Tempio Pausiana – in der inneren Gallura

Tempio Pausiana ist neben Olbia eine der Hauptstädte der Provinz „Nord-Est Sardegna“. Das Städtchen hat 13.000 Einwohner, liegt auf einer Hochterrasse am Nordfuß des Gebirgsmassivs Monte Limbara (1.360 Meter), umgeben von Korkeichenwäldern (siehe separaten Beitrag).

Wir hatten keine besonderen Erwartungen, als wir uns von unserem Campingplatz am Meer auf die kurvenreiche, etwa einstündige Autofahrt begaben. Am Himmel hatten sich ein paar Regenwolken zusammenbraut an diesem Donnerstag gegen Ende Oktober. Und wir waren positiv überrascht, trotz der unfreundlichen Wetterlage.

Das alte Zentrum wirkt einheitlich gestaltet, mit Granit als zentralem Baumaterial für die Gebäude und Gassen. Man scheint mit authentischen Restaurants und hübschen Verkaufsläden gut auf Besucher eingestellt, die Orientierung fällt leicht. Denn die Via Roma als schnurgerade Hauptachse ist immer wieder gut zu finden, wenn man sich beim Schlendern durch die Nebengassen ein wenig verloren hat. Die wichtigsten Gebäude sind, es könnte kaum anders sein, Kirchen und städtische Einrichtungen. Die Plätze laden zum Verweilen – wenn es denn das Wetter erlaubt 😐.

Und gefiel besonders gut, dass einige Gassen mir Spruchbändern versehen sind und an verschiedenen Stellen historische Fotos über die Menschen in ihrem Alltag informieren. Dabei spielen die Themen Korkproduktion und Granitabbau eine besondere Rolle, aber beispielsweise auch die Herstellung von Tabakpfeifen.

Wir würden also gerne nochmal wieder bei sommerlicheren Temperaturen in Tempio Pausiania vorbeischauen, zumal die Sommerhitze in dem Städtchen wegen seiner Höhenlage bedeutend angenehmer zu ertragen ist.

Arrivederci, a presto!

Innere Gallura – Zentrum der Korkproduktion

Die Gallura ist der nordöstliche Zipfel von Sardinien. Diese Region ist vor allem bekannt für ihre zerklüftete Granitküste, Inseln wie das La Maddalena-Archipel und ein Hinterland mit ausgedehnten Korkeichenwäldern. 

Nach sieben Wochen und gegen Ende unserer zweimonatigen Rundreise (September/Oktober 2025) – und einem gefühlten Dauersommer – kündigt sich auch hier unweigerlich der Herbst an: Laut Wetterprognose soll es Regen und böigen Wind geben. Wir nutzen den Tag für eine Fahrt ins Binnenland, unsere Ziel ist Tempio Pausiana, das städtische Zentrum der Gallura, gut 50 Kilometer von der Küste entfernt.

Diese Region ist das Herz des hochwertigen Korks. Etwa 70 Prozent des italienischen Korks stammen aus Sardinien.

Und wenn man hier mit dem Auto unterwegs ist, kommt man an Produktionsanlagen mit riesigen Mengen gestapelter Korkeichenrinde vorbei.

Die Korkproduktion hat eine lange Tradition, und Weintrinker denken bei diesem Naturstoff als Erstes an Flaschenkorken – für die in aller Regel hochwertiger Kork zur Anwendung kommt. Aber Kork ist sehr vielseitig verwendbar, unter anderem auch als Bodenbeläde und Dämmstoff, in der Textilverarbeitung oder als Material in der Handwerkskunst.

Korkerntezeit ist Mai bis August. Das Verfahren ist recht einfach: Der Stamm wird oben und unten rundum eingekerbt und dann wird zwischen diesen beiden Ringen ein Längsschnitt in der Rinde gesetzt. Schließlich wird die Rinde mit dem Axtstiel abgehebelt. Die Rindenstücke werden dann in großen Wannen gekocht, über einige Monate getrocknet und danach weiterverarbeitet. Hier eine historische Darstellung:

An dem Schäl-Verfahren hat sich nichts Wesentliches geändert. Es ist Handarbeit, damals wie heute.

In der Korkwirtschaft ist ein langer Atem erforderlich: Die Bäume können etwa alle 8 bis 10 Jahre geschält werden. Der erste Schnitt erfolgt normalerweise, wenn die Bäume etwa 25 Jahre alt sind. Der Baum ist nach acht bis neun Schälungen verbraucht.

Die Korkeichenwälder sind wichtige Lebensräume für Pflanzen und Tiere, schützen vor Bodenerosion und leisten einen bedeutenden Beitrag zur Luftreinhaltung.

PS: Italien gehört mit etwa vier Prozent der Weltkorkproduktion zu den kleineren Erzeugern. Portugal ist mit 50 Prozent Marktführer, gefolgt von Spanien mit 25 Prozent. Man schätzt die Zahl der weltweit hergestellten Weinflaschenkorken auf 10 Milliarden jährlich.