Homestay im Hmong House bei Sapa

Nach der etwa anderthalbstündigen Anfahrt von Lao Cai aus wuchs die Spannung, was für eine Unterkunft wir denn nun erwarten konnten. Zumal uns bereits während der Fahrt und vor allem bei unserem Fußmarsch zum Hmong House deutlich wurde, wie arm hier viele Menschen sind. Der Name der Unterkunft war für uns sozusagen Programm: Wir wollten bei unserem Trekking-Vorhaben möglichst viel Kontakt zu diesen Menschen bekommen, die zu den im Norden Vietnams lebenden ethnischen Minderheiten gehören. Und das Hmong House ist ein Familienbetrieb, bei dem man auch die Mahlzeiten gemeinsam einnimmt.

Die Unterkunft bietet sowohl Doppelzimmer als auch kleine freistehende Ein-Raum-Bungalows mit eigenem Bad und Balkon an. Wir hatten uns für Letzteres entschieden.

Das Hmong House liegt mitten in der Natur, mit Blick auf die Reisterrassen und einen Fluss. Herrlich!

Der Fußweg zum Haus

Hier das Haupthaus von außen:

Und so sieht das Haupthaus von innen aus:

Unser Bungalow im Grünen 😊:

Also, ein sehr schönes Ambiente für die drei Tage.

Herz und Seele des Hmong House ist unsere Gastgeberin Sue, die mit einem offenen Wesen und großem Kommunikationstalent ausgestattet ist, Mitte/Ende 30. Als wir ihr eine Anfrage unseres vietnamesischen Kommunikationsanbieters hinhalten und sie um eine Übersetzung bitten, sagt sie uns mit einem goldenen Lächeln, dass sie uns leider nicht helfen könne. Weil sie noch nie in ihrem Leben eine Schule von innen gesehen habe und deshalb auch nicht lesen oder schreiben könne. Und trotzdem schmeißt sie den Laden! Schreibt ihren Gästen Mails und organisiert die Buchungen über Buchungsplattformen wie Booking.com (dazu nutzt sie sprachgeführte Übersetzungsprogramme). Englisch hat sie nur übers Hören und praktisches Üben gelernt. Sie hat mit 14 geheiratet und mit 16 ihr erstes, mit 16 ihr zweites Kind bekommen. Ihre Kinder sind die Woche über bei ihren Eltern.

Diverse Familienmitglieder teilen sich die Aufgaben im Homestay: Ein Bruder fährt Taxi, eine Tante macht als Guide Trekkingtouren durch die Reisfelder, einige Cousinen kochen und putzen usw.

Was auffällt: Die Frauen sind bienenfleißig und fortwährend am Arbeiten, während die Männer meistens herumsitzen und mit ihren Handys beschäftigt sind. Ansonsten machen sie wohl hauptsächlich die körperlich schwere Arbeit auf den Reisfeldern. Aber man wird das Gefühl nicht los, dass sie eher einen Wasserbüffel übers Reisfeld tragen als einen Besen in die Hand nehmen würden.

Hier bei den Mhongs erben übrigens immer nur die Männer.