Städte an der Costa del Sol: Marbella, Málaga, Nerja, Torremolinos

Die Costa del Sol ist sicherlich eine Touristenregion erster Güte, etwa 70 % aller Andalusienbesucher machen hier Urlaub. Daher findet sich etwas für jeden Geschmack, Partygänger wie Ruhesuchende kommen zu ihrem Recht. Auch architektonisch ist die ganze Bandbreite vertreten: zugebaute und einsame Strandabschnitte (wenn man bereit ist, mal ein Stück zu laufen), wuchernde Vororte mit aneinandergereihten Ferienhaussiedlungen und malerische Fincas, große Shopping Malls und kleine Boutiquen … Kulinarisch wird ebenfalls alles abgedeckt, von Schnitzel-Pommes bis Paella – wer indes Authentisches sucht, kommt nicht umhin, sich bei den Einheimischen zu erkundigen und/oder sich selbst auf die Suche zu machen, vor allem in den ländlichen Regionen.
Die Städte sind in aller Regel mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Für Fahrten ins Hinterland hat man idealerweise ein Auto zur Verfügung. Ein eigenes Gefährt ist jedoch für Touristenmagnete wie Cádiz, Sevilla, Granada oder Ronda nicht erforderlich. Man kann sie sowohl auf eigene Faust mit regulären Überlandbussen wie in Form einer vorab gebuchten und organisierten Tour besuchen.

Die bekanntesten und meistbesuchten Städte unmittelbar an der Südküste sind sicherlich Marbella und Málaga. Marbella hat eine traumhafte Lage im Schutz der Berge. Ein Spaziergang entlang der Marina vermittelt den Eindruck, dass für so manchen Bootsbesitzer Geld keine Rolle spielt. Puerto Banús gilt als protzigster Jachthafen an der Costa del Sol und erstreckt sich über 6 km. Hauptattraktion ist die autofreie Altstadt, die hübsch hergerichtet ist. Deren Mittelpunkt bildet der Platz der Orangenbäume (Plaza de los Naranjos) aus dem 15. Jahrhundert. Ein Tagesbesuch lohnt sich in Marbella auf jeden Fall. Und wer gerne luxuriös shoppen geht, fühlt sich in Marbella allemal wohl wie ein Fisch im Wasser.

Fliegt man an die Costa del Sol, kommt man meistens am internationalen Flughafen Pablo Ruíz Picasso bei Málaga an. Von dort verteilen sich die Besucher auf die verschiedenen Küstenorte.
Málaga ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und mit ca. 580.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Andalusiens und die sechstgrößte Spaniens. Weltberühmt ist Málaga als Geburtsort (genau: Plaza de Merced) von Pablo Picasso. Zwei hervorragende Museen stellen Leben und Wirken des Künstlers dar. Ein Muss, nicht nur für im strengen Sinn Kunstbeflissene. Die Innenstadt ist attraktiv und vielgesichtig und lädt zum entdeckenden Bummel ein. Architektonische Höhepunkte sind die Alcazaba und das Castillo de Gibralfaro. Die Alcazaba wird oft als „kleine Alhambra“ (Granada) bezeichnet, stammt aus dem 11. Jahrhundert und ist ein beeindruckendes Zeugnis maurischer Baukunst. Sie enthält ein kleines Museum mit maurischer Keramik.
Die etwas oberhalb gelegene Burganlage Castillo de Gibralfaro, die wir besucht haben, war in früheren Zeiten direkt mit dem Palastbereich der Alcazaba verbunden. Sie ist noch als Ruine erhalten. Man hat von dort einen fantastischen Blick auf die Stadt, u.a. auf die Stierkampfarena und das Centre Pompidou Málaga mit seinem markanten bunten Glaswürfel auf dem Dach.

Etwas außerhalb im Norden Málagas an der Carretera de las Pedrizas befindet sich der prachtvolle fast 50 Hektar große botanische Garten, wo man nach Lust und Laune in die üppige Farbwelt der südlichen Flora eintauchen kann: Jardín Botánico-Histórico La Concepción.

Gute 50 Kilometer östlich von Málaga liegt Nerja, mit 22.000 Einwohnern zwar deutlich kleiner, aber deswegen nicht unbedingt „beschaulicher“. Uns hat Nerja gefallen, und wir haben spontan beschlossen, hier mal einen Sprachkurs zu absolvieren :-). Das lag wohl auch daran, dass wir die Felsküste bedeutend ansprechender fanden als die sonst an der Costa del Sol üblichen langen Sandstrände. Sie fällt steil ab, stellenweise mit Buchten zum Baden. Hauptattraktion des Ortes ist der spektakuläre Balcón de Europa, eine 60 Meter hohe und als Verlängerung der Fußgängerzone ausgebaute Aussichtsplattform.

