Frühsport am Hoan-Kiem-See in Hanoi

Der Hoa-Kiem-See ist eine Art Ruhepol im geschäftigen Zentrum von Hanoi. Manche bezeichnen sie auch als „Hanois Seele“. Nun, ganz ruhig geht es hier nicht zu, auch hier nimmt man den Verkehrslärm der Metropole wahr, aber deutlich gedämpft. Es ist eben südostasiatischruhig, nicht friedhofsruhig. Andere Länder, anderes Verständnis von „ruhig“. Das kennen wir ja bereits von Europa. Wenn wir es als Nordlichter irritierend finden, dass in einer spanischen Bar bei Hochbetrieb der Fernseher läuft, kein Mensch hinschaut und gleichzeitig der Bass durch die Boxen wummert. Sozusagen als akustische Kulisse.

Über den See hat man einen schönen Blick auf die jeweils andere Seite.

Der Name „Hoan-Kiem“ bedeutet bedeutet „Der See des zurückgegebenen Schwertes“. Ganz schön viel Bedeutung für so ein kleines Wort. Aber spätestens jetzt wissen wir, dass der Hoan Kiem nicht nur ein Naherholungsraum ist. Er ist Teil der vietnamesischen Identität. Denn dem Nationalhelden Le Loi ging beim Fischen im genannten See ein Schwert ins Netz, mit dem er in der Folge in mehreren Schlachten seine Feinde niedermetzelte.

Der Jadeberg-Tempel (Ngoc Son) im nodöstlichen Teil des Sees ist der Literatur gewidmet, ebenso wie der „Schreibpinsel-Turm“, Thap But, direkt am Ufer. Man erreicht den Jadeberg-Tempel über die 1875 erbaute, wunderschön geschwungene The-Huc-Brücke (Brücke der aufgehenden Sonne).

Der Hoan-Kiem-See ist umgeben von der Walking Street, die sich gleichermaßen bei den Bewohnern wie den Besuchern großer Beliebtheit erfreut.

Man liest immer wieder, dass ein Spaziergang entlang der Promenade um den See in den frühen Morgenstunden ein besonderes Erlebnis sei, auch weil man dabei viele Hanoier beim Frühsport beobachten könne. Dabei muss man wissen, dass die Vietnamesen früh aufstehen (und auch früh schlafen gehen). Ein Zwischenstopp in Hanoi auf dem Rückweg von Sa Pa, Ankunft des Nachtzuges in Hanoi um 5.35 Uhr, war deshalb für uns die beste Gelegenheit, das Treiben am Hoan-Kiem-See mit eigenen Augen zu betrachten.

Nachdem wir unser Gepäck im Hotel abgestellt hatten, machten wir uns sogleich zu Fuß auf den Weg. Wir hatten den See noch gar nicht erreicht. als uns die ersten Jogger entgegenkamen. Einige waren schon dabei, ihren Flüssigkeitshaushalt auszugleichen und noch ein paar Dehnübungen zu vollziehen. Das heißt: Diese Frauen und Männer hatten ihren Lauf bereits um 6.30 Uhr absolviert (und sind wohl um kurz nach 5.00 Uhr losgelaufen?). Respekt.

Als nächstes konnten wir die Geschicklichkeit von einigen Männern bei einer im Westen als „Footbag“ bekannten Sportart bewundern. Dabei spielt man per Fuß oder Kopf, wie beim Fußball, einen kleinen „Ball“ (mit Granulat oder Reis gefüllt) über ein Netz hin und her. Dieses Spiel gibt es in einzelnen Ländern Asiens seit etwa 4.000 Jahren.

Ansonsten wird am Hoan-Kiem-See so ziemlich alles aufgeboten, was der geistigen und körperlichen Ertüchtigung dient, von Gymnastik und Yoga über Joggen und Kraftübungen bis hin zu rhythmischem oder Standardtanz. Jede(r) nach seinen/ihren Fähigkeiten und Neigungen, in der Gruppe oder allein.

Wir waren schwer beeindruckt. Es hätte sich sogar gelohnt, dafür richtig früh aufzustehen!

Hoffentlich hält der Ast.

Auch auf den gegenüberliegenden Bürgersteig hielt man sich fit und geschmeidig:

Bei diesen Verrenkungen jaulten unsere Bandscheiben schon beim Zuschauen auf 😱.

Aber es geht auch ganz anders:

Tiefenentspannung ist selbst auf dem kleinsten Moped möglich 😊.