Guardamar del Segura

Etwas kompliziert: Wenn Alicante in nördlicher, Cartagena in südlicher und Murcia in westlicher Richtung die Eckpunkte eines gleichschenkligen Dreiecks bilden, dann liegt Guardamar (15.000 Einwohner) etwa in der Mitte der Hypotenuse. Eine Küstenstadt an der Mündung des Río Segura, die in ihrer Geschichte zwei existenzbedrohende Herausforderungen zu meistern hatte. 1829 machte ein Erdbeben den Fischerort platt, gegen Ende des Jahrhunderts drohten Sanddünen die Siedlung zu schlucken. Aber ein findiger Ingenieur stoppte die Sandmassen, indem er Pinien anpflanzen ließ. Heute ist dort ein schöner Park. Da verwundert es denn auch nicht, dass Guardamar (span. guardar = hüten, bewahren, bewachen) offenbar spielend mit der nächsten großen Herausforderung, der des Tourismus, gut zurechtkommt. Guardamar ist ziemlich normal geblieben, die Menschen hier leben ihr Leben, Tourismus hin, Tourismus her. Nur die Monate Juli und August sind Ausnahmezustand.

Wir sind nicht zum ersten Mal in Guardamar. Es wohnen Freunde von uns hier, die den Ort vor zehn Jahren zu ihrer Wahlheimat erkoren haben. Und sie haben es nicht bereut. Sie fühlen sich gut integriert und haben sich schon früh ein „belastbares“ Netzwerk aufgebaut. Wir besuchen sie zum zweiten Mal und genießen es, mit ihnen Wanderungen zu unternehmen, über den Mittwochsmarkt zu schlendern, mit ihnen auf ein Bier und ein paar Tapas in ihre Stammkneipe zu gehen oder eine urige Bodega zum Abendessen zu besuchen – selbst wenn es mal für ein paar Stunden wie aus Eimern schüttet!

Guardamar hat viele hübsche Ecken und Plätze. Neben dem kilometerlangen Strand laden sie zum Schlendern und immer mal wieder zum Verweilen ein. Der Park eignet sich gut für längere Spaziergänge im Schatten der Bäume. Neuerdings stößt man an verschiedenen Stellen auf Skulpturen oder Wandmalereien, die kulturtypische Berufe der Stadt darstellen – wie beispielsweise den Fischer oder die Frau, die getrocknete Paprikaschoten zum Trocknen auf einen Faden zieht.

Ein aktuelles Thema, das die Gemüter erregt, ist der allmähliche Verlust einer ganzen Häuserzeile direkt am Strand – hier lebten früher die Fischer. Heute sind die Häuschen zum großen Teil schon nicht mehr bewohnbar, weil das Meer sie immer stärker unterspült. Das Bedauern um den Verlust der Behausungen mischt sich mit großer Ratlosigkeit, wie man diese vielleicht doch noch retten könnte. Vielleicht fällt den Guardamarencos ja doch noch etwas ein? Erfindergeist und Schläue im Angesicht von Naturgewalten scheinen schließlich zum genetischen Code dieser Stadt zu gehören.

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