Wer von Sulawesis Hauptstadt Makassar im Südenwesten in die Bergregion Tana Toraja fährt – oder von dort in die umgekehrte Richtung Südostspitze unterwegs ist -, legt gerne auf halben Weg einen Zwischenstopp in Sengkang ein. Nicht dass die 50.000 Einwohner zählende Stadt so ungeheuer interessant wäre …
Auf jeden Fall besuchenswert ist indes der 130 Quadratkilometer große See, an dem der Ort liegt: Danau Tempe. Nur: Wir kommt man dorthin? Er ist nämlich komplett umschlossen von großen Reisflächen und Sümpfen, die zudem von Kanälen und Flussarmen durchzogen sind. Die einzige Möglichkeit ist das Boot. In rauschender Fahrt geht es dabei mit einer Art Longtail-Boot zunächst den Walanae–Fluss hinauf.
Schon gleich auf dem Fluss nimmt man wahr, dass die Gewässer hier sehr fischreich sein müssen, denn die Vielzahl der Wasservögel ist evident. Es sollen mehr als 20 Arten sein.
Kleine Schwalben begleiten unser Boot. Sie stürzen sich senkrecht nach unten, um kurz vor der Wasseroberfläche im rechten Winkel abzudrehen, zischen auf kurze Entfernung an uns vorbei. Von dieser Geschicklichkeit in der Luft sind wir Menschen noch Lichtjahre entfernt.
Nach etwa 15 Minuten erreicht man die Öffnung zum Danau Tempe.
Mit dem Übergang zum Tempe-See haben wir sogleich mehr Wellengang. Hin und wieder kommen auch andere Boote gleichet Art vorbei. Sie transportieren allerdings keine Touristen, es sind Fischer. Wir sind auf dem Weg zu einem der schwimmenden Fischerhäuser, wo wir eine kleine Pause mit Kaffee und frittierten Bananen einlegen werden.
Wir sind die einzigen Gäste. Der Fischer und seine Frau sind bei unserer Ankunft gerade dabei, Trockenfisch zu sortieren. Wir können nicht miteinander reden, weil wir keine gemeinsame Sprache haben, und unser Bootsführer kann auch nur Indonesisch.
Wir erkunden das Boot, das das gesamte Hab und Gut des Paares zu enthalten scheint. Das ist beileibe nicht viel. So sieht Armut aus.
Wir sitzen auf dem Boden, gestikulieren und nicken uns zu. Es wirkt unbeholfen. Dann setzt die Frau Kaffeewasser auf und macht Fett heiß, wirft die geschälten und halbierten Bananen hinein.
Schweigend essen und trinken wir, nehmen eher aus Verlegenheit noch zwei/drei Bananenstücke mehr. Kurz bevor wir wieder gehen wollen, trifft ein weiteres Boot mit Touristen ein. Wir sind ein wenig erleichtert, dass hier noch weiteres Geschäft für das Paar kommt, denn die Fischerei reicht offenbar kaum zu mehr als dem nackten Überleben …
Auf dem Rückweg erleben mitten auf dem See einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Aber eine romantisch-wehmütige Stimmung – wie sonst meistens bei diesem Natureignis – will nicht aufkommen …