Unser „Basislager“ Torremolinos (knapp 48.000 Einwohner) weckt bei so manchem Assoziationen wie „Benidorm“: seelenlose Touristenburgen, Bausünden, bierselige Briten, die in der Sonne braten und die ganze Nacht wummernde Beats, die Schlafbedürftigte um den Verstand bringen … Aber so schlimm ist es mit „terrible Torrie“ beileibe nicht (mehr?). Wir haben uns in unserem gläsernen Apartment mit Blick aufs Meer und auf die Berge sehr wohlgefühlt, zumal wir von vornherein nicht geplant hatten, den Urlaub explizit in dieser Küstenstadt zu verbringen.
Außerdem hat die Stadt der Türme (torres) und Windmühlen (molinos) für uns einen besonderen Klang: In den 60er-Jahren des letzten Jahrhundert war sie ein Sehnsuchtsort für junge Aussteiger jeglicher Couleur aus der ganzen Welt. Wer sich ein Bild davon machen möchte, wie diese Generation tickte, sollte unbedingt James A. Micheners „Die Kinder von Torremolinos“ (1971) lesen. Das englische Original heißt „The Drifters“ und trifft das Thema des Werkes sehr viel besser: Sechs junge Leute (Joe, Britta, Monica, Cato, Jigal und Gretchen) spült es aus unterschiedlichen Gründen nach Torremolinos, wo sie sich losgelöst von bürgerlichen Moralvorstellungen ins pralle Leben stürzen. Auf der Suche nach dem neuen Garten Eden ziehen sie nach längerem Aufenthalt in Torremolinos mit einem ausgebauten Bus über die portugiesische Algarve nach Mozambique und schließlich in den Kiffereldorado Marrakesch. Passend dazu eine Abendstimmung in Torremolinos:

Granada ist mehr als die Alhambra-Stadt

Man kann Granada, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, einfach auf sich wirken lassen, indem man sich durch die vielen verwinkelten Gässchen treiben lässt und hie und da nach Lust und Laune verweilt. Im alten Stadtkern findet sich kaum eine längere gerade Straße, alles scheint ineinander verwinkelt, und hinter mancher Ecke wartet eine Überraschung. Es fällt auf, dass diese Stadt viele „Alternative“, Kunsthandwerker, Ladenbesitzer und (Lebens-)Künstler anzieht.

Der Name „Granada“ geht auf die Bezeichnung für das alte jüdische Viertel rund um den Alhambra-Hügel, Garnata al-Jahud, zurück. Außerdem ist es das spanische Wort für „Granatapfel“, der das Stadtwappen ziert. Die Stadtgeschichte ist wechselhaft. Mit dem Fall der Städte Córdoba (1236) und Sevilla (1248) war Granada die letzte große Bastion der Mauren in Spanien. Es war ein unabhängiges Emirat und das Zentrum des Nasridenreiches, das sich von der Straße von Gibraltar bis nach Almería erstreckte. In jener Zeit hatten sich zahllose Handwerker, Kaufleute und Künstler in Granada angesiedelt und die Stadt zu einer der reichsten im mittelalterlichen Europa gemacht. Im 15. Jahrhundert brachen erbitterte Kämpfe um die Thronnachfolge aus, die das Emirat entscheidend schwächten und 1492 den Boden für die Übernahme durch christliche Truppen bereiteten. In der Folge wurden Juden wie Muslime sukzessive aus der Stadt herausgedrängt. Über die nachfolgenden Jahrhunderte verblasste der Glanz Granadas.
Ein trauriger Höhepunkt der jüngeren Geschichte ist die Ermordung von über 4.000 als „links“ oder „liberal“ eingeschätzten Einwohnern zu Beginn des Spanischen Bürgerkrieges durch die Faschisten. Unter ihnen der berühmteste Schriftsteller der Stadt, Frederico García Lorca.

DAS Wahrzeichen von Granada ist die Alhambra, eine der prächtigsten und meistbesuchten Kulturstätten Europas, Inbegriff des maurischen Baustils, UNESCO-Weltkulturerbe. Wenn man diese Palastanlage mit bewässerten Gärten besuchen möchte, ist vorausschauende Planung angeraten. Am besten bucht man die Eintrittskarten lange im Voraus übers Internet. Besuche sind nur mit Führung möglich, die nach Sprachen eingeteilten Gruppen werden zügig durch die Palastanlage mit seinen üppigen Gärten geführt. Eine gut geölte Cashmaschine … Unsere Bilanz: Es hat sich gelohnt!

Wandern in Südandalusien

Südandalusien bietet Wanderern ein äußerst vielfältiges Angebot!
Man muss keine weiten Strecken fahren, um von einem der vielen geschäftigen Küstenorte wie Cádiz (im Osten an der Costa de la Luz), La Línea de la Concepción, Marbella, Málaga an der Costa del Sol oder Almería (am gleichnamigen Küstenabschnitt) in die Berge und damit in die Abgeschiedenheit und Ruhe zu gelangen. Mittel- und Hochgebirge inkl. schneebedeckte Dreitausender und Meer sind kaum mal 80 km voneinander getrennt.
Abhängig von der Region, in der man gerade unterwegs ist, trifft man sowohl auf dichte schattenspendende Wälder wie auf sonnenversengte Halbwüsten und Trockensteppen. Die Zahl der möglichen Touren ist schier unbegrenzt, der Anspruch reicht vom einfachen Strand- oder Klippenspaziergang über Flusswanderungen zu schweißtreibenden Hochgebirgstouren. Grundsätzlich ist man gut beraten, keine Beschilderungen wie in deutschen Wandergebieten zu erwarten. Gutes Kartenmaterial sollte man immer im Rucksack haben, Wanderapps wie Wikiloc und Komoot haben sich ebenfalls als sehr nützlich erwiesen. Übrigens ist nicht davon auszugehen, dass man überall Handyempfang hat.

Ausgangspunkt für unsere Touren 2017 war Torremolinos, eine Touristenhochburg nahe Málaga. Wir hatten über eine Plattform einen Fiat 500 und eine Wohnung im vierzehnten Stock eines Hochhauses angemietet. Von dort hatten wir rundum einen fantastischen Blick, nach Süden aufs Meer, nach Norden auf die Berge.
Wir waren zu dritt unterwegs, mit unserer Freundin Sabine.

Hier eine Auswahl unserer Touren:

Flusswanderung durch die Schlucht des Río Chillar

Der Río Chillar ist ein ganzjährig wasserführender Fluss in der Sierra de Almijara, nahe Nerja. Man parkt sein Auto bei einem Steinbruch, besorgt sich einen Wanderstock und watet den Fluss hinauf, zumeist durch knöcheltiefes Wasser, ab und an kann man einen Pfad neben dem Fluss benutzen. Dabei trägt man am besten festsitzende Turnschuhe. Manche Leute absolvieren diese Wanderung auch barfuß, was aber wegen der kantigen und stellenweise glischtigen Felsen nicht empfehlenswert ist. Der Río Chillar hat mehrere natürliche Staustufen und Naturbecken, in denen man sich herrlich erfrischen kann.


Über den Dächern von Marbella

Diese Wanderung ist sehr abwechslungsreich. Sie beginnt in einem Kiefernwald, führt an einem Olivenhain vorbei und durch dichte Strauchvegetation und hat einige steile Anstiege sowie grandiose Ausblicke. Insbesondere im letzten Abschnitt ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefordert, denn am Endpunkt (La Concha) fällt der felsige Kamm in steilen Felswänden nach Marbella ab.


Von Cómpeta in die Sierra de Almijara

Diese Rundtour ist lt. Wanderführer in 5:30 Stunden zu absolvieren und als „leichte, längere Bergwanderung mit kurzen steileren Abschnitten“ („Andalusien Süd“ aus der Reihe ROTHER WANDERFÜHRER) charakterisiert – und hat uns unsere Grenzen aufgezeigt. Denn wir haben uns grandios verlaufen 🙁 .
Wir waren zwar zeitig am Aus- und (vermeintlichen) Endpunkt Cómpeta, verpassten jedoch irgendwo auf halber Strecke einen Abzweig und verloren dermaßen die Orientierung, dass wir erst kurz vor Mitternacht wieder in der „Zivilisation“ ankamen, mit komplett leeren Akkus – damit sind nicht nur die Handys gemeint. Nächtens ohne ausreichend Proviant und Wasser im Gebirge herumzustolpern ist nicht gerade Ausdruck vernünftiger Vorbereitung und Planung; wobei wir selbstverständlich geeignetes Schuhwerk und – für die beabsichtigte Tour – auch ausreichend Wasser dabei hatten. Aber auch alte Esel können noch etwas lernen: Seit dieser Tour gehören stets auch eine Taschenlampe und eine Powerbank in unsere Wanderrucksäcke!
Selbst wenn wir diese Wanderung eher in „gemischter“ Erinnerung haben: Sowohl Còmpeta als auch die Landschaft um diesen hübschen Ort herum sind auf jeden Fall sehens- und erlebenswert.


