(1) Per Auto nach My Son: Reispapierherstellung

Wir haben für einen Tag Ben als Fahrer engagiert. Pünktlich um 9.30 Uhr holt er uns vom Hotel ab, lädt unser Gepäck in seinen Geländewagen und schon geht’s los. Unser Tagesziel ist der Küstenort Hoi An, der etwa 42 Kilometer südlich von Da Nang liegt. Aber wir möchten bei dieser Gelegenheit auch die Tempelanlage My Son besuchen. Sie befindet sich 45 Kilometer südwestlich von Hoi An. Die drei Orte bilden quasi ein Dreieck.

Ben hatte im Vorfeld per WhatsApp ein paar Vorschläge unterbreitet, was man sich an einem Tag in der Umgebung von Da Nang anschauen könnte. Mit dabei war auch ein Zwischenstopp bei einem älteren Ehepaar auf dem Land, das vor allem von der Herstellung und dem Verkauf von Reispapier und -nudeln lebt.

Dort angekommen führt Ben uns zunächst auf dem Grundstück herum und erläutert uns, was die beiden an Gemüse und Früchten anbauen, beispielsweise Papaya, grüne und rote Bohnen, Drachenfrucht, Zitronengras, Erdnüsse und Limetten. Auch zwei Schweine haben sie im Stall.

Man sieht schon von Weitem die zum Auskühlen ausgelegten Reisblätter.
Der Stall gleich um die Ecke.
Drachenfrucht und Zitronengras.
Erdnüsse

Reispapier besteht aus Reismehl, Wasser (und Salz). Es ist glutenfrei und hat wenig Kalorien. Als Nahrungsmittel kennen wir es vor allem als Umhüllung von Frühlingsrollen und Reisnudeln. Die Herstellung ist einfach: Zuerst werden Reiskorn und Spelzen in einer Schälmühle voneinander getrennt („gegerbt“), dann die Reiskörner zusammen mit Wasser zu einer milchigem Flüssigkeit gemahlen. Das Reiswasser wird sodann auf einer heißen Platte verteilt und gebacken (wie eine Crêpe), mit einer Rolle abgehoben und zum Trocknen ausgebreitet. Das fertig gebackene Reispapier kann man auch gleich verzehren.

Schälmühle
Die Reismühle, der Wasser zugeführt wird.
Die Spelze wird als Brennmaterial verwendet.
So wird das Reispapier gebacken …
… so mit einer Haftrolle abgenommen.
Und so fachgerecht abgelegt 😊.
Hmm, lecker mit Sojasoße.

Nachhaltig beeindruckt haben uns auch die Wasserstandsmarkierungen an einer Wand, in regelmäßigen Abständen steht nämlich die Werkstatt unter Wasser. Das war offenbar besonders schlimm zu der Zeit der Napalmbombardements durch die Amerikaner, weil dadurch die Bäume und anderen Pflanzen zerstört wurden und das Wasser ungehindert die Siedlungen überfluten konnte.

Ein Boot muss deshalb ständig verfügbar sein.

Wieder etwas dazugelernt. Herzlichen Dank dafür, lieber Ben!

Die Marmorberge bei Da Nang

Die Marmorberge sind den fünf Elementen der chinesischen Kosmologie zugeordnet: Wasser, Feuer, Metall, Holz und Erde. Sie liegen etwa acht Kilometer südlich von Da Nang und sind vom Zentrum aus leicht mit dem Bus zu erreichen. Die umliegenden Orte sind hauptsächlich der Verarbeitung von Marmor gewidmet: Statuen von winzig bis riesengroß, Souvenirs unterschiedlicher Form und Güte usw.

Die Höhlen und Grotten wurden von jeher als Wohnräume, Verstecke und Andachtsräume genutzt. Die religiöse Stätte hat heutzutage eine buddhistische Ausrichtung. Man sollte für eine Besuch der Marble Mountains etwa einen halben Tag einplanen. Sie sind weitläufig angelegt, mit steilen Aufstiegen und es sind diverse Treppenstufen zu erklimmen, hier und da muss man auch kraxeln, was bei dem feuchten Gestein nicht ganz ohne ist. Die Mühen werden belohnt mit tollen Aussichten auf den Strand und die weitere Umgebung.

Wichtig, vor allem bei den Grotten: Mückenschutz!

Die Anlage im Überblick.

Besonders beliebt sind der Nui Thuy Son (Wasserberg), den man in einem Rundgang besuchen kann.

Bergkatzen kommen gut zurecht 😉.
Hier geht’s durch, entweder von unten oder von oben.
Lohn fürs Klettern.
Blick Richtung Da Nang.

Uns hat am meisten die Huyen-Gong-Grotte gefallen. Sie ist sehr hoch und es fällt durch ein paar Löcher Licht hinein. Das sorgt in Kombination mit den Räucherstäbchen für eine mystische Stimmung. Besonders die Wächterfiguren am Eingang gleich am Eingang sind sehr beeindruckend.

Wirkungsvolle Abschreckung böser Geister …
Zur Mittagszeit steht die Buddha-Statue voll im Lichtkegel.

Der feuerspeiende Brückendrache von Da Nang

Schon bei Tageslicht ist die 666 Meter lange Dragon Bridge ein beeindruckendes Ingenieurswerk. Sie überspannt den für die Millionenmetropole Da Nang so wichtigen Han-Fluss, den man an mehreren Stellen überqueren kann.

Die Drachenbrücke vom Dach unseres Hotels aus.
Einmal ganz aus der Nähe …
… und von der Promenade aus betrachtet.

Aber die Drachenbrücke hätte nicht den Rang eines Wahrzeichens, wenn sie nur ein Stück Infrastruktur wäre. Sie ist die touristische Hauptattraktion von Da Nang, weil der Drache am Wochenende abends um neun zuverlässig Feuer und Rauch (Wasser) spuckt. Er steht im Mittelpunkt einer Lichter-Show, die ihresgleichen sucht. In Flussnähe leuchtet und blinkt die Stadtsilhouette in bunten Farben, und auch einige Schiffe gleiten beleuchtet durch die Nacht. In Richtung Süden schillert ein zu einem Vergnügungspark gehörendes Riesenrad … Da darf dann selbstverständlich auch die Nationalflagge Vietnams in knalligem Rot mit gelbem Stern in Hochhausgröße nicht fehlen.

Kurz vor 21.00 Uhr wird die Brücke beidseitig gesperrt, und das Spektakel beginnt. In mehreren Schüben stößt das gelbe Ungetüm brennendes Gas aus, danach große Wasserfontänen. Und wer auf der falschen Seite steht, wird patschenass. Man prüft also tunlichst die Windrichtung, bevor man sich mit seiner Kamera in der Nähe des Drachenkopfes positioniert. Nicht nur auf der Brücke selbst, auch am Flussufer finden sich die Neugierigen in Scharen ein, um die tollsten Fotos und Filme zu schießen und sie in den Sozialen Medien zu verbreiten.
Auch wenn die Show die Stadt Geld kosten dürfte, geht die Rechnung sicherlich auf, denn ein effektiveres Marketing ist kaum denkbar.

Wir sind an diesem Abend von unserem in Flussnähe liegenden Hotel aus ein ganzes Stück die breite Promenade bis zur Cau-Cran-Thi-Ly-Brücke hinunterspaziert und dann auf der anderen Seite wieder zurück.

Die Cau-Cran-Thi-Ly-Brücke von der Seite …
… und in der Gesamtschau.

Es empfiehlt sich, mindestens eine halbe Stunde vor dem Spektakel auf der Brücke zu sein, um einen guten Platz zum Schauen und Fotografieren zu bekommen.

Auch ein Perspektivwechsel hat seine Reize. Wir haben uns das Schauspiel am nächsten Tag auch gerne nochmal vom Dach unseres Hotels angesehen. Auch nicht schlecht, oder 😉?

Blick über den Infinitypool auf die Drachenbrücke.

