Singapur – eine Metropole in der permanenten Erneuerung

Alles scheint in dieser Stadt in Bewegung, aber nichts ist ungeordnet hektisch. Der erste Eindruck trügt sicherlich nicht: Der Motor des Stadtstaates Singapur ist die Finanzindustrie, die Skyline ohne Banken wenig beeindruckend. Zu den Stoßzeiten morgens um acht und in der Mittagszeit beherrschen junge schicke Frauen und lässige Männer in offenem Hemd die Szene am Boat Quay und am Raffles Square am Singapore River, der den Wandel vom quirligen Umschlagplatz für Waren aller Art zum Zentrum der virtuellen Transaktionen offenbar gut verkraftet hat. Hier wachsen die Banken buchstäblich in den Himmel. Und von hier sind es nur ein paar Schritte zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten, die sich um die Marina Bay gruppieren, wo sich auch das Wahrzeichen der Stadt, der Merlion, befindet. Der Merlion ist ein Fabelwesen, halb Fisch, halb Löwe. Unaufhörlich spuckt er Wasser ins Meer. Insbesondere bei den chinesischen Besuchern erfreut er sich größter Beliebtheit. Mit kindlicher Freude posieren sie und tun so, als liefe ihnen das Wasser auf die Hand, in den Mund, den Sonnenhut.

Aber die Gegend lädt auch zum Schlendern ein. Verweilangebote in Hülle und Fülle, Entertainment am Abend.

Na klar, der Blick auf das Hotel mit dem wohl berühmtesten Pool mit Blick über die Stadt darf natürlich auch nicht fehlen – das Marina-Bay-Sands-Hotel, gleich neben einem anderen neuen Wahrzeichen der Stadt, dem Art Science Museum in der Form einer Lotusblüte.

Manchmal wirken die Gebäude etwa klotzig, aber nicht kalt. Und stets hat man das Gefühl, dass man sich bei dieser Architektur etwas gedacht hat. Eins fügt sich ins andere und bewahrt seinen eigenen Charakter. Und immer wieder fallen im wahrsten Sinne des Wortes grüne Ideen auf. Hier wird die Natur zum Teil der Architektur. Da können wir Europäer noch viel lernen.

Mit dem Scoot-Flieger zum Frühstück im Hawker-Markt in Singapur

Nach zwei ereignisreichen Tagen in Berlin geht’s heute in die Ferne – Südostasien ruft. Es gab noch ein paar technische Probleme am Tag vor dem Abflug. Mein iPhone hat sich nach fast sechs Jahren der vertrauensvollen Zusammenarbeit in den Ruhestand verabschiedet – und damit auch alle Apps, die mit der Reise zu tun haben. Und die Musik … Also musste ruckzuck was Neues her, die Wahl fiel auf ein iPhone 8 mit großem Display und 256 GB Speicher. Also Schluss mit dem Gezicke beim Speichern von Fotos 😊.

Wir haben einen schönen Platz mit Beinfreiheit erwischt. Viele Backpacker …

Bei Scoot ist alles extra: Beinfreiheit, Essen, Getränke, Entertainment … Letzteres ist verblüffend einfach gelöst: Wer Filmchen schauen möchte, kauft sich einen App-Zugang und benutzt sein eigenes Device. Ergo keine Monitore im Flieger. Entspanntes Sehen für die iPad- und Laptopbesitzer, Stielaugen für die Smartphoner, die den kommunikativen Gesamtbetrieb aus Gründen der Coolnesss grundsätzlich einhändig vollziehen wollen. Bayern-Fans haben’s bei Scoot natürlich schwer. Alles ist in Gelb-Schwarz getaucht, so dass man meinen könnte, Scoot wäre ein BVB-Ableger. Den Gehörschutz haben wir mitgebracht:

Ein angenehmer Flug mit einem Platz an der Sonne:

Genau zur Halbzeit, nach 6 Stunden Flug, wird es dunkel, die Sonne „verschwindet“ am hinteren Horizont, der orangerot leuchtet. Den restlichen Flug werden wir im Dunkeln verbringen. Seit mehreren Stunden sind wir jetzt über scheinbar von Menschen unberührtes Land geflogen, anfangs konnte man noch ab und an Zeichen der Zivilisation wie Felder, Straßen, Ansiedlungen und dergleichen von oben erkennen – die Tūrkei? rätseln wir. Leider hat der Flugkapitän uns zur Begrüßung nicht mitgeteilt, welche Flugroute wir nehmen. Und die Flugbroschüren gaben darüber auch keine Auskunft. Deshalb müssen wir unsere geografischen Kenntnisse ausgraben, die für diesen Teil der Erde aber lückenhaft sind: Zentralasien muss es bei dem unberührten Anblick der Berglandschaft und der Ebenen sein. Aber welche Länder? GoogleMaps kann man hier oben nicht bemühen, um Wissen vorzutäuschen. Ist es der Himalaya, sind es die Seidenstraßen-Länder, die Mongolischen Hochebenen? Und wie weit sind wir überhaupt? Informationen sind im Sparpreis leider nicht inbegriffen. Schade!

Nachteulenzeit

Wir fliegen ca. 12 Stunden, kommen also nach MEZ um 22.00 Uhr an. In Singapur bedeutet das vier Uhr morgens. Unser Plan ist ein früher Hotel-Check-in und ab in die Stadt. Das heißt Durchhalten bis zum Abend. Es gibt ja viel zu sehen/erleben.

Mit dem Taxi zum Keong Saik Hotel in ebendieser Straße, mitten in Chinatown. Eigentlich hatten wir gehofft, auch schon gleich ein Zimmer zu bekommen, aber daraus wurde nichts. Na gut, dann eben kurz umziehen und raus in die schwül-dämpfige Luft. Erstmal frühstücken. Aber wo? Natürlich gibt’s hier keinen Bäcker, der um diese Zeit Kaffee und Brötchen anbietet. Kaum jemand auf der Straße. Aber ein älterer Herr, der auf dem Weg ins Büro ist, nimmt uns unter seine Fittiche und führt uns zu einem der Hawker-Märkte. Volltreffer! So läuft das hier also. Wir frühstücken indisches Brot und einen aufgeschäumten Ingwertee. Und der Chef lässt sich auch noch beim Brotbacken fotografieren:

So gestärkt erkunden wir die Stadt, die ganz allmählich aus aus dem Schlaf erwacht.

Hauptsaach gut gegess

Singa Pura, wie die Siedlung von ihrem Entdecker, einem indischen Prinzen, Ende des 13. Jahrhunderts getauft wurde, ist DAS Einsteigerland für Südostasien. Weltstadt, 5 Mio. Einwohner (74 % Chinesen, 13 % Malaien, 9 % Inder plus X andere Ethnien), fast 200.000 Millionäre, wenig Kriminalität. Und der Reiseführer meint, dass die Liebe zum Essen alle Singapurer vereint. Mit breiter Brust heißt es bei Marco Polo: „Kein Gast hat diese Stadt je verlassen, ohne von ihrem Essen zu schwärmen.“ Dann mal ran an die Töpfe. Nicht nur früh angereiste Touristen, auch die arbeitende Bevölkerung trifft sich bei den Hawkern, den Garküchen, die uns in Bangkok bereits überzeugt haben. Die Hawker Stalls scheinen die Singapur-Variante des englisches Pubs zu sein. Scharfe indische Curries, Nudelsuppen in grellen Farben, alles behördlich auf Sauberkeit geprüft. Exotischer Genuss ohne Reue, die Kohletabletten können im Rucksack bleiben. Frühstück beim Hawker ist aus unserer Sicht definitiv der optimale Auftakt. Eine Mahlzeit gibt da schon für  3 Euro und selbst weniger in der „Economics“, der Sparvariante.

Von den vielen anderen Eindrücken/Sehens- und Merkwürdigkeiten berichten wir morgen, nach durchgemachter Nacht brauchen wir dringend eine Mütze Schlaf 😏.

Eva hat es nicht einmal mehr geschafft, die Brille abzusetzen … Träum was Schönes. Was der morgige Tag wohl bringen wird?

Der Tag Null

Wir sind wir unterwegs. Bei strahlendem Sonnenschein. Wenn Engel reisen …

In Erdmannhausen ist die Welt noch in Ordnung. Pünktliche Abfahrt, ein guter Platz… Kaffee und Kuchen gleich nach der Ankunft in Stuttgart, alles wunderbar. Aber dann erweist sich der FlixTrain als gar nicht so f(l)ix. Wir haben circa 1 Stunde Verspätung. Aber noch ist die Laune gut! Zeit zum Bloggenüben 😋

Eigentlich wollen diese Schuhe Kilometer machen, aber nun sind sie zum Stillstand verdammt.

Der Flixtrain für 9,90 € Stuttgart-Berlin ist übrigens nur für Leute mit viel Zeit, weil er halb Deutschland abklappert. Und starke Nerven braucht man sowieso. Wir sind wild entschlossen, uns die Laune nicht verderben zu lassen. Unser Flug nach Singapur ist ja erst am Sonntag 🤓.

Abenteuer ist bei dem Preis übrigens inklusive … Es ist der Klassiker: In sehnlicher Erwartung des seit einer Stunde überfälligen Zuges trippelt alles auf Bahnsteig fünf herum. Dann eine Durchsage, dass der Zug auf Gleis sieben einläuft und in zwei Minuten abfährt. Eva stürmt mit ihrem (eigentlich meinem) Rollkoffer los und wieselt durch die Massen, ich mit schwerem Rucksack hinterher. Dann an den ersten Trauben an den Türen vorbei (auch Dauerläufer können sprinten) und rein in den Zug, Plätze sichern und breitmachen. Steckdose in greifbarer Nähe? Hinsetzen, WLAN aktivieren, entspannen. Jetzt den Blog am iPad weiterschreiben. Berlin, Berlin, wir wollen nach Berlin!