Yogyakarta – Spaziergang zum Kraton

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Yogyakarta gehört auf jeden Fall in Java, wahrscheinlich aber insgesamt in Indonesien, zu den touristischen Schwergewichten und dies nicht nur wegen der UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten Borobudur und Prambanan weit außerhalb der Stadt.

„Yogya“ bietet nämlich im unmittelbaren Stadtbereich diverse Sehenswürdigkeiten und hat sich zu einem Zentrum der indonesischen Kunstund Kulturszene und Kulinarik gemausert.

Wir gehen ja gerne einfach mal los, nicht ohne Ziel, aber mit Muße und Ausdauer. Will sagen: zu Fuß. Und das ist in Südostasien immer so ein Ding. Weil man hier eben einfach nicht zu Fuß geht. Stets fährt man irgendwie, oder versucht es zumindest. Deswegen (?) gibt es für Menschen, die per pedes unterwegs sind, keinerlei Infrastruktur, also keine Bürgersteige (die diesen Namen verdienen), alles ist zugeparkt und -gestellt, keine Fußgängerüberwege usw. Trotzdem halten wir an unserer Methode fest. Warum? Weil man so eben doch mehr als beim Fahren sieht, mit Menschen in Kontakt kommt, von kleinen Kindern mit einem fröhlichen „hallo“ bedacht und abgeklatscht wird. Aber der tosende Verkehr und die Abgase können selbst hartnäckige Fußgänger wie uns zermürben … Dann flüchten wir für eine Weile in ein Einkaufszentrum oder ein Café oder Restaurant und beraten, wie wir weiter vorgehen wollen. Manchmal kommt dabei heraus, dass wir uns ein Grab-Taxi bestellen. Oder wir stampfen innerlich mit dem Fuß auf, bleiben bei unserem Vorhaben und laufen einfach weiter. Hiesige Menschen müssen denken, dass wir meschugge sind. Vielleicht haben sie recht. Zumindest ein bisschen. Ostfriesen sind so. Saarländerin manchmal auch. Zumindest ein bisschen 🤔.

In Jakarta war‘s mit dem Gehen wirklich schwierig, in Bandung nicht viel besser. Yogyakarta indes hat uns ein wenig versöhnt. Hier haben wir enge Wege und Gassen gefunden, wo gelegentlich ein Motorroller vorbeikam, aber kein Auto. Und das kam so: Wir wollten von unserer Unterkunft, wo man Luft zum Atmen hatte,

Der Innenhof des Duta Guest House in Yogyakarta

zum Kraton gehen. Dieser ist quasi eine Stadt in der Stadt, ein etwa vier Quadratkilometer großer Palast- und Wohnbezirk, Residenz des Sultans von Yogyakarta, das eines von zwei verbliebenen Sultanaten Indonesiens ist.

Der Weg dorthin war ganz nach unserem Geschmack, denn es ging – Google Maps sei dank – links und rechts quer durch die Wohnviertel, und da gibt’s immer viel zu schauen und fotografieren. Hier ein paar Beispiele:

Der Kraton ist über weite Strecken von einer hohen Mauer umgeben, an der ständig gearbeitet wird. Der Bereich ist nur durch fünf Schranken zugänglich.

Hier ist sogar eine Frau mit Hijab unter dem Bauhelm dabei!

Die Familien, die im und am Kraton wohnen, müssen ein Mitglied für Arbeiten im Palast abstellen. Das sind die sogenannten „Freiwilligen“, von denen es über tausend geben soll. Man hat den Eindruck, dass es den Menschen in den Wohngebieten um den Kraton herum im Durchschnitt besser geht. Sie haben sich auf bescheidenem Niveau auf den Tourismus eingestellt.

Der VW Käfer lebt! Wenn auch nur muskelgetrieben 😊

Und als wir dann endlich am frühen Nachmittag am Palast angekommen waren, war dieser bereits geschlossen 😞.