Vielleicht beim nächsten Mal vom Boot aus??

Mit dem Zug über den Wolkenpass nach Da Nang

Es gibt unzählige Berichte über diesen legendären Abschnitt zwischen Hue, der alten Kaiserstadt nördlich vom Wolkenpass, und Da Nang südlich davon. Hier ist die geografische Trennlinie zwischen den beiden Landesteilen Nord- und Südvietnam, die zeitweilig auch zwei Staaten waren. Der Pass verläuft über einen knapp 500 Meter hohen Ausläufer der Truong-Son-Berge und bildet eine Wetterscheide, so dass die kühlen Wolkenmassen zumeist bei Hue abregnen und das 30 Kilometer entfernte Da Nang bedeutend besseres Wetter hat.

Für uns ist es sozusagen das Finale einer fünfzehnstündigen Zugfahrt von Hanoi nach Da Nang, wieder im Schlafwagen des Laman Express, dessen Dienste wir schon mehrfach in Anspruch genommen haben. Dieses Mal haben wir uns ein VIP-Abteil mit zwei Betten gegönnt, was definitiv eine gute Idee war. Sehr freundlicher Empfang, guter Service mit Getränken und Frühstück … Auch Toiletten und Waschmöglichkeit tadellos. Einzig die Klimaanlage scheint nicht richtig zu funktionieren. Da muss man sich im wahrsten Sinne des Wortes warm anziehen!

Alles bestens im Abteil …
… nur die Klimaanlage kühlt auf gefühlte 12 Grad 😱.

Wenn sich der Zug den Berg hochquält, wird man schon ziemlich durchgeschüttelt. Immer wieder meint man, dass die Lokomotive es wohl nicht schafft, aber dann rumpelt die Bahn doch weiter. Wir haben Blick Richtung Küste. In aller Regel schaut man ins Grüne, hin und wieder sieht man die Felsküste, hier und da sogar einen Sandstrand.

Gegen Ende wird die Strecke etwas freier.
So ist das Fahrgefühl.
Da Nang in Sicht!
In Da Nang mit Gepäck noch rasch über die Schienen hüpfen und schon ist man da.

Die Fahrt ist auf jeden Fall ein Erlebnis. Als Alternative bietet sich eine (geführte)! Passüberquerung mit dem Motorrad oder -roller an. Was nicht ganz ungefährlich, aber insbesondere bei jungen Travellern sehr beliebt ist.

Wasserpuppentheater

Die Kunstform des Wasserpuppenspiels gibt es nur in Vietnam und ist mindestens 1.000 Jahre alt. Dabei werden in der Regel Szenen aus dem (reisbäuerlichen) Alltag wie das Pflanzen von Reis oder der Fischfang dargestellt. Das Schauspiel wird musikalisch begleitet von einem kleinen Orchester, das den Figuren auch ihre Stimmen leiht. Die Puppen werden an Stangen von Spielern bewegt, die hinter einem Bambusvorhang im Wasser stehen.

Wir haben in der Nähe von Hanoi eine Vorstellung besucht, die wir insgesamt interessant fanden, aber uns wohl auch nicht öfter anschauen würden. Der Gesang wirkte auf uns gewöhnungsbedürftig.

Zum Auftakt eine Gesangsdarbietung vom Boot aus.
So hört es sich an.
Tanz der Hühner
Reisbauern beim Pflanzen

Hier noch eine kurze Live-Kostprobe:

Diese Damen in langen Gummihosen sorgen für die Action auf dem Wasser.

Trekkingtour bei Sapa

Die Gastgeberin unseres Homestays, Lucie, hat auch Wandertouren in die nähere Umgebung im Angebot. Ein Telefonanruf, und schon eine Stunde später stellt sie uns ihre Tanze Mha vor, die auch zur ethnischen Minderheit der Hmong gehört. Dieses Bergvolk ist eher etwas kleinwüchsig, die Frauen erkennt man an der dunklen, mit Indigo gefärbten Kleidung. Mha wirkt sehr freundlich auf uns, und nachdem wir uns an ihre etwas eigentümliche Aussprache und Grammatik des Englischen gewöhnt haben, klappt es mit der Kommunikation recht gut.
Mha hat einen Mann und zwei Söhne, die ebenfalls im Dorf wohnen. Sie hat auch drei Töchter, von denen eine ebenfalls als Trekkingguide tätig ist.Sie nimmt uns gleich mit in ihr Haus und zeigt uns, wie sie lebt. Ihr „Haus“ ist sehr einfach. Es besteht im Prinzip aus einem Raum, der durch eine halbe Seitenwand unterteilt ist. Nach oben hin sehen wir in einer Ecke einen Dachboden, wo ein Geräte und Reis aufbewahrt werden. Die Kleidung der Hausbewohner – meist nur wenige Teile – wird zumeist im Freien, unter Dachvorsprüngen, aufbewahrt. Das hält sie so trocken es geht bei der vorherrschenden hohen Luftfeuchtigkeit.
Die Menschen in Mhas Dorf leben in erster Linie vom Reisanbau, Wasserbüffelaufzucht und Tourismus. Wenn jemand ein paar Brocken Englisch kann, eröffnen sich neue Möglichkeiten, zusätzliches Einkommen zu generieren.

Blick vom Hauseingang in die Nachbarschaft
Der Reis wird hier oben trocken gelagert.

Mha demonstriert uns detailliert ihre in mehreren Schichten anzulegende Kleidung, die sie selbst hergestellt hat.

Danach geht’s los auf eine etwa 15 Kilometer lange Strecke: über mehr schlecht als recht betonierte Pfade, oft sehr steil bergauf und -ab, wo uns auch mal ein Moped entgegenkommt. Durch die Reisfelder, an kleineren Siedlungen und einzelnen Gehöften vorbei, über Flüsse und durch Bambuswälder. Bei letzteren ist immer Moskito-Alarm – gut, dass wir unser Spray von einer Australienreise im Rucksack haben. Die sattgrüne Landschaft beeindruckt uns sehr. Aber auch Mhas Fitness. Scheinbar mühelos geht sie steile Anhöhen hoch, balanciert über Mauern, springt im Fluss von Stein zu Stein, ohne ein einziges Mal ab- oder auszurutschen. Und natürlich freuen wir uns sehr, als sie uns bestätigt, dass wir ebenfalls gut zu Fuß unterwegs sind. Dennoch sind wir froh, als wir schließlich nach drei Vierteln der Strecke zum Lunch einkehren können. Hier ein paar Eindrücke:

Immer trittsicher unterwegs …
… und wir immer hinterher.
Etwas Dunst ist in dieser Region normal.
Auch gerne mal rutschig und schlammig.
Harte Arbeit auf den Reisfeldern.
Da muss man sich etwas einfallen lassen!
Zum Beispiel übers Mäuerchen gehen 😊.
Landschaft zum Träumen
Fachsimpeln über Reis …
… und andere Pflanzen😉.
Wieder gut im Homestay angekommen.

Homestay im Hmong House bei Sapa

Nach der etwa anderthalbstündigen Anfahrt von Lao Cai aus wuchs die Spannung, was für eine Unterkunft wir denn nun erwarten konnten. Zumal uns bereits während der Fahrt und vor allem bei unserem Fußmarsch zum Hmong House deutlich wurde, wie arm hier viele Menschen sind. Der Name der Unterkunft war für uns sozusagen Programm: Wir wollten bei unserem Trekking-Vorhaben möglichst viel Kontakt zu diesen Menschen bekommen, die zu den im Norden Vietnams lebenden ethnischen Minderheiten gehören. Und das Hmong House ist ein Familienbetrieb, bei dem man auch die Mahlzeiten gemeinsam einnimmt.

Die Unterkunft bietet sowohl Doppelzimmer als auch kleine freistehende Ein-Raum-Bungalows mit eigenem Bad und Balkon an. Wir hatten uns für Letzteres entschieden.

Das Hmong House liegt mitten in der Natur, mit Blick auf die Reisterrassen und einen Fluss. Herrlich!

Der Fußweg zum Haus

Hier das Haupthaus von außen:

Und so sieht das Haupthaus von innen aus:

Unser Bungalow im Grünen 😊:

Also, ein sehr schönes Ambiente für die drei Tage.

Herz und Seele des Hmong House ist unsere Gastgeberin Sue, die mit einem offenen Wesen und großem Kommunikationstalent ausgestattet ist, Mitte/Ende 30. Als wir ihr eine Anfrage unseres vietnamesischen Kommunikationsanbieters hinhalten und sie um eine Übersetzung bitten, sagt sie uns mit einem goldenen Lächeln, dass sie uns leider nicht helfen könne. Weil sie noch nie in ihrem Leben eine Schule von innen gesehen habe und deshalb auch nicht lesen oder schreiben könne. Und trotzdem schmeißt sie den Laden! Schreibt ihren Gästen Mails und organisiert die Buchungen über Buchungsplattformen wie Booking.com (dazu nutzt sie sprachgeführte Übersetzungsprogramme). Englisch hat sie nur übers Hören und praktisches Üben gelernt. Sie hat mit 14 geheiratet und mit 16 ihr erstes, mit 16 ihr zweites Kind bekommen. Ihre Kinder sind die Woche über bei ihren Eltern.

Diverse Familienmitglieder teilen sich die Aufgaben im Homestay: Ein Bruder fährt Taxi, eine Tante macht als Guide Trekkingtouren durch die Reisfelder, einige Cousinen kochen und putzen usw.

Was auffällt: Die Frauen sind bienenfleißig und fortwährend am Arbeiten, während die Männer meistens herumsitzen und mit ihren Handys beschäftigt sind. Ansonsten machen sie wohl hauptsächlich die körperlich schwere Arbeit auf den Reisfeldern. Aber man wird das Gefühl nicht los, dass sie eher einen Wasserbüffel übers Reisfeld tragen als einen Besen in die Hand nehmen würden.

Hier bei den Mhongs erben übrigens immer nur die Männer.

Mit dem Zug von Hanoi über Lao Cai nach Sapa

Die Anreise in die nördlichen Bergregionen von Vietnam stellt sich inzwischen als unkompliziert dar. Das war vor wenigen Jahrzehnten noch ganz anders. Mittlerweile sind die Straßenverbindungen – für hiesige Verhältnisse – gut, die für den Zug ebenso. Auch bekennt sich die Regierung bekennt nun zur Förderung des Tourismus hier und investiert in die Infrastruktur. Das war nicht immer so, denn das Verhältnis zwischen den auf Autonomie bedachten Bergvölkern des Nordens und der Zentralregierung war über lange Zeit von gegenseitigem Misstrauen geprägt.
Wer die Straße favorisiert, reist in aller Regel mit einem sogenannten „Sleeper Bus“ an, häufig über Nacht (in ca. sieben Stunden von Hanoi nach Sapa). Wie haben uns für die wohl bessere (bequemere, aber teurere) Zug-Variante entschieden, bei der man den Endbahnhof Lao Cai anfährt. Auch auf der Schiene geht’s richtig günstig, in der Holzklasse (nur für Leidensfähige mit guter Wirbelsäule), und auch etwa luxuriös, zum Beispiel mit dem Laman Express, der unter anderem Schlafwagen mit vier Betten anbietet. Das ist kein eigener Zug, sondern sozusagen ein Anhängsel an den normalen Zug. Da darf man Hoffnung auf ein paar Stunden Schlaf haben, abgesichert durch Ohrstöpsel. Da wir dann gleich eine Trekkingtour angehen wollten, war das für uns die beste Option. Wir teilten unser Abteil mit einem jungen Paar aus den Niederlanden und kamen unmittelbar ins Gespräch. Nach zwei Stunden Bier-Schwätzchen hielten wir es dann doch für angebracht, mal ans Schlafen zu denken. Und das gelang schließlich ganz gut. Plangemäß erreichten wir Lao Cai nach siebenstündiger Fahrt gegen sechs Uhr morgens.

