Kunsthandwerk in Sidemen

Indonesisches Kunsthandwerk hat einen internationalen Ruf. Der Begriff, der einem zuerst einfällt, ist sicherlich „Batik“. Das Wort stammt aus dem Javanischen und ist zusammengesetzt aus „amba“ (schreiben) und „titik“ (Punkt). Die Entwicklungsgeschichte von Batik ist bis ins 12. Jahrhundert belegt. Die Batikfarben und -formen sind sehr vielfältig.

Es wäre vermessen zu meinen, man könnte das Thema „indonesisches Kunsthandwerk“ im Rahmen eines Blog-Posts zufriedenstellend abhandeln. Deswegen greifen wir hier beispielhaft ein paar Facetten auf, die wir in Sidemen – dem eigenen Interesse folgend – näher betrachtet beziehungsweise erlebt haben.

1. Die sogenannten Lontar-Schriften (Palmblätterschriften) stehen in einer jahrhundertealten hindu-buddhistischen Traditionslinie. Sie zählen zu den wichtigsten Geschichts- und Kulturtexten der balinesischen Kultur und decken unterschiedliche Themenfelder ab, die von religiösen Erzählungen über Gesundheitsregeln bis zu Illustrationen reichen. Für die Balinesen ist Lontar die Manifestation von göttlicher Erkenntnis. Deshalb feiern sie halbjährlich Lontar-Zeremonien (Kliwon Wuku Watugunung).

Wir trafen eine junge Frau, die uns anhand von praktischen Beispielen demonstrierte, wie diese Technik funktioniert. Für Lontar werden die Blätter der Asiatischen Palmyrapalme verwendet, die u.a. in Ostbali heimisch ist. Die Blätter müssen bestimmte Maße haben und werden in einem aufwendigen Verfahren halt- und beschreibbar gemacht. Die Schriftzeichen, Symbole und Darstellungen werden mit mit einer Art stumpfem Messer eingeritzt. Es darf nur die Oberfläche des Palmblattes durchdringen. Diese „Gravuren“ werden dann mit Kerzennussasche (auch „Lichtnuss“) gefüllt; die überschüssige Flüssigkeit wird abgewischt.

2. Wer durch Bali reist, kommt unweigerlich – insbesondere in den touristisch geprägten Orten – an Silberschmuckläden und -werkstätten vorbei. Beliebt bei Touristen sind Workshops, bei denen man unter fachkundiger Leitung sein persönliches Schmuckstück herstellen kann. In unmittelbarer Nachbarschaft unserer Unterkunft in Sidemen entdeckten wir beim Nachhausegehen ein Schild „Mei Silver Class“ schauten dort vorbei und Eva entschied sich, am nächsten Tag an einem Workshop mit Mei teilzunehmen.

Im ersten Schritt wird dabei eine bestimmte Menge Silber zusammen mit etwas Kupfer (zur Härtung) zu einem Werkstück verschmolzen.

Sodann wird der Rohling in mehreren Teilschritten mit einer Walze in einen Strang geformt.

Danach wird der Strang in die gewünschte Schmuckstückform gebracht, gehämmert, geschliffen, geätzt und zum Schluss poliert.

Et voilà, das Schmuckstück ist bis aufs Polieren fertig!

3. Sidemen gilt als Zentrum für die sogenannte Songket-Weberei. Dabei werden dem Stoff zusätzliche Gold- oder Silberfäden eingefügt. Songket-Stoffe waren früher der oberen Kaste vorbehalten. Die Webereien, die wir besucht haben, bieten jedoch, dem Kundenwunsch entsprechend, auch andere Stoffe an. Denn Songket-Stoffe haben einen großen Nachteil: Man kann sie nicht einfach in die Waschmaschine stecken 😉.

Eine Mehrheit der angebotenen Schals, Wickelröcke und Schultertücher wird in der Ikat-Technik erstellt. Das Wort bedeutet „verbinden, verknoten“.

Meistens befinden sich die Webstühle in separaten Räumlichkeiten, manchmal aber auch direkt im Verkaufsraum. Übrigens sind in vielen Privathäusern Sidemens gleichfalls Webstühle anzutreffen, die durchaus noch in Benutzung sind.

Abschließend noch eine kurze Demonstration dieser aufwendigen Handwerksarbeit, die hohe Konzentrationsanforderunden stellt:

PS: Natürlich haben wir bei dieser Vielzahl an schönen Stoffen auch das eine oder andere Mitbringsel erstanden 😉.

Sidemen – Reisfeld-Trekking, Wasserfall und Gelbe Brücke

Das Auffälligste an Sidemen ist wahrscheinlich die wunderschöne Natur und das satte Grün um den Ort herum. Man blickt auf eine bewachsene Hügellandschaft, in der terrassierte Reisfelder, Obst- und Gemüseplantagen sowie vereinzelt Bananenstäucher und Kokospalmen das Bild bestimmen. Und im Hintergrund thront der Mount Agung, Balis größter Vulkan.

Da drängt es einen quasi hinaus. Ein bisschen hatten wir hin- und herüberlegt. Hm, Reisfelder haben wir doch schon einige gesehen und durchstreift. Ob‘s da schon eine Art Gewöhnungseffekt gibt? Knapp einen Kilometer von unserem Homestay die Straße hinunter ist ein Rundweg durch die Reisfelder markiert. Also hin, ein paar Reisfelder mehr werden wohl nicht schaden …

Und dann das hier – ein Fest für die Sinne! Klick, klick, klick … Ist schon klar, zu viele Bilder (?)

