Porto – die Traurig-Schöne an der Mündung des Douro

Porto (ca. 240.000 Einwohner) ist nach Lissabon die größte Stadt des Landes und ist ein echter Anziehungspunkt. Beim Rundgang durch die Stadt kann man nicht übersehen, dass Portugal mal zu den ärmsten Ländern Europas gehörte. Selbst im von Touristen am stärksten frequentierten Altstadtviertel Ribeira sind die Zeichen des Verfalls unübersehbar. Die alte Bausubstanz zerfällt, das Geld reicht nur fürs Nötigste, und das Nötigste ist in aller Regel nicht das Schönste. Manche Häuser stützen sich gegenseitig, um nicht einzufallen. Aber wenn die Sonne scheint ….

Mindestens ebenso deutlich ist, dass sich in der Stadt einiges getan hat. Am sinnfälligsten ist das bei der Metro: modern, chic, sauber. Die haben wir auch benutzt, um von unserem Campingplatz nach Porto zu kommen. Die Station liegt nur wenige Kilometer entfernt, an einem riesigen Outlet-Shoppingcenter, ideal zum Abstellen unseres Autos.

Dann also rein ins Getümmel, nach bewährter Methode mit einem Stadtplan vom Tourismusbüro und Unterstützung durch Google-Maps. Was uns unmittelbar auffällt: Porto ist hügelig! Wohl auch deshalb treten Radfahrer kaum in Erscheinung. Zweite Erkenntnis: Die Portuenser fahren Auto! Glücklicherweise gibt es jedoch auch viele Plätze, Straßen und enge Gassen, wo man sich ausschließlich per pedes bewegt.

Die Einwohner Portos werden von ihren Landsleuten Tripeiros (= Kuttelesser) genannt, was auf eine hiesige kulinarische Vorliebe zurückgeht. Diese soll daher rühren, dass in Porto in früheren Zeit für den Proviant der Seefahrer gesorgt wurde, die von hier aus in Richtung Überseegebiete in See stachen. Dabei wurde Fleisch in großer Menge eingepöckelt, die Innereien der Tiere durften die Stadtbewohner verzehren. Nicht gerade schmeichelhaft.

Unser Weg führt uns über die zentrale Achse Avenida dos Aliados an diversen historischen Gebäuden vorbei (Rathaus, Theater, Kathedrale und unzählige Kirchen, Bank- und Geschäftshäuser im Zuckerbäckerstil), einige beeindrucken uns in besonderer Weise. Da sind beispielsweise der Bahnhof S. Bento zu nennen, ein Schmuckstück mit vielen Azulejogemälden (Azulejos sind die für Portugal typischen blau bemalten Kacheln) zu Themen wie Eroberungen, Weinanbau und – in einem Bahnof naheliegend – Transportwesen; die Börse und eine zum Eventstandort umgebaute Markthalle; das Café Majestic (wo man i.d.R. für ein Plätzchen anstehen muss); die Livraria Lello, eine seit 1906 bestehende Buchhandlung, die der britische „Telegraph“ 2017 zur Nummer 1 der schönsten Buchhandlungen der Welt kürte und deren Einlass über Tickets geregelt werden muss (trotzdem sehenswert!).

Geradezu atemberaubend ist der Blick von der Altstadt auf die Luis-I-Brücke (1886). Von der Bauweise her ist die Nähe zum Eiffelturm nicht von der Hand zu weisen; der Erbauer war tatsächlich ein Schüler von Gustave Eiffel. Die Brücke ist zweistöckig angelegt: Oben verkehren nur die Metro und Fußgänger, unten fahren auch Autos. Zur Gesamtkonstruktion gehören auch Fahrstühle und eine Drahtseilbahn. Das Viertel am gegenüberliegenden Ufer gehört zu Vila de Gaia, der mit Porto konkurrierenden Stadt am anderen Douroufer. Dort wird in Lagerhäusern und Kellern der Portwein gemischt, gelagert und verkostet, der Porto weltberühmt gemacht hat. Im Fluss sehr malerisch liegen alte Segelkähne, mit denen man früher den Douro hinauf zu den bis zu 100 Kilometer entfernten Weinanbaugebieten segelte. Heute erledigen das Tanklastzüge auf der Straße. Wenn der Nachmittag bei Sonne allmählich in den Abend übergeht, ist die Atmosphäre an den Douro-Ufern in der Nähe der Brücke einzigartig. Natürlich herrscht überall emsiges Treiben, dennoch kann man ruhigere Plätzchen finden und einfach das ganze Ensemble auf sich wirken lassen. Dabei dann vielleicht noch ein Gläschen Wein …

Noch ein Hinweis zur Geschichte des Portweins: Die Briten, die im 17. Jahrhundert keinen französischen Wein importieren durften, entdeckten aus der Not heraus den portugiesischen Wein für sich. Er verdarb jedoch häufig auf der langen Schiffsreise nach Britannien. Um ihn haltbarer zu machen, setzte man ihm Branntwein zu. Damit war der im Vergleich zum Wein hochprozentigere Portwein geboren. Und das ist auch der Grund für die vielen englischen Namen der Portverarbeiter und -händler.

Portugal – frischerer Fisch geht nisch

Bis auf Weiteres haben wir Spanien „Adios“ gesagt und sind nach Portugal gefahren. Eine weitere Facette im grenzenlosen Europa: Bezahlautobahnen in Portugal sind kompliziert! Am Häuschen Ein Ticket ziehen und bei der Ausfahrt zahlen … Das ist leider nur eine von vielen Varianten. Und es gibt mehrere Betreiberfirmen mit unterschiedlichen Bezahlsystemen. Wenn man dann in die Foren schaut, liest man unterschiedliche Horrorgeschichten. Wir haben uns im Vorfeld nicht mit diesem Thema beschäftigt, weil wir uns gedacht haben, dass sich dies schon ergeben wird. Im Ergebnis stellen wir unser Navi auf „Mautstraßen vermeiden“ ein und fahren über die Dörfer. Dabei kriegt man natürlich auch mehr mit, aber mit dem Auto-Wohnwagen-Gespann ist das manchmal ein Abenteuer. Dennoch schaffen wir es mit dieser Methode bis auf einen netten Campingplatz in der Nähe von Porto. Wir haben von hier einen kurzen Weg zum Meer, auch eine Metrostation ist nicht weit.

Am ersten Abend essen wir ein wunderbares Fischgericht in einem Restaurant direkt gegenüber vom Eingang des Campingplatzes. Ein toller Portugal-Auftakt.

Und am nächsten Morgen folgt ein weiteres Erlebnis. Ganz in der Nähe landen Fischer ihren Fang an, der dann auch gleich am Strand verkauft wird. Das lassen wir uns nicht entgehen. Wir setzen uns am Morgen um kurz nach acht aufs Rad – der Einsatz sollte sich lohnen: Wir sind dabei, wie die Boote an Land gezogen werden; wie der Fang sortiert und schließlich verkauft wird. Und klar: Wir erstehen zwei Fische fürs Abendessen.

Santiago de Compostela – Sehnsuchtsort der Pilgerscharen

Santiago hat nur etwa 80.000 Einwohner und genießt dennoch Weltruhm als Wallfahrtsort. Alljährlich strömen über 150.000 Pilger und zigtausende von Besuchern in die Stadt, vor allem in der wärmeren Jahreshälfte. Im Juli und August platzt Santiago de Compostela aus allen Nähten, im September ist es verhältnismäßig ruhig. Wir haben also doppelt Glück: Wir verbringen den 17. September hier und das ist ein sonniger Tag, um die 25 Grad.

