Im 2006 gegründeten Museum Pasifika sind in elf Räumen etwa 6.000 Kunstwerke aus dem asiatisch-pazifischen Raum dauerhaft ausgestellt, hauptsächlich Gemälde, aber auch andere Artefakte wie Masken, Statuen, Waffen und Kostüme, die eher indigener Kunst zuzuordnen sind. Besonders spannend fanden wir die Werke von Künstlern im SpannungsfeldderKulturen, die also aus asiatischer Perspektive europäische Stilrichtungen verarbeiten oder umgekehrt.
Die Dauerausstellung wird ergänzt durch eine Fotosammlung über Frida Kahlo und Diego Rivera, einem der berühmtesten Künsterpaare der Welt, das mehrmals den Ehebund einging und als stilbildend für die Mexikanische Moderne gilt.
Wir fanden den Besuch auf jeden Fall lohnenswert. An besonders heißen Tagen jedoch nur mit Einschränkung, da die Räume zwar mit Deckenventilatoren, aber nicht mit einer Klimaanlage ausgestattet sind.
Das Gebäude ist repräsentativ, hat eine gute Raumaufteilung und bettet die Kunst in ein angemessenes Ambiente ein. Nur der Raum mit den indigenen Kunstwerken wirkt überladen und vollgestopft. Hier wäre weniger mehr.
Unter den Tourismusverantwortlichen von Bali wird immer wieder die Frage einer Kehrtwende diskutiert: Klasse statt Masse. also weg vom Massentourismus mit seinen vielen unangenehmen Begleiterscheinungen hin zum margenstarken Qualitätstourismus? Wer Letzteres einmal in geballter Form in der Praxis erleben möchte, sollte sich nach Nusa Dua begeben.
Nusa Dua liegt etwa 25 Kilometer südlich der balinesischen Hauptstadt Denpasar auf der Ostseite der Halbinsel Bukit. Es geht auf ein in den 1970er- bis 1980er-Jahren von der indonesischen Regierung in Zusammenarbeit mit der Weltbank entwickeltes Projekt zurück, das eine Reihe von strengen Vorgaben erfüllen musste, beispielsweise hinsichtlich der Höhe der Bauprojekte. Dieser Kernbereich ist mit Schranken versehen, aber frei zugänglich. In diesem großen Areal gibt es zahlreiche Hotels der gehobenen und der Luxusklasse, eingebettet in weitläufige Alleen mit Bürgersteigen und Fahrradwegen und gepflegte, großzügig angelegte Grünanlagen, ergänzt durch Einkaufsmöglichkeiten und hochwertige gastronomische Angebote. DAS Markenzeichen für Nusa Dua sind kilometerlange, saubere Strände, die sich den ganzen Küstenabschnitt hinunterziehen. Die Bezeichnung „Nusa Dua“ wird inzwischen auch für die Küstenregion insgesamt verwendet.
Soweit wir feststellen konnten, gibt es keine Beschränkungen des Zugangs zu den Stränden. Die Hotelanlagen und Gastronomiebetriebe reichen also nicht bis ans Wasser. Auch für Besucher, die nicht in einem Hotel wohnen oder in einem Restaurant oder Strancafé zu Gast sind, gibt es überall Sonnenliegen und -schirme zu akzeptablen Preisen zu mieten.
Das ist kein Müll, sondern Seegras.Der Infinitypool gehört bei vielen Hotels zum Standard.
Fazit: Uns hat die ganze Szenerie an Florida erinnert. Und wir müssen gestehen, dass wir Nusa Dua nach achtwöchiger Indonesienreise mit Blick auf Geräuschkulisse sowie Sauberkeit und Ordnung im öffentlichen Raum als durchaus erholsam erlebt haben. Und selbstverständlich ist es richtig schön, wenn man mal aus der geschmacklichen Einförmigkeit der indonesischen Küche ausbrechen kann, zum Beispiel mit einem leckeren Ramen in einem japanischen Restaurant:
Nur kam uns diese Nusa-Dua-Welt künstlich vor, sie wirkte blutleer und wenig authentisch. Wer als Europäer diese Art hochwertiger Urlaubsangebote schätzt, muss deswegen nicht um den halben Globus fliegen. Die findet er beispielsweise ebenso in den Mittelmeerländern. Oder er fliegt nur die halbe Strecke und verbringt den Urlaub in einem Resort in Dubai. Nusa Dua entspricht den Ansprüchen, die man international an hochpreisige Strandurlaube hat, mit Bali hat das aber nur noch geografisch zu tun. Denn die „Insel der tausend Götter“ hat viel mehr zu bieten als Kellner und Verkäuferinnen in balinesischen Outfit.
Darüber hinaus scheint uns schwer nachvollziehbar, warum man für eine Übernachtung im „Apurva Kempinski Bali“ mindestens 300 Euro zahlt, wenn man für ein Zehntel dieses Betrags in einem Häuschen im „Jiwana“ wohnen kann – mitten in einem tropischen Garten (aber leider nicht in Strandnähe) 🤔.
Bukit ist für Wellenreiter das, was der Wiener Naschmarkt für Gourmets ist: Man kann sich kaum entscheiden, wohin man zuerst gehen sollte. Insbesondere an der Süd- und Westküste reihen sich die Surf-Spots mit bis zu drei Meter hohen Wellen aneinander. Imposante, steile Felsen, die in der Regel nur von kurzen Strandabschnitten unterbrochen werden, beherrschen das Bild. Die Zugänge zum Strand erfolgen oft über steile Treppen beziehungsweise in den Fels gehauene Stufen. Die Möglichkeiten für Schwimmer sind eher begrenzt.
Das ist ganz klar Surfer-Revier, und dies wird nicht erst unmittelbar am Wasser deutlich: Viele Unterkünfte und Läden sind auf die Bedürfnisse der Surfer ausgerichtet (Kleidung, Mietboards, Reparaturservice), und auch die Leih-Scooter haben Hängevorrichtungen für Surfbretter.
Auch gibt es spezielle Foto- und Filmdienstleister, die von den Felsen aus mit hochwertigen Kameras und Teleobjektiven sowie per Drohne aus der Luft die ultimativen Fotos und Filme schießen, die man dann auf seinem Insta-Account präsentieren kann. Sie fangen die Surfer gleich ab, wenn sie nach vollbrachter Wellenkür die Treppen erklommen haben. Da kann wohl kaum jemand widerstehen …
Im Foto- und Filmstudio werden die Aufnahmen professionell optimiert.
Wir sind nach unserem Pura-Luhur-Uluwatu-Besuch etwa anderthalb Kilometer zum nächstbesten Strand gewandert, dem Suluwan Beach, und waren von dem ganzen Szenario sehrangetan. Überall (vorwiegend) junge und fitte Menschen, entweder nach oder gerade vor einem ausgedehnten Wellenritt. Verschiedenste Sprachen, Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Französisch. Deutsch, auch mal Russisch, dringen ans Ohr. Es gibt mannigfaltige Möglichkeiten, dem Treiben im Meer aus luftiger Höhe zuzuschauen, Sitzplätze mit bester Aussicht und guter Versorgung hoch oben auf und an den Klippen.
Es ist einfach faszinierend, was einige Wellenakrobaten zustandebringen. Immer wieder hat man den Eindruck, der Wellenberg hätte sie verschluckt, und dann schlagen sie dem ungestümen Element doch wieder ein Schnippchen und kurven auf ihren schneidigen Brettern am Wellenkamm entlang.
Und wie war das noch gleich mit den „begrenzten Möglichkeiten“ für Schwimmer? Alles eine Frage der Perspektive, besser: der Tide. Denn bei abnehmendem Wasser tun sich für SchwimmerundBadende durch einen kleinen Felsspalt ungeahnte Chancen auf!
Denn das Felsmassiv bietet nicht nur schattige Plätzchen zum Ausruhen, sondern auch Durchgänge, wenn man mal auf die Knie geht.
Und an diesen schwer zugänglichen kleinen Stränden gibt es natürlich auch viele Sammelschätze zu entdecken, wenn man den richtigen Blick dafür hat 😉.
Die etwa 140 Quadratkilometer große, im äußersten Süden von Bali gelegene Halbinsel Bukit ist durch eine karge Savannenlandschaft geprägt. Sie ist über die schmale Landzunge von Jimbaran mit dem Rest von Bali verbunden.
Eineder kulturellen Attraktion der Halbinsel ist der 70 Meter über dem Meer thronende Pura LuhurUluwatu in der Südwestspitze. Der kleine Tempel zählt zu den sechs heiligsten Tempeln Balis. Der Sage nach ist die Felsenklippe das versteinerte Schiff der Göttin der Gewässer, Dewi Danu, die über den Ozean nach Bali kam.
Am Felsrand entlang zieht sich ein gepflasterter WegDiesen inneren Tempelbereich dürfen Besucher nicht betreten.
Hanuman ist eine hinduistische Gottheit in Gestalt eines Affen. Auch deshalb sind Affen für Hindus heilig und gern gesehene Tiere. Aber was tun, wenn die possierlichen Zweibeiner gänzlich Unheiliges tun??
Die Affen in der Tempelanlage von Pura Luhur Uluwatu gelten als besonders frech und manchmal auch aggressiv. Daher werden Besucher des Tempels auch darauf hingewiesen, dass sie keinerlei Essbares mitbringen und besonders auf ihre Mützen, Handys und Brillen achtgeben sollten. Tja. Bei unserem Besuch hat sich einer dieser Frechdachse Evas Sonnenbrille (mit Optikergläsern) geschnappt, und zwar der Bursche rechts in diesem Bild, der hier noch ganz friedlich scheint:
Nachdem ich ihn fotografiert hatte, machte er sich zielgerichtet auf den Weg. Er hatte Eva erspäht, die ein paar Meter hinter mir stand, aber von mir abgewandt aufs Meer schaute. Mit ein paar Schritten war der Bursche an mir vorbei. Ich konnte mich nur noch umdrehen und Eva ein „Achtung, Affe!” zurufen. Aber im selben Moment war der Affe bereits an Eva hochgesprungen und hatte ihr die teure Brille vom Kopf gerissen. Ich versuchte, den Affen mit einem Stock dazu zu bringen, von der Brille abzulassen, an der er fleißig herumbog. Dieser ließ sich davon kaum beeindrucken und fauchte mich nur bedrohlich an. Glücklicherweise kam ein Guide dazu, der das Problem souverän löste: Er warf dem Tier ein paar Meter entfernt etwas zu Leckeres zu fressen hin. Sofort verlor der Affe das Interesse an der Brille und sprang hinter dem Leckerli her. Das war die Chance für mich, die Brille zu sichern und mich eilig davonzumachen. Und die Moral von der Geschicht? Eine bessere Alternative wirkt allemal besser als ein Stock 😉.
Erst nach dieser Aktion fiel uns auf, dass auf dem Gelände zahlreiche demolierte Brillen herumliegen. Wir hatten also richtig Glück gehabt!
Die Affen auf Brillenklau schlagen immer wieder zu, allen Warnungen zum Trotz.
Indonesisches Kunsthandwerk hat einen internationalen Ruf. Der Begriff, der einem zuerst einfällt, ist sicherlich „Batik“. Das Wort stammt aus dem Javanischen und ist zusammengesetzt aus „amba“ (schreiben) und „titik“ (Punkt). Die Entwicklungsgeschichte von Batik ist bis ins 12. Jahrhundert belegt. Die Batikfarben und -formen sind sehr vielfältig.
Es wäre vermessen zu meinen, man könnte das Thema „indonesisches Kunsthandwerk“ im Rahmen eines Blog-Posts zufriedenstellend abhandeln. Deswegen greifen wir hier beispielhaft ein paar Facetten auf, die wir in Sidemen – dem eigenen Interesse folgend – näher betrachtet beziehungsweise erlebt haben.
1. Die sogenannten Lontar-Schriften (Palmblätterschriften) stehen in einer jahrhundertealten hindu-buddhistischen Traditionslinie. Sie zählen zu den wichtigsten Geschichts- und Kulturtexten der balinesischen Kultur und decken unterschiedliche Themenfelder ab, die von religiösen Erzählungen über Gesundheitsregeln bis zu Illustrationen reichen. Für die Balinesen ist Lontar die Manifestation von göttlicher Erkenntnis. Deshalb feiern sie halbjährlich Lontar-Zeremonien (Kliwon Wuku Watugunung).
Wir trafen eine junge Frau, die uns anhand von praktischen Beispielen demonstrierte, wie diese Technik funktioniert. Für Lontar werden die Blätter der Asiatischen Palmyrapalme verwendet, die u.a. in Ostbali heimisch ist. Die Blätter müssen bestimmte Maße haben und werden in einem aufwendigen Verfahren halt- und beschreibbar gemacht. Die Schriftzeichen, Symbole und Darstellungen werden mit mit einer Art stumpfem Messer eingeritzt. Es darf nur die Oberfläche des Palmblattes durchdringen. Diese „Gravuren“ werden dann mit Kerzennussasche (auch „Lichtnuss“) gefüllt; die überschüssige Flüssigkeit wird abgewischt.
2. Wer durch Bali reist, kommt unweigerlich – insbesondere in den touristisch geprägten Orten – an Silberschmucklädenund -werkstätten vorbei. Beliebt bei Touristen sind Workshops, bei denen man unter fachkundiger Leitung sein persönliches Schmuckstück herstellen kann. In unmittelbarer Nachbarschaft unserer Unterkunft in Sidemen entdeckten wir beim Nachhausegehen ein Schild „MeiSilver Class“ schauten dort vorbei und Eva entschied sich, am nächsten Tag an einem Workshop mit Mei teilzunehmen.
Im ersten Schritt wird dabei eine bestimmte Menge Silber zusammen mit etwas Kupfer (zur Härtung) zu einem Werkstück verschmolzen.
Sodann wird der Rohling in mehreren Teilschritten mit einer Walze in einen Strang geformt.
Danach wird der Strang in die gewünschte Schmuckstückform gebracht, gehämmert, geschliffen, geätzt und zum Schluss poliert.
Et voilà, das Schmuckstück ist bis aufs Polieren fertig!
3. Sidemen gilt als Zentrum für die sogenannte Songket-Weberei. Dabei werden dem Stoff zusätzliche Gold- oder Silberfäden eingefügt. Songket-Stoffe waren früher der oberen Kaste vorbehalten. Die Webereien, die wir besucht haben, bieten jedoch, dem Kundenwunsch entsprechend, auch andere Stoffe an. Denn Songket-Stoffe haben einen großen Nachteil: Man kann sie nicht einfach in die Waschmaschine stecken 😉.
Eine Mehrheit der angebotenen Schals, Wickelröcke und Schultertücher wird in der Ikat-Technik erstellt. Das Wort bedeutet „verbinden, verknoten“.
Meistens befinden sich die Webstühle in separaten Räumlichkeiten, manchmal aber auch direkt im Verkaufsraum. Übrigens sind in vielen Privathäusern Sidemens gleichfalls Webstühle anzutreffen, die durchaus noch in Benutzung sind.
Abschließend noch eine kurze Demonstration dieser aufwendigen Handwerksarbeit, die hohe Konzentrationsanforderunden stellt:
PS: Natürlich haben wir bei dieser Vielzahl an schönen Stoffen auch das eine oder andere Mitbringsel erstanden 😉.
Das Auffälligste an Sidemen ist wahrscheinlich die wunderschöne Natur und das satte Grün um den Ort herum. Man blickt auf eine bewachseneHügellandschaft, in der terrassierte Reisfelder, Obst- und Gemüseplantagen sowie vereinzelt Bananenstäucher und Kokospalmen das Bild bestimmen. Und im Hintergrund thront der Mount Agung, Balis größter Vulkan.
Da drängt es einen quasi hinaus. Ein bisschen hatten wir hin- und herüberlegt. Hm, Reisfelder haben wir doch schon einige gesehen und durchstreift. Ob‘s da schon eine Art Gewöhnungseffekt gibt? Knapp einen Kilometer von unserem Homestay die Straße hinunter ist ein Rundweg durch die Reisfelder markiert. Also hin, ein paar Reisfelder mehr werden wohl nicht schaden …
Und dann das hier – ein Fest für die Sinne! Klick, klick, klick … Ist schon klar, zu viele Bilder (?)
Kurz vor der Ernte
Der Rundweg verläuft über drei Kilometer an einem der Hauptbewässerungskanäle entlang, und wir haben jeden Schritt genossen. Zumal es auf halbem Wege einen kleinen Warung mit leckerem Essen und frischgepressten Fruchtsäften gibt. Einen Haken hat die Sache allerdings: Eva will UNBEDINGT mal in einem dieser Herbergen nächtigen …
Bei unserem nächsten Ziel, dem GemblengWasserfall, verspürten wir ebenfalls eine gewisse Reserve. Er geistert durch die sozialen Medien mit hübschen jungen Menschen, die sich in einem der natürlichen Becken des Wasserfalls aalen und deren Blick sich dabei in der grünen Unendlichkeit des Dschungels verliert. Ob wir Alten uns da überhaupt hinwagen sollten?
Ja! Die Anfahrt ist recht kurvig und insgesamt ein wenig abenteuerlich. Vom Parkplatz aus sind‘s nur ein paar Stufen zu dieser Naturschönheit – da sind wir aus Munduk anderes gewohnt. Zu unserer Verwunderung ist am Wasserfall nur sehr wenig los, so dass auch wir spontan in ein freies Becken steigen. Ein paar junge Leute schießen bereitwillig ein paar Fotos. Tja, und nun haben wir eine Serie „Hot old babes in a waterfall pool“ 😉.
