Sydney im Dauersonnenschein?

Wer denkt bei Sydney schon an mieses Wetter? Da scheint immer die Sonne und die coolen Surfer kurven am Bondi Beach um die Haie rum.

Mitnichten.

Wir kamen bei strömendem Regen und heftigen Böen in Sydney an, bei ca. 14 Grad. Und das nach einer knappen Woche bei sommerlichen-schwülen Temperaturen in Singapur. Tja, so kann’s laufen im Travellerleben. Wir haben also erstmal unsere warmen Sachen herausgekramt und einen großen heißen Kaffee getrunken. Und dann ging’s per Taxi zu unserer Unterkunft. 60 Dollar (der Kurs steht bei 1:1,25), ganz schön happig. Wir wohnen bei John, einem Engländer, der vor 38 Jahren nach Australien kam und irgendwie hier hängengeblieben ist. Er hat ein kleines Häuschen im zweitältesten Stadtteil, Rozelle, ist Rentner und lebt sehr gut von seinen Untermietern im Souterrain (die pro Woche 700 Dollar zahlen) und seinen AirB&N-Gästen. Wir haben ein Zimmer und teilen den Rest des Stockwerkes mit John. Von der Terrasse aus haben wir einen tollen Blick auf die berühmte Skyline von Sydney.
Den ersten Abend haben wir „zu Hause“ verbracht, nachdem wir am Spätnachmittag die Umgebung erkundet haben. Bei ostfriesischem Wetter. Und dabei hat uns nicht nur letzteres an England erinnert, sondern auch die Häuser und Läden und die Menschen in vielem. Aus Nostalgie haben wir uns gleich einmal Fish’n Chips gegönnt. Das war allerdings ein richtiger Reinfall. Gut nur, dass unser Magen das anstandslos ertragen hat. Na ja, wir haben ihn mit einer Flasche australischem Merlot beschwichtigt, die wir anschließend zusammen mit unserem Hauswirt getrunken haben. Der war entschieden besser. Der erste volle Tag war schon VIEL besser. Kurze Fahrt mit dem Bus, dann auf die Fähre in Richtung „The Rocks“, dem Zentrum. Wir schippern geradewegs auf die Harbour Bridge und die Oper zu, der Himmel bricht auf, die Sonne kommt durch. Ja, so soll es sein. Der Schnuppertag war sehr beglückend, hier die ersten Eindrücke:

Jugendstil in Singapur – Gruß aus Europa

Es wäre sicherlich noch vieles nachzutragen, aber eins muss auf jeden Fall noch erwähnt werden – wir schauen nämlich fast in jeder Stadt nach Bauwerken dieses Stils: Jugendstil in Singapur!

Wer Art-déco-Bauten im Tigerstaat anschauen möchte, muss sich auf den Weg nach Tiong Bahru machen und sollte seine Mittagspause in einem der besten Hawker-Zentren der Stadt einlegen, dem Tiong Bahru Market. Unser Auftakt dort war ein Besuch des Qi-Tian-Gong-Tempels (ja, die Chinesen sollen in unserem Reiseblog auch Erwähnung finden!). Der Tempel ist eher klein und leicht mit einem Verkaufsladen zu verwechseln. Aber es handelt sich immerhin um den ersten Tempel Singapurs, der einem Affengott gewidmet ist. Und dieser soll Glück (kann man immer gebrauchen), Wohlstand (gib mir mehr davon, etwas mehr davon vertrag ich schon) und Scharfsinn (YES!) bringen. Also nichts wie rein und ein paar Stäbchen anzünden. Wir haben sofort gespürt, dass das mit dem Scharfsinn eindeutig richtig ist, die Geschichte mit dem Wohlstand stellt sich wahrscheinlich noch ein (oder sollten wir Fortuna doch noch im Kasino am Marina Bay Sands Hotel herausfordern?). Und Glück? Das scheint bei uns ein Dauerzustand zu sein ;-).

Die in den 30er- und 50er-Jahren ursprünglich als Sozialwohnungen gebauten Häuser wurden zunächst nur zögerlich angenommen. War ihr Stil den Kolonial- und asiatischen Stil gewohnten Stadtbewohnern doch sehr fremd. Sie nannten sie „aero-flats“, da sie die Formen an Flugzeuge erinnerten – sagt jedenfalls Marco Polo.

In diesem Viertel erlebt man eine äußert bunte Mischung an Menschen, Kulturen und Lebensstilen. Da ist natürlich ein starkes chinesisches Element, aber man stößt genauso auf eine von einem Franzosen gegründete Backstube mit echten Croissants, nette Boutiquen, einen reizenden Kinderbuchladen, ein Öko-Café mit hervorragendem Kaffee (zu astronomischen Preisen), einer Vinothek.

Oder soll’s vielleicht doch eine Fußmassage bei „Nimble & Nead“ sein?

In dieses Bild passen auch die Art-déco-Häuser. Sie hauchen den Geist von Paris, Berlin oder Brüssel in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts, immer wieder durchsetzt von asiatischen Stilmitteln. Wie beispielsweise kleinen Hausgottaltärchen an Hauswänden oder neben Eingangstüren, bestückt mit Räucherstäbchen.

Amüsant fanden wir ein Zentrum, wo die SPD-Chefs und -Chefinnen sich sicherlich ein paar Tipps für ihre ewig nörgelnde Zauderertruppe holen könnte …

Singapur – einfach nur mal draufgeschaut …

Eines gleich vorweg: Dieses sind Einzelwahrnehmungen, die sich an der Oberfläche bewegen. Wir fragen dabei nicht nach dem Wie und Warum. Also naiv im besten Sinn. Wir haben keine Hintergrundinformationen eingeholt, wissen nichts über die Sozialsysteme dieses Stadtstaates. Aber wer mal auf dem Weg zu einem wichtigen Geschäftstermin in die Hundescheiße getreten ist (Achtung Berlin!), der weiß einen barrierefreien Bürgersteig durchaus zu schätzen.

Also: Nicht selten kann man an Ort und Stelle allseits gerühmte Features nicht oder nur mäßig nachvollziehen. Doch die viel beschworene Sauberkeit Singapurs ist keine Reiseführer-Mär. Die unmittelbare Umgebung wird von den Bewohnern der Stadt offenbar mühelos und so selbstverständlich wie das Atmen sauber gehalten. Ansammlungen von Papier, Plastiktüten oder Flaschen in Parks und an Straßenrändern? Kippen an Haltestellen? Überquellende Mülleimer an öffentlichen Plätzen? Hundedreck? Schmierereien an Wänden? Plakate mit Infos, die kaum jemand lesen will? Alles Fehlanzeige. Und das nicht nur an den touristischen Hotspots. Diesen Zustand verdankt die Stadt ebenfalls dem Einsatz zahlreicher Reinigungskräfte, die beispielsweise auch einzelne, von Bäumen herabgefallene Blätter mit großem Eifer von Rasenflächen sammeln. Und wenn man denkt, dass ein Heer von Aufpassern die Singapurer anhält, nichts wegzuwerfen und kaugummikauende oder anderweitig sündigende Bürger abstraft, liegt man verkehrt. Zwar geistert der Name „fine City – Stadt der Geldstrafen“ durch die Medien, aber wir konnten das nicht nachvollziehen. Noch ein Wort zum Rauchen. An und um öffentliche Gebäude herum wird grundsätzlich nicht geraucht. Raucher sind eher eine Minderheit und für diese ist es offenbar selbstverständlich, ihren Glimmstängel an einem Abfalleimer zu entsorgen und nicht achtlos wegzuschnipsen. Im Gegensatz dazu haben viele Nikotinabhängige in Europa noch nicht einmal gemerkt, dass Zigarettenkippen (vor allem im öffentlichen Raum) ein Ärgernis sind und diese weder in der Fußgängerzone noch am Strand etwas zu suchen haben.

Wer schon einmal verzweifelt auf der Suche nach dem dringend benötigten stillen Örtchen durch eine Stadt geirrt ist, wird Singapur sehr zu schätzen wissen. Definitiv eine Stadt für schwache Blasen! Kein Mangel an öffentlichen Toiletten. Dazu kommt, dass man diese generell ohne Nasenklammer und Gummihandschuhe benutzen kann. Selbst an stark frequentierten Orten. Und nicht ein einziges Mal fehlte das Toilettenpapier! Selbstredend kostenlos für die Benutzerinnen und Benutzer. Bravo! Es ist also machbar, wenn man das will.

Höflich, zuvorkommend und sehr hilfsbereit haben wir die Singapurer erlebt. Unfreundlichkeit oder Gleichgültigkeit waren absolute Ausnahmen. Wenn wir uns mit dem Stadtplan in der Hand hilfesuchend umschauten, sprach man uns an. Aber nie aufdringlich.

Wer macht hier die einfachen, „niederen“ Arbeiten? Es fällt auf, dass die Straßenreinigung, das Heer der Gärtner, die Pflegekräfte und die einfachen Bauarbeiter an den zahlreichen Großbaustellen, die wir über die Stadt verteilt vorfanden, eher von dunkler Hautfarbe waren, meist klein und zartgliedrig. Inder, Malaien? Zeitweise Geduldete? Keine Ahnung … aber es scheint uns, als kämen vor allem die Bauarbeiter und sonstige, im Freien Arbeitende nicht aus Singapur, sondern aus weniger begünstigten Ecken dieses Kontinents.

In den Hawker-Zentren, die wir gern und häufig besuchten, sitzen alle Alters- und Berufsgruppen – hippe Junge und klapprige Alte, gut gekleidete Bankangestellte und Arbeiter im Blaumann – einträchtig nebeneinander und essen. Das Wegräumen der benutzten Teller, Schalen, Essensreste wird allerdings überwiegend von älteren Frauen und Männern, manches Mal auch sehr alt und gebrechlich, öfters von durch Behinderungen Eingeschränkten erledigt. Das schien für alle selbstverständlich … trotz allgegenwärtiger Hinweise, dass man sein Tablett mit gebrauchtem Geschirr doch bitte in bereitstehende Regale räumen solle. Diese hatten interessanterweise Abteile für „halal“, also für das nach muslimischen Regeln zubereitete Essen, und „non-halal“.

In unserem Hotel wurde der Zimmerservice interessanterweise auch von Männern erledigt. Bei einem Trinkgeld nach dem Hochtragen der Koffer zeigte man sich eher peinlich berührt. Taxifahrer halten sich an die Preise. Touristennepp, das Gefühl, übers Ohr gehauen zu werden, weil man sich nicht auskennt und sich ggf. sprachlich nicht zur Wehr setzen kann, haben wir nicht erlebt. Kleinkriminalität: Immer wieder ist zu beobachten, dass die Leute ihre Laptops und Taschen in Restaurants und Kneipen einfach auf den Stühlen hängen/stehen lassen, offenbar rechnet niemand damit, beklaut zu werden.

Zugang zu Kunst und Kultur ist für alle kostenlos oder für kleines Geld (z.T. haben Einheimische günstigere Eintrittspreise) zugänglich, das scheint ein wichtiges Anliegen. Die Aufbereitung von Informationen über Sehenswürdigkeiten und geschichtliche Ereignisse ist in einheitlicher Gestaltung, „auf den Punkt“ und professionell. Öfters auch durch lebensgroße Figurengruppen veranschaulicht.

Fünf Sterne für Singapur! Und ein zusätzliches würden wir für einen guten deutschen Bäcker vergeben 😊

Singapur bei Nacht

Dieses grandiose Lichterspiel wollen wir den geneigten Followern unseres Blogs nicht vorenthalten. Hier nur ein paar Eindrücke, die wir gar nicht großartig kommentieren wollen. Man stelle sich nur einmal vor: ein Glas eines Lieblingsgetränks in der Hand, mit einem lieben Menschen aufs glitzernde Wasser schauen, Temperaturen um 28 Grad, als Panorama diese Bilder …

Singapur – shop till you drop

Wer gerne – wie die Singapurer – einkauft, ist in dieser Stadt goldrichtig. Überall stößt man auf blitzblanke Shoppingmalls, die sich beim Herumstöbern und -staunen immer mehr entfalten. Hier noch ein Stockwerk, dort noch ein Gang. Und wenn man wieder draußen ist, reibt man sich die Augen über dieses riesige Angebot, das nach allen modernen Regeln der Verkaufstechnik dargeboten wird. Wer wenig Platz in der Fläche hat, baut nicht nur hoch hinaus, sondern auch tief hinein. Ohne Smartphonenavi verliert man rasch die Orientierung. Die ultimativen Shoppingmöglichkeiten in Singapur bietet die Orchard Road, auch die Tanglin Road. Die Champs-Élysées sind ein Klacks dagegen!

An manchen Tagen wird die mehrspurige Orchard Road für den Verkehr gesperrt, weil hunderttausende Shopper unterwegs sind …

Singapur – Grün, so weit das Auge reicht

Die Bay Sands Gardens sehen aus der Ferne wie ein Urwald aus. Wenn da nicht die befremdlichen „Gewächse“ wären, die wie umgestülpte Bäume aussehen, deren Wurzeln etwas gespenstisch in den Himmel ragen. Ist man zu Fuß unterwegs, nähert man sich dieser grünen Lunge zunächst am Becken der Marina Bay entlang und geht am Red Dot Design Museum (Exponate zum Thema Produkt- und Kommunikationsdesign) oder an der Lotusblüte des Art Science Museums vorbei. Dann blickt man auf das imposante, alles dominierende Marina-Bay-Sands-Hotel. Foto, Foto, noch eins … Man kann nicht widerstehen. Auch der Blick quer über die Bay hat einen besonderen Charme. Zur Rechten, das ist doch ein Fußballfeld, direkt am Wasser. Und daneben wölben sich zwei muschelartige, auf der Oberseite stachelige Kulturbauten in die Luft. Ja, das ist großartige Architektur, das ist ein gestaltetes Gesamtbild, nicht einfach dahingeklotzt. Geld ist nicht alles, aber man kann mit viel Geld schöne Städte bauen. Wir haben schon ein paar Metropolen gesehen auf unseren Reisen und wir sind uns einig, dass Singapur in der obersten Liga mitspielt.

Und bei Dunkelheit leuchtet das ganze Bild in bunten Farben, ein richtiges Schauspiel.

Bevor man die Gardens by the Bay betritt, kommt man in eine grandiose Shoppingmall, die keine Luxuswünsche offen lässt. Wow. Gondoliere schippern einen Kanal entlang, der in einem Wassertrichter endet. Vielleicht sollten wir mal ein Spielchen im größten Kasino Singapurs wagen (350 Spieltische) – es ist von hier direkt zu erreichen. Man fährt eine nicht enden wollende Rolltreppe hoch, überquert dort oben eine Schnellstraße, um dann in die Lobby des Hotels mit der berühmtesten Dachterrasse Asiens hinabzuschauen. Mit dem Gewinn aus dem Kasino könnte man dort einchecken, oben im Skypark ins Wasser des Infinity Pools gleiten und vom Beckenrand aus auf die Stadt schauen. Man soll an besonders guten Tagen bis Sumatra sehen können. Und als Sundowner noch einen Cocktail … Kann man übrigens als Normalsterblicher alles machen. Die Dachterrasse ist für Besucher zugänglich, gegen ein akzeptables Entgelt.

Apropos: Der Eintritt in die Gardens ist frei, nur besondere Aktivitäten kosten Eintritt. Zum Beispiel, wenn man in luftiger Höhe von „Baum“ zu „Baum“ wandeln möchte. Ein grandioses Gefühl, wenn sich die Schwankungen des Verbindungsstegs auf den Körper übertragen. Der Plural von „Gardens“ ist kein Zufall. Es handelt sich nämlich um insgesamt fünf Gärten. Wir sind im „Bay South“, dem eigentlichen neuen botanischen Garten. Die anderen verteilen sich über die Marina Bay Area. Die gesamte Grünfläche ist halb so groß wie Monaco. Die umgekehrten, rundherum bepflanzten Tropenbäume machen nicht nur Spaß und dienen dazu, den Interessierten Wissenswertes über ökologische Zusammenhänge zu vermitteln. Sie sind gleichzeitig die überdimensionalen Abfallrohre für die mit Biomasse betriebenen Klimaanlagen für zwei imposante Gewächshäuser in dem Areal.

Singapur – Stadt am Fluss und Perankan-Kultur

Die Quays entlang des Singapore River sind nicht nur tagsüber ein Publikumsmagnet, sie bezaubern Einheimische und Touristen besonders auch am Abend. Ein Lichtermeer, das sich im Fluss spiegelt, bunte Ausflugsboote und Livemusik in den historischen Häuserzeilen des Clarke Quay, überdacht von bunt angestrahlten „Riesensonnenschirmen“ (oder Regenschirmen?).

Aus den Lokalen duftet und tönt es malayisch, chinesisch, indisch, koreanisch, mexikanisch … selbst bayrisch! Ohren- und Magenschmaus für jeden Geschmack. In Singapur wird Historisches ohne Scheu mit Modernstem kombiniert – was überraschend gut funktioniert. Nicht kitschig, wie man erwarten könnte, sondern erstaunlich-faszinierend ist das Zusammenspiel.

Ein Ableger des Asian Civilisations Museums, untergebracht in einem ehemaligen Schulhaus, informiert über die Perankan-Kultur Singapurs. Sie entstand aus dem Mix der vielen Kulturen, die in der Stadt im Lauf der letzten zwei Jahrhunderte zusammentrafen und sie prägten: Chinesen, Inder, Malayen, Koreaner, Bewohner von Java und anderen Inseln rundum. Zwar beeindruckt das Gebäude, doch war das Museum für uns eher eine Enttäuschung. Wir hatten erwartet, etwas über die Lebensumstände dieser Volksgruppen zu erfahren. Stattdessen sind wir jetzt vor allem darüber informiert, welche komplizierten Gepflogenheiten es vor und bei den bis zu 12 Tagen dauernden Hochzeitsfeierlichkeiten zu beachten und zu durchleben gilt. Beispielsweise musste ein Junge vorab dreimal über das Hochzeitsbett gerollt werden, damit es möglichst männliche Nachkommen gab. Von den Kontrollzeremonien, die die Jungfräulichkeit der Braut bezeugten, ganz zu schweigen.

Natürlich finden wir Hakenkreuze auf Brautschuhen zunächst einmal befremdlich, aber in diesem Kulturraum hat das nichts mit Nationalsozialismus zu tun. Die Swastika ist über 10.000 Jahre alt und ist in einigen Religionen (u.a. im Hinduismus, Jainismus und Buddhismus) ein Glückssymbol.

Lustig fanden wir die Möglichkeit, sich in vermeintlich typischer Perankan-Umgebung fotografieren (zu lassen).

Singapur – Tempel, Schreine und Moscheen

In Singapur sind fast 50 Ethnien vertreten und entsprechend viele Religionen und Glaubensgruppen. Nicht selten liegt der Ursprung eines Gotteshauses in dem Bedürfnis einer Glaubensgruppe, dem jeweiligen Gott für eine sichere Fahrt übers Meer zu danken. Manchmal aus Abenteuerdrang, meistens jedoch aus verzweifelten Lebensumständen heraus hatte man die Segel gesetzt, kam hier an, schlug sich irgendwie durch, baute sich eine Existenz auf und passte sich dabei zumindest ein Stück weit an die lokalen Gegebenheiten an. Mit dem Glauben verhielt es sich ähnlich. Man brachte etwas mit, übernahm aber auch einzelne Elemente, die vor Ort bereits vorhanden waren.

Und so geht man durch die Straßen von Singapur und wird immer wieder überrascht von einem Tempel hier, einem Schrein oder einer Moschee dort. Und das selbst im hypermodernen Bankenviertel im Schatten der Wolkenkratzer. Manchmal kündigen sich diese kleinen Oasen der inneren Einkehr durch den Duft von Räucherstäbchen oder auch durch laute Gebete oder Musik an, bevor man sie sieht. Für Touristen kann es mehr oder minder aufwendig sein, diese Gebetshäuser zu betreten, zum Beispiel wegen der Kleiderordnung oder weil gerade eine Zeremonie läuft. Wir haben ganz klar ein Faible für hinduistische Tempel entwickelt. Hier sind neugierige Gäste offenbar grundsätzlich willkommen, wenn sie ein paar Spielregeln einhalten: Schuhe aus, nackte Schultern bedecken und rein ins Getümmel – dabei immer schön linksrum gehen. Fotografieren ist erlaubt, wenn man eine gewisse Sensibilität obwalten lässt. Bei den Hindus ging’s z.T. richtig laut zu, mit Trompeten, Saiteninstrumenten, Glocken und Gesang. Und bunt, mit Blumen, Früchten, Deko und Gewändern, Statuen … Sinnlichkeit zum Anfassen. Für uns war auch nicht erkennbar, dass die Priester Unterschiede zwischen Männern und Frauen machen. Körperliche Nähe, Augenkontakt beim Sprechen. Hier ein paar Eindrücke:

Little India

Vielleicht mehr noch als Chinatown übt Little India, traditionell der Stadtteil der indischstämmigen Bevölkerung Singapurs, einen exotischen Reiz aus. Die Serangoon Road, Hauptachse dieses Stadtteils, empfängt ihre Besucher mit atemberaubender Unmittelbarkeit. Gleich zu Beginn steht das Tekka-Zentrum, das im unteren Stockwerk alles fürs leibliche Wohl seiner Besucher bietet. In den Stockwerken darüber gibt es alles, was die Inderin oder der Inder braucht, um sich herauszuputzen. Little India scheint etwas hermetisch. Im Gegensatz zu Chinatown sieht man hier kaum Menschen, die nicht im eigentlichen Sinne „hierhingehören“ – ein abenteuerliches Bad in einer fremden Kultur!

Singapur – eine Metropole in der permanenten Erneuerung

Alles scheint in dieser Stadt in Bewegung, aber nichts ist ungeordnet hektisch. Der erste Eindruck trügt sicherlich nicht: Der Motor des Stadtstaates Singapur ist die Finanzindustrie, die Skyline ohne Banken wenig beeindruckend. Zu den Stoßzeiten morgens um acht und in der Mittagszeit beherrschen junge schicke Frauen und lässige Männer in offenem Hemd die Szene am Boat Quay und am Raffles Square am Singapore River, der den Wandel vom quirligen Umschlagplatz für Waren aller Art zum Zentrum der virtuellen Transaktionen offenbar gut verkraftet hat. Hier wachsen die Banken buchstäblich in den Himmel. Und von hier sind es nur ein paar Schritte zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten, die sich um die Marina Bay gruppieren, wo sich auch das Wahrzeichen der Stadt, der Merlion, befindet. Der Merlion ist ein Fabelwesen, halb Fisch, halb Löwe. Unaufhörlich spuckt er Wasser ins Meer. Insbesondere bei den chinesischen Besuchern erfreut er sich größter Beliebtheit. Mit kindlicher Freude posieren sie und tun so, als liefe ihnen das Wasser auf die Hand, in den Mund, den Sonnenhut.

Aber die Gegend lädt auch zum Schlendern ein. Verweilangebote in Hülle und Fülle, Entertainment am Abend.

Na klar, der Blick auf das Hotel mit dem wohl berühmtesten Pool mit Blick über die Stadt darf natürlich auch nicht fehlen – das Marina-Bay-Sands-Hotel, gleich neben einem anderen neuen Wahrzeichen der Stadt, dem Art Science Museum in der Form einer Lotusblüte.

Manchmal wirken die Gebäude etwa klotzig, aber nicht kalt. Und stets hat man das Gefühl, dass man sich bei dieser Architektur etwas gedacht hat. Eins fügt sich ins andere und bewahrt seinen eigenen Charakter. Und immer wieder fallen im wahrsten Sinne des Wortes grüne Ideen auf. Hier wird die Natur zum Teil der Architektur. Da können wir Europäer noch viel lernen.

Mit dem Scoot-Flieger zum Frühstück im Hawker-Markt in Singapur

Nach zwei ereignisreichen Tagen in Berlin geht’s heute in die Ferne – Südostasien ruft. Es gab noch ein paar technische Probleme am Tag vor dem Abflug. Mein iPhone hat sich nach fast sechs Jahren der vertrauensvollen Zusammenarbeit in den Ruhestand verabschiedet – und damit auch alle Apps, die mit der Reise zu tun haben. Und die Musik … Also musste ruckzuck was Neues her, die Wahl fiel auf ein iPhone 8 mit großem Display und 256 GB Speicher. Also Schluss mit dem Gezicke beim Speichern von Fotos 😊.

Wir haben einen schönen Platz mit Beinfreiheit erwischt. Viele Backpacker …

Bei Scoot ist alles extra: Beinfreiheit, Essen, Getränke, Entertainment … Letzteres ist verblüffend einfach gelöst: Wer Filmchen schauen möchte, kauft sich einen App-Zugang und benutzt sein eigenes Device. Ergo keine Monitore im Flieger. Entspanntes Sehen für die iPad- und Laptopbesitzer, Stielaugen für die Smartphoner, die den kommunikativen Gesamtbetrieb aus Gründen der Coolnesss grundsätzlich einhändig vollziehen wollen. Bayern-Fans haben’s bei Scoot natürlich schwer. Alles ist in Gelb-Schwarz getaucht, so dass man meinen könnte, Scoot wäre ein BVB-Ableger. Den Gehörschutz haben wir mitgebracht:

Ein angenehmer Flug mit einem Platz an der Sonne:

Genau zur Halbzeit, nach 6 Stunden Flug, wird es dunkel, die Sonne „verschwindet“ am hinteren Horizont, der orangerot leuchtet. Den restlichen Flug werden wir im Dunkeln verbringen. Seit mehreren Stunden sind wir jetzt über scheinbar von Menschen unberührtes Land geflogen, anfangs konnte man noch ab und an Zeichen der Zivilisation wie Felder, Straßen, Ansiedlungen und dergleichen von oben erkennen – die Tūrkei? rätseln wir. Leider hat der Flugkapitän uns zur Begrüßung nicht mitgeteilt, welche Flugroute wir nehmen. Und die Flugbroschüren gaben darüber auch keine Auskunft. Deshalb müssen wir unsere geografischen Kenntnisse ausgraben, die für diesen Teil der Erde aber lückenhaft sind: Zentralasien muss es bei dem unberührten Anblick der Berglandschaft und der Ebenen sein. Aber welche Länder? GoogleMaps kann man hier oben nicht bemühen, um Wissen vorzutäuschen. Ist es der Himalaya, sind es die Seidenstraßen-Länder, die Mongolischen Hochebenen? Und wie weit sind wir überhaupt? Informationen sind im Sparpreis leider nicht inbegriffen. Schade!

Nachteulenzeit

Wir fliegen ca. 12 Stunden, kommen also nach MEZ um 22.00 Uhr an. In Singapur bedeutet das vier Uhr morgens. Unser Plan ist ein früher Hotel-Check-in und ab in die Stadt. Das heißt Durchhalten bis zum Abend. Es gibt ja viel zu sehen/erleben.

Mit dem Taxi zum Keong Saik Hotel in ebendieser Straße, mitten in Chinatown. Eigentlich hatten wir gehofft, auch schon gleich ein Zimmer zu bekommen, aber daraus wurde nichts. Na gut, dann eben kurz umziehen und raus in die schwül-dämpfige Luft. Erstmal frühstücken. Aber wo? Natürlich gibt’s hier keinen Bäcker, der um diese Zeit Kaffee und Brötchen anbietet. Kaum jemand auf der Straße. Aber ein älterer Herr, der auf dem Weg ins Büro ist, nimmt uns unter seine Fittiche und führt uns zu einem der Hawker-Märkte. Volltreffer! So läuft das hier also. Wir frühstücken indisches Brot und einen aufgeschäumten Ingwertee. Und der Chef lässt sich auch noch beim Brotbacken fotografieren:

So gestärkt erkunden wir die Stadt, die ganz allmählich aus aus dem Schlaf erwacht.

Hauptsaach gut gegess

Singa Pura, wie die Siedlung von ihrem Entdecker, einem indischen Prinzen, Ende des 13. Jahrhunderts getauft wurde, ist DAS Einsteigerland für Südostasien. Weltstadt, 5 Mio. Einwohner (74 % Chinesen, 13 % Malaien, 9 % Inder plus X andere Ethnien), fast 200.000 Millionäre, wenig Kriminalität. Und der Reiseführer meint, dass die Liebe zum Essen alle Singapurer vereint. Mit breiter Brust heißt es bei Marco Polo: „Kein Gast hat diese Stadt je verlassen, ohne von ihrem Essen zu schwärmen.“ Dann mal ran an die Töpfe. Nicht nur früh angereiste Touristen, auch die arbeitende Bevölkerung trifft sich bei den Hawkern, den Garküchen, die uns in Bangkok bereits überzeugt haben. Die Hawker Stalls scheinen die Singapur-Variante des englisches Pubs zu sein. Scharfe indische Curries, Nudelsuppen in grellen Farben, alles behördlich auf Sauberkeit geprüft. Exotischer Genuss ohne Reue, die Kohletabletten können im Rucksack bleiben. Frühstück beim Hawker ist aus unserer Sicht definitiv der optimale Auftakt. Eine Mahlzeit gibt da schon für  3 Euro und selbst weniger in der „Economics“, der Sparvariante.

Von den vielen anderen Eindrücken/Sehens- und Merkwürdigkeiten berichten wir morgen, nach durchgemachter Nacht brauchen wir dringend eine Mütze Schlaf 😏.

Eva hat es nicht einmal mehr geschafft, die Brille abzusetzen … Träum was Schönes. Was der morgige Tag wohl bringen wird?