Bulbjerg – einziger Vogelfelsen Dänemarks

Der Bulbjerg in der Jammerbucht wird als „lebendige Steilküste“ bezeichnet und lohnt nicht nur wegen der im Felsen brütenden Vögel einen Besuch. Man hat von der 47 m hohen Kalksandsteinklippe zu beiden Seiten einen grandiosen Blick. Ideal für Spaziergänge am Strand! Man kann die Klippe leider nicht am Strand umlaufen, sondern muss hoch- und wieder absteigen, um auf die andere Seite zu gelangen.

David gegen Goliath – handwerkliche Fischer im dänischen Lild Strand

Als kleinflächiges Land mit einer Küstenlänge von etwa 7.400 km (Deutschland kommt auf gerade einmal 2.400 km) spielt die Fischerei für Dänemark nach wie vor eine wichtige Rolle. Neben der auf Masse und Marge getrimmten Fischindustrie hat hier allen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zum Trotz die handwerkliche Fischerei überlebt. Wir hätten nicht unbedingt erwartet, dass wir im Land der Wikinger tatsächlich noch Boote zu Gesicht bekommen, die nach der Ausfahrt mit Zugmaschinen und Winden an Land gezogen werden und ihren Fang lokal anbieten (wie wir dies z.B. 2019 in Portugal gesehen haben). Deshalb hat uns der kleine Ort Lildstrand (bei Bulbjerg, Jammerbucht) gut gefallen. Natürlich haben wir dort auch einen Fisch gekauft und abends im Wohnwagen gegessen. Lecker!

Wikinger-Grabanlage bei Højstrup/Tommerby (Jammerbucht)

Es ist allgemein bekannt, dass die Wikinger ein besonderes (mythologisches) Verhältnis zum Meer und damit auch zu Schiffen hatten. Dies zeigt sich u.a. in ihrem Totenkult. Es gibt in der Nähe von Tommerby eine Grabanlage, die diesen Sachverhalt verdeutlicht. Tommerby lag früher direkt am Wasser und hier kamen die Schiffe mit den Toten an, die dann symbolisch in schiffsförmigen Steinsetzungen beigesetzt wurden. In der Anlage sind zahlreiche „Schiffe“ zu erkennen, die die Verstorbenen ins Reich der Toten geleiten sollten. Ein Ort mit einer besonderen Atmosphäre, der die Fantasie anregt.

Und die Schafe sorgen dafür, dass der Bewuchs kleingehalten wird.

Der Strand als Autopiste in Dänemark

Wir hatten bereits angesprochen, dass das Autofahren an Stränden in Dänemark erlaubt ist – selbstverständlich nicht überall, aber durchaus an längeren Abschnitten. Das kann zunächst einmal einfach nur praktisch sein, weil z.B. eine Familie nicht alle Strand- und Badeutensilien bis zum Wasser schleppen muss; eingedenk der Tatsache, dass man an manchen Stränden in DK von der Düne bis zur Wasserlinie bis zu einem Kilometer zurückzulegen hat. Und wenn die Eltern dann das Lieblingskrokodil des dreijährigen Wutpinsels nicht eingepackt haben, kann das der Urlaubsfreude einen empfindlichen Dämpfer verpassen …

Davon abgesehen ist es für kleine und große Jungs ein Riesenspaß, den Strand entlangzudüsen und dabei Sand- und Wasser hochspritzen zu lassen. Und auch die Mädels scheinen das mehr als ein bisschen zu mögen 😊 In unserem Fall bedeutete das konkret: rauf die Piste, auf All-Rad mit zusätzlichem E -Motor auf der Hinterachse umschalten und los!

Rubjerg Knude – Klippe mit mobilem Leuchtturm

Rubjerg Knude ist mit 100 m der höchste Punkt der 13 km langen Steilküste bei Lønstrup. und genau hier steht ein Leuchtturm, der sicher zu den meistfotografierten in Dänemark gehört. Sein Feuer ist zwar seit 1968 erloschen, aber das schadet in keiner Weise seiner Beliebtheit. Er wurde 1900 gebaut, über Jahrzehnte im Flugsand begraben und dann wieder „freigeblasen“, um dann abermals in seiner Existenz bedroht zu werden: Er rückte nämlich nun immer näher an die Lehm- und Sandkante heran und stand kurz davor, ins Meer zu stürzen. Der Leuchtturm wurde 2019 zum Medienstar, als man ihn in einem aufwändigen Projekt um ca. 80 m landeinwärts versetzte. Genauer gesagt: Er wurde mit speziellen „Rollschuhen“ versehen und dann auf Schienen verschoben. Das Ganze hat ungefähr 700.000 Euro gekostet. Gut investiert! Heute kann man den Turm sogar wieder besteigen und die wunderbare Aussicht von oben genießen.

Abbruchkante mit Restmauer des früheren Leuchtturmgebäudes
Steife Brise hier oben 😊

Ankunft in der Jammerbucht

Wir haben zwei Regentage hinter uns, Erinnerungen an Neuseeland kamen auf, als die Regenböen gegen unseren Wohnwagen peitschten. Aber so ist das eben im Norden. Wir sind heute weiter bis zur „Jammerbugt“ gefahren, also an die Nordwestküste Jütlands. Die Bucht erstreckt sich über ca. 100 km von Hirtshals über Løkken bis nach Bulbjerg. Die Fahrt dorthin war sehr angenehm, durch sanft-hügelige Landschaften mit unzähligen Windrädern (Dänemark ist führend in diesem Bereich), über die Insel Mors (Dänemark ist Brücken-Land!), mit Blick auf den Limfjord, vorbei an Seen, bis kurz vor Løkken, wo wir wieder auf einem Campingplatz in Strandnähe Quartier bezogen haben. Das Örtchen heißt Grønhoj.

Gleich nachdem wir uns eingerichtet haben, machen wir uns auf zum Strand. Auch hier die Möglichkeit, mit dem Auto über den festgefahrenen Strand zu fahren. Mehr noch, hier verläuft sogar eine offizielle Straße. Am Wasser bläst uns der Wind fast um. Ob das der Grund ist, dass nur wenige Menschen sich hier einfinden? Uns gefällt‘s. Das lässt sich gut an. Wir machen auch einen Abstecher in die Dünen, weil uns ein Schild mit einer Art Hausnummer neugierig gemacht hat. Ein schmaler Pfad führt uns nach oben und siehe da: Ferienhäuser, durch die Dünen gut vor dem Wind geschützt. Gibt‘s das bei uns auch? Man kann übrigens die Dünen nach Lust und Laune betreten; keine Verbotsschilder, keine Absperrungen. Das macht definitiv Lust auf mehr!

Für die Möwenfreunde haben wir wieder ein seltenes Exemplar der deutsch-dänischen Kampfmöwe gefilmt 😉

Holmsland Klit und Ringkøbing Fjord – viel Wasser und wenig Land

Wir haben zwei Nächte auf einem Campingplatz auf Holmsland Klit verbracht. Wir stehen fast direkt an der Düne. Das ist auch gut so, denn es ist ein kräftiger Wind aufgekommen, der immer wieder böig über den Platz pfeift, manchmal bringt er Regen mit. Wir wachen nachts hin und wieder auf, weil der Wohnwagen wankt, als ob jemand daran rütteln würde. Im Zelt wär‘s sicherlich nicht ganz so gemütlich …

Abendlicher Blick von unserem Campingplatz Richtung Nordsee

Jenseits der Düne, auf der Nordseeseite, geht’s ziemlich rau zu. Und nur zwei bis 3 km Richtung Osten ist auch wieder Wasser so weit das Auge reicht. Das ist der Ringkøbing Fjord. 300 Quadratkilometer Wasser und nur durchschnittlich 1,5 m tief. Surfers’ Paradise, na klar. Surfer, die ihren Sport noch nicht so gut beherrschen, surfen einfach mit dem Wind los und laufen dann durchs Wasser zurück 🤔

Merke: Derartige Fjorde gibt’s in Dänemark öfter mal. Ein Fjord muss nämlich nicht von spektakulären Felswänden umgeben sein (wie in Norwegen). Er ist lediglich als „langer, tief und Landesinnere gehender Meeresarm“ definiert.

Auf halber Höhe auf der Dünenhalbinsel liegt Hvide Sande, eine kleine Stadt mit Schleuse und Ziehbrücke, die zu den wichtigsten Fischereihäfen an der dänischen Nordseeküste gehört. Hier gibt’s sonntags sogar Fischauktionen, bei denen die Touristen mitbieten dürfen. Ansonsten ist natürlich vieles auf Tourismus ausgerichtet. Vor allem das Geschäft mit Ferienhäusern scheint eine wesentliche Umsatzquelle zu sein. Sie sind in der Regel an die Landschaft angepasst, flach gebaut, oft sieht man nur die Dächer. Zum großen Teil von Deutschen bewohnt, wie man an den Autokennzeichen sieht 😊 Überhaupt: Wenn man jemanden hier anspricht, zum Beispiel auf Englisch, stellt man schnell fest, dass es Landsleute sind.

Wir haben eine Radtour gemacht, die über Hvide Sande bis nach Ringkøbing führte. Eine tolle Strecke, ausschließlich über Radwege. Was die Hinfahrt sehr erleichterte, erwies sich sich auf der Rückfahrt als etwas widerborstig: der Wind. Es gilt die Ostfriesenregel: Bei Wind nicht ducken, sondern möglichst aufrecht weiterfahren. Nur so ist der Wind nachhaltig charakterbildend.

Skulptur vor einer Eisdiele in Ringkøbing:
Struggle for the survival of the fattest.

Ribe – Perle im Südwesten Dänemarks

Unweit von Rømø, auf halbem Weg zwischen Skærbæk und Esbjerg, liegt der kleine Ort Ribe (ca. 8000 Einwohner). Ribe gilt als älteste Stadt Dänemarks. Die Wikinger nutzten die geschützte Binnenlandlage und trieben um 800 herum bereits Handel mit den Niederlanden und dem Rheinland, der sich in den folgenden zwei Jahrhunderten auf ganz Europa und sogar bis in die arabische Welt ausdehnte. Der wirtschaftliche Niedergang begann mit der Auflösung der Klöster im Rahmen der Reformation in den 1530er-Jahren; 1580 zerstörte ein Feuer mehr als ein Drittel der Stadt; die Schweden-Kriege im 17. Jahrhundert setzten der Stadt sehr zu; zudem versandete der Hafen mit der Zeit immer mehr, sodass größere Handelsschiffe nicht mehr anlegen konnten. Ribe verarmte so sehr, dass die alten Häuser nicht mehr abgerissen und durch neue ersetzt werden konnten. Und genau dies hat sich aus heutiger Sicht als großes Glück erwiesen. Es ist viel von der alten Substanz erhalten geblieben und auch restauriert worden. Inzwischen steht die gesamte Altstadt von Ribe unter Denkmalschutz.

Bei unserem Rundgang sind wir im Wesentlichen den Vorschlägen des Touristenbüros gefolgt – was sich auf jeden Fall bewährt hat. Wir haben die Stadt als echtes Kleinod erlebt und hatten sogar das Glück, einer dänischen Tradition bei Abiturfeiern beiwohnen zu können: Junge Leute zogen laut singend mit Pferdekutschen durch die Stadt und umkreisten u.a. mehrfach den Dom. Dabei müssen die Jahrgangsbesten „zur Strafe“ hinter dem Wagen her laufen. Natürlich wird bei dem ausgelassenen Treiben reichlich getrunken.

Ohne Wikinger geht‘s nicht

Na klar, wenn man schon in Dänemark ist, MUSS man sich auch für die Wikinger interessieren. Unserer Generation ja bestens bekannt von den Hägar-Cartoons. Der Schreckliche ist zwar der Clan-Chef, aber leider nicht die hellste Kerze auf der Torte. Weshalb ihn seine Frau immer wieder zurechtweisen muss. Für die Jüngeren im Leserkreis ist vielleicht „Wickie (und die starken Männer)“ ein Begriff. Der pfiffige Dreikäsehoch aus der Zeichentrickserie findet auch aus dem größten Schlamassel einen Ausweg und stellt stets unter Beweis, dass Köpfchen im Zweifel mehr zählt als Muskelmasse. Und aktuell so richtig Schub hat das Thema natürlich durch den Erfolg der Netflix-Serie „Vikings“ bekommen. Eva war davon weniger begeistert als ich. Ist eben ein richtiger Jungsfilm, mit viel Kloppen und so. Aber wir haben gelernt, dass auch die Frauen bei den Wikingern gekämpft haben. Deshalb war‘s auch okay, dass Eva sich probeweise bei unserem Besuch des „Ribe Vikinge Centers“ in eine entsprechende Kampfmontur gestülpt hat. Steht ihr durchaus, obwohl sie meint, dass der Helm mit dem Nackenschutz ob des Gewichts auf Dauer wahrscheinlich zum Kopfschmerz-Trigger entwickeln könnte. Also eher unwahrscheinlich, dass Schwert, Helm und Schild fester Bestandteil der Damengarderobe werden? Die Kriminologen behaupten ja sowieso, dass Frauen viel lieber zu Gift als zum Schwert greifen würden …

Kommen wir zum ernsthaften Teil der Veranstaltung: Wir waren begeistert von den vielfältigen Möglichkeiten dieses Freilichtmuseums, den Besuchern den Wikinger-Alltag näherzubringen: Wohnen, Tierhaltung und Ernährung, Handwerk, Religion, Unterhaltung und Folklore, vieles zum Anfassen und Ausprobieren. Nette Überraschung am Rande: Die Wikinger, die alles so kenntnisreich in bestem Deutsch erklären und demonstrieren konnten, kamen aus Wanne-Eickel. Man kann sich offenbar auch als ausländische Gruppe für einen solchen Aufenthalt bewerben. Man wohnt und lebt dann – mit Kind und Kegel – in der Anlage und macht alles genauso wie seinerzeit die Wikinger. Glücklicherweise fließt bei den Schaukämpfen kein echtes Blut 😊 Tolle Idee!

Rømøerkundung mit dem Rad

Fußkranke können ja glücklicherweise noch Rad fahren und Dänemark ist bekanntermaßen ein Radlerparadies, ähnlich wie die Niederlande. Damit hören die Ähnlichkeiten zwischen unseren Nachbarn nicht auf: relativ kleines Land am Meer, liberaler Grundzug in der Gesellschaft, Monarchie … da würde einem schon noch mehr einfallen. Aber dass die holländische Seefahrt unmittelbare Spuren in Dänemark hinterlassen hat, überrascht uns schon. Der Reihe nach:

Wir wollen den südlichen Teil unserer Insel erkunden (Ziel Havneby) und kommen auf halbem Wege an der Kirche von Rømø vorbei. Sie ist strahlend weiß und lädt zu einer Erkundung ein. An der Innenseite der nördlichen Friedhofsmauer entdecken wir eine Reihe senkrecht stehender Grabsteine mit Inschriften und Seefahrtdarstellungen. Es handelt sich um sog. „Kommandørstene“. Das Wort „Kommandør“ kommt aus dem Holländischen und bedeutet „Kapitän“. Der Hintergrund ist der Walfang. Im 18. Jahrhundert fuhren viele dänische Seeleute auf holländischen Schiffen nach Grönland, um den damals so begehrten Säuger zu erlegen. In Juvre, einem kleinen Ort im nördlichen Teil von Rømø, gibt es sogar einen Gartenzaun aus Walknochen. Er wurde 1772 errichtet, und man hat die Knochen von Walen verwendet, weil sie leichter zu bekommen waren als Holz oder Steine!

Gartenzaun aus den Kieferknochen von Grönlandwalsen

Auf der Tour nach Havneby halten wir immer mal an, weil es besonders schöne Häuser (oder andere Behausungen) gibt. Havneby selbst ist äußerlich wenig attraktiv. Es steht im Lichte der modernen Fischerei und des Fährbetriebs. Von hier kann man z.B. mit der Fähre auf die Nachbarinsel Sylt übersetzen. auch ein paar einladende Fischgeschäfte bzw. -restaurants findet man.

ABER: Manche Orte entwickeln ihren besonderen Charme erst, wenn man ihnen den Rücken kehrt. Westlich erstreckt sich ein riesiger Strand, der als Eldorado der Strandsegler und Kitebuggyfahrer gilt. Man gewinnt den Eindruck, dass jedes Gefährt ein Original ist. Die kleinen bunten Renner sausen in beachtlichem Tempo über den harten Sand, überall wird gefachsimpelt. Es geht zu wie beim Pferderennen …