Hanoi im Überblick

Zweiräder dominieren in Hanoi eindeutig das Straßenbild.

Vietnams Hauptstadt hat einschließlich Eingemeindungen etwa 8 Millionen Einwohner. Das ist schon ein Wort. Dennoch: Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Hanoi sind gut zu Fuß zu erreichen – auch wenn der Fußweg manchmal beschwerlich ist, weil die „Gehwege“ (nicht vergleichbar mit deutschen Bürgersteigen!) in aller Regel in schlechtem Zustand und zugestellt sind mit parkenden Autos und Motorrädern, Garküchen, Mobiliar von Bars und Restaurants usw. Darüber hinaus steht der Fußgänger in der Verkehrshackordnung dieses Landes auf der untersten Stufe. Seine vornehmlichste Aufgabe scheint es zu sein, darauf zu achten, dass er nicht an- oder überfahren, über Herumliegendes stolpert oder in Löcher oder Gruben stürzt. Beim Sightseeing sollte man deshalb immer mit einem Auge sein Umfeld hinsichtlich möglicher Gefahren scannen.
Wenn das Gehen dann doch zu beschwerlich wird, ist Abhilfe nicht weit. Ohne nennenswerte Wartezeiten bekommt man ruckzuck – am besten per Grab-App – einen Platz im Tuk-Tuk, Taxi oder als Sozius auf einem Motorrad. Letzteres ist wohl eher Wagemutigen zu empfehlen. Stets heißt das Gebot „Handy fest im Griff“, sonst kann es einem von einem vorbeirasenden Zweiradfahrer schon einmal aus der Hand gerissen werden (was uns nicht passiert ist).
Es macht den Charme der Millionenstadt am Roten Fluss aus, dass sie in all dem Gewusel und gefühlten Chaos unterschiedlichste Ruheoasen bietet. Es mag ein See wie der zentral gelegene Hoan-Kiem sein (Hanoi hat 20 größere Wasserflächen) oder ein kleiner Park, vielleicht aber auch, im Kleinen, ein ruhiger Platz in einem Hinterhof-Café oder auf der abgewandten Terrasse eines Restaurants. Selbst ein klimatisiertes Zimmer in einem Hotel kann manchmal ein Paradies auf Erden sein 😊.

Die drei bei einem mehrtägigen Aufenthalt relevanten Regionen von Hanoi sind:

1. Die wuselige Altstadt, die sich westlich und nördlich des Hoan-Kiem-Sees erstreckt

Old City Gate Hanoi

Hier pulst das pralle Leben! Die motorisierten Zweiräder hupen unablässig, die Menschen schieben sich im Gedränge aneinander vorbei, sie essen, trinken und feiern, handeln, kaufen und verkaufen, gehen ihrem Handwerk nach, ruhen sich aus … Unzählige kleine Hotels, Restaurants und Garküchen, Cafés, Kneipen, Geschäfte und Stände auf kleinstem Raum. Viele Straßennamen der Altstadt weisen noch auf die einzelnen Gewerke hin, die sich hier vor Jahrhunderten ansiedelten. Sie beginnen mit „Hang“, was in etwa „Geschäft“ oder „Ware“ bedeutet. Also zum Beispiel: Hang Bo = Straße der Bambuskörbe, Hang Ma = Straße der Papierwaren etc. Selbst heute noch ist diese Zünfte-Aufteilung deutlich erkennbar, wie beispielsweise hier in der Hang Thiec (Straße der Blechwaren):

Wem das überbordende Angebot an Waren in diesem Straßengeflecht nicht reichen sollte, findet sicherlich im nördlich gelegenen zweistöckigen Dong-Xuan-Markt, was sein Herz begehrt: Textilien, Taschen, Schuhe, Souvenirs, Essen an Ständen …Besonders interessant ist der Baustil der Handwerkerläden: Sie sind als „Röhrenhäuser“ konzipiert. Nicht selten sind sie nur drei Meter breit und bis zu 50 Meter tief; vorne der Laden, dahinter die Werkstatt, an die sich die Wohneinheiten anschließen. Auf dieses Bauprinzip trifft man man häufig in Vietnam (beispielsweise in Hoi An).

2. Das Französische Viertel südlich des Sees

Großzügige Villen und Boulevards, eine Mischung aus asiatischen und europäischen Baustilen, mehrere Seen und Parkanlagen bestimmen hier das Bild. Einen guten Eindruck bekommt man bei einem Spaziergang entlang der Flaniermeile Trang Tien (vormals Rue Paul Bert), die in östlicher Richtung an der Oper von Hanoi, dem größten Theaterbau Vietnams, endet. Sie wurde vorübergehend auch als Parlamentsgebäude genutzt.
Zeitweilig fühlt man sich ins Indochina des frühen 20. Jahrhunderts versetzt.

Das könnte auch Paris sein …

3. Die Zitadelle und der Westsee, mit verschiedenen repräsentativen Gebäuden wie dem Präsidentenpalast und dem Ho-Chi-MinhMausoleum

Alle Hanoi-Besucher wollen ins 1990 eingeweihte (und mit sowjetischer Unterstützung gebaute) Mausoleum, um den Urvater des vereinten Vietnam zu sehen: Ho Chi Minh. Er selbst erlebte die Wiedervereinigung nicht, weil er bereits 1969 verstarb. „Onkel Ho“ hatte dereinst testamentarisch festgelegt, dass man seine Asche auf drei nicht markierten Hügeln in Nord-, Zentral- und Südvietnam vergraben solle. Aber daraus wurde nichts. Seine sterblichen Reste balsamierte man nach russisch-chinesischem Vorbild ein. Einmal im Jahr reist Ho Chi Minhs Hülle nach Moskau, um von den dortigen Spezialisten generalüberholt zu werden. In der Zeit von Anfang September bis Anfang Dezember ist das Mausoleum deshalb geschlossen. Für uns Oktoberreisende sehr bedauerlich!
PS: Im Innern des Mausoleums herrscht strenges Fotografierverbot.

Hanois Pilgerstätte: Das Mausoleum des Gründervaters Ho Chi Minh

Auch in „Vorzeigevierteln“ läuft man gelegentlich Gefahr, sich auf dem Bürgersteig in herunterhängenden Stromkabeln zu verheddern …

Frisch gekocht und gegessen wird in Hanoi – wie in ganz Vietnam – überall: am Straßenrand, im Restaurant, im Markt. Wer sich traut und gerne etwas Ungewohntes ausprobiert, kann schon für den Gegenwert von zwei Euro mehr als nur satt werden. Grundnahrungsmittel ist Reis, mal als Korn, mal in Pastaform. Wir haben mit Streetfood sehr gute Erfahrungen gemacht. Oft ist in den Garküchen das Essen nicht nur günstiger, sondern auch frischer und schmackhafter. Die meisten von ihnen sind auf bestimmte Gerichte spezialisiert.

Unbedingt probieren: Die Nudelsuppe mit Huhn (pho ga), in würziger Rinderbrühe gekocht und mit Koriander, Ingwer und Frühlingszwiebeln verfeinert. Sie stammt ursprünglich aus Hanoi. Man bekommt sie aber überall in Vietnam, in unterschiedlichen Varianten, auch mit Rind- oder Schweinefleisch oder Tofu. Die Vietnamesen essen sie gern zum Frühstück. Am besten mit einem Teller frischer Kräuter!

Mit Brot haben es die Vietnamesen nicht so. Zwar gibt es Baguette und Toastbrot, aber für den europäischen Gaumen sind diese Backwaren eher enttäuschend, wohl weil sie in der Regel mit Reismehl gebacken werden. Ganz gut fanden wir allerdings die belegten Baguettes (banh mi).
Wir sind sehr gut damit gefahren, uns dort zum Essen einzufinden, wo schon viele Vietnamesen waren. Auch wenn man dann manchmal aufgrund von Verständigungsschwierigkeiten etwas auf den Teller bekommt, was man nicht richtig identifizieren kann😊. Einfach mal probieren!
WICHTIG: Man sollte grundsätzlich auf Leitungswasser verzichten, auch zum Zähneputzen.

Ein kleines Abenteuer ist schon allein das Herumschlendern und das Beobachten des Alltags in Hanoi. Er findet vor allem draußen, vor aller Augen, statt. Hier ein paar Eindrücke:

Wir halten drei Aufenthaltstage für optimal, um die wesentlichen touristischen Attraktionen von Hanoi zu besuchen. Im Vergleich mit der ewigen Rivalin im Süden, Ho-Chin-Minh-City (Saigon), dürfte Hanoi mit Blick auf Ursprünglichkeit sicherlich die Nase vorn haben.

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