Das Einparken im Parkhaus in fußläufiger Nähe zur berühmten Kathedrale ist Millimeterarbeit. Wir fragen uns, warum man bei der Einfahrt nicht gleich einen Schuhlöffel überreicht bekommt – damit man später ohne Quetschungen wieder ins Fahrzeug einsteigen kann. Aber geschenkt. Nach ein paar Schritten sind wir auf dem zentralen Platz, dem Praza do Obradorio (klar, das ist kein Spanisch, sondern Galizisch und heißt „Platz der Arbeiter“). Vor uns erhebt sich die mächtige Kathedrale, die über viele Jahrhunderte gebaut wurde. Deswegen hat sie romanische, gotische und barocke Elemente. Barock dominiert eindeutig. Das opulent und leicht schwülstig Wirkende ist nicht unbedingt unsere liebste Stilrichtung, aber wir können gut nachvollziehen, warum für manche Menschen dieses Bauwerk zu den schönsten Gotteshäusern der Welt zählt.

Rund um den Platz sind weitere imposante Gebäude angesiedelt: Das Museo da Catedral; das Hostal dos Reis Católicos, das früher einmal den Armen und Gebrechlichen als Krankenhaus diente und heute ein luxuriöses Hotel ist; der elegante Pazo de Raxol, in dem das Rathaus unterbracht ist – um nur einige zu nennen.

Der Platz vor der Kathedrale hat eine besondere Stimmung. Das für viele Attraktionen inzwischen übliche touristische Brimborium findet sich hier kaum, auch sind keine Cafés oder Verkaufsstände erlaubt. Viele Pilger sitzen einfach auf dem groben Pflaster und schauen auf die Kathedrale. Man sieht ihnen die Anstrengungen der letzten Wochen an. Einige hocken in kleinen Gruppen zusammen, manche allein. Sie haben es geschafft, sind z.T. über 700 Kilometer gewandert, um sich in Santiago de Compostela ihren letzten Stempel fürs Wanderbuch und ihr offizielles Zertifikat abzuholen. Einige haben die Strecke mit dem Rad absolviert. Viele junge Menschen sind dabei, aber es sind insgesamt die unterschiedlichsten Altersklassen vertreten. Ganz offensichtlich muss man auch kein Supersportler sein, um die Strecke zu absolvieren. Wir sagen: Respekt! Gerne wüssten wir auch, wie viele Menschen diese Wanderung mit dem Symbol der Jakobsmuschel aus religiösen Motiven auf sich nehmen.

Santiago ist die Stadt der Legenden, und manche überschreiten die Grenze zur Lächerlichkeit, zumindest für unseren Geschmack. Aber der Mensch braucht Geschichten, auch wenn sie bei näherer Betrachtung absurd erscheinen. Bester Beleg dafür ist ja eigentlich die Gründungsgeschichte Santiagos selbst. Da wurden einfach Knochen flugs zu Originalgebeinen vom Apostel Jakobus erklärt, und schon hatte die christliche Pilgerei einen weiteren Zielort, neben Rom und Jerusalem. Ein besonderes Legendenerlebnis bietet sich dem geneigten Pilger bei der Besichtigung des Inneren der Kathedrale – die im Übrigen seit Jahren eher einer Baustelle nahekommt (und das, obwohl unser betagter Reiseführer angibt, dass wohl bis 2014!!! mit Restaurationsarbeiten zu rechnen sei … na ja, man denke nur an den Berliner Flughafen). Die Besucher stehen geduldig in beeindruckend langer Schlange an, um eine Statue von Jakobus aus dem 13. Jh zu küssen oder zu umarmen. Andere Traditionen wie seinen Kopf dreimal an einer Statue des Kathedralen-Baumeisters Mateo zu stoßen, um etwas von dessen Klugheit zu übernehmen, führten dazu, dass dessen Nase inzwischen ganz platt ist und man diese fragwürdige Praxis durch Absperrbänder verhindert. Eine hiesige Käsespezialität, Tetilla (Nippel) – genauso sieht sie auch aus -, basiert auf einer weiteren Lege: Örtlichen Machthabern erschienen die Steinbrüste der Königin Esther so aufreizend, dass sie sie abfeilen ließen, was die Stadtbewohner veranlasste, besagten Käse zu  erfinden.Widerstand der besonderen Art …

Wir folgen über mehrere Stunden einem vom Tourismusbüro empfohlenen Weg, vorbei an vielen Plätzen, Parkanlagen, Kirchen, anderen interessanten Bauwerken, altertümlichen Markthallen, durch z.T. enge Gassen. Die Stadt ist nicht überlaufen. Ganz in Ruhe und mit viel Zeit zum Verweilen schlendern wir durch das fast vollständig autofreie Altstadtviertel, hin und wieder geht’s sogar mal eine kleine Anhöhe hinauf.

