Tharros – Siedlungsgeschichte im Brennglas

Tharros ist die größte erhaltene phönizisch-römische Hafenstadt Sardiniens. Sie liegt im Süden der Sinis-Halbinsel. Erhalten sind vor allem Gebäude- und Infrastrukturreste aus der Zeit der Römer, aber auch Ruinen punischer Tempelanlagen und ein nuraghisches Dorf.

Die Anlage ist sehr weitläufig. Wenn man sich ihr nähert, sieht man schon aus der Entfernung hoch oben auf einem Hügel thronend den Torre di San Giovanni.

Wenn man einen Überblick über den Ausgrabungskomplex haben möchte, ist es empfehlenswert, zunächst den Turm zu besteigen.

Von oben entfaltet sich ein herrliches Panorama.

Diese Luftaufnahme von Valentino Selis ist einer Broschüre der „fondazione mont‘e prama“ entnommen, die wir beim Ticketkauf erhalten haben.

Hier ein filmischer Eindruck vom Gesamtgelände.

Siedlungsgeschichtlicher Hintergrund: Wahrscheinlich siedelten sich an der geschützten Halbinselseite bereits in der Steinzeit Menschen an. Ab etwa 1.800 v.Chr. (Bronzezeit) gründeten die Nuragher mehrere Siedlungen auf der Landzunge. Diese wurden ab dem 8. Jahrhundert v.Chr. von den Phöniziern verdrängt. In der punischen Zeit, besonders im 5. Jh. v. Chr., erlebte die Siedlung eine umfassende Ausdehnung, die auch die umliegenden Gebiete mit kleinen Dörfern umfasste, insbesondere zwischen den Lagunen und dem Meer. Im 3. vorchristlichen Jahrhundert eroberten die Römer Sardinien (und damit auch die Sinis-Halbinsel). Sie blieben etwa 700 Jahre an der Macht. Danach erlebte Sardinien eine etwa 300 Jahre währende byzantinische Periode (Christianisierung). Ab dem 8. Jahrhundert unternahmen die Sarazenen (Araber) verstärkt Überfälle auf die sardischen Küstenstädte. Sie nahmen im 11. Jahrhundert derart zu, dass sich die Einwohner von Tharros gezwungen sahen, ins Binnenland nach Oristano umzuziehen. Sie bauten Teile ihre Häuser ab und verwendeten das Material für die Bauaktivitäten in Oristano.

Das verlassene Tharros wurde schließlich vom Treibsand überdeckt und 1851 von englischen Archäologen wiederentdeckt,

Nur ein Teil der Wohnbezirke wurde ausgegraben. Zu besichtigen ist im Wesentlichen das alte Stadtzentrum. In der Regel sind alle Ruinen eingezäunt. Besonders beeindruckend sind eine große Thermalanlage aus der römischen Zeit (Edificio Termale Romanum).

Die mit dunklen Basaltsteinen gepflasterte Hauptstraße (Cardo maximus), unter der zum Teil Abwasser-Kanäle verlaufen.

Tharros lohnt aus unserer Sicht auf jeden Fall einen Besuch. Insbesondere in den Sommermonaten sollte man beachten, dass es auf dem Gelände keinen Schatten gibt und man bestenfalls auf eine Briese vom Meer hoffen kann.

Bei unserem Besuch im Oktober 2025 war es zwar warm, aber nicht brütend heiß.

Mari Ermi – der Risotto-Strand

An der Westküste der Sinis-Halbinsel gibt es zwei berühmte Strände aus Quarzsand, die durch eine Piste miteinander verbunden sind: Mari Ermi und Is Arutas, südlich davon gelegen.

Sie stehen unter strengem Schutz, und das Mitnehmen von Quarzsand wird hart geahndet. Die faszinierenden funkelnden Körnchen erinnern nach unserer Einschätzung an Risottoreis. Sie sind Sedimente, die als Barriere zwischen dem Meer und einer Lagune wirken.

Wir haben uns das am Strand von Mari Ermi angeschaut und mussten feststellen, dass wir unsere Füße schon in so manchen Strandsand gesteckt haben, aber diese „Quarzsand-Erfahrung“ war auch für uns sehr speziell 🤔.

Der Sand hat hat eine glasartige Oberfläche und reflektiert stark, daher muss man sich mit Blick auf Sonnenbrand vorsehen.

In der Hochsaison sind Mari Ermi und Is Arutas ziemlich überlaufen – davon war Mitte Oktober 2025 bei bestem Badewetter nichts zu spüren.

S’Archittu – urzeitliche Sandsteinhöhlen

Von unserem Campingplatz Nurapolis am oberen nördlichen Ende der Sinis-Halbinsel sind es nur fünf Minuten zum kilometerlangen Strand Is Arenas. Von hier bietet sich ein schöner Strandspaziergang Richtung Norden an – etwa drei Kilometer – nach Torre del Pozzo.

Das Örtchen wirkt wie an den Fels geklebt. Seine Hauptattraktionen sind ein halb verfallener Wachtturm (Turre de su Puttu) aus der spanischen Zeit und, zu dessen Füßen, ein kleiner Stadtstrand.

Hier ist definitiv der Putz ab 😉.

So weit, so gut.

Der Nachbarort, S’Archittu, etwa einen Kilometer weiter, dürfte in den meisten Reiseführern einen Stammplatz haben. Nicht nur wegen seiner Promenade, von dessen Bars man sich im Blick auf die im Meer versinkende Sonne verlieren kann. Was sich zu einer wunderbar kontemplativen frühabendlichen Routine im Oktober auswachsen kann.

Für Gänsehautmomente besonderer Art sorgt ein Naturdenkmal, das man über einen etwa vierhundert Meter langen Panoramaweg (Passeggiata all’Arco) vom Ortsende aus erreicht: der Felsbogen von S’Archittu.

Die Erosion hat die etwa sieben Meter hohe Passage durch den Kalksteinfelsen gewaschen. Man kann durch ihn hindurch schwimmen, paddeln oder SUPen und dann vielleicht einmal sein Echo testen.

Wagemutige springen gerne vom oberen Rand ins kristallklare Wasser.

An manchen Tagen soll hier, insbesondere bei Sonnenuntergang, richtig viel los sein. Dann pilgern Heerscharen von Menschen an diesen magischen Ort. Wir waren an diesem Mittoktobertag bei strahlendem Sonnenschein fast alleine dort. Man kann wunderbar auf der ganzen Felszunge herumklettern, weil man auf dem stumpfen Boden einen hervorragenden Halt hat. Es ist, als hätte man Kreide unter den Schuhen. Aber man sollte stets ein wachsames Auge nach unten haben, denn die Stolperfallen sind reich an der Zahl.

Die Rückseite des Felsbogens

Auch wenn die Erkundung dieses Felsbogens für sich bereits gleichzeitig ein Erlebnis und Genuss ist, bitte unbedingt auch die Felsküste dahinter anschauen!

Es ist ein wenig wie mit dem italienischen Essen: Eigentlich ist man schon längst satt, aber ein „Dolce“ passt immer noch hinein 😉.

Wenn man also weitergeht (unten muss man kraxeln, oben ist ein schmaler Pfad), wird man so belohnt:

Beim Blick auf Sa Fossighedda (Achtung Klippenspringer: 27 Meter hoch) kommt Freude auf 😉.
Und dann sieht man auch schon den nächsten Ort: Santa Caterina di Pittinuri.

Die Dünen von Piscinas – Wilder Westen in Sardinien

Es gibt da einen Campingplatz an der Costa Verde an der Westküste Sardiniens, der die Abenteurerherzen höherschlagen lässt: Er liegt inmitten einer wilden Dünenlandschaft, nur etwa zwei Kilometer von einem breiten Traumstrand (Spiaggia del Piscinas) entfernt, und man muss etwa fünf Kilometer Rüttelpiste fahren, um ihn zu erreichen.

Hier geht es rein zum Ort der Verheißung: der Campingplatz Sciopadroxiu.

Die Meinungen gehen auseinander, welche Fahrzeuge zum Befahren dieser Piste geeignet sind. Wir sind zu der Einschätzung gelangt, dass wir diesen Campingplatz mit unserem Gespann nicht anfahren wollen. Und das war wohl auch richtig so.

Aber die Gegend übt einen magischen Reiz aus, denn sie gehört laut unserem Reiseführer „zu den ökologisch wertvollsten Gebieten Italiens“. Und die wollen wir natürlich aus der Nähe erleben. Wir lassen also den Wohnwagen auf dem Campingplatz bei Buggerru stehen und machen die Tour nur mit dem Auto, das über einen Off-Road-Modus verfügt. Wichtigstes Gebot auf der Schotterpiste: langsam fahren. So kommen wir auch heil und ohne Blessuren am Auto am Strandparkplatz an. Prima. Erstmal einen Cappuccino 😉.

Der Strand ist phänomenal. Er zieht sich – wie die Dünen im Hintergrund – kilometerlang in beide Richtungen, das jeweilige Ende verschwindet im sommerlichen Dunst. Nach wenigen hundert Metern ist er fast menschenleer. Wir gehen einfach immer weiter und freuen uns am blautürkisfarbenen Meer, dem feinkörnigen Sand und dem weiten Blick.

Die Dünen von Piscinas ziehen sich stellenweise mehrere Kilometer ins Landesinnere. Sie sind bis zu sechzig Metern hoch – die einzige Wüste Italiens!

Übrigens: Selbst in dieser menschenleeren Gegend wirft die Bergbau-Vergangenheit von Südwestsardinien einen bizarren Schatten auf die Gegenwart. Im Umfeld von Naracauli und Ingurtosi wurden im 19. Jahrhundert in großem Maßstab Zinn und Blei abgebaut. Der Ausfluss des Rui Piscinas diente als Verschiffungshafen für diese Bodenschätze. Reste davon sind noch heute erhalten.

Einige Kilometer flussaufwärts – dort, wo die Asphaltstraße in die Schotterpiste übergeht – erinnern fotogene Gebäuderuinen (Laveria) an diese Epoche. Hier wurde noch bis in die 1970er-Jahre gearbeitet.

Capo Pecora – raue See und Dinoeier

Das Kap Pecora wirkt wie ein Gruß aus der Bretagne. Das Meer ist mehr oder weniger aufgewühlt, und der Strandbereich ist übersät von ovalrunden Granitsteinen in unterschiedlicher Größen, manche ähneln Dinosauriereiern.

Mutter Natur hat mit ihrer Erosion einen Skulpturengarten geschaffen, der in besonderer Weise die Fantasie anregt.

Es macht einen Riesenspaß, hier herumzulaufen und zu -klettern. Sehr gerne hätten wir ein paar Findlinge mitgenommen – für den heimischen Garten oder als Deko für eine Fensterbank. Aber auch hier gilt die eherne Regel, dass das Anschauen und Anfassen erlaubt sind, aber Mitnehmen selbstverständlich nicht.

Rundblick
Alles so schön hier, dass man abheben möchte 😊.

Cala Domestica bei Buggerru – aus eins mach zwei

Und schon wieder ein Strand? Hm, das Thema ist ja bei Sardinien unumgänglich. Aber natürlich gibt es gewisse Ermüdungserscheinungen, wenn sich Dinge wiederholen, selbst wenn sie für sich genommen interessant sind. Außer es gibt etwas Besonderes, wie bei Cala Domestica.

Schon die Anfahrt über eine landschaftlich herrliche Strecke hat einen speziellen Reiz: Serpentinen, steile Felwände, immer wieder Panoramablicke aufs Meer.

Von unserem Campingplatz sind es nur etwa 20 Kilometer. Kurz vor dem Ziel verlassen wir die Hauptstraße, folgen dem Schild „Cala Domestica“ etwa einen Kilometer entlang einem ausgetrockneten Flussbett und stellen das Auto auf einem Parkplatz ab. Fünf Euro für den Tag. Als wir den Holzsteg betreten, sehen wir schon den etwa 100 Meter breiten Strand, eingezwängt zwischen zwei Felswänden, links und rechts eine Bar. Die rote Fahne zeigt an, dass sich Schwimmer vorsehen müssen an diesem sonnigen Oktobertag.

Was tun?

Linker Hand stehen die Reste einer Thunfischfangstation, auf dem Kap wäre ein Küstenwachturm aus der Zeit der Spanier nach einem 20-minütigen Fußmarsch zu erreichen … Oder einfach mal in die Dünen gehen, die sich an den Strand anschließen?

Zuerst einmal eine Cappuccino trinken, der ist gut zum Beratschlagen.

Rechter Hand sehen wir auf den Klippen einen Tunnel, der zu einer weiteren kleinen Smaragdbucht mit flach abfallendem Strand (Cala Lunga) führt, der vor den hereinbrechenden Wellen einigermaßen geschützt sein dürfte.

Der Tunnel ist eine Reminiszenz an die Bergbau-Ära in dieser Gegend. Bergleute schlugen ihn einst aus dem Fels, um die Bucht als Naturhafen nutzen zu können.

Wir kraxeln also über die rutschigen Felsen, immer mal wieder spritzt die Gischt in unserer Nähe hoch. Prickelnd.

Es kehrt Ruhe ein. Wir suchen uns ein Plätzchen, breiten unsere Decke aus und genießen die Sonne und die Atmosphäre inmitten der Naturschönheit. Die Zeit fließt so dahin …

(2) Laveria Lamarmora – Bergbau in Westsardinien

Nebida gehört, wie Masua (Porto Flavia), zur Provinz Inglesiente, ein eher unscheinbarer Ort mit zwei bescheidenen Badestränden. ABER: Nebida hat einen Panoramaweg, der unbedingt besuchenswert ist. Er beginnt etwa in der Ortsmitte an einem (gebührenfreien) Parkplatz, verläuft im Halbbogen an der Steilküste entlang und bietet herrliche Ausblicke.

Etwa auf halbem Weg kommt man an eine Bar in einer Felsgrotte, die über eine ausgedehnte Terrasse verfügt. Sie heißt Al ‘906 Operaio und ist geschichtsträchtig: Sie ist das ehemalige Bergwerksdepot für Sprengladungen und ein wunderbares Plätzchen für ein Getränk und/oder eine Pizza.

Die Aussicht von hier oben ist fantastisch!

Neugierig macht vor allem eine Ruine unten am Meer, die Laveria Lamarmora.

Zu dieser ehemaligen Mineralienwäscherei (gebaut 1897) führen mehrere Wege, auch eine steile Treppe mit etwa 300 Stufen. Jeder Schritt dorthin lohnt sich, denn dieser „lost place“ ist ein Industriedenkmal für Neugierige und Wagemutige und ein besonderer Abenteuerspielplatz für Erwachsene. Er ist auf vier Terrassen angelegt, mit je einem Brennofen und Schornstein an den Seiten. Mit Hilfe der Schwerkraft wurden die Erze von Stufe zu Stufe bearbeitet, bis die Endprodukte an der Wasserlinie auf Boote verladen werden konnten. Mit ein wenig Fantasie kann man den Prozess der Eisen- und Zinkveredelung gut nachvollziehen. Und bei Sonne ist das Farbenspiel auf den gelbbraunen Ruinenmauern ein Augenschmaus.

Wenn man sich schließlich sattgesehen und -fotografiert hat, muss man in den sauren Apfel beißen und Stufe um Stufe erklimmen – manche machen das sogar mit einem Lächeln 🙂. Ob das nur am nachklingenden Charme der Industrieanlage liegt?

(1) Porto Flavia – Bergbau in Westsardinien

Die Provinz Sulcis Iglesiente (Haupstadt Iglesias) in Westsardinien hat eine alte Bergbautradition, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Seinerzeit brachten die Silberminen den Wohlstand. Mit deren Erschöpfung stellte sich ein allmählicher wirtschaftlicher Niedergang ein. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Ende des spanischen Lehensystems im Bergbau) begann der Wiederaufschwung im großen Maßstab mit dem Abbau von vor allem Blei und Zink, auch Eisen, Silber, Magnesium, Antimon. Unter Mussolini wurde der Bergbau in dieser Region aus Gründen der Autonomie stark forciert. Nach dem Ende des Faschismus waren viele sardischen Bergbauprodukte auf dem Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig.

Als stille Zeugen der Industriegeschichte kann man heute in Inglesiente stillgelegte Bergwerke und Förder- und Verarbeitungsanlagen für Mineralien sowie Museen besuchen.