Beim Laman Express checkt man in Hanoi in einem Hotel neben dem Bahnhof ein und wird dann persönlich zum Zug begleitet. Auch ein kleiner Imbiss und Getränke stehen zur Verfügung.

Sobald man den Zug in Lao Cai verlässt, kommen schon die ersten „Akquisiteure“ auf einen zu, die Unterkünfte und Fahrten in die nähere Umgebung anbieten, vor allem nach Sapa und andere Trekkinggebiete. Mit dem Taxi, Pkw, Kleinbus … Da ist ohne Frühstück im Bauch ein gewisses Verhandlungsgeschick angesagt und Schnelligkeit im Rechnen mit den vietnamesischen Dong, denn in hierzulande gibt es nichts ohne Handeln. Wer beim ersten Angebot einsteigt, hat verloren. Wir hatten vorgesorgt und über unsere Unterkunft eine Abholung organisiert. Das klappte tadellos. Unser Fahrer stand mit einem Namensschild am Ausgang, nahm uns das Gepäck ab und los ging die Fahrt über etwa vierzig Kilometer Gebirgsstraße. Unsere erste „Fahr-Stunde“ in Vietnam, die es mit Überholmanövern bei Gegenverkehr und in der Kurve in sich hatte. Da könnten selbst die Italiener sich in puncto Wagemut noch eine Scheibe abschneiden.

Am Zielort angekommen staunten wir nicht schlecht, als unser Fahrer uns bedeutete, dass hier nun die Autofahrt beendet sei und unser Gepäck auf ein Moped verladen werden müsse. Wir machten uns dann mit unserem Handgepäck zu Fuß auf den letzten Wegabschnitt, etwa 800 Meter einen schmalen Pfad hoch, vorbei an sehr ärmlichen Behausungen. Tja, so ist das, wenn man eine Unterkunft mitten in den Reisterrassen bucht 😊.

Solche Fußmärsche laufen üblicherweise nicht ohne Begleiterinnen ab, denn es gesellen sich dann schnell Frauen und Kinder dazu, die kleine Taschen, Armbänder und andere Mitbringsel verkaufen wollen, alles „handgemacht“ natürlich.

Die Frauen gehen einfach ein Stück mit, versuchen in rudimentären Englisch ein Gespräch, um schließlich mit hohem emotionalen Druck ihre Waren anzubieten.

Dann kamen wir zu unserer Unterkunft, dem Hmong House Sapa, an – und der erste gute Eindruck sollte sich bestätigen.

Sapa: Tourismusdrehscheibe im hohen Norden von Vietnam

Sapa (Sa Pa) ist etwa 310 Kilometer nordöstlich von Hanoi entfernt. In den letzten drei Jahrzehnten hat die Bergstadt eine rasante Entwicklung durchlaufen – von einer Ansiedlung im Nirgendwo im chinesischen Grenzgebiet zur Drehscheibe für Naturtourismus in Nordvietnam. Sapa bietet Unterkünfte, Gastronomie, Shopping, touristische Agenturleistungen und Transportangebote für jeden Geldbeutel an. Die meisten Touristen wollen hier Outdooraktivitäten nachgehen, und das Trekking steht dabei ganz oben auf der Wunschliste. Viele beziehen also hier ein Quartier und suchen sich aus dem reichlichen Aktivitätenangebot das Passende aus, je nach Neigung, Zeit und persönlicher Fitness.

Angebotsbeispiel, wie man sie zuhauf findet.

Wenn man nicht über Nacht bleibt, lohnt Sapa durchaus einen halbtägigen Besuch, zum Shoppen (Funktionskleidung!), Essen und Relaxen. Beim Schlendern um den zentralen See und durch die Straßen gewinnt man den Eindruck, dass jeder dritte Laden Massagen für geschundene Trekkerrücken und -beine anbietet. Dafür muss es offensichtlich einen Bedarf geben 😉.

