Whangarei Falls und Ocean Beach

Inzwischen haben wir uns schon ein wenig an die exotischen Maori-Bezeichnungen gewöhnt, auch wenn wir uns immer wieder fragen, wie man denn diese Zungenbrecher auf Englisch ausspricht. Tja, hier kommen manchmal auch die Experten an ihre Grenzen … Ruakaka, Mangapai, Ngararatanua, Waikaraka, Hikurangi … Wer soll sich das merken? Und mitten drin in diesem Polinesien-Talk plötzlich ein straffes „Portland“ oder „Gumtown“. Wie bringt man das zusammen? Oder kann und soll das einfach so nebeneinander stehen? So wird’s sein.
Wir fahren an der Ostküste der Nordinsel hoch, und zwar mit dem Ziel Cape Reinga. Aber so schnell wie in Deutschland geht das nicht, vor allem nicht mit unserem Dieseldickschiff. Von unserer ersten Campingübernachtung in Ruakaka sind es Luftlinie vielleicht nur 35 km nach Whangarei. Aber das zieht sich. Dort angekommen finden wir ohne größeren Aufwand den Einstieg zur ersten Tageswanderung zu den Whangarei Falls. Der erste Abschnitt führt uns durch den A. H. Reed Memorial Kauri Park, Wir wandern durch den eindrucksvollen Rest eines Kauriwaldes, stauen über ein paar Riesen dieser Gattung. Ein Canopy Boardwalk führt uns durch die Wipfelzone. Uns gefällt die Art der Verzweigung und die häutige Rinde der Kauris sehr. Kauri-Holz ist gerade gemasert, lässt sich leicht bearbeiten und ist sehr stabil. Das ist sicherlich auch der Grund, warum mit der Einwanderung der europäischen Siedler der Kauribestand kontinuierlich stark zurückging. Heute steht der Kauri unter Naturschutz und darf nur noch von einem Maori für rituelle Zwecke gefällt werden.

Wir kommen zum Hatea-Fluss und folgen seinem Verlauf. Wir fühlen uns zeitweilig an heimatliche Flüsse erinnern, auch von der Vegetation her, denn es riecht nach Bärlauch, der hier entlang des Weges ausufernd blüht. Und dann stehen plötzlich mittendrin irgendwelche Palmen und Baumfarne … Das Highlight sind natürlich die Whangarei Falls. Das ist ein imposanter 26 m hoher Wasserfall. Der Rundweg ermöglicht Fotos aus verschiedensten Perspektiven. Wasserfälle üben eine eigene Faszination aus, immer wieder, und das wird nicht der letzte Wasserfall sein, den wir auf unserer Reise fotografieren.

Nach einer kurzen Mittagspause fahren wir zum Ocean Beach. Das ist ein kleiner Ort, der nahe der Spitze einer Landzunge an der Bream Bay liegt. Wir finden den Gedanken ganz reizvoll, jetzt mal eine Nacht „wild“ zu campen. Mit Hilfe von entsprechenden Apps ist das alles kein Problem. Es geht mächtig auf und ab, bis wir am Zielort sind. Wir finden uns auf einem Parkplatz in Strandnähe ein, der in einem ausgewiesenen Bereich eine kostenfreie Übernachtung für „self-contained“ Campingfahrzeuge erlaubt. Das setzt vor allem eine eigene Toilette voraus. Wir suchen uns ein schönes Plätzchen, wunderbar. Wir gehen zum Strand. Es sind ein paar Wolken aufgezogen, aber das stört uns nicht. Einmal die Füße und/oder Hände ins Wasser gesteckt. Frisch, prickelnd.
Dann geht’s die steilen Felsen hinauf. Wir nehmen Kurs auf eine Radarstation oben am Felsrand. Das bringt den Puls in Schwung. Hoch oben wird der Wald sehr dicht. Ein Weg schlängelt sich hindurch. Wir finden unseren Rhythmus und laufen immer weiter. Hin und wieder gibt der Wald grandiose Blicke aufs Meer oder die Gebirgskette frei. Es ist schon spät und allmählich machen wir uns Sorgen, ob wir vielleicht auf den falschen Trail geraten sind. Der Weg ist stellenweise ziemlich anspruchsvoll. Immer wieder fulminante Steigungen, dann drastische Abstiege, manchmal durch den Schlamm und über rutschiges Wurzelwerk, an manchen Stellen sid auch steile Holztreppen, die Beinmuskeln fangen langsam an zu schmerzen. Zumal man an einigen Stellen regelrecht klettern muss, vor allem abwärts ist das fordernd, gut dass man sich ohne einen Gedanken an giftige Lebewesen an Lianen, Baumstämmen und Ästen festhalten kann. Mit viel Glück schaffen wir den Weg zurück zu unserer Bucht gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit. Dort stellen wir fest, dass wir inzwischen einige Nachbarn haben. Direkt neben uns hat sich ein junges Paar aus Deutschland eingefunden, so um die zwanzig. Die beiden haben sich einen Van gekauft und wollen ein Jahr Neuseeland bereisen. Mindestens. Und dann vielleicht Australien. Oder Südostasien? Mal sehen, was sich ergibt. Eventuell auch alles.
Das haben wir nun schon öfter erlebt. Junge Leute im Abi-Alter, die ein altes Auto kaufen und sich irgendwie durchschlagen wollen. Neuseeland steht bei dieser Traumfabrik ganz hoch im Kurs. Dieses Land hat sich zu einem Sehnsuchtsort für viele junge Menschen entwickelt, die sich mal völlig losgelöst von den Zwängen des Alltags erleben und ausprobieren wollen. Und die Filmindustrie hat wahrscheinlich mit den Hobbits und Harry Potter die visuelle Vorlage dafür entwickelt. Die Deutschen sind dabei klar in der Mehrheit. Wohin man auch kommt, die Mehrheit der reisenden Ausländer in Neuseeland im hiesigen Frühjahr sind Teutonen.

