Ijen – der Lamborghini-Trail

Wie passt denn der italienische Edelsportwagen zu einem Vulkankrater? Wir bitten um ein wenig Geduld, die Auflösung dieses Rätsels erfolgt noch im Rahmen dieses Beitrags. Für die ganz Neugierigen sei schon vorab verraten, dass man tatsächlich mit einem Lamborghini auf den Ijen-Kraterrand fahren kann,

Auch der Ijen ist ein Social-Media-Star erster Güte, wenn es um indonesische Vulkane geht. Er liegt weit im Osten von Java und ist häufig der letzte Stopp, wenn man von Java nach Bali reist und mit der Fähre übersetzen möchte (so bei uns). Und es kommen viele Bali-Touristen im Rahmen einer fast schlaflosen anderthalbtägigen Gewalttour zum Ijen. Es locken vor allem das „blaue Feuer“, das manchmal im Dunkeln unten im Krater zu sehen ist, und der Fakt, dass im Ijen heute noch unter schwierigsten Bedingungen Schwefel abgebaut wird.

Das wollten auch wir sehen und erleben.

Und wir hatten Glück, dass wir den Ijen überhaupt besteigen durften. Denn die Wochen zuvor war er gesperrt – Vulkanaktivität. So wird man daran erinnert, dass der Vulkan eben ein Naturphänomen und keine Disneykulisse ist. Aber der Abstieg in den Krater war nicht erlaubt.

Daher hieß es abermals früh aufstehen, Aidey holte es um 1.30 Uhr vom Hotel ab. Etwa anderthalb Stunden später trafen wir am Ijen-Parkplatz ein. Ganz schön was los.

Nach einer kurzen Kaffeepause wird uns unser „local guide“ zugewiesen. Er hat früher im Krater Schwefel abgebaut, ist 38 Jahre alt (und sieht mindestens 10 Jahre älter aus), spricht kaum Englisch. Wir sind zusammen mit vier Spaniern Mitte dreißig in seiner Gruppe. Wir machen uns gemeinsam an den Aufstieg. Es geht ziemlich steil zur Sache, man muss aufpassen nicht wegzurutschen, denn stellenweise ist der felsige Boden mit Sand bedeckt. Der Weg ist drei Kilometer lang, und gute Bergwanderer brauchen unter diesen Bedingungen etwa anderthalb Stunden bis oben. Stirnlampen sind erforderlich und dicke Klamotten (Mütze, Kapuze), vor allem oben. Daher kommt man beim Hochgehen ordentlich ins Schwitzen.

Am Ijen ein ähnliches Bild wie am Bromo. Hier sind zum Teil Leute unterwegs, die im normalen Leben ihre Beine hauptsächlich zum Abstützen beim Sitzen nutzen. Bereits nach ein paar hundert Metern müssen sich die Ersten, nach Luft ringend, setzen, Wasser trinken, pausieren. Und auch einer der Spanier aus unserer Gruppe fängt nach dem ersten Kilometer an zu hecheln. Im Verlauf des Aufstiegs ist er zeitweilig so fertig, dass er sich setzen muss und nur noch stammeln kann.

Tja, für solche Leute ist der Lamborghini da 😉. Der ganze Tross wird nämlich begleitet von findigen Einheimischen, die den erkennbar Schwächelnden „Lamborghini, Lamborghini“ zuraunen. Wer nicht mehr kann oder keine Lust mehr hat, begibt sich auf Karre, die von hinten geschoben und von vorne gezogen wird.

Im Ijen-Lamborghini zum Kraterrand

Für uns ist das sehr befremdlich, aber unser Guide erklärt radebrechend, dass das ein gutes Geschäft sei: Der Transport hoch und runter kostet 2,5 Millionen Rupiah (ungefähr 150 Euro), runter geht’s für eine Million. Zum Vergleich: Ein Kellner in einem einfachen Warung in Indonesien verdient den Gegenwert einer Lamborghini-Tour auf den Berg. Touristen auf diese Weise zu transportieren ist allemal besser als im Krater Schwefel abzubauen.

Und: Unser Spanier hält durch!

Der Blick auf den Kratersee lohnt die Mühen des Aufstiegs.

Er ist 960 Meter lang, 600 Meter breit und bis zu 200 Meter tief. Das Grün-Blau ist auf die hohe Konzentration von Alaun, Schwefel und Gips zurückzuführen. er wird auch als „größtes Säurefass der Welt“ bezeichnet. Die hin und wieder auftretenden bläulichen Flammen sind brennende Schwefelgase.

Unsere Gruppe mit den netten Jungs aus Spanien

Die Schwefelarbeiter arbeiten nur nachts. In einer Schicht schafft ein Arbeiter dreimal bis zu 90 Kilogramm Schwefel über den Kraterrand bis zur Sammelstelle in zwei Kilometern Entfernung. Der Rohstoff wird zum Bleichen und für die Herstellung von Autobatterien verwendet.

PS: Natürliche ist der Ijen ein Insta-Hotspot!

Kommt mein Tattoo auch richtig aufs Foto?

Bromo – der ewige Bruddler

Der Bromo ist ein sogenannter Stratovulkan im Osten Javas und der jüngste Krater des Tengger-Vulkan-Massivs im Nationalpark BromoTenggerSemeru. Er ist 2.390 Meter hoch und sehr aktiv. Seine Ausbrüche erfolgen zumeist in Serien, manchmal einhergehend mit Flughafensperrungen, Evakuierungen und Zerstörung von Infrastruktur und Wohngebäuden: 2004, 2010, 2016, 2019, 2022 … Für hinduistische Indonesier ist der Gunung Bromo eine Pilgerstätte. Und eine einzigartige Naturschönheit ist er ohnehin. Der Bromo hat also beste Voraussetzungen zum Social-Media-Star

Wir hatten bei der Vorbereitung unserer Indonesienreise bereits einige Filmbeiträge über den brummigen Riesen gesehen, auch über seine letzte Eruption 2022, als er seine Umgebung in eine dicke Schicht Vulkanasche hüllte.

Wir nahmen über eine Internet-Empfehlung Verbindung zu einem erfahrenen lokalen Guide auf, der uns ein auf unsere Wünsche zugeschnittenes Paket schnürte, das auch den Besuch des Kratersees am Iljen (s. separaten Beitrag) einschloss.

Aidey holte uns pünktlich um 11.00 Uhr von unserem Hotel in Malang ab und fuhr uns in einen kleinen Ort in unmittelbarer Nähe des Vulkanmassivs, wo sich fast alles um den Bromo dreht. Unmittelbar nach der Abfahrt waren wir drei bereits in ein munteres Gespräch vertieft, das im Grunde über die gesamte gemeinsame Zeit nicht aufhören sollte. Die Chemie stimmte einfach – ein sehr glücklicher Umstand. Die etwa vierstündige Fahrt bestätigte uns darin, uns in diesem Land (und wahrscheinlich auch in kaum einem anderen südostasiatischen) nicht ohne Not ans Lenkrad eines Autos zu setzen. Das extrem enge Überholen (links und rechts inklusive Standspur) bei Gegenverkehr und unübersichtlicher Verkehrslage ist hier eine Grundfertigkeit, ohne die man kaum vorankommt. Motorrad- und Rollerfahrer ohne Führerschein und Versicherung sind die Regel. Hier etwa in einen Unfall, vielleicht mit Personenschaden, verwickelt zu werden, wäre ein Alptraum. Wir hatten beispielsweise eine leichte Kollision mit einem Affen, der seitlich gegen die Hintertür krachte und hier eine Beule verursachte. Wir hielten an und schauten nach. Der Affe war weg, hat also überlebt, zumindest vorerst.

Aidey brachte uns sicher ans Ziel (das Café Lava Hostel in Cemorolawang; für den Zweck OK). Für uns hieß es nun Einchecken und und gleich wieder mit dem Jeep los zum Bromo. Denn das Erfolgsrezept unseres erfahrenen Guides ist „antizyklisches Verhalten“, was in diesem Fall konkret bedeutet: Genau dann zum Vulkan, wenn die anderen Besucher nicht mehr – oder noch nicht – da sind. Der Regelfall ist: Um drei Uhr morgens in der großen Karawane losziehen, um den Sonnenaufgang auf dem Vulkan zu erleben. Und wir haben quasi eine Sonnenuntergangstour gemacht.

BROMO-TOUR 1: Der Jeep ist deswegen erforderlich, weil man zunächst ein dunkles Lavasandmeer durchfahren muss (grundsätzlich kann man auch wandern, reiten oder mit einem Geländemotorrad fahren), das sich durch mehrere Eruptionen in einer riesigen zehn Quadratkilometer großen Caldera gebildet hat.

Macht schon Spaß, auf diese Weise durch den Sand zu brettern 😉.

Wenn man das Fahrzeug abgestellt hat, passiert man den Hindutempel Pura Luhur Poten. Er ist für Nichtgläubige nicht zugänglich.

Auf dem Weg zum Hindutempel
Die erste Etappe zu Fuß: zum Pura Luhur Poten

Hinter dem Tempel geht man durch eine Art Hohlweg, der an ein Flussbett erinnert.

Blick zurück in Richtung Tempel

Man erklimmt den Vulkankegel über eine Treppe mit 240 Stufen, die teilweise mit Aschesand bedeckt ist.

Der Blick von unten …
… und von oben.

Bereits auf dem Weg zum Vulkan schlägt einem immer wieder beißender Schwefelgeruch entgegen, der in der Lunge leicht brennt. Außerdem tut man gut daran, sich warm und winddicht anzuziehen, denn nach oben wird‘s immer kälter und windiger.

Und wenn man den Kraterrand erreicht hat, tut sich unten ein Naturschauspiel auf. Instinktiv weicht man ein bisschen zurück. Da möchte man nicht unbedingt reinfallen.

Da unten brodelt und zischt es mächtig.
Der Kraterrand ist nur zum Teil gesichert.

Der Kraterrand ist nicht mehr rundum begehbar, seit sich mehrere Einbrüche ergeben haben.

Aber wer möchte, bei Wind und immer wieder umnebelt von Schwefelschwaden, schon gerne über diesen Grat gehen??

Keinen Millimeter weiter!
Ein bisschen geht noch …

Nach unserem Abstieg fanden sich schon wieder die ersten Besucher für den Abend ein.

Und wir machten uns auf den Rückweg zu unserer Unterkunft. Und hielten nochmal kurz für ein Abschiedsfoto im Sonnenuntergang.

Als dann diese beiden Reiter aus dem Sonnenuntergangsszenario auf uns zukamen, fühlten wir uns für einen Augenblick in eine verkitschte Cowboywelt versetzt:

Nein, das sind KEINE Indianer 🤔.

BROMO-TOUR 2: Das war nur ein Abschied für wenige Stunden. Jetzt ging‘s in die Unterkunft zurück, einmal ums Eck zum Essen und dann ins Bett, um noch ein paar Stunden Schlaf zu kriegen. Denn wir waren um 3.30 Uhr wieder mit Aidey verabredet, dieses Mal, um den Tag mit Blick auf die Vulkangruppe zu begrüßen. Als wir aufstanden, hörten wir draußen schon das Brummen der Jeep-Motoren. Die Karawane machte sich also bereits auf den Weg, mit allem, was Beine oder Räder hat …

Und wir fuhren in die entgegengesetzte Richtung, stellten das Fahrzeug ab und wanderten zum Schluss einen Pfad hoch. Im ersten Abschnitt war viel los. Nach Abstellen der Fahrzeuge ging es per pedes weiter. Immer noch viele Menschen unterwegs. Es ist deutlich wahrzunehmen, dass sich an solchen „Insta-Orten“ Leute einfinden, die es gar nicht gewohnt sind, mal einen Hang hochzugehen, Jung und wie Jung. Als Aide uns zu einem engen Pfad lenkte, wo wir ein bisschen kraxeln mussten, waren wir fast allein. Auf „unserem“ Aussichtspunkt fanden sich etwa zwanzig Leute ein – kein Gedränge, kein Geschiebe. Und bestes Wetter, also freie Sicht auf die Vulkangruppe. Und wenn der Guide dann seinen Gaskocher rausholt und dir einen Kaffee kocht und dazu ein paar Kekse reicht, fühlt sich das ziemlich gut an 😊.

Aidey, der Mann für „special moments“

Und dann durften wir besondere Momente erleben, die sich tief in die Erinnerung einprägen und die keiner weiteren Kommentierung bedürfen …

Und nun zurück zur Unterkunft und frühstücken, Aidey geht voran!

Malang – Stadt der Alleen und Regenbogenviertel

Die 4-Millionen-Stadt wurde mit dem Anschluss ans Eisenbahnnetz 1879 zur Boomtown. Tausende von Europäern zogen wegen des angenehmen Klimas hierher, bauten Magistralen und Alleen, herrschaftliche Villen und großzügige Plätze.

Gruß aus der Kolonialzeit: Viele Straßennamen sind sowohl holländisch wie indonesisch.
Der repräsentative Tugu-Platz beherbergt das Balai Kota (früher Gemeente Huis) mit der Stadtverwaltung.

Natürlich ist auch Malang von überbordendem Verkehr geplagt, aber hier kann man durchaus mal zu Fuß auf Erkundung gehen 😉.

Besuchenswert ist beispielsweise der 200 Jahre alte chinesische Tempel Klenteng Eng An Kiong. Er vermittelt eine angenehme, etwas rauchgeschwängerte Atmosphäre. Der Hauptschrein ist dem Gott des Wohlstands gewidmet.

Sehr beeindruckt haben uns die beiden „Regenbogendörfer“: Kampung Tridi und Kampung Jodipan. Die beiden an Felshängen klebenden Armenviertel sollten vor Jahren abgerissen und die Bewohner umgesiedelt werden. Studenten der Universität Malang entwickelten sodann die Idee, die Viertel in eine knallbunte Farbwelt zu tauchen und damit zu einer Touristenattraktion zu machen. Voilà, so ist es dann 2016 geschehen. Heute zahlt man Eintritt, um durch die verwinkelten Gässchen zu schlendern. Das Ganze ist äußerst fotogen!

Selbstverständlich kann man Armut nicht durch einen bunten Anstrich beseitigen – und die ist deutlich sichtbar immer noch vorhanden. Aber viele Menschen in den Regenbogendörfern haben durch die Touristen, die auch mal eine Kleinigkeit kaufen und etwas konsumieren, eine Erwerbsquelle. Zu spüren gibt st am freundlichen Nicken und Grüßen, dass man durchaus willkommen ist.

Neben dem flächendeckenden Anmalen von Gebäuden, Treppen, Pflasterwegen und schlichtweg allem, was Farbe aufnehmen kann, gibt es zahlreiche Streetart-Werke mit künstlerischem Anspruch, wie man an diesen Beispielen sieht:

Toll, was man mit Initiative, Farbe und Fantasie bewirken kann, oder?

Kopi Luwak Kaffee – holy shit!

Kopi Luwak gilt mit 800 – 1.000 Euro pro Kilo als der teuerste Kaffee der Welt. Warum? Weil die Gewinnung des „Katzenkaffees“ sehr aufwendig und nur in kleinen Mengen möglich ist.

Im Zentrum von Yogyakarta, in der Nähe des Sultanpalastes (Kraton), gibt es einen kleinen Laden, der ausschließlich zu Kopi Luwak anbietet, zum Verkosten vor Ort und zum Kauf der Bohnen in den Varianten Arabica und Robusta. Für Normalsterbliche ist der Erwerb dieses Kaffees wohl nur in homöopathischen Dosen möglich.

„Kopi“ ist das indonesische Wort für „Kaffee“ und „Musang Luwak“ ist die Bezeichnung für den wilden Fleckenmusang, eine nachtaktive wildlebende Schleichkatzenart, die gerne Kaffeefrüchte frisst. Das Kätzchen kann aber nur das Fruchtfleisch verdauen und scheidet die Kaffeebohne wieder aus. Im Darm werden die Bohnen einer sogenannten Nassfermentation durch bestimmte Enzyme unterzogen. Diese verleihen der Bohne – neben dem Trocknungs- und Röstprozess – ein besonderes Aroma, das John Cleese einmal folgendermaßen beschrieb:

„erdig, modrig, mild, sirupgleich, gehaltvoll und mit Untertönen von Dschungel und Schokolade“ (zitiert nach Wikipedia).

Wir haben gekostet und waren sehr angetan. Und meinen, dass der britische Schauspieler die Geschmacksnote des Kopi Luwak gut auf den Punkt gebracht hat.

Von rechts oben nach links unten: Kaffeefrüchte vor dem Verfüttern – ausgeschiedene/fermentierte Bohnen – fermentierte Bohnen nach der Reinigung
Frisch ausgeschiedene Bohnen im Detail
Die stolze Ladenbesitzerin
Innenbereich
Außenbereich; der Fleckenmusang sieht aus wie eine Mischung aus Hauskatze und Waschbär
Ein besonderes Geschmackserlebnis

Yogyakarta – Spaziergang zum Kraton

Yogyakarta gehört auf jeden Fall in Java, wahrscheinlich aber insgesamt in Indonesien, zu den touristischen Schwergewichten und dies nicht nur wegen der UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten Borobudur und Prambanan weit außerhalb der Stadt.

„Yogya“ bietet nämlich im unmittelbaren Stadtbereich diverse Sehenswürdigkeiten und hat sich zu einem Zentrum der indonesischen Kunstund Kulturszene und Kulinarik gemausert.

