Singapur – einfach nur mal draufgeschaut …

Eines gleich vorweg: Dieses sind Einzelwahrnehmungen, die sich an der Oberfläche bewegen. Wir fragen dabei nicht nach dem Wie und Warum. Also naiv im besten Sinn. Wir haben keine Hintergrundinformationen eingeholt, wissen nichts über die Sozialsysteme dieses Stadtstaates. Aber wer mal auf dem Weg zu einem wichtigen Geschäftstermin in die Hundescheiße getreten ist (Achtung Berlin!), der weiß einen barrierefreien Bürgersteig durchaus zu schätzen.

Also: Nicht selten kann man an Ort und Stelle allseits gerühmte Features nicht oder nur mäßig nachvollziehen. Doch die viel beschworene Sauberkeit Singapurs ist keine Reiseführer-Mär. Die unmittelbare Umgebung wird von den Bewohnern der Stadt offenbar mühelos und so selbstverständlich wie das Atmen sauber gehalten. Ansammlungen von Papier, Plastiktüten oder Flaschen in Parks und an Straßenrändern? Kippen an Haltestellen? Überquellende Mülleimer an öffentlichen Plätzen? Hundedreck? Schmierereien an Wänden? Plakate mit Infos, die kaum jemand lesen will? Alles Fehlanzeige. Und das nicht nur an den touristischen Hotspots. Diesen Zustand verdankt die Stadt ebenfalls dem Einsatz zahlreicher Reinigungskräfte, die beispielsweise auch einzelne, von Bäumen herabgefallene Blätter mit großem Eifer von Rasenflächen sammeln. Und wenn man denkt, dass ein Heer von Aufpassern die Singapurer anhält, nichts wegzuwerfen und kaugummikauende oder anderweitig sündigende Bürger abstraft, liegt man verkehrt. Zwar geistert der Name „fine City – Stadt der Geldstrafen“ durch die Medien, aber wir konnten das nicht nachvollziehen. Noch ein Wort zum Rauchen. An und um öffentliche Gebäude herum wird grundsätzlich nicht geraucht. Raucher sind eher eine Minderheit und für diese ist es offenbar selbstverständlich, ihren Glimmstängel an einem Abfalleimer zu entsorgen und nicht achtlos wegzuschnipsen. Im Gegensatz dazu haben viele Nikotinabhängige in Europa noch nicht einmal gemerkt, dass Zigarettenkippen (vor allem im öffentlichen Raum) ein Ärgernis sind und diese weder in der Fußgängerzone noch am Strand etwas zu suchen haben.

Wer schon einmal verzweifelt auf der Suche nach dem dringend benötigten stillen Örtchen durch eine Stadt geirrt ist, wird Singapur sehr zu schätzen wissen. Definitiv eine Stadt für schwache Blasen! Kein Mangel an öffentlichen Toiletten. Dazu kommt, dass man diese generell ohne Nasenklammer und Gummihandschuhe benutzen kann. Selbst an stark frequentierten Orten. Und nicht ein einziges Mal fehlte das Toilettenpapier! Selbstredend kostenlos für die Benutzerinnen und Benutzer. Bravo! Es ist also machbar, wenn man das will.

Höflich, zuvorkommend und sehr hilfsbereit haben wir die Singapurer erlebt. Unfreundlichkeit oder Gleichgültigkeit waren absolute Ausnahmen. Wenn wir uns mit dem Stadtplan in der Hand hilfesuchend umschauten, sprach man uns an. Aber nie aufdringlich.

Wer macht hier die einfachen, „niederen“ Arbeiten? Es fällt auf, dass die Straßenreinigung, das Heer der Gärtner, die Pflegekräfte und die einfachen Bauarbeiter an den zahlreichen Großbaustellen, die wir über die Stadt verteilt vorfanden, eher von dunkler Hautfarbe waren, meist klein und zartgliedrig. Inder, Malaien? Zeitweise Geduldete? Keine Ahnung … aber es scheint uns, als kämen vor allem die Bauarbeiter und sonstige, im Freien Arbeitende nicht aus Singapur, sondern aus weniger begünstigten Ecken dieses Kontinents.

In den Hawker-Zentren, die wir gern und häufig besuchten, sitzen alle Alters- und Berufsgruppen – hippe Junge und klapprige Alte, gut gekleidete Bankangestellte und Arbeiter im Blaumann – einträchtig nebeneinander und essen. Das Wegräumen der benutzten Teller, Schalen, Essensreste wird allerdings überwiegend von älteren Frauen und Männern, manches Mal auch sehr alt und gebrechlich, öfters von durch Behinderungen Eingeschränkten erledigt. Das schien für alle selbstverständlich … trotz allgegenwärtiger Hinweise, dass man sein Tablett mit gebrauchtem Geschirr doch bitte in bereitstehende Regale räumen solle. Diese hatten interessanterweise Abteile für „halal“, also für das nach muslimischen Regeln zubereitete Essen, und „non-halal“.

In unserem Hotel wurde der Zimmerservice interessanterweise auch von Männern erledigt. Bei einem Trinkgeld nach dem Hochtragen der Koffer zeigte man sich eher peinlich berührt. Taxifahrer halten sich an die Preise. Touristennepp, das Gefühl, übers Ohr gehauen zu werden, weil man sich nicht auskennt und sich ggf. sprachlich nicht zur Wehr setzen kann, haben wir nicht erlebt. Kleinkriminalität: Immer wieder ist zu beobachten, dass die Leute ihre Laptops und Taschen in Restaurants und Kneipen einfach auf den Stühlen hängen/stehen lassen, offenbar rechnet niemand damit, beklaut zu werden.

Zugang zu Kunst und Kultur ist für alle kostenlos oder für kleines Geld (z.T. haben Einheimische günstigere Eintrittspreise) zugänglich, das scheint ein wichtiges Anliegen. Die Aufbereitung von Informationen über Sehenswürdigkeiten und geschichtliche Ereignisse ist in einheitlicher Gestaltung, „auf den Punkt“ und professionell. Öfters auch durch lebensgroße Figurengruppen veranschaulicht.

Fünf Sterne für Singapur! Und ein zusätzliches würden wir für einen guten deutschen Bäcker vergeben 😊

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