On the road … ENDLICH!

Montagmorgen in Auckland. Es geht los! Auto abholen und losfahren ….

Montagfrüh brechen wir nach einem schnellen Frühstück zeitig auf, zurück zum Flughafen, 20 Kilometer südlich von Downtown. Der Plan ist, dass uns der Campervermieter von dort abholt. Am Flughafen dann ruft Wolfgang versehentlich die Vertretung in Christchurch weit entfernt auf der Südinsel gelegen an. Die versprechen sofortige Abholung, doch nichts passiert. Der Irrtum klärt sich durch ein Telefonat. Wir fahren letztlich per Taxi zu „Wendekreisen“, unserem Campervermieter. Dann folgen die Formalitäten, durch eine freundliche, singsangmäßig uns informierende Dame, Check des Fahrzeugs und Einweisung in die Handhabung. Ein Fahrzeug mit offensichtlicher Patina: Ein Kratzer hier und da, die ein oder andere Macke … na ja, bei 540.000 Kilometern Fahrleistung kein Wunder. Und endlich fahren wir los … nachdem unsere Sachen verstaut sind und wir uns am Schrank mit Überbleibseln der gerade wieder Abgereisten bedient haben: Von Nudeln und Reis über Gewürze wie Salz und Pfeffer bis hin zu Obst und angebrochenen Weinflaschen … nicht zu vergessen Lesestoff und Reiseführer in diversen Sprachen!

Viel Zeit ist über dem ganzen Procedere vergangen. Es ist schon Mittag und wir starten in Richtung Supermarkt für den obligatorischen ersten Großeinkauf. Verfahren uns prompt, ist schließlich alles neu … der Camper fährt sich wie ein LKW, die Beschreibung zum Supermarkt hat ihre Tücken und Eva verwechselt in der Aufregung rechts und links. Doch wir finden schließlich zu Pack‘n Save, einem richtig großen Supermarkt. Kämpfen uns durch das schier unerschöpfliche Angebot: Suchen Müsli, das nicht in die Kategorie Zuckerbombe fällt, Klopapier, Obst, Gemüse, Nüsse, Tee, Kaffee …

Nach der Anstrengung ist erstmal ein Imbiss angesagt, gleich auf dem Parkplatz, nicht eben das, was man sich unter romantischem Camperleben in Neuseeland vorstellt, aber es muss sein. Dann geht es endlich, endlich los. Einmal quer durch den Großraum Auckland Richtung Norden im Feierabendverkehr. Der ist zwar kein Vergleich mit dem, was wir aus Stuttgart oder München kennen, aber trotzdem schweißtreibend, weil die Orientierung per Karte und Navi noch schwerfällt: All die ungewohnten Namen, größtenteils Maori, sie klingen alle so ähnlich, wie soll man das auseinanderhalten! Wir landen dann schließlich im letzten Tageslicht auf einem Campingplatz in Ruakaka, direkt am Strand. Wir haben freie Platzwahl, der Platz ist spärlich belegt. Dann geht es sofort an die Zubereitung des Abendessens, auf dem Platz herrscht schon Stille, obwohl es erst 21.00 Uhr ist, bloß nicht zu viel Lärm machen … Nach dem Essen zügig ins Bett, es ist frisch geworden, wir frieren. Hoffentlich wird das in der Nacht nicht noch schlimmer. Wir ziehen vorsorglich mehrere Sachen übereinander und kriechen schleunigst ins Bett. War ein anstrengender Tag. Soll das jetzt Urlaub sein?

Na ja, ab 20 Grad könnte das ein richtig einladender Strand sein 😉.

Barbesuch und Spaziergang durch Auckland

Unsere sechswöchige Entdeckungstour durch Neuseeland beginnt in Auckland, also auf der Nordinsel. Im Großraum dieser Wirtschaftsmetropole leben ca, 1,5 Mio. Menschen und damit 35 Prozent der neuseeländischen Bevölkerung. Schon auf der Fahrt vom Flughafen ins Zentrum spüren wir, dass hier die Taktung anders ist als in Sydney. Mehr Platz, weniger Hochhäuser, weniger Menschen, weniger Hektik. Wir sind für zwei Nächte in der Hakalodge in der Karangahape Road untergebracht. Das ist ein Backpacker-Hotel der besseren Art – hier gibt es sogar Doppelzimmer, alles sauber und an ökologischen Prinzipien ausgerichtet. Bei einem Blick in der Gemeinschaftsküche halten wir einen Moment inne – wir sind die einzigen Gäste über 30. OK … Na ja, wird schon gehen. Die Karangahape Road war früher mal Oaklands Schmuddelstraße mit Rotlichtambiente. Das ist heute nicht mehr so. Jetzt reihen viele kleine Läden mit teils exotischem Angebot aneinander, jeder zweite hat irgendwie mit Essen und Trinken zu tun. Gleich an unserem Anreisetag bleiben wir abends in einem malayischen Restaurant unweit unserer Unterkunft hängen und kommen mit zwei neuseeländischen Ehepaaren ins Gespräch. Die beiden Männer waren auch schon längere Zeit in Europa, einer schon einige Male auf dem Oktoberfest (wo auch sonst in Deutschland?). Der gemeinsame Abend klingt in einer asiatisch angehauchten Bar mit englischem Pubmobiliar aus. Zunächst hören wir live Jazz (die Begleitung am Piano kommt von einem 85-Jährigen), später legt ein ebenfalls betagter DJ auf, mitreißende Rhythmen – von den 1920er-Jahren bis in die Neuzeit. Da ist Tanzen einfach angesagt, zeitweise tanzt sogar die Bedienung hinter und AUF dem Tresen der Bar. Ein toller Abend, an dem wir viel Kiwi-Gastfreundschaft erleben.

Eigentlich stand ja nach dem Frühstück am nächsten Tag eine Stadtführung auf dem Programm. Aber da sind noch ein paar organisatorische Dinge zu erledigen. Frisches Geld ist schnell abgehoben, sogar mit der EC/Karte kein Problem. Wir benötigen jedoch zudem noch einen Adapter und eine SIM-Karte. Derlei Dinge bekommt man am besten in einem Convenience Store. Der freundliche Inhaber stellt sich als gebürtiger Kuwaiter heraus, der in seiner Jugend eine Weile in Frankfurt gelebt hat und über mehrere Auslandsstationen schließlich in Neuseeland gelandet ist. Er ist uns sogar bei Einbau und Aktivierung der SIM-Karte behilflich. Kleine Welt.

Danach haben wir beschlossen, die Stadt per pedes zu erkunden. Die Sonne scheint, manchmal weht’s ein bisschen, schönes Frühlingswetter. Von der Karangahape Road biegen wir in die Queen Street, die die Lebensader von Downtown Auckland darstellt. Ein paar interessante Gebäude, ein paar Plätze, ein Park. Ja, ganz nett. Die Queen Street endet direkt im Hafen, der nach unserer Überzeugung die attraktivste Gegend in Auckland ist. Und die Hafenstadt Auckland putzt sich heraus. Die Fähranlegestellen sind durchaus attraktiv, an den „Wharves“ sind einige hochwertige Wohnanlagen entstanden. Von hier kann man schier endlos in Richtung Westhaven Marina am Wasser entlangspazieren. Westhaven ist ein überdimensionaler Yachthafen mit Platz für ca. 2000 Boote. Man sieht nicht nur unzählige Schiffe im Wasser, sondern auch Boote, die in riesigen Hallen in Regale gestapelt „überwintern“. Wir nehmen zur Kenntnis: Für den, der gerne segelt oder in anderen Gefährten auf dem Meer unterwegs ist, ist Auckland ein sehr gute Adresse.
Unser Weg zurück zu unserer Bleibe führt uns durch den Stadtteil Ponsonby. Ein Wohngebiet mit wunderbar altmodischen-verschnörkelten Häusern, deren Besitzer durchaus Sinn für grüne Gärten haben.

Von Aussie-Englisch und anderen Merkwürdigkeiten

„Hello – how are you“ wird hier zu einem fast schwäbisch klingenden „Hajo“. Überhaupt scheint das Schwäbische bei der Ausprägung des australischen Englisch irgendwie die Finger im Spiel gehabt zu haben: Die Endung „i“, den Schwaben geläufig von Kindi, Hausi und dergleichen … hört und liest man hier gehäuft: das Frühstück, Breakfast, ist Brekki, das Barbecue Barbie, der Briefträger ist der Postie, ein bezahlter Krankentag ein Sickie, Moskitos sind Mozzies. Und der Beanie hat als Kopfbedeckung sogar inzwischen den langen Weg nach Europa geschafft. Ob die Aussies den Quickie ebenfalls aus der Taufe gehoben haben, ist uns nicht bekannt 😐.

Und dann erschlägt einen als Neuankömmling eine Flut von Abkürzungen für alles Mögliche. Australier lieben Abkürzungen. Ungeniert werden diese beispielsweise auf Anzeigen und Hinweisschildern im öffentlichen Verkehr verwendet. Ortsfremde und Touristen haben das Nachsehen. Institutionen, Gebäude, Stadtteile, Plätze werden abgekürzt. Das erleichtert die Orientierung in dieser weitläufigen Millionenstadt nicht unbedingt. Beispielsweise wird der „Circular Quay“, der „Hauptbahnhof“ für Fähren, zum CQ, das beeindruckende Warenhaus Queen Victoria Building ist das QVB und die Innenstadt wird als CBD (City Business District) bezeichnet. Aber der Spatz in der Hand ist bekannterweise immer noch besser als die Taube auf dem Dach. Denn wo gar nichts mehr kommuniziert wird, kann‘s für die zahlenden Gäste aus „overseas“ eng werden. Das ist in aller Regel in öffentlichen Verkehrsmitteln der Fall. So erfährt man an der Haltestelle nichts über die einzelnen Stationen, auch im Bus wird weder etwas angesagt noch erhält man irgendeine Orientierung durch Routenübersichten. Man muss eben wissen, wo man aussteigen muss (oder die gemeinhin hilfsbereiten Fahrer oder Mitreisende um Hilfe bitten – was vorsetzt, dass man sie verstehen kann). Das ginge zwar per App, sofern man Zugang zum Netz hat, was Touristen unterwegs nicht unbedingt haben. Glücklich der, der so wie wir im Besitz einer offline zu nutzenden Straßenkarte ist, auf der er verfolgen kann, in welche Richtung sich ein Bus bewegt und wie weit es denn zum gewünschten Ziel noch ist. Bezahlen kann man selbstredend auch nicht beim Fahrer. Man muss, zumindest in Sydney, vorher eine OPAL-Karte kaufen, die man am Kiosk oder Automaten aufladen kann. Und dieses Guthaben fährt man dann sozusagen runter. Man loggt sich beim Einsteigen ein (tap on), beim Aussteigen darf man dann nicht vergessen, sich wieder auszuloggen (tap off). Wie viel eine Strecke kostet, ist von der Art des Verkehrsmittels und der Tages- und Wochenzeit abhängig. Ach so. Nur nicht den Kopf ins Wasser stecken …

Sydney Fish Market

Er liegt an der Blackwattle Bay, Pyrmont, westlich vom Darling Harbour, und wird in jedem Reiseführer erwähnt. Manchmal als „drittgrößter Fischmarkt der Welt“ apostrophiert. Da müssen wir hin! Von unserer Bleibe aus ist der Markt sehr gut per Bus zu erreichen. Emsiges Treiben gleich in der ersten Halle, viele Stände mit Fischangeboten unterschiedlichster Art. Überall die Möglichkeit, Fisch und Krustentiere in verschiedensten Aufbereitungsarten zu degustieren. Was Mengen von asiatisch aussehenden Besuchern mit offensichtlicher Begeisterung tun. An einem Tisch sitzen mehrere wie buddhistisch aussehende Mönche gewandete Männer in orangefarbenem Tüchern vor Bergen von Krustentierenschalen. Wir schlendern einmal durch die Halle … ja, ganz interessant. Wir suchen nach weiteren Hallen und Geschossen, werden auf einer Treppe freundlich-bestimmt von einem Sicherheitsmann angesprochen. Wir fragen, wo wir hinmüssen und erfahren, dass es nicht mehr gibt als eben diese Halle. That’s it. … Ok, das soll nun der drittgrößte Fischmarkt der Welt sein? No way. Wir recherchieren. Die Angabe bezieht sich auf die Vielfalt des Angebots. Wohlgemerkt: neben lokalem Fang findet man auch Hummer, Krabben & Co aus Chile, Alaska, Brasilien … Aber dass das der drittgrößte Fischmarkt sein soll, können wir nicht so richtig nachvollziehen. Da haben wir schon ein paar Fischmärkte gesehen, die weitaus beeindruckender waren und wesentlich mehr Flair entfalteten …

Also: Auf dem Sydney Fish Market sieht man tolle Auslagen mit offensichtlich frischem Fisch. Den kann man dort zum Verzehr ordern. Und man kann dort auch Gemüse und Fleisch kaufen. Und vielleicht sind wir einfach nur verwöhnt und haben überhöhte Ansprüche. Aber ein echtes Highlight der Stadt ist dieser Fischmarkt sicherlich nicht. Was dort hinter den Kulissen abläuft, wissen wir nicht, da der Zugang zu einem Großteil untersagt ist. Man kann eine nicht eben günstige Führung „hinter die Kulissen“ buchen. Ob sie sich lohnt? Nach diesem Eindruck haben wir gewisse Zweifel. Johns Kommentar im Vorhinein hatte wohl seine Berechtigung: Well, it’s just a fish market.

Das sehen wir auch so. Nothing to write home about.

Das Queen Victoria Building: Rule Britannia, Britannia rules the waves …

Für Englandfans ist das QVB (Queen Victoria Buildung) ein Muss! Hier drängt sich die englische Vorgeschichte Australiens massiv auf, hier kann man so richtig in Nostalgie schwelgen. Und eine Geschichte mit royalem Glanz, die weit in die Zukunft reicht, gibt es auch: Anlässlich eines Besuchs von Königin Elisabeth II Anfang der 90er-Jahre erhielt der Oberbürgermeister einen Brief, der auf königliche Anordnung erst von einem seiner Nachfolger zu öffnen ist – dem Nachfolger, der im Jahr 2085 die Geschicke der Stadt leitet. Er beinhaltet eine Botschaft für die Sydneysider, die zu verlesen ist. Dieser Brief wird in der Kuppel des QVB aufbewahrt. Wenn das kein Stoff für wilde Spekulationen ist …

PS: Und wenn man dann das Gebäude verlässt und draußen auf dem Bürgersteig an der Bushaltestelle eine lupenreine Schlange sieht, weiß man, wie nachhaltig der britische Spirit noch ist :-).

