Die 2,7-Millionen-Stadt ist die Hauptstadt von Südsulawesi und ohne Zweifel – als Tor nach Ostindonesien – eine Wirtschaftsmetropole.
Der schönen Meerlage zum Trotz kann Makassar das Traveller-Herz aber nicht so richtig erwärmen. Wir kommen Anfang Oktober 2024 auf insgesamt knapp zwei Tage Aufenthalt und meinen, dass das auch ausreichend ist.
Die Projekte der letzten Jahre, mit denen Makassar auch touristisch zu modernen Städten mit vergleichbarer Wirtschaftsgröße aufschließen wollte, haben wohl die Hoffnungen nicht erfüllt.
Das zentrale Großprojekt ist das Center Point of Indonesia, kurz CPI, für das große Mengen Land für ein Kongresszentrum, Promenaden und Wohngebäude aufgeschüttet wurden. Das Ganze wirkt etwas gewollt und blutleer, der allgemeine Pflegezustand ungenügend. Die Instandhaltung der öffentlichen Räume, insbesondere der Wege, lässt zu wünschen übrig. Und an manchen Stellen kommt das Hafenwasser einer Kloake gleich (mit entsprechender Geruchsbildung). Wenn dann Besucher über Dubai oder Singapur anreisen, dürfte das für sie ein handfester Kulturschock sein. Hinzu kommt das Fehlen jeglichen Nachtlebens. Natürlich kann man hier schon ein kühles Flaschenbier bekommen, aber damit hört bei den Getränken schon fast die Fantasie auf. Da liegt die Priorität wohl eher beim regelmäßigen Beten, ritualisiert durch die fünfmal tägliche Erinnerung durch den Muezzin, dessen blecherne Lautsprecherstimme in die letzten Winkel der Stadt dringt, das erste Mal um 4.30 Uhr. Da geht man dann doch besser um neun Uhr abends ins Bett.
So nimmt es nicht wunder, dass das einzige auffällige Gebäude im Neubauszenario die in Pfahlbauweise errichtete Moschee Masjid 99 Kubah ist. Das mit 99 Kuppeln bestückte knallbunte Wahrzeichen dominiert die dem Zentrum gegenüberliegende Wasserfront. Die teilweise mit Statuen bestückte Promenade auf der Zentrumseite lädt übrigens nur bedingt zum Flanieren ein, weil sie wenig Attraktives zu bieten hat und zahlreiche Stolperfallen hat.
Man kann die Moschee als Nicht-Moslem besuchen. Frauen müssen sich zu diesem Zweck komplett verhüllen. Das sieht bei Eva so aus:
Manche Dinge macht man, um sie einmal erlebt zu haben … Die Moschee wirkt im Innenbereich steril und wenig ansprechend. Kein Vergleich zu anderen Moscheen, die wir besucht haben (wie zum Beispiel die Hassan-II-Moschee in Casablanca, die architektonisch ein Statement ist).
Und sonst?
Das Fort Rotterdam (Benteng Ujung Pandang) ist einen Besuch wert. Die Anfänge der Befestigungsanlage gehen ins 16. Jahrhundert zurück. Mit der Ankunft der Niederländer als Kolonialmacht entwickelte sich das Fort zu einem wichtigen militärischen Stützpunkt. Es beherbergt auch ein Museum (La Galigo) mit Exponaten zur Kulturgeschichte Indonesiens (Landwirtschaft, Fischerei, Weberei). Die Fortgebäude selbst kann man nicht besichtigen, wohl aber ein Stück über die Wehrmauer laufen.
Die Anlage hat offensichtlichen Investitionsbedarf, besonders die eigentlich schönen Ziegeldächer und die Wege auf den Mauern müssen an vielen Stellen ausgebessert werden.
Bei unseren Streifzügen haben wir in fußläufiger Nähe zur Promenade ein Gestaltungsprojekt entdeckt, das wir als „Aufhübschungsinitiative“ bezeichnen möchten. Dabei wurde ein kleines Wohnviertel, insbesondere seine Gassen, mit Farbe, Fantasie und ein paar Blumen und Fähnchen verschönert.
Ganz offensichtlich hat das aber zu keinerlei Verbesserung der Lebenssituation der dort lebenden Menschen geführt. Denn man kann nirgendwo etwas kaufen, essen, trinken oder kleine Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Ganz anders als beispielsweise bei den „Regenbogendörfern“ in Malang (Java).
Highlights?
Zum einen ein toller Kaffeeladen, wo man vermutlich den besten Cappuccino der Stadt bekommt und natürlich auch kaufen kann: Toko Kopi Ujung. Dort gibt‘s auch interessante „Schnüffelgeräte“ 😊.
Und man kann beim Kaffeeschlürfen durch die saubere Fensterscheibe ulkige Gefährte fotografieren, die um die Ecke biegen:
Last, but not least: Schöne Begegnungen mit Menschen! Wir fühlten uns zeitweilig wie Promis, wenn wir um gemeinsame Fotos gebeten wurden. Wir wurden unzählige Male mit „Hello Mister, photo!“ angesprochen. Und lösten echte Freude und Begeisterung aus, wenn wir zustimmten:
Ein Riesenspaß war die Begegnung mit einer Schülerinnengruppe aus einem islamischen Internat, die mein Alter raten musste:
Ob wir diese Popularität wohl auch nach unserer Rückkehr nach Deutschland aufrechterhalten können? 🤔
PS: Hin und weg waren wir bei dieser Fangruppe, weil die Kinder sich einfach ein Loch in den Bauch gefreut haben.