Fundstücke auf dem Weg nach Wellington

Wir verlassen langsam die Vulkanhochebene um Tongariro. Die SH (State Highway) 1, die zentrale Verkehrsachse auf der Nordinsel, führt uns über lange Kilometer schnurgerade Richtung Süden und Wellington. Ganz ungewohnt, keine Kurven, kein Hügel hoch, Hügel runter. Um uns herum überall sanfte Erhebungen. Jetzt sehen wir endlich auch mal größere Schafherden, die gemächlich fressend umherziehen.

Es geht durch Taihape, das sich Gumbootcity (Gummistiefelstadt) nennt. Touristisch ist die Stadt bekannt für Raftingtouren auf dem Rangitikei. Im Frühjahr feiert man hier einen Gumboot-Day, natürlich mit Gummistiefelweitwurf.

In Bulls legen wir einen Tank-Kaffee-Stop ein. Der Name lädt zu mehr oder minder gelungenen Wortspielen ein: Const-a-Bull für einen Polizisten (constable) und ähnlich kalauernde Wortschöpfungen. An der öffentlichen Toilette finden wir folgenden Hinweis:

Für die Damenseite gab es keine korrespondierende Bezeichnung 😊.

Beim Kaffee entdecken wir ein interessantes Hühnchenangebot für Vegetarier, das uns irgendwie an unsere Veganer-Bockwürste erinnert:

Als Marketingexperten arbeitende Nicht-Vegetarier bzw. Nicht-Veganer können sich einfach nicht vorstellen, dass Essen ohne Fleisch schmecken kann. Wie wäre es mal mit einem Perspektivwechsel? Wie hört sich „sensationeller überbackender Blumenkohl, garantiert nur aus gegrilltem Schweinebauch“ für die Fleischliebhaber an?

An der Raststation bemüht man sich passend zu BP-Markenfarbe um ein grünes Image. Kunden können hier gesammelten Kaffeesatz mitnehmen und als Gartendünger verwenden. Nachahmenswert?

Nicht nur der Rastplatz mit seiner überdimensionierten Tankstelle und seiner grellen Reklame sieht amerikanisch aus. Viele Orte auf der Strecke haben diese Anmutung. Die Ortschaften sind oftmals nur aneinandergereihte zweigeschossige Häuser, wo unten ein Geschäft betrieben, oben gewohnt wird. Davor Parkplätze. Ansonsten Tankstellen und Fast-Food-Angebote.

Sehr sympathisch: Am Straßenrand wird immer wieder mit Schildern und Plakaten an den Autofahrer appelliert, Pausen einzulegen, auf andere Verkehrsteilnehmer Rücksicht zu nehmen, nicht zu schnell zu fahren oder keinen Müll hinauszuwerfen (Keep New Zealand beautiful!). Steter erzieherischer Tropfen höhlt den Stein! Hoffentlich.

Und natürlich gibt es unterwegs auch mal einen schönen Blick ….

Und dann sind wir auch schon da, suchen einen Stellplatz direkt im Hafen und stärken uns erstmal:

Keiner liebt mich – das Possum in Neuseeland

Das possierliche Beuteltier wurde einst von der Pelzindustrie von Australien eingeführt. Heute gilt in Neuseeland klar die Devise: Nur ein totes Possum ist ist gutes Possum. Wenn’s ums Possum geht, kennt der als so entspannt geltende Neuseeländer (Universalspruch für unterschiedlichste Situationen: no worries) keine Gnade. Wir sind sicher, dass das Überfahren von Possums ein heimlicher Nationalsport ist. Wir hatten an dieser Front noch keine „Erfolge“ bislang …

Warum dieser Hass? Possums gelten als große Plage in einem Land, in dem flugfähige wie flugunfähige Vögel (wie der Kiwi) eigentlich keine natürlichen Feinde hätten. Eigentlich …. Denn da kommen die verschiedenen kleinen aus dem Ausland eingeschleppten Raubtiere wie Katzen, Frettchen, Ratten und eben die Possums ins Spiel, die sich liebend gern mal ein Ei, ein Küken oder gleich den ausgewachsenen Vogel genehmigen. Possums sind besonders weit verbreitet und mögen als Allesfresser auch und vor allem Knospen und Blätter. Und so knabbern sie ungeniert junge wie alte Bäume systematisch leer, sodass diese absterben, was die Naturschützer ebenfalls in Harnisch bringt. Selbst das DOC, das Department of Conservation, sozusagen der staatgewordene Inbegriff des neuseeländischen Naturschutzes, will das Possum am liebsten zweidimensional als plattgefahrenes Fellbündel sehen. Deshalb initiiert es auch Vernichtungskampagnen mit Gift und Fallen – natürliche, bestandsmindernde Feinde hat das Possum nämlich nicht. Ein durchschlagender Erfolg ist diesen Aktionen bislang nicht beschieden. Denn sonst sähe man bei der Fahrt durchs Land nicht alle paar Kilometer ein totes Possum. Indes: Man wird das Gefühl nicht los, dass das Possum nach Auffassung vieler Neuseeländer größeren Schaden anrichtet als das zweibeinige Säugetier, das in großen dieselgetriebenen SUV’s Jagd auf die Nager macht.

Vielleicht sollten die Kiwis das Possum einfach wieder dahin exportieren, woher es importiert wurde, zu den Aussies, denn im Nachbarland stehen die Tierchen unter Schutz.

Die Zukunft des Possums in Neuseeland sieht wohl auf absehbare Zeit so aus:

Waitonga Falls im Tongariro National Park

Der schlechten Wetterprognose zum Trotz haben wir eine etwa zweistündige Wanderung zu den Waitonga Falls im Nationalpark unternommen. Wir hatten relativ viel Sonne, aber man spürte auch deutlich den kühlen Wind von den schneebedeckten Bergen. Einen solchen Wald haben wir auf unseren bisherigen Wanderungen noch nicht erlebt: Baumbestand vorwiegend Buche, sehr viele Moose und Flechten. Bis zum Wasserfall waren einige Stufen und Stege zu überwinden, aber der Blick auf den Wasserfall lohnt die Mühe. Kurz vor dem Ziel geht man über eine Hochmoorebene, wo man einen freien Blick auf das Bergmassiv hat (und einem der kalte Wind um die Ohren pfeift).

Schnee in den Bergen vom Tongariro National Park

Nach einer windig-regnerischen Nacht stellen wir beim Frühstück plötzlich fest: Da draußen in den Bergen hat’s geschneit! Die Berge hier erreichen beachtliche Höhen: Der Mount Ruapehu ist mit 2.297 m der höchste, gefolgt vom Mount Ngauruhohe (2.287 m) und Mount Tongariro (1.967 m). War wohl doch die bessere Idee, sich von der für heute geplanten Passquerung zu verabschieden …

Ohakune, Karottenhochburg statt Hochgebirgstour

Dorthin haben wir uns aufgemacht, nachdem wir erfuhren, dass die Tongariro Crossing wetterbedingt für die nächsten drei Tage ausgesetzt war. Das ist die berühmte Überquerung des Gebirges im gleichnamigen Nationalpark von der West- zur Ostseite … ein „Muss“ für viele Besucher und etwas, worauf sich Wolfgang besonders gefreut hatte. Diese Tour dauert 7-9 Stunden, geht über das zentrale Vulkanplateau und ist nicht zu unterschätzen. Unweit davon liegen Vulkane, die in jüngster Zeit ausgebrochen sind. Unter anserem der Mount Ruapehu, ein Schwergewicht in Sachen Ausbruchsgefahr. Sein Kratersee brach 1953, 1995, 1996 und zuletzt 2007 aus. Er wird genauestens überwacht. Die östlich am Tongariro Nationalpark vorbeiführende SH1, Hauptverbindung zwischen Wellington und Auckland, wird bei Gefahr binnen Minuten gesperrt. Beim letzten Ausbruch 2007 stoppte der Schlamm-Geröll-Fluss kurz vor dieser Hauptverkehrsader.

Nun ja, jetzt sitzen wir hier in Ohukane, zum ersten Mal seit unserer Ankunft im Regen. Schlechtes Wetter hatte sich schon seit Tagen angekündigt … aber immer wieder hatte der Wettergott bisher ein Einsehen und bescherte uns Sonne.

Jetzt schauen wir uns morgen Ohukane an, am Südrand des Tongariro Nationalparks unterhalb der Hänge des Mount Ruahepu gelegen. Laut Reiseführer herrscht hier im Winter zur Skizeit Hauptsaison, weshalb sich der Ort mit pseudo-alpenländischen Fassaden schmücke.

Die zwei auskunftsfreudigen Damen an der Rezeption unseres Campingplatzes wiesen aber voller Stolz darauf hin, dass Ohukane Zentrum des Gemüseanbaus und besonders auf Karottenanbau spezialisiert sei. Auf jeden Fall sollten wir uns den diesem Gemüse gewidmeten Park anschauen, in dem dem Gewächs ein Denkmal gewidmet sei. Hier gebe es darüber hinaus einen „Veggie-Park“ für Kinder mit überlebensgroßen Figuren – bei denen offenbar bei der Pastinake darstellungstechnisch etwas im wahrsten Sinne des Wortes in die Hose gegangen ist, wie wir bei der Besichtigung feststellen 😊.

Der Gemüseanbau folgte der Holzwirtschaft als Haupteinnahmequelle von Ohakune. Hier wurden auch die ersten chinesischen Einwanderer als Erntehelfer eingesetzt. Diese haben sich über die Jahrzehnte hochgearbeitet und einige chinesische Familien betreiben heute den Gemüseanbau in der Region in großem Maßstab.

Wikipedia weist außerdem darauf hin, dass sich 17 km von hier entfernt die Tangiwai-Eisenbahnbrücke befindet, an der 1953 beim Ausbruch des Ruahepu 151 Menschen ums Leben kamen.

Waimangu – wo‘s RICHTIG zischt und brodelt

Rotorua hat uns bereits beeindruckt, aber der Geothermalpark Waimangu Volcanic Valley ist definitiv eine andere Hausnummer. „Waimangu“ bedeutet „Schwarzes Wasser“, aber „schwarz“ ist beileibe nicht die einzige Farbe, die man hier im und am Wasser sieht.

Mit gut aufbereiteten Infobroschüren kann man weite Teile dieses Parks erwandern, einige Abschnitte kann man nur mit dem Bus durchfahren, weil es sonst zu gefährlich für den Besucher wäre. Den Abschluss bildet eine Bootstour über den Lake Rotomahana, der ca. 500 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr emittiert und allein damit belegt, dass es tief unter ihm mächtig brodelt. Mit einer Durchschnittstemperatur von 15 Grad gilt er trotz Warmwasserzufuhr aus über 200 heißen Quellen als recht kalt. Dieser See ist das Ergebnis eines gewaltigen Vulkanausbruchs, der letzten großen Vulkaneruption Neuseelands im Jahre 1886, die die Landschaft im Waimangu-Tal dramatisch verändert hat.

Übrigens war dieses Gebiet schon Mitte der 1880er-Jahre wegen seiner weißen und rosafarbenen Sinterterrassen berühmt, die man bestaunen und in denen man auch baden konnte … ähnlich denen im türkischen Pamukkale. Sie galten als Weltnaturwunder, das von den ansässigen Maori touristisch gemanagt wurde. Diese Attraktionen, die zu damaliger Zeit immerhin 5000 Bewunderer jährlich in die Gegend brachten, wurden durch den Vulkanausbruch 1886 vollständig zerstört.

Im heutigen Waimangu Volcanic Valley gibt es diverse geothermische Phänomene zu bestaunen wie beispielsweise den Crater Lake mit 80 Grad heißem Wasser oder den Frying Pan Lake, der weltgrößten Heißwasserquelle. In der Form einer Bratpfanne entstand er durch eine thermische Eruption im Jahre 1917, bei der drei Menschen ums Leben kamen. Oder auch den Inferno Crater, der sich in einer Zeitspanne von 36 Tagen füllt und dann wieder absinkt und dessen Wasser strahlend blau ist.

Wohin man auch kommt: Überall blubbert und spuckt es, ein Fluss transportiert siedend heißes Wasser, das in bunten Farben leuchtet. Ständig beschleicht einen Gefühl, dass es hier jeden Moment wieder losgehen könnte. Und manchmal möchte man einfach nur mal den Finger reinhalten, um zu prüfen, ob das Wasser tatsächlich so heiß ist wie es aussieht. Besser nicht … Rauchende Felsen sind irgendwie befremdlich. Wer gerne fotografiert und Freude an den Farbkompositionen von Mutter Natur hat, kann hier leicht visuell Amok laufen 😊.

Vergleichbare Geothermalparks gibt es in der Gegend südlich von Rotorua gleich mehrere, jeweils mit eigenen Attraktionen.

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Blue Lake und Rotorua zum Zweiten

Heute stand zunächst ein Ausflug zum Blue Lake und zum Green Lake auf dem Programm. Uns haben diese beiden Seen nicht so sonderlich beeindruckt. wir fühlten uns hier eher an zu Hause erinnert, wenn die Vegetation nicht anders gewesen wäre: dichtes Unterholz, darüber baumhohe Farne, dann Redwood. Den einen See, den Blue Lake, haben wir komplett umrundet und waren beim zweiten auf Stippvisite. Es hat sich uns nicht ganz erschlossen, warum der eine blau und der andere grün sein soll. Das Wasser sah für uns ziemlich gleich aus.

Vielleicht sind wir ja auch nur verwöhnt 🤔.

Nach unserer Rückkehr nach Rotorua haben wir einen Spaziergang am stadtnahen Ufer des Rotorua Lake entlang unternommen. Das hat uns begeistert, vor allem haben wir einen sehr guten Eindruck von der Vogelwelt erhalten. Wir haben noch nie so viele schwarze Schwäne (typisch für NZ!) auf einmal gesehen. Der See sieht am sogenannten Sulphur Bay, der Schwefelbucht am südöstlichen Ende, so aus, als hätte es einen schlimmen Chemieunfall gegeben. Er hat einen extrem niedrigen Sauerstoffgehalt, weshalb er nur sehr begrenzt Leben zulässt. Zwar leben und brüten hier sehr viele Vögel, doch müssen diese zur Nahrungsaufnahme immer an Land, denn im See selbst finden sie keine Nahrung.

Für den späten Nachmittag und Abend hatten wir Erholung geplant. Und zwar in Form eines Besuches einer Therme, die offenbar zu den zehn besten Thermen der Welt gehört. Da haben wir dann so richtig im warmen Thermalwasser gesuhlt und dabei auf den See geschaut. Wunderbar! Wenn man sich vorstellt, dass man quasi am Rand eines mit Wasser gefüllten Vulkankraters liegt …. der Rotorua-See füllt diesen Krater heute aus, die gleichnamige Stadt liegt am südlichen Ende der Caldera. Beim Vulkanausbruch vor zig Jahren wurden sagenhafte 220 Kubikkilometer hochgeschleudert. Unvorstellbar!

Der Spa ist sozusagen gleich nebenan. Wir übernachten nämlich wieder auf einem Platz für Freedom Camping, also einem für Campervans ausgewiesenen Parkplatz, bei dem man eine Nacht umsonst (!) stehen darf – man stelle sich das in Deutschland bzw. Europa vor. Das erfreut das ostfriesisch-saarländische Schwabenherz.

Einziger Nachteil hier: Wir befinden uns an der Sulphur Bay und es stinkt die ganze Zeit nach faulen Eiern … der Schwefel halt. Wenn man denkt, dass man sich daran gewöhnt, können wir nur sagen – das dauert. Heute Morgen nach dem Wachwerden und Türöffnen hat es uns geruchsmäßig wieder ziemlich „überfallen“. Es stinkt so erbärmlich … aber die ganze Zeit durch den Mund atmen geht einfach nicht.

Rotorua – wo es blubbert und stinkt

Von Coromandel/Cathedral Cove haben wir gute 3 Stunden gebraucht, um in eine ganz andere Welt, nach Rotorua, zu kommen. Wenn man sich der Stadt nähert, sieht man hier und da schon Rauchschwaden aufsteigen, es riecht mehr und mehr nach faulen Eiern. Rotorua ist das Zentrum des größten geothermischen Gebietes in Neuseeland.

Wir haben uns gleich nach der Ankunft einen Platz für das sog. Freedom Camping ausgeguckt, etwas gegessen und sind dann in die Stadt gegangen. Rotorua mutet in einigen Ecken sehr englisch an – insbesondere im Government Park: gepflegter Rasen, der zum Croquetspielen und Bowlen einlädt, Gebäude im Neotudorstil, bestimmt gibt es hier auch öfter mal Tee statt Kaffee. Im Zentrum geht’s eher amerikanisch zu, durchaus mit Chic. Die Kurstadt hat Geld, das spürt man. Nicht zu vergessen: Rotorua liegt direkt an einem großen See, dem Lake Roturua.

Der Kuirau-Park im Stadtzenrum bietet einen sehr eindringlichen Eindruck von den unterirdischen Aktivitäten: Überall spuckt, zischt und brodelt es, es blubbert und brodelt. Stellenweise wird man in Nebelschwaden eingehüllt. Für empfindliche Nasen ist dieser Spaziergang eher ungeeignet.

Mit dem Essen hatten wir großes Glück: Es war Streetfoodmarkt – Leckereien aus aller Herren Länder!

Die Cathedral Cove in Coromandel

Wir probieren heute mal ein neues Format – Ihr seid sozusagen live dabei. Wir haben einen sehr guten Handy-Empfang! Deshalb gibt es jetzt Filme. Wir sind jetzt auf dem Weg zur Cathedral Cove, das ist eine DER Attraktionen in Coromandel.

Und die Cathedral Cove ist dann wirklich der Hammer! Wir sind fast ganz allein unten am Strand. Wir können nach Herzenslust fotografieren, herumlaufen und einfach nur die Stimmung genießen. Wir haben uns auch überlegt, dass das für uns der geeignete Ort zum Frühstücken ist.

Für den Rückweg wählen wir dann einen anderen Weg, zunächst die Felsküste hoch und dann runter an den Strand nach Hahei. Unterwegs machen wir noch einmal halt an einer kleinen Bucht, die uns sehr an die Küste von Kroatien erinnert.

Und jetzt haben wir uns einen Cappuccino verdient😊.

Coromandel – Hot Water Beach für Fortgeschrittene

Tja, so ganz einfach ist das mit der Hot Water Beach wohl doch nicht. Mal eben hingehen und sich eine kleine Kuhle graben und sich gleich im heißen Wasser suhlen … Als Mitglieder von Top Ten Holiday Park bekommen wir umsonst einen Spaten, das ist schon mal gut. Mit diesem Gerät bewaffnet und gut eingecremt – denn die Sonne strahlt mächtig vom Himmel – gehen wir also zum Strand. Heute Morgen ist bedeutend mehr los als letzte Nacht (da waren wir mit Taschenlampe da). Überall sind Leute am Graben, zum Teil mit den Händen und auch mit ihren Schuhen. Man muss berücksichtigen, dass die Fläche mit den heißen Quellen relativ klein ist, so etwa 250 m². Unerfahrene suchen sich bei Ankunft ein freies Plätzchen und legen los … so wie wir. Aber das Areal mit dem heißen Wasser unter dem Strand ist ja begrenzt. Man muss schon an den richtigen Stellen graben.

Die besondere Anforderung dabei ist, ein Loch auszuheben, das gleichzeitig mit kaltem und mit warmem Wasser gespeist wird. Denn sonst kann man sich leicht die Füße oder gar andere Körperteile verbrennen. Grundsätzlich gibt es zwei Methoden. Erstens: Man sucht sich einen Platz zum Graben und betreibt dann das schweißtreibende Geschäft selber. Zweitens: Man setzt sich auf eine erhöhte Position, zum Beispiel auf einen Sandhügel, und beobachtet die Leute. Das ist die beste Position zum Lästern und damit für uns ein natürlicher Favorit. Aber auch die optimale Position, um zu sehen, wer möglicherweise bald geht. Zeichnet sich ab, dass jemand die Suhle verlassen will, okkupiert man sofort das offene Loch. Man kann sich dann auch noch ein paar Ratschläge geben lassen, von wo das warme und das kalte Wasser kommen. Das ist nämlich wichtig, weil es, wie gesagt, auf die Mischung ankommt! Sonst wird der Popo entweder zu kalt oder zu heiß, was die Wohligkeit empfindlich stören kann 😊. Schließlich geht es ja auch darum, möglichst lange in der Kuhle auszuharren. Auch in dieser Position kann man herrlich über andere herziehen. Besser aber noch: Man kann wunderbar Ratschläge erteilen, wo und wie die anderen am besten buddeln. Man gehört ja jetzt zu den Profis.

An einem sehr begrenzten Areal ist das Wasser so heiß, das man sich dort auch ohne Weiteres die Füße oder sonstige Körperteile verbrennen könnte. Jeder „Neuling“, der diese Stelle betritt, zuckt unverzüglich zusammen. Wer nicht lesen kann oder will, muss eben mit den Konsequenzen leben (s.u.). Selbst im kalten Meerwasser stehend bekommt man unterhalb dieser Stelle unerträglich heiße Zehen.

Mitten im schönsten Treiben tauchte plötzlich ein Lifeguard auf, der diese potenziell gefährliche Stelle mit einem Warnschild kennzeichnete.

Wir haben unseren Platz schließlich an zwei Mädel aus Österreich weitergegeben, die im Gegensatz zu den meisten anderen jungen Leuten nicht ein Jahr hier verbringen, sondern ganz normal Urlaub machen.

Ein schöner Spaß war das!