Von Benaoján nach Ronda

Vor dem Hintergrund unserer Erfahrungen auf der letzten Wanderung haben wir uns gleich zu Beginn dieser Tour in Benaoján erst einmal kräftig gestärkt :-), und zwar mit einem typischen Frühstück für diese Region, bestehend aus in Öl gebratenem Brot (Tostada) und Unmengen Knoblauch, dazu starken Kaffee und zum Abschluss einen Schnaps. Trotzdem (oder deshalb?) haben wir uns nicht verlaufen und ohne Umschweife den Weg nach Ronda gefunden.
Ronda gehört zur Provinz Málaga und liegt spektakulär auf einem Berggipfel oberhalb einer tiefen Schlucht (El Tajo), die die Neustadt (15. Jh.) von der Altstadt (aus der maurischen Zeit) teilt. Diese Lage hat schon unseren Dichterfürsten Rilke begeistert, der Ronda „als die spanischste Ortschaft, fantastisch und überaus großartig auf zwei enorme steile Gebirgsmassive hinaufgehäuft“ beschrieb. Wo Herr Rilke recht hat, hat er recht …


Strände, Strände

Last, but not least, was immer angesagt ist, wenn man an spanischen Küsten unterwegs ist: Spaziergänge, bei denen sich der Blick in der Ferne am Strand oder im Meer verlieren kann!

Carmen del Campillo – der Charme der maurischen Wohnkultur

Eine gute halbe Fahrstunde landeinwärts von Guardamar del Segura entfernt liegt ein liebevoll zusammengetragenes und gepflegtes Anwesen im maurischen Stil, das Teehaus Carmen del Campillo (auch: Casa Morisca). Mit Betreten der großzügigen Gartenanlage umfängt einen ein angenehm gedämpftes Ambiente mit viel Grün, mal streng gestaltet, mal wild wuchernd, überall kleine Ecken mit Sitzmöglichkeiten. Passend dazu ein verschachteltes Gebäude, das einen prägenden Eindruck davon vermittelt, wie es sich in einem Herrenhaus in maurischen Zeiten lebte. Ein passendes Gebäck- und Getränkeangebot (kein Alkohol, aber verschiedene Tees und Softgetränke) rundet das stimmige Bild ab. Auch Shisha-Freunde kommen auf ihre Kosten.

Carmen del Campillo ist ein richtiges Kleinod, das wir ohne unsere ortskundigen Freunde aus Guardamar niemals entdeckt und erst recht nicht gefunden hätten – denn die Anfahrt ist durchaus anspruchsvoll.
Danke, das war ein echtes Erlebnis in märchenhaftem Ambiente!

Guadalest – malerisches Bergdorf

Fährt man an der Costa Blanca bei Altea ins Hinterland (Richtung Callosa d’En Sariá), erreicht man schnell Guadalest. Dieses schmucke Örtchen ist ein Muss, wenn man sich in dieser Gegend der Costa Blanca aufhält und sich nicht nur für Sonne und Strand interessiert. Die Straße zum Bergdorf ist mit hübschen weißen Häusern gesprenkelt, hie und da bieten Kunsthandwerker ihre Waren an.
In Guadalest (200 Einwohner) ist alles auf Besucherströme eingestellt. Das wird spätestens am riesigen gebührenpflichtigen Parkplatz deutlich … Wir hatten bei unserem Besuch im Oktober 2016 Glück, es war nicht viel los.
Man betritt den Ortskern über einen urigen, nach oben führenden Tunnel. Dann folgt man im Prinzip einer einzigen Straße mit ein paar weißgetünchten Häusern, die ganz dem Tourismus gewidmet sind. Von oben, auf ca. 600 m Höhe, hat man einen grandiosen Blick auf die gesamte Umgebung. Besonders fotogen sind der Glockenturm der Kapelle (La Asunción), der wie auf einen Felsen geklebt wirkt, und der türkisfarbene Stausee im Tal. Besichtigt werden kann u.a. das Herrenhaus, die Casa Orduña (mit imposanter Eingangshalle, Marien-, Speise-, Kartensaal und Bibliothek) – empfehlenswert! Ebenfalls anschauen sollte man sich Reste der Festung (Castillo) mit dem Dorffriedhof.
Die vielen kleinen „Museen“ entlang der „Hauptstraße“ fanden wir nicht so spannend.

Ein halber Tag reicht für Guadalest auf jeden Fall aus. Wir waren zu viert und haben uns am Nachmittag geteilt. Unser Sohn Jost und seine Frau Livi sind kletterbegeistert und wollten das reichliche Angebot in der Nähe für eine Kraxeltour nutzen, Eva und ich fuhren sie an den Startpunkt und umrundeten dann zu zweit zu Fuß den Stausee.

