet sich ein ein Skytower, von dem aus man eine grandiose Aussicht auf die Stadt hat. Erfreulicherweise bekommen Senioren ab 65 Jahren eine ermäßigte Eintrittskarte. Als wir diese an der Kasse einforderten, hat uns wieder niemand nach einem Nachweis über unser Alter gefragt. Woran das nur liegt 🤔?
Wie es sich für eine echte Metropole gehört, gibt es in Ho-Chi-Minh-Stadt selbstverständlich eine große Vielfalt an religiösen Stätten, nicht zuletzt Zeugnisse des christlichen (= katholischen) Glaubens. Da wäre in erster Linie die Notre-Dame-Kathedrale zu nennen. Diese war leider zum Zeitpunkt unseres Besuchs (Oktober 2023) komplett eingerüstet. Wir mussten uns daher mit einer Stippvisite bei der Huyen–Si-Kirche begnügen.
Liebhaber von Pagoden haben in Ho-Chi-Minh-Stadt die Qual der Wahl. Wir haben es mit einem Besuch der Ong-Bon-Pagode bewenden lassen, zumal wir in den Wochen zuvor bereits diverse Pagoden besichtigt haben. Sie ist von ihrem Ursprung her eine Versammlungshalle für Chinesen aus Fukien (einer südöstlichen Provinz), dem Glücksgott Ong Bon gewidmet und entsprechend beliebt.
Wenden wir uns zur Abrundung dieser persönlichen Auswahl noch zwei gänzlich unterschiedlichen Formen des ewigen Menschheitsthemas des Kaufens und Verkaufens zu.
Da wäre zum einen die Variante des „Alles-für-alle“-Prinzips in Gestalt des zentral gelegenen überdachten Ben-Thanh-Marktes, der mit seinem Uhr-Turm als ein Wahrzeichen der Stadt gilt.
Sozusagen als Gegenpol (klein und fein) geriert sich eine Boutique namens The Bloom Tao Dan, die wir zufällig bei einem Stadtspaziergang entdeckten und die in unmittelbarer Nähe des vielbesuchten Kriegsrelikte-Museums liegt. Perfekte höhlenartige Gestaltung, irgendwo zwischen Bauhaus und Hundertwasser angesiedelt, verlockendes Warenangebot. Zum Konzept gehört auch ein Restaurant im ersten Stock.