Ein beeindruckendes Beispiel ist der stillgelegte Verladehafen Porto Flavia in Masua. Schon das Umfeld ist spektakulär: Der Blick aufs Meer wird magnetisch angezogen vom 132 Meter hohen Felskegel Pan di Zucchero.

Bis Anfang der 1920-Jahre mussten die Bergarbeiter hier unter schwerster körperlicher Belastung Mineralien wie Zink und Blei in Körben zu kleineren Schiffen tragen, die die Bodenschätze dann zu größeren Schiffen transportierten. Dann ersann ein italienischer Bergbauingenieur namens Cesare Vecelli (1881-1947) ein revolutionär neues Verfahren, das er nach seiner ältesten Tochter Flavia benannte. Unter seiner Leitung wurden 1923/24 zwei lange Tunnel in das Bergmassiv gebohrt. Die Bodenschätze wurden mit einer Elektrobahn über Schienen zu 10 Meter tiefen Trichtern transportiert und fielen sodann auf ein Förderband, das über dem Meer mit einem beweglichen Arm verbunden war. Auf diese Weise ließen sich auch größere Schiffe direkt beladen. Auf einem historischen Foto wird das folgendermaßen dargestellt:

Meerseitig sieht der Stollenausgang so aus:

Die Anlage wurde nach ihrer Schließung in den 1980-Jahren restauriert und kann heute im Rahmen einer Führung besichtigt werden.

Der Blick aufs Meer und den Felskoloss Pan di Zucchero vom offenen Schacht aus ist eine prägende Erinnerung.

Die Anlage ist einzigartig auf der Welt und ihre Konstruktion gilt als ingenieurtechnische Glanzleistung.

Cesare Vecelli, 1881-1947

Sant‘Antioco – schöne Strände, schroffe Felsen

Die Isola di Sant‘Antioco im Südwesten ist mit 109 Quadratkilometern, einer Länge von 18,9 Kilometern und einer Breite von 8,2 Kilometern Sardiniens zweitgrößte Insel. Sie hat etwa 14.000 Einwohner. Also alles in allem recht überschaubar.

Ihre wesentlichen Kennzeichen sind schroffe Felsküstenabschnitte, (zumeist kleinere) Traumbuchten und Karibikstrände, ausgedehnte Feldflächen, alte Kulturen, entspannte Atmosphäre, gute Rad- und Wanderwege (😊).

Wir haben hier Anfang Oktober 2025 vier Tage verbracht und die Insel von einem Campingplatz (Camping Tonnara, etwa auf halber Höhe auf der Westseite) aus vor allem per Fahrrad und zu Fuß erkundet. Der Campingplatz ist in Terrassen angelegt und hat eine sehr gute Infrastruktur, einschließlich eigenem Pizzabäcker und einer sehr coolen Bar). Er liegt direkt an einem kleinen Strand (Cala Sapone), der auf beiden Seiten von einer Felszunge umgeben ist.

Blick auf Camping Tonnara
Einige der Sitz- bzw. Liegegelegenheiten der Bar

Die Tageshöchsttemperaturen bewegten sich während unseres Aufenthalts um 25 Grad, also bestes Radwetter.

Unsere erste Tour ging Richtung Nordwesten, nach Calasetta, dem Fährhafen für die Nachbarinsel Isola di San Pietro. Das Städtchen ist vor etwa 200 Jahren quasi auf dem Reißbrett entstanden, als hier ligurische Flüchtlinge aus dem französischbesetzten Genua zwangsangesiedelt wurden. Alle Straßen verlaufen rechtwinklig zueinander. Das Wahrzeichen ist ein Wachtturm an der höchsten Stelle.

Der Weg nach Calasetta ist im Grunde reizvoller als die kleine Hafenstadt, denn man kommt an wunderschönen Stränden und einer Küste vorbei, die immer wieder zu einem kleinen Halt einlädt, weil sie das Schauen zum Erlebnis macht.

Cala Lunga

Die zweite Radtour, Richtung Süden zum Capo Sperone, war um einiges anspruchsvoller und vielseitiger. Auch diesmal wieder herrliche Panoramen, aber auch ein spannender Einblick in die reiche historische Vergangenheit von Sardinien. Wir legten einen Zwischenstopp bei den sogenannten „Grabkammern der Riesen“ ein. Sie sind ein beeindruckender Beleg der Nuraghenkultur (Bronzezeit, ab 1.600 v.Chr.).