Játiva/Xátiva – über allem thront die Burg

Játiva (valencianisch Xátiva) liegt etwa 60 km südlich von Valencia und zählt historisch und kulturell zu den wichtigsten Städten der Region. Hier wurde beispielsweise Mitte des 12. Jahrhunderts das erste Papier auf europäischem Boden hergestellt, noch zur Zeit der Mauren, die etwa 100 Jahre später vertrieben wurden. Schon von weither sieht man oben auf dem Bergrücken die Burg Castillo de Játiva. Sie ist sehr gut erhalten und weist Überreste aus allen wichtigen Epochen der spanischen Geschichte auf.
Wir haben uns zunächst die Stadt (30.000 Einwohner) angeschaut, insbesondere die arabisch anmutende Altstadt hat einige imposante Gebäude zu bieten.

Übrigens stammt das Geschlecht der Borja, aus dem zwei Päpste hervorgegangen sind, aus Játiva (und nicht aus Italien).

Valencia (2) – auch bei Street Art ganz vorne

Wir schauen stets genauer hin, wenn wir in einer Stadt Street Art entdecken. Valencia liegt im Vergleich zu den Städten, wo wir diese urbane Kunstform bisher gesehen haben, ganz vorne. Sie konzentriert sich hier im Wesentlichen auf das älteste Viertel der Stadt, El Carmen. Um dieses „Barrio“ erhob sich sich früher die Stadtmauer. In El Carmen gibt’s viel Patina und viel Verfall, und in diesem Umfeld gedeiht offensichtlich Street Art mit ihrer bunten Vielfalt besonders gut. Es wird einfach alles bemalt – ganze Hauswände, Garagentore und Türen, zugemauerte Eingänge, Rohre, Transformationshäuschen, Rolladen (bei den Geschäften oft passend zum Produktangebot) …
Es ist ein Riesenvergnügen, durch die verwinkelten Gässchen zu bummeln und die Graffiti zu bestaunen.

Valencia (1) – Vielfalt im Zeichen der Orange

Valencia ist mit ca. 800.000 Einwohnern (im Ballungsraum 1,5 Mio.) nach Madrid und Barcelona die drittgrößte Stadt Spaniens, aber nicht annähernd so bekannt wie die beiden großen Schwestern. Dabei haben die meisten von uns zumindest schon einmal Orangen oder Mandarinen gegessen, die von den Hunderte von Quadratkilometern umfassenden Anbauflächen rund um Valencia stammen, nach ganz Europa exportiert werden und die die Quelle für den Wohlstand der Stadt sind.
Anlass für unseren Besuch im Oktober 2016 war unser jüngster Sohn, der in Valencia ein Auslandssemester eingelegt hatte. Wir buchten über eine Plattform eine Wohnung mitten im quirligen Multikultiviertel Ruzafa (Calle Puerto Rico) und bezogen dort mit unserem älteren Sohn und dessen Freundin Quartier.

Wir stellten bald fest, dass Valencia alles zu bieten hat, was eine Stadt im Süden braucht: eine Altstadt, die über Jahrhunderte gewachsen ist und zum Bummeln und Verweilen einlädt, interessante Architektur und Museen/Galerien, Einkaufsmöglichkeiten, eine vielfältige Küche und schließlich Menschen, die Lebensfreude ausstrahlen und sich bei aller zeitweiligen Hektik eine gewisse Gelassenheit bewahrt haben. Ein Strand ist ein nicht unwesentliches Extra … Wichtig ist dabei für uns eine gewisse Überschaubarkeit. Auch hier kann Valencia punkten, denn im Grunde liegt alles touristisch Relevante in Spaziernähe, so dass man die Stadt in Ruhe zu Fuß erkunden kann.

Ein erster Blick auf den Stadtplan macht deutlich, dass viele Sehenswürdigkeiten im Herzen der Stadt an den langgezogenen Bogen des trockengelegten Turia-Flusses grenzen. Dieses Flussareal ist im Grunde ein große Parkanlage, die viele Valencianos für Sport, Spaziergänge und einfach mal ein Päuschen nutzen. Wenn man sich, zu Fuß oder mit dem Rad, in der Grünanlage in Richtung Südosten bewegt, gelangt man in die „Stadt der Künste und Wissenschaften“ (Ciudad de las Artes y las Ciencias, kurz CAC), die den Besucher unmittelbar mit einer futuristisch anmutenden Architektur in den Bann schlägt. Hier wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt … Die Anlage, vom in Valencia geborenen Stararchitekten Santiago Calatrava Anfang der 1990er-Jahre entworfen, ist einfach spektakulär. Sie erstreckt sich über 350.000 qm und beinhaltet u.a. ein Wissenschaftsmuseum (Museo de las Ciencias Principe Felipe), ein schiffähnliches Opernhaus mit vier Bühnen und insgesamt 3.600 Zuschauerplätzen (Palau de les Arts Reina Sofia), einen „Unterwasserzoo“ mit diversen Außenbecken und insgesamt ca. 45.000 Tieren (Oceanográfico) und einen an eine überdimensionale Harfe erinnernden geschwungenen Brückenträger (Puente de Azud de Oro), der 126 m in die Höhe ragt. Zur Wahrheit dieses gigantische Komplexes gehört freilich auch, dass die für ihn entworfenen Finanzpläne nicht einmal annähernd umgesetzt werden konnten und Stadt und Land noch heute unter den Kosten ächzen.
Für die CAC sollte man sich schon einen Tag Zeit nehmen.

