Barbesuch und Spaziergang durch Auckland

Unsere sechswöchige Entdeckungstour durch Neuseeland beginnt in Auckland, also auf der Nordinsel. Im Großraum dieser Wirtschaftsmetropole leben ca, 1,5 Mio. Menschen und damit 35 Prozent der neuseeländischen Bevölkerung. Schon auf der Fahrt vom Flughafen ins Zentrum spüren wir, dass hier die Taktung anders ist als in Sydney. Mehr Platz, weniger Hochhäuser, weniger Menschen, weniger Hektik. Wir sind für zwei Nächte in der Hakalodge in der Karangahape Road untergebracht. Das ist ein Backpacker-Hotel der besseren Art – hier gibt es sogar Doppelzimmer, alles sauber und an ökologischen Prinzipien ausgerichtet. Bei einem Blick in der Gemeinschaftsküche halten wir einen Moment inne – wir sind die einzigen Gäste über 30. OK … Na ja, wird schon gehen. Die Karangahape Road war früher mal Oaklands Schmuddelstraße mit Rotlichtambiente. Das ist heute nicht mehr so. Jetzt reihen viele kleine Läden mit teils exotischem Angebot aneinander, jeder zweite hat irgendwie mit Essen und Trinken zu tun. Gleich an unserem Anreisetag bleiben wir abends in einem malayischen Restaurant unweit unserer Unterkunft hängen und kommen mit zwei neuseeländischen Ehepaaren ins Gespräch. Die beiden Männer waren auch schon längere Zeit in Europa, einer schon einige Male auf dem Oktoberfest (wo auch sonst in Deutschland?). Der gemeinsame Abend klingt in einer asiatisch angehauchten Bar mit englischem Pubmobiliar aus. Zunächst hören wir live Jazz (die Begleitung am Piano kommt von einem 85-Jährigen), später legt ein ebenfalls betagter DJ auf, mitreißende Rhythmen – von den 1920er-Jahren bis in die Neuzeit. Da ist Tanzen einfach angesagt, zeitweise tanzt sogar die Bedienung hinter und AUF dem Tresen der Bar. Ein toller Abend, an dem wir viel Kiwi-Gastfreundschaft erleben.

Eigentlich stand ja nach dem Frühstück am nächsten Tag eine Stadtführung auf dem Programm. Aber da sind noch ein paar organisatorische Dinge zu erledigen. Frisches Geld ist schnell abgehoben, sogar mit der EC/Karte kein Problem. Wir benötigen jedoch zudem noch einen Adapter und eine SIM-Karte. Derlei Dinge bekommt man am besten in einem Convenience Store. Der freundliche Inhaber stellt sich als gebürtiger Kuwaiter heraus, der in seiner Jugend eine Weile in Frankfurt gelebt hat und über mehrere Auslandsstationen schließlich in Neuseeland gelandet ist. Er ist uns sogar bei Einbau und Aktivierung der SIM-Karte behilflich. Kleine Welt.

Danach haben wir beschlossen, die Stadt per pedes zu erkunden. Die Sonne scheint, manchmal weht’s ein bisschen, schönes Frühlingswetter. Von der Karangahape Road biegen wir in die Queen Street, die die Lebensader von Downtown Auckland darstellt. Ein paar interessante Gebäude, ein paar Plätze, ein Park. Ja, ganz nett. Die Queen Street endet direkt im Hafen, der nach unserer Überzeugung die attraktivste Gegend in Auckland ist. Und die Hafenstadt Auckland putzt sich heraus. Die Fähranlegestellen sind durchaus attraktiv, an den „Wharves“ sind einige hochwertige Wohnanlagen entstanden. Von hier kann man schier endlos in Richtung Westhaven Marina am Wasser entlangspazieren. Westhaven ist ein überdimensionaler Yachthafen mit Platz für ca. 2000 Boote. Man sieht nicht nur unzählige Schiffe im Wasser, sondern auch Boote, die in riesigen Hallen in Regale gestapelt „überwintern“. Wir nehmen zur Kenntnis: Für den, der gerne segelt oder in anderen Gefährten auf dem Meer unterwegs ist, ist Auckland ein sehr gute Adresse.
Unser Weg zurück zu unserer Bleibe führt uns durch den Stadtteil Ponsonby. Ein Wohngebiet mit wunderbar altmodischen-verschnörkelten Häusern, deren Besitzer durchaus Sinn für grüne Gärten haben.

