Krk zum Wandern und Radeln – unbedingt!

Auf dem Weg in den Süden Kroatiens legten wir Mitte September 2022 für drei Tage einen Zwischenstopp auf der Insel mit dem für uns Deutsche so schwierigen Namen „Krk“ ein. Sie gilt, zusammen mit der Schwesterinsel Cres, als größte Insel der Adria, hat eine ausgezeichnete touristische Infrastruktur und bietet reichlich Möglichkeiten, sich auf, im und am Meereswasser zu betätigen – wenn man Felsen und Kiesstrände mag.

Nachdem wir Letzteres in den vorangegangenen Wochen bereits ausgiebig genossen hatten, wollten wir uns auf Krk auf erdverbundene Aktivitäten konzentrieren, für uns bedeutet das vor allem Wandern und Radfahren (MTB).

Unsere Ausgangsbasis war der Campingplatz Aminess Atea Camping Resort in Njivice auf der der Westseite von Krk (Blick auf Cres) – eine Vier-Sterne-Anlage mit großem Angebot und exzellenten Sanitäranlagen. Von unserem Platz waren es nur ein paar Schritte zum Wasser. Da macht es dann schon Spaß, wenn man einfach immer nur am Wasser entlanggeht, dem Treiben zuschaut oder sich vielleicht irgendwo abseits zwischen den Felsen ein Plätzchen zum Baden sucht. Und sich irgendwann ein kühles Getränk genehmigt … Auch das ist ja eine Form des Wanderns 😊.

Für Wanderer und Radfahrer bietet die Insel eine Vielzahl an Touren, organisiert oder auf eigene Faust; regionalspezifische Infos erhält man u.a. an der Rezeption von Hotels, Campingplätzen oder Tourismusbüros. Oder natürlich digital.

Wir schauen vor Ort gerne in unsere WikilocApp und suchen uns dann eine passende Tour heraus. In diesem Zusammenhang ist der Hinweis wichtig, dass es nicht ratsam ist, mal so draufloszuwandern oder -zufahren. Die Wege sind zwar oft beschildert, aber nicht durchgängig. Da kann man sich leicht irgendwo verfranzen. Bei Touren auf eigene Faust sollte man stets eine gute Karte bzw. einen verlässlichen elektronischen Helfer dabeihaben (Powerbank nicht vergessen!). Ein guter Orientierungssinn reicht definitiv nicht aus.

Uns ist auf Krk aufgefallen, dass man sehr bemüht ist, Anschluss an den JakobswegTourismus zu finden. Es gibt dazu gut aufbereitete Informationen im Netz (caminocroatia.com), überall sieht man Schilder mit der Jakobsmuschel.

Wir waren mehrfach mit dem Mountainbike unterwegs und wollen exemplarisch von einer Tour berichten, die uns in ganz unterschiedliche Gegenden führte und uns einiges abverlangte. Im Wesentlichen deckte sie die Nordspitze der Insel ab und verlief von Njivice über Omišalje an Vinodolski Kanal entlang nach Čižići und von dort zurück zum Ausgangspunkt.

Die nackten Fakten sind wenig spektakulär: 35 Kilometer, Fahrzeit 3,5 Stunden, Höhengewinn bzw. Verlust 496 Meter. Aber die Strecke bietet alles, was beim MTB-Fahren Spaß macht und was es manchmal zur Qual machen kann: Straßen, Waldwege, enge Gassen in den Ortschaften, Strandpromenaden, Wanderwege, Schotterpisten mit Steinen, Felsbrocken und Geröll, extreme Aufstiege und Abfahrten … Heißt auch: Diese Strecke ist für normale Tourenräder NICHT geeignet.

Sehr gut hat uns das Städtchen Omišalj gefallen – da schmeckte nicht nur der Cappuccino besonders lecker 😉

Der Abschnitt nach Čižići verlief durch karge Natur, oft mit Blick aufs Meer, zum Teil über den Jakobsweg. der ja nun einmal nicht zum Radfahren konzipiert ist – deswegen mussten wir auch immer mal absteigen und schieben. Eine gute Gelegenheit, sich schon mal um Kräuter fürs Abendessen zu kümmern!

Und dann von Čižići nach Njivice ging’s nochmal richtig zur Sache: Mehr den Hügel rauf als runter, Schotter und Geröll … Ohne die Stärkung mit einer hervorragenden Pizza im Bistro Tamaris in Čižići hätten wir diese Tortur kaum überstanden!

Und zum Abschluss – und zur Versöhnung – ein Hauch Abendstimmung …
.., und ein großes Bier!

PS: Rennradfahrer kommen vermutlich auf Krk nicht so richtig auf ihre Kosten, auch wenn ihnen das Auf und Ab Freude bereiten dürfte. Viele Autofahrer halten auf den teils engen und befahrenen Straßen nicht genügend Abstand. Außerdem erhöhen die relativ ungeübten Wohnmobilfahrer nicht unbedingtes das Sicherheitsgefühl der Radflitzer.