Nach einem spätnachmittäglichen Mittagessen machen wir uns nach ein paar weiteren Schlenkern auf den Heimweg. Um eine weitere Stadt-Erfahrung reicher. Danke, schönes Santiago de Compostela!

Rundfahrt O Grove

O Grove (span. El Grove) ist eine kleine Halbinsel ca. 100 km von Santiago de Compostela entfernt. Das Kleinod bietet eine Vielzahl von größeren und kleineren Stränden – und deshalb haben wir uns auf einem Campingplatz in San Vicente do Mar „eingenistet“, der uns als optimaler Ausgangspunkt für unterschiedliche Aktivitäten dienen soll. Nach unserem Geschmack nicht unbedingt ein Ort, den man im Juli/August besuchen sollte. Dann ist hier ohne Zweifel viel los. Hier machen viele Spanier Urlaub, vor allem aus dem Binnenland und aus dem Süden, weil sie die eher gemäßigten Temperaturen schätzen. Schließlich sind wir in Galicien und das ist eine feuchte Region, in der es im Schnitt doppelt so viel regnet wie im übrigen Spanien. Deshalb soll der Galicier ca. 100 verschiedene Wörter für „Regen“ haben (da wird der Ostfriese grün vor Neid und der Eskimo kommt ins Grübeln, ob er mit seinem Repertoire an Bezeichnungen für Schnee mithalten kann). Wir können durchaus auf Feuchtes von oben verzichten und sind über Sonne und Temperaturen in den Mittzwanzigern geradezu verzückt.

Am Ankunftstag machen wir einen langen Spaziergang am Strand entlang – schöne Strände, immer wieder durchbrochen durch mächtige, vom Meer rundgemahlene Felsen. Wir wollen später noch etwas essen; das dürfte eigentlich in einer Region, die vor allem für ihre Meeresfrüchte bekannt ist, wohl kein Problem sein. Und Google zeigt auch viel Restaurants an, die noch geöffnet sind. Aber dann treffen Wunschbild und Realität hart aufeinander: Wohin der sonst so nützliche elektronische Helfer uns auch führt: Nix mehr los, Nachsaison 😐, die spanischen Sonntagsausflügler, die wir am Strand gesehen haben, verlassen scharenweise die Halbinsel Richtung Heimat.

Also zu nachtschlafender Zeit Spiegelei auf Schwarzbrot (noch bei DM in Deutschland besorgt), Tomatensalat und Käse im Wohnwagen … Na ja, könnte schlimmer kommen.

Und am Folgetag mit Wikiloc-Unterstützung eine Radtour um die Halbinsel herum. Auch an den Hauptstraßen OK, weil wenig Verkehr ist. Einen längeren Erkundungsaufenthalt legen wir in O Grove, dem namengebenden Hauptort der Halbinsel, ein. Hier beobachten wir eine Schar von Muschelsammlerinnen bei ihrer schweren Arbeit: Sie harken bei Ebbe den Meereskies durch, klaubende Muscheln auf und tragen sie dann in Plastikeimern ans Ufer. O Grove ist überdies bekannt für seine exzellenten Golfplätze und Edelresidenzviertel. Die schauen wir uns natürlich ebenso an. So protzig sind sie nun aber auch wieder nicht …

Nach einer Mittagspause mir reichlich Gambas folgen wir dem Küstensaum und sehen und erleben, wovon diese Region – neben dem Tourismus – vor allem lebt: der Küstenfischerei und der Muschelzucht. Kilometer um Kilometer Muschelfarmen, so weit das Auge reicht, weit draußen im Meer. So weiß man dann auch einzuordnen, dass es in O Grove eine Kapelle aus Jakobsmuschelschalen gibt. Muscheln sind hier Religion.

