Bahnfahren normal in Vietnam

Für die gut 400 Kilometer lange Strecke von Dha Nang nach Saigon (Ho-Chi-Minh-City) hatten wir, obwohl tagsüber von 10.00 bis 19.30 Uhr unterwegs, einen Schlafwagen gebucht. So konnte man sich auch mal hinlegen. Aber diesmal nutzten wir nicht den edlen Laman Express (vgl. Von Hanoi nach Sa Pa), sondern den normalen Zug, und zwar zweiter Klasse.

Der Zug kommt!

Das ist dann schon ein Unterschied! Diesmal waren wir in einem 6-Betten-Abteil untergebracht, also bedeutend beengter als bei Laman. Mit harten Liegen, zusammen mit vietnamesischen Fahrgästen, mit denen wir uns nicht verständigen konnten. Und die eben auch kleiner sind als Europäer 😉.

Da kann man sich schon mal den Kopf anstoßen.

Die besten Plätze sind unten, weil man sich hier am freiesten bewegen kann. Allerdings nutzen auch die Mitfahrer diese Plätze, wenn sie sich mal hinsetzen wollen, den oben kann man sich nicht aufrichten. Unten bekommt man also mehr Besuch als oben, was ja auch ganz nett sein kann.

Und lauter ist es. So hat ein Mitfahrer (ganz oben) stundenlang vietnamesische Videos geschaut – ohne Kopfhörer -, und die Dame schräg gegenüber führte lange Telefonate. Die Tür stand stets auf, und draußen auf dem Gang war reges Treiben. In kurzen Abständen kamen mit lauter Ankündigung Bahnangestellte vorbei, die Essen und Trinken anboten. Als richtige Nervensäge erwies sich ein kleiner Junge, der permanent herumschrie, um seinen Willen durchzusetzen. So eine Art Michel Lönneberga auf vietnamesisch, der zudem gerne zündelte.

Süppchen oder Getränk gefällig?
Ob groß, ob klein, alle tragen Badeschlappen.
Ob er wohl als Nächstes den Rucksack anzündet? Oder meinen großen Zeh?!
Zum Schlafen kommt man auch mal …

Das Schöne an einer längeren Zugfahrt am Tag ist natürlich, dass man viel von der Landschaft mitbekommt. Für uns überraschend sahen wir beispielsweise große Flächen mit Solarpanels. Weniger überraschend die landwirtschaftliche Prägung der Landschaft und, leider, das Ausmaß der Vermüllung in Orten, die wir durchfuhren.

Solarpanels, so weit das Auge reicht.
Drachenfruchtplantagen.
Solche Müllablagestellen sieht man immer wieder an der Bahnstrecke.

PS: Zum Thema „Zugfahren in Vietnam“ gibt es eine Fülle von zum Teil sehr gut aufbereiten Informationen (Streckenübersichten, Fahrpläne, Zugklassenerklärungen, Reisetipps usw.). Stellvertretend sei an dieser Stelle der Zugreiseblog (www.zugreiseblog.de) erwähnt.

Persönliche Highlights Nha Trang

Wir haben uns volle drei Tage im Küstenort Nha Trang aufgehalten. Da kann man sich einiges anschauen, aber natürlich nicht alles würdigen, was touristisch interessant sein könnte. Hier sind unsere persönlichen Highlights:

1. Cham-Tempel Po Nagar

Wie schon in einem anderen Beitrag (über My Son) ausgeführt, spielen die Cham für die vietnamesische Geschichte eine wichtige Rolle. Von 243 bis 1653 war der Vorläufer von Nha Trang, Aya Trang, die Hauptstadt des Cham-Königreichs Kautharta. Aus dieser Epoche stammt die Tempelanlage Po Nagar (auch Thap Ba). Sie liegt auf einem kleinen Hügel am Nordufer des Cai-Flusses.

Po Nagar zählt zu den Nationalheiligtümern Vietnams und wird auch als Pilgerstätte genutzt. Deshalb sind bestimmte Verhaltensregeln einzuhalten:

Die Tempelanlage kann zu bestimmten Zeiten überlaufen sein. Wir hatten jedoch Glück, es war relativ wenig los.

Die massiven Säulen im unteren Bereich trugen einst ein Dach – hier war die Eingangshalle, die auch zu Meditationszwecken genutzt wurde.

Wie sonst auch schon, wurden wir von drei Damen mit aufs Foto gebeten. Europäer sind hier immer noch ein beliebtes Fotomotiv

In der Miite führt eine Treppe direkt hoch zum Haupttempel. Sie ist aber aus Sicherheitsgründern heute abgesperrt.

Die alte Haupttreppe – mit sehr hohen Stufen.

Heutige Besucher dürften froh sein, dass sie den Hügel über je eine Treppe auf der linken bzw. rechten Seite erklimmen können, da diese bedeutend niedrigere Stufen haben und weniger steil sind.

Seitentreppe rechts.

Von der linken Treppe aus hat man einen sehr schönen Blick auf den Fluss und die beiden Brücken:

Es sind insgesamt vier Türme erhalten. Der 25 Meter hohe als „Nordturm“ bekannte Hauptturm ist mit vielen Verzierungen versehen und hat ein dreiteiliges Dach.

Der Nordturm ist der Cham-Göttin Po Yang Y No Nagar gewidmet. Als die Vietnamesen die Cham verdrängt hatten, wurde sie von diesen quasi adoptiert und mit der Gefährtin Shivas, Parvati, verschmolzen. So kann‘s gehen … Vielleicht wird Maria ja auch eines nicht allzu fernen Tages die Gattin Mohammeds 😉.

Die weiteren Türme der Anlage sind deutlich kleiner als der Nordturm und beherbergen zum Teil kleine Altären.

Auf dem Gelände gibt es außer den Türmen auch noch anderes Interessantes zu entdecken.

2. Pagode Son-Long

Die große weiße Buddha-Statue hoch auf dem Hügel ist bereits von Weitem sichtbar … Die Pagode zu ihren Füßen wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und 1940 sowie 1975 renoviert und erweitert. Als Hauptsitz der Buddhistischen Gemeinschaft in dieser Region betreibt sie eine große Mönchsschule.

Bis zur Buddha-Statue sind es 150 Stufen. Auf halbem Weg befindet sich ein 14 Meter langer liegender Buddha.

Der „Hauptbuddha“ oben auf dem Hügel ist ebenfalls 14 Meter groß und schneeweiß. Er thront auf einer Lotusblüte und blickt voller Würde über Nha Trang.

Die mit Flammen gerahmten Porträts an der Seite erinnern an buddhistische Nonnen und Mönche, die sich 1967 aus Protest gegen die Buddhisten-Verfolgung durch die südvietnamesische Regierung selbst verbrannten.

Innen befindet sich ein Altar, rundherum an den Wänden sind Reliefs.

3. Markt Cho Dam

Märkte gibt es natürlich einige in Nha Trang, sowie verschiedenste andere Einkaufsmöglichkeiten, einschließlich einem edlen Kaufhaus namens Nha Tran Centre (mit einem sogenannten Foodcourt, von wo man einen schönen Blick aufs Meer hat).

Wegen seiner Authentizität und Größe besonders beeindruckend fanden wir den Cho-Dam-Markt. Hier gibt’s alles und das gleich mehrfach.

Insbesondere im Außenbereich, wo hauptsächlich Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch und verarbeitete Lebensmittel verkauft werden, geht’s etwas robuster zu, daher sollten Besucher nicht allzu empfindlich sein,

4. Fischessen

Wer gerne Fisch und Meeresfrüchte isst, hat in Nha Trang alle Möglichkeiten. Die Stadt hat eine ganze Reihe guter Fischrestaurants, sowohl übers Stadtzentrum verteilt wie auch an der Uferstraße. Wir sind einer Empfehlung unseres Reiseführers gefolgt und haben unsere Fischplatte sehr genossen. Kleiner Wermutstropfen: Schade, dass Vietnam kein Weinland ist! Ein bezahlbarer trockener Weißwein wäre schon schön gewesen.

PS: Gourmets schätzen Nha Trang auch für seine Seeschwalbennester (auf der Insel Hon Yen). Normalerweise frisst die Seeschwalbe (Salangane) Insekten. Aber kurz vor der Brutzeit stellt sie auf Seetang um, um ihren Speichel besonders zäh zu machen. Mit diesem Schleim klebt die Schwalbe ihr Nest an den Felsklippen fest. Die Nester werden dann unter Lebensgefahr „geerntet“ und getrocknet. Die mit dem Speichel durchsetzte Nestaußenwand versetzt Feinschmecker in großes Verzücken, vor allem in China. Dort zahlt man pro Kilo mehrere tausend Dollar. Wem‘s schmeckt … Wir haben unsere Reisekasse jedenfalls nicht für ein Schälchen Speichelsuppe geplündert!

Nha Trang – Spaziergang an der Stadtstrandpromenade

Wenn man sich der Stadt nähert, fallen unmittelbar die vielen Hotelklötze auf. Bilder von zugebauten Küstenstädten an der Costa Blanca oder Costa del Sol in Spanien, wie Benidorm oder Torremolinos, kommen einem in den Sinn. Orte, die sich auf Gedeih und Verderb dem Massentourismus verschrieben haben.

Von „Massen“ konnte bei unserem 3-Tage-Aufenthalt im Oktober 2023 wirklich nicht die Rede sein. Am meisten ist hier wohl los zwischen Juni und August. Der November ist in aller Regel verregnet. Wir hatten in unserem Hotel in Strandnähe im nördlichen Teil der 300.000-Einwohner-Stadt den Eindruck, dass wir fast die einzigen Gäste waren. Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass wir pro Übernachtung im Drei-Sterne-Haus keine zwanzig Euro zahlen mussten.

Wir erschließen Städte ja gerne zu Fuß, und so hielten wir‘s dann auch in Nha Trang. Bei etwa 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von nahezu 90 Prozent marschierten wir also los, am ersten Tag gute fünf Kilometer an einer breiten Promenade entlang (auch das erinnert an Spanien). Hier ein paar Eindrücke:

Wie man sieht, war der Stadtstrand ziemlich leer. Die wenigen Touristen, die sich hier einfanden, waren zum großen Teil Russen. Auf diese ist Nha Trang auch eingestellt. Die Warenauszeichnungen sind zum Teil auf russisch, auch die Händler sprechen ein paar Brocken Russisch. Aber wir schreiben das zweite Jahr des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Und wir mutmaßen, dass vielen Russen die Lust auf Strandurlaub in Vietnam vergangen sein könnte.

In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass wir an einem Wok-Imbissstand mit einem jungen russischen Paar ins Gespräch kamen, das diesen Stand betreibt. Die beiden sind zusammen mit ihren beiden Kindern seit sieben Monaten in Vietnam und versuchen, sich hier eine Existenz aufzubauen. Sie berichteten von Schwierigkeiten beim Aufenthaltsstatus, bei der Wohnungs- und Arbeitssuche, in der Schule. Ganz zu schweigen von den Sprachproblemen. Die Tochter habe sich zu einem bestimmten Zeitpunkt geweigert zu essen. Zurück nach Russland ist wohl keine Option. Es hat sich in Nha Trang offenbar eine gewisse Infrastruktur für Exil-Russen entwickelt, einschließlich entsprechendem Warenangebot und auch Agenturen, die spezielle Dienstleistungen für diese Clientele anbieten .

Der russische Text lautet: So lecker wie zu Hause.

Aber es bleibt die Frage: Wohin können die Russen, die für sich keine Perspektive in ihrer Heimat sehen? Welcher Staat nimmt sie mit offenen Armen auf?

Bleibt man am Strand, so ist in unserer Laufrichtung (von Nord nach Süd) die nächste nennenswerte Station eine schmale ins Meer reichende Landzunge, deren Spitze aus einer Felsformation besteht: Hong Chon. Ganz hübsch anzuschauen, aber für uns Kroatien-Fans nicht gerade überwältigend. Der Zutritt zu den Felsen ist außerdem kostenpflichtig (umgerechnet 2,50 €). Hm, etwas befremdlich …

Etwa 500 Meter hinter Hong Chong geht man eine Treppe hinunter, wenn man am Meer bleiben möchte. Und dann tut sich aus dem Nichts ein schönes Kunstwerk hervor – sowohl die Brückenpfeiler wie auch die Betonmauer sind mit schönen gemalten Unterwasserweltszenen versehen.

So schön kann Beton sein 😊.

Ungefähr nach einem halben Kilometer geht es einen Pfad hinunter, von dessen Ende ein paar Fischer aufs Meer fahren. Unmittelbar gegenüber, auf einem Inselchen, befindet sich eine Tempelanlage, die man auch besuchen kann.

Nach der Überquerung einer Brücke (über den breiten Cai-Fluss) gelangt man am Hauptstadtstrand entlang zu einem zentralen Wahrzeichen von Nha Trang, dem Agarwood Tower oder Thap-Tram Huong, unmittelbar an der Promenade gelegen.

PS: Die Darstellung wird häufig fälschlicherweise als „Lotusblüte“ bezeichnet. In Wahrheit handelt es sich jedoch um eine Agarholzblüte.

Der abends beleuchtete Agarwood Tower liegt direkt an der Strandpromenade und gilt als eines der Wahrzeichen von Nha Trang.

Wir fanden den Stadtstrand von Nha Trang zwar durchaus sehens- und besuchenswert. Aber so richtig attraktiv ist er aus unserer Sicht nicht. Für unseren Geschmack liegt hier zu viel Unrat wie Plastikflaschen, Verpackungsmüll und Zigarettenkippen herum. Auch das Meer wirkt nicht so einladend. Störend ist überdies der permanente Verkehrslärm von der Straße, die nur wenige Meter entfernt von der Promenade verläuft. Einen Radweg gibt es leider nicht.

Aber Anhänger von Sandstränden kommen offenbar an den langen südlich gelegenen Stränden durchaus auf ihre Kosten, so liest und hört man.

Geradezu traumhaft schön sollen die Strände von Mui Ne, etwa 220 Kilometer südlich von Nha Trang sein. Dort herrscht ein besonderes Mikroklima mit wenig Regen, auch in der Regenzeit. Der ehemalige Fischerort gilt als Kitesurfer-Paradies, mit Wind- und Wellen-Garantie von August bis Dezember.

Da es vor Nha Trang ein paar Inseln gibt, sind hier auch Bootsausflüge (vor allem zum Schnorcheln und Tauchen) beliebt. Nha Trang zählt zu den besten Tauchrevieren Vietnams.

Vor allem vietnamesische Familien besuchen gerne den VinWonders-Vergnügungspark auf Hon Tre. Er soll einer der größten seiner Art in Vietnam sein und über eine Fülle von Wasserrutschen, Spielautomaten, Karussells und dergleichen verfügen. Sogar übernachten kann man hier. Der Fun-Park ist grundsätzlich (neben einem Schnellboot) auch über eine Seilbahn zu erreichen. Diese ist jedoch derzeit (seit 2021) „aus technischen Gründen“ außer Betrieb. Wir haben einen Besuch des Vergnügungsparks nicht Erwägung gezogen.

Hoi An – Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne?

Hoi An, ein Örtchen circa 40 Kilometer südlich von Da Nang, ist ein echter Touristenmagnet. Kaum ein Tourist, der von Nord nach Süd (also von Hanoi nach Saigon) oder in umgekehrter Richtung unterwegs ist, verzichtet auf einen Hoi-An-Besuch. „Freilichtmuseum mit Charme“, so beschreibt der aktuelle Vietnam-Reiseführer von Stefan Loose Hoi An treffend. Manchmal wird auch die Bezeichnung „Venedig von Vietnam“ verwendet.

Hier stimmt einfach vieles, was man von einem solchen Ort erwartet. Da ist zunächst einmal die erforderliche Infrastruktur mit Restaurants und Unterkünften für jeden Geldbeutel (ab zwei Euro für eine Nacht im Gruppenschlafsaal eines Hostels), mehrstöckige Hotels sind rar. Ebenso größere Supermärkte und dergleichen, zumindest im touristisch interessanten Zentrum. Die Gastronomie- und Einkaufswünsche werden über kleinere Bars, Restaurants wie auch eine Fülle von Streetfood-Ständen abgedeckt; die Läden sind zumeist einem klar definierten Produktsortiment zuzuordnen. Was in der Altstadt markant auffällt: Es gibt viele Massagesalons (nichts Dubioses!) und noch mehr Lederwarengeschäfte (Schuhe, Taschen, Gürtel, Hüte).

Lederwaren für jeden Geschmack.

Wofür Hoi An aber vor allem, auch international, bekannt ist: Schneider und noch mehr Schneider, die auf Maß arbeiten, tendenziell eher elegantere Kleidungsstücke wie Kleider für festliche Anlässe, Anzüge und Hemden. Aber selbstverständlich auch alles andere, was modisch ist und den Körper ziert. Es soll hier etwa 620 Schneider geben. Unglaublich. Ob die wirklich alle ein Auskommen finden?
Natürlich ist das eine große Versuchung: Was zu Hause für Normalerverdiener ein Wunschtraum bleibt, ist in Hoi An plötzlich realisierbar: ein auf Maß gefertigtes Kleidungsstück. Das Konzept scheint jedenfalls aufzugehen. Auch viele Backpacker nehmen die Schneider-Angebote wahr. Selbst die jungen Männer, für die normalerweise ein paar Schlappen, ein schlabberiges T-Shirt und Shorts ausreichen, um angezogen zu sein, geraten ins Grübeln. Für Bewerbungsgespräche oder im Job zu Hause könnte so ein schicker Anzug ja vielleicht Eindruck machen und ganz nützlich sein … Ein solches Kleidungsstück ist ggf. nach 24 Stunden fertig zur Anprobe, und es wird selbstredend zuverlässig nach Übersee versandt.

Hm. Das funktioniert eben alles nur, weil das Material günstig ist und – vor allem – die Arbeit, zumindest aus westlicher Sicht, fast nichts kostet und damit auch wenig wert ist. Wie würden wir uns empören, wenn ein Schneider in Deutschland über Nacht ohne angemessenen Lohn und entsprechende Zuschläge ein festliches Abendkleid fertigen müsste? Aber hier in Vietnam scheint es uns nicht wirklich zu stören. Man freut sich eher, wenn man den Preis deutlich runtergehandelt hat.

Einer von über 600 Schneiderläden in Hoi An.

Blick zurück:
Hoi An war mit seiner Lage am Fluss und am Meer ehemals (im 16. und 17. Jahrhundert) ein wichtiger Umschlagplatz, gleichermaßen für Waren (u.a. Porzellan und Seide) und Kultur. Japaner, Chinesen und einige europäische Länder (Holland, Frankreich, England) hatten hier ihre Handelshäuser, manche Asiaten siedelten sich hier an. Das spürt man auch heute, wenn man durch die Altstadt und am Fluss entlang schlendert. Man sieht eine Vielzahl von chinesischen Pagoden und Versammlungshäusern, ebenso ein gut erhaltenes japanisches Kaufmannshaus. Und selbstverständlich kann Hoi An mit diversen vietnamesischen Familienhäusern aufwarten, die man in der xten Generation bewohnt. Viele von ihnen sind zu besichtigen, einige sogar kostenfrei. Dann wird man jedoch auch ein wenig bedrängt, etwas zu kaufen. Die Aufteilung der Häuser ist stets ähnlich: Im vorderen Bereich unten befindet sich ein Laden oder eine Werkstatt, daran schließt sich ein Wohnbereich mit einem lichten Innenhof an. Die oft schmalen Häuser erreichen eine Tiefe von bis zu 60 Metern und führen auf eine Parallelstraße. Deshalb werden sie auch als „Tunnelhäuser“ bezeichnet. Für historisch Interessierte ist der Zutritt kommod gelöst: Überall in der Innenstadt stehen Tickethäuschen, wo man für 120.000 Dong (etwa fünf Euro) ein Ticket kauft und dann aus 25 Sehenswürdigkeiten fünf auswählen und anschauen kann. Sehr praktisch beim Schlendern: Zu bestimmten Zeiten (werden die Straßen in Flussnähe kurzerhand zu Fußgängerzonen umfunktioniert, indem man den Zugang für Fahrzeuge sperrt. Das freut und entspannt den Fußgänger und ist eine große Seltenheit in Vietnam. Man verwendet dafür solche Sperren:

Nachfolgend zwei Beispiele für die chinesischen Einflüsse (wir können im Rahmen unseres Blogs nur einen Eindruck vermitteln):

1. Der Quan Cong Tempel, auch als Song Pagode bekannt. 1653 zu Ehren des legendären Generals Quang Cong gegründet.

Eine für chinesische Tempel typische Wächterfigur mit definitiv abschreckender Wirkung.

2. Der Ba-Mu-Tempel, 1626 erbaut und von 1848 bis 1922 mehrfach erweitert. Der Tempel ist nicht vollständig und hört hinter der beeindruckenden Fassade auf. Davor befindet sich ein Lotusteich:

Die Japaner haben u.a. ein zweistöckiges Handelshaus hinterlassen, das unter dem Namen Japanese Culture House bekannt ist und durch seine strengen Formen und Linien beeindruckt. Es repräsentiert das alte japanische Viertel von Hoi An.

DAS Symbol für den japanischen Einfluss auf Hoi An ist die 18 Meter lange Japanische Brücke, auch Tempelbrücke genannt, die einen Seitenarm des Thu-Bon-Flusses überspannt. Sie verband zur Zeit ihrer Entstehung 1593-95 das japanische mit dem chinesischen Viertel.

In Ermangelung eines besseren Motivs vom Prospekt abfotografiert 😞.

Zum Zeitpunkt unseres Besuchs (Oktober 2023) war der Japanische Tempel komplett überdacht und für Restaurationszwecke bis auf die Grundmauern abgetragen. Als Jahr der Wiedereröffnung gilt offiziell 2026.

Die Handelsschiffe wurden mit der Zeit immer größer, und wegen der zunehmenden Versandung der Flussmündung und des Hafens verlor Hoi An im 19. und 20. Jahrhunderts an Bedeutung. Da Nang übernahm sukzessive seine wirtschaftliche Funktion als Umschlagplatz. Hoi An verblieb in einer Art Dornröschenschlaf und wurde vor wenigen Jahrzehnten vom Tourismus wachgeküsst. Das erklärt die hohe Zahl an historischen Bauten in relativ gutem Zustand, und dies ist der Grund dafür, dass die UNESCO 1999 etwa 800 (!) Objekte aus der Altstadt des Hafenstädtchen auf die Weltkulturerbeliste nahm. Das ist natürlich ein Pfund, mit dem sich ordentlich wuchern lässt.

An dieser Stelle sollen beispielhaft zumindest zwei historische vietnamesische Häuser Erwähnung finden, weil sie uns persönlich beeindruckt haben. Zum einen das Ancient House, das bereits von außen einen imposanten Eindruck macht und inzwischen in der siebten Generation von einer Familie bewohnt wird. Man kommt ohne Eintritt hinein, erhält eine kurze Führung durch das Erdgeschoss und wird dezidiert zu den Verkaufsangeboten (u.a. selbstgefertigtem Silberschmuck) geführt. Und als wir wieder herauskamen, hatte sich Evas kleine Schmucksammlung um ein Paar Ohrringe erweitert 😊. Eine nette Erinnerung an Hoi An …

Auch einen Schreiner gab es in der Familie schon einmal.

Zum anderen das Reaching Out, das im vorderen Bereich ein Tee- und Kaffeehaus betreibt, im hinteren eine Werkstatt. Hier arbeiten Menschen mit Einschränkungen unterschiedlicher Art. Die Gäste werden beispielsweise von seh- und/oder hörbeeinträchtigten Mitarbeitern bedient. Man gibt seine Bestellungen mittels beschrifteten Klötzchen auf. In der Werkstatt stellen gehandicapte Kunsthandwerker Schmuck und Souvenirs her, die man vor Ort erwerben kann. Ein tolles Konzept, bei dem der Kauf eines schönen Geschenks gleich doppelt Freude erzeugt.

Der liebevoll gestaltete Eingangsbereich.
Kommunikation zum Anfassen.

DAS HIGHLIGHT für die meisten Besucher (auch uns): Allüberall leuchten die für Hoi An typischen bunten Laternen, die eine wohlige Atmosphäre schaffen und die Menschen mit ihrem Lichterspiel verzaubern. Häuser, Geschäfte und Kneipen, vor allem die Ruderboote (Sampan) auf dem Thu Bon, tauchen die Altstadt bei Dunkelheit in ein buntes Lichtermeer. Wer mag, kann auch ein kleines Laternenschiffchen von der aufs Wasser setzen und sich etwas wünschen – Wunscherfüllung garantiert😉. Am besten geht man zu diesem Zweck auf die berühmte „Bridge of Lights“, die die Altstadt mit der Flussinsel An Hoi verbindet. Die Brücke ist sowohl tagsüber wie auch nachts ein beliebter Selfie-Spot.

Blick von der Bridge of Lights.
Wünsch dir was.

Auch für Strandfreunde ist Hoi An durchaus attraktiv. Nur 4 Kilometer östlich der Altstadt liegt der Cua-Dai-Strand, 3 Kilometer nördlich der An-Bang-Strand. Beide sind leicht mit dem Rad zu erreichen. Und hier wie dort hat sich für Besucher eine gute Infrastruktur entwickelt, einschließlich Homestay-Angeboten, Restaurants, Cafés und Bars. Leider konnten wir uns das bei unserem Hoi-An-Besuch nicht persönlich anschauen, weil das Wetter zu unbeständig war. Wir waren vier Tage hier, und das Wetter hat sich öfter mal SO gezeigt:

Und was macht man DANN in Hoi An? Kein Problem: Zum einen ist es auch bei Regen warm. Zum anderen gibt es ein tolles Angebot an Cafés (vietnamesisch, europäisch), Historische Gebäude in Hülle und Fülle, Shoppingmöglichkeiten, die die Kreditkarte zum Glühen bringen, Märkte, Museen, Galerien, Kneipen … Ganz zu schweigen von den kulinarischen Verführungskünsten einer Stadt am Meer!

Auf Empfehlung eines in Hoi An lebenden Amerikaners haben wir als Garküchenfans mehrfach bei einer freundlichen Köchin im überdachten Teil des Zentralmarkts gegessen und verschiedene Gerichte bei ihr ausprobiert: allesamt frisch zubereitet und richtig lecker!

Alle wollen dich bekochen!
Aber wir waren nur einer echten Könnerin ihres Fachs treu.

Wir hatten bei der unserem Besuch schon den Eindruck, dass Hoi An trotz der vielen Besucher noch authentischen Charme ausstrahlte. Und ebenso können wir uns vorstellen, dass in wenigen Jahren ein Kipppunkt erreicht ist, an dem der Kommerz die Oberhand gewinnt und dieser liebenswürdige Ort zur reinen Folklore-Kulisse für eine gut geölte Tourismusmaschine wird.

Frühsport am Hoan-Kiem-See in Hanoi

Der Hoa-Kiem-See ist eine Art Ruhepol im geschäftigen Zentrum von Hanoi. Manche bezeichnen sie auch als „Hanois Seele“. Nun, ganz ruhig geht es hier nicht zu, auch hier nimmt man den Verkehrslärm der Metropole wahr, aber deutlich gedämpft. Es ist eben südostasiatischruhig, nicht friedhofsruhig. Andere Länder, anderes Verständnis von „ruhig“. Das kennen wir ja bereits von Europa. Wenn wir es als Nordlichter irritierend finden, dass in einer spanischen Bar bei Hochbetrieb der Fernseher läuft, kein Mensch hinschaut und gleichzeitig der Bass durch die Boxen wummert. Sozusagen als akustische Kulisse.

Über den See hat man einen schönen Blick auf die jeweils andere Seite.

Der Name „Hoan-Kiem“ bedeutet bedeutet „Der See des zurückgegebenen Schwertes“. Ganz schön viel Bedeutung für so ein kleines Wort. Aber spätestens jetzt wissen wir, dass der Hoan Kiem nicht nur ein Naherholungsraum ist. Er ist Teil der vietnamesischen Identität. Denn dem Nationalhelden Le Loi ging beim Fischen im genannten See ein Schwert ins Netz, mit dem er in der Folge in mehreren Schlachten seine Feinde niedermetzelte.

Der Jadeberg-Tempel (Ngoc Son) im nodöstlichen Teil des Sees ist der Literatur gewidmet, ebenso wie der „Schreibpinsel-Turm“, Thap But, direkt am Ufer. Man erreicht den Jadeberg-Tempel über die 1875 erbaute, wunderschön geschwungene The-Huc-Brücke (Brücke der aufgehenden Sonne).

Der Hoan-Kiem-See ist umgeben von der Walking Street, die sich gleichermaßen bei den Bewohnern wie den Besuchern großer Beliebtheit erfreut.

Man liest immer wieder, dass ein Spaziergang entlang der Promenade um den See in den frühen Morgenstunden ein besonderes Erlebnis sei, auch weil man dabei viele Hanoier beim Frühsport beobachten könne. Dabei muss man wissen, dass die Vietnamesen früh aufstehen (und auch früh schlafen gehen). Ein Zwischenstopp in Hanoi auf dem Rückweg von Sa Pa, Ankunft des Nachtzuges in Hanoi um 5.35 Uhr, war deshalb für uns die beste Gelegenheit, das Treiben am Hoan-Kiem-See mit eigenen Augen zu betrachten.

Nachdem wir unser Gepäck im Hotel abgestellt hatten, machten wir uns sogleich zu Fuß auf den Weg. Wir hatten den See noch gar nicht erreicht. als uns die ersten Jogger entgegenkamen. Einige waren schon dabei, ihren Flüssigkeitshaushalt auszugleichen und noch ein paar Dehnübungen zu vollziehen. Das heißt: Diese Frauen und Männer hatten ihren Lauf bereits um 6.30 Uhr absolviert (und sind wohl um kurz nach 5.00 Uhr losgelaufen?). Respekt.

Als nächstes konnten wir die Geschicklichkeit von einigen Männern bei einer im Westen als „Footbag“ bekannten Sportart bewundern. Dabei spielt man per Fuß oder Kopf, wie beim Fußball, einen kleinen „Ball“ (mit Granulat oder Reis gefüllt) über ein Netz hin und her. Dieses Spiel gibt es in einzelnen Ländern Asiens seit etwa 4.000 Jahren.

Ansonsten wird am Hoan-Kiem-See so ziemlich alles aufgeboten, was der geistigen und körperlichen Ertüchtigung dient, von Gymnastik und Yoga über Joggen und Kraftübungen bis hin zu rhythmischem oder Standardtanz. Jede(r) nach seinen/ihren Fähigkeiten und Neigungen, in der Gruppe oder allein.

Wir waren schwer beeindruckt. Es hätte sich sogar gelohnt, dafür richtig früh aufzustehen!

Hoffentlich hält der Ast.

Auch auf den gegenüberliegenden Bürgersteig hielt man sich fit und geschmeidig:

Bei diesen Verrenkungen jaulten unsere Bandscheiben schon beim Zuschauen auf 😱.

Aber es geht auch ganz anders:

Tiefenentspannung ist selbst auf dem kleinsten Moped möglich 😊.

Cruise in der Bucht von Bai-Tu-Long (Ha Long)

Bei dieser Schiffstour stimmte einfach ALLES!

1. die DAUER: Die Angebote reichen von Tagesausfahrten bis zu Drei-Tage-Touren mit zwei Übernachtungen an Bord (unsere Wahl). Die längeren Aufenthalte sind natürlich teurer, jedoch vor allem vor dem Hintergrund schöner, dass man ganz „runterkommt“ und sich eine Art „See-Gefühl“ einstellt. Die ansonsten bewährte Gleichung „günstig und gut“ ist bei dieser Reiseart sicherlich nicht die beste Orientierung. Das langsame Gleiten durch die unzähligen bizarren Felsformationen (es sind mehr als 2.000 Inseln und Einzelfelsen), hat einen besonderen Charme. Man kann sich kaum sattsehen …

2. der ORT und das AMBIENTE: Die meisten von Ha Long ausgehenden Bootstouren finden in der Ha-Long-Bucht statt. Und da ist dann auch ein entsprechendes Schiffsaufkommen. An vielen Tagen sind in der Bucht mehr als 500 (!) Schiffe unterwegs. In der Bai-Tu-Long-Bucht, die unmittelbar an die Ha-Long-Bucht grenzt, geht es sehr viel gemäßigter zu. Aber auch hier ragen die Karstfelsen steil aus dem Meer hervor, gibt es kleine Sandstrände, eine vielfältige Flora und Fauna und schwimmende Dörfer, die vom Fischfang und der Perlenzucht leben.

3. die SCHIFFS- und GRUPPENGRÖẞE: Unser Schiff, die Dragon Pearl von der Gesellschaft Indochina Junk, hat nur sechs Doppelkabinen und wir waren deshalb auch nur elf Passagiere: außer Eva und mir ein junges Paar aus den Niederlanden, ein in China lebender Franzose und eine vierköpfige australische Familie nebst Tochter-Boyfriend. Wir hatten einen Guide namens Coco mit guten Englischkenntnissen, der viel über sein Land und Ha Long und Bai Tu Long berichten konnte. Als Gruppe kamen wir von Anfang an gut miteinander zurecht.

Die Dragon Pearl von Indochina Junk.
Mit viel Platz zum Chillen.
Unsere Kabine beim Ablegen.

4. die VERSORGUNG an Bord: Es wurde sehr variantenreich und lecker gekocht und viel Mühe auf ein gehobenes Ambiente gelegt.

Wir konnten stets an Deck essen.
Kleine Kunstwerke als Tischdeko.

5. das PROGRAMM: die richtige Mischung aus Relaxen und Aktivitäten wie HöhlenBesichtigungen, Besuch einer Perlenzuchtstation, Kochkurs, Barbecue am Strand, Schwimmen und Kajakausfahrten, musikalische Einlagen einschließlich Karaoke.

Entspannung pur:

Höhlenbesichtigung:

Perlenzucht:

Kochkurs:

Gefüllte vietnamesische Pfannkuchen auf Reismehlbasis – sehr lecker.

Strandbarbecue mit Schwimmen:

Diesen kleinen Strand hatten wir ganz für uns alleine.

Kajakausfahrt:

Mit dem Kajak in eine Höhle.

6. Last but not least: Superwetter – wir hatten drei Tage Sonne! Das ist durchaus ungewöhnlich bei Ha Long, wo es oft regnet und Nebel die Sicht behindert. Auch unruhige See ist hier keine Seltenheit.

Als Tüpflein auf dem „i“ gab es an beiden Abenden traumhafte Sonnenuntergänge:

Diese Tour war ein echtes Highlight in unserem Reiseerlebnisrepertoire 🥰.

(2) Per Auto nach My Son: Besuch der Tempelanlage

Ben, den wir für einen Tag für eine Tour als Fahrer und Guide engagiert haben, fährt uns nach einem Zwischenstopp zum Kennenlernen der Reispapierherstellung direkt zur UNESCO-Weltkulturerbestätte My Son, etwa 45 Kilometer südwestlich von Hoi An. My Son war zwischen dem vierten und dem dreizehnten Jahrhundert die heiligste Stätte der früheren Hochkultur der Cham. Die Gebäude stammen aus dem 10. Jahrhundert, als das Champa-Königreich auf dem Höhepunkt seiner Macht stand. Ab dem 14. Jahrhundert wurden die Bauaktivitäten in My Son eingestellt, und die Anlage überwucherte allmählich. Erst Ende des 19. Jahrhundert wurde das Heiligtum wiederentdeckt und Schritt für Schritt unter Leitung des französischen Archäologen Henri Permentier freigelegt. Das von ihm entwickelte Katalogisierungssystem ist auch für heutigen Arbeiten führend.
Aktuell sind etwa 70 Gebäude aus verschiedenen Epochen vorzufinden, größtenteils Ruinen. Die US-Amerikaner bombardierten die historische Anlage während des Vietnam-Krieges, weil sich hier vietnamesische Widerstandskämpfer aufhielten.

Einer der zahlreichen Bombenkrater aus der Zeit des Vietnamkriegs.

Weil die Cham-Kultur insbesondere in der Frühphase ihrer Entwicklung unter starkem Einfluss Indiens stand, hat sie viele Besonderheiten von dort übernommen, beispielsweise die Verehrung des Hindu-Gottes Shiva. Das dürfte auch ein wesentlicher Grund dafür sein, dass Indien nach der Wiedervereinigung Vietnams einen maßgeblichen Beitrag zur Restaurierung der Gebäude leistete.

Die Vorher-Nachher-Fotos belegen das Engagement Indiens bei der Restaurierung von My Son.

Die Ruinen sind in Buchstabengruppen (A-F) unterteilt und über Gehwege miteinander verbunden. Viele Geheimnisse der Baukunst der Cham-Kultur sind bis heute noch nicht gelüftet, aber ein spannendes Detail der Forschungsarbeiten hat sich besonders eingeprägt: Statt Mörtel verwendeten die Cham-Baumeister zum Verfugen und Befestigen das klebrige Harz des lokal verfügbaren Dau-Rai-Bauns. Es wurde auch dazu benutzt, die Gebäude vor den Einflüssen der Erosion zu schützen, indem man die Mauern, Statuen und Reliefs damit bestrich. Ganz schön clever …

Auch spannende Reliefs und Statuen gibt es zu entdecken:

Leider fing es bei unserem Besuch an zu regnen, und es wollte einfach nicht mehr aufhören 😞.

Deshalb war es nach etwa zweieinhalb Stunden für uns auch Zeit zum Aufbruch. Nicht ohne ein leckeres Mittagessen, das Ben für uns arrangiert hatte. So kamen wir dann gleichermaßen gestärkt und entspannt in unserer Unterkunft am Zielort Hoi An.

(1) Per Auto nach My Son: Reispapierherstellung

Wir haben für einen Tag Ben als Fahrer engagiert. Pünktlich um 9.30 Uhr holt er uns vom Hotel ab, lädt unser Gepäck in seinen Geländewagen und schon geht’s los. Unser Tagesziel ist der Küstenort Hoi An, der etwa 42 Kilometer südlich von Da Nang liegt. Aber wir möchten bei dieser Gelegenheit auch die Tempelanlage My Son besuchen. Sie befindet sich 45 Kilometer südwestlich von Hoi An. Die drei Orte bilden quasi ein Dreieck.

Ben hatte im Vorfeld per WhatsApp ein paar Vorschläge unterbreitet, was man sich an einem Tag in der Umgebung von Da Nang anschauen könnte. Mit dabei war auch ein Zwischenstopp bei einem älteren Ehepaar auf dem Land, das vor allem von der Herstellung und dem Verkauf von Reispapier und -nudeln lebt.

Dort angekommen führt Ben uns zunächst auf dem Grundstück herum und erläutert uns, was die beiden an Gemüse und Früchten anbauen, beispielsweise Papaya, grüne und rote Bohnen, Drachenfrucht, Zitronengras, Erdnüsse und Limetten. Auch zwei Schweine haben sie im Stall.

Man sieht schon von Weitem die zum Auskühlen ausgelegten Reisblätter.
Der Stall gleich um die Ecke.
Drachenfrucht und Zitronengras.
Erdnüsse

Reispapier besteht aus Reismehl, Wasser (und Salz). Es ist glutenfrei und hat wenig Kalorien. Als Nahrungsmittel kennen wir es vor allem als Umhüllung von Frühlingsrollen und Reisnudeln. Die Herstellung ist einfach: Zuerst werden Reiskorn und Spelzen in einer Schälmühle voneinander getrennt („gegerbt“), dann die Reiskörner zusammen mit Wasser zu einer milchigem Flüssigkeit gemahlen. Das Reiswasser wird sodann auf einer heißen Platte verteilt und gebacken (wie eine Crêpe), mit einer Rolle abgehoben und zum Trocknen ausgebreitet. Das fertig gebackene Reispapier kann man auch gleich verzehren.

Schälmühle
Die Reismühle, der Wasser zugeführt wird.
Die Spelze wird als Brennmaterial verwendet.
So wird das Reispapier gebacken …
… so mit einer Haftrolle abgenommen.
Und so fachgerecht abgelegt 😊.
Hmm, lecker mit Sojasoße.

Nachhaltig beeindruckt haben uns auch die Wasserstandsmarkierungen an einer Wand, in regelmäßigen Abständen steht nämlich die Werkstatt unter Wasser. Das war offenbar besonders schlimm zu der Zeit der Napalmbombardements durch die Amerikaner, weil dadurch die Bäume und anderen Pflanzen zerstört wurden und das Wasser ungehindert die Siedlungen überfluten konnte.

Ein Boot muss deshalb ständig verfügbar sein.

Wieder etwas dazugelernt. Herzlichen Dank dafür, lieber Ben!

Die Marmorberge bei Da Nang

Die Marmorberge sind den fünf Elementen der chinesischen Kosmologie zugeordnet: Wasser, Feuer, Metall, Holz und Erde. Sie liegen etwa acht Kilometer südlich von Da Nang und sind vom Zentrum aus leicht mit dem Bus zu erreichen. Die umliegenden Orte sind hauptsächlich der Verarbeitung von Marmor gewidmet: Statuen von winzig bis riesengroß, Souvenirs unterschiedlicher Form und Güte usw.

Die Höhlen und Grotten wurden von jeher als Wohnräume, Verstecke und Andachtsräume genutzt. Die religiöse Stätte hat heutzutage eine buddhistische Ausrichtung. Man sollte für eine Besuch der Marble Mountains etwa einen halben Tag einplanen. Sie sind weitläufig angelegt, mit steilen Aufstiegen und es sind diverse Treppenstufen zu erklimmen, hier und da muss man auch kraxeln, was bei dem feuchten Gestein nicht ganz ohne ist. Die Mühen werden belohnt mit tollen Aussichten auf den Strand und die weitere Umgebung.

Wichtig, vor allem bei den Grotten: Mückenschutz!

Die Anlage im Überblick.

Besonders beliebt sind der Nui Thuy Son (Wasserberg), den man in einem Rundgang besuchen kann.

Bergkatzen kommen gut zurecht 😉.
Hier geht’s durch, entweder von unten oder von oben.
Lohn fürs Klettern.
Blick Richtung Da Nang.

Uns hat am meisten die Huyen-Gong-Grotte gefallen. Sie ist sehr hoch und es fällt durch ein paar Löcher Licht hinein. Das sorgt in Kombination mit den Räucherstäbchen für eine mystische Stimmung. Besonders die Wächterfiguren am Eingang gleich am Eingang sind sehr beeindruckend.

Wirkungsvolle Abschreckung böser Geister …
Zur Mittagszeit steht die Buddha-Statue voll im Lichtkegel.

Der feuerspeiende Brückendrache von Da Nang

Schon bei Tageslicht ist die 666 Meter lange Dragon Bridge ein beeindruckendes Ingenieurswerk. Sie überspannt den für die Millionenmetropole Da Nang so wichtigen Han-Fluss, den man an mehreren Stellen überqueren kann.

Die Drachenbrücke vom Dach unseres Hotels aus.
Einmal ganz aus der Nähe …
… und von der Promenade aus betrachtet.

Aber die Drachenbrücke hätte nicht den Rang eines Wahrzeichens, wenn sie nur ein Stück Infrastruktur wäre. Sie ist die touristische Hauptattraktion von Da Nang, weil der Drache am Wochenende abends um neun zuverlässig Feuer und Rauch (Wasser) spuckt. Er steht im Mittelpunkt einer Lichter-Show, die ihresgleichen sucht. In Flussnähe leuchtet und blinkt die Stadtsilhouette in bunten Farben, und auch einige Schiffe gleiten beleuchtet durch die Nacht. In Richtung Süden schillert ein zu einem Vergnügungspark gehörendes Riesenrad … Da darf dann selbstverständlich auch die Nationalflagge Vietnams in knalligem Rot mit gelbem Stern in Hochhausgröße nicht fehlen.

Kurz vor 21.00 Uhr wird die Brücke beidseitig gesperrt, und das Spektakel beginnt. In mehreren Schüben stößt das gelbe Ungetüm brennendes Gas aus, danach große Wasserfontänen. Und wer auf der falschen Seite steht, wird patschenass. Man prüft also tunlichst die Windrichtung, bevor man sich mit seiner Kamera in der Nähe des Drachenkopfes positioniert. Nicht nur auf der Brücke selbst, auch am Flussufer finden sich die Neugierigen in Scharen ein, um die tollsten Fotos und Filme zu schießen und sie in den Sozialen Medien zu verbreiten.
Auch wenn die Show die Stadt Geld kosten dürfte, geht die Rechnung sicherlich auf, denn ein effektiveres Marketing ist kaum denkbar.

Wir sind an diesem Abend von unserem in Flussnähe liegenden Hotel aus ein ganzes Stück die breite Promenade bis zur Cau-Cran-Thi-Ly-Brücke hinunterspaziert und dann auf der anderen Seite wieder zurück.

Die Cau-Cran-Thi-Ly-Brücke von der Seite …
… und in der Gesamtschau.

Es empfiehlt sich, mindestens eine halbe Stunde vor dem Spektakel auf der Brücke zu sein, um einen guten Platz zum Schauen und Fotografieren zu bekommen.

Auch ein Perspektivwechsel hat seine Reize. Wir haben uns das Schauspiel am nächsten Tag auch gerne nochmal vom Dach unseres Hotels angesehen. Auch nicht schlecht, oder 😉?

Blick über den Infinitypool auf die Drachenbrücke.

Vielleicht beim nächsten Mal vom Boot aus??