Mošćenička Draga – ein Stück kroatische Riviera mit Geschichte

Mošćenička Draga ist ein vergleichsweise kleiner Küstenort (1500 Einwohner) an der Kvarner Bucht, kurz vor Opatja, der vormals von der Fischerei und heute vor allem vom Tourismus lebt. Er reicht bis an den Naturpark Učka heran, was ihn auch für Wanderer interessant macht.

Die Anfahrt über die Küstenstraße entlang der der Kvarner Bucht bietet immer wieder Blicke aufs Meer und die Nordspitze der Insel Cres, von denen man kaum genug bekommen kann. Allerdings tut man als Fahrer gut daran, sich auf die kurvenreiche Straße zu konzentrieren, wenn man nicht unverrichteter Dinge den Abhang hinunterschießen möchte!

Mošćenička Draga zeichnet sich in erster Linie durch einen kleinen Hafen und einen langen Kiesbadestrand aus, zu dem parallel eine Promenade verläuft, auf der sich im ersten Abschnitt viele Restaurants und Bars befinden, im hinteren Bereich Hotels und Villen aneinanderreihen. Ganz nett zum Baden, Spazieren und Essen und Trinken also. Einen längeren Aufenthalt können wir uns allerdings (für uns) nicht so richtig vorstellen.

Villen aus den Zeiten der Österreichisch-Ungarischen Monarchie säumen die Küste der kroatischen Riviera.
Das Geburtstagskind bekommt eine alternative Geburtstagstortenvariante 😉.

Hoch oben auf dem Hügel thront das mittelalterliche Mošćenice, das vormals als eine wichtige Verteidigungsanlage für die Kvarner Bucht galt. Und dieses Örtchen ist für fleißige Treppengeher direkt von der Promenade von Mošćenička Draga aus zu erreichen. Nach exakt 750 Stufen hat man sein Ziel erreicht. Zwischenabschnitte in 100er-Stufen halten den Treppensteiger bei Laune … Belohnt wird man schließlich mit einer grandiosen Aussicht und einem Spaziergang durch einen verschachtelt gebauten Altstadtkern, wo noch normale Menschen wohnen. Zumindest einer von ihnen outet sich mit künstlerischen Ambitionen.

750 Stufen musst du gehn, vielleicht nen Wadenkrampf noch überstehn …

Fast direkt an unserem Campingplatz beginnt ein Wanderweg zum Perun auf 881 Meter Höhe. Er führt an einer kleinen Siedlung (Trebišća) mit Mühlenanlage vorbei. Unsere Wikiloc-App schlägt für den Hinweg eine andere Route vor als für die Rücktour. So haben wir’s dann auch gemacht. Zu Beginn hatte unsere Wanderung eher den Charakter eines Aufstiegs. Es ging so steil zur Sache, dass wir uns hauptsächlich auf dem Vorderfuß bewegten. Und das bei knackiger Sonne. In der oberen Hälfte folgten wir einem schönen Waldpfad.

Das für Autos unzugängliche Trebišća war bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg noch bewohnt. Und bis zu diesem Zeitpunkt wurde auch die Mühle betrieben. Diese Siedlung am östlichen Hang des Perun erreicht in der dunklen Jahreszeit vier Monate lang kein Sonnenstrahl. Wie die Menschen in dieser bedrückenden Abgeschiedenheit nur überleben konnten …

Zum Perun hat’s dann nicht mehr gereicht. Denn in Trebišća setzte ein Regen ein, der sich rasant in ein Gewitter mit Wolkenbruch entwickelte, der uns fast weggeschwemmt hätte. Wir waren froh, als wir schließlich wieder heil auf dem Campingplatz ankamen.

Motovun – bezauberndes Städtchen im Hinterland von Istrien

Motovun gehört zu den „Schon-immer-mal-Orten“ in Istrien, die wir dann doch wieder nicht besuchen, weil uns die Küste mit ihren vielfältigen Reizen nicht loslässt. Aber an diesem 5. September machen wir‘s wahr: Wir setzen uns ins Auto und machen uns auf den 60 Kilometer langen Weg. Startpunkt ist unser Campingplatz in Mošćenička Draga (etwa 30 Kilometer südlich von Opatja, Kvarner Bucht). Es geht ziemlich kurvig zu auf der Fahrt über die Ušca-Bergkette. Die letzte Etappe verläuft durch das malerische Mirna-Tal, umsäumt von Feldern und Weinbergen.

Unser Ziel ist bereits von weither sichtbar. Der mittelalterliche Ort thront imposant auf 277 Metern Höhe.

Wir parken unser Auto etwas außerhalb und nähern uns der Anlage zu Fuß. Der Fußweg ist steil, die Stufen sind in keinem besonders guten Zustand, man muss schon achtgeben, wohin man seine Füße setzt. Es steht alternativ auch ein kostengünstiger Shuttle zur Verfügung. Aber sich einem Ort Schritt für Schritt zu nähern hat einen besonderen Charme, selbst wenn das mal schweißtreibend ist (wie heute).

Die Geschichte Motovuns reicht bis in die Antike zurück, vom 13. bis 18. Jahrhundert stand die Stadt unter venezianischem Kuratel. Diesen Einfluss spürt man auf dem zentralen Platz von Motovun, dem Trg Andrea Antico, der von der Kirche Sv. Stjepan mit einem freistehenden Glockenturm dominiert wird.

An seinem unteren Ende befindet sich das schicke Boutique Hotel Kaštel, das auf einer großen Terrasse ausgezeichnete regionale Gerichte serviert. Motovun gilt übrigens als Gourmetadresse und ist für ausgezeichnete Weine und Trüffelmenüs bekannt. Und da wir noch nicht einmal gefrühstückt haben, lassen wir uns nicht lange bitten 😊. Lecker war‘s!

Auf dieser Grundlage machte die Stadterkundung gleich doppelt Spaß.

Motovun hat im Innenbereich nicht mehr als 500 Einwohner und ist nicht besonders weitläufig. Die Sehenswürdigkeiten hat man sicherlich in 1,5 Stunden besucht. Aber auch die kleinen Läden und Boutiquen lohnen wohl einen Besuch. Dabei muss man klar sagen: Zu einem ausgedehnten Shopping-Bummel reicht das Angebot nicht – allzu vieles scheint auf die Trüffel- und Weinthematik ausgerichtet.

Zu den touristischen Highlights zählen die beiden Stadttore aus dem 14. bzw. 16. Jahrhundert, die innere sowie die äußere Befestigungsmauer und die vielen verstiegenen Gässchen. Nicht zu vergessen die grandiose Aussicht auf eine wunderbar hügelig-grüne Landschaft.

Bei dieser Gelegenheit sei ein rügender Fingerzeig an die Stadtväter erlaubt: Das Einrichten einer separaten Bezahlschranke auf der Stadtmauer ist eine gleichermaßen ärgerliche wie dumme Idee und sollte keineswegs Schule machen.

Skanör/Falsterbo – sandiger Südwestzipfel am Öresund

Als letzte Campingstation unseres Südschweden-Aufenthalts hatten wir uns einen schönen Campingplatz in Falsterbro, südlich von Malmö, ausgesucht. Gleichermaßen optimal für einen Malmö-Tagesbesuch und einen Strandaufenthalt. Unsere Rechnung ging auf, und an unserem letzten Tag in Schweden lachte uns die Sonne noch einmal richtig an.

Um ohne größeren Aufwand möglichst viel von diesem Südwestzipfel mit dem Doppelort Skanör/Falsterbro zu sehen, entschieden wir uns für eine gemütliche Radtour entlang der Küste mit Schwenk in die beiden Orte hinein. Im Mittelalter war diese Gegend einer der größten Umschlagplätze für Hering, heute ist sie in erster Linie Rückzugs- und Urlaubsgebiet für die Malmöer. Die kilometerlangen Strände laden zum Baden und Wassersport ein, der Hafen von Skanör ist ein Anziehungspunkt für Besucher, insbesondere junge Familien. Nicht sattsehen kann man sich an den vielen bunten Strandhäuschen, die an manchen Orten wie auf einer Perlenschnur aufgereiht scheinen, jedes mit einer individuellen Note. Die Landzunge scheint sowohl bei Golfspielern wie auch Zugvögeln in höchstem Maße beliebt. Die Ausmaße und Qualität der Plätze lässt sicherlich jedes Golferherz höherschlagen. Und die mehr als eine Million Vögel auf dem Weg nach Süden TÄGLICH von Ende August bis Anfang Oktober treibt die Vogelliebhaber zuverlässig immer wieder ins Delirium.

Malmö – Grenzstadt im Aufwind

Bei Malmö hatten wir einen gänzlich anderen Auftakt als in Göteborg: gutes Wetter, kurze Anfahrt, Annäherung an die Stadt durch den Schlosspark. Wir parken hinter dem Opernhaus – hier wird uns unser Ticket sogar an die Webadresse geschickt; dann geht’s zu Fuß über den Opern-Vorplatz (wo ein Witzbold offenbar mit Waschpulver experimentiert hat), vorbei an der Stadtbibliothek mit ihren drei sehr unterschiedlichen und doch zusammenpassenden Gebäuden.

Schon tauchen wir in die grüne Lunge Malmös ein, die Parkanlage Slottsparken und den Kungsparken. Hier bestimmen kleine Seen und breite Kanäle, Bäume und Büsche, eine Windmühle, von Bürgern Malmös angelegte Gärten, Wiesen, Spielplätze und ein wunderbar ins grüne Ensemble eingebettetes Café das Bild. Man vergisst, dass man in der Stadt ist.

Nein, das ist NICHT in Holland 😊
Die Mühle hat früher das Schloss Malmöhus mit Mehl versorgt.

Die Hauptattraktion ist das Schloss Malmöhus. Es wurde 1434 als Münzerei und Grenzfestung gegründet und gehört wegen seiner besonderen historischen Bedeutung zum schwedischen Kulturerbe.

Nach nur wenigen Gehminuten erreicht man von hier die Altstadt Gamla Staden mit den beiden Hauptplätzen Stortorget (Rathaus, Sitz des Regierungspräsidenten Residenzet und Apotheke Lejonet in einem Jahrhundertwendebau) …

Stortorget mit Reiterstandbild König Karl X Gustav, der die ehemals dänischen Provinzen Skåne, Blekinge und Halland eroberte und sie durch den Frieden von Roskilde (1658) endgültig mit dem schwedischen Reich vereinte.
„Lejonet“ bedeutet „Löwe“. Die Gründung der ältesten Apotheke Malmös geht auf das Jahr 1571 zurück.

… und dem kopfsteingepflasterten und von Fachwerk gesäumten Lilla Torget.

Selbstverständlich trifft man beim Herumschlendern in der Altstadt auch immer wieder auf einfache historische Wohnhäuser.

Das älteste Gebäude der Stadt ist die St. Petri Kyrka, die im 14. Jahrhundert im Stil der Backsteingotik errichtet wurde. Sie hat einen geschnitzten Hochaltar und interessante Kalkmalereien in der Taufkapelle – und offenbar auch sehr eigenwillige Pianisten.

Malmö zeichnet sich durch ein spannendes Mit- und Nebeneinander von historisch Gewachsenem und Modernität aus. So war beispielsweise bei unserem Besuch wahrnehmbar, dass die Stadt ihre liberale Position beim Thema „Diversität“ auf unterschiedliche Weise zu verdeutlichen versucht. Wir fanden die Abfalleimer in Regenbogenfarben zwar eher peinlich, aber die bunten Sitzbänke und Fahnen wirkten im Stadtbild erfrischend. Auch einige Schilder wurden ihrer Funktion als Ausrufezeichen durchaus gerecht.

Malmö hat im Laufe der Jahrhunderte schon viele Höhen und Tiefen erlebt. Es war im Mittelalter Zentrum der Heringsfischerei. Unter dänischer Herrschaft blühten ab dem 15. Jahrhundert Geldwirtschaft und Handel. 1658 fiel die Stadt im Frieden von Roskilde an Schweden. Ab 1800 erfolgte eine zum Teil stürmische Industrialisierung. Malmö wurde durch die Werftenkrise ab 1980, einhergehend mit hoher Arbeitslosigkeit und sozialem Niedergang, schwer gebeutelt. Insbesondere der Bau der Öresundbrücke (Eröffnung Sommer 2000) beschleunigte die wirtschaftliche Erholung Malmös erheblich. Inzwischen hat sich die Stadt wieder zu einem der wichtigsten Handelszentren Schwedens gemausert, was sich nicht zuletzt bei den Immobilienpreisen zeigt. Heute ist Malmö mit circa 350.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Schweden.

Wir wollten gerne anhand des neuen Vorzeigeviertels Västra Hamnen nachvollziehen, wie sich der wirtschaftliche Aufschwung am Beispiel einer neu gestalteten ehemaligen Industriebrache architektonisch darstellt. Das weithin sichtbare Wahrzeichen von Västra Hamnen ist der Turning Torso, ein 190 Meter hoher gewundener Turm. Das Wohngebiet wurde ab 2001 entwickelt und gebaut. Uns zog es zunächst in den Yachthafen. An klaren Tagen kann man von dort die Stadtsilhouette von Kopenhagen erkennen. Hier ein paar Eindrücke von Västra Hamnen:

Unser Västra-Hamnen-Fazit: Wir fanden zwar viele Gebäude für sich durchaus interessant und ansprechend. Manche sogar schön, aber gleichzeitig unnahbar. Das Ganze wirkte irgendwie blutleer auf uns. Man fühlte sich als Einzelner etwas verloren. Breite Straßen, wenig Verkehr, leere Spielplätze. Trotz des schönen Wetters war kaum jemand draußen. Die Frage, ob diese Art des Wohnens zu mehr Lebensqualität führt, bezweifeln wir nach unserem Rundgang.

Göteborg – Schwedens Tor zur Welt

Nachdem wir zwei volle Tage die Schären erkundet haben, ist uns jetzt mal wieder nach einer größeren Stadt zumute. Da kommt uns die zweitgrößte Stadt Schwedens mit ihren 500.000 Einwohnern gerade recht. Außerdem ist die Wetterprognose schlecht, und mieses Wetter lässt sich im Allgemeinen in einer Stadt besser ertragen. Bei unser Anfahrt regnet es dann auch wie aus Kübeln, und die weitläufigen Industrieanlagen, die wir schon viele Kilometer vor dem Zentrum sehen, wirken noch weniger einladend. Göteborg ist der wichtigste Hafen Schwedens, die Hafenanlagen ziehen sich über eine Gesamtstrecke von 20 Kilometern. Ein solcher Umschlagplatz bestimmt den Charakter einer Stadt. Und dann ist da noch diese nervige City-Maut, die auf den großen Einfallsstraßen fällig wird. Man liest im Netz, dass Ausländer schon einen Zahlungsbescheid über Beträge in Höhe von einem Euro zugestellt bekommen haben sollen. Das Nummernschild wird an den Mautstellen per Kamera erfasst und auf dieser Basis der Halter des Fahrzeugs ermittelt. Die Rechnung kommt per Post. Das warten wir mal einfach ab … Was sonst noch gleich auffällt: Überall im Zentrum wird gebaut, also Baukräne, Absperrungen, Umleitungen . Das Auto-Navi dreht hohl: „Neuberechnung der Route“. Wir halten fest: In Göteborg wird geklotzt, nicht gekleckert. Wann das wohl alles fertig ist??

Hm, da gibt sich Göteborg also anfangs nicht gerade Mühe, unseren ersten Besuch angenehm zu gestalten. Erstes Highlight dann aber: Das Parkhaus ist sonntags kostenfrei zu nutzen. Und – viel wichtiger – auch Petrus hat ein Einsehen. Kaum haben wir uns mit Regenjacken und Schirm ins Freie begeben, hört es auf zu regnen und nach und nach schiebt die Sonne die Wolken weg.

Geht doch.

Unser Parkhaus ist Teil des riesigen Shoppingkomplexes Nordstan, wo man alles geboten bekommt, was das Shopperherz höherschlagen lässt. Für manche Zeitgenossen ist Shopping ja ein Hobby, dem man in Schweden auch sonntags frönen kann. Aber wir fühlen uns hier etwas überfordert. Also rasch raus an die Luft. Man kann übrigens die meisten Sehenswürdigkeiten in Göteborg zu Fuß abdecken, weil sie sich innerhalb des alten Festungsrings und in den angrenzenden Vierteln befinden. Sehr viele Repräsentationsbauten liegen am Ufer des Hamnkanalen („Hafenkanals“).

Ostindiska Huset und Stadsmusem
Blick aus dem Eingangsbereich des Stadsmuseums in den Innenhof

Ganz in der Nähe liegt der Gustav Adolfs Torg, ein weitläufiger Platz mit der Statue des bekannten Schwedenkönigs, darum herum das Stadshus (1759), das Rådshus (1669) und die Börse (1845). Wir schlendern über den Platz und lesen uns zu Füßen von Gustav Adolf fest bei den Porträts von Göteborger Bürgerinnen und Bürgern. Ein interessantes Projekt, bei dem die Menschen schildern, wie sie ihre Stadt sehen. Was der Regent wohl davon gehalten hätte, die Bürger nach ihrer Meinung zu fragen …

Von hier sind es nur wenige Schritte über die Post- oder Kronhusgatan zum Kronhuset von 1654, dem ältesten Profanbau Göteborgs, der über die Jahrhunderte unterschiedlichen Zwecken diente, u.a. als Sitz des Reichstags.

Beim Verlassen des kopfsteingepflasterten Innenhofs machen wir bei ein paar Kunstwerken Halt, die sich dem Thema „Hoffnungen und Realitätserfahrungen schwedischer Emigranten“ widmen.

Weiter geht’s zum Stenpiren Reisezentrum, einem über Jahre gebauten und 2016 fertiggestellten Verkehrsknotenpunkt direkt am Wasser. Von hier legen verschiedene Fährlinien ab, von hier fahren Busse und Straßenbahnen ab. An windstillen und sonnigen Tagen sind alle Sitz- und Liegeplätze voll belegt.

Unsere nächste Station ist die Fischhalle Feskekörkan, die von außen wie eine Kirche aussieht und innen eine riesige Auswahl an Meeresgetier bietet.

Auf dem Weg dorthin haben wir abermals ein paar Kunst-Begegnungen, diesmal in Form von Street Art. Wir halten schon mal fest: Göteborg setzte nicht nur auf Kommerz, sondern auch auf die Künste!

Das zeigt sich auch bei den „klassischen“ Bauten wie Theatern und Opernhaus, Konzerthäusern und Kunstmuseen, von denen sich gleich mehrere um den Götaplatsen gruppieren, am Ende des Prachtboulevards Kungsportavenyn, der gesäumt ist von stattlichen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert.

Götaplatsen mit Poseidon-Statue

Kommen wir zu unseren Highlights:

1. Haga: Haga wurde vor etwa 350 Jahren als Göteborgs erste Vorstadt und Arbeiterviertel angelegt. Heute reihen sich hier kleine Geschäfte, Boutiquen und Cafés aneinander. Es gibt viel zu stöbern und zu schauen: Antiquitäten, Kinderspielzeug, Bücher, Geschenke, Schmuck, Einrichtungsgegenstände, Modegeschäfte, Second-Hand-Artikel. Und es ist herrlich, sich bei einem Kaffee und einem Kanelbullar (Hefegebäck mit Zimt, hierzulande sehr beliebt) über die flanierenden Menschen zu unterhalten.

PS: Handgefertigte Lederwaren werden bei Haga Trätoffelfabrik angeboten. Und Eva ist sich fast sicher, dass sie genau hier vor einigen Jahrzehnten ein Paar maßgeschneiderte Clogs erworben hat, die sie viele Jahre getragen hat.

2. Trädgårdsföreningens Park: Die Anlage entstand 1842 und steht unter Denkmalschutz. Neben den Grünanlagen gibt es ein Rosarium (mit manchen lustigen Rosennamen), Cafés, Gewächshäuser und ein Palmenhaus, das dem Crystal Palace in London nachempfunden ist. Es ist einfach durch und durch angenehm, hier im Grün zu wandeln 😊.

Fazit: Mit den Städten ist es zuweilen wie mit den Menschen. Man muss ihnen auch nach einer unterkühlten Erstbegegnung eine zweite Chance geben 😉.

(2) Bohuslän – Wunderwelt der Schären: Lysekil und Mollösund

Ein weiteres Ziel bei unserer Schären-Erkundungsfahrt ist Lysekil , das an der äußersten Spitze einer Landzunge nördlich von Orust liegt. Das geht normalerweise nicht auf geradem Weg, denn hier ist die Küste bis weit ins Hinterland durch die Fjordarme des Gullmarn aufgefächert. Durch seine besondere Lage wurde Lysekil schon vor Jahrhunderten zu einem Zentrum der Fischerei von Bohuslän. Inzwischen spielen darüberhinaus ein Containerterminal und eine Ölraffinerie eine wichtige wirtschaftliche Rolle. Da verwundert es auf den ersten Blick, dass Lysekil vor diesem Hintergrund auch gerne von Touristen aufgesucht wird. Bei unserem Besuch haben wir den Eindruck gewonnen, dass sich diese Wirtschaftsstandbeine wohl recht gut in Einklang bringen lassen, wenn die erforderliche räumliche Trennung eingehalten wird.

Der Ortsteil Havsbadet mit dem Yachthafen und der Badhusgatan steht ganz im Zeichen der zweiten Hälfte dss 19. Jahrhunderts, als bei betuchten Skandinaviern der Badetourismus in Mode kam. Man ging hier kuren, nahm im Warm- und Kaltbadehaus Meerwasseranwendungen, spazierte an der Strandpromenade entlang, hörte Konzerte. Einige Gebäude aus dieser Zeit sind noch erhalten, selbst das Bad ist noch da. Und da war es natürlich besonders spannend für uns, mal über den Zaun zu schauen. Wer sich da wohl im Wasser tummelt? Nicht ganz einfach, aber lösbar, wenngleich kleine Leute beim Versuch, über den Zaun zu schauen, etwas im Nachteil sind 😉. Wir sind schließlich auf einen Aussichtspunkt auf einem Granitfelsen gleich nebenan geklettert und hatten den Panoramablick auf das Geschehen im Bad. Das wäre im 19. Jahrhundert natürlich streng untersagt gewesen!

Man sieht schon von Weitem, dass man von der Kirche aus den besten Rundumblick hat. Das Gebäude wirkt von außen nicht besonders interessant, aber drinnen nimmt man unmittelbar eine angenehme Atmosphäre wahr. Und eine Kirche mit einem Café (wo man sich sogar kostenlos bedienen konnte), hat sicherlich Seltenheitswert. Eine gute und nachahmenswerte Idee!

Lysekil hat außer einem modernen Meeresaquarium noch ein Naherholungsgebiet an der Westspitze der Halbinsel zu bieten. Ein Teilbereich war früher einmal ein Steinbruch. Hier sind Gesteinsformationen in besonders leuchtenden Farben zu bestaunen. Wir begnügen uns jedoch mit ein paar weiteren Eindrücken auf einem ausgedehnten Spaziergang durch den Ortskern.