Etwas schade, dass wir an den vielen kleinen Stränden, an denen wir vorbeiradeln, nicht einfach den lieben Gott einen guten Mann sein lassen und im Sand die Sonne und den Blick auf Felsen und Meer genießen können. Aber uns sitzt eine Gewitterankündigung für den frühen Abend im Nacken. Apropos „radeln“: Das ist, gemessen am realen Fahrerlebnis, etwas schönfärberisch. Denn es gab auf dieser Tour diverse Abschnitte, die wir nur radschiebend zu Fuß absolvieren konnten, weil der tiefe Sand uns keine Chance zum Aufsitzen ließ. Dennoch eine schöne Tour!

PS: Das Gewitter hat sich in den Weiten des Atlantik verflüchtigt, bei uns sind nur ein paar spärliche Tröpfchen angekommen.

Oviedo – historisches Flair in der asturischen Hauptstadt

Oviedo (210.000 Einwohner) ist die asturische Hauptstadt. Die Altstadt wird von der Kathedrale dominiert (ein Muss für Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela), darum herum wuselt es, besonders am Wochenende. Herrlich, wenn man sich einfach treiben lassen kann, hie und da eine Kleinigkeit essen und trinken, Leute beobachten, darüber nachdenken, welche großen und kleinen Geschichten sich wohl hinter den Gesichtern verbergen könnten. Uns fällt auf, dass sich die Damen heute besonders herausgeputzt haben, während die Herren mit Blick auf ihr Outfit deutlich abfallen. Und viele Männer sind mit Hund unterwegs, nicht selten handelt es sich um kleine Vierbeiner, die andernorts in Europa eher von Damen in der Handtasche herumgetragen werden. Hmm.

Wir haben Glück, weil heute auch Folklore in Hülle und Fülle dargeboten wird. Historistische Gewänder, Chorgesänge mit Dudelsackbegleitung (!) und Tänze überall im Zentrum. Es ist nämlich die Fiesta de San Mateo – und das ist Oviedos größtes Fest! Eine ganze Woche lang herrscht Ausnahmezustand.

Auch einer Hochzeit dürfen wir für ein paar Minuten beiwohnen und uns am Glück des Brautpaars und der teils aufwändigen Garderobe der Damen erfreuen.

Oviedo verströmt viel Atmosphäre. Und wer Cidre mag, ist hier goldrichtig. Siderias gibt es reichlich in der Altstadt, insbesondere in der Calle de la Cascona, die als „bulevar de la sidra“ gilt. Das verwundert kaum, denn Asturien produziert ca. 80 Prozent des spanischen Apfelweins. Salud!

Rundwanderung Cudillero – Playa Concha de Artedo

Wir haben einen schönen Campingplatz in Cudillero aufgetan, Zeit zum Durchatmen: Wäsche machen, kleine Reparaturarbeiten, in Ruhe frühstücken … Der Platz ist wie ein großer Park angelegt, großzügig, alles sehr sauber, freundliche Chefin. Beim Frühstück rieseln uns die Ahornblätter auf den Tisch. Auch hier kommt der Herbst, aber die Sonne schafft es noch auf 23 Grad.

Bestes Wanderwetter. Wir prüfen die Vorschläge von Wikiloc und finden einen Weg von Cudillero, einem kleinen Fischerort, der noch nicht zu viel Tourismus abbekommen hat, zu einem ansprechenden Strand in ca. 8 km Entfernung. Machen wir 😊. Der Hinweg geht zum Teil über reguläre Straßen, bei Autoverkehr nicht immer angenehm. Aber unterwegs sehen wir immer wieder offenbar typische „Lagerschuppen“ auf Stelzen, aus Holz. Wie wir später nachlesen, handelt es sich in Wirklichkeit um historische asturische Bauernhäuser.

Schließlich blicken wir von oben auf den Strand „Concha de Artero“ – ein toller Blick. Kein Sandstrand, Kies und Steine. Ein Holzsteg führt zum Restaurant, wo wir erstmal eine Cidre-Pause einlegen. Hier ist Cidre-Gegend, viele Wirtschaften sind „Cidrerias“. Eine willkommene Erfrischung. Wir folgen in Teilen dem Jakobsweg, immer wieder einmal treffen wir auf Pilger oder Radfahrer, die unter dem Signum der Petrusmuschel unterwegs sind.

