Queenstown, die quirlige Stadt am Lake Wakatipu

Der Lake Wakatipu ist neben den Seen Wanaka und Hawea der dritte im Bunde der drei Großen, die den Lakes District in Otago, dem südöstlichen Teil der Südhalbinsel, ausmachen. Er ist der drittgrößte See Neuseelands. Zum Vergleich: Seine Fläche ist etwas mehr als halb so groß wie der Bodensee, mit seiner Länge übertrumpft er diesen aber um ein Viertel. Flankiert wird er an allen Seiten von hohen Gebirgsketten, auf deren Gipfeln bis in den Sommer Schnee liegt. Eine perfektes Panorama für traumhafte Ausblicke (und Fotos), fährt man mit der Gondel auf den stadtnahen Bob’s Peak oder macht sich die Mühe, auf den Queenstownhill zu erklimmen, wie wir.

Queenstown ist sommers und winters das Hauptanlaufziel für ausländische und auch einheimische Besucher. Ob Winter- oder Sommersportarten – hier ist alles möglich. Das Angebot ist riesig, unüberschaubar: Neben klassischen Aktivitäten wie Spaziergänge am Seeufer, Bootsfahrten auf dem See, Kanu- und Kajaktouren, Mountainbiken und Radfahren, Reiten und Ballonflüge, gibt es im Sommer auch Jetboat, Paragliding, Drachenfliegen, Rafting, Canyoning und Whitewater-Sledging in engen und teils gefährlichen Schluchten umliegender Flüsse. Im Winter warten neben „normalen“ Skipisten diverse raffinierte Angebote, Pipes, Half- und Superpipes, für Snowboarder. Und eigentlich ist Snowboard das Normale. Alles täglich perfekt gestylt und am Wochenende von DJ’s beschallt. Das zieht Adrenalinjunkies aus aller Welt an, die hier auf ihre Kosten kommen – falls sie das nötige Kleingeld haben.

Hier scheint sich alles zu treffen, was hip und jung ist – oder sich dafür hält. Bei den modischen Accessoires ist die Pudelmütze sehr gefragt, gerne auch in Kombination mit knappem T-Shirt und kurzen Hosen. Damit das Hirn es immer schön warm hat.

Queenstowns Lage am See ist kaum zu toppen. Vor dem Bergpanorama mit einem kühlen Getränk in der Hand aufs Wasser zu schauen und immer mal wieder einen Blick auf die vorbeischlendernden Leute zu werfen, das hat was.

Der besondere Status der Stadt zeigt sich übrigens schon bei der Anfahrt: Einige Kilometer vor der Stadt fühlen sich männliche Fahrer genötigt, eine Vollbremsung einzuleiten, wenn sie plötzlich realisieren, dass das da am Zaun tatsächlich BHs in allen Formen, Farben und Größen sind. Wow. Diese Spaßaktion hat allerdings einen durchaus ernsten Hintergrund: Es wird auf diesem Wege auf das Thema Brustkrebs aufmerksam gemacht und Geld gesammelt.

Arrowtown: Die chinesische Vergangenheit lässt grüßen

Als billige Arbeitskräfte kamen ab 1860 Tausende von Chinesen (auf Einladung der Regierung) nach Arrowtown, um bei der Goldsuche zu unterstützen. Als man sie nicht mehr brauchte, wollte man sie wieder loswerden. Aber einige blieben und versuchten, sich eine andere karge Existenz aufzubauen, als das Gold versiegte. Arrowtown hat einige Behausungen, in denen die Chinesen damals – abgesondert von der restlichen Bevölkerung – wohnten, restauriert. Heutzutage ist es – zumindest für „Westler“ – kaum noch vorstellbar, dass Menschen unter diesen Bedingungen existieren konnten.

Der Hauptort lebt vom aufpolierten und verklärten Charme der Goldgräberzeit. Der Touri kann auch selbst einmal zur Schürfpfanne greifen, wenn ihm danach ist. Mit Darstellung von Lebenswirklichkeit hat das alles nichts zu tun.

Von Franz Josef nach Lake Wanaka / Lake Hawea

Nach unserem geglückten Gletscherbesuch mussten wir heute wieder ein wenig Strecke machen. Zunächst sind wir etwa 2,5 h der Küste gefolgt, dann haben wir ab Haast Village über den Haast-Pass Kurs auf zwei der insgesamt fünf zu den „Southern Lakes“ gehörenden großen Gletscherseen Lake Wanaka (42 km lang) und Lake Hawea (35 km) genommen. Riesige blau-grün schimmernde Wasserflächen, umrahmt von schneebedeckten Bergmassiven. Kein einziges Boot auf dem Wasser. Die Ruhe, die von diesen Seen ausgestrahlt wird … Kaum mit dem umtriebigen Bodensee oder dem hektischen Gardasee vergleichbar. Das müssen wir unbedingt näher erkunden.