Nicht alle Streckenabschnitte ließen sich im Sattel bewältigen, manchmal half nur noch Schieben 😓.

Ein besonderer Höhepunkt der an Highlights reichen Tour war der Besuch des Torre Cannai. Er schließt sich an einen von mehreren langen Badestränden an der Südostseite Sant’Antiocos an. Der Küstenwachturm selbst ist ein beeindruckendes Bauwerk, aber seine Lage und die liebevolle Gestaltung seines unmittelbaren Umfelds ist geradezu spektakulär. Ein Ort der Ehrfurcht und der inneren Einkehr.

Solche Naturschönheiten klingen noch lange nach. Sie wirken doppelt intensiv, wenn man sie teilt. Und bei einem Aperitif Revue passieren lassen kann.

Lost Place auf Sant‘Antioco in Südsardinien

Uns ist nach Natur, Sonne und Bewegung im Freien – da kommt uns die über einen kleinen Damm mit dem Festland verbundene Isola di Sant‘Antioco im Südwesten Sardiniens gerade richtig. Wir finden einen Campingplatz etwa auf halber Höhe auf der Westseite. Ein guter Ausgangspunkt für Erkundungstouren in alle Richtungen. Eine Lage wie im Bilderbuch: eine Bucht mit einem kleinen Sandstrand, links und rechts ansteigende Felsen, die ins Meer hinausreichen. Und gleich oben eine nette Bar.

Blick auf den Campingplatz Tonnara

Nach dem Einchecken ist rasch ein hübsches Plätzchen gefunden und alles eingerichtet. Dann brechen wir auf zu einem Spaziergang. Wir gehen den Strand entlang und dann südlich ziemlich steil die Felsen hinauf. Von dort haben wir gleich wieder einen tollen Blick auf eine spektakuläre Bucht und das weite Meer.

Wir bleiben am Feldrand, finden aber keinen gangbaren Weg. Unser Blick wandert nach oben, wo wir ein eigenartiges Gebilde entdecken, das wir nicht so richtig einordnen können.

Aber unsere Neugier ist geweckt.

Wir steigen über einen alten Drahtgitterzaun. Es wird ziemlich schnell klar, dass es sich um ein riesiges Areal handelt, das in früheren Zeiten sehr aufwendig gestaltet wurde seit langer Zeit einfach nur sich selbst überlassen war. Das Wohngebäude ist bereits weitgehend eingestürzt, aber man sieht die extravagante Bauweise noch deutlich. Natürlich waren auch die Sprayer schon hier …

Da hätten wir gerne reingeschaut, aber das Haus war leider zu baufällig.

Pool und Garage sind noch ziemlich gut erhalten.

Was bei dieser „Begehung“ auf Schritt und Tritt auffällt: Der Besitzer hatte nicht nur ein Faible für außergewöhnliche Architektur, sondern auch für mediterrane Gartengestaltung, bei der eine Vorliebe für Kakteen ins Auge springt.

Da wir das Gelände von der Meerseite (quasi von hinten) betreten haben, verlassen wir es durch das Eingangstor – wo wir dann auch feststellen, dass wir uns hier gar nicht hätten aufhalten dürfen.

Tja, ist nun mal passiert 😉.

Und was ist nun die Geschichte hinter dieser Geschichte?

Ich frage bei der Rezeption des Campingplatzes nach und erfahre hier, dass die Villa schon seit etwa zwanzig Jahren nicht mehr bewohnt ist. Damals verstarb der Besitzer plötzlich, ohne Erben und ohne seinen Nachlass geregelt zu haben. Und seitdem erobert die Natur mit ihrer eigenen Geschwindigkeit das Terrain wieder.

Klar ins Reich der Legende habe ich die mir angebotene Erklärung verwiesen, dass das Haus durch einen Tsunami zerstört worden sei. In Anbetracht der Lage der Villa hoch oben auf dem Felsvorsprung wäre dann wohl die ganze Insel überschwemmt worden …