Auf dem Rückweg schauen wir uns in aller Ruhe den mit hohen Mauern bewehrten Hafen von Cudillero an – hier müssen die atlantischen Wogen öfter mal richtig hoch schlagen. Nach ein paar Schlenkern durch die engen Gassen des Örtchens ist es Zeit fürs Abendessen, natürlich Fisch! Und ganz klar kann der Kellner „aus großer Höhe blind“ den Cidre einschenken …

Bilbao, Guggenheim-Museum und dies und das

Bilbao galt früher einmal als Schmuddelkind unter den baskischen Städten. Aber seit sich das von Frank O. Gehry 1993-97 erbaute Guggenheim-Museum als prächtig-schillerndes, überdimensionales Schiff mit seiner Hülle aus Titan und Plexiglas am Ufer des Nevron erhebt, hat sich die Stadt zum zentralen Anziehungspunkt nicht nur für Kunst- und Architekturinteressierte gemausert. Auch andere Museen, einige Brücken, alte Kirchen, Einkaufsstraßen und die Altstadt locken alljährlich Touristen an. Aber keine Frage: Das Guggenheim-Museum ist die die Prima Donna. Das Gebäude mit seinen Außenanlagen ist so atemberaubend, dass die Kunst im Innenbereichen schon fast zur Nebensache wird.

Von wegen Strand- ODER Felsküste – Playa de Sopelana

Immer wieder mal im Leben muss (oder darf) man sich zwischen zwei angenehmen Dingen entscheiden, aber gelegentlich geht auch mehreres zusammen. Wir ziehen zum Beispiel in aller Regel die Felsküste dem Sandstrand vor (unter anderem deshalb sind wir Kroatien-Fans).

Aber heute haben wir die Mischung aus Sand und Fels als geradezu spektakulär erlebt. Wir haben uns für zwei Tage auf einem Campingplatz im Außenbezirk von Bilbao (Camping Sopelana) eingefunden. Der Tag war regnerisch und windig. Und wenn sich die dunklen Wolkentürme öffnen und die Sonne blinzeln lassen, gibt es oft fantastische Licht-Blicke. Unser Strandspaziergang bei steifer Brise war deshalb Wonne pur.

Nicht nur die Wetterlage, auch die Felsformationen riefen Bilder von unserer Neuseelandreise wach. Wir fühlten uns an die Pancake Rocks auf der Südinsel erinnert.

Donostia-San Sebastián – wo vieles anders ist und Tapas Pintxos heißen

San Sebastián („Donostia„, ca. 185.000 Einwohner) ist unsere erste Station in Spanien – und gleich ist vieles anders als im sonstigen Spanien. Denn wir sind im Baskenland und damit in „Euskadi“ oder „Euskal Heria“ (= Land der Baskisch Sprechenden). Baskisch hat keinerlei Ähnlichkeiten mit dem kastilischen Spanisch. Es ist die einzige nichtindogermanische Sprache des westlichen Europa und wird von etwa 1,5 Mio. Menschen im spanisch-französischen Grenzgebiet gesprochen. Aus diesem Grund kommen wir mit unseren Sprachkenntnissen beim Entziffern von bestimmten Bezeichnungen auch nicht wirklich weiter. Aber glücklicherweise bedeutet das nicht, dass man „Spanisch“ hier nicht nutzen könnte. Auf Schildern, Plakaten und dergleichen wird zum Baskischen meist das spanische Pendant aufgeführt. Wobei man das Baskische unschwer an der gehäuften Verwendung der Buchstabens „x“ bzw. „tx“ und „z“/“tz“ erkennt, was zu zungenbrecherischen Wortkombinationen wie beispielsweise Atxabiribil, pantxineta, oder ikastetxeat (= Schulzentrum) führt – und bewirkt, dass sich unsere Navigationsdame bei der Nennung von Ortsnamen und Straßenbezeichnungen anhört, als habe sie einen Knoten in der Zunge – eine immer wiederkehrende Quelle der Heiterkeit.

Die Anfahrt zum Campingplatz verlief mitten durch die Stadt, mit dem Gespann waren so auch viele Engpässe wie zugeparkte Fahrbahnen und Baustellen zu überwinden. Und wenn einem dann noch noch ein Bus entgegenkam, hätte man sich am liebsten in Luft auflösen wollen 😊. Aber „Mann und Material“ haben alles schadlos überstanden. Zum Schluss ging’s noch einen steilen Hügel hinauf und wir konnten einchecken. Der Platz war eher medioker, aber so ist das eben manchmal mit dem Campen.

Den nächsten Tag haben wir uns dann die Stadt angesehen. San Sebastián liegt am Golf von Biskaya, schon in den städtischen Außenbezirken wird’s gebirgig, die Pyrenäen liegen hier schließlich vor der Tür. Besondere Merkmale sind die Strände Playa de la Concha und Playa de Ondarreta sowie der durch den Fluss Urumea getrennte Surferstrand Zurriola, die alle von einer malerischen Uferpromenade gesäumt werden. In der gepflasterten Altstadt (Parte Vieja) grenzen luxuriöse Boutiquen und Souvenirläden an beliebte Pinxtos-Bars. „Pinxtos“ (sprich: Pintschos) entsprechen landläufig den in Spanien üblichen Tapas, gehen jedoch geschmacklich und hinsichtlich ihrer Vielfalt weit über diese hinaus. Rustikal formuliert handelt es sich um kreativ zusammengestellte Happen auf Brotstücken, die von diversen Fischvarianten über Gemüsemixturen zu Fleisch reichen. Kenner sollen ein Pinxto mit zwei Bissen verspeisen. Nichtkenner fragen sich, wie man auf die Häppchen mehr als zwei Bissen verwenden kann 🤔. Für uns wurde schnell klar, dass man tief die Tasche greifen muss, wenn man davon satt werden will – zumindest in der Altstadt San Sebastians. Aber gut geschmeckt haben sie allemal.

Die Stadtstrände sind wirklich toll. Sie sind sehr breit und bieten so ungemein viel Platz, und zwar sowohl für den normalen Badegast wie auch für die Wellenreiter. Die Stadt selber hat definitiv schöne Plätze und eine beeindruckende Fülle an Pinxtos-Bars. Aber wenn der Lonely-Planet-Reiseführer meint, dass man sich in diese Stadt „nur unsterblich verlieben“ könne, dann müssen wir diese Aussage mit einem etwas hilflosen Achselzucken kommentieren. Na ja, die Liebe ist ja in ihrer Vielfalt unergründlich …

Arcachon – nicht nur für Austernfreunde

„Arcachon“ steht eigentlich sinnbildlich für 10 Gemeinden, die sich am nahezu dreieckigen Bassin, das das Delta der Leyre ausgeformt hat, angesiedelt haben und die in erster Linie vom Tourismus und von der Austernzucht leben. An dem ca. 90 km langen Küstensaum des Bassins gibt es über 300 Austernzuchtunternehmen, die bis zu 10.000 Tonnen dieser Meeresfrucht produzieren. Vom Fischfang mal gar nicht zu reden. Die Touristen schätzen außer dem kulinarischen Angebot die unendlich langen Strände, 220 km Fahrradwege und 84 km Wanderwege.

Und das ganze Panoptikum spült offensichtlich viele Euros in die Kassen. Wir waren überrascht, wie mondän sich Arcachon gibt. Lange Strandpromenade mit zwei Pieranlagen, wo auch die Betuchten flanieren; vielfältige und qualitativ hochwertige Shoppingmöglichkeiten, toller Stadtpark, reichhaltiges Restaurant- und Vergnügungsangebot inklusive Spielkasino. Hin und weg waren wir von einem Stadtviertel, wo sich alte Villen und Herrenhäuser mit großzügigen Gartenanlagen aneinanderreihen. Chapeau!