Und für den Rückweg nehmen wir die Fähre, statt den tiefen Fjord mit dem Auto auszufahren.

Ein weiterer Abstecher führt uns tief in den Südosten von Orust, nach Mollösund. Der kleine Fischerort hat uns sofort mit seinen Charme eingefangen. Unser erster Spaziergang geht gleich eine Klippe hinauf zu einem Aussichtspunkt, wo eine sorgenvoll in die Ferne blickende Fischersfrau als Holzstatue daran erinnert, wie gefährlich in früheren Zeiten das Fischerleben war. Denn so manchen Ehemann, Sohn oder Bruder holte der Blanke Hans und stürzte die Zurückgeblieben in Kummer und finanzielle Not. Beim Dorschfang stießen die Fischer von Mollösund bis ins Eismeer vor und waren bei ihren Ausfahrten manchmal über ein halbes Jahr auf See.

Wir genießen den Ausblick und folgen ein Stück einem markierten Weg, um dann etwas halsbrecherisch die Felsen hinunterzuklettern. Dort gelangen wir zu einem der für die Region typischen Meeresschwimmbäder.

Das eigentliche Zentrum von Mollösund ist der kleine Yachthafen – protzige Boote sieht man hier eher selten. Für uns ein schöner Platz zum Frühstücken.

Im Yachthafen von Mollösund ist an alles gedacht, auch leere Handyakkus.

Eine weitere Attraktion von Mollösund ist der Leuchtturm an der Hafenausfahrt. Ein wunderbares Plätzchen, um die Schönheit der schwedischen Schären zu bewundern.

Damit noch lange nicht genug. Mollösund hat auch eine pittoreske Mühle.

Ach ja. Dann wären da noch unglaublich einladende Häuschen, die man zum Teil auch mieten kann. Und wir überlegen, ob wir das nicht möglichst bald mal tun sollten. Vielleicht einmal ein paar Wochen in der Vor- oder Nachsaison? Die Netzbedingungen sind sehr gut …

Sundsby Säteri – zwischen Orust und Tjörn

Und dann ist da noch mitten in der Schären-Wunderwelt Sundsby Säterie, wo nun fast gar nichts an die blank geschliffenen Graniteilande erinnert. Das ist ein aus mehreren Gebäuden bestehender Herrenhaus-Komplex mit riesigem Park inmitten eines Nsturreservats wo man kleinere und größere Wanderungen unternehmen, kann oder nur durch den Garten wandeln und wunderbar Kaffeepause – hierzulande „Fika“ genannt und eine elementar wichtige kulturelle Institution – machen kann. Das Ganze wirkt wie ein „Manor“ und verströmt einen gewissen englischen Charme.

Sundsby Säterie geht auf Margareta Huitfeld zurück, die als eine der mächtigsten Frauen von Bohuslän gilt. Sie lebte im 17. Jahrhundert in diesem Herrenhaus und verlor durch einen tragischen Schicksalsschlag sowohl ihren Mann wie auch ihre Kinder. Sie blieb allein zurück und schaffte es mit unglaublicher Energie und Willenskraft, im Laufe ihres Lebens über 600 Bauernhäuser in ihren Besitz zu bringen und damit die Grundlage für Santsby Säterie zu bilden.

Also kein HERRENhaus, auf jeden Fall ein DAMENhaus.

(1) Bohuslän – Wunderwelt der Schären: Smögen und Kungshamn

Wir sind etwa 60 Kilometer nördlich von Göteborg, an der rauen Küste Bohusläns. Die beiden größten Inseln in dieser Gegend, Tjörn und Orust (wo wir auf dem Campingplatz sind), beide 15.000 Einwohner, sind miteinander verbunden. Wer in dieser Gegend von A nach B kommen will, braucht nicht nur Straßen, sondern vor allem Brücken und Fähren. Eine Autofahrt über 50 Kilometer dauert dann gerne mal über eine Stunde. Es gibt Abschnitte, wo man schneller als 80 Km/h fahren kann. Ein Blick auf einen Kartenausschnitt mag verdeutlichen, wie kleingliedrig das Gewirr aus Inseln, Buchten und Landzungen in dieser Region ist:

Viele Fähren sind kostenlos und fahren in relativ enger Taktung.

Auf der Fähre ist übrigens immer Wind, und deshalb lässt sich Eva dort nicht gerne fotografieren – weil der Wind die Haare immer so durcheinanderwirbelt. Mit etwas Heimtücke gelingt das aber doch😉.

