Die Kauris – viel mehr als nur Holzlieferanten

Wir sind von Cape Reinga auf der Westseite der Nordinsel wieder Richtung SĂŒden gefahren, unser nĂ€chstes Fernziel ist die Coromandel-Halbinsel östlich von Auckland. Einmal setzen wir mit der FĂ€hre ĂŒber (nach Rawene), bei Omapere direkt an der KĂŒste erwischen wir auf einem Lookout gerade noch einen dieser TraumsonnenuntergĂ€nge.

Bei eintretender Dunkelheit fahren wir durch den Waipoua-Forest. Im Waipoua-Forest und im Trounson Kauri Park stehen fast drei Viertel aller noch verbliebenen Kauris in Neuseeland. Die Kauris waren schon hier, als noch kein menschlicher Fuß die Insel betreten hatte. Und sie hĂ€tten den Menschen fast nicht ĂŒberlebt. Noch vor ca. 150 Jahren waren weite Teile der Nordinsel von diesem Baum ĂŒberzogen, und von diesem Bestand sind nur etwa 2 Prozent geblieben. Kauris stehen deshalb unter strengem Schutz, und man muss besondere Vorkehrungen treffen, wenn man einen Kauriwald betritt. Die Schuhe sind aufwĂ€ndig zu reinigen und zu desinfizieren, sowohl beim Betreten wie beim Verlassen des Walds. Erst vor wenigen Jahren wurde ein Parasit in Neuseeland eingeschleppt, der tödlich fĂŒr den Kauri sein kann.
Im Waipoua-Forest befindet sich auch der Ă€lteste Kauri der Welt, der Tane Mahuta, der „Gott der WĂ€lder“. Ein wirklich ehrfurchteinflĂ¶ĂŸendes Exemplar, dessen Alter auf 2000 Jahre geschĂ€tzt wird. Sein Stammumfang betrĂ€gt etwa 14 m, seine Äste beginnen auf ca. 18 m Höhe und er ist fast 52 m hoch. Wir fĂŒhlen uns an die MammutbĂ€ume in Kalifornien erinnert. Im Waipoua-Forest befinden sich noch einige weitere Exemplare aus der obersten Kauri-Liga. Und Kiwi-Gebiet ist das hier ebenfalls, deshalb werden auch nĂ€chtliche FĂŒhrungen angeboten.

Sowohl die EuropĂ€er wie auch die Maoris schĂ€tz(t)en den Kauri in besonderer Weise. FĂŒr Letztere ist er heilig. Sie verwendeten die glatten Kauri-StĂ€mme fĂŒr ihre Kriegskanus, ihr Harz wurde als Brennstoff fĂŒr Fackeln verwendet. Schon Captain Cook entdeckte die QualitĂ€ten des Kauri-Baumes fĂŒr den Schiffbau, und rasch wurde der Kauri auch zum zentralen Holzlieferanten fĂŒr den Hausbau. Die Hochzeit des Kauri-Abbaus war die Phase zwischen 1870 bis 1920. Aus Kauri-WĂ€ldern wurde in großem Stil Farmland.

Kauriharz wurde ĂŒber Jahrzehnte in großen Mengen weltweit exportiert. Die chemische Industrie nutzte es zur Herstellung von Farben, BodenbelĂ€gen und Klebstoff. Heute noch gilt es bei hochwertigen Musikinstrumenten als unĂŒbertroffener Lack.

Am eindrucksvollsten wird die Geschichte des Kauri-Abbaus in einem Museum in Matakohe (in der NĂ€he von Dargaville) dargestellt. Wir haben hier etwa drei Stunden verbracht und waren tief beeindruckt von den vielen Exponaten (u.a. Kauriharzklumpen in gewaltigen Dimensionen und wunderschöne Möbel), nachgestellten Szenen aus dem Leben der HolzfĂ€ller und sog. „Gumdigger“ (die die Harzklumpen zutage förderten), der Holzbarone, -hĂ€ndler und -verarbeiter. Es wurden stattliche Maschinenparks zusammengetragen und Werkzeuge zur Holzbearbeitung und -verarbeitung der unterschiedlichsten Art. AuffĂ€lligstes AusstellungsstĂŒck ist sicherlich ein 22 m langes Holzbrett aus einem StĂŒck Kauriholz.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert