Hanoi: Der Zug kommt! Oder doch nicht?!

Eigentlich ist ein Zug, der mit beachtlicher Geschwindigkeit mitten durchs Wohngebiet rattert, in Südostasien gar nicht so ungewöhnlich. Wer in diesen Ländern mit der Eisenbahn unterwegs ist, der hat das schon erlebt: Manchmal schrammelt der Waggon nur ein paar Zentimeter an den Häusern vorbei, und nicht selten hat der Reisende für einen kurzen Moment Einblick ins Innere eines Hauses. 

Aber die Train Street in Hanoi ist Kult. Aber sowas von. Befeuert über die Sozialen Medien (dabei sind Instagram und Youtube ganz vorne) hat sich der Zug zum Muss für alle Hauptstadt-Besucher entwickelt. Noch vor wenigen Jahren kraxelten die Touristen einfach über die Gleise, um sich einen guten Spot für die ultimative Aufnahme zu sichern. Das ist seit Mitte der 20er-Jahre vorbei. Inzwischen sitzen Polizisten an den Bahnübergängen und verwehren allen Nichtanwohnern den Zugang über die Gleisanlagen. Gerade mal ein Schienen-Foto von der Schranke aus ist gestattet, dann muss man sich wieder trollen.

Alles dicht, keiner kommt durch.

Aber die Vietnamesen haben in aller Regel schon ein Geschäftsmodell etabliert, wenn wir Westler zu grübeln anfangen, wie man das denn nur regeln könnte. Und das geht in diesem Fall so: Die Schienen und die teilweise parallel verlaufende Straße in Tran Phu, nahe der Altstadt, sind durch eine Reihe Häuser mit vielen Läden voneinander getrennt. Auf der Schienenseite sind kleinere Cafés eingerichtet oder einfach nur Bänke, Stühle und kleine Tische aufgestellt. Man spricht die Touristen auf der Straße an („Do you want to see the train?“), führt sie bei Interesse durch das Haus oder den Laden, und schon hat der Touri ein Plätzchen am Gleis und die Kasse klingelt. Da sind die nächsten Schritte: (zu akzeptablen Preisen) Getränk bestellen, Schwätzchen halten, warten. Auf den Zug, der öfter mal nicht kommt, warum auch immer. Wir sprachen mit Enttäuschten, die sich sogar mehrfach zum Zug-Stelldichein einfanden, aber den Koloss aus Eisen nicht zu Gesicht, geschweige denn auf Film bekamen. Auch das Insta-Leben ist manchmal hart 😉.

Am Gleis hat sich schon eine Bewirtungsszene entwickelt.
Und die Polizei schaut, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Und wird mit Freibier versorgt :-).
Kommt er, kommt er nicht …

Wir jedenfalls hatten Glück! Obwohl heftiger Regen einsetzte. Vielleicht auch gerade deswegen. Denn den Zug im Sonnenschein und/oder Abendlicht haben viele, aber wer hat ihn im strömenden Regen?! Hier kommt er …

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