Ubud (4) – Tempeltour und Reisfeld-Hotspot

Für unseren dritten Tag in Ubud haben wir uns einen Fahrer organisiert und mit ihm eine Liste von Sehenswürdigkeiten nördlich von Ubud abgestimmt, die wir besuchen wollten. Die Tour entspricht weitgehend der Route, die wir in unserem Loose-Reiseführer gefunden haben. Sie umfasst etwa 45 Kilometer und verläuft in wie ein auf den Kopf gestelltes U.

Beim Rausfahren stockte der Verkehr immer mal wieder, aber dann verflüssigte er sich. Unsere erste Station war Goa Gajah, auch als „Elefantenhöhle“ bekannt. Der Eingang ist mit eigenartigen Fratzen versehen. Man wird beim Betreten der Höhle quasi von einem riesigen Maul geschluckt. Es soll sich dabei um Boma, einen Sohn Vishnus, handeln. Im Innern der Höhle werden drei Phallussymbole verehrt. Die Anlage, umsäumt von Baumbeständen, wirkt eher beschaulich – zumindest bei unserem Besuch (außerhalb der Saison) 😉. Das Außengelände lädt zum Schlendern ein.

Nur etwa drei Kilometer weiter befindet sich längs zu Reisfeldern das 25 Meter lange und bis zu 2,5 Meter hohe Felsrelief von Yeh Pulu, auf dem Alltags- und Jagdszenen dargestellt sind. Bislang ist die genaue Bedeutung der beeindruckenden, auf das 14. Jahrhundert datierten Anlage nicht geklärt.

Insbesondere an heißen Tagen ist das in einer tiefen Schlucht gelegene Heiligtum Gunung Kawi, die nächste Station auf unserer Nordroute, durchaus eine Herausforderung, denn hier ist eine stattliche Zahl an Treppenstufen (genau: 286) zu überwinden.

Aber man bekommt auch Besonderes zu sehen: Aus zwei gegenüberliegenden Felswänden wurden neun bis zu sieben Meter hohe Monumente herausgemeißelt. Es handelt sich hierbei um einen Bestattungstempel von König Udayana und seiner Familie aus dem 11. Jahrhundert.

Gunung Kawi ist weitläufig angelegt. Auch aus den Felswänden gehauene Höhlen (in denen Eremiten gelebt haben sollen) und kleine Wasserfälle gehören dazu.

Abstecher in die Reisterrassen sind ebenfalls möglich.

Nach diesen schweißtreibenden Aktivitäten bot sich eine Pause im Warung A-Bing an. Hier ist man schon fast wieder oben angelangt, und man hat einen fantastischen Blick über die Reisfelder. Frisch gepresste Säfte und ein leckeres Mittagessen machten die Mühen rasch vergessen.

Eigenwillig konstruierter Aussichtspunkt auf dem Stamm einer Palme.

Nur wenige Kilometer entfernt von Gunung Kawi liegt das bei Touristen sehr beliebte Quellheiligtum Pura Tirta Empul. Man sagt dem Quellwasser, das vermutlich von einem der Vulkane gespeist wird, eine für Körper und Seele heilende Wirkung nach, und die Balinesen baden darin bereits seit über 1000 Jahren. Bei unserem Besuch befand sich allerdings kein einziger Balinese in dem kühlen Nass, stattdessen drängten die Touristen in großer Zahl hinein, um sich geradezu inbrünstig an die jeweiligen Quellen zu hängen, getreu dem Motto, dass viel auch viel helfe. Hmm, kann man machen. Uns war nicht danach.

Das TouriBaden ist gut organisiert, einschließlich grünem Sarong und Opfergabe und Profifotograf am Beckenrand. Das rituelle Bad ist in einer genauen Reihenfolge zu absolvieren: im linken Becken anfangen und an jeder Quelle dreimal waschen und drei Schlucke Wasser nehmen, im rechten Becken geht’s andersherum. Es ist nicht belegt, welche Auswirkung es hat, wenn jemand nicht bis drei zählen kann, links und rechts verwechselt oder zu Beginn vielleicht zu viel Wasser aufnimmt und im rechten Becken einfach nicht mehr trinken kann 🤔.

ABER: Ehre wem Ehre gebührt, Puta Tirta Empul wird diesen Andrang aus fernen Ländern sicher überstehen. Und wenn man sich von den Becken entfernt, entfaltet sich der Charme dieses eindrucksvollen balinesischen Heiligtums.

Schön auch zu sehen, dass etwas abseits der Quellen gerade eine Zeremonie durchgeführt und ein Fest vorbereitet wurde.

Als Kleinod haben wir das idyllisch angelegte Quellheiligtum Pura Gunung Kawi Sebatu erlebt, wo wir fast die einzigen Besucher waren. Zum Verweilen und Genießen …

In Pura Gunung Kawi Sebatu gibt es übrigens zwei Becken, die – nach Geschlechtern getrennt – von der Dorfjugend zum Baden und Herumtollen verwendet werden. Da zeigt sich der Tempel von der alltagstauglichen Seite 😊.

Einfach nur Spaß im Pool …

Der letzte Halt auf unserer Tour durch die Region nördlich von Ubud hatte keinerlei spirituellen Hintergrund: Tegallalang. Dieser Ort fehlt bei keinem Beitrag über Bali und ist ein Insta-Hotspot erster Güte. Wir waren innerlich gewappnet – und um so überraschter zu sehen, dass hier nur wenig Betrieb war. So konnten wir in aller Ruhe übers Gelände schlendern und die Orte anschauen, die zigmillionenfach als Fotoobjekte dienen. Da fallen ja unsere paar Bilder kaum noch ins Gewicht 😉. Man hat sich inzwischen gut auf die speziellen Foto-Wünsche der Besucher eingestellt und bietet neben den klassischen Schaukeln beispielsweise auch Fahrräder an, mit denen man/frau durch die Lüfte schweben kann. Außerdem sind diese Reisterrassen ein Traum! Da kann man durchaus nachvollziehen, dass im Körper einer Frau die Glückshormone den Turbo einschalten, wenn sie mit wehender Mähne im aufgeblähten knallroten Kleid in luftiger Höhe über die Reisfelder schaukelt!

PS: Wir gewinnen zunehmend den Eindruck, dass sich die Balinesen heimlich für den manchmal sicherlich zur Last werdenden Besucherandrang rächen, indem sie insbesondere die Männer zwingen, im Sarong herumzulaufen. Was bei ihnen elegant aussieht, schaut bei den Besuchern aus Übersee eher wie eine groteske Verkleidung aus 😱.

Schuster, bleib bei deinen Leisten!
Auf dem Treppchen wird‘s auch nicht substanziell besser …