Von Aussie-Englisch und anderen Merkwürdigkeiten

„Hello – how are you“ wird hier zu einem fast schwäbisch klingenden „Hajo“. Überhaupt scheint das Schwäbische bei der Ausprägung des australischen Englisch irgendwie die Finger im Spiel gehabt zu haben: Die Endung „i“, den Schwaben geläufig von Kindi, Hausi und dergleichen … hört und liest man hier gehäuft: das Frühstück, Breakfast, ist Brekki, das Barbecue Barbie, der Briefträger ist der Postie, ein bezahlter Krankentag ein Sickie, Moskitos sind Mozzies. Und der Beanie hat als Kopfbedeckung sogar inzwischen den langen Weg nach Europa geschafft. Ob die Aussies den Quickie ebenfalls aus der Taufe gehoben haben, ist uns nicht bekannt 😐.

Und dann erschlägt einen als Neuankömmling eine Flut von Abkürzungen für alles Mögliche. Australier lieben Abkürzungen. Ungeniert werden diese beispielsweise auf Anzeigen und Hinweisschildern im öffentlichen Verkehr verwendet. Ortsfremde und Touristen haben das Nachsehen. Institutionen, Gebäude, Stadtteile, Plätze werden abgekürzt. Das erleichtert die Orientierung in dieser weitläufigen Millionenstadt nicht unbedingt. Beispielsweise wird der „Circular Quay“, der „Hauptbahnhof“ für Fähren, zum CQ, das beeindruckende Warenhaus Queen Victoria Building ist das QVB und die Innenstadt wird als CBD (City Business District) bezeichnet. Aber der Spatz in der Hand ist bekannterweise immer noch besser als die Taube auf dem Dach. Denn wo gar nichts mehr kommuniziert wird, kann‘s für die zahlenden Gäste aus „overseas“ eng werden. Das ist in aller Regel in öffentlichen Verkehrsmitteln der Fall. So erfährt man an der Haltestelle nichts über die einzelnen Stationen, auch im Bus wird weder etwas angesagt noch erhält man irgendeine Orientierung durch Routenübersichten. Man muss eben wissen, wo man aussteigen muss (oder die gemeinhin hilfsbereiten Fahrer oder Mitreisende um Hilfe bitten – was vorsetzt, dass man sie verstehen kann). Das ginge zwar per App, sofern man Zugang zum Netz hat, was Touristen unterwegs nicht unbedingt haben. Glücklich der, der so wie wir im Besitz einer offline zu nutzenden Straßenkarte ist, auf der er verfolgen kann, in welche Richtung sich ein Bus bewegt und wie weit es denn zum gewünschten Ziel noch ist. Bezahlen kann man selbstredend auch nicht beim Fahrer. Man muss, zumindest in Sydney, vorher eine OPAL-Karte kaufen, die man am Kiosk oder Automaten aufladen kann. Und dieses Guthaben fährt man dann sozusagen runter. Man loggt sich beim Einsteigen ein (tap on), beim Aussteigen darf man dann nicht vergessen, sich wieder auszuloggen (tap off). Wie viel eine Strecke kostet, ist von der Art des Verkehrsmittels und der Tages- und Wochenzeit abhängig. Ach so. Nur nicht den Kopf ins Wasser stecken …

Sydney Fish Market

Er liegt an der Blackwattle Bay, Pyrmont, westlich vom Darling Harbour, und wird in jedem Reiseführer erwähnt. Manchmal als „drittgrößter Fischmarkt der Welt“ apostrophiert. Da müssen wir hin! Von unserer Bleibe aus ist der Markt sehr gut per Bus zu erreichen. Emsiges Treiben gleich in der ersten Halle, viele Stände mit Fischangeboten unterschiedlichster Art. Überall die Möglichkeit, Fisch und Krustentiere in verschiedensten Aufbereitungsarten zu degustieren. Was Mengen von asiatisch aussehenden Besuchern mit offensichtlicher Begeisterung tun. An einem Tisch sitzen mehrere wie buddhistisch aussehende Mönche gewandete Männer in orangefarbenem Tüchern vor Bergen von Krustentierenschalen. Wir schlendern einmal durch die Halle … ja, ganz interessant. Wir suchen nach weiteren Hallen und Geschossen, werden auf einer Treppe freundlich-bestimmt von einem Sicherheitsmann angesprochen. Wir fragen, wo wir hinmüssen und erfahren, dass es nicht mehr gibt als eben diese Halle. That’s it. … Ok, das soll nun der drittgrößte Fischmarkt der Welt sein? No way. Wir recherchieren. Die Angabe bezieht sich auf die Vielfalt des Angebots. Wohlgemerkt: neben lokalem Fang findet man auch Hummer, Krabben & Co aus Chile, Alaska, Brasilien … Aber dass das der drittgrößte Fischmarkt sein soll, können wir nicht so richtig nachvollziehen. Da haben wir schon ein paar Fischmärkte gesehen, die weitaus beeindruckender waren und wesentlich mehr Flair entfalteten …

Also: Auf dem Sydney Fish Market sieht man tolle Auslagen mit offensichtlich frischem Fisch. Den kann man dort zum Verzehr ordern. Und man kann dort auch Gemüse und Fleisch kaufen. Und vielleicht sind wir einfach nur verwöhnt und haben überhöhte Ansprüche. Aber ein echtes Highlight der Stadt ist dieser Fischmarkt sicherlich nicht. Was dort hinter den Kulissen abläuft, wissen wir nicht, da der Zugang zu einem Großteil untersagt ist. Man kann eine nicht eben günstige Führung „hinter die Kulissen“ buchen. Ob sie sich lohnt? Nach diesem Eindruck haben wir gewisse Zweifel. Johns Kommentar im Vorhinein hatte wohl seine Berechtigung: Well, it’s just a fish market.

Das sehen wir auch so. Nothing to write home about.

Das Queen Victoria Building: Rule Britannia, Britannia rules the waves …

Für Englandfans ist das QVB (Queen Victoria Buildung) ein Muss! Hier drängt sich die englische Vorgeschichte Australiens massiv auf, hier kann man so richtig in Nostalgie schwelgen. Und eine Geschichte mit royalem Glanz, die weit in die Zukunft reicht, gibt es auch: Anlässlich eines Besuchs von Königin Elisabeth II Anfang der 90er-Jahre erhielt der Oberbürgermeister einen Brief, der auf königliche Anordnung erst von einem seiner Nachfolger zu öffnen ist – dem Nachfolger, der im Jahr 2085 die Geschicke der Stadt leitet. Er beinhaltet eine Botschaft für die Sydneysider, die zu verlesen ist. Dieser Brief wird in der Kuppel des QVB aufbewahrt. Wenn das kein Stoff für wilde Spekulationen ist …

PS: Und wenn man dann das Gebäude verlässt und draußen auf dem Bürgersteig an der Bushaltestelle eine lupenreine Schlange sieht, weiß man, wie nachhaltig der britische Spirit noch ist :-).

Sydney bei Nacht

Von Singapurs nächtlicher Skyline waren wir begeistert, und auch Sydney hat in dieser Hinsicht Außergewöhnliches zu bieten. Vom Wohnzimmer unseres Hauses in der Slade Street in Rozelle haben wir den direkten Blick auf das Lichtermeer. Wollte man heute ein Häuschen in einer solchen Wohnlage kaufen, müsste man auch bei bescheidener Ausstattung mindestens 2,5 Millionen Dollar hinblättern, haben wir uns sagen lassen. Lassen wir diese wunderschönen Aus- und Augenblicke doch einfach auf uns wirken …

Sydney chillt

Das Wochenende ist zum Ausgehen da. Das fängt laut unserem Gastgeber John auf jeden Fall schon am Freitagnachmittag an, dann trifft man sich „zum Einstand“ und glüht schon mal vor. Dass sei selbstverständlich, egal ob Arbeiter, Banker, Angestellter, Selbstständiger oder, wie er, Rentner. „Having a good time“ scheint vor allem am Wochenende obligatorisch für jeden Australier. Freitag- und Samstagabend zieht es die Bewohner von Sydney in Scharen in die diversen Ausgehmeilen. The Rocks, das historische Stadtviertel an der Harbour Bridge mit zahlreichen Cafés, Pubs, Restaurants und Dachterrassen füllt sich und an den Quays von Darling Harbour kann man wunderbar Studien treiben. Aber auch in den Pubs der Wohnviertel steppt der Bär – jedenfalls in unserem, das als „arty“ und hipp gilt. Und es sind mitnichten nur junge Leute, auf die man trifft, selbst Familien mit kleinen Kindern sind unterwegs.

Dabei scheint für die weibliche Bevölkerung unabhängig vom Alter die Regel zu gelten, dass man sich richtig herauszuputzen hat. Come on, we’re going out, tart yourself up … Egal, ob das Outfit unbequem ist – frau ständig an superkurzen Röcken zuppeln muss, friert, mit den megahohen Highheels kaum richtig gehen kann … spielt alles keine Rolle, solange frau nur irgendwie auffällt. Für die Herren genügt aber „casual“ vollkommen, da bedarf es keiner größeren Anstrengung. Es sei angemerkt, dass die Bewertung dieser landeskundlichen Besonderheit zwischen den Verfassern dieses Blogs unterschiedlich ist 😊.

Übrigens, obwohl die Abgabe von Alkohol viel strenger reglementiert ist als in Deutschland, sieht man hier abends auch Kinder in Restaurants und Pubs. Auch wenn sonst vieles an England erinnert – das ist auf jeden Fall anders. Ganz im Gegensatz dazu steht die strikte Handhabung beim Kauf von Alkohol: Der ist wie bei uns erst mit 18 möglich, wird aber streng gehandhabt. Bis 25 muss man immer damit rechnen, sein Alter per Ausweis belegen zu können, heißt es. Uns jedenfalls hat man ungefragt Wein verkauft!

Noch etwas zum gleichen Thema: Obwohl die Australier in Sachen Alkohol kein Kind von Traurigkeit sind, in der Öffentlichkeit, beispielsweise in den Parks, ist das Trinken von Alkohol untersagt.

Bei den Preisen in Australien fragen wir uns, wie die Leute sich das Ausgehen leisten können und haben uns noch nicht so richtig einen Reim drauf machen können. Auf jeden Fall sind die Mieten und die Immobilienpreise down under horrend, damit können selbst hochpreisige Städte wie Stuttgart, München, Hamburg … nicht annähernd mithalten. Wir Deutsche würden wahrscheinlich zuerst beim Ausgehen sparen, aber das sehen die Aussies wohl anders.

Als Besonderheit beim Essen im Restaurant gilt das BYO = bring your own. Bei der telefonischen Bestellung des Tisches fragt man nach BYO. Und wenn das OK ist, darf man seinen eigenen Wein zum Essen mitbringen, gegen ein kleines Aufgeld von 2-3 Dollar pro Flasche. Vielleicht wäre das auch eine Idee für Deutschland, wo der Kellner ja schon die Nase rümpft, wenn man nur ein Glas Leitungswasser zum Essen bestellt.

Ach ja, zum Thema Trinken (jetzt mal ohne Alk) gefällt uns hier sehr, dass es in Parks, Strandnähe und dergleichen häufig die Möglichkeit gibt, sich kostenlos mit Wasser zu versorgen. Und selbst an Tresen von öffentlichen Institutionen und Cafés, beispielsweise in der Oper oder in den Museen, wo Bier, Wein u. a. verkauft wird, gibt es die Möglichkeit, sich kostenlos mit Trinkwasser zu versorgen. Das wäre doch mal nachahmenswert in Europa!

Ein Regentag für die Kunst: die Art Gallery of New South Wales in Sydney

Tja, auch das ist ein Klassiker: Schlechte Wetterprognose, idealer Tag fürs Museum. Aber für uns hat sich der Besuch der Art Gallery of New South Wales in der Nähe des Hyde Parks als das Gegenteil eines Lückenbüßers herausgestellt. Von außen wirkt das Gebäude etwas klassizistisch-unterkühlt, innen pulst jedoch das pralle Leben. Vielleicht hat das damit zu tun, dass der Eintritt kostenfrei ist. Gleiches trifft auf die Führungen zu. Da sind Familien und Paare unterwegs, Junge und Alte, exotisch aussehende Kunstliebhaber und sehr viele Normalos. Man hat das Gefühl, dass das wesentlicher Teil des Galeriekonzeptes ist. Jede und jeder ist willkommen.

Uns hatte vor allem die Abteilung mit Aborigine-Kunst angesprochen, aber wir sind dann doch der Versuchung gefolgt, uns noch einiges darüber hinaus anzusehen. Der erste Blick auf die Werke der australischen Ureinwohner: grobe Symbolzeichnungen. viele Punkte, Rauten und kleine Striche, die uns an Kinderzeichnungen erinnern. Keine realistischen Darstellungen. Spannender wird es, wenn man die erläuternden Texte liest oder bei einer Führung mithört. Dann versteht man ein paar Hintergründe und andere Bedeutungsdimensionen. Interessant auch die verwendeten Materialien, zum Beispiel Baumrinde als Malfläche. Bei der Farbgestaltung sind erdige Brauntöne dominant.

 

In den anderen Abteilungen des Hauses kommen andere Schwerpunkte zum Tragen: asiatische Kunst, bestimmte Künstler und Sammlungen, nach unserem Eindruck teilweise etwas bunt gemischt (Picasso neben Bacon und einem jungen australischen Künstler, gefolgt von einem Militärmaler aus der Napoleon-Zeit, aber warum denn eigentlich nicht?), bei älteren Werken mit gewissem Schwerpunkt bei den Engländern (was nicht verwundert). Aber alles toll präsentiert: gute Beleuchtung, angenehmes Raumklima, gute Mischung der Gemälde mit Skulpturen, Installationen und Videos … Und eine schöne Cafeteria mit reichhaltigem Angebot.

Bravo!

Sydney – ein Sonnentag am Strand von Manly

Auf Anraten unseres AirBnB-Gastgebers John haben wir heute einen Strandtag in Manly – und nicht in Bondi Beach – eingelegt. Man fährt mit der Fähre von der zentralen Anlegestelle Circle Quay etwa 30 Minuten und schon ist man da. In Manly Beach gibt es im Hafenbereich einen Aldi – dem mussten wir aus lauter Nostalgie erstmal einen Besuch abstatten und etwas Proviant einkaufen. Und dann gleich runter an den Strand und die Füße ins Wasser stecken und den Surfern zuschauen. Natürlich hatten wir uns wieder eine Wanderung vorgenommen :-). Immer an der Küste entlang bis zum Northhead Sanctuary. Der Weg bietet außer wunderschönem Sandstrand im ersten Abschnitt mächtige Klippen, viel Grün und ein paar interessante Tiere, zum Beispiel den Beach Dragon oder einen truthahnähnlichen Vogel. In einigen Abschnitten auch die Zeichen kürzlicher Buschbrände. Dort regt sich nach den regenreichen letzten Wochen wieder erstes Grün – beispielsweise sprießt der sogenannte Grasbaum erneut, der früher hier häufig vorkam, inzwischen aber selten wurde und daher besonders gehegt wird. Aus schwarzen Stümpfen, wachsen grasgrüne Büschel. Die Stämme, die viel höher werden können, sehen auch im nicht abgebrannten Zustand wie „verbrannt“ aus.
Wir haben uns auch etwas Zeit genommen für einen Memorial Walk, bei dem an verschiedenen Stellen an gefallene australische Soldaten erinnert wird. Im Grunde haben die Australier stets auf der Seite der Briten gekämpft – gegen die Buren in Südafrika, im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Und wenn in Europa beispielsweise von der Siegermacht Großbritannien die Rede ist, vergessen wir Europäer, dass die Australier (und Neuseeländer) hierbei in aller Regel ebenfalls ihren Blutzoll entrichtet haben.

Danke, John, Manly war ein sehr guter Tipp!

Sydney Opera House und Royal Botanic Gardens

Natürlich haben wir das wahrscheinlich berühmteste Opernhaus der Welt und Wahrzeichen von Sydney schon an unserem ersten Tag gesehen und darüber kurz berichtet. Aber dieses faszinierende Bauwerk verdient auf jeden Fall noch eine eigene Erwähnung. In diesem Zusammenhang geht ein ganz herzliches Dankeschön an Elisabeth und Carsten, die uns eine Führung durch die Oper in Form eines Gutscheins geschenkt haben. Es war wirklich klasse, dass wir auf diese Weise einen genaueren Blick ins Innenleben und auf die Entstehungsgeschichte der Oper werfen konnten. Die Führung wurde sehr professionell durchgeführt, von einer echten Lady mit einer wunderbar geschulten Stimme. Das Gebäude wurde auf dem Landvorsprung Bennelong Point errichtet und hat damit eine einzigartige Lage, mit freiem Blick auf das zweite Wahrzeichen, die Harbour Bridge. Ein junger dänischer Architekt namens Jorn Utzon gewann in der 1950er-Jahren völlig überraschend die Ausschreibung für das Opera House, und zwar auf der Basis von Skizzen. Es wurden damals eine Bauzeit von vier Jahren und Gesamtkosten in Höhe von 7 Millionen Dollar kalkuliert. Am Ende waren es dann sechzehn Jahre und über 100 Millionen. Utzon gab in den 60er-Jahren vor dem Hintergrund der steigenden Kosten und politischer Streitigkeiten resigniert auf und kehrte nach Dänemark zurück. Ein Team von australischen Architekten übernahm daraufhin die Arbeiten und vollendete das Bauwerk. Ähnlichkeiten mit der Hamburger Oper sind sicherlich rein zufällig …
Das Besondere an diesem Bauwerk ist, dass es quasi von außen nach innen gebaut wurde. Utzon hatte bei der Konzeption die akustischen Anforderungen fast gänzlich außer Acht gelassen. Dieses mussten dann seine Nachfolger übernehmen. Entscheidend für die Finanzierung der Sydney Opera House war übrigens eine zu diesem Zweck ins Leben gerufene Lotterie.

Als Teilnehmer einer Führung hat man die Möglichkeit, vergünstigte Karten für eine Veranstaltung im Opera House zu erwerben. Diese Chance haben wir genutzt und uns Dario Fos „Zufälliger Tod eines Anarchisten“ angeschaut.

Nur ein paar Schritte von der Oper entfernt liegen die Royal Botanic Gardens, in denen man wunderbar lustwandeln kann, mit Blick aufs Meer, die Oper, die Harbour Bridge … Hier waren mal die Felder der ersten Sträflingskolonie. Uns haben hier vor allem die mächtigen Bäume imponiert. Die Geschichte der Sträflinge wird auf eindrucksvolle Weise in den Hyde Park Barracks beleuchtet, die in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes als Australian Convict Site aufgenommen wurden. Was eher wenig bekannt ist: Die Strafgefangenen mussten ihr Dasein nicht in Gefängnissen fristen, sondern durften Häuser bauen und Familien gründen – mit dem Ziel, in Australien eine echte Kolonie zu etablieren. In der unmittelbaren Umgebung des Hyde Parks gibt es noch einige weitere Gebäude von historischer und kultureller Bedeutung, wie beispielsweise die Münzprägeanstalt Sydney Mint. Wir haben die State Library besucht, deren Besonderheit verschiedene Dauerausstellungen (wie beispielsweise über die Geschichte der Aboriginees) sind.

 

Von Sydney ins Grüne – die Blue Mountains als Regenwald

Auch die Bewohner von Sydney packen gerne am Wochenende ihren Rucksack und machen sich auf den Weg zum Blue Mountains National Park, der ungefähr zwei Zugstunden westlich von Sydney liegt. Dort gibt es viele Eukalyptusbäume, die bei flirrender Hitze bläulich schimmern – daher der Name. Wer die Wahl hat, fährt lieber an einem Wochentag, weil dann weniger los ist.
Für uns war der Sonntag kein Problem, weil die Wetter-App eine eher düstere Vorhersage machte und eine Regenwahrscheinlichkeit von satten 70 % prognostiziert hatte. Wenn das so weitergeht, brauchen wir dringend eine neue App :-)!
Die Blue Mountains sind ein ca. 1000 Meter hohes Plateau, das von mehreren Bächen durchzogen ist, viele schroffe Felswände und beeindruckende Wasserfälle aufweist. Touristisch ist die Region gut erschlossen. Hoch oben auf dem Felskamm reihen sich einige kleine Ortschaften (die wichtigsten sind Katoomba, Leura und Wentworth Falls) aneinander, die nicht nur die Touristen mit allem Notwendigen versorgen.

Wir hatten uns für eine Rundwanderung zu den Wentworth Falls entschieden und waren enttäuscht, dass dieser und ein weiterer Track gesperrt waren – wegen Steinschlags. Wir haben deshalb mehrere kleinere Wege und einige Aussichtspunkte miteinander kombiniert, um aus der Situation das Beste zu machen. Ganz so häufig kommt man ja nicht in diese Gegend …
Ein wenig schade war, dass das Wetter sich wenig fantasievoll zeigte und sich genau an das hielt, was die App vorhergesagt hatte. Wir gingen zunächst etwa zwei Stunden im stärker werdenden Nieselregen, dann weitere zwei Stunden in solidem Dauerregen. Dadurch sind uns leider auch die allseits gelobten tollen Aussichten auf das Tal und die Wasserfälle zum großen Teil versagt geblieben. Der Canyon hüllte sich in einen dichten Regennebel, gute Landschaftsfotos waren damit ein Ding der Unmöglichkeit. Wir sind aber unverdrossen weitermarschiert und wurden dafür letztendlich belohnt worden. Denn die Wanderwege mit ihren Kletterpartien zu einzelnen Aussichtspunkten und Wasserfällen haben bei einer solch ungewöhnlichen Wetterlage einen eigenen Charme. Wir waren mit unseren Wanderschuhen und Regenjacken auch recht gut gerüstet für diese Verhältnisse. Und eine Brotzeit hatten wir selbstverständlich ebenfalls dabei. Ein Highlight war für uns, dass wir u.a. auf den Spuren von Charles Darwin gewandelt sind, der genau hier schon einmal mit einer kleineren Expedition unterwegs war. Einer vor Ort befindlichen Infotafel ist zu entnehmen, dass Herr Darwin wohl mehr Glück mit dem Wetter hatte!