Und wenn diese Fotos noch nicht für mehr Puls gesorgt haben sollten, gelingt das vielleicht mittels der Gelben Brücke (Tukad Yeh Unda), die den Abschluss unseres Streifzuges durch die Umgebung von Sidemen bildete. Sie war ebenfalls von unserer Unterkunft aus gut zu Fuß erreichbar. Für die Menschen hier ist die Brücke ein wichtiger Übergang, und da finden wir schon, dass man durchaus die eine oder andere Leiste nachlegen sollte. Schließlich brettern öfter mal schwerst beladene Motorroller über diese die Jahre gekommene Konstruktion 😱.
Und so sieht es aus, wenn man forschen Schrittes über die Gelbe Brücke läuft:
Auf der einen Seite wird derzeit neben der Silberschmuckwerkstatt ein Restaurant gebaut – mit garantiert schönem Ausblick!
Da könnte man sich nach der Fertigstellung zum Sonnenuntergang durchaus mal zu einem Bintang einfinden!
Man sagt, das etwa 12 Kilometer nördlich von Semarapura im Osten von Bali gelegene Sidemen sei vergleichbar mit Ubud vor 15 bis 20 Jahren. Der knapp 8.000 Einwohner zählende Ort liegt in einem ganzjährig grünen Tal zwischen zwei Flüssen. Hier kann man wunderbar die Seele baumeln lassen. Und wer gern aktiv ist, findet hier auch ein paar spannende Angebote.
Wir haben – wieder einmal – mit unserer Unterkunft einen Glücksgriff gemacht. In Made Putu Homestay geht es familiär-entspannt zu. Made und Putu sind ein älteres Ehepaar, das sich hingebungsvoll um seine Gäste kümmert. Sie geben Tipps zur Gestaltung des Aufenthalts und helfen beim Organisieren. Zum Übernachtungsangebot gehört das Frühstück dazu, und wer einmal Putus Kochkünste erlebt hat, kommt auch gerne zum Mittag- und Abendessen. Sie kocht in ihrer Outdoor-Küche original balinesisch und immer frisch. Nach der Bestellung verschwindet sie erst einmal im Garten und holt Kräuter und Blätter. Und dann wartet man in aller Ruhe ab, bis sie ihre Kreationen auf den Tisch stellt – jedes Mal ein Genuss!
Im Homestay gibt es nur zwei Wohnungen für zwei Personen. Die beiden anderen Häuser auf dem Gelände werden von der Familie bewohnt.
Mades und Putus Haustempel
Schon bei unserer Ankunft merken wir, dass ein religiöses Fest ansteht. In kurzen Abständen sausen die Motorroller vorbei, am Steuer und auf dem Sozius festlich gekleidete Menschen, die geflochtene Körbe mit Opfergaben transportieren. Nachdem wir unsere Wohnung bezogen und kurz geruht haben, bieten Made und Putu an, uns mit der entsprechendenKleidung auszustatten, damit wir an den Feierlichkeiten teilnehmen können. Erfüllt man diese Voraussetzung, ist man herzlich willkommen. Gerne willigen wir ein, und im Handumdrehen verwandeln wir uns in Balinesen 😉.
Vom Homestay bis zum Tempel sind es nur ein paar hundert Meter die Straße hinunter. Wir gehen zu Fuß. Und wir haben einen kleinen Star-Auftritt. Vorbeifahrende hupen anerkennend, manchmal rufen die Menschen etwas vom Roller aus, wir werden freundlich-nickend und lächelnd begleitet und erhalten Komplimente für unser Outfit.
Später im Tempel werden wir mehrfach angesprochen und unterhalten uns angeregt. Das ganze Szenario wirkt fröhlich und wenig formell, hie und da stehen die Menschen in Grüppchen zusammen und sprechen miteinander, es ist gleichzeitig feierlich und zwanglos. Und überall rennen Kinder herum und vergnügen sich, vollkommen ungestört von den Erwachsenen. Wir sind jetzt gut sechs Wochen in Indonesien unterwegs und haben kein einziges Mal erlebt, dass Eltern ihre Kinder scharf zurechtweisen oder dass Kinder schreien. Wie machen sie das nur …
Die schöne Dekoration und die Gabenkörbchen für den Tempel und das Zuhause werden in aller Regel von den Frauen hergestellt.