 

Lake Wanaka und Lake Hawea
Rundblick Lake Wanaka 1
Rundblick Lake Wanaka 2

Naturerlebnis Franz Josef Gletscher

Nachdem sich der Franz Josef Gletscher bei unserem ersten Versuch als etwas zickig erwiesen hatte, zeigte er sich heute umso versöhnlicher. Die Sonne lachte, der Himmel war weitgehend blau, da mussten wir einfach raus und möglichst viel aus der Nähe ansehen und spüren.

Man kann über einen Wanderweg im Gletschertal ziemlich nah an den Gletscher herankommen. Auf der ersten Teilstrecke beeindrucken im Nahbereich vor allem der reißende Fluss, riesige Geröllhügel, wunderschöne Wasserfälle, durch Gletscherbewegungen glatt polierte Felswände. Und der Gletscher selber hat uns mit seiner majestätischen Kühle und Größe sehr imponiert.

Franz Josef Gletscher vom Alex-Knob-Track

Unser Wecker klingelte uns heute um 6.15 Uhr aus dem Schlaf, entsprechend früh sind wir aufgebrochen … bei bestem Wetter … Schon kurz nach acht starten wir vom Parkplatz im Gletschertal, für alles gerüstet, Essen, Trinken, warme Kleidung, Sonnenbrille, Regenschutz … 17,2 km und 8 Stunden Laufzeit sind dafür ausgewiesen, es gilt etwa 1000 Höhenmeter hoch- und wieder abzusteigen. Unvergessliche Ausblicke auf das Gletschertal und den Gletscher erwarten diejenigen, die vor den häufigen Nachmittagsnebeln oben sind. Also nichts wie los …

Zu Beginn des Wegs weist ein Schild darauf hin, dass der Weg auf der Flugstrecke der Helikopter und Kleinflugzeuge liege, die Touristen über den Gletscher fliegen bzw. für kurze begleitete Wanderungen darauf absetzen. Man solle sich nicht von Fluglärm stören lassen, sondern lieber den Ausblick auf die wunderschöne Natur genießen. Hm, irgendwie grenzwertig. Wir lassen uns dennoch nicht verdrießen, sondern freuen uns über den Zauberwald, durch den uns der Weg führt. Gleich zu Beginn immer mal wieder kleine Kletterpartien über große Felsen und umgestürzte Bäume. Alles um uns herum ist vor Feuchtigkeit triefendes Grün in unterschiedlichsten Schattierungen. Südbuche, Farne, Moose … die Rinde der Bäume ist vollkommen überwuchert. Wir kommen immer wieder an Stellen, wo Schotter über den Weg gerutscht ist oder umgestürzte Bäume den Weg versperren. Es fällt schwer, nicht alle paar Schritte stehen zu bleiben, zu staunen und Fotos zu machen …

Beim ersten Aussichtspunkt erspähen wir noch eines Teil vom Gletscher, aber dann verlässt uns – der guten Prognose zum Trotz – das Wetterglück. Zunächst setzt Nieselregen ein, dann, immer stärker werdend, je höher wir steigen. Umkehren scheint uns trotzdem keine echte Alternative. Noch hoffen wir darauf, dass Petrus irgendwann ein Einsehen mit uns hat.

Wir treffen zwei Amerikaner in den Mittdreißigern. Ob wir zufällig eine Ibuprofen hätten. Die junge Frau hat Knieprobleme. Eva hilft mit ein paar Aspirin aus. Aber ob weiter aufsteigen wirklich eine gute Idee ist, wenn das Knie schmerzt? Doch das müssen nicht wir entscheiden …

