Sevilla – Rundgang durchs historische Zentrum

Um es gleich vorwegzunehmen, die beiden bekanntesten Gebäude Sevillas, den Alcázar und die Kathedrale, haben wir uns nicht von innen angeschaut. Es waren dort schier endlose Menschenschlangen, an unseren beiden Besuchstagen konnte man auf normalem Wege nicht an Eintrittskarten kommen. Vorausbuchung, am besten online, ist also anzuraten! Die Tickets werden zum Teil wie Karten für Fußballspiele oder Musikkonzerte regelrecht versteigert. Die Agenturen haben immer ein bestimmtes Kartenkontingent zur Verfügung, und wenn dieses nicht ausgeschöpft ist, versuchen ihre Verkäufer, die restlichen Karten direkt vor Ort zu loszuschlagen. Natürlich nur als überteuerte geführte Touren.

Insbesondere die Kathedrale (die unter anderem die Gebeine von Christoph Kolumbus enthalten soll) ist bereits von außen sehr imposant. Nachdem die Christen Sevilla 1248 erobert hatten, nutzten sie die Moschee zunächst als Kirche. Nachdem diese allmählich verfallen war, bauten sie diese kolossale Kathedrale. Als Glockenturm nutzten sie das Minarett der Moschee. Dieser Glockenturm ist inzwischen ein zentrales Wahrzeichen von Sevilla: die Giralda. Der Ziegelturm ist 104 m hoch und kann bestiegen werden. So ist das nicht nur in der Religionsgeschichte: Die jeweiligen Sieger drücken der Welt ihren Stempel auf. Ein ähnliches Prinzip gilt für den Alcázar. Er wurde einst im neunten Jahrhundert von den Mauren errichtet und nach der Rückeroberung der Stadt von den Christen ab Mitte des 13. Jahrhunderts übernommen und mehrfach umgebaut. So lief es mit der Alhambra in Granada, der Mezquita in Córdoba usw.

Wir haben uns bei unserer Stadterkundung von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit, Viertel zu Viertel, Gasse zu Gasse, Platz zu Platz treiben lassen. Natürlich waren auch einige Läden und Boutiquen dabei und echte Bodegas, wo wir diverse Tapas gekostet haben und nie enttäuscht wurden. Diese kleinen Häppchen sind eine tolle spanische „Institution“ und haben stets Lokalkolorit. Auf diesem Weg kann man für relativ wenig Geld ein leckeres Mittagessen zu sich nehmen, auch mit den Tagesmenüs haben wir gute Erfahrungen gemacht.

In Sevillas Altstadt kann man sich im doppelten Sinn verlieren. Zum einen mit Blick auf die Orientierung, zum anderen hinsichtlich des überbordenden Angebots an engen und engsten Gassen, an faszinierender Architektur, die mehrere Jahrhunderte und verschiedene Kulturen spiegelt. Mal schaut man staunend in einen Innenhof, der an Tausendundeinenacht erinnert (die marokkanischen Riads lassen grüßen!), dann wieder steht man vor einer kleiner Bodega mit allerlei exotischen Speisen. Man kann schier nicht glauben, dass sich mancherorts Autos durchzwängen können. Bis dann doch ein Handwerker seinen Transporter mit meist vorsorglich eingeklappten Seitenspiegeln um die Ecke lenkt und dabei links und rechts die Reifen am Bordstein oder direkt an der Wand zum Quietschen bringt. Man kommt aus dem Staunen und Bewundern kaum raus. Wie schön.

Sevilla ist auch wirtschaftlich durchaus eine Größe. Das ist uns bereits bei der Fahrt vom Campingplatz ins Zentrum aufgefallen. Die Stadt liegt weit von der Küste entfernt, hat aber durch den Guadalquivir einen direkten Zugang zum Meer. Der Hafen sieht aus der Ferne wie ein Seehafen aus. Sevilla war 1992 Expo-Stadt, in diesem Zusammenhang wurden nicht nur sechs neue Brücken erstellt. Auch die Autobahn nach Madrid wurde gebaut, Flughafen und Bahnhof erweitert. Von diesen Infrastrukturmaßnahmen profitiert Sevilla heute noch. Als Fußgänger muss man auf der Hut sein, denn leicht gerät man auf die Radspur und ist damit unmittelbar auf Kollisionskurs mit den Radlern oder den Elektroscootern. Bei den Pferdekutschen (bestimmt mehr als in Wien!) hört man ja wenigstens das Hufgetrappel und kann rechtzeitig Platz machen.

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