Made ist übrigens ein Vollblutmusiker, der dem Tempel-Gamelan-Ensemble angehört. Er beherrscht souverän verschiedene typisch balinesische Instrumente und gibt gerne mal etwas zum Besten. Es macht ihm sichtlich Freude, wenn auch Besucher sich an an seinen Konzerteinlagen beteiligen. Da die musikalischen Talente der Familie Weermann ausschließlich bei den angeheirateten Familienmitgliedern angesiedelt sind (mit einer Ausnahme im fernen Berlin), kam keine Diskussion darüber auf, wer denn zu den Schlägeln greift 😉.
Made meint, die Klänge des Bambusxylophons seien „for the people“ …… während die des Gangsa „for the Gods“ seien.
Unsere Gastgeber kennen außerdem jedes Pflänzchen in ihrem bunten Garten und sind sehr daran interessiert, ob diese denn auch in unserer Heimat gedeihen. Und bei bei vielen ist es leider so, dass sie dort lediglich im beheizten Wohnzimmer und mit viel Sonderbehandlung eine Chance hätten 😞.
Aber trotzdem nehmen wir natürlich diverse Samen mit, versuchen kann man‘s ja mal. Und wir hoffen, dass sie bei der Wiedereinreise nach Deutschland keine Fragezeichen in den Gesichtern der Zollbeamten erzeugen.
PS: Wir hatten bereits an anderer Stelle über das balinesische Tempelfest bei Vollmond berichtet, deshalb verzichten wir an dieser Stelle auf eine nähere Beschreibung.
Für unseren dritten Tag in Ubud haben wir uns einen Fahrer organisiert und mit ihm eine Liste von Sehenswürdigkeiten nördlich von Ubud abgestimmt, die wir besuchen wollten. Die Tour entspricht weitgehend der Route, die wir in unserem Loose-Reiseführer gefunden haben. Sie umfasst etwa 45 Kilometer und verläuft in wie ein auf den Kopf gestelltes U.
Beim Rausfahren stockte der Verkehr immer mal wieder, aber dann verflüssigte er sich. Unsere erste Station war Goa Gajah, auch als „Elefantenhöhle“ bekannt. Der Eingang ist mit eigenartigen Fratzen versehen. Man wird beim Betreten der Höhle quasi von einem riesigen Maul geschluckt. Es soll sich dabei um Boma, einen Sohn Vishnus, handeln. Im Innern der Höhle werden drei Phallussymbole verehrt. Die Anlage, umsäumt von Baumbeständen, wirkt eher beschaulich – zumindest bei unserem Besuch (außerhalb der Saison) 😉. Das Außengelände lädt zum Schlendern ein.
Nur etwa drei Kilometer weiter befindet sich längs zu Reisfeldern das 25 Meter lange und bis zu 2,5 Meter hohe Felsrelief von Yeh Pulu, auf dem Alltags- und Jagdszenen dargestellt sind. Bislang ist die genaue Bedeutung der beeindruckenden, auf das 14. Jahrhundert datierten Anlage nicht geklärt.
Insbesondere an heißen Tagen ist das in einer tiefen Schlucht gelegene Heiligtum Gunung Kawi, die nächste Station auf unserer Nordroute, durchaus eine Herausforderung, denn hier ist eine stattliche Zahl an Treppenstufen (genau: 286) zu überwinden.
Aber man bekommt auch Besonderes zu sehen: Aus zwei gegenüberliegenden Felswänden wurden neun bis zu sieben Meter hohe Monumente herausgemeißelt. Es handelt sich hierbei um einen Bestattungstempel von König Udayana und seiner Familie aus dem 11. Jahrhundert.
Gunung Kawi ist weitläufig angelegt. Auch aus den Felswänden gehauene Höhlen (in denen Eremiten gelebt haben sollen) und kleine Wasserfälle gehören dazu.
Abstecher indie Reisterrassen sind ebenfalls möglich.
Nach diesen schweißtreibenden Aktivitäten bot sich eine Pause im Warung A-Bing an. Hier ist man schon fast wieder oben angelangt, und man hat einen fantastischen Blick über die Reisfelder. Frisch gepresste Säfte und ein leckeres Mittagessen machten die Mühen rasch vergessen.
Eigenwillig konstruierter Aussichtspunkt auf dem Stamm einer Palme.