Sydney bei Nacht

Von Singapurs nächtlicher Skyline waren wir begeistert, und auch Sydney hat in dieser Hinsicht Außergewöhnliches zu bieten. Vom Wohnzimmer unseres Hauses in der Slade Street in Rozelle haben wir den direkten Blick auf das Lichtermeer. Wollte man heute ein Häuschen in einer solchen Wohnlage kaufen, müsste man auch bei bescheidener Ausstattung mindestens 2,5 Millionen Dollar hinblättern, haben wir uns sagen lassen. Lassen wir diese wunderschönen Aus- und Augenblicke doch einfach auf uns wirken …

Sydney chillt

Das Wochenende ist zum Ausgehen da. Das fängt laut unserem Gastgeber John auf jeden Fall schon am Freitagnachmittag an, dann trifft man sich „zum Einstand“ und glüht schon mal vor. Dass sei selbstverständlich, egal ob Arbeiter, Banker, Angestellter, Selbstständiger oder, wie er, Rentner. „Having a good time“ scheint vor allem am Wochenende obligatorisch für jeden Australier. Freitag- und Samstagabend zieht es die Bewohner von Sydney in Scharen in die diversen Ausgehmeilen. The Rocks, das historische Stadtviertel an der Harbour Bridge mit zahlreichen Cafés, Pubs, Restaurants und Dachterrassen füllt sich und an den Quays von Darling Harbour kann man wunderbar Studien treiben. Aber auch in den Pubs der Wohnviertel steppt der Bär – jedenfalls in unserem, das als „arty“ und hipp gilt. Und es sind mitnichten nur junge Leute, auf die man trifft, selbst Familien mit kleinen Kindern sind unterwegs.

Dabei scheint für die weibliche Bevölkerung unabhängig vom Alter die Regel zu gelten, dass man sich richtig herauszuputzen hat. Come on, we’re going out, tart yourself up … Egal, ob das Outfit unbequem ist – frau ständig an superkurzen Röcken zuppeln muss, friert, mit den megahohen Highheels kaum richtig gehen kann … spielt alles keine Rolle, solange frau nur irgendwie auffällt. Für die Herren genügt aber „casual“ vollkommen, da bedarf es keiner größeren Anstrengung. Es sei angemerkt, dass die Bewertung dieser landeskundlichen Besonderheit zwischen den Verfassern dieses Blogs unterschiedlich ist 😊.

Übrigens, obwohl die Abgabe von Alkohol viel strenger reglementiert ist als in Deutschland, sieht man hier abends auch Kinder in Restaurants und Pubs. Auch wenn sonst vieles an England erinnert – das ist auf jeden Fall anders. Ganz im Gegensatz dazu steht die strikte Handhabung beim Kauf von Alkohol: Der ist wie bei uns erst mit 18 möglich, wird aber streng gehandhabt. Bis 25 muss man immer damit rechnen, sein Alter per Ausweis belegen zu können, heißt es. Uns jedenfalls hat man ungefragt Wein verkauft!

Noch etwas zum gleichen Thema: Obwohl die Australier in Sachen Alkohol kein Kind von Traurigkeit sind, in der Öffentlichkeit, beispielsweise in den Parks, ist das Trinken von Alkohol untersagt.

Bei den Preisen in Australien fragen wir uns, wie die Leute sich das Ausgehen leisten können und haben uns noch nicht so richtig einen Reim drauf machen können. Auf jeden Fall sind die Mieten und die Immobilienpreise down under horrend, damit können selbst hochpreisige Städte wie Stuttgart, München, Hamburg … nicht annähernd mithalten. Wir Deutsche würden wahrscheinlich zuerst beim Ausgehen sparen, aber das sehen die Aussies wohl anders.

Als Besonderheit beim Essen im Restaurant gilt das BYO = bring your own. Bei der telefonischen Bestellung des Tisches fragt man nach BYO. Und wenn das OK ist, darf man seinen eigenen Wein zum Essen mitbringen, gegen ein kleines Aufgeld von 2-3 Dollar pro Flasche. Vielleicht wäre das auch eine Idee für Deutschland, wo der Kellner ja schon die Nase rümpft, wenn man nur ein Glas Leitungswasser zum Essen bestellt.

Ach ja, zum Thema Trinken (jetzt mal ohne Alk) gefällt uns hier sehr, dass es in Parks, Strandnähe und dergleichen häufig die Möglichkeit gibt, sich kostenlos mit Wasser zu versorgen. Und selbst an Tresen von öffentlichen Institutionen und Cafés, beispielsweise in der Oper oder in den Museen, wo Bier, Wein u. a. verkauft wird, gibt es die Möglichkeit, sich kostenlos mit Trinkwasser zu versorgen. Das wäre doch mal nachahmenswert in Europa!

Ein Regentag für die Kunst: die Art Gallery of New South Wales in Sydney

Tja, auch das ist ein Klassiker: Schlechte Wetterprognose, idealer Tag fürs Museum. Aber für uns hat sich der Besuch der Art Gallery of New South Wales in der Nähe des Hyde Parks als das Gegenteil eines Lückenbüßers herausgestellt. Von außen wirkt das Gebäude etwas klassizistisch-unterkühlt, innen pulst jedoch das pralle Leben. Vielleicht hat das damit zu tun, dass der Eintritt kostenfrei ist. Gleiches trifft auf die Führungen zu. Da sind Familien und Paare unterwegs, Junge und Alte, exotisch aussehende Kunstliebhaber und sehr viele Normalos. Man hat das Gefühl, dass das wesentlicher Teil des Galeriekonzeptes ist. Jede und jeder ist willkommen.

Uns hatte vor allem die Abteilung mit Aborigine-Kunst angesprochen, aber wir sind dann doch der Versuchung gefolgt, uns noch einiges darüber hinaus anzusehen. Der erste Blick auf die Werke der australischen Ureinwohner: grobe Symbolzeichnungen. viele Punkte, Rauten und kleine Striche, die uns an Kinderzeichnungen erinnern. Keine realistischen Darstellungen. Spannender wird es, wenn man die erläuternden Texte liest oder bei einer Führung mithört. Dann versteht man ein paar Hintergründe und andere Bedeutungsdimensionen. Interessant auch die verwendeten Materialien, zum Beispiel Baumrinde als Malfläche. Bei der Farbgestaltung sind erdige Brauntöne dominant.

 

In den anderen Abteilungen des Hauses kommen andere Schwerpunkte zum Tragen: asiatische Kunst, bestimmte Künstler und Sammlungen, nach unserem Eindruck teilweise etwas bunt gemischt (Picasso neben Bacon und einem jungen australischen Künstler, gefolgt von einem Militärmaler aus der Napoleon-Zeit, aber warum denn eigentlich nicht?), bei älteren Werken mit gewissem Schwerpunkt bei den Engländern (was nicht verwundert). Aber alles toll präsentiert: gute Beleuchtung, angenehmes Raumklima, gute Mischung der Gemälde mit Skulpturen, Installationen und Videos … Und eine schöne Cafeteria mit reichhaltigem Angebot.

Bravo!

Sydney – ein Sonnentag am Strand von Manly

Auf Anraten unseres AirBnB-Gastgebers John haben wir heute einen Strandtag in Manly – und nicht in Bondi Beach – eingelegt. Man fährt mit der Fähre von der zentralen Anlegestelle Circle Quay etwa 30 Minuten und schon ist man da. In Manly Beach gibt es im Hafenbereich einen Aldi – dem mussten wir aus lauter Nostalgie erstmal einen Besuch abstatten und etwas Proviant einkaufen. Und dann gleich runter an den Strand und die Füße ins Wasser stecken und den Surfern zuschauen. Natürlich hatten wir uns wieder eine Wanderung vorgenommen :-). Immer an der Küste entlang bis zum Northhead Sanctuary. Der Weg bietet außer wunderschönem Sandstrand im ersten Abschnitt mächtige Klippen, viel Grün und ein paar interessante Tiere, zum Beispiel den Beach Dragon oder einen truthahnähnlichen Vogel. In einigen Abschnitten auch die Zeichen kürzlicher Buschbrände. Dort regt sich nach den regenreichen letzten Wochen wieder erstes Grün – beispielsweise sprießt der sogenannte Grasbaum erneut, der früher hier häufig vorkam, inzwischen aber selten wurde und daher besonders gehegt wird. Aus schwarzen Stümpfen, wachsen grasgrüne Büschel. Die Stämme, die viel höher werden können, sehen auch im nicht abgebrannten Zustand wie „verbrannt“ aus.
Wir haben uns auch etwas Zeit genommen für einen Memorial Walk, bei dem an verschiedenen Stellen an gefallene australische Soldaten erinnert wird. Im Grunde haben die Australier stets auf der Seite der Briten gekämpft – gegen die Buren in Südafrika, im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Und wenn in Europa beispielsweise von der Siegermacht Großbritannien die Rede ist, vergessen wir Europäer, dass die Australier (und Neuseeländer) hierbei in aller Regel ebenfalls ihren Blutzoll entrichtet haben.

Danke, John, Manly war ein sehr guter Tipp!