Kurz vor der Ernte

Der Rundweg verläuft über drei Kilometer an einem der Hauptbewässerungskanäle entlang, und wir haben jeden Schritt genossen. Zumal es auf halbem Wege einen kleinen Warung mit leckerem Essen und frischgepressten Fruchtsäften gibt. Einen Haken hat die Sache allerdings: Eva will UNBEDINGT mal in einem dieser Herbergen nächtigen …

Bei unserem nächsten Ziel, dem Gembleng Wasserfall, verspürten wir ebenfalls eine gewisse Reserve. Er geistert durch die sozialen Medien mit hübschen jungen Menschen, die sich in einem der natürlichen Becken des Wasserfalls aalen und deren Blick sich dabei in der grünen Unendlichkeit des Dschungels verliert. Ob wir Alten uns da überhaupt hinwagen sollten?

Ja! Die Anfahrt ist recht kurvig und insgesamt ein wenig abenteuerlich. Vom Parkplatz aus sind‘s nur ein paar Stufen zu dieser Naturschönheit – da sind wir aus Munduk anderes gewohnt. Zu unserer Verwunderung ist am Wasserfall nur sehr wenig los, so dass auch wir spontan in ein freies Becken steigen. Ein paar junge Leute schießen bereitwillig ein paar Fotos. Tja, und nun haben wir eine Serie „Hot old babes in a waterfall pool“ 😉.

Und wenn diese Fotos noch nicht für mehr Puls gesorgt haben sollten, gelingt das vielleicht mittels der Gelben Brücke (Tukad Yeh Unda), die den Abschluss unseres Streifzuges durch die Umgebung von Sidemen bildete. Sie war ebenfalls von unserer Unterkunft aus gut zu Fuß erreichbar. Für die Menschen hier ist die Brücke ein wichtiger Übergang, und da finden wir schon, dass man durchaus die eine oder andere Leiste nachlegen sollte. Schließlich brettern öfter mal schwerst beladene Motorroller über diese die Jahre gekommene Konstruktion 😱.

Und so sieht es aus, wenn man forschen Schrittes über die Gelbe Brücke läuft:

Auf der einen Seite wird derzeit neben der Silberschmuckwerkstatt ein Restaurant gebaut – mit garantiert schönem Ausblick!

Da könnte man sich nach der Fertigstellung zum Sonnenuntergang durchaus mal zu einem Bintang einfinden!

Sidemen – Ankunft und Eintauchen in die Kultur

Man sagt, das etwa 12 Kilometer nördlich von Semarapura im Osten von Bali gelegene Sidemen sei vergleichbar mit Ubud vor 15 bis 20 Jahren. Der knapp 8.000 Einwohner zählende Ort liegt in einem ganzjährig grünen Tal zwischen zwei Flüssen. Hier kann man wunderbar die Seele baumeln lassen. Und wer gern aktiv ist, findet hier auch ein paar spannende Angebote.

Wir haben – wieder einmal – mit unserer Unterkunft einen Glücksgriff gemacht. In Made Putu Homestay geht es familiär-entspannt zu. Made und Putu sind ein älteres Ehepaar, das sich hingebungsvoll um seine Gäste kümmert. Sie geben Tipps zur Gestaltung des Aufenthalts und helfen beim Organisieren. Zum Übernachtungsangebot gehört das Frühstück dazu, und wer einmal Putus Kochkünste erlebt hat, kommt auch gerne zum Mittag- und Abendessen. Sie kocht in ihrer Outdoor-Küche original balinesisch und immer frisch. Nach der Bestellung verschwindet sie erst einmal im Garten und holt Kräuter und Blätter. Und dann wartet man in aller Ruhe ab, bis sie ihre Kreationen auf den Tisch stellt – jedes Mal ein Genuss!

Im Homestay gibt es nur zwei Wohnungen für zwei Personen. Die beiden anderen Häuser auf dem Gelände werden von der Familie bewohnt.

Mades und Putus Haustempel

Schon bei unserer Ankunft merken wir, dass ein religiöses Fest ansteht. In kurzen Abständen sausen die Motorroller vorbei, am Steuer und auf dem Sozius festlich gekleidete Menschen, die geflochtene Körbe mit Opfergaben transportieren. Nachdem wir unsere Wohnung bezogen und kurz geruht haben, bieten Made und Putu an, uns mit der entsprechenden Kleidung auszustatten, damit wir an den Feierlichkeiten teilnehmen können. Erfüllt man diese Voraussetzung, ist man herzlich willkommen. Gerne willigen wir ein, und im Handumdrehen verwandeln wir uns in Balinesen 😉.

Vom Homestay bis zum Tempel sind es nur ein paar hundert Meter die Straße hinunter. Wir gehen zu Fuß. Und wir haben einen kleinen Star-Auftritt. Vorbeifahrende hupen anerkennend, manchmal rufen die Menschen etwas vom Roller aus, wir werden freundlich-nickend und lächelnd begleitet und erhalten Komplimente für unser Outfit.

Später im Tempel werden wir mehrfach angesprochen und unterhalten uns angeregt. Das ganze Szenario wirkt fröhlich und wenig formell, hie und da stehen die Menschen in Grüppchen zusammen und sprechen miteinander, es ist gleichzeitig feierlich und zwanglos. Und überall rennen Kinder herum und vergnügen sich, vollkommen ungestört von den Erwachsenen. Wir sind jetzt gut sechs Wochen in Indonesien unterwegs und haben kein einziges Mal erlebt, dass Eltern ihre Kinder scharf zurechtweisen oder dass Kinder schreien. Wie machen sie das nur …

Die schöne Dekoration und die Gabenkörbchen für den Tempel und das Zuhause werden in aller Regel von den Frauen hergestellt.