Die wichtigsten Straßen des Kraton münden jeweils in zwei repräsentative Plätze, den Alun-Alun Kidul im Süden und den Alun-Alun Lor im Norden. Das gesamte Gebiet bildet das Zentrum Yogyakartas – und ist zu Fuß gut zu erkunden.

Südwestlich des Kraton liegt der Taman Sari, das 1758-65 angelegte „Wasserschloss“, von dem nur Reste erhalten sind.

Eingangsbereich des Taman Sari

Vom großen quadratischen Alun-Alun-Platz aus kann man einen Blick auf den prächtigen Pagelaran, die Eingangshalle des Sultanpalastes, erhaschen.

Von hier sind es nur ein paar Schritte zu einer als „Kilometer Null“ bekannten Kreuzung, die von mehreren repräsentativen Gebäuden aus der niederländischen Kolonialzeit umgeben ist, von denen heute einige Banken beherbergen.

Bank Indonesia

Hier befindet sich auch die Benteng Vredeburg, ein 1765 erbautes niederländisches Fort. Sie dient heute als Ausstellungsgebäude für die Geschichte des indonesischen Befreiungskampfes. Als Medium werden fast ausschließlich Dioramen benutzt, was schlichtweg nicht mehr auf der Höhe der medienpädagogischen Zeit ist. Schade.

Der Platz vor der Vredeburg wird gern für Erinnerungsfotos genutzt.

Dabei hatte ich den Damen nur ein Handküsschen zugeworfen 😍.

Und was darf bei einem Rundgang durch eine Stadt nicht fehlen?

Streetart!

PS: Beinahe wäre Eva von einem grimmigen Palastwächter entführt worden! Es heißt, er ziehe sich gerne mal eine Widerspenstige über die Mauer, um sie gefügiger zu machen 😱.

Battambang: Sehenswertes in der Stadt

Battambang, etwa 120.000 Einwohner, ist die viertgrößte Stadt Kambodschas und der Verwaltungssitz der gleichnamigen Provinz. Es ist gut zu erreichen, sowohl von Siem Reap als auch Phnom Penh aus. Die meisten ausländischen Touristen kommen wegen des Bamboo Train hierher (siehe Beitrag). Der Tourismus ist in der Provinzhauptstadt jedoch noch kein bestimmender Wirtschaftsfaktor, und daher gehört es zu den normalen Erfahrungen eines westlichen Besuchers, interessiert beäugt zu werden, insbesondere von Kindern. Einmal Lächeln und freundlich nicken, das bringt die kleinen Gesichter sofort zum Leuchten. Und das eigene Herz legt ein Wärmebrikett nach 😊.

Sowohl die nähere Umgebung (s.o.) als auch das Stadtzentrum lohnen einen zweiten Blick.

Während unseres 2,5-tägigen Aufenthalts Ende Oktober 2023 hat es uns immer wieder zum zentralen Markt, dem Phsar Nath, hingezogen. In und um den gelblichen pyramidenartigen Bau pulsiert das Leben. Ein authentischer Markt, in dem man sich als Tourist in aller Ruhe umschauen kann, ohne permanent angesprochen zu werden. Er scheint in vollem Umfang seiner Funktion als Umschlagplatz gerecht zu werden. Die Provinz gilt als Reiskammer Kambodschas, Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch, Kräuter und Gewürze sind im Überfluss vorhanden. Zum weiteren Angebot zählen Schmuck, Kleidung und Stoffe sowie Dienstleistungen wie Schneiderarbeiten und Körperpflege. Wie Frisördienste und Maniküre. Vom frühen Morgen bis tief in die Nacht hinein wird hier ver- und gekauft, gehandelt, zubereitet, gekocht, mit den Händen gearbeitet … Auch wir haben im Phsar Nath das eine oder andere eingekauft und mehrfach etwas gegessen.

Da Battambang sogar über eine eigene von Buddhisten geführte Hochschule verfügt, ist es wenig überraschend, dass die Stadt auch ein paar sehenswerte Pagoden hat.

Mönche jeden Alters sind eine normale Erscheinung im Alltag. Im Markt wie auch zu anderen Gelegenheiten sammeln sie für ihren Lebensunterhalt Geld, manchmal Essen. Das Procedere ist immer gleich: Der Mönch stellt sich ruhig und ohne eine Gesichtsregung an einen Stand und bekommt sodann vom Standbetreiber Geld in seine Sammelbüchse. Manchmal wird auch etwas Beiläufiges geredet. Ein buddhistischer Mönch wird sich nie für eine Spende bedanken, weil nicht der Spender ihm, sondern er dem Spender etwas Gutes tut. Er gibt dem Spender nämlich die Möglichkeit, sein Karma zu verbessern. Frauen müssen darauf achten, dass sie den Mönch nicht berühren, weil sie ihn dadurch „verunreinigen“. Tja.

Übrigens, das Pol-Pot-Regime unterdrückte den Buddhismus (wie andere Religionen auch), tötete und verfolgte Mönche, zerstörte Pagoden und entzog der Staatsreligion die Lebensgrundlage.

Heute sind etwa 95 Prozent der kambodschanischen Bevölkerung Anhänger des Theravada-Buddhismus.

Das touristisch relevante Viertel der Stadt sind die Uferpromenade am Sangker und ein paar parallel dazu verlaufende Straßen. Hier findet sich eine stattliche Zahl an Häusern aus der französischen Kolonialzeit, die meisten von ihnen indes in unterschiedlichen Stadien des Verfalls. Hübsch herausgeputzte und sanierte Straßenzüge sucht man vergeblich. Die Straßen ab der zweiten Reihe gleichen Teils befestigten Pisten, die Gehwege sind mit Motorrollern und großen Fahrzeugen zugeparkt. Von einem „Bürgersteig“ im deutschen Verständnis kann hier nicht die Rede sein.

So sieht die erste Reihe an der Uferpromenade aus:

Das ist kein Wohnhaus, sondern … eine Bank!

So die zweite und dritte Reihe:

Im Kabelgewirr: Ein Kolonialbau neben einer modernen Bauruine.

Natürlich hat Battambang auch ein paar ansehnliche und architektonisch gelungene Bauwerke, wie beispielsweise den imposanten Gouverneurspalast und das Zentralbankgebäude. Insgesamt sind derartige Gebäude im Straßenbild die Ausnahme.

Der Zustand der Straßen und Gebäude ist eines von vielen Indizien, dass Kambodscha noch einen weiten Weg gehen muss, um zu Ländern wie Vietnam oder Thailand aufzuschließen. Das durchschnittliche verfügbare Jahreseinkommen eines Kambodschaners liegt bei 1.614 Euro (Vietnam und Thailand: 4.500 Euro). Man sieht schon, dass sich etwas tut, aber die Armut von vielen Menschen ist ebenso unübersehbar. Ständig begegnen einem vollkommen Mittellose wie bettelnde Mütter mit behinderten Kindern, Blinde, Alte … Es ist im Buddhismus tief verankert, den Armen zu geben, und nur so kommen diese Menschen irgendwie über die Runden.

Spannend ist im Zusammenhang mit der Entwicklung des Stadtzentrums die Pub Street mit ihrer Backpacker-Ausrichtung: mehrere Hostels, eine Vielfalt an Restaurants (mehrere mit kambodschanischer Küche!), Cafés und Bars sowie interessante Läden und Boutiquen prägen das Bild.

Und in der Pub-Street-Ecke sind wir dann sogar mit Blick auf eines unserer Dauerbrenner-Themen fündig geworden – Street Art!

In die gleiche Kategorie ist unseres Erachtens diese eigenwillig-kreative Version eines Mülleimers, der wir an vielen Stellen in der Stadt begegnet sind – gefertigt aus Lkw-Reifen.

Wir hatten zunächst gedacht, es handele sich um einen massiven gusseisernen Grill 😉.