Nur wenige Kilometer entfernt von Gunung Kawi liegt das bei Touristen sehr beliebte Quellheiligtum Pura Tirta Empul. Man sagt dem Quellwasser, das vermutlich von einem der Vulkane gespeist wird, eine für Körper und Seele heilendeWirkung nach, und die Balinesen baden darin bereits seit über 1000 Jahren. Bei unserem Besuch befand sich allerdings kein einziger Balinese in dem kühlen Nass, stattdessen drängten die Touristen in großer Zahl hinein, um sich geradezu inbrünstig an die jeweiligen Quellen zu hängen, getreu dem Motto, dass viel auch viel helfe. Hmm, kann man machen. Uns war nicht danach.
Das Touri–Baden ist gut organisiert, einschließlich grünem Sarong und Opfergabe und Profifotograf am Beckenrand. Das rituelle Bad ist in einer genauen Reihenfolge zu absolvieren: im linken Becken anfangen und an jeder Quelle dreimal waschen und drei Schlucke Wasser nehmen, im rechten Becken geht’s andersherum. Es ist nicht belegt, welche Auswirkung es hat, wenn jemand nicht bis drei zählen kann, links und rechts verwechselt oder zu Beginn vielleicht zu viel Wasser aufnimmt und im rechten Becken einfach nicht mehr trinken kann 🤔.
ABER: Ehre wem Ehre gebührt, Puta Tirta Empul wird diesen Andrang aus fernen Ländern sicher überstehen. Und wenn man sich von den Becken entfernt, entfaltet sich der Charme dieseseindrucksvollenbalinesischenHeiligtums.
Schön auch zu sehen, dass etwas abseits der Quellen gerade eine Zeremonie durchgeführt und ein Fest vorbereitet wurde.
Als Kleinod haben wir das idyllisch angelegte Quellheiligtum Pura Gunung Kawi Sebatu erlebt, wo wir fast die einzigen Besucher waren. Zum Verweilen und Genießen …
In Pura Gunung Kawi Sebatugibt es übrigens zwei Becken, die – nach Geschlechtern getrennt – von der Dorfjugend zum Baden und Herumtollen verwendet werden. Da zeigt sich der Tempel von der alltagstauglichen Seite 😊.
Einfach nur Spaß im Pool …
Der letzte Halt auf unserer Tour durch die Region nördlich von Ubud hatte keinerlei spirituellen Hintergrund: Tegallalang. Dieser Ort fehlt bei keinem Beitrag über Bali und ist ein Insta-Hotspot erster Güte. Wir waren innerlich gewappnet – und um so überraschter zu sehen, dass hier nur wenig Betrieb war. So konnten wir in aller Ruhe übers Gelände schlendern und die Orte anschauen, die zigmillionenfach als Fotoobjekte dienen. Da fallen ja unsere paar Bilder kaum noch ins Gewicht 😉. Man hat sich inzwischen gut auf die speziellen Foto-Wünsche der Besucher eingestellt und bietet neben den klassischen Schaukeln beispielsweise auch Fahrräder an, mit denen man/frau durch die Lüfte schweben kann. Außerdem sind diese Reisterrassen ein Traum! Da kann man durchaus nachvollziehen, dass im Körper einer Frau die Glückshormone den Turbo einschalten, wenn sie mit wehender Mähne im aufgeblähten knallroten Kleid in luftiger Höhe über die Reisfelder schaukelt!
PS: Wir gewinnen zunehmend den Eindruck, dass sich die Balinesen heimlich für den manchmal sicherlich zur Last werdenden Besucherandrang rächen, indem sie insbesondere die Männer zwingen, im Sarong herumzulaufen. Was bei ihnen elegant aussieht, schaut bei den Besuchern aus Übersee eher wie eine groteske Verkleidung aus 😱.
Schuster, bleib bei deinen Leisten!Auf dem Treppchen wird‘s auch nicht substanziell besser …
Sie waren uns schon gleich an unserem ersten Tag in Munduk aufgefallen. Da standen wir auf unserer Terrasse mit Blick ins Tal.
Da unten bewegte sich doch etwas im Baum … Vielleicht ein Affe? Nein, bei genauerem Hinsehen erkannten wir einen Menschen mit einem Beutel, der offensichtlich etwas pflückte. Hm. Irgendein Obst vielleicht?
Na, wo ist er denn, der Nelkenpflücker?
Beim Frühstück fragten wir nach. Das seien Gewürznelkenpflücker, und zwar aus Java. Der Job sei ziemlich gut bezahlt, und man könne die Arbeit inzwischen nicht mehr mit Arbeitskräften aus Munduk bewältigen. Denn aufgrund des Klimawandels reiften die Nelken in den verschiedenen Höhenlagen alle gleichzeitig und müssten in einem engeren Zeitfenster geerntet werden. Die reguläre Erntezeit erstreckt sich von Juni bis November.