Made ist übrigens ein Vollblutmusiker, der dem Tempel-Gamelan-Ensemble angehört. Er beherrscht souverän verschiedene typisch balinesische Instrumente und gibt gerne mal etwas zum Besten. Es macht ihm sichtlich Freude, wenn auch Besucher sich an an seinen Konzerteinlagen beteiligen. Da die musikalischen Talente der Familie Weermann ausschließlich bei den angeheirateten Familienmitgliedern angesiedelt sind (mit einer Ausnahme im fernen Berlin), kam keine Diskussion darüber auf, wer denn zu den Schlägeln greift 😉.

Made meint, die Klänge des Bambusxylophons seien „for the people“ …
… während die des Gangsa „for the Gods“ seien.

Unsere Gastgeber kennen außerdem jedes Pflänzchen in ihrem bunten Garten und sind sehr daran interessiert, ob diese denn auch in unserer Heimat gedeihen. Und bei bei vielen ist es leider so, dass sie dort lediglich im beheizten Wohnzimmer und mit viel Sonderbehandlung eine Chance hätten 😞.

Aber trotzdem nehmen wir natürlich diverse Samen mit, versuchen kann man‘s ja mal. Und wir hoffen, dass sie bei der Wiedereinreise nach Deutschland keine Fragezeichen in den Gesichtern der Zollbeamten erzeugen.

PS: Wir hatten bereits an anderer Stelle über das balinesische Tempelfest bei Vollmond berichtet, deshalb verzichten wir an dieser Stelle auf eine nähere Beschreibung.

Schnorchelausflug zu kleinen Robinson-Inseln vor Labuan Bajo

Das Für unseren letzten Flores-Tag haben wir ein Boot gemietet und eine Inseltour vereinbart.

Unmittelbar um Labuan Bajo liegen etliche Inseln, zum Teil sehr klein, mit Sandstrand und Korallen. Die attraktivste im Abstand von bis acht Kilometern ist sicherlich Pulau Seraya Kecil, wo sich unter anderem ein Fischerdorf und ein schickes Urlaubsresort (The Seraya) befinden. Direkt am Steg des Resorts kann man in Korallenkolonien schnorcheln, die in Form, Farbe und Größe geradezu atemberaubend sind.

Pulau Anita hat einen tollen Strand und eine Hütte, die wahrscheinlich zum The Seraya gehörte.

Echtes Robinson-Feeling kam auf diesem Insel-Klecks auf. Hier waren wir ganz allein, abgesehen von ein paar Hühnern, die am Felsen herumgackerten.

Dann war‘s Zeit für die Rückfahrt zum Hafen – und für unser Flores-Abschiedsessen. Danke, erlebnisreich und schön war‘s.

Gustav, unser Schiffsjunge, kurz vor dem Anlegen im Hafen von Labuan Bajo.

PS: Wir haben bei unserer Bootstour auch eine gute Tat vollbracht und einen Briten sowie zwei Amerikaner „gerettet“: Sie waren mit ihren SUP-Boards zu einer Insel gepaddelt und konnten dann wegen des Wellengangs nicht mehr zurück. Da haben wir sie mitgenommen, Platz hatten wir schließlich genug 😉.

Labuan Bajo – Eingangstor für den Komodo-Nationalpark

Der Name „Flores“ geht auf portugiesische Händler zurück, die 1544 das östliche Kap des Eilands entdeckten und es „Kap der Blumen“ (Cabo des Flores) tauften. Sie legten auch den Grundstein für den heute 90prozentigen Anteil von Christen an der Bevölkerung. Landschaftlich bestimmt eine 360 Kilometer lange bewaldete Gebirgskette mit diversen Vulkanen das Bild. Freunde von Roadtrips begeben sich gerne auf die insgesamt 660 Kilometer lange Trans-Flores-Strecke von Labuan Bajo nach Larantuka im Osten. Dabei erleben sie einfache, vor allem als Fischer und Bauern lebende Menschen, viel unberührte Natur sowie lange Abschnitte mit teils sehr schlechten Straßen. Uns hätte das grundsätzlich schon gereizt, aber für ein solches Unterfangen benötigt man außer dem passenden Fahrzeug mindestens drei (besser vier) Tage und sehr viel Sitzfleisch. Und dann muss man ja auch wieder zurück 🤔.

Also war für uns klar, dass wir unsere Zeit auf den Komodo-Nationalpark und Labuan Bajo aufteilen.

Der ehemalige Fischerort selber ist stark im Umbruch. Fast alle Flores-Besucher kommen hier an, und seit April 2024 ist der Flughafen international. Labuan Bajo ist also eine touristische Boomtown. Überall wird gebaut, Hotels und andere Herbergen schießen aus dem Boden, das gastronomische Angebot wächst spürbar. Straßen und Bürgersteige sind für indonesische Verhältnisse gut ausgebaut. Das Publikum ist sehr gemischt: Backpacker, Tauchsportler, Reisegruppen, Besucher aus Bali … Wenn man die Hauptstraße entlangschlendert, wird man unablässig angesprochen, ob man eine Tour buchen möchte oder ein Taxi braucht. Das geschieht (noch) nicht in aufdringlicher Form, wird aber manchmal nervig.

Die parallel zur Wasserlinie verlaufende Hauptstraße
In Labuan Bajo wird viel bewegt.

In dem ganzen Geschehen ist der Hafen sehr dominant: Vom kleinen Fischerboot über Fähren und Tourenschiffe bis zum gelegentlichen Kreuzfahrtschiffen ist alles vertreten.

Labuan Bajo ist eine Durchgangsstation. Man übernachtet hier, weil man eine Tour oder Tauch- und Schnorchelgänge gebucht hat oder auf dem Weg durchs Inland ist. Es ist für alles Wesentliche gesorgt, mehr ist nicht zu erwarten. Charme entwickelt der Ort nicht. Einen Stadtstrand sucht man vergebens, das Hafenwasser riecht an manchen Stellen faulig und ist mit Müll verdreckt.

An der Promenade reihen sich kleine Fischstände mit Garküchen aneinander, die ab etwa 17.00 Uhr frische Ware anbieten. Man sucht sich einen Fisch aus, der sodann gegrillt wird und den man auf der Promenade sitzend verspeist, zeitweilig in Rauchschwaden vom Grill eingehüllt. Wir haben es einmal ausprobiert, fanden es aber relativ teuer und vom Ambiente her wenig ansprechend.

Natürlich findet man das eine oder andere nette Café oder Restaurant, vieles ist in Entstehung. Es gibt viele Einzelaktivitäten, einfachste Behausungen stehen neben modernen Gebäuden. Es fehlt leider an einem entwicklerischen und gestalterischen Gesamtkonzept. Begriffe wie Stadt- oder Landschaftsplanung finden in Labuan Bajo keinen Widerhall. Und die Menschen klagen überall über sprunghaft steigende Preise. Wieder einmal erweist sich, dass englische Sprachkenntnisse eine wichtige Voraussetzung für die Teilhabe am Fortschritt sind.

Besonders gefallen hat uns der Warung Brothers Bajo an der Jalan Reklamasi Pantei, wo wir dreimal gegessen haben. Eine coole, etwas verlotterte Bar mit authentischem regionalem Essensangebot, einem grandiosen Blicks aufs Meer und toller Musik.

Wenn man die enge Holztreppe hochsteigt, muss man einen großen Schritt machen, weil hier die Hauskatze ruht, die die Gäste mit Missachtung behandelt 😉.

Einen Besuch wert ist außerdem die Höhle Gua Batu Cermin, etwa drei Kilometer östlich vom Zentrum. Von unserer Unterkunft aus war das nur ein kurzer Fußweg. Sie bietet zu bestimmten Zeiten – wenn das Sonnenlicht durch verschiedene Öffnungen die Felswände erhellt – schöne Reflexionen. Auch die steingewordenen Korallen sowie eine deutlich erkennbare Schildkröte sind beeindruckend. Kleine Fledermäuse und große Spinnen sorgen bei der Begehung, bei der man sich schon mal in Hockstellung durch kleinere Öffnungen zwängen muss, für etwas Gruselfaktor 😉.

„Hängende“ Schildkröte
Die Fledermäuse fressen zum Beispiel diesen Spinnen.
Jetzt geht‘s auf allen Vieren durchs Nadelöhr …

PS: Schaukeln kann man in Labuan Bajo übrigens auch. Allerdings weniger spektakulär als an den Insta-Hotspots. Zum Beispiel auf dem Kinderspielplatz …

Auf Besuch bei den Waranen – Komodo-Schiffstour

Es dürfte kaum Reisende geben, die nach Flores kommen und nicht auch den Komodo Nationalpark besuchen. Und hier sind es besonders die Warane, die man gesehen haben muss.

Nach sechs Wochen Indonesien und gefühlt unzähligen Tempeln und Reisfeldern schien uns die relativ weit im Osten des Malaiischen Archipels liegende Insel Flores und eine damit verbundene dreitägige Schiffstour durch den Komodo Nationalpark eine willkommene Abwechslung.

Wir hatten im Vorjahr mit einer ähnlichen Tour in Vietnam beste Erfahrungen gemacht. Und die Voraussetzungen waren gut: eine kleine Gruppe (13 Personen, das Boot auf 18 Personen ausgelegt) mit ausreichend Schiffsbesatzung und einem englischsprachigen Guide, eine exzellente Wetterprognose und last, but not least, ein abwechslungsreiches Programm mit Schnorchelausflügen, kurzen Wanderungen, Sonnenaufgang mit grandioser Aussicht auf umliegende Inseln, Strandaufenthalten und außergewöhnlichen Naturerlebnissen.

Wir wurden vom Hotel abgeholt, checkten im Hafen von Labuan Bajo ein und wurden mit einem kleinen Motorboot zur Phinisi Arumi 1 gebracht.

Den Großteil der Gäste auf unserer 3-Tage-2-Nächte-Tour bildete eine polnische Frauen-Gruppe mit neun immer gut aufgelegten Personen, ergänzt durch ein jüngeres Paar aus Brasilien und uns beide.

Wir bezogen unsere Kabinen, wir hatten die Master-Cabin mit Balkon – ausreichend Platz, Klimaanlage, rundum Fenster, aber fragwürdige sanitäre Verhältnisse (man kann eben mangelnde Hygiene nicht durch ein Übermaß an Naphtalin kompensieren).

Wir schipperten in Richtung KomodoNationalpark, der sich westlich von Labuan Bajo über 1817 Quadratkilometer erstreckt und neben Pulau Komodo und Pulau Rinca etwa 100 kleinere Inseln umfasst. Die Insellandschaft ist sehr karg und trocken. Uns erinnerte das Insel-Szenario ein wenig an die Kornaten an der kroatischen Küste.

Eine Ausnahme in diesem Grau-Braun bilden Mangroven-Inseln wie Pula Kalong: Hier legt man gerne beim Sonnenuntergang einen Stopp ein, weil Hunderte von Flughunden allabendlich auf Futtersuche ausschwärmen. Ein beeindruckendes Naturschauspiel.

Es dauert etwa 20 Minuten, bis die Kolonie ausgeflogen ist.

Aber was ist dann der Reiz dieses zum UNESCO-Weltnaturerbe ernannten Gebietes?

Dieser wird unmittelbar erlebbar bei Schnorchelgängen. Herrlich! Glasklares Wasser, Korallen, bunte Fische. Da wird schlagartig nachvollziehbar, warum Indonesien gerade bei Tauchern so beliebt ist. Die Unterwasserwelt in dieser Region zählt zu den artenreichsten der Welt: Man geht von über 1000 Fisch- und 350 Korallenarten aus. Schon beim Schnorcheln ist man fasziniert von dieser Vielfalt an Lebewesen, Formen und Farben. Mit etwas Glück sieht man dabei Mantas und Schildkröten durchs Wasser schweben.

