Faro – im Schatten der schönen Schwestern

Wir fahren mit der Erwartung nach Faro, dass uns die Stadt – so wie Lagos, Tavira und andere Algarveorte, die wir uns angeschaut haben, ihren eigenen Charme offenbart. Immerhin ist Faro die Hauptstadt der Region mit weitreichender Geschichte. Römer, Mauren, Portugiesen und Briten, alle haben ihren Stempel hinterlassen. Aber wie das so ist mit den Erwartungen im Leben. Schon auf dem Weg vom Parkplatz Richtung Innenstadt stellt sich der Eindruck des Schmuddeligen ein. Hier fehlen Steine im Pflaster, dort liegt Hundedreck, halb verfallene Häuser direkt neben ganz passablen Geschäften, Gerüche, über deren Ursprung wir gar nicht nachdenken wollen. Vieles wirkt „halbfertig“ – so als hätte man mitten im Aufbereiten der alten Schätze die Lust verloren (oder sind die Mittel ausgegangen bzw. ausgeblieben?). Besonders empfinden wir dies beim Bummel durch die historische Altstadt, eine Befestigungsanlage, die in ihren Anfängen immerhin auf das 9. Jahrhundert und die Mauren zurückgeht. Die die Altstadt komplett umschließenden Mauern sind insbesondere in einem meerseitigen Abschnitt mit Grafitischmierereien verunstaltet. Teile der Mauer liegen einfach so herum. Ein Baden-Württemberg-Aufkleber in diesem Umfeld kommt uns gerade recht! Die engen Gassen und das Zentrum dieser Anlage, der weitläufige Platz mit Kathedrale, Bischofspalast, Rathaus und Priesterseminar sind unbedingt sehenswert. Und eben darum wirken die Ruinen in der direkten Nachbarschaft wie Schläge in die Magengrube. Es sind noch viele Anstrengungen nötig, um den Verfall aufzuhalten.

Ein Kleinod ist das hafenseitige Eingangstor, der Arco de Vila, ein Nationaldenkmal. Auf seinen Türmen kann man mehrere Storchennester ausmachen – und das nicht nur dort, denn die Störche scheinen Faro insgesamt zu schätzen. Ihre Nester lassen sich auch andernorts in der Stadt ausmachen. 15 Storchenpaare sollen es sein, die sich hier heimisch fühlen.

Vielleicht hat Faro den Charakter eines Durchgangsortes nicht abschütteln können. Solche Orte müssen bekanntlich funktionieren, aber nicht unbedingt schön sein. Im Abstand von wenigen Minuten dröhnen die Flugzeuge im Landeanflug über die Stadt, um immer wieder Hunderte von sonnenhungrigen Algarvetouristen auszuladen, die dann wieder möglichst rasch auf die Küstenregion verteilt zu werden. Auch Faro verfügt über einen Strand, aber der liegt 8 Kilometer vom Zentrum entfernt.

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