Hier!Die Pflücker benutzen Bambusleitern und arbeiten ohne Sicherung, oft barfuß.
Ganz ehrlich: Bislang haben wir gedacht, dass Gewürznelken an Büschen oder Sträuchern wachsen. Aber fünf, sechs oder sieben (max. zehn) Meter hohe Bäume mit Nelken?
Die richtige Erntezeit ist vor der Blüte, wenn sich die Blütenknospen von grün nach rosa färben. Dabei ist das Köpfchen das Wertvollste.
Wenn man hier durch die Natur streift, dann wird man immer wieder eingehüllt in intensiven Nelkenduft. Herrlich! Die Erntezeit ist Juni bis November.
Was wir als Gewürz dem Essen beigeben, sind die getrockneten Blütenknospen der ursprünglich auf den Molukken beheimateten Pflanze. Zu Kolonialzeiten hielten die Niederländer ein Monopol auf die begehrte Nelke. Noch heute stammen etwa zwei Drittel der Nelken-Gesamtproduktion aus Indonesien.
Die Nelken werden auf allen möglichen Freiflächen zum Trocknen in der Sonne ausgelegt, ähnlich wie Kaffee.
PS: Nun könnte man meinen, die Gewürznelken würden ausschließlich zum Kochen verwendet. Weit gefehlt! Denn mehr als die Hälfte der Gesamterzeugung geht in geschroteter Form in Rauch auf. Will sagen: Die Nelken (sowie Kräuter und Fruchtauszüge) werden dem Tabak beigemischt und verleihen der Zigarette einen süßlichen Geschmack (in Deutschland seit 2016 verboten). Die populärste Nelkenzigarette Indonesiens ist Gudang Garam. Die chinesischstämmige Familie, die sie herstellt, zählt zu den reichsten des Landes.
Wir alle kennen sie, diese Bilder von sattgrünen, in Terrassen angelegten Reisfeldern. Sie gehören zu den ersten Assoziationen, die beim Stichwort „Südostasien“ hochkommen. Das ist ja auch naheliegend, denn der Reis ist in dieser Region, was in Europa Kartoffeln nd Getreide sind: (über)lebensnotwendiges Grundnahrungsmittel. Reis prägt riesige Landstriche Südostasiens, und er gehört darüber hinaus zur kulturellen DNA dieser Länder. Er spielt in der Kunst und der Religion eine wichtige Rolle ebenso wie im täglichen Miteinander der Menschen.
Wir sind jetzt knapp drei Wochen in Indonesien unterwegs, und es ist kein Tag vergangen, an dem wir keinen Reis (oder etwas auf Basis von Reis) gegessen hätten. „Indonesisches Frühstück“ beinhaltet zentral ein Reisgericht (oft mit Ei). Mittags Reis und abends sowieso. Gekocht, gebraten, gedünstet, gebacken. Brot gibt es vielleicht mal als Toastbrot, Kartoffeln so gut wie nie. Interessant dabei: Uns stört das keineswegs. Wir essen brav und mit Appetit unseren Reis und scheuen auch vor Hühnersuppe zum Frühstück nicht zurück. Möglicherweise gibt es da in einem Monat Ermüdungserscheinungen, schauen wir mal.
In Indonesien werden insgesamt 45Nassreissorten sowie 150Trockenreissorten angebaut. Java, Bali, Lombok, Sumatra und Sulawesi sind die großen Nassreisanbaugebiete. Dem steigenden Nahrungsbedarf des 272-Millionen-Volks versucht man durch künstliche Bewässerung, intensive Düngung und neue Sorten, die mehr Ernten ermöglichen, zu begegnen.
Wir sind von Munduk aus auch ein paar Stunden durch diese wunderschöne Kulturlandschaft gewandert. Die Augen können sich kaum sattsehen an diesem intensiven Grün, das sich manchmal leicht im Wind wiegt. Und wir können nur erahnen, wie ausgeklügelt das Bewässerungssystem sein muss, damit möglichst jeder Halm zum richtigen Zeitpunkt die passende Wassermenge bekommt. Dieses sanfte allgegenwärtige Gluckern und Rauschen ist faszinierend.
Und weil‘s so schön ist, hier noch ein kurzer Filmschwenk 😊:
Getrocknet und gelagert wird der Reis wie auch anderes Getreide in diesen Speicherhäusern: