Oasi Biderosa – geschütztes Ökosystem mit Traumstränden

Wir haben in der Nähe von Orosei an der Ostküste einen schönen Camingplatz gefunden, auf dem es eher familiär zugeht. Sa Prama liegt mitten im Pinienwald hinter der Cala Liberotto. Das Gelände ist leicht hügelig, die Plätze (alle mehr oder weniger schattig unter hohen Pinien) sind auf Terrassen angelegt. Ein Campingplatz ohne Schnickschnack, alles Wichtige ist vorhanden. Er wird von einer freundlichen Kooperative geführt.

Von Sa Prama aus gehen wir die Küste etwa vier Kilometer in Richtung Norden, um zu einem 400 Hektar großen Naturschutzgebiet (Oasi Biderosa) zu gelangen, wo fünf unbebaute Strände aneinandergefädelt sind, einer so schön wie der andere. Die Badebuchten haben schlichte Namen: Oasi 1 bis 5. Der Naturpark bietet mit seinen Pinien und Wacholderbäumen reichlich Schatten. Er ist durchzogen von zahlreichen Wegen, die zum Wandern und Radfahren geeignet sind.

Uns reizt vor allem ein etwa 100 Meter langer und Ende der 1950-Jahre gebauter Kanal am südlichen Rand der Oasi Biderosa, der den Lagunensee Stagno Sa Curcurica mit dem Meer verbindet und für einen Austausch zwischen dem Süß- und dem Salzwasser sorgt. Entsprechendes Sonnenlicht vorausgesetzt schillert der Wasserweg in verschiedensten Farbtönen von Türkisblau bis Smaragdgrün. Dieser Farbeffekt ist im Meerbereich am intensivsten, weil die Strömung hier viel weißen Sand von den Stränden der Umgebung einträgt.

Man kann den Kanal durchwaten. Er ist gleichermaßen ein Tummelplatz für Kajak- und SUP-Fahrer wie für Schwimmer. Auch das Springen vom Ufer macht Spaß.

Ein echtes Kleinod mit Karibikflair – wenn die Rahmenbedingungen stimmen: Sonne und blauer Himmel. Wir hatten Glück 😊.

Der Kanal von der Meerseite aus

PS: Auch der Weg zu diesem kleinen Naturwunder war schön, ein ständiger Wechsel von (teils sehr belebtem Strand) und Pfaden über die Felsen und durch die Macchia.

Isola Tavolara – auf Besuch bei Königs

Von unserem Strand aus sehen wir auf den gezackten Rücken eines Urweltsauriers – so sieht die Isola Tavolara aus der Ferne nämlich aus. Die südlich von Olbia gelegene Insel hat nur etwa fünfzehn Einwohner, bedeckt sechs Quadratkilometer und ist am höchsten Punkt immerhin 564 Meter hoch (Punta Cannone).

Eine Pendelfähre von Porto San Paolo bringt die Besucher auf das Eiland (Rückfahrticket für uns beide im September 2025: 44 Euro).

Die Überfahrt dauert etwa 20 Minuten.

Die meisten Strandgänger wollen auf der flachen Landzunge (Spalmatore di Terra) im Westen baden. Sie haben die Wahl zwischen mehreren Grob- und Feinsandstränden. Und dann vielleicht noch in einem der beiden Restaurants direkt an der Anlegestelle essen? So könnte ein entspanntes Tagesprogramm aussehen.

Wir heben uns das Chillen für später auf. Unsere Wikiloc-App listet einige reizvolle Wanderstrecken auf, bei denen Teilstrecken auch als Klettersteig ausgewiesen sind. Wir tragen Wandersandalen und haben keine Helme im Gepäck, also kommt das Kraxeln sowieso nicht in Frage. Außerdem ist es mal wieder recht heiß.

Unser erster Trail verläuft in östlicher Richtung über einen Pfad durch Busch- und Baumbestand und ist gut zu gehen, auch wenn man die Steigung bei Temperaturen in den Dreißigern deutlich spürt. Aber wir werden mit herrlichen Blicken aufs Meer, auf andere Inseln und das Festland belohnt.

Erstes Etappenziel erreicht!

Der zweite Trail ist bedeutend beschwerlicher, da er ziemlich schmal ist und mit ausgeprägter Steigung verläuft. Immer wieder müssen wir uns mit den Händen absichern. Wir stecken so tief der der Macchia, dass wir von der Umgebung kaum etwas sehen können. Nur an einer Stelle ist die Aussicht atemberaubend.

Blick auf die beliebten Badestrände der Insel.

Und genau dahin begeben wir uns schließlich und genießen den Strand und das Meer 😊.

Ein abschließender Spaziergang um die westliche Spitze liefert noch ein paar schöne Motive …

Ein Tag wie ein Stückchen Sahnetorte – da schaut man gerne zurück.

PS: Und was hat‘s mit dem Royalen auf sich?

Die Isola Tavolara gilt als das kleinste Königreich der Welt! Denn: Endes des 19. Jahrhunderts ließ sich der Genuese Guiseppe Bertoleoni mit seiner Familie auf Tavolara nieder. 1836 stattete der piemontesische König Carlo Alberto von Sardinien Tavolara einen Besuch ab. Guiseppes Sohn Paolo empfing ihn mit den Worten „Der König der Tavolara begrüßt den König von Sardinien und wünscht ihm einen angenehmen Aufenthalt in seinem Reich.“ Carlo Alberto fand das amüsant und schenkte Paolo die Insel. Diese Schenkung ließ sich Bertoleoni schriftlich bestätigen. Für die Sarden war dies die offizielle Übertragung des Herrscheramts – damit war ein neues Königreich geboren. Paolos Nachfolger nannten sich fortan Karl I., Paul II. usw. 😉

Posada und die Bohnen-Legende

Der große Vorteil des Reisens mit dem Wohnwagen ist die ständige Verfügbarkeit eines Autos. So ist man optimal flexibel und kann auf einfache Weise Touren in die Umgebung unternehmen, zum Strand oder zu einem Restaurant oder zum Einkaufen fahren. Solche kleinen Freiheiten hat man in dieser Form mit einem Reisemobil eben nicht.

Heute war uns nach Stadterkundung. Unsere Wahl fiel auf Posada, etwa 35 Kilometer südlich von unserem Campingplatz in der Nähe von Porto San Paolo an der Ostküste Sardiniens. Posada liegt mitten im üppigen Grün einer Flusslandschaft mit viel Landwirtschaft. Der Ort (etwa 2.900 Einwohner) wird optisch dominiert von einem imposanten Turm, einem Rest des Castello della Fava (Festung der Bohne). Bohne?? Dazu später mehr.

Nach unserer Ankunft haben wir uns zunächst mit einem Imbiss in einer Bar gestärkt und uns dann auf den Fußweg gemacht. Natürlich geht’s immer hoch … Auch bei Temperaturen deutlich über dreißig Grad war von vornherein klar: Der Hügel will erstiegen und der Turm erklommen werden 😉.

Immer mal wieder erweckt ein „Blümchen am Wegesrand“ unser Interesse, das schon beim Anblick Freude macht, wie zum Beispiel diese Konditorei:

Hier hätten wir gerne eine Kaffeepause eingelegt – Kaffee kann man in Italien ja immer trinken. Aber, wie das hierzulande nun mal ist, der Laden war geschlossen; Mittagspause, von 13.00 bis 17.00 Uhr.

Der historische Kern von Posada klebt in mehreren Straẞen und engen Gassen am Zugang zum Burgturm. Alles Kopfsteinpflaster. Und am frühen Nachmittag wie ausgestorben, nur ein paar versprengte Touristen unterwegs.

Hier würde man durchaus auch mal einkehren wollen.
Ein Arbeitsplatz der besonderen Art

Die Mühen des Aufstiegs werden einem immer mal wieder versüßt mit einem schönen Blick in die Weite der Landschaft:.

Nahe am Burgturm geht man durch ein enges Tor.

Dann noch ein paar steile Stufen bergauf und das Etappenziel ist erreicht 😓.

Schließlich erklimmt man im Turm mehrere Holztreppen. von denen die letzte die abenteuerlichste ist.

Ganz oben weht ein leichtes Lüftchen, und der freie Blick auf die Umgebung ist herrlich!

In der Ferne das Meer
Ländliche Idylle pur

Da kann man sich durchaus einen geruhsamen Lebensabend vorstellen …

Jeder Ort braucht eine kleine Geschichte, damit er in wohlwollender Erinnerung bleibt. In Posada ist es die Legende von der „Festung der Bohne“. Die geht so:

Einst war das Kastell von sarazenischen Piraten belagert. Die Lage der Bewohner war ohne ausreichende Vorräte hoffnungslos. Da hatte einer der Eingeschlossenen eine Idee: Warum nicht eine Brieftaube mit einer Nachricht an eine nicht existierende Streitmacht schicken, dass diese bei Eintreffen kurzen Prozess mit den Piraten machen solle? Und die Brieftaube mit den letzten Bohnen so vollstopfen, dass sie kaum fliegen können und zwangsläufig von den Piraten abgefangen werde? Gesagt, getan.

Und alsdann zogen die Piraten wieder ab, weil sie dachten, die Bürger von Posada hätten noch so viele Vorräte, dass sie sogar ihre Tauben damit füttern könnten. Ganz zu schweigen von den Grausamkeiten, die sie von der Streitmacht zu vergegenwärtigen hätten.

Und was lernen wir daraus? Eine Geschichte muss nicht wahr sein. Nur gut erzählt 😉.

Erster Stopp bei Porto San Paolo

Wir haben diese Reise nicht im Vorfeld durchgeplant, wissen bei unserer Ankunft in Olbia noch nicht einmal, ob wir bei unserer Inselumrundung zuerst die Ost- oder die Westküste runterfahren wollen.

Wir suchen einen Campingplatz etwa 20 Kilometer südlich von Olbia heraus. Damit ist dann auch entschieden, dass wir uns die nächsten drei oder vier Wochen vorwiegend auf der Ostseite Sardiniens aufhalten werden.

Tavolara Camping Village liegt einen guten Kilometer vom Strand entfernt und bietet für die Fußmüden und Familien einen Shuttle Service. Der Preis pro Nacht für ein ruhiges Plätzchen ist mit 48 Euro brutto (also inklusive Strom, Wasser/Dusche) auch okay. Einkaufsmöglichkeiten gibt es in der Nähe reichlich. Alles gut.

Schattig und ruhig, nur das Auto muss draußen bleiben.

Der Strand ist wie die meisten in Italien: ein Streifen Sand, auf dem sich die Menschen drängen. Man geht auf (Hand-)Tuchfühlung. Sofern man keine Liegen-Sonnenschirm-Kombi gebucht hat. Stimmengewirr und hie und da Musik. Und es wird telefoniert. Dabei geht man gestikulierend am Strand auf und ab oder steht knietief im Wasser. An der Wasserlinie bewegen sich schildkrötenlangsam Verkaufsstände, dicht bepackt mit flatternden Tüchern und stoffminimierten Bikinis. Für uns neu: Es gibt jetzt sogar Stände, die sich mit Raupen fortbewegen. Die Stände werden ob des Angebots vor allem von Frauen frequentiert. „Tutto per dieci Euro.“ Alles für 10 Euro. Na, wenn da mal keine Kinderhände genäht haben.

Während die Männer eindeutig auf Schlabber-Bermudas setzen, die vorne die Schamhaare begrenzen und hinten die Poritze freilegen, ist für die Damen der String nach wie vor das modische Gebot der Stunde. Die dargebotenen Popo-Formen reichen von Kirsche und Apfel – manche ein Geschenk von Mutter Natur, viele wahrscheinlich hart im Sportstudio erarbeitet – bis zu Pampelmuse und Birne. Letztere sind ja bekanntermaßen in Form und Ausmaß recht variabel 😉.

MOBILER Verkaufsstand

An den Sandstrand schließt sich in südlicher Richtung eine Felsküste an, die immer wieder kleine Sandbuchten freigibt. Eine Einladung zum Kraxeln, die wir als Kroatienfans gerne annehmen. Bei Eva wird unmittelbar der Sammelreflex stimuliert …

Die Granitfelsen haben zum Teil skurrile Formen, die die Fantasie anregen. Der Blick aufs Meer mit seinen satten Blau- und leuchtenden Türkisfarben ist einfach herrlich.

Blick auf die Isola Tavolara

Und nach der Erkundungstour zum Ausklang noch ein Getränk auf der Sonnenterrasse des Ristorante La Tavernetta, direkt am Strand – wieder so ein Tag wie gemalt.

Sardinien fühlt sich richtig gut an.

Sardinien? Yes!

Wieder mit dem Gespann unterwegs, neuerdings mit einem anderen Zugpferdchen 😊

Unsere zweimonatige Reise (September/Oktober) 2025 führt uns nach Sardinien, der zweitgrößten Insel des Mittelmeers (nach Sizilien). Uns lockt die „Karibik Europas“ mit fast 2.000 Kilometern Küste, bizarren Felsformationen, Sandstränden und Dünen sowie vielfältigen Landschaften im Innern, die zu ausgedehnten Wanderungen einladen. Die höchsten Berge erreichen immerhin knapp 2.000 Meter. Ganz zu schweigen von alten Traktionen und Bräuchen, die immer noch gelebt werden und die Identität der Sarden prägen. Satte 2.500 Sonnenstunden pro Jahr. Außerdem ist das Eiland für unzählige Wandmalereien bekannt, die den Klickfinger der Kamera unwiderstehlich reizen dürften …

Aber erstmal hin. Wir haben eine Route durch die Schweiz gewählt – eine landschaftlich faszinierende Strecke, die zum großen Teil den Rhein entlang verläuft. Unser erster Zwischenstopp ist ein kleinerer Campingplatz am Luganersee, den wir am 1. September bei schönstem Sommerwetter erreichen und der leider am nächsten Morgen wolkenverhangenen ist. Macht nichts. Wir unternehmen dennoch einen kleinen Spaziergang und genießen unseren ersten Cappuccino auf italienischem Boden. Kaffee können die Italiener.

Von hier sind es nur noch gut 220 Kilometer bis nach Genua. Wir haben eine Nachtfähre gebucht, mit Kabine, die uns nach etwa 11 Stunden nach Olbia, im Nordosten von Sardinien, bringt. Gut gedacht, mäßig umgesetzt 😞.

Denn aufgrund der Wetterlage legt die Fähre statt um 21.30 Uhr erst gegen 1.00 Uhr morgens ab. Und die paar Stunden Aufenthalt in Genua am Nachmittag sind zwar schön, aber auf dem Rückweg zum Hafen erwischt uns ein Gewitter mit sintflutartigen Regenschauern, die wir eigentlich sonst nur aus Südostasien kennen. Aber wir haben ein gutes Essen im Bauch und wir lassen uns die Aussicht auf zwei Monate Sardinien so leicht nicht verdrießen!

Fundstücke auf dem Campingplatz, Anregungen für unsere Enkelinnen.

Hier ein paar Eindrücke von Genua, das wir gerne mal bei besserem Wetter genauer anschauen wollen:

Nach schlaftechnisch eher durchwachsener Nacht haben wir es dann doch geschafft – Olbia begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein 😊.

Bereit für Sardinien!

Street-Art-Streifzug durch Montpellier (2)

Bei einem ausgedehnten Spaziergang durch die Altstadt von Montpellier sind Street-Art-Werke unübersehbar. Sie reichen von Wandkritzeleien über Witziges bis zu anspruchsvollen künstlerischen Statements.

Die 300.000-Einwohner-Stadt in Südfrankreich zeigt sich offen für diese urbane Kunst und beherbergt regelmäßig Street-Art-Festivals, die Künstler aus der ganzen Welt anziehen. Eines der bekanntesten ist das Montpellier Urban Art Festival, bei dem Künstler eingeladen werden, großflächige Murals zu schaffen.

Wir haben uns bei unserem Besuch nicht auf eine gezielte Suche nach Street-Art-Objekten begeben, sondern haben eher dokumentiert, was uns in dieser Hinsicht an Inspirierendem vor die Linse kam. Hier eine Auswahl:

Uns gefällt auch immer sehr, wenn die Rolladen von kleinen Läden kunstvoll gestaltet werden …

… oder wenn das große Hauswand-Format gewählt wird:

Amüsant wird’s manchmal bei kleinen Verschönerungen, die auf den ersten Blick nicht unmittelbar auffallen:

Eine besondere Spielart der urbanen Kunst sind Trompe-l’œil-Darstellungen. Diese illusionistischen Malereien, die das Auge täuschen und dreidimensionale Effekte auf flachen Oberflächen erzeugen, sind an verschiedenen Orten in der Stadt zu finden. Hier ein Beispiel an der Fassade des Hôtel de Varennes in der Altstadt mit täuschend echten Illusionen von Situationen, Fenstern, Balkonen und Säulen, einschließlich Spiegelung einer gegenüberliegenden Kirche:

Echt sind hier nur die Tische und Stühle …

Eine so vielgesichtige Kunst im öffentlichen Raum ist für eine traditionsreiche Stadt wie Montpellier eine echte Bereicherung. Schön, dass wir das erleben durften!

Montpellier – jung und mediterran (1)

Was beim ersten Besuch der 300.000-Einwohner-Stadt im Süden Frankreichs unmittelbar auffällt:

  • Viele junge Menschen – etwa jeder vierte Einwohner ist an der berühmten Universität oder einer der zahlreichen anderen Hochschulen eingeschrieben
  • Fast die ganze historische Altstadt (Écusson) ist Fußgängerzone
  • Die Straßenbahnen sind erfrischend bunt, neu, nicht mit Graffiti beschmiert und immer voll – kein Wunder, weil die Einwohner der Stadt die öffentlichen Verkehrsmittel kostenfrei nutzen dürfen
  • Die vielen Cafés und Restaurants haben für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas bieten, einfach phänomenal
  • Das Angebot für Stadtbummler (wie uns) ist äußerst abwechslungsreich und zu Fuß wunderbar zu absolvieren
  • Mediterranes Klima und Flair – die Leichtigkeit ist Balsam für die Seele

Auf der Flucht vor dem Miesepeterwetter in deutschen Gefilden in Richtung Mittelmeer nahmen wir uns Ende Februar 2025 zwei volle Tage Zeit für einen Zwischenstopp in Montpellier.

Die Fahrräder waren selbstverständlich dabei.

Eine eher intuitive und auf jeden Fall gute Entscheidung. Auch unser Hotel, unmittelbar am nordöstlichen Zipfel der Altstadt gelegen (Corum / Palais des Congrés), war optimal gewählt, nicht nur wegen des Tiefgaragenplatzes für unser vollgepacktes Auto.

Nach einem reichlichen Frühstück (natürlich mit Croissants UND Pains au chocolat 😊) machten wir uns zunächst auf den Weg zur Touristeninfo, wo wir uns ein paar Tipps und eine Übersichtskarte abholten. Letztere sollte sich immer wieder als besonders nützlich erweisen: Während der blaue Standortpunkt von Googlemaps in den engen Gassen mit ihren hohen Mauern immer wieder wie ein schwereloser Pingpongball über das Display schwebte, bot uns die Papierkarte stets gut Orientierung. Manchmal scheint Papier wohl doch noch Vorteile zu haben …

Nützlich wie eh und ja: der Stadtplan mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten.

Wir ließen uns einfach treiben an diesem schönen sonnigen Tag mit Temperaturen um 15 Grad. Nur der mancherorts kühle Wind erinnerte uns daran, dass nur ein schmaler Streifen Land (12 Kilometer) Montpellier vom Meer trennt und die Jahreszeit nun mal noch keine Sommerkleidung erlaubt.

Der Spaziergang durch die Altstadt führt – abhängig von der gewählten Route – entweder zunächst über breit angelegte Plätze und Avenuen (unsere Route, entlang der Allée des Républicains und Esplanade Charles de Gaulle zur Place de la Comédie) oder unmittelbar durch malerische Mittelaltergassen mit zahlreichen historischen Sehenswürdigkeiten. Charmante Boutiquen, gemütliche Cafés und Restaurants säumen überall den Weg.

Corum / Palais des Congrés
Place de la Comédie
Straßenbahnen als Hingucker

Für Menschen, die gerne mal ihren Gaumen mit Köstlichkeiten aus französischen oder anderen Landen umschmeicheln, ist Montpellier genau richtig.

Es darf auch gerne mal japanische Küche sein.
Selbst Ende Februar findet man sich gerne schon draußen zum gemeinsamen Essen und Trinken ein.

Als typisch französische Stadt hat auch Montpellier einen Hang zur weit ausholenden architektonischen Geste: Diese darf der Besucher zum einen an der Place du Peyrou erleben, Triumphbogen, repräsentative Grünanlagen und Aquädukt inklusive.

Auf der westlichen Seite an die Altstadt angrenzend befindet sich ein weiteres Viertel, das groß und beeindruckend daherkommt. Hier ist der Name Programm. Das Quartier Antigone ist im Stil des Neoklassizismus gehalten und geprägt von wuchtig-symmetrischen Gebäuden, weitläufigen Plätzen und kolossalen Säulen. Es erstreckt sich über etwa zwei Kilometer in Richtung des LezFlusses. Das antike Rom und Athen lässt grüßen …

Einmal am Lez angekommen, bietet sich bei schönem Wetter ein Spaziergang an seinen Ufern an.

Ein Highlight am Fluss ist das Hochhaus L’Arbre Blanc. Der „Weiße Baum“ ist eines der markantesten und innovativsten Gebäude in Montpellier. Dieser außergewöhnliche Blickfang wurde 2019 fertiggestellt und gilt als Symbol für moderne, nachhaltige Architektur, die sich von der Natur inspirieren lässt. Die weit auskragenden Balkone, die in alle Richtungen ragen, ähneln den Ästen eines Baumes und verleihen dem Hochhaus sein charakteristisches Aussehen. Die unregelmäßig angeordneten Balkone schaffen eine dynamische Fassade, die sich je nach Blickwinkel immer wieder neu präsentiert. Das Design des multifunktionalen Gebäudes, das Wohnen (120 Wohnungen), Gastronomie und öffentlichen Raum (Aussichtsplattform) vereint, fördert natürliche Belüftung und Schattenbildung, was wiederum den Energieverbrauch reduziert.

Montpellier wartet nicht nur mit gelungener neuerer Architektur auf. Die Stadt hat mehrere Gebäude aus dem 13. bis 15. Jahrhundert. Besondere Bekanntheit hat ein Gebäudekomplex am Boulevard Henri IV, der den Stadtmauerturm Tour des Pins, die Kathedrale Saint-Pierre und die medizinische Fakultät beherbergt. Die Faculté de Médecine de Montpellier ist eine der ältesten medizinischen Fakultäten der Welt, die kontinuierlich in Betrieb ist. Das Gebäude selbst stammt aus dem 13. Jahrhundert und verfügt über eine reiche Sammlung von medizinischen Artefakten und Büchern. Die historischen Hörsäle und die Bibliothek sind besonders sehenswert.

Eingangsbereich der Kathedrale Saint-Pierre mit links angrenzender medizinischer Fakultät

Und sonst??

Da wäre noch einiges zu erwähnen … Aber uns Kaffeenasen hat auch das Bohnengebräu sehr gemundet, das die Montpelliérain(e)s uns in verschiedenen Varianten zubereitet haben – von bester internationaler Qualität, versteht sich!

Wohlbehalten aus Indonesien zurück!

Hallo! Der eine oder die andere hat es natürlich schon mitbekommen: Wir sind inzwischen wieder zu Hause!

Der Rückweg war erwartungsgemäß etwas zäh, mit zwei langen Flügen (Denpasar – Dubai, Dubai – Frankfurt), dann von Frankfurt mit dem FlixBus in die schwäbische Heimat … Aber so ist das nun mal, wenn man viel von der Welt sehen will.

Wir werden jetzt noch einen Überblicksbeitrag über die Indonesienreise verfassen, einschließlich Karte mit der Reiseroute. Danach werden alle Posts in die reguläre Systematik des Blogs einsortiert.

Tja, und dann ist die Rubrik „Aktuelle Reise“ erstmal wieder leer und ruft „Füll mich!“ – im Moment noch ziemlich leise. Aber wir kennen das. Die Rufe werden rasch lauter und in nicht allzu ferner Zukunft unüberhörbar.

Es gilt: Nach der Reise ist vor der Reise. Und da gibt’s noch sooo viele Ziele 😊.

Was noch bleibt:

Euch ein ganz herzliches Dankeschön sagen. Dass ihr im Geiste mitgereist seid, uns begleitet habt, uns die Daumen gedrückt habt, dass alles gut geht – und wir uns nicht etwa in irgendeinem tiefen Loch im „Bürgersteig“ einer indonesischen Großstadt die Haxen brechen oder von einem Motorroller umgefahren werden oder …

Wir freuen uns schon auf die nächste Reise. Wir nehmen euch wieder mit, ganz klar. Never change a winning team 😉.

BIS BALD!

Unterwegs in Sulawesi: Fundstücke und Begegnungen

Insbesondere bei unserer Rundtour durch den südlichen Teil von Sulawesi verbrachten wir – wenig überraschend – viel Zeit im Auto. Diese Touren waren nicht nur auf ein zu erreichendes Tagesziel ausgerichtet. Auch der Weg dorthin war Teil des Ziels. Denn wir legten immer wieder kurze Stopps ein, die schlaglichtartig eine bestimmte Facette dieses interessanten und immer noch sehr authentischen Teils von Indonesien beleuchteten. An dieser Stelle sind wir unserem Fahrer Syarif („Ari“) zu besonderem Dank verpflichtet. Ohne ihn hätten wir vieles nicht gesehen und aus erster Hand kennengelernt. Zumeist sind es Menschen, die Ari irgendwann einmal bei seinen Touren getroffen und zu denen er eine Beziehung aufgebaut hat.

Wir listen hier einige Mosaiksteine auf, die nur subjektiv und zufällig ausgewählte Teile eines Gesamtbildes sind, aber dennoch zum Verständnis der Vielfalt Indonesiens beitragen können.

  • Besuch bei einer Familie, die vom Palmzucker lebt: Bei unserer Ankunft ist der „Herr des Hauses“ gerade auf eine Palme geklettert. Er klettert in atemberaubender Geschwindigkeit hinunter, um uns begrüßen. Sodann krabbelt er gleich wieder hoch. Wir schauen bei seiner Frau vorbei, die den Saft der Blütenstände von Zuckerpalmen durch Erhitzen und ständiges Rühren zu einem zähen Sirup verkocht, diesen zum Abkühlen in diverse Behälter wie Kokosschalen-Hälften und dergleichen füllt und die Einheiten beispielsweise auf dem Markt verkauft.
An die Palme angelehnt: die Leiter, an der der Kokosbauer in Windeseile hoch- und hinunterklettert – barfuß und ohne irgendeine Sicherung.
  • Besuch bei einer Familie, die eine kleine Weberei in Bira betreibt – wobei das Weben fest in Frauenhand ist.
  • Halt an der Straße, wo eine Gruppe Arbeiter aus dem Fluss Sand gewinnt – und auf diesem Weg zur Unterspülung der Straße beiträgt.
Der Sand wird mit einer Pumpe hochgesogen..
Das Wasser-Sand-Gemisch wird in ein Becken gepumpt.
Trennung von Sand und Wasser durch ein Sieb; das Wasser läuft dann in den Fluss zurück.
  • Ein Motocross-Rennen im Reisfeld, bei dem die Motorräder mit Reissäcken beschwert werden.
  • Auf eine Kokosnuss – ein Schwätzchen mit Kokosnussverkäuferinnen, die nur wenig Englisch konnten, was jedoch nicht wirklich gestört hat 😊.
  • Der Blautopf von Sulawesi: eine Süßwasserquelle, die das Wasser in den schönsten Blautönen schillern lässt. Wir waren die einzigen Besucher und wären sehr gerne hineingesprungen!
  • Die Plastik-Lehrgärten, in denen auf kreative Weise Plastikmüll verarbeitet und gleichzeitig aktive Wissensvermittlung über Pflanzen betrieben wird.
  • Typische Bugihäuser, häufig auf Stelzen, und oft in Gegenden, die Ari mit „fish and rice – no money“ beschreibt
  • Wasserbüffel: Diese starken und prächtigen Tiere kamen in früheren Zeiten auch auf den Reisfeldern zum Einsatz. Heute dient die Wasserbüffelzucht in Sulawesi im Grunde ausschließlich einem Zweck: der rituellen Opferung bei Beerdigungszeremonien. Und bis dahin haben die Kolosse ein feines Leben. Sie werden gehegt und gepflegt. Seltenere Exemplare (mit besonderer Fellprägung, Albinos) erreichen erreichen Verkaufspreise in Höhe von mehreren zehntausend Euro. In Rantepao, dem kulturellen Zentrum von Tana Toraja, gibt es großen Wasserbüffelmarkt, wo die Tiere in regelmäßigen Abständen gehandelt werden.
Bestimmte Futtermittel werden den Wasserbüffeln per Hand verabreicht.
Die Tiere werden rund um die Uhr gepflegt.
Albino
  • Indonesien ist ein Raucherparadies: Die Mehrheit der männlichen Bevölkerung des 263-Millionen-Einwohner-Landes huldigt dem blauen Dunst (57 Prozent) – damit ist Indonesien Spitzenreiter. Man schätzt, dass etwa 270.000 Kinder täglich zur Zigarette greifen. Geraucht wird fast überall, auch in Läden und Restaurants. Sehr beliebt sind insbesondere bei jungen Männern Nelkenzigaretten, die einen hohen Suchtfaktor haben sollen. Der Zugang zu Zigaretten ist sehr niedrigschwellig: Sie sind sehr billig und werden auch einzeln verkauft. Größter Profiteur dieser Entwicklung ist die Tabakindustrie, die hohe Gewinne erzielt und als Sponsor für unterschiedliche gesellschaftsrelevante Organisationen und Veranstaltungen auftritt.
Zum Trocknen am Straßenrand ausgelegte Tabakblätter.

Museum Pasifika in Nusa Dua

Im 2006 gegründeten Museum Pasifika sind in elf Räumen etwa 6.000 Kunstwerke aus dem asiatisch-pazifischen Raum dauerhaft ausgestellt, hauptsächlich Gemälde, aber auch andere Artefakte wie Masken, Statuen, Waffen und Kostüme, die eher indigener Kunst zuzuordnen sind. Besonders spannend fanden wir die Werke von Künstlern im Spannungsfeld der Kulturen, die also aus asiatischer Perspektive europäische Stilrichtungen verarbeiten oder umgekehrt.

Die Dauerausstellung wird ergänzt durch eine Fotosammlung über Frida Kahlo und Diego Rivera, einem der berühmtesten Künsterpaare der Welt, das mehrmals den Ehebund einging und als stilbildend für die Mexikanische Moderne gilt.

Wir fanden den Besuch auf jeden Fall lohnenswert. An besonders heißen Tagen jedoch nur mit Einschränkung, da die Räume zwar mit Deckenventilatoren, aber nicht mit einer Klimaanlage ausgestattet sind.

Das Gebäude ist repräsentativ, hat eine gute Raumaufteilung und bettet die Kunst in ein angemessenes Ambiente ein. Nur der Raum mit den indigenen Kunstwerken wirkt überladen und vollgestopft. Hier wäre weniger mehr.

Mehr Informationen über das Museum Pasifaka: https://museum-pasifika.com