In dieser Gegend reihen sich die pittoresken Fischerdörfer nur so aneinander, Postkartenfoto-Motive en masse. Kein Wunder, dass Bohuslän eine der beliebtesten Ferienregionen Schwedens ist. Dabei ist nicht immer nachvollziehbar, warum sich die touristische Aufmerksamkeit auf bestimmte Orte fokussiert, während andere eher unbeachtet bleiben. Und das bedeutet natürlich ins Positive gewendet, dass Bohuslän sehr viele Perlen zu bieten hat, die nicht überlaufen sind.

Wir nehmen uns mehrere Tage Zeit und fahren ein paar Ziele an, die sich in Evas Erinnerung verhakt haben. Sie war vor Jahrzehnten mehrere Male in der Gegend, um einen Freund zu besuchen.

Den Großteil des ersten Aufenthaltstages verbringen wir in Smögen, einem der meistbesuchten Hafenorte an der schwedischen Westküste. Daher sind wir darauf vorbereitet, dass Heerscharen von Touristen nach Smögen strömen, zumal Anfang August in Schweden noch Sommerferien sind. Aber alles halb so schlimm! Selbst die Parkplatzsuche ist unproblematisch. Wir stellen unser Auto direkt an der Brücke nach Smögen ab. Diese ist bereits die erste Attraktion des Fischerörtchens. Nicht das Bauwerk selbst ist phänomenal, sondern vor allem der Blick von hier auf Smögen, das angrenzende Kungshamn, das Meer und die vielen Felsbuckel darin, große wie kleine.

Blick auf die Brücke von Smögen vom Hafen von Kungshamn

Wir halten uns hinter der Brücke zunächst einmal links und stellen gleich fest: Hier wird ja noch richtig solide Fischerei betrieben. Wir fühlen uns an die Krabbenfischerei in Greetsiel erinnert, und damit liegen wir richtig: Smögen ist eine Hochburg des schwedischen Krabbenfangs, aber auch des Fischfangs allgemein. In Smögen findet die zweitgrößte Fischauktion Schwedens statt, leider nur online.

Der Eindruck verfestigt sich im Laufe des Nachmittags: Der Fischfang ist hier nicht nur eine touristische Staffage, sondern noch ein lebendiger Geschäftszweig. Auch wenn einige der Fischerhäuschen inzwischen als Gästeunterkünfte dienen.

Nur am Smögenbryggan, dem Boardwalk des Ortes, wird ein touristisches Feuerwerk gezündet. Hier reihen sich kleine Lokale, Läden und Stände, im Gästehafenbereich legt mit dem Boot an, wer sehen und gesehen werden will, räkelt sich lässig an Deck in der Sonne, ein kühles Getränk in der Hand.

Aber ein paar hundert Meter weiter ist schon wieder Schluss mit dem Basar, da sind nur noch die hiesigen kleineren Boote erlaubt und die Häuschen dienen wieder nur ihrem vormaligen Zweck. Und wer Smögen in der Instagram-Welt sucht, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit solche Fotos finden:

Natürlich gibt’s in Smögen auch ein paar Häuser, die nicht in diesem typischen Fallunrot gehalten sind!

Und einen tollen Bäcker haben wir auch gefunden.

Gleich gegenüber, jenseits der Brücke, liegt das bedeutend unaufgeregter Kungshamn, wo es außer Geschäften und Lokalen eine hübsche Uferpromenade gibt.

Und auch in Kungshamn wird in nennenswerter Weise Fischfang betrieben.

Schluchtwanderung Skurugata und Wasserfall Stalpet

Von Eksjö aus lohnt sich ein 25-Kilometer-Abstecher in nördlicher Richtung zur eiszeitlichen Schlucht von Skurugata. Auf einer Rundwanderung geht man zunächst durch die 60 Meter tiefe und 800 Meter lange urwüchsige Schlucht und steigt dann auf zur etwa 320 Meter hohen Aussichtskuppe, von der aus man einen schönen Blick auf die gesamte Umgebung hat. Festes Schuhwerk ist empfohlen, weil man stellenweise kraxeln muss – und die Baumwurzeln und Felsen sind sicherlich bei entsprechender Feuchtigkeit mit Vorsicht zu genießen. Aber wir haben einen schönen Sommertag erwischt und haben die Tour über Stock und Stein, vorbei an senkrechten Felswänden, durchweg genossen. Außerdem: Die Skurugata-Schlucht ist die tiefste/längste in Südschweden.

Was macht man mit so einem angefangenen Sommertag? Man sucht nach dem nächsten Superlativ. Ganz in der Nähe gibt’s nämlich die höchsten Wasserfälle von Südschweden. Die nehmen wir doch gleich mit, haben wir uns gedacht. Aber der Wasserfall Stalpet, direkt an der Straße 32 gelegen, ist mit 20 Metern (!) Fallhöhe eher ein Wasserfällchen. Da hatte der Kuchen in dem idyllischen Café oben am Felsrand eine nachhaltigere Wirkung auf uns 😉.