Florida, der kosmopolitische Sonnenstaat

Das Frühjahr 2011 war bei uns beiden mit viel Arbeit verbunden. Daher war uns nach Sonne und Erholung, aber nicht unbedingt nach Pauschalurlaub am Strand. Außerdem waren unsere beiden Söhne schon (fast) erwachsen. Warum also nicht zu zweit ohne viel Vorbereitung und Organisation ins Tropisch-Warme auf Entdeckungstour gehen?
Schnell waren mit ein paar Klicks Flüge nach Miami und ein Mietauto (einen Ford Fusion) gebucht, alles andere wollten wir vor Ort und nach Lust und Laune entscheiden.

Dabei kam dann diese Route im Südzipfel des Sunshine State heraus:

Von Key West nach Havanna sind’s nur etwa 100 Meilen …
Start- und Endpunkt unserer Tour: Miami

Unsere Unterkünfte haben wir von Mal zu Mal über Buchungsplattformen herausgesucht und gebucht. Dabei machten wir ganz überwiegend positive Erfahrungen. Es waren Herbergen dabei, bei denen wir uns in unserer legeren Kleidung kaum zum Einchecken ins Foyer wagten (aber trotzdem freundlich empfangen wurden). Dort war zu unserer Überraschung das vor Ort gebuchte Frühstück teurer als die Übernachtung. Zu den schlechteren Erfahrungen gehörte ein Motel mit niedrigem Hygienestandard und nur einer Steckdose im Zimmer. Da wurde dann das Trocknen der Haare zur Herausforderung :-).

Zum Zeitpunkt unserer Rundreise im Mai 2011 waren die Vereinigten Staaten noch sichtlich gebeutelt von der Finanzkrise 2008. Das hatte für uns durchaus Vorteile, weil wir von einem günstigen Dollarkurs und insgesamt wenig Tourismusaktivitäten profitierten. Es war überall spürbar, dass die Wirtschaft nicht gerade „brummte“ – und der Sunshine State gehörte zu den am härtesten getroffenen Regionen, die Arbeitslosenquote lag beispielsweise bei 11 Prozent. Am augenfälligsten war die Misere für uns am Beispiel der Immobiliensituation. Die Haus- und Grundstückspreise waren seit 2008 um mehr als die Hälfte eingebrochen, das Überangebot daher immens. „For Sale“-Schilder prägten das Straßenbild. Das veranlasste einen Makler sogar dazu, seine Immobilien wie Billigklamotten in S, M, L und XL feilzubieten.

Tja, und wer zu diesem Zeitpunkt Mut und Kapital hatte, konnte zum Schnäppchenpreis ein Feriendomizil erwerben …

Unser erstes größeres Ziel war Key West, der legendäre südlichste Punkt Floridas und der USA. Die Fahrt ist eine reine Freude. Vom Festland aus geht es ca. 180 km lang von Insel zu Insel, über 42 Brücken immer die Overseas Highway entlang. Die spektakulärste Brücke ist die 11 km lange Seven Mile Bridge. Viele der insgesamt 1.000 Kalkstein- und Mangroveninseln sind nicht bewohnt. Die größte bewohnte Insel ist Key Largo, wo viele auf dem Festland lebende Pendler und Rentner leben.

Man kann (und sollte!) die Fahrt immer mal wieder unterbrechen, um zu baden und das Strandleben zu genießen, zu bummeln und einzukaufen, etwas zu sich zu nehmen, Menschen und Tiere zu beobachten, kurz: dem besonderen „Key Spirit“ nachzuspüren. Wir nahmen uns drei Tage Zeit für die Keys und verbrachten zwei Nächte in Marathon (10.000 Einwohner), auf etwa halber Strecke. Unseren ersten Stopp legten wir bei brütender Hitze im John Pennekamp State Park (Key Largo) ein. Uns haben vor allem die Mangroven dort beeindruckt. Diese einzigartige Baumart, die im Salzwasser wachsen kann und eine wichtige Nahrungsquelle für andere Pflanzen und Tiere ist, hat eine überragende Bedeutung als Sturm- und Wasserbrecher.

