Dubai – einfach mal ums Eck zum Essen

Tja, so haben wir das gemacht. Nach dem 6-Stunden-Flug von Frankfurt nach Dubai mit einem vorher bestellten Fahrer rasch ins Hotel, schnell duschen (SEHR heiß hier!), einmal raus um den Block und dann waren wir bei DAMPA.

Das sah von außen originell aus, viele junge Leute drin … Wir haben das beliebteste Gericht bestellt. Da macht man ja nichts falsch. Oder doch?

Da kommt der Kellner zunächst mit Papiertischdecken, spritzt eine dunkle Soße drauf, verschwindet kurz und kommt dann mit zwei großen Kübeln zurück – einer ist mit Reis gefüllt, der andere mit Meeresfrüchten. Kein Besteck. Nur Plastikhandschuhe. Der Inhalt wird auf den Tisch gekippt. Dann wird herzhaft zugepackt. Das sieht so aus:

Bei DAMPA geht’s handgreiflich zur Sache 🤔.

Am Ende wird das Schlachtfeld mit den Tischtüchern zusammengepackt. Fertig.

Ab nach Dubai!?

So, wir sind wieder auf Tour – etwas länger als neun Wochen ferne Länder und Kulturen, Reisen von A nach B, ständig wechselnde Unterkünfte, Regionen und Routinen liegen vor uns. Gut fühlt sich das an. 😊

Wir sitzen gerade in einem sehr großen Emirates-Flugzeug, einer Boing B777-300, mit Ziel Dubai. Der Flieger ist bestenfalls halb voll ist. Warum? Weil wir heute den 29. August (2024) haben, und dann fliegt eigentlich kein normaler Mensch nach Dubai. Denn der August ist mit Temperaturen über 40 Grad Celsius der heißeste Monat in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die richtige Reisezeit für die Arabische Halbinsel sind die europäischen Wintermonate. Warum machen wir das? Anfängerfehler?!

Nicht viel los im Flieger nach Dubai.

Nein. Zum einen setzen wir darauf, dass in Dubai sowieso alles klimatisiert ist. Zum anderen, und das ist der eigentliche Grund, sind wir ja auf dem Weg nach Indonesien, und Dubai ist für ein paar Tage unser Zwischenstopp

Das muss man sich ja mal anschauen, allen strammen Vorurteilen (Gigantonomismus, Turbokapitalismus, ökologische Fragwürdigkeit) zum Trotz!

Und die Fluggesellschaft bringt uns auf angenehme Weise hin: viel Beinfreiheit beim Sitzen, exzellenter Service, gutes Essen – sogar mit einem Schwabengruß: Zwar wird kein Trollinger zur Roulade gereicht (stattdessen ein Bordeaux), aber als Beilage gibt es Spätzle mit Kraut. Ein vorerst letzter Gruß aus unserer Wahlheimat.

Im Anschluss an Dubai bereisen wir mit allen verfügbaren Verkehrsmitteln Java, Bali, Sulawesi, Lobok und Flores. Wir haben uns ein spannendes und abwechslungsreiches Programm vorgenommen und werden in gewohnter Weise in unserem Blog berichten. Schaut gerne vorbei!

Fuerteventuras Süden – Strände und mehr

Wir haben uns für diesen in heimischen Gefilden trüben Januar 2023 den wärmsten Ort auf den kanarischen Inseln ausgesucht: Jandia im Südostzipfel von Fuerteventura. Unsere Hoffnungen werden wahr. Es ist dauerhaft um 20 Grad, und der für Fuerteventura so typische Wind hält sich in Grenzen. Schon nach ein paar Tagen stellt sich bei uns ein echtes Sommerfeeling ein. Wir haben Mühe, uns vorzustellen, was denn eigentlich drei Grad und Nieselregen bedeutet …

Wir haben ein Apartment mit Meerblick in einem Hotel gebucht, für unsere Bedürfnisse genau richtig. Es sind nur 300 Meter zum Meer, und wir können unsere Einkäufe direkt vor Ort erledigen. Das Sahnehäubchen: Nur knapp zwei Kilometer entfernt von uns liegt Morro Jable, ehemals ein abgelegenes Fischerörtchen. Dort gibt’s ein paar Lokale direkt am Strand, wo man frischen Fisch mit Meerblick und Sonnenuntergang bekommen kann. Also quasi paradiesische Zustände für uns ;-).

Hier der Blick von unserem Balkon:

Der Weg nach Morro Jable ist ein reines Vergnügen – entweder direkt am Strand entlang oder etwas versetzt über eine breite Promenade.

Promenade nach Morro Jable
Blick auf das nächtliche Morro Jable
Auch Willy Brandt war dem Charme von Morro Jable erlegen, deshalb hat man ihm auf der Promenade ein Denkmal gesetzt.

Natürlich ist hier alles auf Tourismus ausgerichtet, und wenn man hier unterwegs ist, kann man die Menschen auf der Straßen und in den Lokalen und Läden getrost auf deutsch ansprechen, denn die Teutonen finden sich besonders gerne in dieser Region ein. Vom deutschen Arzt bis zu Kaffee und Kuchen (was ja nun nicht gerade eine spanische Tradition ist) gibt’s hier alles, was das Herz der Deutschen höherschlagen lässt. Und das bei kilometerlangen Stränden und Sonne satt. Nur allzu verständlich, dass das für viele eine Traumkombination ist.

Von Costa Calma bis nach Morro Jable reiht sich ein toller goldgelber Strand an den nächsten, hin und wieder unterbrochen durch ein paar Felsen. Es geht flach ins Wasser, so dass auch Familien ungetrübte Badefreuden erleben können. Im Hintergrund türmt sich ein Bergmassiv auf, dessen höchste Erhebung der Pico de la Zarza (807 Meter) ist. Schöne Strände gibt es auch auf der anderen Seite der Gebirgskette (beispielsweise bei Cofete), doch hier ist Vorsicht geboten, weil das Meer hier eine hohe Brandung und gefährliche Strömungen hat.

Wir sind die ganze Strecke nach Costa Calma abgelaufen und von dort mit dem Bus zurückgefahren. Zu den besonderen Highlights auf dieser Strecke gehört zum einen die riesige Lagune Los Gorriones (auch als Playa Barca bezeichnet), ein Paradies für Surfer. Der Wasserstand ist gezeitenabhängig, und als wir dort ankamen, war leider gerade Ebbe. Sehens- und erlebenswert sind zum anderen die Riesendünen Risco del Paso, etwa drei Kilometer südlich von Los Gorriones. Es ist ein richtiger Wüstenspaß, dort einmal hochzukraxeln. Von oben hat man einen herrlichen Panoramablick.

Und wenn einem dann mal nach einer Auszeit zu Mute ist, gibt es überall einladende Einkehrmöglichkeiten.

Gefängnis Hoa Lo in Hanoi – Geschichte im Brennpunkt

Es gibt sehr viel Schönes zu sehen in Hanoi. Als Reisender konzentriert man sich auf diese Aspekte, schließlich möchte man sich später gerne vor allem an angenehme Erlebnisse erinnern. Aber insbesondere wenn man sich länger in einem Land aufhält, wächst das Bedürfnis, hin und wieder hinter die Kulissen zu schauen, Hintergründe zu beleuchten und Zusammenhänge zu erkennen.

Ein Besuch des Hoa-Lo-Gefängnisses in der südwestlichen Altstadt ist wie ein Blick ins Brennglas der jüngeren Geschichte Vietnams. Des Landes, dessen Geschicke seit Mitte der 1850er-Jahre über Jahrzehnte von Frankreich als Kolonialmacht bestimmt wurde, dann von Japan besetzt und gleich mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs abermals von Frankreich beansprucht wurde. Es folgte der Erste Indochina-Krieg (1946-1954), in dem die militärtechnisch weit unterlegenen Vietnamesen die Franzosen besiegten. Keine zehn Jahre später begann der Krieg im geteilten Land (Nord- und Südvietnam), ganz im Spiegel des Systemkampfs zwischen dem erstarkenden Kommunismus und dem Kapitalismus, mit viel Unterstützung durch die diese Systeme vertretenen Großmächte Sowjetunion und China einerseits und USA andererseits. Die US-Amerikaner engagierten sich zwischen 1965 und 1973 direkt mit ihren Streitkräften (und hatten bei ihrem Abzug etwa 58.500 Gefallene und eine Vielzahl körperlich Versehrter und seelisch Traumatisierter zu beklagen). In ganz Vietnam starben zwischen einer und fünf Millionen Menschen. Diese Phase ging als „Zweiter Indochina-Krieg“ in die Geschichtsbücher ein.

Hoa Lo ist unbedingt einen Besuch wert. Das ursprüngliche Areal der Anlage war um zwei Drittel größer als das heutige. Es demonstriert auf eindrückliche Weise die Unerbittlichkeit des französischen Strafvollzugs im besetzten Vietnam.
Der Bau wurde 1896 begonnen und drei Jahre später fertiggestellt. Er war konzipiert für maximal 500 Gefangene, Anfang der 1950er-Jahre waren hier permanent 2.000 Menschen inhaftiert. Man kann es als Ironie der Geschichte betrachten, dass sich 1930 im Hoa-Lo-Gefängnis eine Sektion der Kommunistischen Partei gründen konnte, und viele Insassen übernahmen nach ihrer Freilassung wichtige politische Ämter.

Nach der Befreiung Hanois im Oktober 1954 wurde das Gefängnis zunächst als reguläre Haftanstalt genutzt. Im August wurden von den Nordvietnamesen abgeschossene US-Bomberpiloten hier eingekerkert. Ebenso wie eine deutsche Krankenschwester namens Monika Schwinn, die 1969 von den Vietcong verschleppt wurde. Letztere gelangte erst vier Jahre später mit der Unterzeichnung des Pariser Friedensabkommens wieder in Freiheit.
Der Besuch des Hoa-Lo-Gefängnisses ist vor allem deswegen so bedrückend, weil er die folterähnlichen Haftbedingungen emotional nachvollziehbar und damit Geschichte erlebbar macht: drangvolle Enge, Krankheit, brütende Hitze, Bewegungslosigkeit durch eiserne Fußfesseln, schlechte Ernährung, ständige Exekutionen.

Etwas irritierend fanden wir die Darstellung des Gefängnisses in der Periode ab 1954, also nach der Befreiung durch die Vietnamesen. Vollkommen ausgeblendet bleibt beispielsweise der Normalbetrieb mit vietnamesischen Insassen – wie waren deren Haftbedingungen? Und wenn man der Darstellung der Inhaftierung der amerikanischen Kriegsgefangenen Glauben schenkt, kann man sich des Eindrucks kaum erwehren, dass diese zur Erholung im Gefängnis waren …

Hanoi im Überblick

Zweiräder dominieren in Hanoi eindeutig das Straßenbild.

Vietnams Hauptstadt hat einschließlich Eingemeindungen etwa 8 Millionen Einwohner. Das ist schon ein Wort. Dennoch: Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Hanoi sind gut zu Fuß zu erreichen – auch wenn der Fußweg manchmal beschwerlich ist, weil die „Gehwege“ (nicht vergleichbar mit deutschen Bürgersteigen!) in aller Regel in schlechtem Zustand und zugestellt sind mit parkenden Autos und Motorrädern, Garküchen, Mobiliar von Bars und Restaurants usw. Darüber hinaus steht der Fußgänger in der Verkehrshackordnung dieses Landes auf der untersten Stufe. Seine vornehmlichste Aufgabe scheint es zu sein, darauf zu achten, dass er nicht an- oder überfahren, über Herumliegendes stolpert oder in Löcher oder Gruben stürzt. Beim Sightseeing sollte man deshalb immer mit einem Auge sein Umfeld hinsichtlich möglicher Gefahren scannen.
Wenn das Gehen dann doch zu beschwerlich wird, ist Abhilfe nicht weit. Ohne nennenswerte Wartezeiten bekommt man ruckzuck – am besten per Grab-App – einen Platz im Tuk-Tuk, Taxi oder als Sozius auf einem Motorrad. Letzteres ist wohl eher Wagemutigen zu empfehlen. Stets heißt das Gebot „Handy fest im Griff“, sonst kann es einem von einem vorbeirasenden Zweiradfahrer schon einmal aus der Hand gerissen werden (was uns nicht passiert ist).
Es macht den Charme der Millionenstadt am Roten Fluss aus, dass sie in all dem Gewusel und gefühlten Chaos unterschiedlichste Ruheoasen bietet. Es mag ein See wie der zentral gelegene Hoan-Kiem sein (Hanoi hat 20 größere Wasserflächen) oder ein kleiner Park, vielleicht aber auch, im Kleinen, ein ruhiger Platz in einem Hinterhof-Café oder auf der abgewandten Terrasse eines Restaurants. Selbst ein klimatisiertes Zimmer in einem Hotel kann manchmal ein Paradies auf Erden sein 😊.

Die drei bei einem mehrtägigen Aufenthalt relevanten Regionen von Hanoi sind:

1. Die wuselige Altstadt, die sich westlich und nördlich des Hoan-Kiem-Sees erstreckt

Old City Gate Hanoi

Hier pulst das pralle Leben! Die motorisierten Zweiräder hupen unablässig, die Menschen schieben sich im Gedränge aneinander vorbei, sie essen, trinken und feiern, handeln, kaufen und verkaufen, gehen ihrem Handwerk nach, ruhen sich aus … Unzählige kleine Hotels, Restaurants und Garküchen, Cafés, Kneipen, Geschäfte und Stände auf kleinstem Raum. Viele Straßennamen der Altstadt weisen noch auf die einzelnen Gewerke hin, die sich hier vor Jahrhunderten ansiedelten. Sie beginnen mit „Hang“, was in etwa „Geschäft“ oder „Ware“ bedeutet. Also zum Beispiel: Hang Bo = Straße der Bambuskörbe, Hang Ma = Straße der Papierwaren etc. Selbst heute noch ist diese Zünfte-Aufteilung deutlich erkennbar, wie beispielsweise hier in der Hang Thiec (Straße der Blechwaren):

Wem das überbordende Angebot an Waren in diesem Straßengeflecht nicht reichen sollte, findet sicherlich im nördlich gelegenen zweistöckigen Dong-Xuan-Markt, was sein Herz begehrt: Textilien, Taschen, Schuhe, Souvenirs, Essen an Ständen …Besonders interessant ist der Baustil der Handwerkerläden: Sie sind als „Röhrenhäuser“ konzipiert. Nicht selten sind sie nur drei Meter breit und bis zu 50 Meter tief; vorne der Laden, dahinter die Werkstatt, an die sich die Wohneinheiten anschließen. Auf dieses Bauprinzip trifft man man häufig in Vietnam (beispielsweise in Hoi An).

2. Das Französische Viertel südlich des Sees

Großzügige Villen und Boulevards, eine Mischung aus asiatischen und europäischen Baustilen, mehrere Seen und Parkanlagen bestimmen hier das Bild. Einen guten Eindruck bekommt man bei einem Spaziergang entlang der Flaniermeile Trang Tien (vormals Rue Paul Bert), die in östlicher Richtung an der Oper von Hanoi, dem größten Theaterbau Vietnams, endet. Sie wurde vorübergehend auch als Parlamentsgebäude genutzt.
Zeitweilig fühlt man sich ins Indochina des frühen 20. Jahrhunderts versetzt.

Das könnte auch Paris sein …

3. Die Zitadelle und der Westsee, mit verschiedenen repräsentativen Gebäuden wie dem Präsidentenpalast und dem Ho-Chi-MinhMausoleum

Alle Hanoi-Besucher wollen ins 1990 eingeweihte (und mit sowjetischer Unterstützung gebaute) Mausoleum, um den Urvater des vereinten Vietnam zu sehen: Ho Chi Minh. Er selbst erlebte die Wiedervereinigung nicht, weil er bereits 1969 verstarb. „Onkel Ho“ hatte dereinst testamentarisch festgelegt, dass man seine Asche auf drei nicht markierten Hügeln in Nord-, Zentral- und Südvietnam vergraben solle. Aber daraus wurde nichts. Seine sterblichen Reste balsamierte man nach russisch-chinesischem Vorbild ein. Einmal im Jahr reist Ho Chi Minhs Hülle nach Moskau, um von den dortigen Spezialisten generalüberholt zu werden. In der Zeit von Anfang September bis Anfang Dezember ist das Mausoleum deshalb geschlossen. Für uns Oktoberreisende sehr bedauerlich!
PS: Im Innern des Mausoleums herrscht strenges Fotografierverbot.

Hanois Pilgerstätte: Das Mausoleum des Gründervaters Ho Chi Minh

Auch in „Vorzeigevierteln“ läuft man gelegentlich Gefahr, sich auf dem Bürgersteig in herunterhängenden Stromkabeln zu verheddern …

Frisch gekocht und gegessen wird in Hanoi – wie in ganz Vietnam – überall: am Straßenrand, im Restaurant, im Markt. Wer sich traut und gerne etwas Ungewohntes ausprobiert, kann schon für den Gegenwert von zwei Euro mehr als nur satt werden. Grundnahrungsmittel ist Reis, mal als Korn, mal in Pastaform. Wir haben mit Streetfood sehr gute Erfahrungen gemacht. Oft ist in den Garküchen das Essen nicht nur günstiger, sondern auch frischer und schmackhafter. Die meisten von ihnen sind auf bestimmte Gerichte spezialisiert.

Unbedingt probieren: Die Nudelsuppe mit Huhn (pho ga), in würziger Rinderbrühe gekocht und mit Koriander, Ingwer und Frühlingszwiebeln verfeinert. Sie stammt ursprünglich aus Hanoi. Man bekommt sie aber überall in Vietnam, in unterschiedlichen Varianten, auch mit Rind- oder Schweinefleisch oder Tofu. Die Vietnamesen essen sie gern zum Frühstück. Am besten mit einem Teller frischer Kräuter!

Mit Brot haben es die Vietnamesen nicht so. Zwar gibt es Baguette und Toastbrot, aber für den europäischen Gaumen sind diese Backwaren eher enttäuschend, wohl weil sie in der Regel mit Reismehl gebacken werden. Ganz gut fanden wir allerdings die belegten Baguettes (banh mi).
Wir sind sehr gut damit gefahren, uns dort zum Essen einzufinden, wo schon viele Vietnamesen waren. Auch wenn man dann manchmal aufgrund von Verständigungsschwierigkeiten etwas auf den Teller bekommt, was man nicht richtig identifizieren kann😊. Einfach mal probieren!
WICHTIG: Man sollte grundsätzlich auf Leitungswasser verzichten, auch zum Zähneputzen.

Ein kleines Abenteuer ist schon allein das Herumschlendern und das Beobachten des Alltags in Hanoi. Er findet vor allem draußen, vor aller Augen, statt. Hier ein paar Eindrücke:

Wir halten drei Aufenthaltstage für optimal, um die wesentlichen touristischen Attraktionen von Hanoi zu besuchen. Im Vergleich mit der ewigen Rivalin im Süden, Ho-Chin-Minh-City (Saigon), dürfte Hanoi mit Blick auf Ursprünglichkeit sicherlich die Nase vorn haben.

Hanoi – Ankunft und erste Eindrücke

Unsere Anreise hat wie geplant geklappt. Aber ein bisschen Aufregung gab’s natürlich schon. Denn:
Wir hatten unseren Anschlussflug von Bangkok in die vietnamesische Hauptstadt mal gerade eben so erreicht. Wir kamen verspätet an, und es war ohnehin nicht viel Zeit zum Umsteigen. Und als wir dann noch einen zeitaufwändigen Sicherheitscheck durchlaufen mussten, schwand die Hoffnung auf den Anschlussflug rapide. Der Weg schien immer länger zu werden, als wir von einer Abflughalle zur nächsten hetzten … Wir haben es tatsächlich geschafft, als letzte Passagiere in den Flieger zu hüpfen. Die wichtigen Leute kommen eben immer mit etwas Verspätung ;-).
Einmal den Schweiß auf dem Körper erkalten lassen, durchatmen, ein Getränk, und schon setzte der Flieger in Hanoi zur Landung an. Dann wieder Aufregung – die Kabine des Flugzeugs füllte sich nach dem Touchdown mit Rauch bzw. Qualm, was wir Fluggäste irritierend fanden. Eine Information bekamen wir auch nicht. Aber dann verflüchtigte sich der „Bordnebel“ wieder und wir konnten die Maschine verlassen. Wahrscheinlich hatte die Klimaanlage nur ein bisschen verrücktgespielt. Eine Erleichterung: Das durchabgefertigte Gepäck war da, trotz der verspäteten Ankunft unseres Fliegers aus Frankfurt. Na also, geht doch.

Kein Rauch ohne Feuer??

Unser Fahrer stand am Ausgang mit einem Namensschild bereit. Das fühlte sich schon mal gut an. Er brachte uns – auf Umwegen, weil einige Straßen wegen des strömenden Regens überflutet waren – in unser zentral gelegenes Hotel. Zu einer Dusche. Zu einer Stunde Schlaf … Und dann raus ins Getümmel!

Hanoi (Hà Nội) wirkt auf mitteleuropäische Sinne wie ein Wirbelsturm, ein Sprung in einen Bienenstock. Der Lärmpegel und die visuelle und olfaktorische Reizüberflutung sind für europäische Sinne eine echte Herausforderung, für deutsche allzumal. Und dann war an unserem Ankunftstag auch noch „Tag des Kindes“. Da ist besonders viel Süßes und Plastik mit Blinkblink angesagt …

Wichtig: Zunächst eine solide Grundlage für die Ersterkundung schaffen, also am Straßenrand etwas essen und das Treiben einfach sich wirken lassen.

Kulinarik auf engstem Raum.

Als Nächstes überlegen, wie man heil über die Straße kommt, wenn niemand hält und rote Ampeln bestenfalls Empfehlungscharakter haben. Wie? Sich ein Herz fassen und bei der kleinsten Lücke im Verkehrsstrom loslaufen. Die anderen machen das schon. Die wissen, wie man mit den verunsicherten Touris im Verkehr umgeht. Hoffentlich. Wir können ja schließlich hier nicht übernachten. Tastend einen Fuß auf die Fahrbahn. Die Moped- und Rollergeschwader kurven um einen herum, alles fließt, alles fügt sich, nur in Bewegung bleiben, das scheint wichtig. Selbstbewusstsein zeigen, das Ziel anvisieren. Kopf hoch, nicht ängstlich aneinanderklammern. Weiter, Schritt für Schritt. Und dann wird man auf der anderen Straßenseite wieder ausgespuckt, unversehrt. Geht doch. Generalprobe bestanden. Außerdem gelernt: Hupen ist so eine Art allgemeine Lebensäußerung im Verkehr in Hanoi. Es bedeutet nur ganz selten „akute Gefahr”. Manchmal hupen Rollerfahrer in dieser Stadt auch, wenn sie mutterseelenallein eine Seitenstraße hinunterdüsen. Weil das zum Fahren dazugehört.

Typisch Südostasien: Motorräder und Roller sind die Verkehrsmittel schlechthin, so auch in Hanoi.

Dann braucht’s nur noch ein Verfahren, wie man mit den vielen freundlich-aufdringlichen Angeboten der Laden- und Restaurantbesitzer, der Standbetreiber und Tuk-Tuk- und Cyclofahrer umgeht: „Hallo sir, where are you from? What are you looking for? Do you want to buy …”. Das hat natürlich nichts mit Interesse an uns als Personen zu tun. Hier gilt: Blick nicht intensiv erwidern, nicht stehenbleiben, „No, thank you.” Die Menschen wollen nur ein paar Dong verdienen, um irgendwie über die Runden zu kommen. Denn bei vielen reicht‘s nicht einmal für dreimal essen am Tag. Und wenn sie nicht selber darum kümmern, macht das niemand. Dann bleibt der Teller leer. Bettler haben wir in Hanoi übrigens nicht angetroffen.

Händler sind fast rund um die Uhr im Einsatz.

Damit waren wir dann auch schon recht gut gewappnet für die nächsten Tage in Hanoi …

Angkor Wat – pulsierendes Herz des Angkor-Parks

Eine Fläche so groß wie Berlin. 1.000 Quadratkilometer. Das muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen. Denn das war die Ausdehnung der historischen Stadt Angkor in ihrer Blütezeit, mit mehr als 600 Tempeln (von denen etwa 100 „überlebt“ haben). Die Khmer-Könige beherrschten zwischen 802 und 1402 halb Südostasien.

Bei „Angkor“ hat man bestimmte Bilder im Kopf. Der größte Sakralbau der Welt, Angkor Wat, mit den fünf Türmen, die die Gipfel des Berges Meru (Wohnsitz der Götter) versinnbildlichen … UNESCO-Weltkulturerbe. Das wollten wir natürlich bei unserem Kambodscha-Besuch auch sehen und erleben. Aber als uns klar wurde, wie weitläufig das Gelände des Angkor-PARKS insgesamt ist, stellten wir uns schon die Frage, wie denn das zu bewältigen sein könnte mit unserem Zeitbudget: einen Tag Anreise (mit Hotel in einem Außenbezirk von Siem Reap), zwei volle Tage für Besichtigungen, dann Weiterreise nach Battambang. Gleich mal die Antwort vorweg: Das hat recht gut geklappt. Natürlich braucht man „Mut zur Lücke“. Viel wichtiger noch: Das Wetter muss mitspielen. Denn wenn sich der Monsun stundenlang auf die teils bemoosten Ruinen ergießt, wird aus Entdeckerfreude rasch Frust. Und bedeutend entspannter ist das Ganze, wenn die Anlagen nicht mit Touristen geflutet sind. Also eigentlich sollten die vielen anderen nicht kommen, wenn wir da sind? Hm.

Wir meinen ja öfter mal, dass wir Glückskinder sind, und dieser Eindruck bestätigte sich in Angkor. Wir haben über unser Hotel für zwei Tage einen Tuk-Tuk-Fahrer (Mr. Vanna) engagiert, der uns von Tempel zu Tempel gefahren und dann auf uns gewartet hat, bis wir genug herumgestöbert hatten. Das ist übrigens ganz wunderbar im Angkor-Park: Man kann sich in den Anlagen weitgehend frei bewegen, auch ein wenig herumklettern und alles im eigenen Tempo betrachten. Deshalb haben wir auf einen Guide verzichtet.

Mr. Vanna kennt den Angkor-Park wie seine Westentasche …

Es gibt unzählige Websites, Blogs, Infoseiten, Filmbeiträge und Dokumentationen, Bücher und Zeitschriftenartikel über die Angkor-Tempel. Daher wollen wir in unserem Blog nicht den Versuch unternehmen, eine auch nur annähernd umfassende Darstellung zu verfassen. Eine solche findet sich beispielsweise unter www.angkorwat.de, viele nützliche Tipps inklusive.

Basierend auf vielfältigen Erfahrungswerten haben sich für zwei Tage zwei Routen als optimal erwiesen, der kleine Rundweg („petit circuit“, in der Abbildung rot) über 17 Kilometer und der große Rundweg („grand circuit“, in der Abbildung rot + grün) über 26 Kilometer. Diesen Empfehlungen sind wir im Wesentlichen gefolgt, zum Teil in anderer Reihenfolge.

Routenüberblick Angkor

ANGKOR WAT ist die weltberühmte 800 Jahre alte hinduistische Klosteranlage des sagenumwobenen Königs Suryavarman II. (1112-50). Zu Angkor Wat hatten nur der König, seine Beamten und Bediensteten sowie Priester Zugang. Das waren der Überlieferung nach immerhin 20.000 Menschen.
Schon der lange Zuweg zu diesem Gebäudekomplex ist ein Erlebnis. Alles und jedes hat hier eine religiös-mythologische Bedeutung. Zuerst überquert der Besucher eine 190 Meter lange Sandsteinbrücke über den Wassergraben, der das „Urmeer“ verkörpert. Anschließend die fast 500 Meter lange Prozessionsstraße mit siebenköpfigen Nagaschlangen als Symbol für den irdischen Weg ins Heiligtum. Durch ein Portal erreicht man sodann die Galerien, die links und rechts um den inneren Bereich herumführen – mit einem Flachrelief von 540 Metern Länge und 2 Metern Höhe, das wunderbar erhalten/restauriert ist. Mit den Darstellungen von Alltagsszenen, Schlachten, Mythen, Göttergestalten, Affenwesen und Tempeltänzerinnen (Apsaras) könnte man Stunden verbringen. Überwältigend.
Über mehrere Durchgänge, Treppen und Portale gelangt man schließlich auf der dritten Ebene zum inneren Kern der Anlage, dem geometrischen und symbolischen Mittelpunkt in 42 Metern Höhe, von wo aus man einen Panoramablick auf die Anlage und die Umgebung hat. Hier befindet sich der Zentralturm in Lotusblütenform.

Die Sandsteinbrücke über das „Urmeer“.
Eingangsportal, an das sich die Prozessionsstraße anschließt.
Seitenansicht des Eingangsportals.
Die sehr verehrte 4 Meter hohe Vishnu-Statue in Angkor Wat.
Über die Prozessionsstraße erreicht man die Westgalerie mit einem weiteren Portal.
Das Portal zur Westgalerie.
Götter und Dämonen ziehen an der endlos scheinenden Nagaschlange, um das Unsterblichkeitselixier zu gewinnen.
Die sieben Köpfe der Nagaschlange.
Das 2 Meter hohe und 540 Meter lange Flachrelief.
Über eine steile Treppe geht’s hinauf zum inneren Kern der Tempelanlage.
Panoramablick von oben.
Rückweg im Abendlicht.

Man kann entweder ein Tagesticket für 37 US-Dollar kaufen oder ein Drei-Tage-Ticket für 72 Dollar (ermäßigt 62 USD, Oktober 2023). Auch Tickets für eine Woche oder gar einen Monat sind zu erwerben. Sie sind mit Foto ausgestellt und daher nicht übertragbar. Wie auch immer: ES LOHNT SICH.

PS: Wir hatten unser Hotel so gewählt, dass wir zwar am Stadtrand von Siem Reap waren, aber nur etwa 5 Kilometer vom Eingang zum Angkor-Park entfernt. Ruhig gelegen und gut zum Entspannen nach einem Besichtigungstag.

Hanoi: Der Zug kommt! Oder doch nicht?!

Eigentlich ist ein Zug, der mit beachtlicher Geschwindigkeit mitten durchs Wohngebiet rattert, in Südostasien gar nicht so ungewöhnlich. Wer in diesen Ländern mit der Eisenbahn unterwegs ist, der hat das schon erlebt: Manchmal schrammelt der Waggon nur ein paar Zentimeter an den Häusern vorbei, und nicht selten hat der Reisende für einen kurzen Moment Einblick ins Innere eines Hauses. 

Aber die Train Street in Hanoi ist Kult. Aber sowas von. Befeuert über die Sozialen Medien (dabei sind Instagram und Youtube ganz vorne) hat sich der Zug zum Muss für alle Hauptstadt-Besucher entwickelt. Noch vor wenigen Jahren kraxelten die Touristen einfach über die Gleise, um sich einen guten Spot für die ultimative Aufnahme zu sichern. Das ist seit Mitte der 20er-Jahre vorbei. Inzwischen sitzen Polizisten an den Bahnübergängen und verwehren allen Nichtanwohnern den Zugang über die Gleisanlagen. Gerade mal ein Schienen-Foto von der Schranke aus ist gestattet, dann muss man sich wieder trollen.

Alles dicht, keiner kommt durch.

Aber die Vietnamesen haben in aller Regel schon ein Geschäftsmodell etabliert, wenn wir Westler zu grübeln anfangen, wie man das denn nur regeln könnte. Und das geht in diesem Fall so: Die Schienen und die teilweise parallel verlaufende Straße in Tran Phu, nahe der Altstadt, sind durch eine Reihe Häuser mit vielen Läden voneinander getrennt. Auf der Schienenseite sind kleinere Cafés eingerichtet oder einfach nur Bänke, Stühle und kleine Tische aufgestellt. Man spricht die Touristen auf der Straße an („Do you want to see the train?“), führt sie bei Interesse durch das Haus oder den Laden, und schon hat der Touri ein Plätzchen am Gleis und die Kasse klingelt. Da sind die nächsten Schritte: (zu akzeptablen Preisen) Getränk bestellen, Schwätzchen halten, warten. Auf den Zug, der öfter mal nicht kommt, warum auch immer. Wir sprachen mit Enttäuschten, die sich sogar mehrfach zum Zug-Stelldichein einfanden, aber den Koloss aus Eisen nicht zu Gesicht, geschweige denn auf Film bekamen. Auch das Insta-Leben ist manchmal hart 😉.

Am Gleis hat sich schon eine Bewirtungsszene entwickelt.
Und die Polizei schaut, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Und wird mit Freibier versorgt :-).
Kommt er, kommt er nicht …

Wir jedenfalls hatten Glück! Obwohl heftiger Regen einsetzte. Vielleicht auch gerade deswegen. Denn den Zug im Sonnenschein und/oder Abendlicht haben viele, aber wer hat ihn im strömenden Regen?! Hier kommt er …

Genozid-Museum Tuol Sleng in Phnom Penh

Ein mehrstöckiger Trakt des Verhörzentrums vom Innenhof aus.

Das Genozid-Museum (Tuol Sleng Genocide Museum) liegt mitten in der Stadt. Bald nach dem Einmarsch der Roten Khmer unter Pol Pot wurde die vormalige Schule als Verhörzentrum S-21 eingerichtet und umgebaut. Bis zur Befreiung durch die vietnamesische Armee 1979 wurden hier etwa 20.000 Menschen (auch Kinder) auf bestialische Weise verhört, gefoltert und ermordet. Wer in diese Vernichtungsmaschine geriet, hatte kaum eine Chance zu überleben. Oft waren es Menschen, deren Namen in Todesangst von Inhaftierten genannt worden waren, ohne dass es irgendeinen „objektivierbaren“ Grund dafür gegeben hätte. Sie wurden so lange gequält, bis sie ein Geständnis unterschrieben, dass sie Verräter seien, Gegner des Systems, Agenten der CIA etc. – und die Namen von weiteren „Komplizen“ nannten.

Wer die Verhöre überlebte, wurde nach Choeung Ek (auch als Killing Fields bekannt), 17 Kilometer südlich von Phnom Penh, verbracht, um exekutiert zu werden. Die Menschen mussten sich dort beispielsweise an den Rand einer großen Grube stellen, wo ihnen mit einem Knüppel von hinten der Schädel eingeschlagen wurde. Auf diese Weise wollte man Munition sparen.

Verhörzentren wie das Tuol Sleng waren über das ganze Land verteilt, insgesamt zwischen 150 und 200. Man geht davon aus, dass in den wenigen Jahren der Pol-Pot-Tyrannei (1975-1979) 1,5 Millionen Kambodschaner ihr Leben verloren. Das entspricht einem Viertel der Bevölkerung. Um diesen Schwund auszugleichen, gab es in vielen Städten und Regionen Zwangsheiraten. Dabei wurden Frauen und Männer in einem großen Raum zusammengeholt und einander zugeordnet. Binnen weniger Tage war ein Nachweis zu erbringen, dass die „Ehe vollzogen“ war. Wer sich weigerte, wurde umgebracht. Das bedeutet, dass auch in den heutigen Familien das Pol-Pot-Trauma noch sehr lebendig sein muss. Denn die Kinder aus diesen Zwangsverbindungen sind heute Anfang bis Mitte 50 und werden gesellschaftlich nicht anerkannt. Viele von ihnen dürften eigene Familien gegründet haben …

Folterbett.

Ein Besuch des Tuol Sleng Genocide Museum ist ein schwerer Gang, weil er uns mit den Abgründen des Menschseins konfrontiert. Warum tun Menschen Menschen so etwas an? Man geht von Klassenraum zu Klassenraum und sieht auf Bettengestelle mit eisernen Fußfesseln, an der Wand das Foto eines namenlosen Toten. Da sind Räume mit Kleinstzellen, die man sonst für kleine Tierställe halten könnte. Viele Stellwände mit Fotos von Menschen mit leerem Blick, die Opfer dieses mörderischen Systems wurden. In Glaskästen Totenschädel. Die ursprünglich zum Innenhof hin offenen Treppenhäuser sind mit Stacheldraht verschlossen – so wollte man den Selbstmord von Inhaftierten verhindern. Es sind Folterinstrumente unterschiedlicher Art ausgestellt, auch viele verstörende Fotodokumente. In besonderer Weise berührt hat uns eine Ausstellung mit der Kleidung der Opfer (auch Kinderkleidung) und gemalte Bilder von Folteropfern und -szenen (siehe oben). Sie stammen von einem der wenigen Überlebenden, heißt es.

Diese vier Kinder überlebten wie durch ein Wunder.

Ein solcher Besuch wirkt lange nach, und es fällt einem danach schwer, zur touristischen Tagesordnung überzugehen.

Stadterkundung Phnom Penh – Sehenswürdigkeiten und Vergnügliches

In der Hauptstadt Kambodschas, schön gelegen am Tonle-Sap-Fluss, leben heute etwa zwei Millionen Menschen. In nur wenigen Jahrzehnten hat sich vor allem das Zentrum zu einer modernen, pulsierenden Metropole entwickelt, in der Scharen von Zweirädern und Tuk-Tuks mit großmotorigen Pick-Ups um den Platz auf den Straßen und Bürgersteigen buhlen. Wenig überraschend findet in dieser Hackordnung der Fußgänger kaum Beachtung.

Edle Restaurants und einfache Garküchen stehen in friedlicher Koexistenz nebeneinander, ebenso wie Boutiquen europäischen Zuschnitts und Stände mit Billigkleidung und -schuhwerk. Oder Straßen mit Bars und Bordellen unweit von Öko-Cafés und vegetarischen Restaurants. Besonderen Charme versprühen immer noch einige Bauten aus der französischen Kolonialzeit.

Eine der Hauptattraktionen der kambodschanischen Hauptstadt ist der prächtige Königspalast, bei dessen Bau wohl der thailändische Königspalast in Bangkok Pate stand. Der Eintritt kostet satte zehn Dollar, und Audioguides oder Informationsmaterial gibt es nicht. Da muss man zusätzlich einen persönlichen Guide engagieren. Als dann noch deutlich wurde, dass weite Teile der Palastanlage für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind und in den Innenräumen strenges Fotografierverbot besteht, waren wir schon etwas verärgert. Aber man muss natürlich berücksichtigen, dass der Monarch hier ja noch residiert.

Zugänglich sind die Thronhalle sowie einige kleinere Gebäude auf dem Gelände. Ein besonderes Schmuckstück ist die sogenannte „Silberpagode“, die ihren Namen von den 5.329 Bodenfliesen aus Silber hat (diese sind jedoch weitgehend mit Teppichen bedeckt). Die Pagode beinhaltet darüberhinaus einen lebensgroßen Buddha aus 90 Kilogramm Gold und der Smaragd-Buddha, eine für den nicht-buddhistischen Besucher eher unscheinbare 50 Zentimeter große Figur. Über das Gelände verteilt finden sich außerdem mehrere königliche Grab-Stupas. Uns haben besonders die leider nur zum Teil gut restaurierten großflächigen Wandmalereien mit Szenen aus dem höfischen Leben und Kriegen auf circa 600 Quadratmetern Fläche besonders beeindruckt.

Die sogenannten Reamker-Wandgemälde auf der Innenseite der Umfassungsmauer der Silberpagode.
Die Stupa von Norodom Sihanouk vor dem Hintergrund der Silberpagode.
Der 2012 verstorbene König Norodom Sihanouk mit seiner Gemahlin Norodom Monineathen.
Der seit 2004 amtierende König Norodom Sihamoni.
Warten auf den nächsten Einsatz.

Sehr vermisst haben wir schriftliche Erläuterungen und Erklärungen der Gebäude und Kunstwerke. Leider fehlt offensichtlich jedwedes museumspädagogisches Konzept.

Ein architektonisches Meisterwerk ganz anderer Art ist der schöne Art-déco-Bau des Zentralmarktes (Phsar Thmay) aus den 30er-Jahren, der ein wenig wie ein Raumschiff anmutet. Der Bau hat vier symmetrisch angelegte Gebäudeflügel, wo man sich wunderbar einfach nur treiben lassen kann.

Hier ist alles übersichtlich und gut sortiert. Durch das hohe Dach wirkt der Markt offen und luftig.

Ein Markterlebnis der anderen Markt bietet der Psar Tuol Tom Poung oder Russian Market im Süden der Stadt. In seinen zum Teil sehr verschnörkelten Gängen kann man leicht die Orientierung verlieren. Neben den üblichen Waren wie Klamotten, Schuhen, Schmuck, Souvenirs, Porzellan und Antiquitäten gibt’s im „Russenmarkt“ ein beachtliches Angebot an Reifen und Kfz-Zubehör, Werkzeug, Baumaterialien, Malerbedarf und dergleichen – das kambodschanische Pendant eines Baumarkts. Sein Name geht übrigens darauf zurück, dass die russischen „Berater“ in den 80er-Jahren hier gerne und viel eingekauft haben.

Zum Shoppen gibt’s auch in Phnom Penh reichlich Gelegenheit. Uns fiel besonders die vergleichsweise hohe Zahl an kleineren Boutiquen und Restaurants in bestimmten Vierteln bzw. Straßen (Street 178 und 240) auf, davon einige mit einer ökologischen und auch sozialen Ausrichtung. Insbesondere Frauenherzen schlagen in diesen Gegenden einen kleinen Takt schneller.

Selbst wenn das Preisniveau in diesen Läden deutlich höher ist als andernorts, kann man durchaus das eine oder andere Schnäppchen machen. Und natürlich für die Heimreise in aller Ruhe ein paar schöne Geschenke für Freunde und Verwandte finden.

Auch Dienstleistungen kommen hier nicht zu kurz. Und warum nicht mal einen Frisör konsultieren, wenn der Putz nach fünf Wochen unterwegs etwas außer Kontrolle geraten ist 😉? Sogar ohne Sprachkenntnisse hat das recht passabel funktioniert.

Die gewünschte Grundform der Frisur lässt sich auch durch Zeigen und freundliches Nicken kommunizieren. Pech, wenn dabei „Slick-Back“ herauskommt.

Tolle Restaurants hat Phnom Penh reichlich zu bieten, beispielsweise das Bopha Phnom Penh Titanic Restaurant direkt am Tonle Sap, mit Blick auf an- und ablegende Vergnügungsschiffe. Große Auswahl inklusive vegetarische Gerichte!

Alternativ kann man auch in RooftopRestaurants speisen, die einen fantastischen Panoramablick auf die leuchtende Metropole bieten – mit vierzig bis fünfzig US-Dollar für zwei Personen ist man dabei!

Um kein zu schönes Bild zu zeichnen, muss daran erinnert werden, dass wir uns vor allem im Zentrum der Stadt bewegt haben, und auch hier sieht man neben Licht sehr viel Schatten. Kambodscha hat noch einen langen Entwicklungsweg vor sich. Es hat ein signifikant niedrigeres Lebensniveau als die Nachbarländer Vietnam und Thailand, und das spürt man im Alltag deutlich. In diesem Sinne ist die Frau, die zusammen mit ihrer kleinen Tochter vor dem Königspalast Müll sammelt und sortiert, möglicherweise wichtiger als das Gebäude.

Und das Essengehen in tollen Restaurants ist am Ende des Tages eher eine Veranstaltung für ausländische Touristen und einige wenige kambodschanische Gäste. Die Normalverpflegung auf der Straße sieht anders aus, ebenso wie die Anlieferung von Fisch und Meeresfrüchten.

Fazit: Ein Phnom-Penh-Besuch für zwei bis drei Tage lohnt sich auf jeden Fall. Es ist für jedes Interessenprofil etwas dabei. Sehr spannend ist die Gleichzeitigkeit von internationaler Modernität und althergebrachter Lebensweise. Viele Sehenswürdigkeiten sind gut zu Fuß zu entdecken, und wenn‘s mal etwas weiter ist, ordert man für kleines Geld einen Tuk-Tuk und ist im Nu am gewünschten Ort.