Rundwanderung Cudillero – Playa Concha de Artedo

Wir haben einen schönen Campingplatz in Cudillero aufgetan, Zeit zum Durchatmen: Wäsche machen, kleine Reparaturarbeiten, in Ruhe frühstücken … Der Platz ist wie ein großer Park angelegt, großzügig, alles sehr sauber, freundliche Chefin. Beim Frühstück rieseln uns die Ahornblätter auf den Tisch. Auch hier kommt der Herbst, aber die Sonne schafft es noch auf 23 Grad.

Bestes Wanderwetter. Wir prüfen die Vorschläge von Wikiloc und finden einen Weg von Cudillero, einem kleinen Fischerort, der noch nicht zu viel Tourismus abbekommen hat, zu einem ansprechenden Strand in ca. 8 km Entfernung. Machen wir 😊. Der Hinweg geht zum Teil über reguläre Straßen, bei Autoverkehr nicht immer angenehm. Aber unterwegs sehen wir immer wieder offenbar typische „Lagerschuppen“ auf Stelzen, aus Holz. Wie wir später nachlesen, handelt es sich in Wirklichkeit um historische asturische Bauernhäuser.

Schließlich blicken wir von oben auf den Strand „Concha de Artero“ – ein toller Blick. Kein Sandstrand, Kies und Steine. Ein Holzsteg führt zum Restaurant, wo wir erstmal eine Cidre-Pause einlegen. Hier ist Cidre-Gegend, viele Wirtschaften sind „Cidrerias“. Eine willkommene Erfrischung. Wir folgen in Teilen dem Jakobsweg, immer wieder einmal treffen wir auf Pilger oder Radfahrer, die unter dem Signum der Petrusmuschel unterwegs sind.

Auf dem Rückweg schauen wir uns in aller Ruhe den mit hohen Mauern bewehrten Hafen von Cudillero an – hier müssen die atlantischen Wogen öfter mal richtig hoch schlagen. Nach ein paar Schlenkern durch die engen Gassen des Örtchens ist es Zeit fürs Abendessen, natürlich Fisch! Und ganz klar kann der Kellner „aus großer Höhe blind“ den Cidre einschenken …

Bilbao, Guggenheim-Museum und dies und das

Bilbao galt früher einmal als Schmuddelkind unter den baskischen Städten. Aber seit sich das von Frank O. Gehry 1993-97 erbaute Guggenheim-Museum als prächtig-schillerndes, überdimensionales Schiff mit seiner Hülle aus Titan und Plexiglas am Ufer des Nevron erhebt, hat sich die Stadt zum zentralen Anziehungspunkt nicht nur für Kunst- und Architekturinteressierte gemausert. Auch andere Museen, einige Brücken, alte Kirchen, Einkaufsstraßen und die Altstadt locken alljährlich Touristen an. Aber keine Frage: Das Guggenheim-Museum ist die die Prima Donna. Das Gebäude mit seinen Außenanlagen ist so atemberaubend, dass die Kunst im Innenbereichen schon fast zur Nebensache wird.

Von wegen Strand- ODER Felsküste – Playa de Sopelana

Immer wieder mal im Leben muss (oder darf) man sich zwischen zwei angenehmen Dingen entscheiden, aber gelegentlich geht auch mehreres zusammen. Wir ziehen zum Beispiel in aller Regel die Felsküste dem Sandstrand vor (unter anderem deshalb sind wir Kroatien-Fans).

Aber heute haben wir die Mischung aus Sand und Fels als geradezu spektakulär erlebt. Wir haben uns für zwei Tage auf einem Campingplatz im Außenbezirk von Bilbao (Camping Sopelana) eingefunden. Der Tag war regnerisch und windig. Und wenn sich die dunklen Wolkentürme öffnen und die Sonne blinzeln lassen, gibt es oft fantastische Licht-Blicke. Unser Strandspaziergang bei steifer Brise war deshalb Wonne pur.

Nicht nur die Wetterlage, auch die Felsformationen riefen Bilder von unserer Neuseelandreise wach. Wir fühlten uns an die Pancake Rocks auf der Südinsel erinnert.

Donostia-San Sebastián – wo vieles anders ist und Tapas Pintxos heißen

San Sebastián („Donostia„, ca. 185.000 Einwohner) ist unsere erste Station in Spanien – und gleich ist vieles anders als im sonstigen Spanien. Denn wir sind im Baskenland und damit in „Euskadi“ oder „Euskal Heria“ (= Land der Baskisch Sprechenden). Baskisch hat keinerlei Ähnlichkeiten mit dem kastilischen Spanisch. Es ist die einzige nichtindogermanische Sprache des westlichen Europa und wird von etwa 1,5 Mio. Menschen im spanisch-französischen Grenzgebiet gesprochen. Aus diesem Grund kommen wir mit unseren Sprachkenntnissen beim Entziffern von bestimmten Bezeichnungen auch nicht wirklich weiter. Aber glücklicherweise bedeutet das nicht, dass man „Spanisch“ hier nicht nutzen könnte. Auf Schildern, Plakaten und dergleichen wird zum Baskischen meist das spanische Pendant aufgeführt. Wobei man das Baskische unschwer an der gehäuften Verwendung der Buchstabens „x“ bzw. „tx“ und „z“/“tz“ erkennt, was zu zungenbrecherischen Wortkombinationen wie beispielsweise Atxabiribil, pantxineta, oder ikastetxeat (= Schulzentrum) führt – und bewirkt, dass sich unsere Navigationsdame bei der Nennung von Ortsnamen und Straßenbezeichnungen anhört, als habe sie einen Knoten in der Zunge – eine immer wiederkehrende Quelle der Heiterkeit.

Die Anfahrt zum Campingplatz verlief mitten durch die Stadt, mit dem Gespann waren so auch viele Engpässe wie zugeparkte Fahrbahnen und Baustellen zu überwinden. Und wenn einem dann noch noch ein Bus entgegenkam, hätte man sich am liebsten in Luft auflösen wollen 😊. Aber „Mann und Material“ haben alles schadlos überstanden. Zum Schluss ging’s noch einen steilen Hügel hinauf und wir konnten einchecken. Der Platz war eher medioker, aber so ist das eben manchmal mit dem Campen.

Den nächsten Tag haben wir uns dann die Stadt angesehen. San Sebastián liegt am Golf von Biskaya, schon in den städtischen Außenbezirken wird’s gebirgig, die Pyrenäen liegen hier schließlich vor der Tür. Besondere Merkmale sind die Strände Playa de la Concha und Playa de Ondarreta sowie der durch den Fluss Urumea getrennte Surferstrand Zurriola, die alle von einer malerischen Uferpromenade gesäumt werden. In der gepflasterten Altstadt (Parte Vieja) grenzen luxuriöse Boutiquen und Souvenirläden an beliebte Pinxtos-Bars. „Pinxtos“ (sprich: Pintschos) entsprechen landläufig den in Spanien üblichen Tapas, gehen jedoch geschmacklich und hinsichtlich ihrer Vielfalt weit über diese hinaus. Rustikal formuliert handelt es sich um kreativ zusammengestellte Happen auf Brotstücken, die von diversen Fischvarianten über Gemüsemixturen zu Fleisch reichen. Kenner sollen ein Pinxto mit zwei Bissen verspeisen. Nichtkenner fragen sich, wie man auf die Häppchen mehr als zwei Bissen verwenden kann 🤔. Für uns wurde schnell klar, dass man tief die Tasche greifen muss, wenn man davon satt werden will – zumindest in der Altstadt San Sebastians. Aber gut geschmeckt haben sie allemal.

Die Stadtstrände sind wirklich toll. Sie sind sehr breit und bieten so ungemein viel Platz, und zwar sowohl für den normalen Badegast wie auch für die Wellenreiter. Die Stadt selber hat definitiv schöne Plätze und eine beeindruckende Fülle an Pinxtos-Bars. Aber wenn der Lonely-Planet-Reiseführer meint, dass man sich in diese Stadt „nur unsterblich verlieben“ könne, dann müssen wir diese Aussage mit einem etwas hilflosen Achselzucken kommentieren. Na ja, die Liebe ist ja in ihrer Vielfalt unergründlich …

Arcachon – nicht nur für Austernfreunde

„Arcachon“ steht eigentlich sinnbildlich für 10 Gemeinden, die sich am nahezu dreieckigen Bassin, das das Delta der Leyre ausgeformt hat, angesiedelt haben und die in erster Linie vom Tourismus und von der Austernzucht leben. An dem ca. 90 km langen Küstensaum des Bassins gibt es über 300 Austernzuchtunternehmen, die bis zu 10.000 Tonnen dieser Meeresfrucht produzieren. Vom Fischfang mal gar nicht zu reden. Die Touristen schätzen außer dem kulinarischen Angebot die unendlich langen Strände, 220 km Fahrradwege und 84 km Wanderwege.

Und das ganze Panoptikum spült offensichtlich viele Euros in die Kassen. Wir waren überrascht, wie mondän sich Arcachon gibt. Lange Strandpromenade mit zwei Pieranlagen, wo auch die Betuchten flanieren; vielfältige und qualitativ hochwertige Shoppingmöglichkeiten, toller Stadtpark, reichhaltiges Restaurant- und Vergnügungsangebot inklusive Spielkasino. Hin und weg waren wir von einem Stadtviertel, wo sich alte Villen und Herrenhäuser mit großzügigen Gartenanlagen aneinanderreihen. Chapeau!

Die Düne von Pilat – mehr Sand geht nicht!

Die Düne von Pilat liegt ganz in der Nähe von Arcachon und ist ein absolutes Muss für Naturliebhaber. Schließlich handelt es sich um die größte Wanderdüne Europas. Sie ist ca. 110 m hoch und etwa 2,7 km lang. Man hat vom oberen Kamm einen tollen Blick aufs Meer und das gegenüberliegende Cap Ferret, sie liegt an der Meeresöffnung des Bassin d’Arcachon. Auf der Landseite ist die Düne von einem riesigen Kiefernwald umgeben. Ein wahrhaft beeindruckendes Naturspektakel.

Genau das richtige Programm nach einem Stadttag in Bordeaux … Leider hatten wir bei unserem Ausflug auch sehr atlantisches Wetter. Auf halbem Weg den Dünenkamm entlang setzte Nieselregen ein, der dann aber auch bald wieder nachließ. Und wahrscheinlich waren die dunklen Wolken Garant dafür, dass sich die Besucherzahlen an diesem Samstag in Grenzen hielten. Da herrscht nämlich sonst sehr intensiver Auftrieb. Nichts ist so schlecht, dass es nicht auch etwas Gutes hätte 😉.

Bordeaux – Stadt des Weines und der Lebensfreude

Unser zweiter Frankreichtag war ein Stadttag. Wir beide kannten Bordeaux bisher noch nicht. Unser erstes Fazit ist, dass Bordeaux zu den Grand Crus Frankreichs, wenn nicht sogar Europas zählt. Unsere Begeisterung begann schon mit der Anreise. Wir waren der Empfehlung des Campingplatzes gefolgt und steuerten einen Park & Ride-Parkplatz in einem Vorort an. Dort gab es nicht nur genügend freie Plätze für die Autos, wir zahlten für das ganze Paket inkl. Hin- und Rückfahrt mit einer modernen Stadtbahn zusammen nur vier Euro. Das verzückt auch reingeschmeckte Schwaben. Die Bahn hat übrigens ein Gleisbett, dass zum Fußballspielen einlädt. Der Rasen ist streichholzkurz gehalten – da kann jeder moderne Fußballverein neidisch werden. Und alles echt!

Bei unserer Besichtigung sind wir einem von der UNESCO vorgeschlagenen Stadtrundgang (gelb) gefolgt. Dieser verläuft um die historische Altstadt herum und schließt alle zentralen Sehenswürdigkeiten mit ein. Hier der Überblick:

img_2966-2

Dazu gehören: Das prächtige Hôtel de Ville und die Kathedrale St. André mit ihrem freistehenden Glockenturm; Überreste von ehemaligen Verteidigungsanlagen wie die Porte Cailhou und die Porte Dijeaux; das imposante Grand Théâtre mit berühmtem Treppenaufgang; das Denkmal der Girondisten; der ehemalige Warenhandelsplatz, die Place de la Bourse, mit ihrem neuzeitlichen Highlight, dem weltgrößten Wasserspiegel mit 3450 qm Fläche und 2 cm „Tiefe“ auf Granitplatten. Er entstand 2008 bei der Neuanlage der Quais an der Garonne und ist bei Einheimischen und Touristen – kleinen und großen – gleichermaßen beliebt.

Und wenn wir schon bei den Superlativen sind: Bordeaux hat nicht nur einen, sondern gleich zwei Wasserlebensadern, die Dordogne und die Garonne, die sich zur mächtigen Girondemündung vereinigen. Und Städte mit Fluss entfalten ja stets besonderen Charme …

Der Sightseeing-Spaziergang ist gut zu Fuß zu bewältigen, schlängelt er sich doch immer wieder durch Fußgängerzonen und über malerische Plätze wie die hippe Place Fernand Lafargue, die belebte Place de la Comédie vor dem Theater und die versteckte Place du Chapelet mit dem Eingang zur Kirche Notre Dame. Reichlich Gelegenheit, sich zu stärken, zum Beispiel bei einem Kaffee, begleitet von einem der typischen Cannelés – kleine Gebäcktörtchen in diversen Geschmacksrichtungen (Hüften mögen das! 😊). Gelegenheit auch, sich das bunte Treiben anzuschauen, das nicht aufgeregt oder hektisch auf den Besucher wirkt, trotz der sich durchwieselnden Radfahrer. Alles fließt so dahin. Savoir vivre eben.

Ach ja, hatten wir’s schon erwähnt? In Bordeaux schlägt das Herz des französischen Weines … Daran kommt niemand vorbei, weder in der Stadt noch außerhalb. Schließlich sind wir im Médoc: Reben soweit das Auge reicht.

Frankreich – Stadt, Land, Fluss und viele Kiefern

Wir sind wieder auf Tour! Dieses Mal haben wir uns ein kleines Stückchen Frankreich und sehr viel Portugal und Spanien vorgenommen. Insgesamt wollen wir zwei Monate reisen, in der Nachsaison von September bis Oktober (2019). Neu ist, dass wir jetzt mit einem Wohnwagen unterwegs sind. Nach einem Zwischenstopp im Saarland ist unser erstes Fernziel Bordeaux – das sind insgesamt circa 1000 km und die wollen erst einmal gezogen sein! Wir vermeiden die gebührenpflichtigen Autobahnen, wir haben ja Zeit, und konzentrieren uns auf die Nebenstrecken, die durchaus ihre Reize haben. Wir sehen viel mehr von dem Frankreich, das noch in unseren Köpfen herumschwirrt. Eva hat ja Romanistik studiert und unter anderem als Au-Pair ein Jahr hier verbracht. Und für mich war Frankreich vor etwa 50 Jahren das erste Auslandsreiseziel. Und später war ich dann oft beruflich bei den „Bleus“.

Mein Gott, das sind Dimensionen. Aber das Gefühl stellt sich bald wieder ein … Auf halber Strecke übernachten wir auf einem kleinen Campingplatz direkt an der Loire, ein wirklich schöner Fleck.

Das Wetter bleibt uns hold – immer schön sommerlich warm, auch wenn man abends schon den Herbst spürt.

Am zweiten Tag gegen Abend erreichen wir den Atlantik. Wir entscheiden uns für einen Campingplatz, der sich „Le Tedey“ nennt. Er befindet sich am Lac de Lacanau, einem großen Süßwassersee. Er liegt in einem riesigen Kieferwald, der von engen Straßen und Radwegen durchzogen ist. Damit können wir also zwischen den Wasserwelten wandeln.

Wunderbar, endlich wieder Bewegung! Also am nächsten Tag rauf aufs Rad und die Gegend erkundet. Extra zu diesem Zweck haben wir uns vor der Abfahrt Mountainbikes gekauft, weil die nun mal vielseitiger einzusetzen sind. Wir haben den richtigen Griff getan, denn die Radwege hier sind z.T. enge Betonpisten mit vielen Löchern und Unebenheiten. An Abend zeigt der Kilometerzähler 52 Kilometer, trotz langer Mittagspause mit Crêpes und Strandaufenthalt.

Kopenhagen – jung, mobil, hip

Auf der Rennliste der beliebtesten Städte hat sich Kopenhagen quasi dauerhaft einen Platz unter den Top 5 erobert, zumindest in Europa – 2019 noch vor Florenz, Barcelona und Rom. Das hatte sich medial schon auf unterschiedlichen Wegen angekündigt. Als selbst Fernsehzeitschriften (wer kauft denn sowas?!) Porträts der dänischen Hauptstadt brachten und „hyggelig“ das anheimelnde Adjektiv „gemütlich“ im deutschen Sprachgebrauch zu verdrängen schien, war es für uns höchste Zeit, dem ältesten Königreich der Welt einen Besuch abzustatten. Wobei unser Hauptreisegrund im Mai 2019 rein persönlicher Art ist: Unser jüngster Sohn studierte in Kopenhagen, und da verstandes sich von allein, dass wir ihn in seinem natürlichen Habitat erleben wollten. Gedacht, getan. Rasch war über Airbnb eine nette, zentral gelegene Wohnung (in der Hamletsgade in Nørrebro) ausfindig gemacht, ein günstiger Flug gebucht, ganz klassisch ein Reiseführer gekauft und schon ging’s los.
Ach ja, eins noch vorweg, damit das Thema gleich abgehakt ist: Stimmt, Kopenhagen ist teuer – aber man kann hier durchaus ein paar Tage verbringen, ohne sich (im Vergleich zu anderen europäischen Städten) finanziell zu verheben.