Das wohlklingende Islamorada gilt als Zentrum der Mittleren Keys. Hier, genauer gesagt bei MM 81,5 (Mile Marker, gezählt wird ab einer bunten Betonboje bei Key West), gibt es den Wordwide Sportsman, ein Muss nicht nur für Angler. Denn der „Sportsman“ ist nicht nur das weltgrößte Angelkaufhaus der Welt. Unmittelbar darüber befindet sich die Zane Grey Long Key Lounge, von deren Rundumterrasse man einen fantastischen Blick auf das Gelände und die Hafenanlage hat. Dort tummeln sich viele Fische, von denen die bis zu 2,5 m langen Tarpune besonders auffällig sind.

Die Kombination „Angeln – Fisch“ ist – zumindest für uns – unmittelbar mit der Assoziation „essen“ verbunden. Wir sind einem Tipp gefolgt, der nicht gerade als „geheim“ zu bezeichnen wäre, denn das Keys Fisheries Restaurant, „located in the heart of the Florida Keys just north of the 7 Mile Bridge“, gilt als das beste Fischrestaurant der Gegend. Es geht etwas rustikal zu, man bestellt an der Theke und wird dann zur Abholung aufgerufen. Daumen hoch für: Man sitzt beim Essen fast immer direkt am Wasser und, nicht unwesentlich, die Qualität ist hervorragend. Dann darf es auch mal Hummer sein. Eva hatte einen Lobster Wrap, ich einen Lobster Reuben (das ist so eine Art überdimensionales Sandwich), Beilagen dazu … Wenn man dann noch ein kühles Bier in der Hand und den Sonnenuntergang im Gesicht hat, kann’s kaum noch besser werden. We loved it!

Key West ist im 19. Jahrhundert durch Fischerei, Naturschwammtauchen und eine Ananasfabrik zu bescheidenem Wohlstand gekommen, auch als Zwischenstopphafen für Liniendampfschiffe in Richtung Karibik. Das zeigt sich beispielsweise an den Gebäuden.

Auf jeden Fall umgibt diesen Ort eine spezielle Atmosphäre. Hier leben die sogenannten „Conchs“ (sprich „Konks“) – man hat sich nach der Muschelart benannt, die in früheren Zeiten eine wichtige Rolle für die Fischerei spielte. Key West ist heute ein Sammelpunkt für Alteingesessene, Künstler, Studenten, Kuba-Flüchtlinge und Sonnenhungrige unterschiedlichster Couleur. „Fun“ hat einen hohen Stellenwert. Für uns wurde das bei einem für wohltätige Zwecke veranstalteten „Betten-Rennen“ deutlich, ein Riesenspaß auch für die Umstehenden.

Natürlich steht Key West mit seinen 26.000 Einwohnern nicht nur für Spaß und Müßiggang, sondern auch für Kultur. Besonders stolz ist man darauf, dass der Pulitzer- und Literaturnobelpreisträger Ernest Hemingway (1899-1961) hier fast 10 Jahre zu Hause war und beispielsweise „Die grünen Hügel Afrikas“, „Wem die Stunde schlägt“ und „Der alte Mann und das Meer“ verfasste. Das Haus, wo er mit seiner zweiten Frau Pauline lebte, ist als Privatmuseum erhalten und zum Teil mit Originalmöbeln bestückt. Ein Besuch lohnt sich, ebenso wie ein Spaziergang durch die Gartenanlage.

Die Faszination des Schriftstellers liegt sicherlich wesentlich in seiner Persönlichkeitsstruktur begründet. Ich (W.) habe anlässlich unseres Besuchs des Hemingway-Hauses in mein Reisetagebuch notiert:

Hemingway litt ganz offensichtlich an manischer Depression. Krankhafte Sucht, sich Gefahren auszusetzen, um Grenzerfahrungen zu machen und dadurch das Leben zu spüren. Hat sich schon mit 18 als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg gemeldet; Korrespondent im Spanischen Bürgerkrieg; Großwildjäger.
4 Frauen – 3 Ehen hielten nicht länger als 4 Jahre. Als Partner quälend schwierig, als Vater ein Totalausfall. Morgens schreiben, nachmittags fischen, abends saufen im Sloppy Joe.

