Hornbæk – wo die Kopenhagener urlauben

Hornbæk, 5.200 Einwohner, auf halbem Weg zwischen Helsingør und Gilleleje gelegen, ist unser Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung. Der Ort war mal ein Fischerdorf und wurde bereits in 1870ern von einer Künstlergruppe als „Inspirationsquelle“ entdeckt. Und es kam, wie es meistens kommt in solchen Fällen: Die Touristen ließen nicht lange auf sich warten – Eisenbahnverbindung, Ernennung zum Seebad, Hotels und Ferienwohnungen und -häuser, zum Teil wirklich prächtige Exemplare. Der Hafen ist in erster Linie Yachthafen. Hier haben viele wohlhabende Kopenhagener ein Boot liegen. Das Ferienhaus gehört natürlich auch dazu, wenn man etwas auf sich hält und über das entsprechende Bankkonto verfügt. Zur Ehrenrettung sei aber gesagt, dass knallige Protzerei nicht die Sache der Dänen ist. Man übt sich eher in dezenter Zurückhaltung.

Wir haben uns heute für einen Strandspaziergang in südöstliche Richtung entschieden. Hier gibt’s nur sehr wenig Sand, im Gegensatz zur anderen Strandseite, aber reichlich Felsen und Steine in allen Farben und Formen. Wir hätten am liebsten jeden fünften Findling bei uns im Garten 🤔 Und auch ein paar besondere Fundstücke konnten wir als „Treibgut“ ausmachen.

Mit dem Rad von Hornbæk nach Gilleleje

Da wir bereits beste Erfahrungen mit dem Radweg 47 (Richtung Helsingør) gemacht haben, vertrauen wir uns heute abermals dieser Route an, jedoch in Richtung Norden. Unser Ziel ist Gilleleje, ein traditionsreiches Seebad. Aber der Weg zum Ziel ist ebenso interessant, wie wir bald feststellen: Denn dieser führt als befestigter Radweg über weite Strecken fast unmittelbar am Strand entlang, zum Teil durch Buchenwaldbestände. Auf der einen Seite der Kattegat, auf der anderen immer wieder prächtige Häuser, die in der Regel nur in den Ferien genutzt werden. Die Gegend gilt hier als Nobelrückzugsgebiet für betuchte Kopenhagener. Das sieht man nicht nur an den Behausungen, sondern auch an den Edelkarossen aus vorwiegend Stuttgarter Produktion. Wir lernen später am Tag noch jemanden kennen, der 100%ig mit Boot, Haus und Auto ins Bild passt … Der Radweg ist eine Wonne, hier ein paar Eindrücke:

Leuchtturm von Nakkehoved, der auf das Jahr 1772 zurückgeht (mit Museum)

Gilleleje hat etwa 6.500 Einwohner und liegt im Norden der Insel Seeland. In vielfacher Hinsicht ein typischer Ferienort mit Yacht- und Fischereihafen: hübsch zurechtgemacht mit diversen Einkaufs- und Gastronomieangeboten, reichlich Bademöglichkeiten, kleinem Museum, Galerien, Segelklubs, an klaren Tagen mit Blick auf die Küste der schwedischen Nachbarn. Gut geeignet für einen halben oder auch einen ganzen Tag Aufenthalt, aber für unseren Geschmack fast etwas zu „adrett“ und auf Tourismus poliert.

ABER: Da ist ja noch der Fischereihafen, wo richtig gearbeitet wird! Und Gilleleje ist der größte seiner Art in Seeland. Die einheimischen Trawler bilden einen spannenden Gegenpol zu den Spaßbooten der „Zugereisten“. Daher ist der Spaziergang zum Hafen und zur Mole ein absolutes MUSS.

Schau mal:

Helsingør – Fährhafenstadt am Øresund mit viel Flair

Wir sind in Hornbæk, einem Ferienort nahe der Nordspitze von Seeland. Auch wenn sich die Sonne noch etwas verschämt hinter den Wolken versteckt, schwingen wir uns aufs Rad in Richtung Helsingør. Hier gibt‘s gute Radwege, zum großen Teil ausgeschildert. Aber mit unserem „Wikiloc“-Navi können wir uns durchaus auch auf den kleinen Wegen durchs Grün bewegen. Wenn man schon ein Mountainbike mitgenommen hat … 😊 Eva ächzt hin und wieder, wenn‘s über Baumwurzeln geht oder die Zweige gegen den Helm prasseln, aber ich verspreche, dass wir für den Rückweg den normalen Radweg nehmen. Es fängt also schon gut an, und es bleibt so.

Helsingør, 46.000 Einwohner, ist eine Fährhafenstadt und liegt an der schmalsten Stelle des Øresunds, gegenüber dem schwedischen Helsingborg. Die Entfernung zwischen den Küsten beträgt lediglich 4,6 km, daher ist dies die meistfrequentierteste Verbindung zwischen den skandinavischen Nachbarn. Die Fähren legen im 20-Minutentakt ab. Und solange die Preisunterschiede (vor allem bei Alkohol und Zigaretten) zwischen Schweden und Dänemark so markant sind, wird Helsingør Ziel schwedischer Shoppingtouristen bleiben. Davon spüren wir allerdings coronabedingt wenig.

Außerdem gewinnen wir nicht den Eindruck, dass die Stadt von dieser Art des Einkaufstourismus dominiert wird, wenngleich entsprechende Angebote in der Nähe der Fährterminals auch unübersehbar sind.

Heldingørs Wahrzeichen ist das direkt am Hafen gelegene Schloss Kronburg. Eine riesige, mit hohen Mauern, Wällen und Gräben geschützte Mischung aus Trutzburg und Renaissanceschloss, die das Stadtbild beherrscht. Die Anlage ist auch bekannt als „Hamlet-Schloss“, weil Shakespeare die Handlung dieser weltberühmten Tragödie um den zaudernden Prinzen nach Helsingør verlegte. Der kulturgeneigte Besucher bekommt deshalb auch Gelegenheit, die berühmteste Szene, den „Sein-oder-Nichtsein-Monolog“, nachzustellen.

Auch sonst hat Helsingør viel Kultur zu bieten, u.a. mit Museen, Kirchen, Skulpturen und neben der historischen Toldkammer – der ehemaligen Zollverwaltung – einen imposanten Bau auf der Uferstraße, den Kulturhavn Kronberg.

Und wer sich weniger für Kultur und Geschichte interessiert, kommt bei einem langen Spaziergang auf jeden Fall auf seine Kosten: ausgedehnte Fußgängerzone mit vielen kleinen Läden und Boutiquen, viele alte Häuser mit Stockrosen, Bäckereien mit vielfältigem Angebot, Krimskramsläden mit obskurem Angebot, Cafés und Restaurants, einladende Plätze, interessante Wandmalereien … Helsingør ist unbedingt einen Besuch wert!

Die Kreidefelsen von Møns Klint mit Abstecher zu den Kalksteinseen von Faxe

Etwa 80 km in direkter Linie südlich von Kopenhagen liegt die Insel Møn, die mit ihren Kreidefelsen ein veritables Naturwunder zu bieten hat. Man kann sowohl oberhalb wie unterhalb (am Kiesstrand) die Klippen entlanggehen, sodass man quasi eine Rundtour absolviert. Wir haben uns zunächst für den Pfad oben entschieden. Der Weg schlängelt sich durch einen dichten Buchenwald und ermöglicht an bestimmten Aussichtspunkten schöne Blicke auf die schroffen Kreidefelsen und das Meer. Das Steilufer ist insgesamt 12 km lang und an den höchsten Stellen knapp 130 m hoch. Für Ab- und Aufstiege stehen fünf steile Holzstiege zur Verfügung. Ein toller Spaß mit atemberaubendes Blicken – festes Schuhwerk ist für die sportliche Runde unbedingt empfehlenswert! Es kommt übrigens immer wieder vor, dass größere Abschnitte den bröckeligen Klippen abbrechen und ins Meer stürzen …

Etwa auf halber Strecke legten wir einen Zwischenstopp an den Kalksteingruben von Faxe ein. Von einer Aussichtsplattform am oberen Rand hat man einen ausgezeichneten Überblick über die Anlage, wo auch heute noch hochwertige Kreide abgebaut wird. Für ein paar Kronen Leihgebühr kann man sich mit Hammer, Meißel und Lupe auf Fossiliensuche begeben. Insbesondere beim Anblick des hinteren Sees kommt ob der Wasserfarbe richtiges Karibik-Feeling auf. Doch Vorsicht – das Wasser hat nur etwa 8 Grad und wäre damit wohl sogar für hartgesottene Wikinger zu kalt.

Roskilde – frühere Haupt- und Königsstadt mit Wikingerflair

Roskilde wird gerne als Dänemarks erste Hauptstadt bezeichnet. Mit knapp 50.000 Einwohnern scheint das auf den ersten Blick für dieses Städtchen ein etwas hehrer Anspruch zu sein. Rockfans kennen Roskilde als Austragungsort für gigantische Festivals. Aber „Hauptstadt“? Doch. Roskilde, nur etwa 30 km von Kopenhagen entfernt, spielt insbesondere für die Monarchie eine eminent wichtige Rolle. Die Stadt versinnbildlicht die Kontinuität der dänischen Monarchie. Schließlich sind in der Domkirche (die die größte Kirche Dänemarks ist) nicht weniger als 38 dänische Königinnen und Könige beigesetzt. Und auch für die gegenwärtige Regentin Margarethe II. ist die letzte Ruhestätte bereits gerichtet … Nicht überraschend, dass die Domkirche vor diesem Hintergrund vor allem durch die Vielzahl der Sarkophage beeindruckt. Der Besucher wird mit hoch erhobenem Zeigefinger an seine eigene Endlichkeit erinnert. Erfrischend ist da nur die eine oder andere durchaus kritische Kurzcharakterisierung der Verblichenen in den Erklärtexten. So liest man beispielsweise, dass zu den Lieblingsbeschäftigungen von König XY „Jagd, Frauen und Partys“ gehörten, einer sein Leben in einem Bordell aushauchte, ein dritter hing mit großen Elan an der Flasche und überließ das Regieren anderen. Wir nehmen mit Ver- und Bewunderung zur Kenntnis, dass es bei „Königs“ in Dänemark ebenso menschelt(e) wie beim niederen Volk. Volle Punktzahl auf der Sympathieskala!

Da ist es doch schön, beim Rundgang durch die Domgefilde auf quicklebendige junge Paare zu stoßen 😊

Das zweite, eher spaß- und erlebnisbetonte Roskilde-Thema sind die Wikinger! Im Wikingerschiffmuseum dreht sich alles um fünf eher zufällig in einer Fahrrinne des Roskikde Fjords gefundene und liebevoll über Jahre restaurierte Wikingerschiffe. Sie wurden einst vor Roskilde versenkt, um Feinde an der Einfahrt in den Hafen zu hindern. Die ausgestellten Exemplare sind sowohl als Lasten- wie auch Kriegsschiffe klassifiziert. Neben diesen fast 1000 Jahre alten Originalen gibt es mehrere originalgetreue Nachbauten, die zum Teil begehbar sind. Darüber hinaus darf der Besucher den Schiffbauern in der Werkstatt über die Schulter schauen. Für Fragen steht fachkundiges Personal zur Verfügung. Unbedingt besuchenswert!

Land in Sicht für Wikinger-Prinz Arne! Für so manchen Besucher wirkt das Wikingerschiffmusem eben durchaus inspirierend 😉

Odense – quirlig und facettenreich

Uns hat es richtig Spaß gemacht, durch die Fußgängerzone zu schlendern, vorbei an kleinen Läden und Boutiquen, Arkaden, Cafés, Restaurants und Kneipen. Überall gibt es etwas zu entdecken. Die Stadt scheint die richtige Mischung zu treffen zwischen Kommerz und Muße. Es gibt tolle Essensangebote, u.a. in einer lichtdurchfluteten Halle, wo Spezialitäten aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturen angeboten werden. Im Park waren bei unserem Besuch Vorbereitungen für eine Open-Air-Theaterveranstaltung im Gange. Die Universitätsstadt Odense hat jugendlichen Charme, was sicherlich nicht nur an den vielen jungen Gesichtern liegt, die man auf den Straßen sieht. Wir kommen gerne nochmal wieder 😊

Odense – ein bisschen Knud und ganz viel Andersen

Odense ist mit 175.000 Einwohnern die größte Stadt Fünens und nach Kopenhagen und Aarhus die drittgrößte des Königreichs. Für uns ein idealer Zwischenstopp auf dem Weg aus dem Hohen Norden Jütlands nach Kopenhagen, wo wir unseren Sohn Arne besuchen wollen.

Odense ist ideal für touristische Tagesbesucher, weil es in kompakter und überschaubarer Weise ein große Vielfalt an Attraktionen bietet, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Wer Geschichte nicht ganz so spannend findet, mag sich vielleicht beim Namen der Stadt noch nicht sofort an den Wikingergott Odin erinnern. Verzeihlich ist für Nichtdänen und andere Außerirdische auch, nicht zu wissen, dass Odense schon früh zum Bischofssitz (1020) wurde und dass im Jahre 1086 König Knud IV. zusammen mit seinem Bruder in der St.-Albani-Kirche erschlagen wurde und in der Folge zum wichtigsten christlichen Märtyrer Dänemarks avancierte.

Nicht vorbei kommt man in Odense allerdings am international berühmtesten Sohn der Stadt: Hans Christian Andersen (1805-1875). Wer kennt nicht die Prinzessin auf der Erbse, Däumelinchen oder den standhaften Zinnsoldaten … Andersen ist vor allem als Märchenerzähler bekannt (er schrieb fast 200 Kunstmärchen), verfasste aber auch autobiografische Romane, Theaterstücke, Gedichte und Reiseliteratur. Er bereiste weite Teile von Mittel- und Osteuropa und war mehrfach in Griechenland und der Türkei.

Der berühmte Literat Andersen istüberall im Zentrum der Stadt präsent. In der Fußgängerzone begegnet man Skulpturen mit Märchenmotiven, es gibt einen besonders gekennzeichneten Wanderweg „Auf den Spuren von …“ und, last but not least, sein Geburtshaus und ein Museum, inmitten eines wunderschönen Viertels mit lauter kleinen, vorwiegend eingeschossigen Schmuckkästchenhäusern. Unbedingt sehenswert. Wer sich weder für Andersen noch für hübsche Häuschen erwärmen kann, wird sich vielleicht an den prächtigen Stockrosen erfreuen, die meterhoch vor den Fassaden aus dem Kopfsteinpflaster sprießen und immer wieder „Fotografier mich“ rufen. Wer Ohren hat zu hören ….

Hier kam Andersen als Sohn eines Schuhmachers zur Welt

Hanstholm – geschichtsträchtiger Fischereihafen

Hanstholm zählt zwar nur etwa 2.200 Einwohner, ist aber Dänemarks größter Fischereihafen (Überseehafen). Das Ortszentrum liegt auf einer Dünenkette. Von dort schaut man auf die modernen Hafenanlagen, deren Kaimauern eine Gesamtlänge von 4,6 km erreichen. Täglich werden hier bis zu 2.400 t Fisch gehandelt, zumeist Heringe und Makrelen.

Wir sind in erster Linie hier, weil wir das Bunkermuseum des Ortes besuchen wollen. Denn uns ist schon aufgefallen, dass die Zeit der Besetzung Dänemarks durch Deutschland im Zweiten Weltkrieg (1940-45) an vielen Orten insbesondere durch Bunker sehr präsent ist. Viele touristische Anziehungspunkte sind mit diesen massiven Betonklötzen verunziert.

Nazideutschland begann gleich zu Beginn des Eroberungs- und Vernichtungskrieges mit dem systematischen Ausbau von Befestigungsanlagen an der gesamten kontinentaleuropäischen Westküste, von Spanien bis nach Norwegen. Das sind ca. 9.000 km Küstenlinie. Dänemark und Norwegen spielten dabei eine besondere Rolle, weil Deutschland über diese beiden Länder den Skagerrak und damit den Zugang zur Ostsee kontrollieren konnte. Hanstholm war während der Besetzung die größte Bunker- und Verteidigungsanlage Nordeuropas.

Das Bunkermuseum Hanstholm ist als Dokumentationszentrum in ein Freilichtmuseum eingebettet, dessen Ausmaße einem schier den Atem rauben. Auf einer Gesamtfläche von 9 qkm wurden auf der „Festung Hanstholm“ 459 (!) Betonbunker gebaut, die meisten sind mehr oder minder verdeckt. Das Freilichtmuseum umfasst den westlichen Teil der deutschen 38-cm-Geschützbatterieanlage, deren Kanonenrohre allein 110 t wogen. Diese Geschütze hatten eine Reichweite von 55 km und deckten damit den halben Weg bis nach Norwegen ab (wo in Kristiansand eine baugleiche Stellung errichtet wurde).

Das Dokumentationszentrum gibt einen Einblick in das Alltagsleben der Soldaten und beleuchtet das Miteinander von deutschem Militär und der Zivilbevölkerung vor Ort und verwendet dabei eine Vielzahl an Originaldokumenten und -utensilien, von Waffen bis zu Briefen, Zeitungsartikeln, Auszügen aus Dienstplänen und Fotos. Es entsteht dabei ein Bild des einigermaßen friedlichen Miteinanders zwischen Zivilbevölkerung und Besatzungsmacht. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Versorgungslage hier (wie auch sonst in Dänemark) 1940-45 vergleichsweise gut war, weshalb man in Deutschland damals von der dänischen „Sahnefront“ sprach. Und es gab keine kriegerischen Handlungen. Zeitweilig waren im Großraum Hanstholm bis zu 1.500 Soldaten stationiert, in der Verteidigungsanlage selbst etwa 900. Die Begehung der verschiedenen Originalräumlichkeiten einer Geschützbatterie hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck vom Alltag der hier stationierten Soldaten, denen der Einsatz mit modernster Ausstattung erleichtert werden sollte. Diese „Alltagsnormalität“ inmitten der zerstörerischen Kriegsmaschinerie hinterließ bei uns einen schaurig-bizarren Eindruck. Wie kann man in dem einen Moment ein Fußballspiel organisieren und gleich im nächsten möglicherweise ein Schiff mit 2000 Menschen an Bord versenken?

Die Munitionsbahn wurde zum Transportfahrzeug umfunktioniert

Skagen – nördlichster Punkt in Dänemark

Äußerste geografische Punkte haben ihren besonderen Reiz, manchmal sogar einen Hauch Magie, denn ab hier verliert sich der Blick in der Weite des Meeres und reflexartig denkt man darüber nach, wo man denn ankäme, wenn man schnurgeradeaus führe. Bei Skagen ist das vergleichsweise einfach: Das wären – je nach Blickrichtung – Norwegen oder Schweden; und so beeindruckend weit ist das wohl nicht …

Aber Skagens nördlichster Punkt (Grenen) hat neben einem ansehnlichen Leuchtturm eine kleine Strandnase, deren Spitze man nach einem 20-30minütigen Marsch erreicht. Für Fußlahme, Eltern mit Kleinkind und Verkaterte gibt es den „Sandormen“, den Sandwurm, einen Treckerbus. Hier stoßen, deutlich sichtbar an den Verwirbelungen im Wasser, die ungestüme Nordsee und die etwas ruhigere Ostsee in Form des Skagerraks bzw. Kattegats aufeinander. Dazu tummeln sich Seehunde in den Fluten. Schwimmen ist aus offensichtlichen Gründen streng verboten, aber die Zehen darf man schon mal in diesen Salzwassermix hineinhalten. Ist bestimmt ein Jungbrunnen. Eva hat‘s probiert!

Wer diese Region kontrolliert, kontrolliert den Zugang zur Ostsee. Das ist auch der Grund dafür, dass es hier diverse erbitterte militärische Auseinandersetzungen gegeben hat, u.a. im Ersten Weltkrieg zwischen England und Deutschland (Skagerrak-Schlacht). Auch für Nazi-Deutschland war Skagen ein Ort mit hoher strategischer Bedeutung. Sichtbares Zeugnis und Mahnmal ist eine Bunkeranlagen in Strandnähe.

Skagen selbst ist während der Hochsaison ein viel besuchtes Ziel, hauptsächlich von Tagesausflüglern. Nette kleine Fußgängerzone mit reichlichem gastronomischen Angebot. An dem Freitagnachmittag, als wir dort waren, gab es an verschiedenen Stellen Live-Musik, die für gute Stimmung sorgte. Alle Leute schienen einfach gut drauf, es wurde mit einem Bier in der Hand viel geredet und gelacht. Ob es sich dabei bereits um „ekstatisches Feiern“ handelte, können wir nicht sicher beurteilen, da wir nicht wissen, in welche Dimensionen das Gemütspegel der Dänen auszuschlagen vermag.

Typisch für die Wohngegend in zentraler Lage von Skagen sind die verwinkelten kleinen Gässchen mit ockergelb getünchten Häuschen. Einfach hygge!

Wanderdüne Råbjerg Mile

Dänemark hat viel Küste und noch mehr Sand, aber Wanderdünen sind hier selten. Der Seltenheitswert erhöht den Genuss, das ist wie sonst auch im Leben 😉.

Råbjerg Mile ist über 1 km breit und hat sich bereits 4 km landeinwärts gefräst. Die Düne misst am höchsten Punkt 40 m und bewegt sich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 m pro Jahr, aber in stürmischen Jahren schaltet Råbjerg Mile auf Turbo und dann sind‘s schon mal 50 m. Den Hochrechnungen nach kommt die Düne etwa zwischen 2200 und 2250 auf der anderen Seite der nördlichen Jütlandspitze im Meer an.

Wir haben den Termin im Smartphone-Kalender mit Erinnerungsfunktion hinterlegt, weil wir das unbedingt anschauen und wieder ein Selfie machen wollen.