Man muss sich bei der Stadterkundung darauf einstellen, fortwährend von Schnickschnack verkaufenden Frauen von ethnischen Minderheiten (hauptsächlich Schwarze Mong und Rote Dao) und Taxifahrern angesprochen zu werden.

Sapa hat an zentraler Stelle eine überdachte Markthalle, die von Souvenirs über Lebensmittel aller Art und Spielzeug und Kleidung so ziemlich alles abdeckt, was der Mensch braucht und womit er sich vergnügt.

Erstmal ne Pho, die typischen Reisnudelsuppe (hier mit Huhn – Essen kann man in der Markthalle natürlich auch.

Eine besondere Attraktion in Sapa ist die Seilbahn auf den Fran Si Pan, der mit 3.146 Metern der höchste Berg Vietnams ist. Die Gipfelfahrt soll bei gutem Wetter wegen der Aussicht sehr schön sein. Allerdings raten inzwischen die meisten europäischen Besucher in den Medien von einem Besuch ab, da der Gipfel sich inzwischen in privatunternehmerischer Initiative in eine Art Disney-Funpark entwickelt haben soll. Manche meinen, der Berg habe „seine Seele verloren“ (so der aktuelle Stefan-Loose-Reiseführer). Die Bodenstation ist auf jeden Fall sehenswert, da sie sich in einem mondänen Hotelgebäude befindet, das 1920-30 von den Franzosen gebaut wurde.

Und schöne Mosaikarbeiten gibt’s auch!

Maslenica-Brücke und Zrmanje-Canyon

Im September 2023 war ich mit ein paar Freunden für eine Woche auf der Zadar vorgelagerten Insel Ugljan, von wo aus wir verschiedene Ausflüge unternahmen. Einer führte uns ans Novigradsko more, das Novigrader Meer. Obwohl wir uns in Kroatien gut auskennen, war uns diese Gegend bislang unbekannt. Schon wieder ein Stück Kroatien, das sich als Abenteuer- und Wunderland erweisen sollte …

Das Novigrader Meer ist eine Bucht der oberen Adria, die etwa 25 Kilometer nordöstlich von Zadar tief in das nördliche Dalmatien einschneidet. Nur durch die schmale Meerenge von Maslenica besteht eine Verbindung zur Adria.

Wer mit dem Auto unterwegs ist, muss zwangsläufig eine der beiden Brücken überfahren. Eine besondere Berühmtheit hat die Maslenica-Brücke erlangt, da sie sich an der Adria-Magistrale (nahe dem Autobahntunnel Sveti Rok) befindet und als strategisches Nadelöhr gilt. Aus diesem Grund war sie im Kroatienkrieg auch heftig umkämpft und wurde zerstört. Die imposante rote Stahlbogenkonstruktion mit einer Gesamtlänge von 315 Metern und einer lichten Höhe von 55 Metern wurde 2004/5 in Rekordzeit wieder errichtet. Man sollte auf jeden Fall einen Stopp einlegen und sich die Brücke anschauen. Mit etwas Glück kann man sogar dabei sein, wenn sich ein Waghalsiger am Bungee-Band in die Tiefe stürzt.

Wer jedoch die spektakuläre Landschaft in der weiteren Umgebung aus der Nähe erleben möchte, sollte wie wir ein Boot chartern und gemächlich den Zrmanje hinauffahren.

Dieser smaragdgrüne Karstfluss hat im Laufe der Jahrtausende eine einzigartige Landschaft in den Fels geschnitten. Ein solches Naturschauspiel dürfte in Europa kaum seinesgleichen finden. Die Felsen fallen teils fast senkrecht ins Wasser, an einzelnen Stellen sammelt sich moränengleich Gestein und Geröll. Es verwundert kaum, dass die Winnetou-Macher dieses Szenario für die Dreharbeiten von verschiedenen Handlungssequenzen und Szenen genutzt haben.

Auch mit dem Kayak oder einem SUP ist die Zrmanje-Schlucht in geführten Touren gut zu erkunden. Kleinere Orte am Flusslauf sind auf Gäste eingestellt.