Bira ist ein kleines Fischerdorf an der Spitze einer kargen Halbinsel an der Südostspitze von Südsulawesi. Der Ort hat einen wunderschönen feinkörnig-weißen Strand, der streckenweise parallel zu einer niedrigen Felsküste verläuft. Ideal zum Entspannen also. Genau das wollten wir nach den Abenteuern in Tana Toraja. Dazu hatten wir uns in ein kleines Resort mit direktem Zugang zum Strand eingemietet. Aaach …
Den Strand hatten wir fast für uns allein. Am Wochenende sieht das anders aus, dann kommen viele Ausflügler aus Makassar, Südsulawesis Hauptstadt.
Und wenn Indonesier auftauchen, werden wir stets sehr freundlich begrüßt – und gerne zum Fototermin gebeten 😁. Das machen wir inzwischen ganz professionell.
Bei größeren Gruppen kommen wir schon mal ins Schwitzen, wenn alle auch noch Einzelfotos wollen 😰. Ablehnen kann man einfach nicht, weil die Anfragen immer sehr freundlich vorgebracht und mit aufgeregter Freude umgesetzt werden.
Wir wollen es vor unserer Südsulawesi-Rundtour nochmal etwas ruhiger angehen und haben uns von einem Fahrer von Munduk nach Sanur bringen lassen – denn in Munduk gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel und weder Gojek noch Grab funktionieren.
Der Küstenort liegt südöstlich von der balinesischen Hauptstadt Denpasar und ist auf die Bedürfnisse westlicher Touristen zugeschnitten.
Für einen Moment könnte man meinen, Sanur sei „Schnitzel-Zone“ und mithin spielten Touristen aus dem deutschsprachigen Raum eine gewichtige Rolle. Weit gefehlt, schnell erklärt: Die Besitzerin dieses Cafés ist mit einem Deutschen verheiratet, und „Spätzle“ erregen im vielfältigen kulinarischen Angebot Aufmerksamkeit.
Unsere Unterkunft ist zwar zentral, aber abseits von der Hauptstraße gelegen. Die Tiga Naga Villa ist ein kleines Resort mit Pool, die Wohneinheiten sind mit Küche und Bad ausgestattet, offensichtlich erst vor Kurzem renoviert. Ruhig und gepflegt, und mit etwa 35 Euro pro Nacht recht günstig.
Von hier aus gehen wir etwa eine halbe Stunde zum Strand. Und das ist es auch, was wohl die meisten Leute wollen. Das Publikum ist vom Alter her gemischt. Wir sehen immer wieder ältere Semester, die mit dem Roller um die Ecke brausen. So mancher scheint hier „hängengeblieben“ zu sein. Sanur ist beschaulicher als beispielsweise Canggu, wo mehr Partyatmosphäre angesagt ist.
An der parallel zur Strandpromenade verlaufenden HauptstraßeJalan Danau Tambligan gibt es alles, was der Tourist braucht: Cafés, Restaurants, Obst- und Gemüsestände, kleine Supermärkte, Beauty-Angebote … Auch der nächste Cappuccino ist nicht allzu weit 😉.
Im Hinblick auf die Besucherstatistik geben die Australier in Sanur den Ton an. Für sie liegt Bali quasi vor der Haustür, nur ein paar Flugstunden entfernt. Was dem Deutschen sein Mallorca (mit deutschem Bier und Bundesliga), ist dem Aussie sein Bali (ebenfalls mit viel Hefegetränk und entsprechendem Sportangebot). Die Erholungsuchenden mit dem unverkennbaren „oi“ in der Stimme finden sich allabendlich in den Pubs entlang der geschäftigen Jl. Tamblingan ein. Und auf dem Heimweg macht so mancher mit seinem Motorroller die engen Gassen unsicher, wie man hört. Sie kaufen auch in großem Stil immer noch günstige Immobilien auf. Und gebaut wird fleißig. G‘day Mate!
Der schöne Strand zieht sich über mehr als fünf Kilometer. Er gilt als besonders sicher und familienfreundlich, weil ihm ein Korallenriff vorgelagert ist, das die Wellen bricht. An ihm zieht sich eine Promenade entlang, die zum Spazieren, Joggen und Radfahren einlädt.
Eilig sollte man es nicht haben, denn hier ist viel los. Also einfach gemächlichschlendern, den Blick auf den Strand schweifen lassen, dann auf Resort- und Hotelanlagen, die sich parallel zur Promenade aneinanderreihen. Da sind viele Top-Adressen dabei. Man hört diverse bekannte Sprachen, Holländisch, Spanisch, Französisch, viel Englisch, aber auch ein paar, die wir erst beim Lauschen oder eben gar nicht richtig zuordnen können.
Wunderbar ist so ein Spaziergang zum Vergleichen und Ablästern. Schau mal die da, oder den da drüben erst … Wir haben ein eingespieltes Verfahren. Da reicht eine kurze Berührung oder eine leichte Kopfbewegung, ein kritisches Hochziehen der Augenbrauen oder ein kurzes Stoßseufzer und schon weiß der/die andere Bescheid. Manchmal haben wir dabei ein schlechtes Gewissen, was sind wir nur für Lästermäuler! Aber das halten wir aus. Außerdem sind wir überzeugt, dass die anderen das auch so machen. Wobei wir uns fragen, was denn die wohl über uns lästern könnten?! Hm …
Zu essen und trinken ist auf der gut fünf Kilometer langen Promenade reichlich im Angebot, das Preisniveau schwankt zwischen westlichem Niveau und „ortsüblich mit Strandzuschlag“. Bei Flut isst es sich bestimmt besser als bei Ebbe.
Selbstverständlich kann man auch Wassersportgeräte, Sonnenliegen und dergleichen mieten.
Der Strand ist gesäumt von traditionellen Booten, von denen viele wohl nie mehr zu Wasser gelassen werden. Die formschönen Auslegerboote wirken wie ein Gruß aus vergangenen Zeiten, sie sehen aus wie in der Bewegung erstarrte Spinnen im Sand. Dem bunten Anstrich zum Trotz ein etwas melancholisches Bild.
Geht man die Strandpromenade von Süd nach Nord, endet der Spaziergang in aller Regel an der Lobster-Statue, die in den Sozialmedien einen gewissen Kultstatus hat.
Der Hummer hat inzwischen Gesellschaft bekommen.
An dieser Stelle wird der Großteil des Besucherstroms in eine imJuni 2024eröffnete ShoppingMall (Icon Bali) hineingesogen. Über vier Stockwerke alles vom Feinsten, einschließlich IMAX-Kino. Bei so viel Glitzer behält man am besten die Sonnenbrille auf.
Uns war bereits am ersten Tag aufgefallen, dass sich die Balinesen auf ein besonderes Fest vorbereiten. Atmosphärisch ein bisschen vergleichbar mit unserer Vorweihnachtszeit. Es handelt sich um Galungan, das überall auf Bali mit Festessen, Familientreffen und Tempelzeremonien zu Ehren des Schöpfergottes gefeiert wird. Die Straßen sind mit langen Bambuspfählen (Penjor) geschmückt, an denen Flechtarbeiten und Körbe mit Gaben hängen. In der Vorstellung der Bali-Hindus steigen in dieser Zeit die Ahnen herab auf die Erde und besuchen ihre Nachkommen. Deshalb werden Blumen- und Reisgaben auf den Familienschreinen platziert. Ein wenig scheint die Welt stillzuhalten …