Vom Hort der Hypermoderne der CAC zurück ins Gestern und Heute, wo man wieder geerdet wird und sich das pralle Leben abspielt: ins Zentrum und in die Altstadt. Nur ein paar Gehminuten von unserer Wohnung in Ruzafa entfernt liegt unser Tor zur Altstadt, ein echtes Schmuckstück für Jugendstilliebhaber, der Nordbahnhof (Estación del Norte), 1917 erbaut und bekannt durch Trencadis-Kachelwände und das Mosaikgewölbe im Innern. Unter „trencadis“ versteht man eine Technik, bei der Keramikstücke in einer Art Mosaik in den Fassadenputz gelegt werden, typisch valencianisch. Fast fällt es schwer, sich vorzustellen, dass dieser Bahnhof ganz normal für seinen eigentlichen Zweck genutzt wird!

Gleich gegenüber dem Nordbahnhof beginnt die Avenida Marqués de Sotelo, wo sich mehrere emblematische Bauten aneinanderreihen, beispielsweise das Rathaus und die Post, die im Innern von einer riesigen Glaskuppel mit Stadtwappen überwölbt wird. Auch Versicherungen, die wohl seit jeher gerne ihren Geschäftserfolg mit pompösen Bauwerken demonstrieren, sind in dieser Prachtstraße zahlreich vertreten.

Eingang zur Hauptpost
Glaskuppel in der Post

Hält man sich am nördlichen Ende der Avenida Marqués de Sotelo links, immer der Nase nach :-), kommt man zu einer weiteren Perle des Jugendstils (im Spanischen „Modernismo“), die ganz irdischen Genüssen gewidmet ist, dem Zentralmarkt (Mercado Central). Hier soll es die frischesten Lebensmittel der Stadt geben, und hier weiß der überforderte Besucher gar nicht, wohin er schauen soll: Das Gebäude selber ist ein wunderschöner Zweckbau, in seinem Innern geht’s mit Farben, Geräuschen und Gerüchen wild durcheinander. Und dann wuseln da überall Menschen herum, die etwas kaufen, verkaufen, kosten oder einfach nur zusehen wollen. Am besten einfach treiben lassen … Und zumindest eine Gewürzmischung für eine echte Paella Valenciana (nur Hühnchen- und Kaninchenfleich, ohne Meeresfrüchte!) kaufen.

Fast daneben befindet sich ein weiterer Handelsplatz, allerdings nicht so umtriebig wie der Zentralmarkt und von eher historischem Wert, die Seidenbörse (Lonja de la Seda), aus dem Jahr 1482, UNESCO-Weltkulturerbe. Sie wirkt von außen etwas nüchtern, dafür von innen mit ihrer großen Säulenhalle, den aus Stein gemeißelten Säulen und dem gedämpften Licht umso beeindruckender. Zur Börse gehört ein kleiner Garten mit Springbrunnen, Orangenbäumen und Sitzbänken, der zu einer Pause einlädt.

Wer in der Altstadt unterwegs ist, kommt nicht am Platz der Jungfrau (Plaza de la Virgen) vorbei. Man sagt, er habe für die Valencianos eine ganz besondere Bedeutung, hier fühlten sie sich ihrer Schutzpatronin besonders nah. Wohl aus diesem Grunde dominiert die Basilika den Platz, wo immer etwas los ist.

Wer einen Einblick in das Alltagsleben einer Künstlerfamilie zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewinnen möchte, ist im CasaMuseo Benlliure genau richtig. Die Wohnräume, mit viel Liebe zum Detail wiederhergestellt, vermitteln einen authentischen Eindruck vom Alltagsleben der Familie. Der erste und zweite Stock des Gebäudes werden als Ausstellungsräume, vor allem für Gemälde, genutzt, auch das Atelier von José Benlliure kann besichtigt werden – bis unter die Decke gefüllt mit Kunstwerken und Sammelobjekten. Besuchenswert ist auch der etwas verwilderte Garten.

