Jetzt haben wir uns noch einen herrlichen Sonnentag an der Golden Bay gegönnt und, sozusagen zum Abschied von dieser Region, eine kleine Wanderung zu den Wasserfällen des Wainui River unternommen – ein weiteres Beispiel für die Schaffenskraft dieses Elements. Dazu gibt es auch einen atemberaubenden Strand gleichen Namens … endlos lang und menschenleer!
Autor: GuteTage
Wharariki Beach – Traumbucht im Auge des Kiwi
Der nördlichste Abschnitt der Golden Bay an der Nordspitze der Südinsel hat die Form eines Kiwivogels – den Schnabel bildet eine ca. 35 km lange Nehrung, die wie ein Säbel in die Tasmansee hineinreicht, der Farewell Spit. Hier sind 1991 325 Wale gestrandet.
Wegen der Wetterprognose wollen wir hier sind oben noch mindestens einen Tag bleiben, und zwar im Auge des Kiwi. Wir fahren den nördlichsten Campingplatz der Südinsel an, die letzten Kilometer über eine Schotterpiste. Alles sehr einfach gehalten hier, der Platz hat zwar Elektrizität, aber keinen Anschluss an die Kanalisation, also Kompostierklo. Internet ebenfalls Fehlanzeige.
Wir wollen eine Wanderung entlang der Küste machen, die erste Station ist der Wharariki Beach. Wir werden fast weggepustet, auch deshalb ist der Eindruck überwältigend. Meterhoch türmen sich die Wellen auf und donnern gegen die Felsküste und an der Strand.
Wir haben zeitweilig Mühe, uns auf den Beinen zu halten. Die starken Böen schütteln uns richtig durch. Man kann gut nachvollziehen, mit welcher Macht das Meer die Küste geformt hat.
Wir bewegen uns ca. 8 Kilometer an der Steilküste entlang. Alles Farmland, wir begegnen Schafen mit Lämmern, vereinzelt ein paar Rindern. Den Wanderweg haben wir quasi für uns allein. Immer wieder öffnen sich uns spektakuläre Blicke auf tief eingeschnittene Felsklüfte und ausgehöhlte Felsformationen.
Strandtag in Pohara an der Golden Bay!
Nach zwei Nächten als „Freedom Camper“ legen wir mal wieder einen Tag auf einem Top-10-Campingplatz ein, wir sind in Pohara, direkt am Strand und fast allein 😎. Einfach nur schön.
Jaaaaa.
Pupu Springs, Wasser so klar
Eigentlich heißen diese Quellen Te Waikoropupu Springs, aber alle benutzen nur die Kurzform, wenn von Neuseelands kräftigster Karstquelle die Rede ist. Das Wasser ist kristallklar und wirbelt mit enormer Kraft (14.000 Liter pro Sekunde) aus einer Haupt- und mehreren Nebenquellen an die Oberfläche. Die Hauptquelle liegt nur knapp 7 Meter tief. Man kann das Gelände wunderbar über einen Bohlenweg erschließen.
Unser erster selbstgefangener Lachs
In der Nähe von Takaka kurz vor dem Cape Farewell (Hier sind Dreadlocks, Schlabberhosen und Hippie-Look angesagt!) an der Golden Bay gibt es eine Lachsfarm, wo man seinen eigenen Lachs fangen und zubereiten lassen kann, Anatoki Salmon, mitten in der ländlichen Idylle gelegen. Die Ausrüstung wird zur Verfügung gestellt, der Fisch nach Gewicht verkauft. Als Zugabe kann man mit einem Wohnmobil kostenfrei auf einer Wiese übernachten. Das wollten wir doch gerne mal ausprobieren …🦈🎣
Die meisten Kiwis sind leider keine
Wir müssen leider unsere aufgeregten „breaking news“ von unserer Rundwanderung Paihia-Russell korrigieren: Mit SEHR hoher Wahrscheinlichkeit war der von uns gesichtete Vogel kein Kiwi, sondern ein „Weka“, der dem Kiwi zwar ähnlich (und ebenfalls flugunfähig) ist, aber eben kein Kiwi 😞. Der Kiwi hat zum Beispiel einen längeren Schnabel und, tja, er ist nun mal nachtaktiv. Deswegen hat bislang kaum ein Neuseeländer je einen Kiwi in freier Natur gesehen. Und noch weniger Touristen, die bei gleißendem Sonnenschein am Nachmittag durch den Busch ziehen …
Wie sind wir zu dieser herben Desillusionierung gekommen?
Als wir gestern nach unserer Kajaktour beschwingt auf dem Abel-Tasman-Track unterwegs waren und um eine Kurve gingen, nahm Eva Bewegungen am Weg wahr. Wir hielten inne und dann, ja, eine vermeintliche Kiwi-Mama mit zwei kleinen bauschigen Küken. Fotofotofoto …
Wir haben nachfolgende Wanderer per Handzeichen gestoppt und sie an unserem Glück teilhaben lassen. Einige von uns sind dann auch brav auf Wanderschuhspitzen umhergetänzelt, weil wir die seltenen Tiere nicht verschrecken wollten. Nur bei einer jungen Frau zeigte sich nicht die dem Ereignis gebührende Begeisterung. Sie sagte nur ganz trocken: „Sorry, it’s not a Kiwi. I’ve never seen a Kiwi in my life. This is a weka.“ Und die Dame ist Neuseeländerin. Peinlich, diese Touristen.
Kajak im Abel Tasman National Park
Wir sind jetzt in einer Gegend, die für Weinanbau (Marlborough) und einen der beliebtesten Nationalparks in Neuseeland bekannt ist, der Nordwestspitze der Südinsel. Wir haben uns zunächst das quirlige Nelson, einen Ausgangspunkt für „Tasman“-Aktivitäten, angeschaut und dann eine kombinierte Kajak-Wandertour unternommen – Volltreffer!
Wir waren zu zwei Paaren mit Guide unterwegs, haben Stachelrochen und Seehunde beobachtet und sind nach einer gemeinsamen Mittagspause über den Küstenwanderweg zurückgekehrt – eine Bucht schöner als die andere.
Ein rundum schöner Tag, wir bleiben noch etwas in dieser Gegend 😊.
Reiseplan – wann sind wir wo?
Te Papa – die Erde bebt
Das Te Papa rockt für uns gleich doppelt: Zum einen ist es ein einzigartiges Museum, zum anderen bebte es tatsächlich bei unserem Besuch, sodass uns doch ziemlich mulmig wurde. Es war immerhin ein Beben der Stärke 6,2 – für Neuseeländer nicht so aufregend, aber für uns durchaus ein Erlebnis, das uns schnell ins Freie getrieben hat.
Aber der Reihe nach.
Das Te Papa ist DAS Museum in Neuseeland und deshalb nicht nur für die Hauptstadt Wellington ein echtes Schmuckstück. Schon der Bau, direkt an der Hafenpromenade, ist beeindruckend. Wenn man das Foyer betritt, wird man freundlich begrüßt und gefragt, ob man etwas Spezielles sucht. Der Eintritt ist frei, die Garderobe ebenfalls. Das Museum bietet auf insgesamt vier Stockwerken viel mehr, als man an einem Tag auch nur annähernd verarbeiten könnte: aktuelle Ausstellungen, Entstehungsgeschichte Neuseelands, Maori-Geschichte und Kunst, Gegenwartszivilisation, Natur, Workshops … Es ist beileibe nicht nur die Themenvielfalt, die beeindruckt, es ist auch die Art der Aufbereitung, denn Te Papa fährt so ziemlich alles auf, was die moderne Museumspädagogik zu bieten hat.
Wir haben uns als Erstes für den Schwerpunkt „Gallipoli“ entschieden. Hierbei geht es um das zentrale menschlich-militärische Trauma Neuseelands. Denn im Jahre 1915 während des Ersten Weltkrieges mussten neuseeländische (und australische) Soldaten den bislang höchsten Blutzoll in einer kriegerischen Auseinandersetzung entrichten. Der Einsatz war immens, dennoch wurde die Schlacht um die türkische Halbinsel Gallipoli verloren. Durch szenische Darstellungen, Film- und Toneinspielungen, Dokumente und Realien unterschiedlichster Art gelingt es den Ausstellern, das schwierige Thema des eigentlich unvorstellbaren Leids der Soldaten in einer Weise zu vermitteln, die unter die Haut geht. Für Neuseeland hat „Gallipoli“ auch deshalb eine besondere Bedeutung, weil bei diesem gescheiterten Invasionsversuch der Türkei nach einigem politischen Hin und Her erstmals auch Maori-Einheiten für die Belange der britischen Krone zum Kampfeinsatz kamen.
Nach einer Pause haben wir noch ein paar weitere Themen im Te Papa besucht. Als jedoch plötzlich der Boden unter unseren Füßen und die Beleuchtungselemente an der Decke zu schwanken begannen, haben wir rasch das Weite gesucht.
Da Neuseeland auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring liegt, einem Vulkangürtel und der geologisch aktivsten Zone, sind Erdbeben sind keine Seltenheit. 20.000 Erdbeben registriert man hier durchschnittlich pro Jahr, davon 100-150 von einer Stärke, die gefühlt und auch tatsächlich zur Gefahr werden können.
Das Zentrum des Bebens, das wir in Wellington erlebt haben, lag etwa dort, wo wir uns wenige Tage vorher befanden. Für Neuseeländer ist das quasi Alltag, für uns irgendwie befremdlich.
Wellington – the coolest little capital?
So nennen die Neuseeländer ihre Hauptstadt gerne. Eifrig zustimmen können wir auf jeden Fall im Sinne der ursprünglichen Wortbedeutung. Wir haben 1,5 Tage hier verbracht, und leider haben uns die äußeren Bedingungen den Zugang erschwert: Der erste Nachmittag/Abend stand ganz im Zeichen von Dauerregen und böigen Winden, an zweiten Tag wurden wir zumindest weitgehend vom Regen verschont. Aber die Sonne zeigte sich kein einziges Mal.
Dabei versprüht dieser – zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht – kleine Bruder von Auckland sicher bei Temperaturen über 20 Grad und blauem Himmel am meisten Charme. Dann strömen die Menschen an den Hafen, bevölkern die unzähligen Restaurants und Cafés. Wellington, ca. eine halbe Mio. Einwohner, ist eingefasst zwischen dem Meer und den Bergen und hat etwas Britisch-Gemütliches. Die Stadt gilt als kultur- und kunstbeflissener als Auckland, wo die Money-Maker angesiedelt sind. Wellington hat nicht nur den Regierungssitz (das Parlament wurde nach dem britischen Vorbild eingerichtet), sondern auch die renommiertesten Museen und Galerien. Weltruhm genießt das Te Papa Tongawera, wo wir einige Stunden verbracht haben (darüber berichten wir separat).
Wellingtons Zentrum ist überschaubar und sehr gut zu Fuß zu erkunden. Es heißt, wer nicht in der Cuba Street war, war auch nicht in Wellington. Also nichts wie hin. Hier reihen sich Kneipen, Restaurants und Imbisse aller Couleur und kleine Läden aneinander, für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Besonders gefallen hat uns die „Old Bank„, ein ehemaliges Bankgebäude, das liebevoll restauriert wurde und nun kleinen, exklusiven Läden eine Heimat bietet. Wir fühlten uns an das Queen Victoria Buildung in Sydney erinnert. Der viktorianische Chic hat etwas Anheimelndes. Ein Spaziergang durch das Hafenviertel lohnt immer, selbst bei widrigem Wetter, doch sicherlich wäre er bei Sonnenschein bedeutend angenehmer … jetzt eilten alle nur schnell weiter, so wie wir, keiner verweilte, keiner saß am Wasser. Der Hafen verleugnet seine industrielle Vergangenheit und Gegenwart nicht zugunsten von touristisch orientierten Angeboten. Es wird vielmehr versucht, beiden Anforderungen gerecht zu werden.
Wahrscheinlich müssen wir ein zweites Mal nach Wellington kommen, um die Begeisterung für diese Stadt, die wir bei unseren Gesprächen mit anderen Reisenden immer wieder gespürt haben, aus eigener Erfahrung bestätigen zu können. Uns war’s hier deutlich zu kalt, windig und nass. Wie sonst wäre es zu erklären, dass Eva sich in Wellington sogar ein paar Handschuhe gekauft hat. Obwohl wir doch eigentlich Frühling haben 😊.
Nur zum Abschied, auf der Fähre, zeigt uns Wellington, dass es mit Blick aufs Wetter auch anders kann.