Am Strand aufgehäufte Korallen

Es ist wenig überraschend, dass der Nationalpark erstklassige Insta-Hotspots bietet, wo die Kamera-Auslöser um die Wette klicken. Ein Beispiel ist Pulau Padar, von deren Spitze man einen traumhaften Rundumblick auf die Umgebung hat. Beliebt sind Sonnenaufgangstouren, bei denen man gegen fünf Uhr morgens den Hügel erklimmt, um diese Landschaft zu sehen:

Der Auftrieb mutet wie die finale Etappe einer Pilgerwanderung an, wenngleich das Schuhwerk von manchen Insta-Jüngern eher nach Strandaufenthalt aussieht.

Die besten Foto-Punkte sind markiert.

Und um diese wird manchmal hart gerungen (He, you’re in the frame, go away!). Und wenn man an der Reihe ist, werden alle Posen durchprobiert …

Das wurde uns dann doch etwas zu viel …

Wenig überraschend geht es bei den Waranen ähnlich betriebsam zu. Es gibt insgesamt etwa 5700 Komodo-Warane auf Komodo, Rinca und an der Westküste von Flores. Für die westliche Wissenschaft wurden sie erst 1910 durch den Niederländer Jacques van Steynvan Hensbroek entdeckt. Die bis zu 135 Kilogramm schweren „Drachen“ werden bis zu drei Meter lang und bis zu 30 Jahre alt. Sie wirken behäbig und geradezu schläfrig, können aber blitzschnell aus der vermeintlichen Erstarrung erwachen und dann fast zwanzig Stundenkilometer rennen. Sie sehen schlecht, wittern ihre Beute mit ihrer Zunge. Ihr Biss ist giftig und in aller Regel für andere Lebewesen tödlich. Sie fressen auch die eigenen Artgenossen, weshalb die Jungen ihre ersten Lebensmonate auf Bäumen verbringen, um zu überleben.

Unsere Waran-Tour führte uns auf Pulau Komodo, wo etwa 2000 Menschen in eher ärmlichen Verhältnissen und im Grunde ausschließlich vom Tourismus leben – sie dürfen wegen der Nationalpark-Bestimmungen nur sehr begrenzt fischen. Hier werden drei von lokalen Guides geführten Wanderrouten angeboten.

Die Ranger verstehen sich sehr gut darauf, die Touristen so hinter den Echsen zu fotografieren, dass der Eindruck entsteht, sie befänden sich in unmittelbarer Nähe der Tiere. Dienst am Kunden!

Für den Eintritt in den Nationalpark sind 500.000 Rupiah (etwa 30 Euro, Stand 10/2024) zu entrichten. Für indonesische Verhältnisse durchaus happig! Hier kostet ein Mittagessen etwa ein Zehntel dieser Summe. Man hat nicht den Eindruck, dass die Menschen vor Ort nennenswert von diesen Geldern profitieren.

Sehr entspannt fanden wir unseren Besuch auf Pilau Kelor. Auch hier ist ein kleiner Hügel zu erklimmen, mit bester Rundumaussicht 😊.

Und danach ein bisschen am Strand chillen, schwimmen, spielen, ein kühles Bintang trinken … So kann man die Hitze mühelos ertragen 😊.

Und das alles mit unseren neu gewonnenen Freunden Luciana und Rapha, die wir auf unserer Schiffstour ins Herz geschlossen und bei anderer Gelegenheit gerne wiedersehen würden – in Deutschland, Brasilien oder anderswo!

PS: Zur Beschreibung dieser Schiffstouren durch den Komodo-Nationalpark gehört auch ein Warnhinweis:

Die Zahl der Anbieter ist schier unübersehbar, und wo viel Licht ist, da ist auch Schatten. Die Preise sind ebenfalls sehr unterschiedlich. Es ist auf jeden Fall ratsam, sich im Vorfeld nach einem geeigneten Veranstalter umzuschauen. Was zugesagt wurde, wird nicht immer eingehalten. Sicherheitsstandards gibt es kaum bzw. werden nicht eingehalten. Die Begebenheiten vor Ort, vor allem auf dem Schiff, sind in der Regel anders als erwartet. Das betrifft die hygienischen Verhältnisse, aber auch die Schlafmöglichkeiten. So haben wir nachts kaum ein Auge zugekriegt, weil abends um 22.00 Uhr zwar der Dieselmotor des Schiffes ausgestellt, aber dafür ein Generator angeschaltet wurde. Dieser wummerte dann die ganze Nacht durch, fast direkt über unserem Bett. Da war mit Ohrstöpseln nichts auszurichten. Weiterhin war auf Deck kaum Schutz vor der sengenden Sonne zu finden. Und wenn man mittags und abends das gleiche Essen mit jeweils anderem Gemüse vorgesetzt bekommt, ist das auch nicht gerade erbaulich.

Ubud (4) – Tempeltour und Reisfeld-Hotspot

Für unseren dritten Tag in Ubud haben wir uns einen Fahrer organisiert und mit ihm eine Liste von Sehenswürdigkeiten nördlich von Ubud abgestimmt, die wir besuchen wollten. Die Tour entspricht weitgehend der Route, die wir in unserem Loose-Reiseführer gefunden haben. Sie umfasst etwa 45 Kilometer und verläuft in wie ein auf den Kopf gestelltes U.

