Hanstholm – geschichtsträchtiger Fischereihafen

Hanstholm zählt zwar nur etwa 2.200 Einwohner, ist aber Dänemarks größter Fischereihafen (Überseehafen). Das Ortszentrum liegt auf einer Dünenkette. Von dort schaut man auf die modernen Hafenanlagen, deren Kaimauern eine Gesamtlänge von 4,6 km erreichen. Täglich werden hier bis zu 2.400 t Fisch gehandelt, zumeist Heringe und Makrelen.

Wir sind in erster Linie hier, weil wir das Bunkermuseum des Ortes besuchen wollen. Denn uns ist schon aufgefallen, dass die Zeit der Besetzung Dänemarks durch Deutschland im Zweiten Weltkrieg (1940-45) an vielen Orten insbesondere durch Bunker sehr präsent ist. Viele touristische Anziehungspunkte sind mit diesen massiven Betonklötzen verunziert.

Nazideutschland begann gleich zu Beginn des Eroberungs- und Vernichtungskrieges mit dem systematischen Ausbau von Befestigungsanlagen an der gesamten kontinentaleuropäischen Westküste, von Spanien bis nach Norwegen. Das sind ca. 9.000 km Küstenlinie. Dänemark und Norwegen spielten dabei eine besondere Rolle, weil Deutschland über diese beiden Länder den Skagerrak und damit den Zugang zur Ostsee kontrollieren konnte. Hanstholm war während der Besetzung die größte Bunker- und Verteidigungsanlage Nordeuropas.

Das Bunkermuseum Hanstholm ist als Dokumentationszentrum in ein Freilichtmuseum eingebettet, dessen Ausmaße einem schier den Atem rauben. Auf einer Gesamtfläche von 9 qkm wurden auf der „Festung Hanstholm“ 459 (!) Betonbunker gebaut, die meisten sind mehr oder minder verdeckt. Das Freilichtmuseum umfasst den westlichen Teil der deutschen 38-cm-Geschützbatterieanlage, deren Kanonenrohre allein 110 t wogen. Diese Geschütze hatten eine Reichweite von 55 km und deckten damit den halben Weg bis nach Norwegen ab (wo in Kristiansand eine baugleiche Stellung errichtet wurde).

Das Dokumentationszentrum gibt einen Einblick in das Alltagsleben der Soldaten und beleuchtet das Miteinander von deutschem Militär und der Zivilbevölkerung vor Ort und verwendet dabei eine Vielzahl an Originaldokumenten und -utensilien, von Waffen bis zu Briefen, Zeitungsartikeln, Auszügen aus Dienstplänen und Fotos. Es entsteht dabei ein Bild des einigermaßen friedlichen Miteinanders zwischen Zivilbevölkerung und Besatzungsmacht. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Versorgungslage hier (wie auch sonst in Dänemark) 1940-45 vergleichsweise gut war, weshalb man in Deutschland damals von der dänischen „Sahnefront“ sprach. Und es gab keine kriegerischen Handlungen. Zeitweilig waren im Großraum Hanstholm bis zu 1.500 Soldaten stationiert, in der Verteidigungsanlage selbst etwa 900. Die Begehung der verschiedenen Originalräumlichkeiten einer Geschützbatterie hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck vom Alltag der hier stationierten Soldaten, denen der Einsatz mit modernster Ausstattung erleichtert werden sollte. Diese „Alltagsnormalität“ inmitten der zerstörerischen Kriegsmaschinerie hinterließ bei uns einen schaurig-bizarren Eindruck. Wie kann man in dem einen Moment ein Fußballspiel organisieren und gleich im nächsten möglicherweise ein Schiff mit 2000 Menschen an Bord versenken?

Die Munitionsbahn wurde zum Transportfahrzeug umfunktioniert

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