Sydney Opera House und Royal Botanic Gardens

Natürlich haben wir das wahrscheinlich berühmteste Opernhaus der Welt und Wahrzeichen von Sydney schon an unserem ersten Tag gesehen und darüber kurz berichtet. Aber dieses faszinierende Bauwerk verdient auf jeden Fall noch eine eigene Erwähnung. In diesem Zusammenhang geht ein ganz herzliches Dankeschön an Elisabeth und Carsten, die uns eine Führung durch die Oper in Form eines Gutscheins geschenkt haben. Es war wirklich klasse, dass wir auf diese Weise einen genaueren Blick ins Innenleben und auf die Entstehungsgeschichte der Oper werfen konnten. Die Führung wurde sehr professionell durchgeführt, von einer echten Lady mit einer wunderbar geschulten Stimme. Das Gebäude wurde auf dem Landvorsprung Bennelong Point errichtet und hat damit eine einzigartige Lage, mit freiem Blick auf das zweite Wahrzeichen, die Harbour Bridge. Ein junger dänischer Architekt namens Jorn Utzon gewann in der 1950er-Jahren völlig überraschend die Ausschreibung für das Opera House, und zwar auf der Basis von Skizzen. Es wurden damals eine Bauzeit von vier Jahren und Gesamtkosten in Höhe von 7 Millionen Dollar kalkuliert. Am Ende waren es dann sechzehn Jahre und über 100 Millionen. Utzon gab in den 60er-Jahren vor dem Hintergrund der steigenden Kosten und politischer Streitigkeiten resigniert auf und kehrte nach Dänemark zurück. Ein Team von australischen Architekten übernahm daraufhin die Arbeiten und vollendete das Bauwerk. Ähnlichkeiten mit der Hamburger Oper sind sicherlich rein zufällig …
Das Besondere an diesem Bauwerk ist, dass es quasi von außen nach innen gebaut wurde. Utzon hatte bei der Konzeption die akustischen Anforderungen fast gänzlich außer Acht gelassen. Dieses mussten dann seine Nachfolger übernehmen. Entscheidend für die Finanzierung der Sydney Opera House war übrigens eine zu diesem Zweck ins Leben gerufene Lotterie.

Als Teilnehmer einer Führung hat man die Möglichkeit, vergünstigte Karten für eine Veranstaltung im Opera House zu erwerben. Diese Chance haben wir genutzt und uns Dario Fos „Zufälliger Tod eines Anarchisten“ angeschaut.

Nur ein paar Schritte von der Oper entfernt liegen die Royal Botanic Gardens, in denen man wunderbar lustwandeln kann, mit Blick aufs Meer, die Oper, die Harbour Bridge … Hier waren mal die Felder der ersten Sträflingskolonie. Uns haben hier vor allem die mächtigen Bäume imponiert. Die Geschichte der Sträflinge wird auf eindrucksvolle Weise in den Hyde Park Barracks beleuchtet, die in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes als Australian Convict Site aufgenommen wurden. Was eher wenig bekannt ist: Die Strafgefangenen mussten ihr Dasein nicht in Gefängnissen fristen, sondern durften Häuser bauen und Familien gründen – mit dem Ziel, in Australien eine echte Kolonie zu etablieren. In der unmittelbaren Umgebung des Hyde Parks gibt es noch einige weitere Gebäude von historischer und kultureller Bedeutung, wie beispielsweise die Münzprägeanstalt Sydney Mint. Wir haben die State Library besucht, deren Besonderheit verschiedene Dauerausstellungen (wie beispielsweise über die Geschichte der Aboriginees) sind.

 

Von Sydney ins Grüne – die Blue Mountains als Regenwald

Auch die Bewohner von Sydney packen gerne am Wochenende ihren Rucksack und machen sich auf den Weg zum Blue Mountains National Park, der ungefähr zwei Zugstunden westlich von Sydney liegt. Dort gibt es viele Eukalyptusbäume, die bei flirrender Hitze bläulich schimmern – daher der Name. Wer die Wahl hat, fährt lieber an einem Wochentag, weil dann weniger los ist.
Für uns war der Sonntag kein Problem, weil die Wetter-App eine eher düstere Vorhersage machte und eine Regenwahrscheinlichkeit von satten 70 % prognostiziert hatte. Wenn das so weitergeht, brauchen wir dringend eine neue App :-)!
Die Blue Mountains sind ein ca. 1000 Meter hohes Plateau, das von mehreren Bächen durchzogen ist, viele schroffe Felswände und beeindruckende Wasserfälle aufweist. Touristisch ist die Region gut erschlossen. Hoch oben auf dem Felskamm reihen sich einige kleine Ortschaften (die wichtigsten sind Katoomba, Leura und Wentworth Falls) aneinander, die nicht nur die Touristen mit allem Notwendigen versorgen.

Wir hatten uns für eine Rundwanderung zu den Wentworth Falls entschieden und waren enttäuscht, dass dieser und ein weiterer Track gesperrt waren – wegen Steinschlags. Wir haben deshalb mehrere kleinere Wege und einige Aussichtspunkte miteinander kombiniert, um aus der Situation das Beste zu machen. Ganz so häufig kommt man ja nicht in diese Gegend …
Ein wenig schade war, dass das Wetter sich wenig fantasievoll zeigte und sich genau an das hielt, was die App vorhergesagt hatte. Wir gingen zunächst etwa zwei Stunden im stärker werdenden Nieselregen, dann weitere zwei Stunden in solidem Dauerregen. Dadurch sind uns leider auch die allseits gelobten tollen Aussichten auf das Tal und die Wasserfälle zum großen Teil versagt geblieben. Der Canyon hüllte sich in einen dichten Regennebel, gute Landschaftsfotos waren damit ein Ding der Unmöglichkeit. Wir sind aber unverdrossen weitermarschiert und wurden dafür letztendlich belohnt worden. Denn die Wanderwege mit ihren Kletterpartien zu einzelnen Aussichtspunkten und Wasserfällen haben bei einer solch ungewöhnlichen Wetterlage einen eigenen Charme. Wir waren mit unseren Wanderschuhen und Regenjacken auch recht gut gerüstet für diese Verhältnisse. Und eine Brotzeit hatten wir selbstverständlich ebenfalls dabei. Ein Highlight war für uns, dass wir u.a. auf den Spuren von Charles Darwin gewandelt sind, der genau hier schon einmal mit einer kleineren Expedition unterwegs war. Einer vor Ort befindlichen Infotafel ist zu entnehmen, dass Herr Darwin wohl mehr Glück mit dem Wetter hatte!

Sydney im Dauersonnenschein?

Wer denkt bei Sydney schon an mieses Wetter? Da scheint immer die Sonne und die coolen Surfer kurven am Bondi Beach um die Haie rum.

Mitnichten.

Wir kamen bei strömendem Regen und heftigen Böen in Sydney an, bei ca. 14 Grad. Und das nach einer knappen Woche bei sommerlichen-schwülen Temperaturen in Singapur. Tja, so kann’s laufen im Travellerleben. Wir haben also erstmal unsere warmen Sachen herausgekramt und einen großen heißen Kaffee getrunken. Und dann ging’s per Taxi zu unserer Unterkunft. 60 Dollar (der Kurs steht bei 1:1,25), ganz schön happig. Wir wohnen bei John, einem Engländer, der vor 38 Jahren nach Australien kam und irgendwie hier hängengeblieben ist. Er hat ein kleines Häuschen im zweitältesten Stadtteil, Rozelle, ist Rentner und lebt sehr gut von seinen Untermietern im Souterrain (die pro Woche 700 Dollar zahlen) und seinen AirB&N-Gästen. Wir haben ein Zimmer und teilen den Rest des Stockwerkes mit John. Von der Terrasse aus haben wir einen tollen Blick auf die berühmte Skyline von Sydney.
Den ersten Abend haben wir „zu Hause“ verbracht, nachdem wir am Spätnachmittag die Umgebung erkundet haben. Bei ostfriesischem Wetter. Und dabei hat uns nicht nur letzteres an England erinnert, sondern auch die Häuser und Läden und die Menschen in vielem. Aus Nostalgie haben wir uns gleich einmal Fish’n Chips gegönnt. Das war allerdings ein richtiger Reinfall. Gut nur, dass unser Magen das anstandslos ertragen hat. Na ja, wir haben ihn mit einer Flasche australischem Merlot beschwichtigt, die wir anschließend zusammen mit unserem Hauswirt getrunken haben. Der war entschieden besser. Der erste volle Tag war schon VIEL besser. Kurze Fahrt mit dem Bus, dann auf die Fähre in Richtung „The Rocks“, dem Zentrum. Wir schippern geradewegs auf die Harbour Bridge und die Oper zu, der Himmel bricht auf, die Sonne kommt durch. Ja, so soll es sein. Der Schnuppertag war sehr beglückend, hier die ersten Eindrücke:

Jugendstil in Singapur – Gruß aus Europa

Es wäre sicherlich noch vieles nachzutragen, aber eins muss auf jeden Fall noch erwähnt werden – wir schauen nämlich fast in jeder Stadt nach Bauwerken dieses Stils: Jugendstil in Singapur!

Wer Art-déco-Bauten im Tigerstaat anschauen möchte, muss sich auf den Weg nach Tiong Bahru machen und sollte seine Mittagspause in einem der besten Hawker-Zentren der Stadt einlegen, dem Tiong Bahru Market. Unser Auftakt dort war ein Besuch des Qi-Tian-Gong-Tempels (ja, die Chinesen sollen in unserem Reiseblog auch Erwähnung finden!). Der Tempel ist eher klein und leicht mit einem Verkaufsladen zu verwechseln. Aber es handelt sich immerhin um den ersten Tempel Singapurs, der einem Affengott gewidmet ist. Und dieser soll Glück (kann man immer gebrauchen), Wohlstand (gib mir mehr davon, etwas mehr davon vertrag ich schon) und Scharfsinn (YES!) bringen. Also nichts wie rein und ein paar Stäbchen anzünden. Wir haben sofort gespürt, dass das mit dem Scharfsinn eindeutig richtig ist, die Geschichte mit dem Wohlstand stellt sich wahrscheinlich noch ein (oder sollten wir Fortuna doch noch im Kasino am Marina Bay Sands Hotel herausfordern?). Und Glück? Das scheint bei uns ein Dauerzustand zu sein ;-).

Die in den 30er- und 50er-Jahren ursprünglich als Sozialwohnungen gebauten Häuser wurden zunächst nur zögerlich angenommen. War ihr Stil den Kolonial- und asiatischen Stil gewohnten Stadtbewohnern doch sehr fremd. Sie nannten sie „aero-flats“, da sie die Formen an Flugzeuge erinnerten – sagt jedenfalls Marco Polo.

In diesem Viertel erlebt man eine äußert bunte Mischung an Menschen, Kulturen und Lebensstilen. Da ist natürlich ein starkes chinesisches Element, aber man stößt genauso auf eine von einem Franzosen gegründete Backstube mit echten Croissants, nette Boutiquen, einen reizenden Kinderbuchladen, ein Öko-Café mit hervorragendem Kaffee (zu astronomischen Preisen), einer Vinothek.

Oder soll’s vielleicht doch eine Fußmassage bei „Nimble & Nead“ sein?

In dieses Bild passen auch die Art-déco-Häuser. Sie hauchen den Geist von Paris, Berlin oder Brüssel in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts, immer wieder durchsetzt von asiatischen Stilmitteln. Wie beispielsweise kleinen Hausgottaltärchen an Hauswänden oder neben Eingangstüren, bestückt mit Räucherstäbchen.

Amüsant fanden wir ein Zentrum, wo die SPD-Chefs und -Chefinnen sich sicherlich ein paar Tipps für ihre ewig nörgelnde Zauderertruppe holen könnte …

Singapur – einfach nur mal draufgeschaut …

Eines gleich vorweg: Dieses sind Einzelwahrnehmungen, die sich an der Oberfläche bewegen. Wir fragen dabei nicht nach dem Wie und Warum. Also naiv im besten Sinn. Wir haben keine Hintergrundinformationen eingeholt, wissen nichts über die Sozialsysteme dieses Stadtstaates. Aber wer mal auf dem Weg zu einem wichtigen Geschäftstermin in die Hundescheiße getreten ist (Achtung Berlin!), der weiß einen barrierefreien Bürgersteig durchaus zu schätzen.

Also: Nicht selten kann man an Ort und Stelle allseits gerühmte Features nicht oder nur mäßig nachvollziehen. Doch die viel beschworene Sauberkeit Singapurs ist keine Reiseführer-Mär. Die unmittelbare Umgebung wird von den Bewohnern der Stadt offenbar mühelos und so selbstverständlich wie das Atmen sauber gehalten. Ansammlungen von Papier, Plastiktüten oder Flaschen in Parks und an Straßenrändern? Kippen an Haltestellen? Überquellende Mülleimer an öffentlichen Plätzen? Hundedreck? Schmierereien an Wänden? Plakate mit Infos, die kaum jemand lesen will? Alles Fehlanzeige. Und das nicht nur an den touristischen Hotspots. Diesen Zustand verdankt die Stadt ebenfalls dem Einsatz zahlreicher Reinigungskräfte, die beispielsweise auch einzelne, von Bäumen herabgefallene Blätter mit großem Eifer von Rasenflächen sammeln. Und wenn man denkt, dass ein Heer von Aufpassern die Singapurer anhält, nichts wegzuwerfen und kaugummikauende oder anderweitig sündigende Bürger abstraft, liegt man verkehrt. Zwar geistert der Name „fine City – Stadt der Geldstrafen“ durch die Medien, aber wir konnten das nicht nachvollziehen. Noch ein Wort zum Rauchen. An und um öffentliche Gebäude herum wird grundsätzlich nicht geraucht. Raucher sind eher eine Minderheit und für diese ist es offenbar selbstverständlich, ihren Glimmstängel an einem Abfalleimer zu entsorgen und nicht achtlos wegzuschnipsen. Im Gegensatz dazu haben viele Nikotinabhängige in Europa noch nicht einmal gemerkt, dass Zigarettenkippen (vor allem im öffentlichen Raum) ein Ärgernis sind und diese weder in der Fußgängerzone noch am Strand etwas zu suchen haben.

Wer schon einmal verzweifelt auf der Suche nach dem dringend benötigten stillen Örtchen durch eine Stadt geirrt ist, wird Singapur sehr zu schätzen wissen. Definitiv eine Stadt für schwache Blasen! Kein Mangel an öffentlichen Toiletten. Dazu kommt, dass man diese generell ohne Nasenklammer und Gummihandschuhe benutzen kann. Selbst an stark frequentierten Orten. Und nicht ein einziges Mal fehlte das Toilettenpapier! Selbstredend kostenlos für die Benutzerinnen und Benutzer. Bravo! Es ist also machbar, wenn man das will.

Höflich, zuvorkommend und sehr hilfsbereit haben wir die Singapurer erlebt. Unfreundlichkeit oder Gleichgültigkeit waren absolute Ausnahmen. Wenn wir uns mit dem Stadtplan in der Hand hilfesuchend umschauten, sprach man uns an. Aber nie aufdringlich.

Wer macht hier die einfachen, „niederen“ Arbeiten? Es fällt auf, dass die Straßenreinigung, das Heer der Gärtner, die Pflegekräfte und die einfachen Bauarbeiter an den zahlreichen Großbaustellen, die wir über die Stadt verteilt vorfanden, eher von dunkler Hautfarbe waren, meist klein und zartgliedrig. Inder, Malaien? Zeitweise Geduldete? Keine Ahnung … aber es scheint uns, als kämen vor allem die Bauarbeiter und sonstige, im Freien Arbeitende nicht aus Singapur, sondern aus weniger begünstigten Ecken dieses Kontinents.

In den Hawker-Zentren, die wir gern und häufig besuchten, sitzen alle Alters- und Berufsgruppen – hippe Junge und klapprige Alte, gut gekleidete Bankangestellte und Arbeiter im Blaumann – einträchtig nebeneinander und essen. Das Wegräumen der benutzten Teller, Schalen, Essensreste wird allerdings überwiegend von älteren Frauen und Männern, manches Mal auch sehr alt und gebrechlich, öfters von durch Behinderungen Eingeschränkten erledigt. Das schien für alle selbstverständlich … trotz allgegenwärtiger Hinweise, dass man sein Tablett mit gebrauchtem Geschirr doch bitte in bereitstehende Regale räumen solle. Diese hatten interessanterweise Abteile für „halal“, also für das nach muslimischen Regeln zubereitete Essen, und „non-halal“.

In unserem Hotel wurde der Zimmerservice interessanterweise auch von Männern erledigt. Bei einem Trinkgeld nach dem Hochtragen der Koffer zeigte man sich eher peinlich berührt. Taxifahrer halten sich an die Preise. Touristennepp, das Gefühl, übers Ohr gehauen zu werden, weil man sich nicht auskennt und sich ggf. sprachlich nicht zur Wehr setzen kann, haben wir nicht erlebt. Kleinkriminalität: Immer wieder ist zu beobachten, dass die Leute ihre Laptops und Taschen in Restaurants und Kneipen einfach auf den Stühlen hängen/stehen lassen, offenbar rechnet niemand damit, beklaut zu werden.

Zugang zu Kunst und Kultur ist für alle kostenlos oder für kleines Geld (z.T. haben Einheimische günstigere Eintrittspreise) zugänglich, das scheint ein wichtiges Anliegen. Die Aufbereitung von Informationen über Sehenswürdigkeiten und geschichtliche Ereignisse ist in einheitlicher Gestaltung, „auf den Punkt“ und professionell. Öfters auch durch lebensgroße Figurengruppen veranschaulicht.

Fünf Sterne für Singapur! Und ein zusätzliches würden wir für einen guten deutschen Bäcker vergeben 😊

Singapur bei Nacht

Dieses grandiose Lichterspiel wollen wir den geneigten Followern unseres Blogs nicht vorenthalten. Hier nur ein paar Eindrücke, die wir gar nicht großartig kommentieren wollen. Man stelle sich nur einmal vor: ein Glas eines Lieblingsgetränks in der Hand, mit einem lieben Menschen aufs glitzernde Wasser schauen, Temperaturen um 28 Grad, als Panorama diese Bilder …

Singapur – shop till you drop

Wer gerne – wie die Singapurer – einkauft, ist in dieser Stadt goldrichtig. Überall stößt man auf blitzblanke Shoppingmalls, die sich beim Herumstöbern und -staunen immer mehr entfalten. Hier noch ein Stockwerk, dort noch ein Gang. Und wenn man wieder draußen ist, reibt man sich die Augen über dieses riesige Angebot, das nach allen modernen Regeln der Verkaufstechnik dargeboten wird. Wer wenig Platz in der Fläche hat, baut nicht nur hoch hinaus, sondern auch tief hinein. Ohne Smartphonenavi verliert man rasch die Orientierung. Die ultimativen Shoppingmöglichkeiten in Singapur bietet die Orchard Road, auch die Tanglin Road. Die Champs-Élysées sind ein Klacks dagegen!

An manchen Tagen wird die mehrspurige Orchard Road für den Verkehr gesperrt, weil hunderttausende Shopper unterwegs sind …

Singapur – Grün, so weit das Auge reicht

Die Bay Sands Gardens sehen aus der Ferne wie ein Urwald aus. Wenn da nicht die befremdlichen „Gewächse“ wären, die wie umgestülpte Bäume aussehen, deren Wurzeln etwas gespenstisch in den Himmel ragen. Ist man zu Fuß unterwegs, nähert man sich dieser grünen Lunge zunächst am Becken der Marina Bay entlang und geht am Red Dot Design Museum (Exponate zum Thema Produkt- und Kommunikationsdesign) oder an der Lotusblüte des Art Science Museums vorbei. Dann blickt man auf das imposante, alles dominierende Marina-Bay-Sands-Hotel. Foto, Foto, noch eins … Man kann nicht widerstehen. Auch der Blick quer über die Bay hat einen besonderen Charme. Zur Rechten, das ist doch ein Fußballfeld, direkt am Wasser. Und daneben wölben sich zwei muschelartige, auf der Oberseite stachelige Kulturbauten in die Luft. Ja, das ist großartige Architektur, das ist ein gestaltetes Gesamtbild, nicht einfach dahingeklotzt. Geld ist nicht alles, aber man kann mit viel Geld schöne Städte bauen. Wir haben schon ein paar Metropolen gesehen auf unseren Reisen und wir sind uns einig, dass Singapur in der obersten Liga mitspielt.

Und bei Dunkelheit leuchtet das ganze Bild in bunten Farben, ein richtiges Schauspiel.

Bevor man die Gardens by the Bay betritt, kommt man in eine grandiose Shoppingmall, die keine Luxuswünsche offen lässt. Wow. Gondoliere schippern einen Kanal entlang, der in einem Wassertrichter endet. Vielleicht sollten wir mal ein Spielchen im größten Kasino Singapurs wagen (350 Spieltische) – es ist von hier direkt zu erreichen. Man fährt eine nicht enden wollende Rolltreppe hoch, überquert dort oben eine Schnellstraße, um dann in die Lobby des Hotels mit der berühmtesten Dachterrasse Asiens hinabzuschauen. Mit dem Gewinn aus dem Kasino könnte man dort einchecken, oben im Skypark ins Wasser des Infinity Pools gleiten und vom Beckenrand aus auf die Stadt schauen. Man soll an besonders guten Tagen bis Sumatra sehen können. Und als Sundowner noch einen Cocktail … Kann man übrigens als Normalsterblicher alles machen. Die Dachterrasse ist für Besucher zugänglich, gegen ein akzeptables Entgelt.

Apropos: Der Eintritt in die Gardens ist frei, nur besondere Aktivitäten kosten Eintritt. Zum Beispiel, wenn man in luftiger Höhe von „Baum“ zu „Baum“ wandeln möchte. Ein grandioses Gefühl, wenn sich die Schwankungen des Verbindungsstegs auf den Körper übertragen. Der Plural von „Gardens“ ist kein Zufall. Es handelt sich nämlich um insgesamt fünf Gärten. Wir sind im „Bay South“, dem eigentlichen neuen botanischen Garten. Die anderen verteilen sich über die Marina Bay Area. Die gesamte Grünfläche ist halb so groß wie Monaco. Die umgekehrten, rundherum bepflanzten Tropenbäume machen nicht nur Spaß und dienen dazu, den Interessierten Wissenswertes über ökologische Zusammenhänge zu vermitteln. Sie sind gleichzeitig die überdimensionalen Abfallrohre für die mit Biomasse betriebenen Klimaanlagen für zwei imposante Gewächshäuser in dem Areal.

Singapur – Stadt am Fluss und Perankan-Kultur

Die Quays entlang des Singapore River sind nicht nur tagsüber ein Publikumsmagnet, sie bezaubern Einheimische und Touristen besonders auch am Abend. Ein Lichtermeer, das sich im Fluss spiegelt, bunte Ausflugsboote und Livemusik in den historischen Häuserzeilen des Clarke Quay, überdacht von bunt angestrahlten „Riesensonnenschirmen“ (oder Regenschirmen?).

Aus den Lokalen duftet und tönt es malayisch, chinesisch, indisch, koreanisch, mexikanisch … selbst bayrisch! Ohren- und Magenschmaus für jeden Geschmack. In Singapur wird Historisches ohne Scheu mit Modernstem kombiniert – was überraschend gut funktioniert. Nicht kitschig, wie man erwarten könnte, sondern erstaunlich-faszinierend ist das Zusammenspiel.

Ein Ableger des Asian Civilisations Museums, untergebracht in einem ehemaligen Schulhaus, informiert über die Perankan-Kultur Singapurs. Sie entstand aus dem Mix der vielen Kulturen, die in der Stadt im Lauf der letzten zwei Jahrhunderte zusammentrafen und sie prägten: Chinesen, Inder, Malayen, Koreaner, Bewohner von Java und anderen Inseln rundum. Zwar beeindruckt das Gebäude, doch war das Museum für uns eher eine Enttäuschung. Wir hatten erwartet, etwas über die Lebensumstände dieser Volksgruppen zu erfahren. Stattdessen sind wir jetzt vor allem darüber informiert, welche komplizierten Gepflogenheiten es vor und bei den bis zu 12 Tagen dauernden Hochzeitsfeierlichkeiten zu beachten und zu durchleben gilt. Beispielsweise musste ein Junge vorab dreimal über das Hochzeitsbett gerollt werden, damit es möglichst männliche Nachkommen gab. Von den Kontrollzeremonien, die die Jungfräulichkeit der Braut bezeugten, ganz zu schweigen.

Natürlich finden wir Hakenkreuze auf Brautschuhen zunächst einmal befremdlich, aber in diesem Kulturraum hat das nichts mit Nationalsozialismus zu tun. Die Swastika ist über 10.000 Jahre alt und ist in einigen Religionen (u.a. im Hinduismus, Jainismus und Buddhismus) ein Glückssymbol.

Lustig fanden wir die Möglichkeit, sich in vermeintlich typischer Perankan-Umgebung fotografieren (zu lassen).

Singapur – Tempel, Schreine und Moscheen

In Singapur sind fast 50 Ethnien vertreten und entsprechend viele Religionen und Glaubensgruppen. Nicht selten liegt der Ursprung eines Gotteshauses in dem Bedürfnis einer Glaubensgruppe, dem jeweiligen Gott für eine sichere Fahrt übers Meer zu danken. Manchmal aus Abenteuerdrang, meistens jedoch aus verzweifelten Lebensumständen heraus hatte man die Segel gesetzt, kam hier an, schlug sich irgendwie durch, baute sich eine Existenz auf und passte sich dabei zumindest ein Stück weit an die lokalen Gegebenheiten an. Mit dem Glauben verhielt es sich ähnlich. Man brachte etwas mit, übernahm aber auch einzelne Elemente, die vor Ort bereits vorhanden waren.

Und so geht man durch die Straßen von Singapur und wird immer wieder überrascht von einem Tempel hier, einem Schrein oder einer Moschee dort. Und das selbst im hypermodernen Bankenviertel im Schatten der Wolkenkratzer. Manchmal kündigen sich diese kleinen Oasen der inneren Einkehr durch den Duft von Räucherstäbchen oder auch durch laute Gebete oder Musik an, bevor man sie sieht. Für Touristen kann es mehr oder minder aufwendig sein, diese Gebetshäuser zu betreten, zum Beispiel wegen der Kleiderordnung oder weil gerade eine Zeremonie läuft. Wir haben ganz klar ein Faible für hinduistische Tempel entwickelt. Hier sind neugierige Gäste offenbar grundsätzlich willkommen, wenn sie ein paar Spielregeln einhalten: Schuhe aus, nackte Schultern bedecken und rein ins Getümmel – dabei immer schön linksrum gehen. Fotografieren ist erlaubt, wenn man eine gewisse Sensibilität obwalten lässt. Bei den Hindus ging’s z.T. richtig laut zu, mit Trompeten, Saiteninstrumenten, Glocken und Gesang. Und bunt, mit Blumen, Früchten, Deko und Gewändern, Statuen … Sinnlichkeit zum Anfassen. Für uns war auch nicht erkennbar, dass die Priester Unterschiede zwischen Männern und Frauen machen. Körperliche Nähe, Augenkontakt beim Sprechen. Hier ein paar Eindrücke:

Little India

Vielleicht mehr noch als Chinatown übt Little India, traditionell der Stadtteil der indischstämmigen Bevölkerung Singapurs, einen exotischen Reiz aus. Die Serangoon Road, Hauptachse dieses Stadtteils, empfängt ihre Besucher mit atemberaubender Unmittelbarkeit. Gleich zu Beginn steht das Tekka-Zentrum, das im unteren Stockwerk alles fürs leibliche Wohl seiner Besucher bietet. In den Stockwerken darüber gibt es alles, was die Inderin oder der Inder braucht, um sich herauszuputzen. Little India scheint etwas hermetisch. Im Gegensatz zu Chinatown sieht man hier kaum Menschen, die nicht im eigentlichen Sinne „hierhingehören“ – ein abenteuerliches Bad in einer fremden Kultur!