Kapstadt (1) – erste Eindrücke, Waterfront

Kapstadt bildete den Abschluss unserer dreiwöchigen Südafrika-Tour. Das Beste zum Schluss? Nein, so kann man das sicher nicht sagen. Denn die Eindrücke, die wir auf unserer Rundreise gesammelt haben, waren so vielfältig und bezogen sich auf so unterschiedliche Bereiche (Menschen, Regionen, Landschaften, Aktivitäten …), dass eine derartige Einordnung keine Aussagekraft hätte.
Gleichwohl hat die „Mother City“ oder „Tavern of the Seas“, wie Kapstadt auch genannt wird, einen besonderen Platz in der Liste der Städte, die wir bislang besucht haben. Cape Town, knapp eine halbe Million Einwohner (Großraum: 3,8 Millionen) braucht den Vergleich zu den schönen Metropolen dieser Welt nicht zu scheuen. Es hat ein Flair, das gleichzeitig Ruhe und Geschäftigkeit ausstrahlt. Eine Modernität, die von mehreren Kulturen (afrikanisch und europäisch) getrieben wird und gleichzeitig dynamisch und brüchig wirkt. Eine Offenheit und Freundlichkeit, die Besucher willkommen heißt. Eine Küche, die verschiedenste Geschmäcker verwöhnt – wobei Fleisch- und Fischesser klar im Vorteil sind.
Und man wird das Gefühl nicht los, dass diese Stadt (und auch dieses Land) noch einen langen und schwierigen Weg mit vielen Herausforderungen und Ungewissheiten vor sich hat.
Wir müssen in aller Deutlichkeit sagen, dass wir uns nur vier Tage in Kapstadt aufgehalten haben, und zwar hauptsächlich im Stadtbereich. Außerdem haben wir uns ausschließlich in Gegenden bewegt, in denen wir uns sicher fühlten. Dabei haben wir im Wesentlichen ein touristisches Programm absolviert. Also: Wir haben ausschließlich die angenehmen Seiten kennengelernt.
Und die beginnen mit unserer Unterkunft. Wir hatten eine Wohnung mit separatem Eingang im Entabeni Guest House, gelegen auf den Ausläufern des Tafelbergs, mit Blick auf die Camps Bay (Kapstadts Flaniermeile), geführt von einer älteren Lady mit britischem Hintergrund. Von dort war es nur eine 15-Minuten-Fahrt ins Stadtzentrum, oder den Strand, oder den Tafelberg …

Ein wirklich idealer Ausgangsort für unsere Erkundungstouren in die Stadt und die nähere Umgebung.

Beim Blick auf den Stadtplan stechen unmittelbar die holländische und die britische Kolonialgeschichte ins Auge. Da ist zum Beispiel die Hauptstraße namens Heerengracht (Gruß aus Amsterdam!), die direkt vom Hafen bis zum Fuß des Tafelbergs führt. Sie wird dort zur Adderley Street, dann zur Government Avenue. Heerengracht und Adderley Street bilden Kapstadts altes Geschäftszentrum mit vielen Läden, Verwaltungsgebäuden, Banken und der Hauptpost. Die Buitengracht verläuft parallel zur Adderley Street und trennt das Stadtzentrum (von den Einheimischen „City Bowl“ genannt) vom oberhalb gelegenen BoKaap (Malay Quarter) …

Zum Hintergrund „Holländer und Briten am Kap“ ein kurzer Abriss:
Der Holländer Jan van Riebeeck gilt als Gründer der Stadt. Er legte am 16. April 1652 mit drei Schiffen in der Kapbucht an. Die Schiffsbesatzungen bestanden zu 60 Prozent aus Holländern und zu 40 Prozent aus Deutschen. Im 18. Jahrhundert heirateten viele der am Kap lebenden Deutschen und Holländer entlassene Sklavinnen aus Indonesien oder Afrika. Anfang des 19. Jahrhunderts annektieren die Briten das Kap und legen 1827 fest, dass nur noch die englische Sprache vor Gericht gilt. Ab Mitte der 1830er-Jahre beginnt der Große Treck: Tausende von Buren, die mit der britischen Herrschaft unzufrieden sind, ziehen mit Ochsenwagen ins Landesinnere und gründen eigene Burenrepubliken. 1899-1902 unterstützt der deutsche Kaiser die „burischen Brüder“ mit Waffen und Logistik gegen die Briten. Nach anfänglichen Erfolgen geben die Buren auf. Denn die Briten verfrachten immer mehr Buren in Konzentrationslager (wo fast 40.000 von ihnen sterben) und brennen in großem Maßstab Burenfarmen nieder.

Die meisten Sehenswürdigkeiten von Kapstadt sind vergleichsweise zentral gelegen und gut zu Fuß zu erreichen. Man spürt allenthalben, dass die Stadtverantwortlichen Wert darauf legen, dass sich die Stadt hier von ihrer besten und gepflegtesten Seite präsentiert. Es wird außerdem viel gebaut und restauriert. Das gilt in besonderem Maße für die Waterfront, die ein echtes Schmuckstück ist. Hier lässt es sich nach Lust und Laune flanieren. Alt und Neu sind harmonisch ineinandergefügt, Geschichte mischt sich mit modernen Einrichtungen, Komfort, Kultur und Genuss. Die etwas trubelige Hafenatmosphäre wird ideal ergänzt durch den grandiosen Blick auf die majestätische Kulisse des Tafelbergs. Die Waterfront gilt als das beste Einkaufs-, Vergnügungs- und Touristenviertel der Stadt. Uns hat sie ebenso in ihren Bann geschlagen wie wahrscheinlich die meisten anderen Besucher.

Das Herzstück der Hafenanlage ist der Clock Tower, 1882 im viktorianisch-neogotischen Stil erbaut, Ende des 20. Jahrhunderts restauriert. Der Glockenturm gilt als Wahrzeichen der alten Docks und war ursprünglich das Büro des Hafenkapitäns. Im zweiten Stock befindet sich ein Spiegelraum, der dem Hafenkapitän erlaubte, alle Aktivitäten im Hafen zu überblicken.

Ein wesentlicher Faktor für die städtebauliche und tourismuswirtschaftliche Entwicklung Kapstadts war die Fußball-Weltmeisterschaft 2010, die erste WM auf afrikanischem Boden. Sie hat mit ihren Veränderungen der städtischen Infrastruktur bewirkt, dass Kapstadt zu einem der Toppziele für internationale Städtereisen wurde. Ganz abgesehen davon, dass der Fan Walk, der die Stadt mit der Waterfront verbindet, die Kapstädter lehrte, dass man sich in der City auch ganz gut zu Fuß bewegen kann. Verkehrsberuhigung ist hier ein großes Thema. Nach dem Greenmarket Square, der Adderley und Long Street werden immer mehr Straßenzüge und Gegenden zu Fußgängerzonen.

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