Nha Trang – Spaziergang an der Stadtstrandpromenade

Wenn man sich der Stadt nähert, fallen unmittelbar die vielen Hotelklötze auf. Bilder von zugebauten Küstenstädten an der Costa Blanca oder Costa del Sol in Spanien, wie Benidorm oder Torremolinos, kommen einem in den Sinn. Orte, die sich auf Gedeih und Verderb dem Massentourismus verschrieben haben.

Von „Massen“ konnte bei unserem 3-Tage-Aufenthalt im Oktober 2023 wirklich nicht die Rede sein. Am meisten ist hier wohl los zwischen Juni und August. Der November ist in aller Regel verregnet. Wir hatten in unserem Hotel in Strandnähe im nördlichen Teil der 300.000-Einwohner-Stadt den Eindruck, dass wir fast die einzigen Gäste waren. Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass wir pro Übernachtung im Drei-Sterne-Haus keine zwanzig Euro zahlen mussten.

Wir erschließen Städte ja gerne zu Fuß, und so hielten wir‘s dann auch in Nha Trang. Bei etwa 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von nahezu 90 Prozent marschierten wir also los, am ersten Tag gute fünf Kilometer an einer breiten Promenade entlang (auch das erinnert an Spanien). Hier ein paar Eindrücke:

Wie man sieht, war der Stadtstrand ziemlich leer. Die wenigen Touristen, die sich hier einfanden, waren zum großen Teil Russen. Auf diese ist Nha Trang auch eingestellt. Die Warenauszeichnungen sind zum Teil auf russisch, auch die Händler sprechen ein paar Brocken Russisch. Aber wir schreiben das zweite Jahr des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Und wir mutmaßen, dass vielen Russen die Lust auf Strandurlaub in Vietnam vergangen sein könnte.

In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass wir an einem Wok-Imbissstand mit einem jungen russischen Paar ins Gespräch kamen, das diesen Stand betreibt. Die beiden sind zusammen mit ihren beiden Kindern seit sieben Monaten in Vietnam und versuchen, sich hier eine Existenz aufzubauen. Sie berichteten von Schwierigkeiten beim Aufenthaltsstatus, bei der Wohnungs- und Arbeitssuche, in der Schule. Ganz zu schweigen von den Sprachproblemen. Die Tochter habe sich zu einem bestimmten Zeitpunkt geweigert zu essen. Zurück nach Russland ist wohl keine Option. Es hat sich in Nha Trang offenbar eine gewisse Infrastruktur für Exil-Russen entwickelt, einschließlich entsprechendem Warenangebot und auch Agenturen, die spezielle Dienstleistungen für diese Clientele anbieten .

Der russische Text lautet: So lecker wie zu Hause.

Aber es bleibt die Frage: Wohin können die Russen, die für sich keine Perspektive in ihrer Heimat sehen? Welcher Staat nimmt sie mit offenen Armen auf?

Bleibt man am Strand, so ist in unserer Laufrichtung (von Nord nach Süd) die nächste nennenswerte Station eine schmale ins Meer reichende Landzunge, deren Spitze aus einer Felsformation besteht: Hong Chon. Ganz hübsch anzuschauen, aber für uns Kroatien-Fans nicht gerade überwältigend. Der Zutritt zu den Felsen ist außerdem kostenpflichtig (umgerechnet 2,50 €). Hm, etwas befremdlich …

Etwa 500 Meter hinter Hong Chong geht man eine Treppe hinunter, wenn man am Meer bleiben möchte. Und dann tut sich aus dem Nichts ein schönes Kunstwerk hervor – sowohl die Brückenpfeiler wie auch die Betonmauer sind mit schönen gemalten Unterwasserweltszenen versehen.

So schön kann Beton sein 😊.

Ungefähr nach einem halben Kilometer geht es einen Pfad hinunter, von dessen Ende ein paar Fischer aufs Meer fahren. Unmittelbar gegenüber, auf einem Inselchen, befindet sich eine Tempelanlage, die man auch besuchen kann.

Nach der Überquerung einer Brücke (über den breiten Cai-Fluss) gelangt man am Hauptstadtstrand entlang zu einem zentralen Wahrzeichen von Nha Trang, dem Agarwood Tower oder Thap-Tram Huong, unmittelbar an der Promenade gelegen.

PS: Die Darstellung wird häufig fälschlicherweise als „Lotusblüte“ bezeichnet. In Wahrheit handelt es sich jedoch um eine Agarholzblüte.

Der abends beleuchtete Agarwood Tower liegt direkt an der Strandpromenade und gilt als eines der Wahrzeichen von Nha Trang.

Wir fanden den Stadtstrand von Nha Trang zwar durchaus sehens- und besuchenswert. Aber so richtig attraktiv ist er aus unserer Sicht nicht. Für unseren Geschmack liegt hier zu viel Unrat wie Plastikflaschen, Verpackungsmüll und Zigarettenkippen herum. Auch das Meer wirkt nicht so einladend. Störend ist überdies der permanente Verkehrslärm von der Straße, die nur wenige Meter entfernt von der Promenade verläuft. Einen Radweg gibt es leider nicht.

Aber Anhänger von Sandstränden kommen offenbar an den langen südlich gelegenen Stränden durchaus auf ihre Kosten, so liest und hört man.

Geradezu traumhaft schön sollen die Strände von Mui Ne, etwa 220 Kilometer südlich von Nha Trang sein. Dort herrscht ein besonderes Mikroklima mit wenig Regen, auch in der Regenzeit. Der ehemalige Fischerort gilt als Kitesurfer-Paradies, mit Wind- und Wellen-Garantie von August bis Dezember.

Da es vor Nha Trang ein paar Inseln gibt, sind hier auch Bootsausflüge (vor allem zum Schnorcheln und Tauchen) beliebt. Nha Trang zählt zu den besten Tauchrevieren Vietnams.

Vor allem vietnamesische Familien besuchen gerne den VinWonders-Vergnügungspark auf Hon Tre. Er soll einer der größten seiner Art in Vietnam sein und über eine Fülle von Wasserrutschen, Spielautomaten, Karussells und dergleichen verfügen. Sogar übernachten kann man hier. Der Fun-Park ist grundsätzlich (neben einem Schnellboot) auch über eine Seilbahn zu erreichen. Diese ist jedoch derzeit (seit 2021) „aus technischen Gründen“ außer Betrieb. Wir haben einen Besuch des Vergnügungsparks nicht Erwägung gezogen.

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