Beim Rausfahren stockte der Verkehr immer mal wieder, aber dann verflüssigte er sich. Unsere erste Station war Goa Gajah, auch als „Elefantenhöhle“ bekannt. Der Eingang ist mit eigenartigen Fratzen versehen. Man wird beim Betreten der Höhle quasi von einem riesigen Maul geschluckt. Es soll sich dabei um Boma, einen Sohn Vishnus, handeln. Im Innern der Höhle werden drei Phallussymbole verehrt. Die Anlage, umsäumt von Baumbeständen, wirkt eher beschaulich – zumindest bei unserem Besuch (außerhalb der Saison) 😉. Das Außengelände lädt zum Schlendern ein.

Nur etwa drei Kilometer weiter befindet sich längs zu Reisfeldern das 25 Meter lange und bis zu 2,5 Meter hohe Felsrelief von Yeh Pulu, auf dem Alltags- und Jagdszenen dargestellt sind. Bislang ist die genaue Bedeutung der beeindruckenden, auf das 14. Jahrhundert datierten Anlage nicht geklärt.

Insbesondere an heißen Tagen ist das in einer tiefen Schlucht gelegene Heiligtum Gunung Kawi, die nächste Station auf unserer Nordroute, durchaus eine Herausforderung, denn hier ist eine stattliche Zahl an Treppenstufen (genau: 286) zu überwinden.

Aber man bekommt auch Besonderes zu sehen: Aus zwei gegenüberliegenden Felswänden wurden neun bis zu sieben Meter hohe Monumente herausgemeißelt. Es handelt sich hierbei um einen Bestattungstempel von König Udayana und seiner Familie aus dem 11. Jahrhundert.

Gunung Kawi ist weitläufig angelegt. Auch aus den Felswänden gehauene Höhlen (in denen Eremiten gelebt haben sollen) und kleine Wasserfälle gehören dazu.

Abstecher in die Reisterrassen sind ebenfalls möglich.

Nach diesen schweißtreibenden Aktivitäten bot sich eine Pause im Warung A-Bing an. Hier ist man schon fast wieder oben angelangt, und man hat einen fantastischen Blick über die Reisfelder. Frisch gepresste Säfte und ein leckeres Mittagessen machten die Mühen rasch vergessen.

Eigenwillig konstruierter Aussichtspunkt auf dem Stamm einer Palme.

Nur wenige Kilometer entfernt von Gunung Kawi liegt das bei Touristen sehr beliebte Quellheiligtum Pura Tirta Empul. Man sagt dem Quellwasser, das vermutlich von einem der Vulkane gespeist wird, eine für Körper und Seele heilende Wirkung nach, und die Balinesen baden darin bereits seit über 1000 Jahren. Bei unserem Besuch befand sich allerdings kein einziger Balinese in dem kühlen Nass, stattdessen drängten die Touristen in großer Zahl hinein, um sich geradezu inbrünstig an die jeweiligen Quellen zu hängen, getreu dem Motto, dass viel auch viel helfe. Hmm, kann man machen. Uns war nicht danach.

Das TouriBaden ist gut organisiert, einschließlich grünem Sarong und Opfergabe und Profifotograf am Beckenrand. Das rituelle Bad ist in einer genauen Reihenfolge zu absolvieren: im linken Becken anfangen und an jeder Quelle dreimal waschen und drei Schlucke Wasser nehmen, im rechten Becken geht’s andersherum. Es ist nicht belegt, welche Auswirkung es hat, wenn jemand nicht bis drei zählen kann, links und rechts verwechselt oder zu Beginn vielleicht zu viel Wasser aufnimmt und im rechten Becken einfach nicht mehr trinken kann 🤔.

ABER: Ehre wem Ehre gebührt, Puta Tirta Empul wird diesen Andrang aus fernen Ländern sicher überstehen. Und wenn man sich von den Becken entfernt, entfaltet sich der Charme dieses eindrucksvollen balinesischen Heiligtums.

Schön auch zu sehen, dass etwas abseits der Quellen gerade eine Zeremonie durchgeführt und ein Fest vorbereitet wurde.

Als Kleinod haben wir das idyllisch angelegte Quellheiligtum Pura Gunung Kawi Sebatu erlebt, wo wir fast die einzigen Besucher waren. Zum Verweilen und Genießen …

In Pura Gunung Kawi Sebatu gibt es übrigens zwei Becken, die – nach Geschlechtern getrennt – von der Dorfjugend zum Baden und Herumtollen verwendet werden. Da zeigt sich der Tempel von der alltagstauglichen Seite 😊.

Einfach nur Spaß im Pool …

Der letzte Halt auf unserer Tour durch die Region nördlich von Ubud hatte keinerlei spirituellen Hintergrund: Tegallalang. Dieser Ort fehlt bei keinem Beitrag über Bali und ist ein Insta-Hotspot erster Güte. Wir waren innerlich gewappnet – und um so überraschter zu sehen, dass hier nur wenig Betrieb war. So konnten wir in aller Ruhe übers Gelände schlendern und die Orte anschauen, die zigmillionenfach als Fotoobjekte dienen. Da fallen ja unsere paar Bilder kaum noch ins Gewicht 😉. Man hat sich inzwischen gut auf die speziellen Foto-Wünsche der Besucher eingestellt und bietet neben den klassischen Schaukeln beispielsweise auch Fahrräder an, mit denen man/frau durch die Lüfte schweben kann. Außerdem sind diese Reisterrassen ein Traum! Da kann man durchaus nachvollziehen, dass im Körper einer Frau die Glückshormone den Turbo einschalten, wenn sie mit wehender Mähne im aufgeblähten knallroten Kleid in luftiger Höhe über die Reisfelder schaukelt!

PS: Wir gewinnen zunehmend den Eindruck, dass sich die Balinesen heimlich für den manchmal sicherlich zur Last werdenden Besucherandrang rächen, indem sie insbesondere die Männer zwingen, im Sarong herumzulaufen. Was bei ihnen elegant aussieht, schaut bei den Besuchern aus Übersee eher wie eine groteske Verkleidung aus 😱.

Schuster, bleib bei deinen Leisten!
Auf dem Treppchen wird‘s auch nicht substanziell besser …

Ubud (3) – Zeit mit Freunden und Neka-Besuch

Wie der Zufall es wollte, ließ sich in Ubud ein Treffen mit Freunden aus der schwäbischen Heimat arrangieren. Sie waren für zwei Nächte in einem Resort ganz in der Nähe von uns untergebracht – mitten in den Reisfeldern gelegen. In Ubud ist alles nah beieinander, und von einer hektischen Betriebsamkeit zur ländlichen Ruhe sind es hier manchmal nur ein paar Schritte, von der Straße weg durch ein kleines Tor oder ein Gässchen hinunter.

In diesem Fall ging es ein paar hundert Meter einen Pfad hinauf, den wir uns mit Rollerfahrern teilen mussten. Im „Dragonfly Village“ ist das Wohnen in der Naturlandschaft wesentlicher Teil des Unterkunftskonzepts. Hier verschreibt man sich ganz der Achtsamkeit gegenüber sich selbst und anderen gegenüber. Die Libelle (dragonfly) steht symbolisch für Wandlung und Transformation – weshalb hier viele Yoga- und Wellnesskurse in unterschiedlichsten Ausprägungen stattfinden, ergänzt durch bewusste und ressourcenschonende Ernährung.

Aber auch brachiale Spaßvogel-Kunst ist am Reisfeldrand anzutreffen:

Hier ein paar Eindrücke von der Anlage:

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Nach dem ersten Hallo und Anschauen des traditionellen Wohnbungalows war’s dann stereotypisch-klassisch: Die Frauen hatten sich schon mächtig auf einen Spa-Besuch und männerfreies Shoppen gefreut, und so zogen sie auch bald beschwingt los. Und wir Männer blieben hocken und tauschten uns über Gott und die Welt aus (OHNE Bier 😉). Nachdem wir die ersten paar Menschheitsprobleme einer Lösung zugeführt hatten, lockte uns die Kunst. Als wir nach einem etwas schweißtreibenden Bergan-Marsch über gut zwei Kilometer das prächtige Gebäude des 1982 eröffneten Neka-Art-Museum erreicht hatten, war‘s Zeit für das erste kühle Bintang. Bereit für die Kunst!

Schon allein der Gebäudekomplex des Neka ist sehenswert. Hier hat Kunst ein repräsentatives Zuhause gefunden.

Das Museum spannt einen weiten Bogen von traditioneller balinesischer Kunst bis zur von europäischen Einflüssen geprägten Moderne. Thematisch im Zentrum stehen Leitmotive wie das Landleben, das Miteinander der Geschlechter, der Generationenwechsel und die Schönheit von Weiblichkeit und Männlichkeit.

Auch moderne Themen wie das Spannungsverhältnis von Wahrung der Traditionen und Einfluss von Tourismus finden Berücksichtigung, was manchmal erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist.

Westlicher Kleinbus und fotografierende Touristen im ländlichen Idyll

Mehrere Pavillons sind einzelnen Künstern gewidmet.

Und am Abend fanden wir uns wieder zu viert zu einem Abendessen beim Inder zusammen, um den Tag Revue passieren zu lassen und die Gemeinsamkeit zu genießen. Für unsere Freunde war es leider schon das Abschiedsessen, denn für sie sollte es am nächsten Tag wieder zurück nach Deutschland gehen. Während wir noch ein paar Wochen Indonesien vor uns hatten …

Happiness is a good meal with friends 😊.

Copyrighthinweis: Die mit * gekennzeichneten vier Fotos (Dragonfly Village) sind urheberrechtlich geschützt und wurden von Birgitta Kürtös und Thomas Stier zur ausschließlichen Verwendung in diesem Blog zur Verfügung gestellt.

Ubud (2) – erstes Vortasten

Unsere Unterkunft in der Jalan Suweta liegt optimal für die Stadterkundung zu Fuß. Wir gehen einfach 500 Meter Richtung Zentrum die Straße hinunter, wo sich unter anderem der Marktplatz und der Ubud Palace befinden. Die Orientierung in Ubud ist leicht, weil die Stadt im Prinzip ein dörfliches Straßennetz hat, bei der die Jalan Monkey Forest und die Jalan Hanoman eine zentrale Bedeutung übernehmen. Hier drängen sich die Besucher, die ab etwa zehn Uhr morgens durch Tagesgäste aus der Umgebung (Denpasar ist etwa zwei Autostunden entfernt) verstärkt werden.

Balinesen bilden in dem Ensemble eher die Ausnahme. Das Angebot der Restaurants, Cafés, Modeboutiquen, Verkaufsstände, Kunstgalerien, Buch- und Souvenirläden, Spas und Massagesalons ist gänzlich auf westlichen Bedarf hin orientiert – mit einer Ausnahme: ein nennenswertes Nachtleben scheint es nicht zu geben. Obwohl die Mehrheit der Besucher zwischen zwanzig und vierzig Jahre sein dürfte.

Made in Bali? Maybe. Made for the Balinese? Definitely not!
Die Jalan Suweta ungefähr auf Höhe unserer Unterkunft

Aus dem Stadtbild nicht wegzudenken sind die unzähligen kleineren und größeren Tempel und Altare.

Der Haupttempel Pura Desa Ubud liegt an der stark befahrenen Jalan Raya Ubud. Gleich gegenüber befindet sich der Palast der Adelsfamilie Puri Saren Agung (Ubud Palace).

