Eine Fläche so groß wie Berlin. 1.000 Quadratkilometer. Das muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen. Denn das war die Ausdehnung der historischen Stadt Angkor in ihrer Blütezeit, mit mehr als 600 Tempeln (von denen etwa 100 „überlebt“ haben). Die Khmer-Könige beherrschten zwischen 802 und 1402 halb Südostasien.
Bei „Angkor“ hat man bestimmte Bilder im Kopf. Der größte Sakralbau der Welt, Angkor Wat, mit den fünf Türmen, die die Gipfel des Berges Meru (Wohnsitz der Götter) versinnbildlichen … UNESCO-Weltkulturerbe. Das wollten wir natürlich bei unserem Kambodscha-Besuch auch sehen und erleben. Aber als uns klar wurde, wie weitläufig das Gelände des Angkor-PARKS insgesamt ist, stellten wir uns schon die Frage, wie denn das zu bewältigen sein könnte mit unserem Zeitbudget: einen Tag Anreise (mit Hotel in einem Außenbezirk von Siem Reap), zwei volle Tage für Besichtigungen, dann Weiterreise nach Battambang. Gleich mal die Antwort vorweg: Das hat recht gut geklappt. Natürlich braucht man „Mut zur Lücke“. Viel wichtiger noch: Das Wetter muss mitspielen. Denn wenn sich der Monsun stundenlang auf die teils bemoosten Ruinen ergießt, wird aus Entdeckerfreude rasch Frust. Und bedeutend entspannter ist das Ganze, wenn die Anlagen nicht mit Touristen geflutet sind. Also eigentlich sollten die vielen anderen nicht kommen, wenn wir da sind? Hm.
Wir meinen ja öfter mal, dass wir Glückskinder sind, und dieser Eindruck bestätigte sich in Angkor. Wir haben über unser Hotel für zwei Tage einen Tuk-Tuk-Fahrer (Mr. Vanna) engagiert, der uns von Tempel zu Tempel gefahren und dann auf uns gewartet hat, bis wir genug herumgestöbert hatten. Das ist übrigens ganz wunderbar im Angkor-Park: Man kann sich in den Anlagen weitgehend frei bewegen, auch ein wenig herumklettern und alles im eigenen Tempo betrachten. Deshalb haben wir auf einen Guide verzichtet.
Es gibt unzählige Websites, Blogs, Infoseiten, Filmbeiträge und Dokumentationen, Bücher und Zeitschriftenartikel über die Angkor-Tempel. Daher wollen wir in unserem Blog nicht den Versuch unternehmen, eine auch nur annähernd umfassende Darstellung zu verfassen. Eine solche findet sich beispielsweise unter www.angkorwat.de, viele nützliche Tipps inklusive.
Basierend auf vielfältigen Erfahrungswerten haben sich für zwei Tage zwei Routen als optimal erwiesen, der kleine Rundweg („petit circuit“, in der Abbildung rot) über 17 Kilometer und der große Rundweg („grand circuit“, in der Abbildung rot + grün) über 26 Kilometer. Diesen Empfehlungen sind wir im Wesentlichen gefolgt, zum Teil in anderer Reihenfolge.
ANGKOR WAT ist die weltberühmte 800 Jahre alte hinduistische Klosteranlage des sagenumwobenen Königs Suryavarman II. (1112-50). Zu Angkor Wat hatten nur der König, seine Beamten und Bediensteten sowie Priester Zugang. Das waren der Überlieferung nach immerhin 20.000 Menschen.
Schon der lange Zuweg zu diesem Gebäudekomplex ist ein Erlebnis. Alles und jedes hat hier eine religiös-mythologische Bedeutung. Zuerst überquert der Besucher eine 190 Meter lange Sandsteinbrücke über den Wassergraben, der das „Urmeer“ verkörpert. Anschließend die fast 500 Meter lange Prozessionsstraße mit siebenköpfigen Nagaschlangen als Symbol für den irdischen Weg ins Heiligtum. Durch ein Portal erreicht man sodann die Galerien, die links und rechts um den inneren Bereich herumführen – mit einem Flachrelief von 540 Metern Länge und 2 Metern Höhe, das wunderbar erhalten/restauriert ist. Mit den Darstellungen von Alltagsszenen, Schlachten, Mythen, Göttergestalten, Affenwesen und Tempeltänzerinnen (Apsaras) könnte man Stunden verbringen. Überwältigend.
Über mehrere Durchgänge, Treppen und Portale gelangt man schließlich auf der dritten Ebene zum inneren Kern der Anlage, dem geometrischen und symbolischen Mittelpunkt in 42 Metern Höhe, von wo aus man einen Panoramablick auf die Anlage und die Umgebung hat. Hier befindet sich der Zentralturm in Lotusblütenform.
Man kann entweder ein Tagesticket für 37 US-Dollar kaufen oder ein Drei-Tage-Ticket für 72 Dollar (ermäßigt 62 USD, Oktober 2023). Auch Tickets für eine Woche oder gar einen Monat sind zu erwerben. Sie sind mit Foto ausgestellt und daher nicht übertragbar. Wie auch immer: ES LOHNT SICH.
PS: Wir hatten unser Hotel so gewählt, dass wir zwar am Stadtrand von Siem Reap waren, aber nur etwa 5 Kilometer vom Eingang zum Angkor-Park entfernt. Ruhig gelegen und gut zum Entspannen nach einem Besichtigungstag.