Hemingways „Tankstelle“. Coole Drinks, entspannte Atmosphäre, Live-Rockmusik.

Was wäre Florida ohne die Everglades? Wie Venedig ohne Wasser. Schließlich sind die Everglades das größte subtropische Feuchtgebiet Nordamerikas mit über 600 Fisch- und 350 Vogelarten. Sie sind ein Ökosystem mit Mangrovenwäldern, Pinienwäldern und Sümpfen und haben eine riesige Flächenausdehnung, ca. 20.000 km², vom Lake Okeechobee bis zu den Ten Thousand Islands im Südwesten Floridas. Das Wasser ist im Prinzip ein langsam fließender 80 km breiter Fluss mit einem Wasserstand von nur 15 cm.
Wie die meisten Biotope sind die Everglades in einer prekären Lage. Es drohen Austrocknung und Verschmutzung, viele Tiere und Pflanzen sind vom Aussterben bedroht.
Wir wollten darüber mehr erfahren und besuchten, nachdem wir die Keys verlassen hatten, den Everglades-Nationalpark im Südwesten Floridas. Bevor man die Gegend auf Trails und Stegen selbst erkundet, ist es ratsam, im Besucher-Zentrum vorbeizuschauen. Hier wird Wissen unterhaltsam und kurzweilig in unterschiedlichen medialen Formen dargeboten. Dabei haben wir viel gelernt. Neu war zum Beispiel für uns, dass es außer Alligatoren auch Krokodile gibt. Diese kann man aus nächster Nähe in freier Natur erleben – natürlich stets mit dem gebührenden Abstand. In den trockeneren Gefilden sollen auch Pumas unterwegs sein. Kinder unter 12 sollte man dann wohl anleinen 🙂

Anderenorts trafen wir auf „Gators“, die nicht beißen. Warum man die wohl nicht füttern darf?

Unsere nächste größere Station war die Region um Naples an der Westküste Floridas, eine sehr wohlhabende Gegend. Edle und moderne Häuser, Villen und Ferienanlagen, exzellente und äußerst gepflegte Infrastruktur und öffentliche Anlagen, schier unbegrenzte Freizeit- und Shoppingmöglichkeiten, kilometerlange Strände mit feinstem Sand und türkisgrünem Wasser: Vanderbuilt Beach, Bonita Beach, Fort Myers Beach, Bowman’s Beach, Captiva Beach, um nur wenige zu nennen. Man kann gut nachvollziehen, dass man hier zumindest ein Ferienhaus und ein Boot haben möchte, wenn man hier schon nicht dauerhaft wohnen kann 😉 .
Trösten wir Normalos uns damit, dass auch der schönste Strand alltäglich wird, wenn er direkt vor der Haustür liegt und in leicht erreichbarer Nähe fünfzig weitere sind.
Hier ein paar Eindrücke vom Paradies für Strandspaziergänger, Muschelsucher und Sonnenanbeter:

Ob wohl der Erfinder Thomas Aiva Edison (1847-1931) und der Automobilhersteller Henry Ford (1863-1947) ähnliche Überlegungen angestellt haben, als sie sich ihre Winterquartiere am McGregor Boulevard bei Fort Myers einrichteten? Auf jeden Fall bei Edison dürfte beim Besuch des weitläufigen Geländes mit Wohngebäuden, Labor und botanischem Garten schnell klar werden, dass der Mann nicht etwa Dolce Vita im Sinne hatte, als er sich – auf Anraten seines Arztes – mit seiner Familie hier ansiedelte. Den Swimmingpool ließ er auf Drängen seiner Frau bauen, genutzt hat er ihn selbst nicht. Und den botanischen Garten ließ er vor allem deshalb anlegen, weil er die Pflanzen für seine Experimente nutzen wollte. Er widmete seine ganze Kraft dem Forschen und Entwickeln und hat im Laufe seines Lebens weit über 1.000 Patente angemeldet. Er erfand u.a. den Phonographen, Portland Zement, verschiedene Latexprodukte und gilt als Wegbereiter des Telefons und der Schreibmachine. Auch haben wir ihm die 35-Millimeter-Filmtechnik zu verdanken.
Im Gegensatz zu Edison verbrachte Ford nur in der kalten Jahreszeit gelegentlich Zeit auf seinem sonnigen Wohnsitz. Der Erfinder des Model T und Vater der industriellen Massenfertigung gilt in der Gesamtbetrachtung als bedeutend widersprüchlicher als sein Nachbar Edison. Einerseits führte er schon früh den Achtstundentag ein und zahlte Löhne weit über Durchschnitt, andererseits bekämpfte er in seinen Fabriken rigoros Gewerkschaften und war ein glühender Antisemit. Ob deshalb ein Ford-Portät Adolf Hitlers Büro in der NSDAP-Zentrale in München zierte?