Zu den Top-Sehenswürdigkeiten der etwas anderen Art gehört der Ubud Monkey Forest. Auf dem etwa 20 Hektar großen Gelände sind über 1200 Makaken zu Hause, überwiegend Jungtiere. Die Zweibeiner sind in aller Regel friedlich, da sie sich an die tägliche Präsenz ihrer Artgenossen in dürftiger Sommerkleidung längst gewöhnt haben. Aber die eine oder andere Brille schnappen sie sich schon einmal, und wenn‘s um die Beschaffung von Essen geht, lassen sie sich immer etwas einfallen. Wer könnte schon einem frischen Schoko-Croissant widerstehen?

Selbstverständlich wird überall darauf hingewiesen, dass man auf keinen Fall Essbares mitbringen sollte 🤔.

Der Wald ist für die Balinesen heilig, weil in ihm spirituelle Kräfte wirken sollen.

Wenn es nicht zu voll ist, ist ein Spaziergang durch den Affenwald durchaus lohnenswert. Die Äffchen sind putzig anzuschauen, vor allen natürlich die Kleinsten, die von ihren Müttern sorgsam umhegt und beschützt werden.

Für den Abend gegen 19.30 Uhr hatte uns unser Gastgeber Kadek eine Tanzveranstaltung ans Herz gelegt. Eine richtig gute Idee!

In Ubud werden jeden Abend zahlreiche traditionelle Tanzdarbietungen sowie Gamelan-Konzerte angeboten.

Bali hat eine besondere Tanztradition. So sollen die meisten Balinesen mindestens zwei bis drei Tänze beherrschen, die sie beispielsweise bei Zeremonien oder Familienfesten aufführen. Wir nahmen an einer Kecak-Darbietung teil. Der Kecak wird zum Teil in Trance und ausschließlich im Tempelbereich getanzt. Eine wichtige Rolle spielt dabei ein männlicher Chor, der das Spiel mit rhythmischen Bewegungen und Stimmeinlagen begleitet.

Ein schöner Tag! Jetzt vielleicht noch ein kühles Getränk auf unserer Terrasse in Suweta 46 …

Ubud (1) – Ankunft im Paradies??

Bali wird auch als „Insel der Götter“ bezeichnet. Als wir Anfang Oktober 2024 am späten Abend als Teil einer Blechlawine im Schritttempo durch die Innenstadt von Ubud rollten, war für uns schnell entschieden, dass man in diesem touristischen Hotspot nur einem Gott huldigt: Mammon. Ein Klamottenladen neben dem anderen, Restaurants für jeden Geschmack, von „franko-laotisch“ bis zum typischen Warung, das meiste auf schick und westlich getrimmt. Auf den ersten Blick kaum anders als touristische Hochburgen wie Málaga. Aha, so die Schlussfolgerung, so hat sich also das verträumt-spirituelle Ubud seit Elizabeth Gilberts 2006 erschienenem Selbstfindungsroman „Eat. Pray. Love.“ entwickelt, insbesondere seit der Verfilmung mit Julia Roberts und Javier Bardem (2010). Geradezu sinnbildlich dafür war das Aufsetzen unseres Autos auf den Bordstein, als unser etwas entnervter Fahrer versuchte, das festgekeilte Gefährt von der Kreuzung zu manövrieren, denn da ging rein gar nichts mehr. 

Was hatten wir uns denn da ausgesucht nach unseren ersten Bali-Reisestationen Pemuteran und Munduk? Der Kulturschock fiel noch krasser aus, weil diesmal neun Tage Sulawesi dazwischenlagen.

Nach unserer Ankunft in unserer Unterkunft „Suweta 46“ waren nur noch ein paar Stufen zu erklimmen – und schon standen wir in einem kleinen Irrgarten mit schmalen Pfaden, auf denen Kadek, unser Gastgeber, uns zu unserem Häuschen geleitete. Vor unserer Terrasse kräuselte sanft ein Räucherstäbchen … Irgendwie gleichzeitig heimelig und exotisch. Wo jetzt noch etwas zu essen organisieren? Schließlich war es schon nach 22.00 Uhr. Kein Problem für den freundlichen und hilfsbereiten Kadek – zehn Minuten später hatten wir einen großen Teller mit leckerem Kuchen und Früchten auf dem Tisch. Ob die Götter in Bali vielleicht einen längeren Atem haben als Durchreisende aus Europa?

Erstmal ausschlafen, dann auf unserer Terrasse ein vegetarisches Frühstück genießen, ein wenig den Garten erkunden. Da war schon jemand mit kleinen Opfergaben, Reiskörnern auf Blättern und geflochtenem Bambusschmuck mit Blüten unterwegs gewesen. Die Vögel zwitscherten – der Hahn hatte schon bedeutend (!) früher gekräht -, kaum zu glauben, dass etwa fünfzehn Meter von hier eine verkehrsreiche Straße verläuft. 

Auf verschlungenen Wegen zu unserem Häuschen
Für ein paar Tage unser Zuhause, links die Outdoorküche

PS: Der oben erwähnte Roman „Eat. Pray. Love.“ stand 187 Wochen auf der Bestseller-Liste der New York Times. Wir haben ihn seinerzeit mit Vergnügen und Gewinn gelesen. Auch die Verfilmung ist durchaus sehenswert. Das Werk handelt von einer gutsituierten jungen Frau aus New York, die alles zu haben scheint und dennoch spürt, dass ihr Wesentliches im Leben fehlt. Sie verlässt ihren Ehemann und geht zunächst nach Italien, wo sie in Sprache und Kultur eintaucht, vor allem aber den sinnlichen Genuss kennenlernt. Danach führt ihr Weg sie in einen Ashram in Indien, wo sie lernt, wer und wie sie ist. Auf ihrer dritten Station in Bali begegnet sie einem Heiler, der ihr Mut macht, auf ihre Gefühle zu vertrauen und sich für die Liebe zu öffnen. So begegnet sie dann ihrem neuen Lieblingsmenschen ❤️‍🩹.