Und wenn man einfach nur mal „abhängen“ möchte?
Auch dazu bietet Valencia reichlich Gelegenheit, nicht nur in den Grünanlagen und den Cafés der Stadt, sondern auch am Strand. Die Valencianos nennen ihn kurz „Malva“ (für „Playa Malvarrosa„) und lassen dabei außer acht, dass auch die Playa las Arenas (unmittelbar an den Hafen angrenzend) zum Stadtstrand gehört. In früheren Zeiten hatte Valencia keinen direkten Seezugang. Zwischen der Stadt und dem Meer lag ein Fischerdorf, El Cabañal, das heutzutage längst als Stadtviertel eingemeindet ist und dennoch seinen eigenen Charakter bewahrt hat. Hier hält man beispielsweise wenig von dem stadtplanerischen Ansinnen, alte Häuser abzureißen, um die Avenida Blasco Ibáñez bis ans Wasser zu führen. Man scheint sich darauf zu besinnen, die heruntergekommenen Häuser nach und nach behutsam zu sanieren.

Und zum Schluss vielleicht noch etwas Süßes, und zwar gleich so, dass man sich nahe am Zuckerschock bewegt? Da eignet sich die Horchateria Santa Catalina, mit über 200 Jahren ein echtes Traditionslokal, das zum Beispiel „chocolate con churros“ anbietet – dickflüssige Schokolade mit frittiertem Spritzgebäck. Als typisch valencianisch gelten die „horchata con fartóns“, Edmandelmilch mit länglichem Hefegebäck, das warm serviert wird. Wem das nicht so richtig mundet, hat mit Sicherheit Freude an der tollen Ausstattung der Horchateria!

PS: Dem Spanischkundigen ist sicherlich die seltsame Schreibweise einiger Begriffe in diesem Beitrag aufgefallen. In Valencia gelten zwei Landessprachen, das kastillische (überall im Land gesprochene) Spanisch und Valencianisch, eine dem Katalanischen ähnliche Sprache. Offizielle Dokumente und Erklärungstexte (wie z.B. in Museen) sind stets in beiden verfasst.

Kreta zu Fuß

Der Titel schreibt sich so leicht hin … Er liest sich ein bisschen wie „Borkum zu Fuß“. Aber man muss sich im Klaren sein, dass Kreta mit ca. 260 Kilometern Länge und 12-60 Kilometern Breite die größte Insel Griechenlands ist. Kretas Silhouette wird durch vier große Gebirgszüge dominiert, deren Gipfel zum Teil deutlich über 2.000 Metern Höhe liegen. In diesen Regionen ist daher in den Wintermonaten auch Schnee keine Seltenheit.

Wir buchten über einen Wanderreisen-Anbieter 15 Tage „West-Kreta: Berge und Buchten„, und zwar als Individualreise, was in diesem Fall bedeutete: Unsere Unterkünfte waren vorab gebucht und der Transport des Gepäcks war organisiert; wir waren also nur mit dem Tagesrucksack unterwegs, aber lediglich zu zweit, nicht als Gruppe. Das war für uns eine gute Kombination, da es auf Kreta auch Ende September/Anfang Oktober noch durchaus heiß werden kann und wir in aller Regel nicht gerne in Gruppen unterwegs sind.

Der Norden der Insel mit seinen Flug- und Fährverbindungen in Richtung europäisches Festland ist touristisch gut erschlossen. Der besonders karge Südwesten gilt als Wanderparadies für Leute, die dünn besiedelte Gebiete schätzen und gerne auf Küstenpfaden unterwegs sind. Hier befinden sich auch einige der spektakulärsten Schluchten, allen voran die Samaria-Schlucht, wo auf 17 Kilometern ca. 1.200 Höhenmeter zu überwinden sind, normalerweise bergab. Die Samaria-Schlucht ist eine der längsten in Europa.

Unser Kreta-Abenteuer begann in Heraklion, der größten Stadt Kretas, und führte uns zunächst Richtung Westen nach Chania. Dann fuhren wir mit einem regulären Linienbus über die ganze Insel bis an die Südwestküste nach Paleochora. Von dort aus unternahmen wir mehrere Wanderungen, u.a. über die Omalos-Ebene, wo man streckenweise uralten dorischen Wegen folgt, und durch die Samaria-Schlucht. Eine unserer schönsten Stationen war Loutro, ein kleiner Ort, der sich an eine Bucht schmiegt und nur zu Fuß oder mit dem Schiff zu erreichen ist. Ähnlich verhält es sich mit einem Strand der besonderen Art, der Sweat Water Beach. Er befindet sich zwischen Loutro und Chora Sfakion und ist ebenfalls nur per pedes oder Taxi-Boot erreichbar. Er zeichnet sich dadurch aus, dass an mehreren Stellen Süßwasser aus dem Sand herausfließt. Für den Küstenpfad zur Sweat Water Beach sollte man schwindelfrei sein, denn stellenweise fällt der Fels fast senkrecht ins Meer.

Kreta hat uns in diesen zwei Wochen mit seinem rauen Charme in seinen Bann gezogen, und wir hatten bei unserer Abreise das Gefühl, dass diese Insel sich auf jeden Fall für einen weiteren Wanderurlaub anbietet – schließlich haben wir im Grunde nur einen kleinen Zipfel erlebt und dieser machte definitiv Lust auf mehr.

Hafen Heraklion
Gassentour Heraklion
Venezianische Hafenmauer Heraklion
Hafen von Chania
Ruinen Chania
Ready to hike
Unterwegs auf Wanderwegen aus dorischer Zeit
Wegweiser
Einstieg in die Samaria-Schlucht früh am Morgen
Die Samaria-Schlucht ist nur in Trockenzeiten durchgängig begehbar.
Patrouille für Hilfsbedürftige
Nach der Schlucht-Wanderung geht’s per Fähre weiter.
Küstenpfad im Südwesten
Ausspannen in Loutro
Qual der Wahl in der Sweet Water Bay: Welche Steine nehmen wir mit??

Stockholm – viel Wasser und noch mehr Atmosphäre

Wir haben uns im Juli 2017 einfach mal in den Flieger nach Stockholm gesetzt. Die Schwedenhauptstadt war eine dieser Städte, die wir uns schon immer mal anschauen wollten, schließlich gilt sie als eine der schönsten Metropolen der Welt. Für uns wurde der Besuch zu einem schönen Erlebnis, das noch lange nachklingen sollte …
Man kann Stockholm (ca. 2 Mio. Einwohner, davon etwa 850.000 im Zentrum) wunderbar zu Fuß erkunden, wenn man sich nicht von den Hügeln der Stadt den Schneid abkaufen lässt. Wohin man sich auch begibt, man ist stets nah am Wasser. Denn Stockholm besteht im Kern aus 14 Inseln, sozusagen zwischen „süß“ und „salzig“, d.h. zwischen süßem Mälarsee und der salzigen Ostsee. Und wem das an Wassersuperlativen noch nicht reicht, sei daran erinnert, dass sich, sozusagen direkt vor der Stockholmer Haustür, ein Schären-Paradies mit ca. 24.000 (!) Inseln erstreckt. Da ist man natürlich gut beraten, wenn man gerne segelt, paddelt, angelt und schwimmt (die Kälteempfindlichen unter uns wahrscheinlich lieber in Neopren gehüllt).
Stockholm strahlt Jugendlichkeit und Weltoffenheit aus und hat für unterschiedlichste Interessen- und Gemütslagen vielfältige Angebote. Aber wie und wo sollte dann das erste Kennenlernen stattfinden? Am besten einfach der Nase nach, vielleicht zuerst in die Stockholmer Altstadt, Gamla Stan, die sich über drei Inseln erstreckt. Hier befinden sich nicht nur unzählige Cafés, Restaurants und kleine Läden, sondern auch der Reichstag, venizianisch anmutende Plätze und Gebäude, das ehemalige Börsenhaus (heute Sitz der Schwedischen Akademie), die Storkyrka (Stockholms Dom und Krönungskirche) und das Königliche Schloss, das heute nur noch für Arbeitssitzungen und offizielle Empfänge genutzt wird.

Selbstredend kann man auch in Stockholm nach Lust und Laune einkaufen. Das Shoppingviertel schlechthin sind die Straßen rundum den Stureplan. Hier gibt es von edel bis schrill so ziemlich alles, was die Kreditkarte zum Glühen bringt.

Sehr viel spannender für uns war Södermalm, ein ehemaliges Arbeiterviertel, das zu einem ausgiebigen Spaziergang einlädt – mit Aussicht auf stramme Waden, denn hier geht’s den Hügel hoch. Aber die steilen Treppen, gemütlichen Cafés und Kneipen und alten Holzhäuser versprühen einen besonderen Charme. Und der Blick auf die City ist von hier an manchen Stellen atemberaubend.

Wer ganz handfest schwedische Geschichte erleben möchte, sollte unbedingt mindestens einen halben Tag im Skansen, dem größten Freilichtmuseum der Welt, verbringen. Es wurde 1891 gegründet und beheimatet inzwischen mehr als 150 typische Bauern- und Herrenhöfe, Werkstätten und Handwerkerbetriebe und ein großes Wildgehege – es sind also auch direkt in Stockholm Elchbegegnungen möglich 🙂 …

PS: Eine Bootstour ist in Stockholm selbstverständlich Pflicht. Vom Wasser aus ergibt sich manchmal ein vollkommen anderer Blick auf die Stadt.

Vom Bötchen aus gewährt Stockholm ganz besondere An- und Einblicke 🙂