Es ist ein großes Vergnügen, mit dem Auto an der Südwestküste Floridas entlangzufahren und sich einfach von Ort zu Ort, von Insel zu Insel treiben zu lassen. Oder vielleicht mit einer Harley?

Ein wirklich schönes Fleckchen Erde, wo Karibik und westlicher Komfort eine einzigartige Sympbiose eingegangen sind und an 361 Tagen im Jahr die Sonne scheint. Zwischen dem Endpunkt des Everglades Parkway in Naples und der Mündung des Suwannee River kurz hinter Cedar Key liegt ein etwa 300 km langer Küstenabschnitt mit grandiosen palmengesäumten Stränden, vorgelagerten (Halb-)Inseln, Haffs und Buchten, Korallenriffs, imposanten Städten und verschlafenen Siedlungen, der seinesgleichen sucht. Ein wesentlicher Unterschied zu Floridas Ostküste besteht in der weitgehenden Abwesenheit des Protzig-Lauten, das das östliche Pendant auszeichnet. Es fällt schwer, einzelne Orte hervorzuheben. Ist der unverbaute Bowman’s Beach (Sanibel) wirklich schöner als der Captiva Beach (auf der gleichnamigen Insel)? Das liegt wohl im Auge des Betrachters. Und wenn wir mal längere Zeit in dieser Region verbringen würden? Uns hat Sarasota beeindruckt: nicht zu groß, 50 km Strände, Inseln ohne Hochhäuser und Apartmentblocks, stattdessen Holzhäuser und kleine Strandhotels. Und eine eingängige Geschichte: Sarasota wurde bekannt durch John Ringling (Sohn eines deutschen Ledermachers), den Gründer des größten Zirkus der Welt, Barnum & Bailey. Er ließ hier 1926 für seine Frau Mable das dem venezianischen Dogenpalast nachempfundene Cà d’Zan errichten, das das Paar dann als Wintersitz nutzte.

Sarasota liegt etwas südlich von St. Petersburg, der Nummer eins der Kunstszene von Florida. Wir wollten dem Salvador Dalí Museum einen Besuch abstatten. Schon die Anfahrt ist beeindruckend. Man fährt über kilometerlange Brücken quasi mitten durchs Meer, von Norden (Tampa) kommend beispielsweise über die Howard Franklin Bridge, aus dem Süden über die Sunshine Skyway Bridge. Das Museum gilt mit über 90 Ölgemälden, 100 Aquarellen und Zeichnungen, 1.300 Grafiken, Fotografien, Skulpturen und weiteren Kunstobjekten als größte Sammlung des Surrealisten außerhalb Spaniens. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie Inhalt und Form zu etwas neuem Ganzen verschmelzen können. Mit der Werkschau und den gut aufbereiteten Zusatzinformationen über Dalí bekommt man einen hervorragenden Eindruck von seiner persönlicher und künstlerischen Entwicklung. Das Gebäude besteht in dem Teil, das die Kunst beherbergt, vorwiegend aus dickem Sichtbeton. Damit sind die Werke hurricansicher. Das Atrium ist aus über 1.000 unterschiedlich großen Glasdreiecken zusammengesetzt, die von innen und außen immer wieder andere Lichtreflexe erzeugen. Als wir dort waren, zog gerade ein Gewitter mit heftigen Regengüssen über das Gebäude. Ein Erlebnis der besonderen Art.

Nach diesem Kultur-Highlight – und einem weiteren Strandbesuch (Fort De Soto State Park, Tierra Verde) – mussten wir wieder den Rückweg an die Ostküste antreten, auf nach Fort Lauderdale, das amerikanische Venedig. Der Verkehr auf dieser Seite Floridas ist bedeutend dichter. Im Grunde ist ja der ganze südöstliche Küstenabschnitt eine einzige urbane Zone, die Städte gehen ineinander über. Wo hört Fort Lauderdale auf und wo fängt Miami an? Stets eine ähnliche Struktur: vorne Strand, oft eine schier endlos lange vorgelagerte Insel, im Küstenbereich mehr Kanäle und Wasserwege als Straßen, ein Boulevard parallel zum Strand, in der Mitte Wohn- und Einkaufsgebäude und hinten die „Wildnis“. Und von oben brennt die Sonne. Wir hatten von unterwegs aus – ein Hoch auf iPad und WLAN – zwei Übernachtungen im 4-Sterne-Westin „geschossen“. Man gönnt sich ja sonst nichts 🙂 . Am Morgen sind wir einfach losgefahren und haben ein paar Stunden am Clearwater Beach verbracht, zu Mittag gab’s frischen Fisch, nachmittags stand Klamottenkauf auf dem Programm, dann wieder Strand. So kann man seine Tage auch verbringen. Und überall „For sale“-Schilder. Tolle 100 qm-Apartments mit Bootsanlegestelle für 180.000 Dollar. Wäre das nicht was? Tagträumereien. Das Boot gehört hier zum Wohnen wie andernorts der Kleinwagen zum Einkaufen. Aber was heißt „Boot“? Zum großen Teil sahen wir bei unseren Spaziergängen an der „waterfront“ hochseetaugliche Schiffe und imposante Yachten. Vor dem Hintergrund unserer europäischen Erfahrungen mussten wir unsere Maßstäbe immer wieder neu justieren. Hier zeigt man gerne, was man hat. Und man hat viel, Krise hin oder her …

In Miami ist vieles ähnlich, aber deutlich schriller. Das zeigt sich insbesondere auf der berühmtesten Flaniermeile Floridas, dem Ocean Drive in Miami Beach, auf der es tagsüber noch vergleichsweise ruhig zugeht. Spätabends und nachts dann treibt das pralle Leben seine Blüten. Die Menschen haben hier ganz offensichtlich ein ausgeprägtes Bedürfnis, sich zu zeigen. Auf diesem Boulevard der Eitelkeiten sind die Mäuse nicht grau, sondern schillern in allen Farben. Gute Laune ist Pflicht.
Wir haben uns den Spaß gemacht, einen ganzen Abend direkt auf dem Sidewalk zu essen, ein paar Mojitos zu trinken, dem Treiben zuzuschauen und es tuschelnd zu kommentieren. Mit Größe und Anzahl der Mojitos nahm die „Political Correctness“ unserer Bemerkungen rapide ab 🙂 .
Ich (W.) habe damals unmittelbar folgende Eindrücke in mein Reisetagebuch notiert:

An uns schieben sich unterschiedlichste Menschen in spärlicher Kleidung vorbei, viele von ihnen auffällig tätowiert. Die Frauen mit 15-cm-Absätzen, die die ohnehin schon langen Beine ins Unendliche verlängern. Ausschnitte und Oberteile, die mehr zeigen als verhüllen. Die Männer demonstrieren im Tanktop ihre muskulösen Oberkörper, sonnengebräunt, ohne Makel. Auf der Straße wälzt sich zäh eine Lawine aus aufgemotzten Edelmarken, protzigen Boliden und originellen Gefährten in verschiedensten Farben und Ausstattungen dahin. Dazwischen immer wieder eine Harley, keine wie die andere. Alles im Schritttempo, weil es nicht darauf ankommt, Strecke zu machen. Man will gesehen werden. Ein einzigartiges, faszinierendes Schaulaufen, für europäische Augen eher skurril.

