Lagos – moderne Kleinstadt mit Charme und Geschichte

Lagos ist einer der ältesten Orte der Algarve. Diese historische Komponente kommt nicht nur durch die Stadtmauer und das Kastell am Hafen zum Ausdruck. Es gibt auch eine schmuckvolle Kirche, die Igreja de Santo António, ein Stadtmuseum, ein Kulturinstitut, eine lange Hafenavenida, die am Fluss (Ribeira de Bensafrim) entlang verläuft und auch einen Blick auf den Yachthafen gewährt, mehrere Statuen, die berühmte Persönlichkeiten wie Heinrich den Seefahrer und König Sebastião darstellen. Im historischen Stadtzentrum dominieren niedrige, rot gedeckte Häuser aus dem 18. Jahrhundert.

Von Lagos stachen zur Zeit Heinrichs des Seefahrers die Flotten in See, um Handel zu treiben und Kolonien zu erobern. Zur wenig ruhmreichen Geschichte der Stadt gehört, dass hier Mitte des 15. Jahrhunderts die ersten Sklaven aus Afrika ankamen, um auf dem Marktplatz versteigert zu werden. Und im 16. Jahrhundert blühte das Geschäft mit dem sog. „Schwarzen Gold“ so richtig auf: Man brauchte auf den Plantagen der Kolonien billige Arbeitskräfte, und Portugal hatte u.a. in Brasilien einen schier unerschöpflichen Bedarf. Schon bald stiegen auch andere Länder in dieses lukrative Geschäft ein; und man schätzt, dass allein im 18. Jahrhundert – auf dem Höhepunkt des Sklavenhandels – ca. 10 Millionen Afrikaner „verfrachtet“ wurden. Vor diesem Hintergrund ist es befremdlich, dass es erst seit 2010 in Lagos eine Ausstellung zu diesem Thema gibt, eher klein und verschämt, zum Zeitpunkt unseres Besuches leider geschlossen. Es ist übrigens kein Zufall, dass die Hauptstadt von Nigeria viele Jahre „Lagos“ hieß.

Die Innenstadt ist weitgehend Fußgängerzone, mit einem großen Angebot an Restaurants, Bars und Cafés. Hier herrscht viel Trubel. Aber wenn man durch die Seitengassen schlendert, wird es schnell ruhiger und man spürt allenthalben, dass sich spannende Neuentwicklungen ankündigen. Dort findet sich dann auch immer mal ein alternatives Essensangebot (wir haben sogar vegane Kleinrestaurants gespottet) oder ein kleiner Laden, der zum Stöbern einlädt. Tolle Bäcker nicht zu vergessen, die „Padaria Central“ gilt unter Insiders als die Bäckerei in Lagos. In der Nähe der Jugendherberge und des Kulturzentrums finden sich zudem ein paar Streetart-Kunstwerke.

In der Summe: An Lagos ist sicherlich der Massentourismus nicht vorbeigegangen, aber das Städtchen hat seinen Charme bewahrt. Und die vielen gut erreichbaren Strände sind ein gewichtiges Plus.

Übrigens: Das letzte Foto hat rein gar nichts mit Streetart zu tun! Als wir diese Statue sahen, dachten wir an „Astronauten“ oder „Playmobil“ … Aber hier ist Ernst angesagt: Die Statue stellt nämlich den jungen König Sebastião dar, der Ende des 16. Jahrhunderts mit ca. 18.000 Mann gen Marokko in See stach, um die Mauren zu bekämpfen. Diese Aktion erwies sich für die Portugiesen als Himmelfahrtskommando. Es kehrten nur 60 (!) Soldaten in die Heimat zurück. Der Rest blieb mitsamt dem Staatsoberhaupt verschollen. Damals wie heute gab/gibt es Portugiesen, die glauben, dass Sebastião eines Tages zurückkehren und Portugal zu altem Ruhm verhelfen wird. Na denn.

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