Uns hat Kopenhagen begeistert.
Der erste Eindruck: überschaubar (es gibt kaum echte Hochhäuser), im Detail wuselig (Achtung: Radfahrer allüberall), relativ leise, wenig Reklame, freundlich, entspannt, unaufgeregt, leger (bei Kleidung geht alles, solange sie hauptsächlich schwarz-weiß-grau ist 🙂 ), pastell statt grell, offen und international (Englisch ist  zweite Hauptsprache und wird fast überall mit großer Selbstverständlichkeit benutzt) und gute Luft zum Atmen gibt es dank des mäßiges Autoverkehrs auch noch …

Stadterkundung in Kopenhagen ist sehr gut zu Fuß möglich. Und wenn die Füße nicht mehr wollen oder es regnet, kann man auf das ausgezeichnete öffentliche Verkehrsnetz zurückgreifen. Es heißt, dass man hier an keiner Stelle weiter als 350 Meter von einer Haltestelle oder einem Bahnhof entfernt sein soll. Na, wenn das mal stimmt.
Wir hatten Glück mit dem Wetter und waren meistens per pedes unterwegs. Schier endlos kann man immer am Wasser entlanggehen und einen faszinierenden Eindruck von der Skyline der Stadt bekommen. Vielleicht mit der Meerjungfrau beginnen (die definitiv zu den am meisten überschätzten Sehenswürdigkeiten zählt, ähnlich dem Manneken Pis in Brüssel), dann immer in Richtung Süden. Natürlich kann man das auch bequem mit einem Schiff machen, aber dann eben nicht mit Zwischenstopps und Abstechern. Bei gutem Wetter sitzen überall Menschen an und auf den Kaimauern, die die Atmosphäre genießen. Übrigens ohne Verzehrzwang, Picknick ist durchaus OK. Niemand wird schief angesehen, der mit einem Wunschgetränk und einem Imbiss am Wasser sitzt. Wer’s gern professioneller mag, möge am Nyhavn entlangschlendern. Früher war die Gegend mal berüchtigt, mittlerweile hat sich der Straßenzug zur Touristenmeile mit mehrsprachigen Speisekarten herausgeputzt. Hier steht auch das älteste Haus Kopenhagens (Nr. 9, ein blaues Häuschen) mit der Jahreszahl 1681.
Natürlich werden wir mit dieser Kurzdarstellung nicht einmal annähernd den vielen touristischen Attraktionen der Stadt gerecht … Wichtig für den Kurzbesuch ist, dass die meisten Sehenswürdigkeiten im Innenstadtbereich liegen und bequem „abgewandert“ werden können. Ein schöner Blick über die Stadt ergibt sich nach einem sanft ansteigenden Spaziergang den Runden Turm hoch. Er heißt sinnigerweise „Schneckengang“ und windet sich 7,5mal um den hohlen Kern des Turms, und zwar in Kutschenbreite. Denn der Auftraggeber, König Christian IV (Mitte 17. Jh.), wollte die knapp 35 Meter Höhe keinesfalls zu Fuß erklimmen. Auf der Turmplattform hat man einen 360-Grad-Rundumblick auf Kopenhagen. Das lohnt sich auf jeden Fall, zumal man auf halber Höhe beispielsweise auch noch den Bibliothekssaal besuchen kann, wo es ständig wechselte Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen gibt.
Und wer es ein bisschen „verrucht-alernativ“ mag, macht einen Abstecher nach Christiana, wo auf offener Straße, in der Pusher Street, vieles angeboten wird, was die Sinne vernebelt.

Man nimmt direkt wahr, dass Architektur und Design in Kopenhagen eine besondere Rolle spielen. Das zeigt sich nicht nur an den großen repräsentativen Bauten, wie bespielsweise der Oper oder dem Schwarzen Diamanten (dem modernen Teil der Königlichen Bibliothek), sondern auch vielfach im Kleinen. Kopenhagen ist sozusagen der „natürliche Ort“ für ein „Danish Architecture Centre“ (nat. Zentrum für Entwicklung und Verbreitung von Wissen über Architekur, Gebäude und Stadtentwicklung) oder für ein Designmuseum (weltweit größte Sammlung dänischer Designobjekte, vor allem Stühle!). Wir fragen uns, wie es sein kann, dass sich ein so kleines Land mit nur etwa 5,7 Mio. Einwohnern ein solches Standing in Architektur- und Designfragen erarbeitet hat. Das ist weit mehr als „Form folgt Funktion“ in Bauhaus-Manier. Modernes dänisches Design geht in eine Konzeptrichtung („Form folgt Konzept“), wobei Nachhaltigkeit, Individualität und Einfachheit/Klarheit die tragenden Säulen zu sein scheinen und die Grenzen zwischen Kunst und Handwerk fließend sind.
Apropos Kunst: Kopenhagen hat ein reichhaltiges Angebot an zeitgenössischer Kunst. Wir haben auf mehrfache Empfehlung einen halben Regentag zu einer Fahrt mit dem Regionalzug ins nördliche Humlebæk zum Louisiana Museum für Moderne Kunst genutzt. Ein rundum schönes Erlebnis. Das villenartige Museumsgebäude ist in eine Parklandschaft eingebettet, die direkt am Meer (Øresund) liegt. Neben zeitgenössischer moderner Kunst gibt es hier mehrmals im Jahr Sonderausstellungen. Wir hatten Glück mit Pippilotti Rist, die u.a. Installationen kreiert, die das Raumzeitgefühl ziemlich durcheinanderwirbeln.

Essen und Trinken hält bekanntermaßen Leib und Seele zusammen. In Kopenhagen braucht deshalb niemand um sein Seelenheil zu fürchten. Denn davon verstehen die Dänen einiges. Auch Gourmets pilgern gerne dorthin, weil sie für unterschiedliche Geschmäcker reichlich Angebot finden. Da ist zum einen die internationale Küche – wir haben koreanisch, amerikanisch (nein, keine Burger!) und nepalesisch gegessen, aber selbstverständlich auch dänisch. Der Klassiker schlechthin zur Mittagszeit ist das Smørebrød, ein Stück deftiges Roggenbrot, das man idealerweise wegen des reichlichen Belags (Krabben, Kaviar, Ei, Schweinebraten, Avocado …) nicht sehen darf. Ein echtes Highlight war für uns Kødbyens Fiskebar, wo es frischen Fisch in allen Aufbereitungsformen gibt, und zwar in originellem Ambiente, d.h. in ehemaligen Viehauktionshallen. Wir saßen direkt am Tresen am Eingang zur Küche. Es hat Spaß gemacht, das geschäftige Treiben zu beobachten. Und das Essen war richtig lecker. Empfehlung für Leute, die für ihr Geld arbeiten müssen: einfach blind mit der Kreditkarte zahlen, sonst hat man im Nachhinein das Gefühl, vielleicht doch eine Fischvergiftung eingefangen zu haben 😉

Wer gerne als verkappter oder offen bekennender Monarchist nach London fährt, wird auch in Kopenhagen auf seine Kosten kommen. Wir interessieren uns (leider?) nicht so sehr für das ganze Wer-mit-wem, Fähnchenschwenken und Winken vom Balkon. Fakt ist wohl, dass die „Königs“ in Kopenhagen sehr volksnah und geerdet sind (und vielleicht gerade deshalb genauso oft auf Abwege geraten wie wir Normalos?). Jedenfalls bietet Kopenhagen auch hier das volle Programm: Wachwechsel am Schloss Amalienborg (na klar: Wenn der König zu Hause ist, weht auf dem Dach der Dannebrog, die dänische Flagge).

Kop_207.png

Kop_15.png

Kop_34.png

Kop_14.png

Kop_76.png

Kop_75.png

Kop_78.png

Kop_85.png

Kop_94.png

Kop_81.png

Kop_89.png

Kop_99.png

Kop_103.png

Kop_107.png

Kop_108.png

Kop_109.png

Kop_114.png

Kop_117.png

Kop_29.png

Kop_31.png

Kop_165.png

Kop_154.png

Kop_160.png

Kop_153.png

Kop_224.png

Kop_225.png

Kop_232.png

Kop_188.png

Kop_198.png

Kop_125.png

Kop_106.png

Kop_111.png

Kop_63.png

Kop_57.png

Kop_59.png

Kop_62.png

Kop_212.png

Kop4.png