Inzwischen zeigt sich das Tal nur noch als weiße Nebelwand. Die Ahnung wird für uns allmählich zur Gewissheit: den Gletscher bekommen wir nicht mehr zu Gesicht. Trotzdem gehen wir weiter, wir wollen nach oben. Kurz vor dem Ziel, längst haben wir eine bedeutend niedrigere Vegetationsstufe erreicht, keine Bäume mehr, hat der Regen zunehmend Schneeanteile, kleinere Flächen sind weiß verkrustet. Auch das noch! So lange wir in Bewegung bleiben, wird uns nicht kalt … Am Endpunkt angekommen machen wir nur eine kurze Rast, essen etwas und beginnen unmittelbar wieder mit dem Abstieg. Die einzig verlässliche Komponente bleibt der Regen. Lange Passagen sind jetzt ziemlich morastig. Das Wasser steht in großen Pfützen bzw. lässt den Pfad über lange Strecken zum Bachlauf werden. Wenigstens unsere Wanderschuhe sind dicht – die einzigen trockenen Stellen am Körper sind unsere Füßen. Wir müssen uns zwingen, weiterhin konzentriert zu gehen. Denn einmal umknicken, auf einem glitschigen Stein ausrutschen oder an einer Wurzel hängenbleiben hätte fatale Folgen.

Aber alles geht gut. Am Wohnmobil angekommen entledigen wir uns als erstes unserer vollständig durchnässten Kleidung, ziehen etwas Trockenes an und fahren die paar Kilometer zum Campingplatz zurück, wo eine heiße Dusche auf uns wartet. Herrlich!

Gerne hätten wir diese anstrengende Wanderung mit ein paar Blicken auf den imposanten Franz-Josef-Gletscher gekrönt, aber es hat nicht sein sollen.

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Spaziergang nach Franz Josef

Die beiden großen Gletscher der Westküste, die unmittelbar nebeneinanderliegen, heißen Franz Josef und Fox. Unser Campingplatz liegt am nördlichen Ortseingang von Franz Josef. Auf dem Weg zu unserer ersten Ortserkundung gehen wir durch einen wunderbaren Südbuchenwald, der verwunschener nicht sein könnte. Später am Abend reißt der Himmel auf und gibt den Blick frei auf ein Bergmassiv mit Neuschnee.

Nichts geht mehr – wir stecken fest in Hokitika

Nach einer ziemlich unruhigen Nacht auf einem Platz für Freicamper wollten wir heute Morgen in aller Ruhe weiter in Richtung Süden (Franz Josef, Fox Gletscher) fahren. Das war zumindest der Plan. Kaum hatten wir eine größere Brücke in dem kleinen Küstenort Hokatika passiert, blinkte eine Anzeigetafel mit der Aufschrift: Straße wegen Überflutung gesperrt … Und dann geht eben einfach nichts mehr.

Und nun hängen wir in der Warteschleife. Denn auch eine Alternativstrecke, Arthur’s Pass, ist derzeit gesperrt, und zwar wegen Schneefalls. Wir verfolgen nun das weitere Geschehen über eine spezielle Verkehrswebseite – siehe Screenshot. Die schwarz markierten Straßen sind gesperrt.

Und der kleine weiße Punkt auf dem Foto ist ein Wohnmobil, das in Flussnähe abgesoffen ist. Wir haben gelernt: Wenn’s hier regnet, dann regnet’s richtig. 💦🌊💨

Wir stehen für die Nacht auf einem Campingplatz am Stadtrand, dessen Grasfläche sich ob des Dauerregens stellenweise in kleine Seen verwandelt. Immer mehr in Hokitika gestrandete Reisende treffen hier ein … ein Nachbar bemüht sich im Dauerregen und Wind darum, mit zwei einzelnen Zeltplanen einen Regenschutz um die hintere Tür seines Geländewagens zu bauen. Der Arme, ein mühseliges Unterfangen, dessen begrenzter Nutzen sich uns nicht erschließt. Zudem es bei den „Facilities“, den Serviceeinrichtungen, eine gute Küche und einen wunderbar gemütlichen, mit Holzfeuer gewärmten Aufenthaltsraum mit Sofas und TV gibt. Die Frage ist nur, wie kommt man einigermaßen trocken dorthin?

Immer wieder schauen wir auf die aktualisierte Karte mit der Verkehrsübersicht …. Und müssen uns bis zum nächsten Tag, einem Freitag, gedulden. Wir vertreiben uns mit Kaffeetrinken, kleinen Einkäufen und einem Besuch des örtlichen Museums die Zeit. Hier lernen wir einiges über die Gründungsgeschichte der Stadt: Der Fund von einigen großen Klumpen Gold in den 1850er Jahren hat den Ort auf die Landkarte gebracht. Noch heute wird in der Gegend professionell Gold geschürft. Im Museum wie in der restlichen Stadt das gleiche Bild: Camper, die auf das erlösende offizielle Go für die Weiterfahrt warten.

Um die Mittagszeit rum klappt es dann tatsächlich. Wir fahren einfach aufs Geratewohl los – es liegt noch keine offizielle Meldung über die Öffnung der Straße vor – und passieren die Stelle, wo uns zuletzt eine Straßensperre Einhalt gebot. Nichts, alles frei. Na, dann Vollgas, bevor die Karawane uns einholen kann. Wir haben die Straße fast für uns allein. Natürlich sind an vielen Stellen noch Reparaturarbeiten im Gang …

Von der Golden Bay nach Greymouth

Greymouth macht seinem tristen Namen heute alle Ehre. Wir stehen an einem exponierten Freedomcamperplatz direkt am Meer, das Wasser tost, der Wind bringt unser WoMo immer wieder zum Schwanken. Macht aber nichts, denn heute ist sowieso Reisetag. Wir sind etwa 400 km gefahren, von der Golden Bay bis zu unserem Tagesziel an der Westküste, die uns stellenweise sehr an die kalifornische Küste erinnert.

Auf dem Weg hierher war zunächst wieder der Takaka Hill mit seinen unzählige Haarnadelkurven zu überwinden. In der Ebene sind wir dann auf dem Weg an die Westküste über eine lange Strecke dem Buller, dem längsten Fluss Neuseelands gefolgt. Unterwegs fällt auf, dass von den Europäern eingeschleppter Ginster manche Hügel fest im Griff hat, sehr zum Missfallen der Naturschützer. Denn der Ginster verdrängt alle anderen Pflanzen. Die Holzwirtschaft ist hierzulande nach wie vor ein wichtiger Industriezweig, immer wieder begegnen wir mit Holz beladenen Schwerlastern, die sich um die engen Kurven zwängen. Bloß Abstand halten … Ansonsten Milchwirtschaft, Obst- und Hopfenanbau.

Ein echtes Highlight sind die sog. Pancake Rocks bei Punakaiki. Sie sehen wie gleichmäßig aufeinander geschichtete Pfannkuchen aus. Hier hat die Erosion beeindruckende Kunstwerke in mit Kalkschichten durchsetzte Felsformationen gefressen. Das Meer tost durch die Lücken im Fels und spritzt dann die Wände hoch. Bei Flut entstehen zum Teil richtige Fontänen. Ein fulminantes Schauspiel.

Wainui Falls Track

Jetzt haben wir uns noch einen herrlichen Sonnentag an der Golden Bay gegönnt und, sozusagen zum Abschied von dieser Region, eine kleine Wanderung zu den Wasserfällen des Wainui River unternommen – ein weiteres Beispiel für die Schaffenskraft dieses Elements. Dazu gibt es auch einen atemberaubenden Strand gleichen Namens … endlos lang und menschenleer!

Wharariki Beach – Traumbucht im Auge des Kiwi

Der nördlichste Abschnitt der Golden Bay an der Nordspitze der Südinsel hat die Form eines Kiwivogels – den Schnabel bildet eine ca. 35 km lange Nehrung, die wie ein Säbel in die Tasmansee hineinreicht, der Farewell Spit. Hier sind 1991 325 Wale gestrandet.

Wegen der Wetterprognose wollen wir hier sind oben noch mindestens einen Tag bleiben, und zwar im Auge des Kiwi. Wir fahren den nördlichsten Campingplatz der Südinsel an, die letzten Kilometer über eine Schotterpiste. Alles sehr einfach gehalten hier, der Platz hat zwar Elektrizität, aber keinen Anschluss an die Kanalisation, also Kompostierklo. Internet ebenfalls Fehlanzeige.

Wir wollen eine Wanderung entlang der Küste machen, die erste Station ist der Wharariki Beach. Wir werden fast weggepustet, auch deshalb ist der Eindruck überwältigend. Meterhoch türmen sich die Wellen auf und donnern gegen die Felsküste und an der Strand.

Wir haben zeitweilig Mühe, uns auf den Beinen zu halten. Die starken Böen schütteln uns richtig durch. Man kann gut nachvollziehen, mit welcher Macht das Meer die Küste geformt hat.

Wir bewegen uns ca. 8 Kilometer an der Steilküste entlang. Alles Farmland, wir begegnen Schafen mit Lämmern, vereinzelt ein paar Rindern. Den Wanderweg haben wir quasi für uns allein. Immer wieder öffnen sich uns spektakuläre Blicke auf tief eingeschnittene Felsklüfte und ausgehöhlte Felsformationen.