Baumziegen im Tal der Ammeln

Etwa 160 Kilometer südöstlich von Agadir liegt die 7.000 Einwohner zählende Dattelpalmoase Tafraoute, 1.000 Meter über dem Meeresspiegel am Hang des westlichen Anti-Atlas. Der Ort selber ist touristisch nicht sonderlich interessant, die Umgebung jedoch um so mehr – gerade auch dann, wenn sich bei der Bewunderung imposanter Granitlandschaften erste Ermüdungserscheinungen zeigen und die Lust am Grün entsprechend gestiegen ist. In den fruchtbaren umliegenden Tälern bieten sich mannigfaltige Möglichkeiten für Wanderungen und Erkundungen. Insbesondere das 15 Kilometer lange Vallée des Ammeln (Tal der Ammeln) lohnt einen Besuch. Es ist benannt nach dem gleichnamigen Berbervolk, das für seine Geschäftstüchtigkeit berühmt ist.
Landwirtschaftlich vertreten sind neben Gerste, Kartoffeln und Gemüse vor allem Baumfrüchte wie Oliven, Mandeln, Granatäpfel und Arganien, aus deren Samen Öl hergestellt wird. Tendenziell wird die Bewirtschaftung der Flächen leider immer schwieriger, denn die durch den Klimawandel bedingte Wasserknappheit stellt die Bauern mit zunehmender Härte vor unlösbare Probleme. Erschwerend kommen beim Oasenfeldanbau in Marokko traditionell gewachsene Wasserverteilungssysteme zum Tragen, die durch Vererbungen zu Komplikationen und damit Streit und Missgunst führen.

Der bedornte, trockenheitsresistente, verholzende und immergrüne Arganbaum gilt als Marokkos kostbarster Baum. Ursprünglich im einem begrenzten Bereich Nordafrika beheimatet, ist sein Verbreitungsgebiet heute ausschließlich der Südwesten Marokkos. Ausgewachsen sind Bäume 8 bis 12 Meter hoch, in seltenen Fällen erreichen sie auch 20 Meter Höhe.

Arganöl (auch Arganienöl) wird durch Pressung der Samenplättchen der reifen Beerenfrucht des Arganbaums gewonnen. Einerseits hat die wachsende Nachfrage nach diesem Öl zu einer Industrialisierung geführt, die vielen kleinbäuerlichen Betrieben zunächst die Existenzgrundlage entzog. Andererseits wurde vor diesem Hintergrund mit staatlich-marokkanischer und internationaler Unterstützung eine Vielzahl von Kooperativen ins Leben gerufen, die die Tradition des handproduzierten Arganöls gewährleisten konnte. Die jahrhundertealten Kenntnisse und Praktiken zur Nutzung des Baumes und seiner Früchte sind von der UNESCO seit 2014 als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. Zur Gewinnung eines Liters Arganöl sind etwa zwei Tage Handarbeit erforderlich, die fast ausschließlich von Frauen geleistet wird. Sie schließen sich in Kooperativen zusammen, tragen zur Verbesserung des Familieneinkommens bei und erarbeiten sich damit ein Stück Selbstständigkeit. Arganöl findet sowohl als Speiseöl wie auch in Pflegeprodukten Verwendung.

Auch marokkanische Ziegen mögen Argan! Allerdings vor allem das Blattwerk und die Umhüllung der Früchte. Zu diesem Zweck kraxeln sie mit großem Geschick in den Arganbäumen herum und lassen sich dabei von fotografierenden Touristen in keiner Weise beeindrucken :-).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert