Porto – die Traurig-Schöne an der Mündung des Douro

Porto (ca. 240.000 Einwohner) ist nach Lissabon die größte Stadt des Landes und ist ein echter Anziehungspunkt. Beim Rundgang durch die Stadt kann man nicht übersehen, dass Portugal mal zu den ärmsten Ländern Europas gehörte. Selbst im von Touristen am stärksten frequentierten Altstadtviertel Ribeira sind die Zeichen des Verfalls unübersehbar. Die alte Bausubstanz zerfällt, das Geld reicht nur fürs Nötigste, und das Nötigste ist in aller Regel nicht das Schönste. Manche Häuser stützen sich gegenseitig, um nicht einzufallen. Aber wenn die Sonne scheint ….

Mindestens ebenso deutlich ist, dass sich in der Stadt einiges getan hat. Am sinnfälligsten ist das bei der Metro: modern, chic, sauber. Die haben wir auch benutzt, um von unserem Campingplatz nach Porto zu kommen. Die Station liegt nur wenige Kilometer entfernt, an einem riesigen Outlet-Shoppingcenter, ideal zum Abstellen unseres Autos.

Dann also rein ins Getümmel, nach bewährter Methode mit einem Stadtplan vom Tourismusbüro und Unterstützung durch Google-Maps. Was uns unmittelbar auffällt: Porto ist hügelig! Wohl auch deshalb treten Radfahrer kaum in Erscheinung. Zweite Erkenntnis: Die Portuenser fahren Auto! Glücklicherweise gibt es jedoch auch viele Plätze, Straßen und enge Gassen, wo man sich ausschließlich per pedes bewegt.

Die Einwohner Portos werden von ihren Landsleuten Tripeiros (= Kuttelesser) genannt, was auf eine hiesige kulinarische Vorliebe zurückgeht. Diese soll daher rühren, dass in Porto in früheren Zeit für den Proviant der Seefahrer gesorgt wurde, die von hier aus in Richtung Überseegebiete in See stachen. Dabei wurde Fleisch in großer Menge eingepöckelt, die Innereien der Tiere durften die Stadtbewohner verzehren. Nicht gerade schmeichelhaft.

Unser Weg führt uns über die zentrale Achse Avenida dos Aliados an diversen historischen Gebäuden vorbei (Rathaus, Theater, Kathedrale und unzählige Kirchen, Bank- und Geschäftshäuser im Zuckerbäckerstil), einige beeindrucken uns in besonderer Weise. Da sind beispielsweise der Bahnhof S. Bento zu nennen, ein Schmuckstück mit vielen Azulejogemälden (Azulejos sind die für Portugal typischen blau bemalten Kacheln) zu Themen wie Eroberungen, Weinanbau und – in einem Bahnof naheliegend – Transportwesen; die Börse und eine zum Eventstandort umgebaute Markthalle; das Café Majestic (wo man i.d.R. für ein Plätzchen anstehen muss); die Livraria Lello, eine seit 1906 bestehende Buchhandlung, die der britische „Telegraph“ 2017 zur Nummer 1 der schönsten Buchhandlungen der Welt kürte und deren Einlass über Tickets geregelt werden muss (trotzdem sehenswert!).

Geradezu atemberaubend ist der Blick von der Altstadt auf die Luis-I-Brücke (1886). Von der Bauweise her ist die Nähe zum Eiffelturm nicht von der Hand zu weisen; der Erbauer war tatsächlich ein Schüler von Gustave Eiffel. Die Brücke ist zweistöckig angelegt: Oben verkehren nur die Metro und Fußgänger, unten fahren auch Autos. Zur Gesamtkonstruktion gehören auch Fahrstühle und eine Drahtseilbahn. Das Viertel am gegenüberliegenden Ufer gehört zu Vila de Gaia, der mit Porto konkurrierenden Stadt am anderen Douroufer. Dort wird in Lagerhäusern und Kellern der Portwein gemischt, gelagert und verkostet, der Porto weltberühmt gemacht hat. Im Fluss sehr malerisch liegen alte Segelkähne, mit denen man früher den Douro hinauf zu den bis zu 100 Kilometer entfernten Weinanbaugebieten segelte. Heute erledigen das Tanklastzüge auf der Straße. Wenn der Nachmittag bei Sonne allmählich in den Abend übergeht, ist die Atmosphäre an den Douro-Ufern in der Nähe der Brücke einzigartig. Natürlich herrscht überall emsiges Treiben, dennoch kann man ruhigere Plätzchen finden und einfach das ganze Ensemble auf sich wirken lassen. Dabei dann vielleicht noch ein Gläschen Wein …

Noch ein Hinweis zur Geschichte des Portweins: Die Briten, die im 17. Jahrhundert keinen französischen Wein importieren durften, entdeckten aus der Not heraus den portugiesischen Wein für sich. Er verdarb jedoch häufig auf der langen Schiffsreise nach Britannien. Um ihn haltbarer zu machen, setzte man ihm Branntwein zu. Damit war der im Vergleich zum Wein hochprozentigere Portwein geboren. Und das ist auch der Grund für die vielen englischen Namen der Portverarbeiter und -händler.

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