Nach einem erfrischenden Bad im Meer am nächsten Tag war dann auch wieder die volle Bereitschaft da, noch etwas zu unternehmen. Miama hat natürlich außer Strand und Ocean Drive ungemein viel zu bieten, schließlich handelt es sich um eine moderne US-amerikanische Großstadt mit ca. 2,4 Millionen Einwohnern. Über den Bevölkerungsmix – etwa 50 % kommen aus Kuba, El Salvador, Nicaragua und Kolumbien – ist das „Latino-Element“ Teil der DNA der Stadt. Spanisch ist neben Englisch die zweite Verkehrssprache. Miami ist nicht nur ein Mode- und Unterhaltungsmekka, sondern auch ein wichtiges Finanz-, Handels- und Verkehrszentrum (Flughafen, Hafen).
Es fällt schwer zu glauben, dass diese pulsierende Metropole erst vor kaum 100 Jahren gegründet wurde. Vorher gab es hier nur Sümpfe und Mangrovenwälder. Das heißt logischerweise einerseits, dass Miami keine wirklich alten Gebäude hat. Und es bedeutet andererseits, dass es viele Bauten aus der Hochzeit des Jugendstils, im Englischen „Art Deco“, gibt. Wir haben eine Schwäche für diese Epoche. Damit war eine Führung zu diesem Thema sozusagen Pflicht. Miami hat weltweit die meisten Art-Deco-Gebäude der Welt. Besonders viele gut erhaltene und gepflegte Exemplare aus den 20er- und 30er-Jahren des letzten Jahrunderts finden sich im Art Deco Historic District, Miami Beach. Diese Gegend geriet u.a. in die Schlagzeilen, als Gianni Versace 1997 von einem Serienmörder mit zwei Kopfschüssen auf den Stufen seiner Villa an der Ocean Drive niedergestreckt wurde.

Versace-Villa am Ocean Drive, Miami

Treff- und Abholpunkt für Führungen ist das Art-Deco-Welcome-Center. Nach einigen Jahren GB-Aufenthalt empfanden wir es als sehr angenehm, an einer Führung einer in Miami lebenden Britin teilnehmen zu können. Endlich mal wieder „gepflegtes Englisch“ 🙂 .

Einige besonders schöne Art-Deco-Gebäude sind Hotels. Das hat den großen Vorteil, dass man sie ohne Probleme auch von innen bewundern kann, indem man sich in der Lobby einfindet.

Unsere ersten Fernseherfahrungen gehen auf die 1960er-Jahre zurück. In dieser Zeit gab es eine Serie namens „Flipper“, in Deutschland zwischen 1966 und 1972 ausgestrahlt, in der der Ranger Porter Ricks die ‚Coral Key Parks‘ bewacht und dabei von seinen Söhnen Bud und Sandy sowie Flipper, einem klugen Delfin, tatkräftig unterstützt wird. Gemeinsam bestehen sie viele Abenteuer. 1995-2000 wurde ein Remake „Flippers neue Abenteuer“ in vier Staffeln ausgestrahlt.
Dieser Flipper (und seine Nachfolger) wurden im Seaquarium von Miami trainiert, auch viele Filmsequenzen hier gedreht. Das Seaquarium gehört zu den ältesten Ozeanarien der USA und bietet neben Delfin- und Orca-Shows auf einem weitläufigen Gelände einen Zoo mit Meeressäugern, Fischen und Reptilien. Wir haben unsere grundsätzlichen Bedenken gegen das Abrichten wilder Tiere beiseitegestellt und dort einen ereignisreichen Nachmittag verbracht. Insbesondere die Orca-und Delfin-Show hat uns beeindruckt.

Uns hat unsere Florida-Reise ausgesprochen gut gefallen.
Gerne würden wir uns bei nächster Gelegenheit den sogenannten „Panhandle“, die pfannenstielförmige Region im Nordwesten von Florida, näher anschauen. Sie steht für das „andere Florida“, wo es weniger aufgeregt, insgesamt etwas beschaulicher zugeht und die Strände wunderschön und einsam sein sollen. Ob’s dort auch so tolle „Cuba“-Autos gibt?

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