Wir gehen ja gerne einfach mal los, nicht ohne Ziel, aber mit Muße und Ausdauer. Will sagen: zu Fuß. Und das ist in Südostasien immer so ein Ding. Weil man hier eben einfach nicht zu Fuß geht. Stets fährt man irgendwie, oder versucht es zumindest. Deswegen (?) gibt es für Menschen, die per pedes unterwegs sind, keinerlei Infrastruktur, also keine Bürgersteige (die diesen Namen verdienen), alles ist zugeparkt und -gestellt, keine Fußgängerüberwege usw. Trotzdem halten wir an unserer Methode fest. Warum? Weil man so eben doch mehr als beim Fahren sieht, mit Menschen in Kontakt kommt, von kleinen Kindern mit einem fröhlichen „hallo“ bedacht und abgeklatscht wird. Aber der tosende Verkehr und die Abgase können selbst hartnäckige Fußgänger wie uns zermürben … Dann flüchten wir für eine Weile in ein Einkaufszentrum oder ein Café oder Restaurant und beraten, wie wir weiter vorgehen wollen. Manchmal kommt dabei heraus, dass wir uns ein Grab-Taxi bestellen. Oder wir stampfen innerlich mit dem Fuß auf, bleiben bei unserem Vorhaben und laufen einfach weiter. Hiesige Menschen müssen denken, dass wir meschugge sind. Vielleicht haben sie recht. Zumindest ein bisschen. Ostfriesen sind so. Saarländerin manchmal auch. Zumindest ein bisschen 🤔.

In Jakarta war‘s mit dem Gehen wirklich schwierig, in Bandung nicht viel besser. Yogyakarta indes hat uns ein wenig versöhnt. Hier haben wir enge Wege und Gassen gefunden, wo gelegentlich ein Motorroller vorbeikam, aber kein Auto. Und das kam so: Wir wollten von unserer Unterkunft, wo man Luft zum Atmen hatte,

Der Innenhof des Duta Guest House in Yogyakarta

zum Kraton gehen. Dieser ist quasi eine Stadt in der Stadt, ein etwa vier Quadratkilometer großer Palast- und Wohnbezirk, Residenz des Sultans von Yogyakarta, das eines von zwei verbliebenen Sultanaten Indonesiens ist.

Der Weg dorthin war ganz nach unserem Geschmack, denn es ging – Google Maps sei dank – links und rechts quer durch die Wohnviertel, und da gibt’s immer viel zu schauen und fotografieren. Hier ein paar Beispiele:

Der Kraton ist über weite Strecken von einer hohen Mauer umgeben, an der ständig gearbeitet wird. Der Bereich ist nur durch fünf Schranken zugänglich.

Hier ist sogar eine Frau mit Hijab unter dem Bauhelm dabei!

Die Familien, die im und am Kraton wohnen, müssen ein Mitglied für Arbeiten im Palast abstellen. Das sind die sogenannten „Freiwilligen“, von denen es über tausend geben soll. Man hat den Eindruck, dass es den Menschen in den Wohngebieten um den Kraton herum im Durchschnitt besser geht. Sie haben sich auf bescheidenem Niveau auf den Tourismus eingestellt.

Der VW Käfer lebt! Wenn auch nur muskelgetrieben 😊

Und als wir dann endlich am frühen Nachmittag am Palast angekommen waren, war dieser bereits geschlossen 😞.

Die wichtigsten Straßen des Kraton münden jeweils in zwei repräsentative Plätze, den Alun-Alun Kidul im Süden und den Alun-Alun Lor im Norden. Das gesamte Gebiet bildet das Zentrum Yogyakartas – und ist zu Fuß gut zu erkunden.

Südwestlich des Kraton liegt der Taman Sari, das 1758-65 angelegte „Wasserschloss“, von dem nur Reste erhalten sind.

Eingangsbereich des Taman Sari

Vom großen quadratischen Alun-Alun-Platz aus kann man einen Blick auf den prächtigen Pagelaran, die Eingangshalle des Sultanpalastes, erhaschen.

Von hier sind es nur ein paar Schritte zu einer als „Kilometer Null“ bekannten Kreuzung, die von mehreren repräsentativen Gebäuden aus der niederländischen Kolonialzeit umgeben ist, von denen heute einige Banken beherbergen.

Bank Indonesia

Hier befindet sich auch die Benteng Vredeburg, ein 1765 erbautes niederländisches Fort. Sie dient heute als Ausstellungsgebäude für die Geschichte des indonesischen Befreiungskampfes. Als Medium werden fast ausschließlich Dioramen benutzt, was schlichtweg nicht mehr auf der Höhe der medienpädagogischen Zeit ist. Schade.

Der Platz vor der Vredeburg wird gern für Erinnerungsfotos genutzt.

Dabei hatte ich den Damen nur ein Handküsschen zugeworfen 😍.

Und was darf bei einem Rundgang durch eine Stadt nicht fehlen?

Streetart!

PS: Beinahe wäre Eva von einem grimmigen Palastwächter entführt worden! Es heißt, er ziehe sich gerne mal eine Widerspenstige über die Mauer, um sie gefügiger zu machen 😱.

Borobodur und Prambanan

Die weitaus meisten Touristen kommen nach Yogyakarta, um von hier aus die beiden Weltkulturerbe-Stätten Borobudur und Prambanan zu besuchen. Das ist bei uns auch nicht anders.

Man spürt das schon beim Einchecken im Hotel. Wir sind mit dem Duta Guest House mittendrin in der Backpacker-Szene von „Yogya“, wie viele hier sagen. Restaurants und Cafés mit kulinarischen Angeboten zu vergleichsweise eher höheren Preise, in den Kneipen hört man die Musik, die überall gefällt, der Waschsalon ist gleich nebenan. Die GrabMotorräder rollen langsam die Straße hinunter, um ihre Kunden nicht zu verpassen. Man schwingt sich lässig auf den Sozius-Platz, setzt den Helm auf, den der Fahrer rüberreicht. Wichtig: Den Kinnriemen des Helms offen lassen. Denn nur so ist man cool, weil man zwar der Helmpflicht folgt, aber sie gleichzeitig als sinnlos demonstriert 🤔.

Die Touren zu den beiden Weltkulturerbe-Stätten werden auf unterschiedlichen Wegen angeboten, sowohl über Plattformen im Netz wie GetYourGuide und Tripadvisor als über Agenturen vor Ort, Hotels usw. Ähnlich wie bei Angkor Wat in Kambodscha ist das eine gut geölte Cashmaschine: Ein Kombiticket Prambanan/Borobodor mit Fahrer und Guides vor Ort kostete uns komplett mit Trinkgeldern etwa 120 Euro pro Person – damit durften wir auch den oberen Bereich des Borobodur besteigen, wo man die tollen Fotos mit den Stupas schießen kann. Etwa die Hälfte dieser Beträge ist allein für die Eintrittskarten zu veranschlagen. Unterhalb dieser Preiskategorie gibt es noch andere Varianten mit beschränkten Zugangsmöglichkeiten, Zugang nur zu einer Tempelanlage, man kann mit dem Bus oder mit einer größeren Gruppe fahren etc. Und auch noch teurere Varianten (Sonnenaufgang) sind möglich. Aber wenn man schon mal hier ist …

Und wenn man die finanzielle Seite einmal ausblendet, hat sich die Tour für uns auf jeden Fall gelohnt: Wir hatten während der langen Autofahrten mit unserem Fahrer tolle Gespräche über Gott und die Welt (eigentlich eher über seinen Kollegen Allah und die Welt), und die Guides haben uns auf qualifizierte Weise ihre Themen nähergebracht.

Die Kohle ist irgendwann verschmerzt und die Eindrücke bleiben.

Wir werden an dieser Stelle nicht versuchen, mit den detailreichen Informationen über Borobodur und Prambanan in Konkurrenz zu treten, die es bereits in unzähligen Büchern, Broschüren, Blog- und Vlog-Beiträgen gibt. Ein paar Sätze zur Einordnung sind jedoch schon erforderlich.

Also: Kinoy, unser Fahrer, im Hauptberuf Lehrkraft an einer Fachschule für Tourismus, holte uns gegen 9.00 Uhr vom Hotel ab und fuhr – abweichend von der üblichen Reihenfolge – zuerst zur hinduistischen Tempelanlage Prambanan, die 17 Kilometer nordöstlich von Yogyakarta liegt. Sie wurde 856 eingeweiht und bestand zu Hochzeiten aus 250 Gebäuden. Schon ab dem 10. Jahrhundert setzte ein allmählicher Verfall ein, und im Laufe der Jahrhunderte verursachten Erdbeben immer wieder große Schäden. Noch im 19. Jahrhundert benutzte man Prambanan quasi als Steinbruch, sowohl für den privaten Haus- als auch für den öffentlichen Straßenbau. Seit den 1970-Jahren wurde viel restauriert. Was wir heute besteigen und bewundern können, ist in erster Linie der weitgehend restaurierte Haupttempel Roro Jonggrang, der von einer Reihe kleinerer Tempel umgeben ist.

Tempelanlage Prambanan im Überblick
Prambanan aus der Ferne – in der Mitte der alle anderen überragende Haupttempel

Unser Guide in der Tempelanlage, Addy, ansteckend begeisternd, gab uns anhand der Statuen, Reliefs und sich manifestierenden Bauprinzipien eine Einführung in den Hinduismus. Klar wurde, dass hier im Grunde jeder Stein eine höhere Bedeutung hat, jede Körperstellung einer Figur symbolisch über sich hinausweist. Der Shiva-Tempel ist auf drei Ebenen angelegt:

Der zentrale Tempel von Prambanan
  1. Bhurloka – Fundament und Basis; steht für die Welt des Normalsterblichen
  2. Bhurvaloka – Mittelbau mit Treppen zu den erhöhten Eingängen ins Tempelinnere; repräsentiert die allmähliche Loslösung vom Weltlichen und dem Besitz; die Innenräume enthalten Statuen von verschiedenen Gottheiten
  3. Svarloka – oberer zentrierter Bereich: symbolisiert die göttliche Ebene und ist von einer Spitze gekrönt; die äußere Mauer ist mit 42 Reliefs aus dem Ramayana verziert
Immer gehorsame und alles abnickende und nachplappernde Papageien.
Aufsässige und rebellische Affen
Einer der Seitentempel
Auch der abschreckend wirkende Wächter im Candi Sewu-Komplex konnte die weitgehende Zerstörung nicht verhindern.

Borobodur ist eindeutig die Hauptattraktion. Er ist das größte buddhistische Monument der Welt.

Auf diesen Wegen nähert man sich der Tempelanlage von Borobodur.

Borobodur liegt 42 Kilometer nordwestlich von Yogyakarta. Der Aufstieg auf den Tempel ist auf 1.200 Personen begrenzt, und es dürfen sich zur gleichen Zeit nie mehr als 150 Personen auf dem Bauwerk aufhalten.

Borobodur wurde 750 – 840 unter der Sailendra-Dynastie gebaut, die um 850 von einem hinduistischen Regime verdrängt wurde. Wenige Jahre später wurde die Anlage durch einen Vulkanausbruch zur Hälfte verschüttet. Erst 1000 Jahre Jahre später wurde der Borobodur auf Initiative der britischen Invasoren freigelegt. Die Restaurationsbemühungen wurden von den Niederländern fortgesetzt und in den 1970er-Jahren mit UNESCO-Mitteln in Zusammenarbeit mit der indonesischen Regierung erheblich intensiviert.

Borobudur wird im Osten beginnend im Uhrzeigersinn umrundet. Er ist auf sechs Ebenen angelegt, den buddhistischen Kosmos-Vorstellungen entsprechend. Die drei zentralen Ebenen sind:

1. Khamadhatu = irdisches Dasein

2. Rupadhatu = Lösung vom Weltlichen

Im Grunde laufen die Besucher auf den unteren Ebenen ein Relief-Bilderbuch ab, das unter anderem Szenen aus dem Lebens des Siddharta (Buddha) darstellt.

Begegnung Siddhartas mit einem Kranken …
… und einem Mönch.
Spannend auch diese Abbildung eines Handelsschiffs, das in modernen Zeiten nachgebaut wurde und als Beleg für die sogenannte „Zimtroute“ diente.
Erdbebensichere Pflasterung

3. Arupadhatu = göttliche Ebene; realisiert durch drei kreisförmige Terrassen, die auf einen zentralen Stupa zulaufen. Hier blicken 72 Buddhas in unterschiedlichen symbolträchtigen Körperhaltungen durch kleinere perforierte Stupas in alle Himmelsrichtungen

Der Aufgang zur höchsten Ebene mit den 72 Stupas

Sich auf der oberen Ebene mit wenigen anderen Besuchern bewegen zu dürfen ist fantastisch. Diese strahlt eine große Ruhe und Erhabenheit aus. Diese Stupas sind wunderbare Fotoobjekte.

Hier ein Link für Interessierte, die mehr über Borobodur erfahren möchten:

BROCHURE-BOROBODUR-IN-ENGLISH

Bandung als Ausgangspunkt für Touren

Unsere nächste Station, von Jakarta kommend, ist die Hauptstadt Westjavas Bandung (2,5 Millionen Einwohner).

Bandung gilt als kulturelles und kulinarisches Zentrum der Sundanesen. Touristisch interessant ist es vor allem wegen seiner vielen günstigen Klamottenläden – denn hier lassen sowohl zahlreiche internationale Modelabels wie auch indonesische Kleidermarken ihre Produkte herstellen. Architekturinteressierte erkennen im Zentrum immer mal wieder ein Gebäude mit Jugendstilelementen, zumeist in schlechtem Zustand, oder auch andere hübsche Details.

Auch andere Hinweise auf die koloniale Vergangenheit sind unübersehbar:

Für die holländische Kolonialregierung war Bandung vor allem wegen seiner Höhenlage (700 Meter ü.d.M.) interessant. Sie ließ Mitte des 19. Jahrhunderts großflächig Teeplantagen anlegen, die heute noch das Landschaftsbild bestimmen. Auch heute noch ist Bandung Ziel für Jakartas smoggeplagte Einwohner und füllt sich an den Wochenenden und zu Urlaubszeiten entsprechend.

Die nähere Umgebung von Bandung hat weitere Attraktionen zu bieten. Dabei stehen sowohl nördlich als auch südlich der Stadt Ausflüge ins umliegende Gebirge, wo es Vulkane, Kraterseen und heiße Quellen gibt, zur Wahl. Wir entschieden uns für eine geführte Tour in den Süden, weil dieser als weniger überlaufen als der Norden gilt. Ein Fahrer-Guide ist ausgesprochen ratsam, weil er nicht nur viel Wissen zu den Ausflugszielen hat, sondern sich darüber hinaus gut auskennt und den Verkehr zu meistern weiß. Wir raten dringend davon ab, sich unter diesen Bedingungen selbst ans Steuer zu setzen. Außerdem organisiert der Guide die gesamte Tour einschließlich Essenspausen, Eintritts- und Parkgebühren etc.

Wir hatten großes Glück mit unserem Guide Ficky, der uns einen ganzen Tag engagiert begleitet hat. Nachdem wir das Stadtgebiet verlassen hatten, hielt er spontan auf dem Seitenstreifen einer Schnellstraße an ausgedehnten Reisfeldern. Wir haben uns dann vor Ort die verschiedenen Phasen des Reisanbaus und der Ernte erklären lassen und auch selbst ein bisschen mit Hand angelegt.

So wird die Spreu vom Korn getrennt …

… und werden die Körner zum Trocknen auf einer Plane verteilt.

Nachdem wir die Schnellstraße in Richtung Ciwidey verlassen hatten und die Straßen allmählich enger wurden, bewegten wir uns durch eine bergig-grüne Landschaft, die hauptsächlich agrarwirtschaftlich genutzt wird. Gemüse- und Erdbeeranbau bestimmten das Bild.

Unser Ziel war der Parkplatz zum Kawah Putih, um von dort auf einen Aussichtspunkt zu wandern, von dem wir einen tollen Blick auf den türkisfarbenen Kratersee des Patiha-Vulkans hatten. Zuvor streiften wir durch die für diese Gegend typischen Teefelder.

Rancabali – Tee so weit das Auge reicht.
Oben auf dem Gipfel trafen wir auf eine Gruppe junger Niederländerinnen – Spaß beim Gruppenfoto 😊.

Den stark schwefelhaltigen Vulkansee Situ Patengan wollten wir auch aus der Nähe anschauen:

Auf der gegenüberliegenden Seite steigt ständig Rauch auf.

Nach dem schweißtreibenden Auf und Ab war uns nach etwas Entspannung zumute, und da gibt es in einer Vulkanlandschaft besondere Möglichkeiten: heiße Quellen.

Auf dem Weg dahin ging es über eine Hängebrücke und anschließend mit einer Art Korbseilbahn über eine Schlucht.

Wir hatten unsere Badesachen im Rücksack, so dass wir das herrlich warme Wasser einschließlich Schlammpackung in vollen Zügen genießen konnten.

Blick auf die Quellen von der Seilbahn aus.
Die heißen Quellen des Kawah Cibuni

Auf dem Rückweg lud uns Ficky dann noch auf einen Käse-Schoko-Pfannkuchen mit Kondensmilch ein. Lecker!

Was für ein Tag …

Jakarta – Spaziergang zum Sunda Kelapa-Hafen

Wir haben meistens bei längeren Reisen einen Reiseführer aus der Reihe „Stefan Loose Travelhandbücher“ im Gepäck – so auch diesmal bei unserer Indonesienreise. Hier wird, ausgehend vom Fatahillah-Platz, ein 5-km-Spaziergang zum Sunda Kelapa-Hafen vorgeschlagen, dem wir folgen.

Zunächst laufen wir den „Großen Kanal“ (Kali Besar) entlang, der an beiden Seiten von Handeskontoren und Warenlager aus der holländischen Kolonialzeit gesäumt ist. Besonders imposant ein prächtiger weißer Hotelbau. Und dann fühlen wir uns beim Anblick der Hoenderpasarbrug (Hühnermarktbrücke) unmittelbar in die Niederlande versetzt. Die Zugbrücke ist 200 Jahre alt und leider in keinem besonders guten Zustand.

Wenige hundert Meter weiter, an der Kanalmündung, geraten wir an eine weitere Hinterlassenschaft der Holländer, einen 1839 erbauten etwas windschiefen Aussichtsturm (Menarar Syahbandar).

Ab hier werden wir auf eine Gedulds- und Durchhalteprobe gestellt: Wir müssen unmittelbar an einer stark befahrenen Straße gehen, die nur Stop-and-Go ermöglicht. Die hat zwar einen Bürgersteig, aber den beanspruchen die Motorrad- Sund Rollerfahrer für sich. Auf der Straße schiebt ein altertümlicher LKW den nächsten an. Wir bewegen uns in einer üblen Abgaswolke. Schutz vor den motorisierten Zweirädern finden wir nur an einer originellen Bushaltestelle.

Dann kommen wir an eine Schranke, und damit erklärt sich der LKW-Stau: Sie müssen alle einzeln abgefertigt werden. Wir werden durchgelassen und gehen in Richtung der Kaimauer – und können unseren Augen kaum trauen. Hier am ältesten Hafen Jakartas, Sunda Kelapa, sind unzählige Pinisi vertäut. Die traditionellen Lastensegler mit ihrem hohem Bug werden be- und entladen. Man kann sich an dem geschäftigen Treiben kaum sattsehen!

Danach ist es für uns Zeit für eine Pause. Nur wenige Gehminuten von Sunda Kelapa entfernt liegt ein großer kolonialer Backsteinbau mit viel Teak im Innern: Batavia Marina. Wir suchen uns einen schönen Platz auf der Außenterrasse, schauen auf den Yachthafen, lassen uns von einem lauen Lüftchen umwehen, genießen ein tolles Fischgericht und freuen uns an unserem schönen Leben.

PS: Wir haben im weiteren Verlauf der Reise in Sulawesi eine Pinisi-Schiffswerft besucht und darüber in einem separaten Post berichtet.

Chinesenviertel Jakarta

In vielen Großstädten der Welt gehören Chinesenviertel ins Stadtbild. Jakarta macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Es liegt südlich vom Kota-Bahnhof und ist beispielsweise vom Fatamahillah-Platz aus in gut zehn Minuten zu Fuß zu erreichen.

Jakartas Chinatown hat viel von seinem früheren Glanz verloren. Eine Vielzahl der Bauten wurde bei den Unruhen 1998 zerstört. Vor dem Hintergrund einer tiefgehenden Wirtschaftskrise und Versorgungsengpässen gab es gezielte Brandstiftungen und Angriffe auf Leib und Leben der ethnisch chinesischen Bürger.

Unser Rundgang beginnt am Pantjoran Tea House, vorbei an ein paar alten chinesischen Apotheken, die ausschließlich traditionelle Rezepturen und Heilmittel anbieten. Nach etwa 100 Metern biegt man links in die Il. Kemenangan ein und befindet sich auf dem Petak SembilanMarkt. Im vorderen Teil werden Obst und Gemüse, Haushaltswaren und Räucherstäbchen angeboten, gefolgt von Fisch, Fröschen und Hühnerfüßen.

Den Abschluss des Marktabschnitts bilden Stände, die Vögel verkaufen.

Uns fällt auf, dass die Menschen in diesem Viertel offensichtlich arm sind. Modernere Gerätschaften und Transportmittel fehlen weitgehend.

Sodann kommt man an den bedeutendsten chinesischen Tempelkomplex der Stadt, Jin De Yuan, 1650 errichtet, 1755 nach der Zerstörung wieder aufgebaut, 1890 restauriert. 2015 brannte der Tempel weitgehend nieder, weil sich während des Laternenfestes an einem der vielen Kerzen ein Feuer entzündete. Der Wiederaufbau scheint zu stocken, für uns ist die Anlage nur aus der Ferne zu betrachten.

Biegt man hinter Jin De Yuan rechts ab, geht man an einer katholischen Kirche (Santa Maria De Fatima) vorbei. Sie wurde von einer wohlhabenden chinesischen Familie erbaut. Kurz dahinter auf der linken Seite findet sich der Eingang zum Vihara Dharma Jaya Toasebio, ein hübscher kleiner Tempel, der durch zig Kerzen erleuchtet ist und offensichtlich gerne von den Gläubigen besucht wird.

Wir haben uns zum Abschluss unseres Chinatown-Besuchs etwas Besonderes gegönnt: einen Tee nach Originalzeremonie. Durchaus im doppelten Sinn belebend!

Pantjoran Tea House
So wird die Tasse richtig gehalten.

Jakarta – auf ins Getümmel

Nach etwa achteinhalb Stunden Flug von Dubai mit Emirates (sehr angenehm) treffen wir nachts um zehn am Flughafen ein. Das Gepäck ist gleich da, und wir haben bereits vorab ein Zweimonatsvisum beantragt. Unser Fahrer wartet schon, aber wir brauchen dann doch noch länger, weil wir zunächst online eine Zollerklärung ausfüllen müssen – ein etwas kniffeliges Unterfangen, wenn man nicht von hier ist und Indonesisch versteht. Danach erstmal ins Hotel im Zentrum, duschen und schlafen.

Die erste Aktion ist nach der Einreise in ein solches Land: Bargeld (in Indonesien wird viel bar bezahlt, so hatten wir gelesen) und (hotspotfähige) SIM-Karten für die Handys besorgen. Geld am besten über ATMs mit Kreditkarte ziehen. Anders als beispielsweise in Vietnam oder Kambodscha ist der Erwerb einer SIM-Karte in Indonesien eher aufwendig. Man muss den Reispass vorlegen, es wird ein Foto gemacht und eine Beratung durchgeführt, dann wird Cash gezahlt. Und Letzteres hatten wir noch nicht besorgt 😞. Gut Ding will gut Weil haben …

(Unsere Reisepässe werden wir in den folgenden Wochen noch oft brauchen, beispielsweise auch bei jeder Zugfahrt.)

Inzwischen können wir hemmungslos im Internet surfen und genauso hemmungslos die Millionen ausgeben! Denn 50.000 Indonesische Rupiah entsprechen ungefähr drei Euro.

Endlich Millionärin – das sind 2,5 Millionen!

Wenn man hier Geld aus dem Automaten zieht, muss man sich halb in das Gerät hineinbeugen, sonst sieht man nichts auf der Tastatur. Das Ausgabelimit liegt in Indonesien zumeist bei zwei Millionen Rupiah.

Wir sind in einem Hotel in Menteng untergebracht, das ist recht zentral, viele Botschaften drumherum. Wir machen es so, wie wir‘s meistens machen: Rucksack mit dem Nötigsten und dann mit Hilfe von Google Maps die Stadt zu Fuß erkunden. Aber, wir fühlen uns gleich an Hanoi erinnert, Fußgänger stehen in der Hackordnung der Verkehrsteilnehmer gaaaanz tief unten. Darunter gäbe es nur noch Rollstuhlfahrer, Menschen mit Kindern oder Sehbehinderte – aber das ist nur theoretisch, im Alltag kommen sie einfach nicht vor – obwohl es an vielen Stellen Orientierungsstreifen für Blinde gibt. Motorräder und -roller bestimmen das Bild und schaffen sich ihre Bahnen zwischen den Privatautos und Taxis, klapprigen Kopaja-Bussen und Lkw wie von magischer Hand gezogen selbst. Der Lärm ist ohrenbetäubend, die Luft metallisch-stickig. Am liebsten würde man das Atmen vorübergehend einstellen.

Sie bringt nur ein entschieden auftretender Polizist zum Halten.

Jakarta ist mit 12 Millionen Einwohnern (mit den Trabantenstädten sind es 35 Millionen) eine echte Megacity. Seine Bewohner nennen es gerne „Big Durian“ – stinkt nach außen unerträglich und ist innen süß und verführerisch. Zu welchen Anteilen was stimmt, können wir nicht beurteilen. Da braucht‘s bedeutend mehr als zwei Tage Aufenthalt. Aber mit offenen Augen finden wir vielleicht doch die eine oder andere Perle.

Dazu zählt das Nationaldenkmal Monas wohl eher nicht. Das ist eine in einem kleinen Park gelegene Säule mit einer Aussichtsplattform auf 115 Metern Höhe, die aber zum Zeitpunkt unseres Besuchs Anfang September 2024 geschlossen ist. So richtig gereizt hätte die uns kaum. Wichtig für Indonesiens Geschichte ist das Denkmal auf jeden Fall: es symbolisiert die Unabhängigkeit Indonesiens. In der sogenannten Kontemplationshalle wird die Unabhängigkeitserklärung aufbewahrt.

Das „Monumen Nasional“ – Monas

Etwas genervt vom tosenden Verkehr ordern wir ein Grab-Auto (funktioniert ähnlich wie Uber und ist in Südostasien weit verbreitet) und lassen uns nach Alt-Jakarta (Kota) chauffieren. Was für eine Erholung. Klimaanlage, Musik … Häufig im Schritttempo unterwegs kann man so dass turbulente Treiben da draußen in aller Ruhe beobachten. Kota lässt sich gut zu Fuß erkunden. Zentral ist hier der Taman Fatahillah, der alte Rathausplatz, mit mehreren repräsentativen Gebäuden aus holländischen Kolonialzeit, die mit Hilfe der UNESCO restauriert wurden.

Jakarta History Musem, unter den Holländern das „Stadthuis“, das auch ein Gefängnis beherbergte

Im nördlichen Teil des Platzes ist eine bronzene Kanone (Si Jagur) aufgestellt, die sich bei Indonesierinnen mit Kinderwunsch besonderer Beliebtheit erfreut: Sie berühren den Knauf, der aus einer Hand mit einer eindeutigen Geste besteht:

Ein echtes Schmuckstück am Taman Fatahilla ist das Café Batavia, eine schön restaurierte Kolonialvilla mit Memorabilia aus den 1950-Jahren, wo wir uns einen Cappuccino in stilvoller Atmosphäre gegönnt haben.

Das Café Batavia – von außen weniger beeindruckend als von innen

Auf dem Fatahilla-Platz geht’s abends und am Wochenende trubelig zu. Es treten Bands auf, überall sind Essenstände, hie und da verdienen sich Kleinkünstler ein paar tausend Rupiah. Besonders beliebt scheinen kurze Ausflüge mit bunten Hollandrädern. Gerne holen die Indonesier bei Spaßfotos Europäer dazu.

Wohlstand und Armut sind in Indonesien wie Geschwister, die im selben Haus wohnen. Krasse Armut ist stets unmittelbar nebenan.

Zu den besonderen Vergnügungen in Südostasien gehört für uns das Tuktukfahren. Und das haben wir uns in Jakarta auch gegönnt 😉.

Und wenn wir schon bei den Dauerbrennern bei den Reisefreuden sind, dürfen die Streetart-Künster nicht unerwähnt bleiben.